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Peter L. Opmann 08.02.2019 19:57

Hey, das 500. Posting (liegt hinter uns). Jetzt geht's um

Spinne (Williams) 114

Erscheinungstermin: 7/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 113
2) Mighty Thor # 138

Story-Titel:
1) Man nennt den Doktor… Octopus!
2) ohne Titel (Die Flammen des Kampfes!)

Original-Storytitel:
1) They call the Doctor… Octopus!
2) The Flames of Battle!

Zeichnungen:
1) John Romita / Tony Mortellaro / Jim Starlin
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45838.jpg

Gerry Conway zieht neue Saiten auf. Er führt Neuerungen in der Handlung ein – mir sind zwei Dinge aufgefallen: Die Spinne wird zu einem gehandicapten Helden; wie sich herausstellt, hat Peter Parker ein Magengeschwür, das ihm vor allem im Kampf kaum erträgliche Schmerzen bereitet. Vorher hatte er immer nur Schnupfen und Grippe, die ihm seine Spinnenkräfte raubten. Der gehandicapte Held erinnert mich an die großen Western von Howard Hawks, vor allem „Rio Bravo“. Und ein Zweites: Erstmals wird in dieser Ausgabe ein Gangster im Rahmen eines Bandenkriegs erschossen. Das ist ein Motiv aus dem Genre der Hard-boiled-Krimis und kam in Marvel-Comics bisher nicht vor. Conway repräsentiert also eine neue Autorengeneration, die die Grenzen des bisher Möglichen verschieben möchte. Vielleicht ist diese Episode ein erster Schritt hin zum Tod von Gwen Stacy.

Trotz der etwas brutaleren Gangart ist das insgesamt ein konventionelles Spinne-Abenteuer. Es gibt auch Elemente, die man gut kennt, etwa die Probleme von Peter mit seinem Spinne-Kostüm (Doc Ock hat ihm die Maske vom Kopf gerissen, seine wahre Identität aber doch nicht zu sehen bekommen, und Peter muß sich nun mit einer Maske aus dem Kostümverleih behelfen) oder der Konflikt zweier Gangsterbosse, die beide die Oberherrschaft in New York anstreben (Ock und Hammerkopf – ich frage mich wieder: Wo bleibt da Kingpin?). Zeichner John Romita erreicht trotz Unterstützung durch zwei Inker wieder nicht die Klarheit und Brillanz wie beim Gibbon-Zweiteiler, aber ich habe an seiner Grafik nichts wirklich auszusetzen. Auffällig ist, daß er sehr stark mit der Größe der Panels variiert. Manchmal verwendet zehn Panels auf einer Seite, dann wieder nur drei.

Sobald Ock aufgetaucht ist, sucht eine rätselhafte Schwäche die Spinne heim, wodurch sie sich seines Angriffs nur mühsam erwehren kann. Das wird erst im Nachheinein erklärt, nämlich durch das Magengeschwür. In dem Moment, als sie demaskiert wird, verklebt sie Ock die Brille, so daß sie unerkannt flüchten kann. Ock schleudert die Maske wütend weg. Ausgerechnet Randy Robertson findet sie und bringt sie natürlich seinem Vater beim Daily Bugle. Jetzt kommt die Szene, in der einer der Gangster dran glauben muß. Ock hatte ihn beauftragt, einen Nachtclub auszuspähen, der mit dem neuen Gangsterkönig Hammerkopf (der Name spielt tatsächlich auf seine Kopfform an) in Verbindung steht. Hammerkopf läßt den gegnerischen Spion von einem seiner Leute abknallen; es wird deutlich, daß er Ock eine Falle stellen will.

Dr. Octopus stattet Hammerkopfs Leuten in dem Club einen Besuch ab, mischt sie auf und zeigt Hammerkopf, daß ihn die Falle kein bißchen beeindruckt. Peter Parker schleppt sich inzwischen nach Hause, träumt von Tante May (die ja immer noch verschwunden ist) und wird von Gwen geweckt. Harry Osborn hat bereits einen Arzt geholt, den schon lange bekannten Dr. Bromwell, der zielsicher das Magengeschwür diagnostiziert – vom Spinnenkostüm, das Peter unter seinem Hemd trägt, bekommt er dagegen nichts mit. Bromwell verordnet zunächst Tabletten. Wie oft, wenn er den Grund seiner Schlappheit kennt, rappelt sich Peter wieder auf und entwickelt die Fotos, die er von seinem Kampf mit Ock gemacht hat. Jonah Jameson ist zufrieden. Er zeigt Peter die Spinnenmaske und sieht darin das Zeichen, daß die Spinne am Ende ist.

Peter trifft Betty Brant und Ned Leeds; Ned erzählt, Tante May sei bei einem Dienstbotenservice an der Lower East Side aufgetaucht. Peter macht sich sofort auf den Weg. Dabei wird er aber, natürlich in Gestalt der Spinne, wieder von Doc Ock angegriffen. Wieder kann sich die Spinne wegen des Magengeschwürs kaum wehren. Sie lockt Ock aber an einen bestimmten Ort. Dort befindet sich die Apparatur, die am Ende des letzten Hefts einer von Ocks Leuten trug und seine Kärfte vervielfachte. Als die Spinne sie angelegt hat, kann sie Ock k.o. schlagen. Das bringt sie aber selbst an den Rand ihrer Kräfte. Da erscheint Hammerkopf mit zwei Bandenmitgliedern auf der Bildfläche.

Das Cover dieser Ausgabe erfaßt man nicht auf den ersten Blick. Wir sehen die Spinnenmaske, vermutlich im Büro von Jonah Jameson an die Wand gepinnt, und davor einen Zeitungsausriß, in dem es um den Kampf zwischen Spinne und Ock geht. Nichtsdestotrotz ein ungewöhnliches und wirkungsvolles Motiv. Der Spider-Man-Film von 1977 wird nun nicht mehr beworben. Es ist also Platz für ein Doc-Ock-Miniposter aus Ditko-Zeiten, eine Kleinanzeigen-Seite und wieder mal für die Sea-Monkeys-Werbung.

jakubkurtzberg 09.02.2019 08:12

Das Cover wurde übrigens nachträglich (in den USA) bearbeitet. In der Ursprungsversion grinst Doc Ock, siehe Hit Comics Die Spinne Nr. 250.

Peter L. Opmann 09.02.2019 09:03

"Finde die 10 Fehler im Bild!"

Peter L. Opmann 10.02.2019 07:56

Ein Kommentar zu Spinne # 114:

Zitat:

Deine Spidey-Rezi läuft ja ein bisschen über von "New Hollywood"-Anspielungen. Die Idee mit der Plastikmaske fand ich ganz nett. Das hatte es in ähnlicher Weise aber schon mal mit einer Papiertüte (!) gegeben.

Phantom 10.02.2019 13:03

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 582294)
Spinne (Williams) 114

Das Cover mit dem Zeitungsausschnitt und der Spinnenmaske finde ich auch sehr gelungen. Wie überhaupt John Romita in dieser Phase meist noch sehr effektvolle Cover zeichnet. Leider erkennt man die Maske in der Williams-Fassung erst auf den zweiten Blick, weil der Zeitungsausschnitt etwas größer ist als im Original und die Augen der Maske weiter verdeckt. Bei der Kolorierung wurde auch etwas geschlampert; links oben neben dem Logo gibt es eine gelbe Ecke, die rot sein müsste, rechts neben dem grünen Kreis gibt es eine rote Ecke, die gelb sein müsste. Unten gibt es auch ein paar gelbe Striche, die da nichts zu suchen haben. Na gut, das ist vielleicht etwas pingelig.

Zitat:

Jetzt kommt die Szene, in der einer der Gangster dran glauben muß. Ock hatte ihn beauftragt, einen Nachtclub auszuspähen, der mit dem neuen Gangsterkönig Hammerkopf (der Name spielt tatsächlich auf seine Kopfform an) in Verbindung steht. Ock verspricht dem Spion eine „Belohnung“, die ihm ein anderer Gangster in Form einer Bleiladung zukommen läßt. Eine äußerst zynische Vorgehensweise von Ock, die etwas verschenkt ist, weil niemand weiß, warum er so handelt. Er ist einfach der Abgebrühteste.
Da muss ich jetzt aber Doc Ock verteidigen. Nicht Ock lässt den Gangster erschießen, sondern Hammerkopf. Ocks Gefolgsmann Bernie wurde von Hammerkopfs Bande überredet (mit Geld oder Zwang), Ock in eine Falle zu locken; nachdem Bernie das gemacht hat, wird er erschossen. Diese drei Panels gefallen mir in der Story eigentlich am besten; die Kaltblütigkeit wird souverän verdeutlicht. Und andererseits zeigt diese Szene, wie unrealistisch diese Superheldensachen damals waren (kann sich natürlich etwas geändert haben; ich verfolge seit über 30 Jahren keine Superheldencomics mehr): gegen die Spinne wurde fast immer mit Fäusten (oder Tentakeln) gekämpft, also ein bisschen wie am Schulhof, wo doch auch damals New York schon mit Schusswaffen überflutet war. Wenn dann mal Realität durchblitzte, war das gleich schockierend.

Noch ein paar Nachlässigkeiten bei der deutschen Bearbeitung: auf Seite 19 bleibt in Panel 3 eine Sprechblase leer. Auf Seite 5 in Panel 3 ist nach dem Wort "Schutzschild" ein Sternchen, es gibt aber keine Auflösung dazu (im Original ist am unteren Rand des Panels ein Hinweis auf die vorherige Ausgabe). Und auf Seite 22 im letzten Panel sagt Spidey "oboy", das wurde mit "O Mutter" übersetzt, wie kann man denn darauf kommen? Oder hat man das in den Siebzigern im vornehmen Hamburg so gesagt, wenn man bei uns in Franken "Schei*e" rief?

thetifcat 10.02.2019 13:53

Stimmt. Da war DC weniger zimperlich. Da mordete sich Batman und Superman schon in ihrer Anfangszeit durch die Verbrecher. Und die Verbrecher waren gegenseitig noch weniger christlich. Da tötete Joker, Fragezeichenmann und der Pinguin monatlich. War also schon mal was Besonderes in einem Marvel Heft. Marvel wurde da erst mit Conan Anfang der 70er und dem Punisher erwachsen.

PS: Für alle mit schwachen Magen - die zweite Punisher Serie ist das brutalste was je marvelig lief (Stichwort Gym-Szene). Von solchen ungeschnittenen Szenen konnten wir in den 80er und auch 90er nur träumen oder bootlegen.

EC-Fan 10.02.2019 15:39

Zitat:

Zitat von thetifcat (Beitrag 582360)
Stimmt. Da war DC weniger zimperlich. Da mordete sich Batman und Superman schon in ihrer Anfangszeit durch die Verbrecher.Da tötete Joker, Fragezeichenmann und der Pinguin monatlich.

Da hast du meiner Meinung nach aber ein "Zeitproblem" ,in den 60iger und 70iger Jahren war DC sehr harmlos.

Peter L. Opmann 10.02.2019 16:58

Tut mir leid, wenn ich die Gangster-Szene falsch interpretiert habe. Ich habe mich stark an Ocks Aussage aufgehängt: "Du bekommst eine Belohnung." Jedenfalls gab es einen solchen amoralischen Mord vorher in der Serie nicht.

Ich denke auch, daß Marvel damit DC in dieser Phase voraus war. Marvel war der Tabubrecher - das Kino war freilich damals schon viel weiter. Die ersten harten Krimis neuer Machart kamen etwa 1966/67. Es ist klar, daß sich die Comicredaktionen an sowas nicht rantrauten, da der Wertham-Skandal ihnen noch in den Knochen steckte.

Horatio 10.02.2019 18:11

Zitat:

Zitat von EC-Fan (Beitrag 582386)
Da hast du meiner Meinung nach aber ein "Zeitproblem" ,in den 60iger und 70iger Jahren war DC sehr harmlos.

Mir kommt hier spontan eine Batman-Story von Neal Adams in den Sinn, bei Ehapa Anfang/Mitte der Siebziger erschienen, die mit einigen grinsenden Leichen beginnt. Ich glaube, der Joker hatte da unter anderem einen Verräter und seine komplette Familie hingemacht, oder so. Fand ich gar nicht harmlos.

Peter L. Opmann 10.02.2019 19:13

Kommt drauf an, ob es Anfang oder Mitte der 70er Jahre war. Bei ASM sind wir jetzt im Jahr 1972. Natürlich hat DC sofort nachgezogen, wenn Marvel etwas Neues machte.

Allerdings: Grinsende Leichen kann es in "House of Mystery" oder "Ghosts" auch vorher schon gegeben haben. Bei der Szene, über die wir gerade reden, geht es darum, wie ein Mord inszeniert wird. Wenn bisher in Superheldencomics jemand starb, war es tragisch oder verdient. Hier stirbt jemand aus nichtigem Anlaß.

Peter L. Opmann 12.02.2019 21:49

Leider hatte ich die letzten Tage nicht so viel Zeit, aber jetzt habe ich mir die Szene mit dem Gangster, der skrupellos erschossen wird, nochmal angesehen. Die Dialoge, die einen "Mister H." - also Hammerkopf - ins Spiel bringen, zeigen, daß ich hier wirklich falsch lag. Daher habe ich meine Besprechung etwas verändert.

Witzig: Man erwartet als Leser von heute, der einiges mehr gewohnt ist als der Leser von 1972, eine noch zynischere Wendung in der Story, als Marvel damals tatsächlich bot.

Peter L. Opmann 17.02.2019 12:08

Spinne (Williams) 115

Erscheinungstermin: 7/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 114
2) Mighty Thor # 139

Story-Titel:
1) Wer zum Teufel ist denn nun dieser Hammerkopf?
2) Zu sterben wie ein Gott!

Original-Storytitel:
1) Gang War, Schmang War! What I want to know is... who the Heck is Hammerhead?
2) To die like a God

Zeichnungen:
1) John Romita / Tony Mortellaro / Jim Starlin
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

https://comicguide.de/pics/medium/45839.jpg

Gerry Conway verleiht der Serie einen neuen Sound. Insofern war es kein Fehler, einen so jungen Autor ranzulassen. Aber manche Wendungen in der Story verraten auch, daß er noch etwas präpotent ist. Bei den Zeichnungen fällt mehr als in der vorausgegangenen Ausgabe auf, daß der zweite Newcomer, Jim Starlin, damals auch erst 23, zu einem durchgehend sauberen und geordneten Inking noch nicht fähig ist. Beim ersten Lesen habe ich beides sicher nicht wahrgenommen, aber ich fand die Serie in dieser Phase nicht mehr so gut wie zu Gibbon-Zeiten.

Im wesentlichen geht es hier wohl darum, die neue Schurkenfigur Hammerkopf richtig einzuführen und eine neue Idee auszuarbeiten, nämlich daß die Spinne von Tante May k.o. geschlagen wird – grundsätzlich eine originelle Idee. Es stellt sich beide Male die Frage der Kräfteverhältnisse. Hammerkopf hat durch eine für ihn zwar lebensrettende, aber reichlich bizarre medizinische Operation einen metallisch verstärkten Schädel erhalten. Aber damit ist er höchstens unempfindlicher gegen Schläge der Spinne als Normalmenschen, keinesfalls kräftemäßig überlegen. Tante May zerdeppert eine Blumenvase auf dem Kopf der Spinne und schickt sie dadurch ins Reich der Träume. Im Ernst? Da müßte die Spinne ja in ihren zahllosen Kämpfen, in denen sie es nicht mit einer herzinfarktgefährdeten alten Dame zu tun hatte, sehr oft bewußtlos geworden sein. Man könnte zwar annehmen, daß sie durch ihr Magengeschwür geschwächt sein könnte, dieses Handicap wird hier aber nur noch einmal am Rande erwähnt.

Conway war sicherlich ein großer Fan von Gangsterfilmen. Die Hammerkopf-Bande wie auch die Handlanger von Dr. Octopus wirken ernstzunehmender als die Ganoven früherer Zeiten, die die Spinne in der Regel noch vor dem Frühstück ausschalten konnte. Vor der Konfrontation von Ock und Hammerkopf bringt sie sich durch einen blitzschnellen Sprung vom Dach in Sicherheit, taucht aber gleich wieder auf, um beide Gruppen anzugreifen. Ein Schlag gegen Hammerkopf bringt jedoch trotz der Apparatur von Ock, die sie trägt, nichts. Er will sie kurzerhand umlegen; das verhindert aber der wieder aufgewachte Ock, der seinem Rivalen diesen Triumph nicht gönnt. Nur ein Streifschuß trifft die Spinne an der Stirn, der sie aber bewußtlos werden läßt. Beim Abgang reagiert sich der Tentakelmann an einem Gangsterauto ab.

In ihrer Ohnmacht träumt die Spinne einen Rückblick auf Tante Mays Verschwinden zusammen und wacht in Hammerkopfs Hauptquartier wieder auf. Angeblich ist sie noch zu schwach, um den Kampf aufzunehmen oder zu fliehen. Hammerkopf nutzt die Gelegenheit, um ihr seine „Entstehung“ zu erklären. Da er meint, sie sei für Ock wertvoll, bietet er ihr seinerseits eine Zusammenarbeit an. Die Spinne will ein wenig Zeit schinden, weil sie fühlt, daß es ihr allmählich wieder besser geht. Aber da erfährt Hammerkopf, daß Ock gerade ein Häuschen in Westchester (nicht in England, ist wohl ein Stadtteil von New York) aufsucht, in dem sich eine „alte Schachtel“ befindet. Näheres dazu erfahren wir nicht, aber Hammerkopf findet das bedeutungsvoll und eilt mit zwei seiner Leute dorthin. Die Spinne ihrerseits ahnt sofort, daß die alte Schachtel Tante May sein muß – sie hatte schließlich mit Ock schon mal als Mieter zu tun. Sie bleibt unter Bewachung zurück, kann die Gangster aber nun relativ problemlos ausschalten und macht sich ebenfalls zu dem Haus auf.

Jetzt wird, nicht so elegant, wie Stan Lee das konnte, eine Episode aus Peter Parkers Umfeld eingeblendet. Gwen unterhält sich an der Uni mit Professor Warren über die verschwundene Tante May. Auf dem Campus trifft sie dann Flash Thompson, der sich gleich wieder an sie ranschmeißen will, aber von ihr züchtig auf Distanz gehalten wird. Der Schluß dieser Folge ist die Vase, die am Kopf der Spinne zerschmettert wird, und Tante May ruft tatsächlich Dr. Octavius zu Hilfe, weil sie fürchtet, die Spinne umgebracht zu haben.

Man sieht, daß Conway unter Verzicht auf Glaubwürdigkeit der Story Dynamik verleiht. Mal ist die Spinne geschwächt oder bewußtlos in der Gewalt von Gangstern, mal schlägt sie ganz munter zurück. Am Ende sorgt er dafür, daß sich Ock, Hammerkopf und die Spinne in Tante Mays Wohnung treffen, ohne das zufriedenstellend zu begründen. Das liest sich durchaus ganz nett, aber als Erwachsener kauft man dem Autor diese Aufs und Abs und das Hin und Her nicht mehr so ohne weiteres ab. Außerdem bilden Romita und seine beiden Assistenten hier, wie schon erwähnt, nicht mehr ein so versiertes Team, wie es schon gewesen war. Dazu kommen Fehler und Nachlässigkeiten in der Farbgebung, die wohl dem Bildschriftenverlag anzulasten sind. Das alles war für mich als Junge noch kein Grund, mich von dieser Serie zu verabschieden. Diesmal gibt es im übrigen nur eine redaktionelle Seite, ein Minimarkt mit mir wieder mal ausnahmslos unbekannten Namen.



Horatio 17.02.2019 15:14

Nachtrag zum Thema „DC der 60er/70er harmlos?“ (bin leider nicht früher dazu gekommen):

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 582396)
Kommt drauf an, ob es Anfang oder Mitte der 70er Jahre war. Bei ASM sind wir jetzt im Jahr 1972. Natürlich hat DC sofort nachgezogen, wenn Marvel etwas Neues machte.

Allerdings: Grinsende Leichen kann es in "House of Mystery" oder "Ghosts" auch vorher schon gegeben haben. Bei der Szene, über die wir gerade reden, geht es darum, wie ein Mord inszeniert wird. Wenn bisher in Superheldencomics jemand starb, war es tragisch oder verdient. Hier stirbt jemand aus nichtigem Anlaß.

Nachdem ich es nun nachgeprüft habe, stelle ich fest, dass ich zwei Geschichten zusammengewürfelt habe, zum Einen „Der Joker läuft Amok“ von Denny O’Neill und Neal Adams aus Superman Batman 23/1974 (im Original Batman 251, September 1973, eine der großen Batman-Klassikergeschichten), und die Anfangsszene mit der ermordeten Familie aus „Spiel mit gezinkten Karten“ von Bob Haney und Jim Aparo aus Superman Batman Nr. 13/1974 (Original aus The Brave and the Bold 111, März 1974).

Peter L. Opmann 17.02.2019 15:34

Danke für den Hinweis. Wenn jemandem noch eine "harte Szene" bei DC in 1972 oder früher einfällt, mag er sie gern hier reinschreiben. Mir geht es nicht darum, recht zu behalten.

Dazu paßt aber vielleicht auch eine Bemerkung meines anonymen Freundes, den ich hier öfters zitiere. Wir reden gerade über Curt Swan, den ich natürlich nur sehr vage kenne.

Zitat:

Curt Swan hatte viele starke Phasen. Ich halte ihn für einen Meister der amerikanischen Harmonie. Ähnlich wie Rockwell bildet er amerikanische Idylle ab, unter der gütigen Obhut von Superman. Aliens wirken bei ihm immer etwas deplatziert, was aber ja durchaus passend ist. An Schurken hat er weniger Spaß, weswegen er die schrulligeren Figuren wie Prankster, Bastler oder Terraman ganz gerne mochte.

Phantom 17.02.2019 19:20

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 582769)
Spinne (Williams) 115

Mir fällt als erstes die ungewöhnlich große (1/4 Seite) Anzeige von Norbert Hethke auf der Mini-Markt-Seite auf. Könnte sein, dass ich da zum ersten Mal den Namen Hethkes gelesen hatte. (Am Kiosk bekam ich auch zufällig mal ein Akim-Heft von Hethke, das müsste ungefähr zur selben Zeit gewesen sein, also 1978/79.)

Die Story muss ich damals auch gelesen haben, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Aus heutiger Sicht verstehe ich immer noch einige Plot-Einfälle nicht: Welchen Sinn hatte die Idee, die Spinne ihre Maske "verlieren" zu lassen, so dass sie ein paar Ausgaben lang diese Plastikmaske "ohne Augen" trägt? Und welchen Sinn hatte dieses "Wunderschild" von Doc Ock, das die Spinne bis Seite 7 trägt und von dem danach keine Rede mehr ist? Oder dieses drehbare Büro, welchen Vorteil hat das eigentlich?

Dass der Spinnensinn nicht anschlägt, weil es ja Tante May ist, die da mit unglaublicher Kraft den Krug oder die Vase auf den Kopf der Spinne schlägt, kaufe ich den Autoren auch nicht ab. Aber natürlich ist es ein netter Cliffhanger, sei's drum.

Hammerkopf erinnert mich etwas an Figuren aus Dick Tracy, Myrna an Frauenfiguren von Will Eisner oder Milton Caniff. Vielleicht etwas zu viele Zutaten.

Hat eigentlich Kirsten Isele in dieser Zeit die Spinne übersetzt? Mir fällt auf, dass die Übersetzungen im Vergleich zu den frühen Ausgaben, die Hartmut Huff übersetzt hatte, insgesamt besser lesbar geworden sind. Wenn der wörtlich übertragene deutsche Text zu lang oder zu gestelzt geworden wäre, hat man einfach mal einen Halbsatz weggelassen oder einfach freier übersetzt. Insgesamt trotzdem für die damalige Zeit vorbildlich werkgetreu (im Vergleich zu vielen anderen Verlagen, wo oft einfach nur irgendwie die Sprechblasen gefüllt wurden). Mir fielen beim schnellen Vergleich nur ein paar "lässliche Sünden" auf, z.B. wurde "terrific" (= [im gegebenen Kontext] großartig) mit "furchtbar" (=terrible) übersetzt, "outasite" (= Slangausdruck der damaligen Zeit, ungefähr "klasse") mit "hier draußen", weil outasite (wörtlich "out of sight") wohl mit outside verwechselt wurde. Und auf Seite 14 oben wird aus "Bennie" der Name "Bernie" (der wurde aber im letzten Heft schon erschossen). Aber auf diese ganzen Gangsternamen hat vermutlich sowieso keiner genau geachtet (wobei ich "Ernie" und "Bert" [so auch im Original] ganz nett finde).

Ich habe dann noch durch die Thor-Geschichte geblättert: leider sind diese Trolle/Götter/Monster-Kämpfe für mich heute genauso unlesbar, wie sie es damals schon waren. Die Kirby-Bilder haben schon was (auch wenn Colletta die Gesichter manchmal fast völlig ausdruckslos getuscht hat), aber diese völlig unironischen Storys langweilen mich. Aber egal, es geht ja hier nicht um die Zweitgeschichten.

Peter L. Opmann 17.02.2019 20:43

Vielen Dank, Phantom. Du hast einiges ergänzt, was ich vergessen habe. Die Hethke-Anzeige wollte ich auch erwähnen. Daß die Gestalten um Hammerkopf an Vorbilder von Eisner oder Caniff und er an Dick Tracy erinnern, ging mir auch mal durch den Kopf, aber ich dachte mehr an James Cagney.

Das Wunderschild trägt dazu bei, daß die Spinne mal ordentlich zuschlagen kann und dann wieder erbärmlich schwach ist - so wie's der Autor in unterschiedlichen Szenen halt braucht. Ob die Maske aus dem Kostümverleih eine tiefere Bedeutung hat, darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber Du hast recht - anscheinend nicht.

Was Kirsten Isele betrifft: Seit ein paar Heften ist ja ungeklärt, ob in den Credits die Redakteurin oder die Lettererin genannt werden soll. Die Redakteurin steht auf jeden Fall im Impressum. Wer übersetzt, wird schon länger nicht mehr angegeben, aber ich habe angenommen, das fällt mit in den Aufgabenbereich von Kirsten Isele.

"Thor" lese ich auch ein bißchen mit. Im Prinzip gebe ich Dir recht, aber ich finde diese dramatischen Verwicklungen (Thor wird von Loki ausgetrickst; Thor fällt bei Odin in Ungnade; Thor stirbt und wird wieder zum Leben erweckt; Jane Foster wird so allmählich von Sif verdrängt) auch spannend. Das ist nach meinem Eindruck mehr Melodram als in den anderen Marvel-Superheldenserien. Ich werde relativ bald mit der "Spinne" aufhören, wohl wenn Ross Andru kommt. Vielleicht lese ich dann "Thor" mal kontinuierlich. Da kam Williams ja witzigerweise genau bis zur # 150.

Peter L. Opmann 18.02.2019 16:07

Spinne (Williams) 116

Erscheinungstermin: 8/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 115
2) Mighty Thor # 139

Story-Titel:
1) Der letzte Kampf!
2) Zu sterben wie ein Gott!

Original-Storytitel:
1) The last Battle!
2) ohne Titel (To die like a God!)

Zeichnungen:
1) John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

https://comicguide.de/pics/medium/45840.jpg

Gerry Conway bringt eine turbulente Story (drei oder, wenn man will, vier Teile) mit Anstand zuende. Vielleicht half Redakteur Roy Thomas, darüber läßt sich aber nichts sagen. Stan Lee war vermutlich nicht mehr beteiligt. Die Story hat manche Schwächen, über die ich mich schon oben ausgelassen habe, aber alles in allem finde ich sie nicht so schlecht. Das Ende kommt nicht abrupt, sondern ist ziemlich gut ausgearbeitet. Im Verlauf gibt es auch keine Brüche oder zu heftige Rhythmuswechsel. Man konnte Conway ohne gravierende Bedenken die Serie übergeben.

Was die Zeichnungen betrifft, habe ich mir nochmal klargemacht, daß John Romita sowohl gepencilt als auch geinkt hat und sich beim Inking lediglich helfen ließ (diesmal nur durch Tony Mortellaro). Man kann also nicht alles auf den Inker schieben, sondern Romita hatte auch Durchhängerphasen oder zu viel Zeitdruck. Die Grafik gefällt mir wieder etwas besser als beim letzten Mal, aber Romita konnte eindeutig mehr.

Die Ausgangssituation, daß nämlich die Spinne besinnungslos vor Tante May liegt, wird nicht weiterverfolgt, obwohl sich da im Prinzip interessante Möglichkeiten ergeben hätten. Aber Conway konfrontiert beide Figuren ja am Ende nochmals. Jetzt bricht erstmal Hammerkopf mit seinen Leibwachen ins Haus ein, und die Situation wechselt zu einem Zweikampf zwischen ihm und Ock – der letztlich unentschieden ausgeht. Ock hat das Haus mit Betäubungsgas und Laserstrahlen präpariert. Erst dann blicken wir noch einmal auf die Spinne und Tante May. Sie erwacht und schleppt sich davon. Die alte Dame ist erstarrt, nimmt aber all ihre Kraft zusammen, um die Polizei zu rufen. Ock kommt gerade rechtzeitig, um ihr das auszureden.

Schnitt. Auf der Suche nach Peter Parker besucht Gwen die Redaktion des Daily Bugle. Ned Leeds weist sie auf das Haus in Westchester hin. Dort schaltet sich die Spinne wieder in den Bandenkrieg ein, greift Hammerkopf an, wird aber von ihm so heftig in den Magen gerammt (Magengeschwür!), daß ihr Elan gleich wieder weg ist. Inzwischen treffen Joe Robertson und Ned vom Bugle mit Gwen beim Haus ein. Kurz darauf läuft die Spinne Doc Ock über den Weg und ist gesundheitlich wieder soweit hergestellt, daß sie Ock nach Strich und Faden verprügeln kann. Dafür hat sie ein Motiv: Sie ahnt, daß er wieder Tante May zu seiner Tarnung benutzt. Als Ock am Boden liegt, steht sie jedoch plötzlich der alten Dame persönlich gegenüber, die eine Pistole auf sie richtet und entschlossen ist abzudrücken (um Ock zu schützen). Der Schuß geht freilich daneben. Nun nähern wir uns dem Ende der Saga. Hammerkopf hat sich davongemacht; Ock wird von der Polizei in Empfang genommen, die ihm seine Tentakel abnimmt. Er bespricht sich noch kurz mit Tante May; den Inhalt des Gesprächs bekommen wir aber zunächst nicht mit. Peter Parker taucht wieder auf; für sein Verschwinden und Wieder-Auftauchen hat er nur eine sehr schwache Entschuldigung: Er habe sich verlaufen.

Am Ende verkündet Tante May, sie habe zugesagt, Ocks Haushälterin zu werden. Peter kann sie nicht davon abbringen – alles, was über Ock erzählt wird, sei nicht wahr. Ganz zum Schluß sehen wir noch Hammerkopf im Flugzeug abheben (Businessclass vermutlich). Er kündigt an, wiederzukommen, wenn Ock aus dem Gefängnis entlassen wird. Beide kehren offenbar tatsächlich in ASM # 157 zurück, also erst etwa vier Jahre später.

Wir haben in diesem Heft wieder einen Minimarkt (wieder mit viertelseitiger Hethke-Anzeige) und eine Leserbriefseite. Es geht um die nicht angekündigte „Krieg der Sterne“-Serie (Heft # 1 tauchte überhaupt nicht auf) und um Gil Kane, der ein schlechterer Zeichner sei als John Romita (wobei die Redaktion zustimmt). Andere loben das gute Papier im Vergleich zu USA, sehen die Marvels den Titeln von Ehapa überlegen, und ein Vorsitzender eines Superman-Fanclubs (!) versucht sogar, das Problem des Phasenvertriebs zu umgehen, indem er bittet, ihm Ausgaben aus dem Norden privat nach Bayern zu senden. Nach meinem Eindruck wirken die Leute insgesamt etwas besser informiert über Herkunft und Produktion der Williams-Comics als bisher.



Marvelianer 19.02.2019 08:32

Das HinSchicken von Norddeutschland nach Bayern habe ich bei den Condor Marvels damals praktiziert.

Peter L. Opmann 23.02.2019 08:58

Spinne (Williams) 117

Erscheinungstermin: 8/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 116
2) Mighty Thor # 140

Story-Titel:
1) Der Schläger schlägt zu!
2) Crescendo kommt!

Original-Storytitel:
1) Suddenly… the Smasher!
2) The growing Man!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee / Gerry Conway
2) Stan Lee

http://www.comicguide.de/pics/medium/45841.jpg

Stan Lee ist zurück, obwohl er weg ist. Spezialisten dürften im Bilde sein, was ich sagen will. Für die anderen: Marvel greift hier auf eine ältere Story zurück, nämlich die aus dem Magazin „Spectacular Spider-Man“ # 1, und Gerry Conway arbeitet sie ein wenig um. Keine Ahnung, warum. Hatte er keine Zeit, sich eine neue auszudenken? Sollte SSM nach der raschen Einstellung der Serie wiederverwertet werden (nur nichts verkommen lassen)? Was Conway tut, ist, die Story in die aktuelle Continuity einzufügen. Peter hat ja nun ein Magengeschwür; Gwen ist öfters mit Flash Thompson zusammen; die Spinne trägt eine Plastikmaske aus dem Kostümverleih und so weiter. Ärgerlich, daß der Druck bei Williams sehr zu wünschen übrig läßt. Das Schwarz ist sehr verwaschen und kleistert alle feinen Schraffuren von Jim Mooney zu. „Spinne“ # 253, die vorletzte bsv-Ausgabe, ist da eindeutig vorzuziehen. Zudem heißt der Smasher dort nicht lahm „Schläger“, sondern „Killerfaust“ – vielleicht hatte bsv auch den besseren Übersetzer (das habe ich aber nicht näher untersucht).

Es wurden also einzelne Panels neu gezeichnet, teils um die Bilder zu modernisieren, teils um inhaltlich die Verbindung zur Serie herzustellen. Aus der längeren Magazin-Story wird ein Dreiteiler. Wir haben jedenfalls wieder eine richtige Stan-Lee-Story vor uns. Die Einleitung ist ausladend und verwickelt. New York befindet sich im Wahlkampf; Richard Raleigh tritt als konservativer Law-and-Order-Mann als Bürgermeisterkandidat an. Schon bricht aber der Schläger, ein Drei-Meter-Mann in einem einfallslosen Kostüm, durch sein riesiges Wahlkampfplakat, will die Plakatkleber in den Tod stürzen lassen und greift die Spinne an, die rein zufällig vorbeigekommen ist. Während sie die Arbeiter rettet, macht sich der Schläger aus dem Staub. Die Spinne zuckt die Schultern und holt sich erstmal ihre Maske aus dem Büro von Jonah Jameson zurück. Kurz darauf ist Peter Parker erneut auf dem Weg zum Daily Bugle, um Jameson seine Fotos von Doc Ock und Hammerkopf (letzte drei Ausgaben) zu bringen. Dabei trifft er Harry Osborn und Mary-Jane Watson. MJ bekennt sich als Fan von Richard Raleigh – Peter ist skeptisch.

Mit seinen Fotos kommt Peter zu spät – JJJ will nur noch Bilder von der neuesten Sensation: dem Schläger. In der Redaktion wird gerade ein Auftritt von Raleigh im Fernsehen verfolgt. Was man da nicht sieht: Im Studio löst sich ein Gangsterboß aus den Kulissen und warnt Raleigh, es mit Law and Order nicht zu übertreiben. Der läßt sich aber nicht einschüchtern. Die Spinne sucht inzwischen in der nächtlichen Stadt ein bißchen nach dem Schläger, gibt aber auf. Sie verwandelt sich in Peter Parker und stattet Gwen einen Besuch ab. Sie versichert ihm, Flash Thompson bedeute ihr rein gar nichts. Dann treffen sich die beiden mit MJ, die eine Wahlkampfveranstaltung von Raleigh verfolgen will. Während Jameson dort eine lange und wirre Rede hält, klingelt plötzlich Peters Spinnensinn. Er erkennt, daß die Decke des Saals herabzustürzen droht. Peter entschuldigt sich, kappt die Stromversorgung des Gebäudes und versucht im Dunkeln ohne Kostüm, die Decke mit Spinnennetz zu halten. Es klappt aber offenbar nicht – das Saalpublikum (einschließlich Gwen) schwebt in Lebensgefahr. Cliffhanger!

1978 hatte ich keine Ahnung, daß ich keine Original-ASM-Episode vor mir hatte, sondern sozusagen ins Jahr 1968 zurücksprang. Es ist aber offensichtlich, daß dieser Comic besser gezeichnet ist als die vorherigen Ausgaben, was wohl hauptsächlich Jim Mooney zu verdanken ist. Lees Story mit ihren politischen Untertönen wirkt ambitioniert, aber da warte ich mal ab, bis ich die nächsten beiden Ausgaben gelesen habe. Der Schläger scheint mir eher ein 08/15-Schurke zu sein, aber da muß ich wohl auch den Ausgang der Geschichte berücksichtigen. Schade, daß der Druck so schlecht ist. Man sieht aber beim Vergleich mit der bsv-Ausgabe, daß es eine gute Idee war, das Cover nachzubearbeiten. Es gewinnt durch den Verzicht auf die Einkästelung. Die Leserbriefseite aus „Spinne“ # 116 wird wiederholt, sonst tut sich redaktionell nichts.

FrankDrake 23.02.2019 09:44

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583098)
vielleicht hatte bsv auch den besseren Übersetzer (das habe ich aber nicht näher untersucht).


Genau das habe ich über die Jahre auch bei jedem einzelnen bsv Heft gedacht :lol7::lol7::lol7:

Peter L. Opmann 23.02.2019 10:18

Es war ja eine Übergangsphase, und zu dieser Zeit war bei bsv ein gewisser Reinhard Mordek am Werk.

Phantom 23.02.2019 18:22

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583098)
Spinne (Williams) 117

Spinne 116 habe ich überhaupt nicht in meiner Sammlung, und 117 habe ich nur in einem Sammelband, d.h. auch diesen Dreiteiler habe ich damals nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen. Ich hatte noch im Gedächtnis, dass es um einen Politiker im Wahlkampf geht, mehr aber auch nicht.

Zur Zeit sind fast auf jedem Cover Sprechblasen zu finden. Mir gefällt das nicht; wenn Sprechblasen nötig sind, spricht das eigentlich gegen ein gutes Cover-Design. Das Cover schummelt auch wieder; diese Szene kommt so im Heft gar nicht vor. Im Heft werden die Arbeiter zuerst gerettet, danach erst kämpft die Spinne gegen den Schläger.

Ein paar Schludrigkeiten bei der Williams-Bearbeitung, die mir aufgefallen sind:
  • Auf den Seiten 4 und 5 wechselt innerhalb von drei Panels der Spruch auf dem Wahlplakat ("unser nächster Bürgermeister" wird zu "als Bürgermeister").
  • Mary Janes Satz (über den Politiker Raleigh) "I may not buy some of his views..." (ich teile vielleicht nicht alle seine Ansichten) wird übersetzt mit "ich hab ihn zwar nur aus der Ferne gesehen..." :lol7:
  • Als Mary Jane sagt, Raleigh hätte Stil und das wäre ja das Wichtigste, antwortet Peter "darüber kann man wohl nicht streiten". Im Original sagt er so etwas wie "ich dachte immer, Inhalte würden schon auch noch zählen". Das ändert ja schon sehr die Darstellung von Peters Charakter.
Immerhin hat die Spinne jetzt ihre alte Maske wieder. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich nicht verstehe, welchen Sinn dieser Plot-Einfall mit der Ersatzmaske hatte. Vielleicht hatte man da etwas vor, was man wieder verworfen hat? Dass hier ein bisschen Politik ins Heft kommt, gefällt mir ganz gut (also ein Law-and-Order-Mann, der den Leuten billige Heilsversprechen gibt und dem plötzlich alle Leute hinterherlaufen), mal sehen, was daraus in den nächsten Heften noch wird. Die Kampfszenen mit dem "Schläger" waren aber etwas unoriginell.

jakubkurtzberg 23.02.2019 20:56

Man darf nicht vergessen, dass die Story ursprünglich nicht für die reguläre Spider-Man Serie geschrieben und gezeichnet wurde.
Zitat:

This issue adapts the first 19 pages of Spectacular Spider-Man Magazine #1. The story was heavily re-drawn and edited to fit the continuity of the time.

jakubkurtzberg 23.02.2019 21:00

Blöd war für die bsv-Leser natürlich, dass der dritte Teil der Story erst bei Williams auf deutsch veröffentlicht wurde. Denn nach dem 2. Teil in Hit Comics Spinne Nr. 254 war ja bekanntlich erstmal Schluss.

Peter L. Opmann 24.02.2019 07:53

Hey, Phantom, wenn Du die Besprechungen schreiben würdest, käme wohl noch einiges mehr dabei heraus als bei mir.

Ich war damals, soweit ich mich erinnere, gewohnheitsmäßiger Leser. Ich ging regelmäßig wöchentlich zum Kiosk, um mir die neuen Marvels zu kaufen. Von den letzten "Spinne"-Ausgaben war ich auch nicht so begeistert, aber die Serie war spannend genug, daß ich erstmal weiterlas.

"Spectacular Spider-Man" # 1 war sicher für einen Comic ungewöhnlich politisch. Durch meinen Freund lese ich gerade ein paar "Superman"-Comics aus den 60ern/70ern, und es fällt auf, daß die politische Ordnung da immer gut ist und Supes bloß den guten Politikern ein bißchen hinterherräumt. In "Spider-Man" ist die Politik sehr holzschnittartig, aber immerhin gibt's da unterschiedliche politische Strömungen, und man muß überlegen, wofür man kämpfen will.

Daß die Plastikmaske gerade jetzt wieder verschwindet, finde ich bemerkenswert. Das könnte allein damit zusammenhängen, daß die in SSM gar nicht existierte und die Zeichner nicht in jedem Panel die Augenpartie umzeichnen wollten. Aber was man mit der Maske ursprünglich vorhatte, ist mir auch schleierhaft.

Sprechblasen auf dem Cover haben mich nie gestört. Immerhin ist es ja ein Comic.

jakubkurtzberg 25.02.2019 21:06

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583150)
Sprechblasen auf dem Cover haben mich nie gestört. Immerhin ist es ja ein Comic.

Condor hat jahrelang fast alle retuschiert. Da stand dann meistens "NEU!" und "Deutsche Erstveröffentlichung!".

Peter L. Opmann 25.02.2019 21:52

Spinne (Williams) 118

Erscheinungstermin: 9/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 117
2) Mighty Thor # 140

Story-Titel:
1) Die furchtbaren Fallen des Vernichters!
2) ohne Titel (Crescendo kommt!)

Original-Storytitel:
1) The deadly Designs of the Disruptor!
2) The growing Man!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee / Gerry Conway
2) Stan Lee

http://www.comicguide.de/pics/medium/45842.jpg

Ich würde gern mal das „Spectacular Spider-Man“-Magazin sehen, das 1968 erschien, als die reguläre Serie bei den 60er Nummern war. Das Magazin war innen schwarz-weiß und ahmte das Format der Warren-Horrormagazine nach. Die Story war 52 Seiten lang, sorgfältiger als üblich gezeichnet und inhaltlich etwas anspruchsvoller. Im Internet gibt’s nur wenige Informationen darüber. 1972/73 wurde dieser Band zu einem Dreiteiler in der regulären ASM-Serie verwurstet. Der hier vorliegende zweite Teil ist voller seltsamer, unlogischer, teils auch unfreiwillig komischer Szenen, während ich den ersten Teil recht überzeugend fand. Ob das schon bei der ursprünglichen Magazinstory so war oder eine Folge der Umarbeitung durch Gerry Conway, kann ich nicht sagen.

Wir erinnern uns: Es beginnt mit einem Cliffhanger. Während einer Wahlkampfveranstaltung von Richard Raleigh droht die Decke des Saals herabzustürzen. Im Dunkeln versucht Peter Parker, das Schlimmste zu verhüten. Sein Spinnennetz kann die Decke nur kurze Zeit halten, aber das Publikum kann sich wohl rechtzeitig in Sicherheit bringen (schon verwunderlich, da es ja stockdunkel ist). Auch Raleigh ist nichts passiert. Vor dem Eingang gibt er gleich ein Fernsehinterview, in dem er seinen Feinden den Kampf ansagt. Der Fernsehreporter sieht so hippiemäßig aus, wie ihn ein amerikanisches Network sicher nie vor die Kamera gelassen hätte. Peter taucht wieder auf und gesteht Gwen, er habe sich große Sorgen um sie gemacht (was ein bißchen billig klingt). Gwen antwortet mit den denkwürdigen Worten: „Du hattest Angst um mich? O Peter, Liebster… wann wirst du’s jemals lernen?“ ‚Wir alle werden’s lernen – in „Spinne“ # 123.

Im Weitergehen entdeckt Gwen ein vermeintliches Haar an Peters Sakko (ein Frauenhaar?). Es ist aber etwas von seinem Spinnennetz. Sowohl Gwen als auch Mary-Jane, die dauernd davon schwafelt, Richard Raleigh heiraten zu wollen, schöpfen jedoch keinen Verdacht. Unvermittelt kommt ein neuer Schurke ins Bild, der Vernichter. Der Mann mit einem Helm, der sein Gesicht verdeckt, und einem Cape ist jähzornig und ungeduldig wie ein Springteufel und macht auf mich überhaupt keinen Eindruck. Man sieht jetzt, daß er mit Hilfe eines verrückten Wissenschaftlers namens Thaxton den Schläger als Verschnitt von Frankensteins Monster erschaffen hat. Thaxton sagt dauernd, daß der Schläger noch der Feinabstimmung bedarf, aber der Vernichter will ihn sofort einsetzen – oder im Fall seines Versagens vernichten. Was die Frage aufwirft: Warum vernichtet er die Spinne oder Raleigh nicht lieber gleich selbst?

Als nächstes treffen wir Jonah Jameson in seinem Club im Gespräch mit Joe Robertson und Norman Osborn an. Jonah gibt sich, wie sich letztes Mal bereits abzeichnete, als bedingungsloser Fan von Raleigh zu erkennen. Osborn bleibt dagegen reserviert. Robertson will zuhause eine Akte mit brisantem Material über Raleigh durcharbeiten. Die Spinne ist inzwischen wieder auf der Suche nach dem Schläger. Sie kommt bei einer Raleigh-Party vorbei, wo – typisch USA – Spenden für ihn gesammelt werden. Eine Gangsterbande will die Gelder an sich bringen, aber die Spinne macht sie so mühelos fertig, wie wir das von früher kennen (im Hammerkopf-Epos war es nicht mehr so).

Zwischendurch ruft Peter Tante May an – das ist eine Einfügung von Conway. Sie hütet das Haus von Doktor Octopus und ist weiter nicht davon abzubringen, daß Doc Ock ein ganz lieber Mensch sei. Und schon besucht er mit Harry, Gwen und MJ wieder einen Raleigh-Auftritt. Ganz schön politisch interessiert, die Leutchen! Aber so ist Peter wieder vor Ort, als der Vernichter mit seinen Leuten die Veranstaltung überfällt und Betäubungsgas versprüht. Peter verwandelt sich in die Spinne, kommt aber diesmal gegen die Gangster nicht an (an der Benebelung liegt’s offenbar nicht). Der Vernichter kann sich davonmachen; ob er sein Ziel erreicht hat, bleibt allerdings etwas unklar. Jedenfalls kehrt er schleunigst in sein Hauptquartier zurück, wo Thaxton immer noch an dem Schläger werkelt.

Nun gibt es aber noch eine denkwürdige Szene: Jonah Jameson trifft Raleigh für ein Interview. Der hat gerade wieder Besuch von einem Unterwelt-Mann, der ihn wie in der vorigen Ausgabe einzuschüchtern versucht – wieder ohne Erfolg. Jonah hat sichts Eiligeres zu tun, als Raleigh zu erzählen, daß sein Redakteur Robertson gerade belastendes Material gegen ihn sammelt. Gleichzeitig versichert er ihm, daß das ohnehin zu nichts führen wird (na klar!). Während das Interview beginnt, läßt der Vernichter den Schläger endgültig von der Leine. Er soll Joe Robertson kidnappen.

Also, hier gibt es einige Wendungen in der Story, die mich die Stirn runzeln lassen. Mit einem endgültigen Urteil möchte ich bis zur nächsten Ausgabe warten. Immerhin hat alles im letzten Heft ja ganz vielversprechend angefangen. Aber im Moment habe ich kein gutes Gefühl… Zum ersten Mal seit langem gibt es hier mal wieder eine Checkliste mit einer Übersicht über die Monatsproduktion, außerdem eine Kleinanzeigen-Seite. Das Backcover ist bereits seit einiger Zeit für die Sea-Monkeys-Werbung reserviert.

Peter L. Opmann 25.02.2019 22:35

Hier kann man übrigens in "The Spectacular Spider-Man" # 1 reinschauen:

www.youtube.com/watch?v=ZwcRvAEeGHI

Man sieht unter anderem, daß die Rolle von Joe Robertson ursprünglich Captain Stacy hatte (der inzwischen aus der Serie "herausgeschrieben" war), und der Vernichter war in Wirklichkeit Richard Raleigh.

Phantom 26.02.2019 09:26

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583253)
Spinne (Williams) 118

Mir geht es auch so: den ersten Teil fand ich vielversprechend, aber jetzt wird die Story seltsam. Es könnte sich alles noch zum Guten wenden, wenn die Auflösung im nächsten Heft alle Fäden zusammenführen würde, aber das wird nicht passieren.

Zitat:

Auch Raleigh ist nichts passiert. Vor dem Eingang gibt er gleich ein Fernsehinterview, in dem er seinen Feinden den Kampf ansagt. Der Fernsehreporter sieht so hippiemäßig aus, wie ihn ein amerikanisches Network sicher nie vor die Kamera gelassen hätte.
Doch: das soll Geraldo Rivera sein, damals ein bekannter Live-Reporter in NYC. Auf seiner Wikipedia-Seite gibt es auch ein Foto von ihm aus den Siebzigern.

Zitat:

Was die Frage aufwirft: Warum vernichtet er die Spinne oder Raleigh nicht lieber gleich selbst?
Das habe ich mich auch gefragt. Einzige Chance, wie man das hinbiegen könnte: der Vernichter will ein unbesiegbares Wesen, das ihm die Herrschaft über die Stadt sichert. Weil es im letzten Heft die Spinne aber nicht besiegen konnte, ist das Wesen doch nicht so unbesiegbar wie erhofft. Deswegen muss noch ein bisschen daran gebastelt werden. Daher vernichtet der Vernichter die Spinne noch nicht, als er die Möglichkeit dazu hätte (Seite 20), denn er braucht die Spinne noch, um an ihr die Unbesiegbarkeit des Monsters (nach Update) zu testen. Ok, sehr an den Haaren herbeigezogen. Aber ohne diese Erklärung wäre die Story wirklich totaler Schrott.

Mir sind noch ein paar Sachen aufgefallen:
  • Die Farben des Kostüms (und auch des Wagens) des Vernichters auf dem Cover stimmen überhaupt nicht mit den Farben im Inneren des Heftes überein. Dafür kann Williams nichts, das ist auch im Original so. Es hat wohl viel Zeitdruck geherrscht.
  • Im Mini-Markt kündigt ein gewisser Klaus Spillmann an, seine Superhelden-Sammlung aufzulösen. :floet:
  • Ebenfalls im Mini-Markt werden Mitglieder zwischen 11 und 15 Jahren für einen Marvel-Club gesucht. Leider sind weder Namen noch Adressen dazu angegeben.
  • Bei den Credits schreibt Williams "Tusche: Stan G.". Im Original steht "Coloring: Stan G." (d.i. Stan Goldberg).
  • Eine schöne Übersetzungsstilblüte: der Vernichter sagt "I have the brains, the guts ... to rule the world" (ich habe den Verstand und den Mumm, die Welt zu beherrschen). Williams macht daraus: "Ich habe die Hirne und die Innereien,..." :lol7:

Peter L. Opmann 26.02.2019 09:38

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 583270)
Doch: das soll Geraldo Rivera sein, damals ein bekannter Live-Reporter in NYC.

Das ist ja ein Ding! Aber bei der BBC habe ich tatsächlich auch Moderatoren aus den frühen 70ern mit beachtlicher Haarpracht gesehen.

Peter L. Opmann 26.02.2019 22:33

Spinne (Williams) 119

Erscheinungstermin: 9/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 118
2) Mighty Thor # 141

Story-Titel:
1) Countdown zum Chaos!
2) Die Wut von Replicus!

Original-Storytitel:
1) Countdown to Chaos!
2) The Wrath of Replicus!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee / Gerry Conway
2) Stan Lee

http://www.comicguide.de/pics/medium/45843.jpg

Die Raleigh-Geschichte ließ sich wohl nicht mehr sinnvoll abschließen. Insgesamt wirkt sie nun so, als wären möglichst viele grelle Effekte aneinandergefügt worden, um sie so spektakulär wie möglich zu machen. Aber sie passen nicht zusammen. Was haben wir hier also? Einen janusköpfigen, offenbar korrupten Politiker (aber was für Dreck er am Stecken hat, erfahren wir nicht), einen geheimnisvollen Gangsterboß im Stil von Ditkos „Herr des Schreckens“ (bei dem aber verschwommen bleibt, was überhaupt sein Ziel ist) und ein außer Kontrolle geratendes Monster; welche Rolle die Spinne in dieser Konstellation spielt, ist ebenfalls unklar – sie wird in die Ränke eher zufällig verwickelt. Alles in allem: Action, Grusel, Pseudopolitik, aber keine schlüssige Handlung.

Der Schläger (der jetzt von einer strahlenden Aura umgeben ist) will Joe Robertson ausschalten, der offenbar etwas gegen Raleigh in der Hand hat, aber die Spinne greift gerade rechtzeitig ein. Das Monster vergißt seinen Auftrag und wendet sich nun gegen die Spinne, die sich jedoch in Sicherheit bringen kann. Dafür taucht es kurz darauf vor dem Auto von Harry und MJ auf. Die beiden machen mit dem Kastenwagen – was sonst? – Wahlkampf für Raleigh. Peter und Gwen sitzen auch drin. Der Schläger verwandelt das Auto in Schrott, aber die vier Freunde bleiben unverletzt. Peter verwandelt sich wieder in die Spinne, um den Schläger endlich aufzuhalten. Zuerst platzt sie aber ins Labor von Vernichter und Thaxton; die beiden streiten sich gerade darüber, wie stark der Schläger durch die „Fernbedienung“ des Vernichters beansprucht werden kann. Seine Befehle machen das Monster schließlich vollends verrückt, es wendet sich gegen ihn und tötet ihn.

In einer Laufschrift werden wir Leser informiert, daß Raleigh die Bürgermeisterwahl so gut wie gewonnen hat. Nun kommt es zum Showdown zwischen Schläger und Spinne. Sie sucht nach dem „Knopf“, mit dem sie das Monster ausschalten kann. Und sie findet ihn. Kurz darauf stößt die Polizei auf den ausgebrannten Schläger und den toten Vernichter. Unter der Maske verbirgt sich – Richard Raleigh. Jonah Jameson, der als guter Journalist am Ort des Geschehens ist, kann es nicht fassen, ist aber davon überzeugt, daß Raleigh integer bis zum letzten Atemzug war. Die Spinne macht sich ein paar wirre Schlußgedanken („Irgendwas in Raleighs Inneren machte ihn zu dem, was er war… er ist und bleibt ein Symbol!“). Hinter der Skyline von New York taucht der Schatten des Hulk auf, der nämlich der nächste Sparringspartner der Spinne sein wird.

Man könnte nun eine ganze Reihe von Fragen stellen: Wer war Raleigh? Ein Heuchler, der die ganze Stadt hinters Licht führte, oder doch eine Lichtgestalt? Was hatte er gegebenenfalls zu verbergen (Robbies Recherchen verlaufen jedenfalls offenbar im Sande), und was hatte er vor? Als Vernichter war er wohl wieder mal einer, der die Kontrolle über New Yorks Unterwelt an sich reißen wollte, und dazu wollte er sich des Schlägers bedienen, aber das bleibt auch ziemlich vage. Ebenso bleibt wolkig, wer – oder was – der Schläger ist. Ein Monster, das aus Leichenteilen zusammengebastelt worden ist? Ein Roboter? Wie genau ließ er sich ausschalten?

Man sieht hier die Wirkungen der seriellen Comicproduktion. Wenn eine Story originell und logisch ist, ist das eher ein seltener Glücksfall. Normalerweise muß schnell eine neue Story vorgelegt und grafisch umgesetzt werden. Das bedeutet, der Autor greift zu Klischees und nicht zuendegedachten Motiven, die er eilig montiert. An den Zeichnungen ist dagegen hier nicht viel auszusetzen. Insbesondere Jim Mooney, der am Anfang seiner Mitwirkung an „Amazing Spider-Man“ stand, liefert sehr gute Arbeit ab.

Phantom 27.02.2019 16:12

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583291)
Spinne (Williams) 119

Ich teile Deine Meinung: der Abschluss dieser Story ist total enttäuschend und wirr. Die Motive von Raleigh werden nicht im Ansatz deutlich: Was will er eigentlich als Politiker? Warum wollte er im letzten Heft mit dem Deckeneinsturz seine eigenen Anhänger töten? Damit er noch mehr empörte Wähler bekommt?

Zitat:

Kurz darauf stößt die Polizei auf den ausgebrannten Schläger und den toten Vernichter. Unter der Maske verbirgt sich – Richard Raleigh. Jonah Jameson, der als guter Journalist am Ort des Geschehens ist, kann es nicht fassen, ist aber davon überzeugt, daß Raleigh integer bis zum letzten Atemzug war.
Wenn man genau ist, stimmt das nicht ganz: die Spinne hat ja Raleigh schon vorher demaskiert und sein Kostüm entfernt. Jameson und die Polizei können also nicht wissen, dass der Vernichter und Raleigh dieselbe Person sind. Hier ist aber noch ein großes Logik-Loch: Weshalb sollte die Spinne Raleigh denn decken? Wenn ein Law-and-Order-Politiker eigentlich ein Verbrecher ist, ist es doch im Sinne der Gesellschaft, das öffentlich zu machen. So wie das dargestellt ist, hat die Spinne Mitleid mit Raleigh und bezeichnet ihn als Märtyrer - so ein großer Blödsinn. Na ja, jede weitere Gedanke zu dieser dämlichen Story wäre nun wirklich Zeitverschwendung.

Williams war erneut etwas schludrig. Stan G. wird wieder als Tuscher genannt, obwohl er (im Original) koloriert hat. Auf Seite 4 ändert der Anzug von Robertson die Farbe von grün zu blau. Auf Seite 8 in Panel 2 bleibt eine Sprechblase völlig leer. Die Übersetzung ist manchmal ungenau; auf Seite 8 wird der Eindruck erweckt, dass "heute Abend" die Wahl stattfände. Das stimmt aber natürlich nicht, wir befinden uns am Vorabend der Wahl. Auf Seite 20 heißt es "wenn Raleigh in einigen Stunden noch mehr Stimmen bekommt", so als würde schon gewählt, dabei heißt es im Original "when the polls open in a few short hours", also wenn die Wahllokale in ein paar Stunden öffnen.

Peter L. Opmann 02.03.2019 15:49

Danke nochmals für die Ergänzungen.

Spinne (Williams) 120

Erscheinungstermin: 10/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 119
2) Mighty Thor # 141

Story-Titel:
1) Der Name des Herrn ist… Hulk!
2) ohne Titel (Die Wut von Replicus!)

Original-Storytitel:
1) The Gentleman’s Name is Hulk!
2) The Wrath of Replicus!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45844.jpg

An diese Ausgabe habe ich relativ deutliche Erinnerungen. Nachdem ich die Story mit Hammerkopf und dem Vernichter etwas seltsam fand, war die Spinne nach meinem Empfinden – 1978 – nun wieder in der vertrauten Marvel-Welt angekommen. Ich hatte mit 13 allerdings das Gefühl, daß die Spinne kein ernsthafter Gegner für den Hulk sein kann; insofern erwartete ich von der vorliegenden Episode nicht allzu viel. Der Hulk war mir natürlich aus der Williams-Frühzeit vertraut. Vom Hulk des Jahres 1973 (in USA) wußte ich allerdings nicht sehr viel, was hier tatsächlich ein gewisses Problem ist. Man müßte nämlich eigentlich wissen, daß der Hulk Betty und Bruce Talbot nach Kanada gefolgt ist, die gerade geheiratet haben. In seiner anderen Identität als Bruce Banner war er lange in Betty verliebt gewesen. Nicht zuletzt General „Thunderbolt“ Ross, der seinerseits mit einer kleinen Armee dem Hulk auf den Fersen ist, hatte die Beziehung unmöglich gemacht. Hier bei Williams wird diese Parallelgeschichte ganz kurz referiert. Als unbedarfter Leser bekommt man das aber kaum mit.

In den Credits wird Autor Gerry Conway erst nach Zeichner John Romita genannt. Ich weiß nicht, ob das im Original auch so ist. Jedoch macht die Redaktion wieder den Coloristen (hier eine Frau, Andrea Hunt) zum Tuscher und läßt dafür die wirklichen Inker, Jim Mooney und Tony Mortellaro (letzterer auch in USA ungenannt), aus. Alles in allem spielt die Story wieder mehr in der Spider-Man-Welt, und ich kann aus heutiger Sicht hinzufügen: Conway arbeitet mit lauter bekannten Versatzstücken, hat hier also keine große kreative Leistung vollbracht. Peter besucht Tante May, was nicht ganz einfach ist, weil sie jetzt mit Doc Ock und seiner Bande zusammenlebt. Er trifft Harry, der wieder Drogenprobleme zu haben scheint, und seinen Vater Norman Osborn, der so aufgeregt ist, daß Peter befürchtet, er könne sich wieder in den Grünen Kobold verwandeln. Jonah Jameson läßt sich überreden, Peter nach Kanada zu schicken, weil der verspricht, ihm Fotos vom Hulk zu liefern. Und der Hulk sieht sich wieder mal mit US-Truppen konfrontiert und droht, ein Chaos anzurichten.

Warum Kanada? Wie oben erwähnt, ergibt sich das aus der zeitgleichen Hulk-Folge. Conway stellt jedoch eine weitere Verbindung her: Tante May hat ein Telegramm aus Kanada erhalten. Peter hat es abgefangen und liest es. Ein Mann namens Jean-Pierre Rimbaud (Amerikaner denken da möglicherweise nicht sofort an einen französischen Dichter) bittet sie zu einem wichtigen Gespräch zu sich – Näheres erfahren wir noch nicht. Etwas seltsam erscheint, daß er daraufhin Tante May in West-Chester aufsucht, ihr aber das Telegramm nicht gibt. Sie befindet sich in Ocks Haus in ziemlich unangenehmer Gesellschaft, aber Peter unternimmt vorläufig nichts. Peter hat das Gefühl, den Namen Rimbaud zu kennen, aber er kommt nicht drauf. Er beschließt, nach Montreal zu reisen, aber das geht nur, nachdem sich Jameson bereiterklärt hat, die Spesen zu übernehmen.

Kleiner Einschub: Gerry Conway operiert mit einigen Namen, die einem Europäer bekannt vorkommen. Einer von Ocks Leuten heißt Rafferty, wie ein schottischer Popmusiker, eine Sekretärin von Rimbaud heißt Delon, wie ein französischer Schauspieler, und ein kanadischer Armeeoffizier heißt Costeau. Schriebe sich der Name „Cousteau“, hätten wir hier einen französischen Meeresforscher – vielleicht war der ja tatsächlich gemeint. Jedenfalls: Peter trifft den Absender des Telegramms nicht an und kümmert sich erstmal um seine dienstlichen Pflichten. Er besucht eine Pressekonferenz von General Ross (der sich im übrigen aufführt, als wäre Kanada eine amerikanische Provinz). Die Konferenz wird abgebrochen, als bekannt wird, daß der Hulk gesichtet wurde. Anfangs hält er sich in der Nähe eines Kraftwerks auf, dann hüpft er zum Maskattawan-Staudamm (den es in echt offenbar nicht gibt). Da Peter nicht akkreditiert ist, darf er im Pressetroß nicht mit. Im letzten Moment springt er aber tollkühn auf den Lastwagen auf. Die Fahrt endet schon nach kurzer Zeit. Obwohl Peters Spinnensinn klingelt, wird der Lkw vom Hulk hochgehoben und in eine Schlucht geschleudert, wobei aber offenbar niemand verletzt wird.

Mit einem Sprung holt die Spinne den Hulk von den Beinen. Kurz darauf nähert sich ein Panzerverband. Der Hulk wehrt sich, indem er einen riesigen Erdbrocken auf die Soldaten schleudert. Die Spinne hält ihn mit ihrem Netz auf. Sie folgt dem grünen Koloß zum Staudamm und läßt das Wasser ab, ehe der die Staumauer zerstören kann. Mit der Mauer wird sie aber dann ins Wasser gerissen und von Gesteinsbrocken, Trümmern des Damms, in die Tiefe gezogen. Die Fortsetzung heißt „Todesfalle“, was schon mal nahelegt, daß die Spinne jedenfalls nicht ertrinken wird.

Wie gesagt: Hier werden fertige Versatzstücke montiert. Nachdem Gerry Conway ganz neue Erzählmuster eingeführt hatte, geht er nun offenbar auf Nummer sicher. Die Geschichte bietet überhaupt nichts Überraschendes, nur Altbekanntes, aber das kann ja dazu beitragen, daß der Leser sich in der Serie heimisch fühlt. Die Zeichnungen (besser gesagt wohl, das Inking) sind hier und da ein bißchen nachlässig, gefallen mir aber insgesamt recht gut. Es ist keine der ganz großen, legendären Spinne-Abenteuer, aber eine eher überdurchschnittliche Ausgabe. Wir haben hier wieder mal eine Monatsproduktion mit je drei „Spinne“ und „FV“-Ausgaben vor uns. Auf der vorletzten Seite findet sich eine Leserbriefseite, auf der zum einen die Sonderausgaben „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (gezeichnet von Walt Simonson) und „Krieg der Sterne“ (gezeichnet von Howard Chaykin) gelobt werden, zum anderen das neue Glanzpapier kritisiert wird. Insgesamt vier Leute wünschen sich das alte, matte Papier zurück, und die Redaktion ist erstaunt und wünscht sich dazu mehr Rückmeldungen. (Mir ging es damals auch so: Das Papier der Williams-Marvels war vorher ein Alleinstellungsmerkmal gewesen und hatte einen ganz eigenen Reiz. Und in den besten Zeiten, das war etwa von der 7. bis zur 20. Produktion, gab es wirklich ein Papier, auf dem der Druck sehr gut zur Geltung kam.)

Marvelianer 02.03.2019 18:52

Die Produktion 1 - 5 hatte das richtige Papier und den schönen Glanzumschlag wie die HitComics. :top::top::top:

Phantom 02.03.2019 19:31

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583427)
Spinne (Williams) 120

An diese Story kann ich mich auch wieder etwas besser erinnern. Und auch aus heutiger Sicht finde ich sie besser im Vergleich zu der missglückten Raleigh-Geschichte. Natürlich ist es das bewährte Muster: zwei Handlungsstränge werden angesetzt, die erst nach der Hulk-Story weitergeführt werden (Osborn wird wieder zum Grünen Kobold, und was steht eigentlich in dem Telegramm?). Dazwischen wird ein üblicher Superhelden-Fight eingestreut, um die Leser auf die Folter zu spannen und für Verkäufe im nächsten Monat zu sorgen.

Die Zeichnungen finde ich auch solide, nur der um fast 180 Grad gedrehte Kopf von Betty Brant auf Seite 9 oben rechts erinnert doch sehr an "Der Tod steht ihr gut".

Ich meine mich an ein Interview mit Gerry Conway zu erinnern, in dem er angesprochen hatte, dass am Anfang seines Spiderman-Runs tatsächlich in den Credits absichtlich erst John Romita und danach Conway genannt wurde; er war eben der Jungspund, dessen Storylines zunächst eng mit Romita abgestimmt wurden.

Mir fällt wieder auf, dass Williams in dieser Zeit schlampiger war, als ich das in der Erinnerung verklärt habe. Ich finde Schreibfehler in den Sprechblasen ("muss Sie sofort siehen" auf dem Telegramm, "Buggle-Presseausweis") und seltsame Übersetzungen.

Gleich zu Beginn heißt es z.B. auf Seite 3: "Vielleicht ist's nicht gerade üblich, immer eine gewisse Tante zu rufen ... aber ihr müsst zugeben... es bringt was". Also, das ist doch völliger Quatsch. Erste Regel für Übersetzungen: den übersetzten Satz noch einmal durchlesen und überlegen, ob er inhaltlich Sinn ergibt. Diese Regel kann man auch befolgen, wenn man den Originaltext nicht richtig versteht, dann erfindet man eben etwas Passendes. Hier steht im Original: "perhaps it isn't the most orthodox way to go calling on one's aunt - but you've got to admit - it's effective". "Call" heißt hier natürlich nicht "rufen", auch wenn das im Lexikon steht. Anderes Beispiel: auf Seite 15 sagt Hulk "Geräusche (...) die Hulk noch nie gehört hat". Im Original: "sounds Hulk has heard before". Wahrscheinlich mussten die Übersetzungen mit immer mehr Zeitdruck und immer weniger Honorar erfolgen.

Auf der Leserbriefseite fällt mir Klaus Bogdon auf; von ihm habe ich später ein paar Ausgaben des Comic-Welt-Lexikons erstanden.

Die Papierfrage war für mich auch klar: das glänzende Papier mochte ich nicht, schließlich war das alte Papier für mich ein Markenzeichen von Marvel. Weiß man eigentlich, warum Williams kurz vor Schluss umgestiegen ist? Hatte man damit versucht, doch noch ein paar mehr Hefte zu verkaufen?

Was anderes: hätte ich damals das Heft aufmerksamer gelesen, hätte ich gewusst, dass man in Quebec Französisch spricht. Als ich das erste Mal in Montreal war, hat mich das ziemlich überrascht (in meinem Landei-Denken war Kanada = Amerika = amerikanisch). Ein paar Kilometer außerhalb von Montreal konnte ich im McDonalds keinen Burger auf Englisch bestellen, das hätte ich nicht erwartet.

Und noch was ganz anderes: im Heft ist ja der internationale Flughafen von Montreal erwähnt (der heute nach Pierre Trudeau benannt ist). Ein paar Jahre nach Erscheinen des Heftes hatte man in Montreal entschieden, einen ganz neuen, größeren Flughafen zu bauen, der viel weiter weg von der Innenstadt war. Nach wenigen Jahren wurde aber klar, dass dieser neue Flughafen eine Fehlinvestition war; heute wird fast der gesamte Flugverkehr wieder über den "alten" Flughafen abgewickelt. Zum Glück könnte so etwas mit einem deutschen Flughafen nicht passieren... :floet:

Peter L. Opmann 02.03.2019 20:11

Die Redaktion schreibt:

Zitat:

Ein "Marvel-Originalpapier" gibt es eigentlich nicht. Wir sind heilfroh, daß sämtliche Comics im Augenblick auf so hochwertigem Papier gedruckt werden, weil das die Qualität unserer Marvels, wie wir finden, hebt. Und außerdem haben viele Fans das "alte" Papier bemängelt, auf dem die Farben nicht so gut herauskamen wie auf dem jetzigen.
Kirsten Isele hat insofern recht, als Williams immer wieder mal anderes Papier verwendet hat.

@ Marvelianier: Du weißt aber, welche Ausgaben ich meine? Das neue Papier, auf das damals nach meiner Erinnerung extra mit einer redaktionellen Seite hingewiesen wurde (da wurde auch der Glanzumschlag eingespart), wurde in der sechsten Produktion eingeführt. Ich habe mich da vorhin ein bißchen vertan, weil in der sechsten Produktion noch der furchtbare Maschinensatz verwendet wurde, durch den die Texte überhaupt nicht in die Sprechblasen paßten.

@ Phanton: Die Schreibfehler sind mir auch aufgefallen, aber ich schreibe ja eh' immer schon recht umfangreich. Schön, wenn Du noch darauf eingehst. Manches bei der Übersetzung kam mir auch komisch vor, aber ich kann leider nicht mit dem Original vergleichen. Auf die Leserbriefschreiber habe ich diesmal nicht so genau geachtet, sonst wäre mir Klaus Bogdon natürlich auch aufgefallen.

jakubkurtzberg 02.03.2019 20:29

Das reguläre Williams-Papier hatte schon was. Intergrafica hat am Anfang (1-5. Produktion) sehr grobes Papier innen benutzt und die Umschläge waren etwas dünner als bei den 200er Hit Comics. Der Druck bzw. die Farbfilme waren aber oft leicht verschoben und schwarz war sehr dominant. Das Schneider Druck-Papier, das Peter hier erwähnt, fand ich persönlich nicht wirklich gut. Irgendwie zu hart, aber farbmäßig z.B. bei Spinne Nr. 40 unschlagbar. Innen fand ich das weniger gut, aber die Umschläge hatten was. Das dünne, braungammelige Papier bei Frankenstein 15 ging gar nicht. Ich mochte Williams auf Glanzpapier, auch wenn es weniger Stil hat. Spinne 101 ist klasse!

Peter L. Opmann 03.03.2019 21:19

Spinne (Williams) 121

Erscheinungstermin: 10/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 120
2) Mighty Thor # 142

Story-Titel:
1) Der Kampf und die Wut!!
2) Die Geißel des Super-Skrull!

Original-Storytitel:
1) The Fight and the Fury!
2) The Scourge of the Super-Skrull!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro / Paul Reinman
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45845.jpg

Marvel hat, soweit ich das überblicke, nie einen grafischen Einheitsstil gepflegt. Zeichner konnten hier immer ihre Manierismen pflegen. Und ich hatte schon als Jugendlicher einen Blick dafür. Als ich dieses Heft am Kiosk gekauft habe, war mir sofort klar, daß der Zeichner Gil Kane war. Aber er wurde in den Credits nicht erwähnt. Damals habe ich das eher für ein Versehen gehalten, heute denke ich, daß ein Leserbrief aus „Spinne“ # 116 eine Rolle spielte, in dem der Zeichenstil von Kane bemäkelt wurde. Die Redaktion hat also wohl ein bißchen geschummelt und John Romita hier vom Inker zum Zeichner befördert. Ob das die Mehrzahl der Leser nicht gemerkt hat? Allerdings taucht Kane beim nächsten Mal wieder in den Credits auf. Mir gefällt Kanes Artwork sehr gut (auch er hatte zwischendurch schwächere Phasen). Welche Rolle Paul Reinman beim Inking spielte, weiß ich nicht; vielleicht wurde er geholt, weil er bereits in den Anfangstagen den Hulk geinkt hatte.

Inhaltlich wird aus dem Aufeinandertreffen von Hulk und Spinne nicht viel gemacht. So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt: Mit ihren akrobatischen Fähigkeiten kann die Spinne dem Hulk immer wieder ausweichen, aber ihm auch nicht gefährlich werden, und am Ende verliert der die Lust an diesem Spiel und räumt das Feld. Was der geheimnisvolle Anwalt Rimbaud von Tante May wollte, bleibt einfach offen. 1978 habe ich den Hulk-Zweiteiler wohl ganz nett gefunden, heute wirkt er auf mich wie ein mißglücktes, in sich zusammengefallenes Soufflé.

Der Cliffhanger erweist sich als gar keiner: Die Spinne droht hier keineswegs zu ertrinken, sondern wird vom Hulk aus dem Wasser geschleudert. Er wischt sie wie ein lästiges Insekt beiseite und bringt unmittelbar danach die Armee in Schwierigkeiten, indem er eine Überschwemmung erzeugt. Die Spinne kehrt jedoch nach Montreal zurück, um endlich Monsieur Rimbaud aufzusuchen. Kurz telefoniert Peter noch mit Gwen, die ihn auffordert, schnell nach Hause zu kommen, weil Harry wieder auf Drogen ist. Beim Weitergehen bemerkt Peter dank seinem Spinnensinn, daß er von einem Ganoven verfolgt wird. Er stellt sich als einer von Doc Ocks Leuten heraus. Als die Spinne ihn geschnappt hat und gerade ausquetscht, erscheint General Ross auf der Bildfläche (warum eigentlich? Will er sich jetzt auch noch um kanadische Polizeiaufgaben kümmern?).

Die Spinne entwischt jedoch und trifft (in Gestalt von Parker) in Rimbauds Büro dessen Sekretärin Delon an. Sie will ihn zu ihrem Chef bringen; Treffpunkt ist das ehemalige Weltausstellungsgelände. Dort wartet nun wiederum der Hulk auf die beiden, läßt ihr Auto in eine aufgerissene Straße stürzen und wird noch einmal von der Spinne angegriffen. Erneut kann sie sich aber nur vor ihm in Sicherheit bringen. Ross lokalisiert die beiden Superhelden, und als der Hulk die Spinne nicht zu fassen, aber es gleich darauf wieder mit der Armee zu tun bekommt, hüpft er endgültig davon. Rimbaud erscheint und will Peter darüber in Kenntnis setzen, weshalb er Tante May telegrafiert hatte. Aber auch Ocks Mann ist am Ort des Geschehens und schießt Rimbaud hinterrücks nieder. Der Anwalt nimmt seine Informationen mit ins Grab. Immerhin erwischt Peter so noch das letzte Flugzeug nach New York. Das ist ja auch was. Angekündigt wird für die nächste Ausgabe der Grüne Kobold. Ob da Gwens Tod auch schon beschlossen war?

Sowohl das Duell Hulk gegen Spinne als auch das Geheimnis um die Botschaft an Tante May aus Kanada gehen sozusagen aus wie das Hornberger Schießen. Doktor Octopus, der im Hintergrund die Fäden zu ziehen scheint, taucht übrigens, wenn ich das richtig sehe, erst in „Spinne“ # 131 wieder auf. Ob Gerry Conway und Roy Thomas hier mehr vorhatten, die Handlung aber nach zwei Ausgaben abwürgten, um zum Grünen Kobold übergehen zu können, oder ob Conway für einen Zweiteiler keine folgerichtigere und ausgeklügeltere Story zustandebrachte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Phantom 04.03.2019 15:39

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583526)
Spinne (Williams) 121

Story-Titel:
1) Kampfwut!!

Zwar wegen der Farben ein bisschen schwer zu erkennen, aber der Titel ist tatsächlich "Der Kampf und die Wut!"

Im Original steht "Story and art: Gerry Conway and Gil Kane". Williams schreibt "Story und Gestaltung: Gerry Conway". Ich denke nicht, dass das Absicht war, Gil Kane zu verschweigen, Williams hat das einfach verschusselt.

Ich finde die Story nicht ganz so schlimm. Kein Highlight natürlich. Aber statt der üblichen Stadtansichten von New York gibt es hier ein paar authentische Details von Montreal. Klar, die Kampfszenen mit Hulk sind Kinderkram, und als die erforderliche Seitenzahl erreicht ist, haut Hulk einfach ab, das ist schon recht billig. Aber dass auf der letzten Seite der Anwalt erschossen wird, fand ich als Neunjähriger schon "shocking". (Natürlich ist das ein übliches Motiv in Krimis, dass der Zeuge erschossen wird, bevor er plaudern kann, aber damals war ich noch nicht so abgebrüht.)

Negativ fallen mir die krakeligen Hulk-Zeichnungen auf den Seiten 18 bis 20 auf. War John Romita zu dieser Zeit nicht schon Art Director, also Mädchen für alles? Titelbilder, ggf. Korrekturen von anderen Zeichnungen, dazu noch ein eigenes Heft, das war sicher zuviel, daher konnte er wohl nicht immer ausreichend Zeit für die Spinne aufwenden. Deshalb auch immer wieder Assistenten wie Mortellaro und ab hier wieder Kane als Zeichner. Vermutlich konnten weder Romita noch Kane recht viel mit den Hulk anfangen, und hier kam wohl auch Reinman ins Spiel.

Ich will nicht langweilen, daher nur zwei Kritikpunkte an der Übersetzung: Als Peter Gwen anruft, sagt er "tut mir leid, dass ich so anrufe". Was ist denn "so"? Im Original findet sich die Auflösung, Peter sagt "I had to make this call collect", d.h. er führt ein R-Gespräch auf Gwens Kosten. Und auf S. 10 fragt die Spinne "wann hat Clark Kent zum letzten Mal im Telefonbuch Kryptonit gefunden?" Im Original ist das ein "telephone booth", nicht "book", also eine Telefonzelle. Macht schon mehr Sinn, in Büchern findet man ja eher selten Gesteinsbrocken.

Tony Mortellaro hat immer wieder versucht, seinen Namen bzw. Teile davon in die Hintergründe zu schmuggeln. Ich finde hier auf Seite 7 unten "B... ...aro" (also eine Andeutung von "Backgrounds by Mortellaro") und auf S. 12 unten links "Mor.. Back..unds". Auf Seite 7 unten heißt ein Restaurant "Gil's Place". (Diese Sachen waren mir als Neunjährigem damals total wurscht, aber heute finde ich die Suche nach solchen Details viel spannender als diese ewigen Superheldenkämpfe.)

So, jetzt schaue ich mir die Panels mit Gwen noch mal an, so lange sie noch lebt. ;)

Peter L. Opmann 04.03.2019 15:56

Danke für die Anmerkungen.

Ich denke, auch schon 1978 hat mich interessiert, welche Verbindung Tante May zu einem Anwalt in Montreal hat, und deshalb war es enttäuschend, daß Rimbaud am Ende einfach erschossen wird, ohne daß man darüber etwas erfährt.

Ob mich dieser Mord sehr schockiert hat, weiß ich nicht mehr. Aber es ist nötig, daß man eine Figur ein bißchen kennt, damit deren Tod einem nahegeht. Beispiel: Werden Indianer beim Belagern der Wagenburg der Siedler über den Haufen geschossen, ist das für den Betrachter bestenfalls ein bißchen Thrill, aber stirbt Winnetou, weil er sich in die Schußbahn der Kugel geworfen hat, die Old Shatterhand treffen sollte, dann ist das herzerweichend.

Peter L. Opmann 05.03.2019 21:54

Spinne (Williams) 122

Erscheinungstermin: 10/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 121
2) Mighty Thor # 142

Story-Titel:
1) Die Nacht, in der Gwen Stacy starb!
2) ohne Titel (Die Geißel des Super-Skrull!)

Original-Storytitel:
1) The Night Gwen Stacy died
2) The Scourge of the Super-Skrull!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45846.jpg

Dieses Erlebnis habe ich sicher hier irgendwo schon mal erzählt. Nachdem ich die Marvels seit der 35. Produktion so gut wie lückenlos gelesen hatte, konnte ich dieses Heft am Kiosk nicht finden. Ich klapperte noch drei bis vier weitere Verkaufsstellen in meiner Heimatstadt ab – nirgendwo war das Heft zu bekommen, die „FV“ und die „Rächer“ dagegen schon. Ich war noch zu jung, um mich mit den Kioskbetreibern darüber zu unterhalten, was da los war. Es blieb für mich ein Rätsel. „Spinne“ # 123 gab es dann zwei Wochen später wieder, so daß mich der Schock über den Tod von Gwen Stacy etwas zeitverzögert traf. Die vorliegende Ausgabe habe ich nicht sehr viel, aber doch ein paar Jahre später auf dem Flohmarkt gekauft.

In den Credits ist diesmal alles in Ordnung; es fällt nur auf, daß Redakteur Roy Thomas durch Kirsten Isele ersetzt ist, was ja seine Berechtigung hat. Der Erzähltext auf der Splashpage raunt, daß der Titel der Story noch nicht genannt werden kann. Die Story selbst ist alles in allem bemerkenswert simpel. Man kann sie in wenigen Worten nacherzählen: Norman Osborn dreht durch, als sein Sohn Harry wieder der Drogensucht verfällt. Er wird zum Grünen Kobold, will endlich mit Peter Parker abrechnen, aber findet in seinem Apartment Gwen Stacy und entführt sie. Als die Spinne den Kobold auf der Brooklyn Bridge stellt, stürzt Gwen beim Kampf vom Brückenpfeiler. Die Spinne kann sie zwar mit ihrem Netz auffangen, aber sie hat sich das Genick gebrochen. Der Grüne Kobold triumphiert. Am Ende wird der Titel eingeblendet: „Die Nacht, in der Gwen Stacy starb“. Die Story ist gut, möglicherweise gerade deshalb, weil sie so simpel ist.

Es steckt viel Psychologie drin, wenn auch eine Groschenroman-Psychologie. Zu Beginn sehen wir Gwen und Mary-Jane an Harrys Krankenbett – und die Spinne, die von außen durchs Fenster blickt. Der Doktor ist da; er sagt, Harry müßte wegen LSD-Mißbrauchs eigentlich ins Krankenhaus, aber Norman Osborn läßt das nicht zu. Peter zieht sich um und eilt ebenfalls zu Harry. Norman fängt ihn jedoch ab und weist ihm die Tür. Er gibt Peter die Schuld daran, daß sein Sohn in so jämmerlichem Zustand ist. Auch Gwen und MJ müssen gehen. Wir sehen aber noch, daß Norman weitere Probleme hat. Der Aktienkurs seines Unternehmens fällt; ihm droht der Ruin. Peter liefert seine Kanada-Fotos vom Hulk beim Daily Bugle ab. Dabei stellt sich heraus, daß er wieder mal an einer Grippe laboriert. Während er als Spinne nach Hause schwingt, verliert Norman Osborn endgültig die Kontrolle über sich und wird zum Grünen Kobold. Wir sehen, wie er auf das Fenster zusteuert, hinter dem Gwen auf Peter wartet.

Als die Spinne kurz darauf eintrifft, ist sein Apartment auf den Kopf gestellt. Gwen ist weg. Als Visitenkarte hat der Kobold eine seiner Kürbisbomben zurückgelassen. Die Spinne nimmt unverzüglich die Verfolgung auf und findet den Kobold schon nach kurzer Zeit auf der Brücke (die auch im Original fälschlich als George-Washington-Brücke bezeichnet wird). Sie ist durch ihre Grippe gehandicapt, aber soweit ich sehe, ist das ein eigentlich überflüssiges Detail. Die Spinne kämpft nicht schlechter gegen den Kobold, als wenn sie fit wäre. Trotzdem: Während sie die offenbar bewußtlose Gwen von der Brücke zu holen versucht, taucht ihr Gegner wieder auf und schubst Gwen im Vorbeiknattern von dem Brückenturm. Die Spinne rettet sie und merkt nicht sofort, aber doch ziemlich schnell, daß Gwen tot ist. Sie schwört dem Kobold, wohl im Affekt, ihn umzubringen.

Schön, man kann über ein paar Aspekte der Handlung nachdenken: Wie kommt Norman Osborn darauf, daß Peter und seine Freunde an der Drogensucht seines Sohnes schuld sein könnten? Naja, es ist zwar nicht so, aber auch nicht völlig abwegig. Warum ist Gwen bewußtlos, als sie vom Kobold entführt ist? Ist sie vor Schreck in Ohnmacht gefallen, oder hat er etwas mit ihr gemacht, wovon wir nichts wissen? Dann ist da die Sache mit der Spinnen-Grippe, die für den Handlungsablauf gar nicht nötig ist. Aber insgesamt ist das eine sehr klar aufgebaute, dramaturgisch makellose Geschichte. Alle werden von Gwens Tod überrascht – mir ging es in noch etwas höherem Maß so, weil ich unvermittelt mit der toten Gwen in den Armen der Spinne konfrontiert wurde. Aber Conway hat den Ablauf der Ereignisse schon richtig, also sehr wirkungsvoll erzählt. Die Zeichnungen sind auch sehr gut. Nur der Druck läßt wieder mal zu wünschen übrig; zumindest auf einem Teil der Seiten sind die schwarzen Linien zu fett.

Nebenbei: Das Cover ist ebenfalls gut gelungen. Es bringt zum Ausdruck, daß jemand aus Peter Parkers engstem Bekanntenkreis sterben wird, verrät aber nicht, wer. An Gwen hätte ich wohl nicht gedacht, eher an Tante May, vielleicht mit etwas Überlegen an Harry Osborn. Es ist keine Szene, die im Heft vorkommt, aber das halte ich in diesem Fall für verzeihlich. Die Redaktion fügt extra den dubiosen Hinweis an: „Kein Trick!“ Ich habe übrigens nochmal einen Blick auf die Vorschauseite geworfen; da wird der US-Titel verraten: „The Night Gwen Stacy died“. Das habe ich aber damals offenbar überlesen.

thetifcat 06.03.2019 14:22

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583588)
Spinne (Williams) 122


Dieses Erlebnis habe ich sicher hier irgendwo schon mal erzählt. Nachdem ich die Marvels seit der 35. Produktion so gut wie lückenlos gelesen hatte, konnte ich dieses Heft am Kiosk nicht finden. „Spinne“ # 123 gab es dann zwei Wochen später wieder, so daß mich der Schock über den Tod von Gwen Stacy etwas zeitverzögert traf.

Mir ging es genauso. Wir hatten einen Sparladen "David" in Melbeck ein Dorf vor Lüneburg (bei Hamburg). Mein Vater hatte da Jahre vorher schon seine Tarzan gekauft. Und dort kam ich auch unbewusst mit Marvel in Kontakt (Hulk/BSV gemisch/erzählte ich schon mal). Später kaufte ich dort so ab 116 regelmäßig die Spinne. Nur die 122 die kam nie :weissnix:

Peter L. Opmann 07.03.2019 22:51

Spinne (Williams) 123

Erscheinungstermin: 11/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 122
2) Mighty Thor # 143

Story-Titel:
1) Des Kobolds letzter Streich!
2) … und bald kommen die Zauberer!

Original-Storytitel:
1) The Goblin’s last Stand!
2) And sonn shall come: The Enchanters!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Bill Everett

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45847.jpg

Wenn ich genau nachdenke, bin ich nicht mehr ganz sicher. Ich weiß noch, daß ich an dem Tag, als ich dieses Heft gelesen hatte, mit einem sehr flauen Gefühl in der Schule saß. Ich weiß aber nicht mehr genau: Habe ich die Ausgabe frühmorgens noch vor der Schule gekauft und gelesen? Oder hatte ich sie am Vortag gelesen, und die Wirkung war immer noch spürbar? In meiner Familie hatte es noch keine Todesfälle gegeben, die mich treffen konnten. Ein Opa war schon vor meiner Geburt gestorben, eine Oma starb, als ich sieben war. Also kam es mir vor, als ob Gwen quasi ein Familienmitglied gewesen war. Es schien, als sei Gwen schon (fast) immer dagewesen, obwohl ich die Hälfte der Williams-Serie nur sporadisch gelesen hatte. Ich habe richtig ein bißchen um sie getrauert. Ich brauchte einige Zeit, um wieder gut drauf zu kommen.

Gwens „Tod“ nehme ich zum Anlaß, mir einen Überblick zu verschaffen, wie sie in der Serie tatsächlich agiert hat. Das variierte sehr stark – so sehr, daß ich zweifle, ob sie eine konsistente Figur war. Ihr erster Auftritt war in „Spinne“ # 32 an der Highschool. Peter fällt ihr auf, weil sie ihn offenbar als einzigen Jungen der Schule kalt läßt. Peter wälzt in seinem Kopf permanent Probleme; das interpretiert sie als Überheblichkeit. Sie beteiligt sich zwar ein bißchen an dem Gerede, daß er ein Feigling sei, merkt aber schnell, daß das überhaupt nicht stimmt. Das ist Gwen in der Ditko-Phase. Danach geht es so weiter, daß Peter immer wieder Einladungen von ihr ausschlägt. Lebenslustig, wie sie ist, verabredet sie sich dann mit Flash Thompson, aber sie ärgert sich, und gleichzeitig läßt sie durchblicken, daß Peter ihr wichtiger ist. Die Beziehung wird langsam enger. In „Spinne“ # 60 umarmen sich die beiden erstmals. Aber Gwen bekommt das (berechtigte) Gefühl, Peter verberge etwas vor ihr. Sie trifft sich mit Flash, um herauszufinden, was das ist, was zu einem Eifersuchtsdrama führt.

Peter denkt, er sei zu arm, um Gwen etwas bieten zu können. Aber Gwen will hauptsächlich, daß er da ist, wenn sie ihn braucht. Gwens Vater löst dann zwei schwere Krisen aus: Zuerst denkt sie, Peter habe ihn angegriffen, was sie ihm nicht verzeihen kann. Dann scheint die Spinne ihren Vater getötet zu haben, was sie für Peter fast unerreichbar macht. Gwen verläßt Peter und reist zu Verwandten nach England, kehrt aber nach kurzer Zeit zurück. In „Spinne“ # 100 deutet Peter an, daß er sie heiraten möchte. Kurz darauf muß er sich aber wieder – vorübergehend – vor ihr verbergen, weil er nach einem mißlungenen Experiment vier Extra-Arme hat (wie die Spinne!). Gwen wandelt sich zur emanzipierten Frau und lädt Peter zum Essen und ins Kino ein. In „Spinne“ # 107 ist davon die Rede, daß die beiden eine Nacht zusammen verbringen (man sieht davon natürlich nichts). Fast zum Schluß verursacht Gwen Probleme, weil sie Tante May beschuldigt, Peter zu sehr zu bemuttern, und Tante May daraufhin zu Doktor Octopus überläuft. In „Spinne“ 117 ist beinahe schon ihr letzter Auftritt, bei dem sie Peter versichert, Flash bedeute ihr nichts.

Das heißt: Gwen hat sehr widersprüchliche Gefühle und Motivationen. Sie sieht ja auch immer wieder anders aus. Naja, so ein Hin und Her in der Beziehung kann ich mir schon vorstellen. Aber Peter und Gwen sprechen sich darüber nie richtig aus. Klar, er kann ihr nicht erklären, daß er immer wieder zur Spinne wird und deshalb weg ist. Doch sie versuchen nie, trotzdem eine gemeinsame Basis zu finden. Alles in allem sind sie ziemlich wenig zusammen, gemessen daran, daß sie sich so sehr lieben. Das ist keine große Liebesgeschichte, was in den 60er Jahren vielleicht auch wegen Zensurbestimmungen gar nicht möglich war. Womöglich ist das der wirkliche Grund, warum Peter sie immer wieder allein läßt, wenn sie eigentlich von ihm in den Arm genommen werden will… Aber in den einzelnen Episoden schaffen es die Marvel-Künstler irgendwie, es doch wie die große Liebe aussehen zu lassen. Als der Bullpen entschied, Gwen sterben zu lassen, hat das vielleicht auch eine Rolle gespielt: Die Beziehung von Gwen und Peter war zu unbestimmt und zugleich zu zerfahren, um etwas Richtiges daraus machen zu können – lieber mit Mary-Jane nochmal neu anfangen. Wobei ich natürlich auch das Argument kenne, Gwen sei zu brav gewesen und damit eine weniger interessante Figur als MJ.

Nun endlich zum vorliegenden Heft. Die Spinne fängt den Grünen Kobold und versucht, ihn zu einem Geständnis seiner Schuld zu bringen. Aber der Kobold kann sie abschütteln. Polizei und eine Horde Gaffer sind bei der Leiche von Gwen eingetroffen, aber die Spinne jagt sie weg. Sie erinnert sich an die schönen Momente, die Peter mit Gwen erlebt hat, und daran, wie die Spinne sie immer wieder getrennt hat. Schließlich läßt sie zu, daß die Leiche abtransportiert wird, will sich aber nicht von der Polizei vernehmen lassen. Mehr in Wut als in Trauer kehrt Peter in seine Wohnung zurück und trifft dort den paranoiden Harry. Als nächstes schwingt die Spinne zur Redaktion des Daily Bugle und bespricht mit Joe Robertson (schon etwas gefaßter), wie sie Norman Osborn aufstöbern kann. Sie erhält einen heißen Tip: ein Lagerhaus am Hudson River. Dort wartet sie auf den Kobold. Als er auftaucht, kämpft sie so furios, daß ihr erst im letzten Moment klar wird, daß sie dabei ist, ihn umzubringen – und dann wäre sie nicht besser als er. Der Kobold plant eine letzte Schurkerei: Er will die Spinne von hinten von seinem Koboldbesen aufspießen lassen, aber ihre Reflexe retten sie. Der Besen bohrt sich stattdessen in die Brust des Kobolds. Sie läßt den Toten achtlos liegen, wird dabei aber von einem Unbekannten beobachtet. Wir werden auf die nächste Ausgabe vertröstet, wo wir etwas darüber erfahren sollen, wer das ist. Mary-Jane hat an Peters Apartment gewartet. Als er zurückkehrt, blafft er sie an. Sie reagiert ganz untypisch: Sie geht nicht, sondern will Peter dennoch beistehen.

Wieder alles in allem eine gute Story, gut grafisch umgesetzt. Drucktechnisch ist diesmal nichts zu bemängeln. Bemerkenswert finde ich, wie anhaltend Peters eigenartige Wut-Trauer gezeigt und thematisiert wird. Das hebt die Story sicherlich etwas über das übliche Trivial-Niveau. Ich glaube, Autor und Zeichner waren sich bewußt, daß sie an zwei Meilenstein-Ausgaben arbeiteten. Was Williams angeht: In dieser Ausgabe gibt es wieder Monats-Checkliste und eine Leserbriefseite. Fast wieder normale Verhältnisse, nachdem zwischendurch die Redaktion kaum mehr in Erscheinung getreten war. In den Briefen überwiegt das Lob. Bemängelt wird, daß in der Serie „FV“ kein Platz für redaktionelle Seiten mehr ist. Die Redaktion sagt dazu, sie wolle die Zweitstory immer in zwei Teilen abhandeln, und bei zehn Seiten „Dämon“ bleibe kein Platz mehr übrig, Das wird nun zur Diskussion gestellt: Doch wieder drei Teile? Erfreulich, daß die Redaktion nicht Seitenkürzungen in Betracht zieht.

Peter L. Opmann 08.03.2019 08:08

Kommentar zu "Spinne" # 122 und 123:

Zitat:

Ich nehme an, da hatten ein paar Sammler das Heft weggegrabbelt. Bei uns war die Drogenstory nicht zu bekommen, da hatten wohl auch mehr informierte Fans zugeschlagen als sonst... Ich weiß noch, dass ich den Tod von Gwen weniger in der Handlung als tragisch erlebt hatte, ich empfand es als einen Abstieg bei den Marvels, dass man jetzt anfing, Charaktere zu töten. Sowas gehörte für mich nicht in einen Comic... Das wurde später ja noch schlimmer: Jean Grey, Sasquatch usw. Mittlerweile sterben ja immer wieder mal Figuren, kehren aber dann ohne viel Erklärung zurück. Das ist recht billiger Klamauk, wahrscheinlich von den vielen "Leben" in Computerspielen beeinflusst...

Peter L. Opmann 09.03.2019 08:22

Wir haben noch ein bißchen über Peter und Gwen weitergeredet.

Zitat:

Das mit den Beziehungen in Unterhaltungsstoffen stimmt natürlich. Ich habe gerade wieder ziemlich oft "Jeanie" gesehen, da ist es ähnlich. Es darf nie deutlich werden, dass Nelson tatsächlich eine Beziehung zu dem hübschen Dschinn-Mädchen unter seinem Dach hat. Er wirkt die meiste Zeit auch eher genervt von ihr und versucht sie vom Zaubern abzuhalten. Dass sie dann in der dritten Season tatsächlich heiraten, war eher erstaunlich. Es gab auch lustige Detailvorschriften wie zum Beispiel, dass Küsse und Umarmungen nie zu lange ausfallen dürften oder dass Nelson nie in Jeanies Flaschenwohnraum kommen durfte und ähnliches. Bei vielen Romanzen in Comics (Popeye, Archie...) ist das wie bei Donald Duck: man bemüht sich dauernd um Dates, aber wozu eigentlich? Mehr als der Kuss auf der Türschwelle geschieht nie... Unter die selben Gesetzmäßigkeiten fiel natürlich auch die Romanze zwischen Gwen und Peter. Seltsamerweise ist der Flash bei DC schon relativ früh verheiratet, und Hawkman und Hawkgirl waren auch zusammen, aber das wurde nie besonders thematisiert...

Horatio 09.03.2019 12:29

Zu Spinne 122:

Der Williams-Verlag hat die Marvel-Absicht, diesen Storytitel erst am Schluss zu bringen, leider konterkariert dadurch, dass seit geraumer Zeit auf Seite 2 in der Übersicht auch die Original-Storytitel genannt wurden.

Da ich diese Seite 2 damals auch zuerst las, war die Cover-Frage, wer denn sterben würde, für mich schon auf Seite 2 beantwortet ("The night Gwen Stacy died"), und der Suspense-Effekt verpufft.

Dass Gwen offenbar durch den Ruck des gestoppten Falls einen Genickbruch erleidet (daher das "SNAP!"), wird im Dialog kaschiert, indem man den Kobold sagen lässt, sie sei schon tot gewesen, bevor das Netz sie erreichte. Das ist auch im Original so und nicht etwa von Williams abgeschwächt worden (Letzteres hatte ich lange Zeit vermutet).


Ergänzung:
1973 war es wohl noch eher unüblich, dass ein Serienheld heiraten durfte (falls er es nicht schon von vornherein war). Klar, alles was mit Sex zu tun hatte, wurde ausgeblendet (obwohl sich zwischen den Panels dies und jenes ereignet haben dürfte).
Und dass dann die Ehekandidatin noch vor der Hochzeit den Tod findet, hat es ja früher öfter gegeben (ich glaube, bei "Bonanza" kam das häufiger vor).

Und Gwen Stacy hatte anfangs durchaus Feuer und einen starken Charakter. So ein braver und eher langweiliger Typ, wurde sie mMn erst als Stan Lee das Plotting übernahm und die Peter-Gwen-Liebesgeschichte zu einer recht konventionellen Seifenoper wurde.

Peter L. Opmann 09.03.2019 13:01

Wird denn Gwens Todesursache später noch wichtig? Ich habe zwar noch ein bißchen Condor-"Spinne" gelesen und später auch "Das fehlende Jahr", aber die Kontinuität war dann ziemlich weg.

Ich teile jetzt auch weniger die Ansicht, daß Gwen ein zu blasser Charakter war, sondern ich denke, ihre Figur war in zu unterschiedliche Richtungen geschrieben. Stan Lee trat als Plotter ja erst nach ASM # 100 auf - da war bei Gwen schon alles zu spät... :D

Horatio 09.03.2019 13:19

Nun ja, Stan Lee hat ab ASM #39 wieder selbst die Storys (also auch die Plots) geschrieben.

Bestimmt hat Lee ab dieser Nummer Gwen in eine andere Richtung geschrieben als zuvor Ditko, da stimme ich dir absolut zu.
Steve Ditko hatte (glaube ich wo gelesen zu haben) eine Fortsetzung der Liebesgeschichte zwischen Peter und Betty geplant, was dann von Lee abgewürgt wurde zu Gunsten von Gwen.
Ich stelle mir vor, Gwen wäre bei Ditko eine Konkurrentin von Betty geworden und hätte Peter insgeheim nachspioniert – aber das ist reine Spekulation.

Ob als Todesursache später der Genickbruch erwähnt wird, weiß ich nicht. Aber irgendwoher muss es ja kommen, dass auch du es erwähnst, obwohl es im Dialog von Die Spinne 122/ASM #121 anders beschrieben wird.

Marvel Boy 09.03.2019 13:55

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583819)
Wird denn Gwens Todesursache später noch wichtig?

Für Peter war sie immer wichtig, er drehte sich später noch öfters um die Frage war sie schon Tod oder habe ich sie umgebracht.

Peter L. Opmann 09.03.2019 14:02

@ Horatio: Oh, "Plotter" hatte ich mißverstanden.

Der Tod von Gwen ist juristisch wohl gar nicht so einfach zu beurteilen. Aber der Grüne Kobold, der sie von der Brücke stieß, wird wohl kaum völlig freizusprechen sein.

Marvel Boy 09.03.2019 14:05

Ich glaube nicht das es Peter um Juristik ging.
Er kämpfte mit seinen Schuldgefühlen sie durch Ungeschicklichkeit getötet zu haben anstatt sie zu retten.

Peter L. Opmann 09.03.2019 14:46

Da stimme ich zu.

Aber es ist auch bemerkenswert, daß die Sache in der Story so angelegt wurde, daß man noch Jahrzehnte später darüber diskutieren kann. So wie etwa auch darüber, ob Rick Deckard ein Mensch oder ein Replikant war.

Peter L. Opmann 15.03.2019 22:27

Spinne (Williams) 124

Erscheinungstermin: 11/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 123
2) Mighty Thor # 143

Story-Titel:
1) …ein Typ namens Cage!
2) ohne Titel (… und bald kommen die Zauberer!)

Original-Storytitel:
1) …just a Man called Cage!
2) And soon shall come: The Enchanters!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Bill Everett

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45848.jpg

Gut möglich, daß dies eine historische Ausgabe ist. Luke Cage, der „Held für Geld“ (eigentlich: Held zum Anheuern), hatte kurz vor dieser Ausgabe in seinem eigenen Heft debütiert (er war der erste schwarze Superheld mit eigenem Hefttitel). Durch seine Begegnung mit der Spinne sollte sein Erfolg sicher noch ein bißchen angeschoben werden. Cage ist in mehrfacher Hinsicht besonders: Obwohl der Schwarze Panther schon einige Jahre früher auftrat, war er eine frühe afroamerikanische Identifikationsfigur für Superheldenfans. Es fällt auf, daß er zwar einen schnittigen Dress trägt, der aber nur wenig von einem Superheldenkostüm hat. Eine Geheimidentität fehlt (keine Gesichtsmaske, kein Superheldenname – den bekommt er etwas später dann doch noch: Power Man). Seine Vorbilder sind eher Kinofiguren wie Shaft oder Superfly. Abgesehen von diesen Besonderheiten haben wir hier aber eine recht simple, fast nur auf Zweikampfaction setzende Story vor uns. Allerdings sehr gut gezeichnet.

Auf der Rückfahrt von Norman Osborns Beerdigung fällt Jonah Jameson im Taxi eine Zeitungsschlagzeile über Luke Cage auf (seltsam, daß er seine eigene Zeitung nicht zu kennen scheint, vor allem, wenn man bedenkt, wie er sich sonst immer in redaktionelle Belange einmischt). Er beschließt, Cage anzuheuern, um so endlich die Spinne auszuschalten. Kurz darauf wird auch Gwen Stacy bestattet. Seltsam hier ein kurzes Gespräch zwischen Peter Parker und Flash Thompson. Flash versichert einerseits, zwischen ihm und Gwen sei nie etwas gewesen. Andererseits fügt er hinzu: „Hoffentlich verzeihst du mir.“ Ist das ein Übersetzungsfehler?

Jameson besucht Luke Cage in dessen schäbigem Büro (erinnert an Philip Marlowe) und bekommt erstmal eine Probe seiner Kraft und Wildheit mit. Wäre unpassend gewesen, wenn er ihn beim Kaffeetrinken angetroffen hätte. JJJ will die Spinne „tot oder lebendig“. Und während die Spinne kurz darauf mal wieder erwägt, ihr Superheldendasein aufzugeben, springt sie Cage unvermittelt an und will sie fertigmachen. Es folgen gut vier Seiten voll akrobatischer Keilerei. Dann prügelt die Spinne Cage durch ein Oberlicht in ein Hochhaus und beendet den Kampf so fürs erste. Aber das war’s noch nicht, denn Cage ist ein Schwarzer, der sich nicht mehr wie ein Fußabtreter behandeln lassen will.

Es folgt eine seltsame Szene. Im gemeinsamen Apartment stößt Peter Parker auf Harry Osborn. Er will ihn ansprechen, aber Harry schweigt und starrt nur finster vor sich hin. Angeblich soll diese Szene belegen, daß Harry die dunkle Gestalt ist, die dabei war, als der Grüne Kobold (Harrys Vater) ums Leben kam. Aber ich wäre ohne Marvel.wiki nicht draufgekommen. Peter geht mit Mary-Jane auf ein Konzert; sie will ihn auf andere Gedanken bringen. Er sagt: „Gib mir noch ein bißchen Zeit.“ Klingt irgendwie nicht nach großer Trauer um Gwen. Aber da schlägt Luke Cage die Tür ein und fordert die Spinne heraus (er denkt zwar, er wisse gar nicht genau, ob die Spinne hier ist – aber wen kümmert’s?). Unbemerkt zieht Peter sich um. So kommen wir noch einmal in den Genuß von drei Seiten Keilerei. Dann klebt die Spinne Cage mit Netz fest und macht ihm klar, daß Jamesons Haß auf sie unbegründet ist - was ihn nicht scheren sollte, denn angeblich macht er ja für Geld fast alles. Aber Cage läßt sich überzeugen. Es folgt noch eine kurze Szene, in der Cage Jameson das Geld, das er von ihm bekommen hat, in den Rachen gestopft hat. Ganz zum Schluß nähert sich Peter MJ noch ein bißchen mehr an: Er habe erkannt, daß er nicht allein ist, gesteht er ihr in einer lauschigen Nacht im Park. Wie romantisch!

Die Grafik sieht zumindest sehr routiniert aus. Schwächen und Fehler sind kaum auszumachen. Gil Kane war wohl für die Action, John Romita für die Ähnlichkeit der Gesichter zuständig. Schade, daß diese Zusammenarbeit, bei der zwei gute Zeichner Ihre Stärken zusammenführen, bald darauf fürs erste vorbei sein wird. Die Episode ist allerdings jetzt statt 20 nur noch 19 Seiten lang.

Horatio 16.03.2019 11:42

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584191)
Kurz darauf wird auch Gwen Stacy bestattet. Seltsam hier ein kurzes Gespräch zwischen Peter Parker und Flash Thompson. Flash versichert einerseits, zwischen ihm und Gwen sei nie etwas gewesen. Andererseits fügt er hinzu: „Hoffentlich verzeihst du mir.“ Ist das ein Übersetzungsfehler?

Bei Williams sagt Flash:
"Hoffentlich verzeihst du mir ..."
und danach
""Ach, ich mag im Moment nicht mehr sprechen."

Im Original:
"I hope you'll forgive me --"
und sagt dann
"But right now I don't feel very much like talking."

Peter L. Opmann 16.03.2019 12:33

Danke fürs Nachschauen.

Besser wäre also: "Mir ist im Moment nicht nach Reden." Aber sehr falsch ist die Williams-Übersetzung nicht, oder? Die Frage wäre: Wird da was angedeutet? Will Flash sagen, daß er mit Gwen doch eine Affäre hatte? Immerhin sagte er ja unmittelbar vorher: "Sie mochte dich immer. Zwischen uns beiden ist nie etwas gewesen... kapiert?"

Horatio 16.03.2019 12:58

Naja, die richtige Übersetzung für "But" ist "Aber" und nicht "Ach".

Flash müsste bei Williams also sagen:

"Hoffentlich verzeihst du mir ..."
und danach
"Aber ich mag im Moment nicht mehr sprechen."

... und lässt Peter mit seiner Trauer allein.

Flash bittet Peter also um Verzeihung dafür, dass er ihm in dieser schweren Stunde nicht beisteht. (Wobei man ja gar nichts sagen muss ...)

Aber möglicherweise verspürt Flash selbst so viel Schmerz, dass er es nicht ertragen könnte, wenn Peter ihm seinen Schmerz mitteilen würde. Insofern ist dein "mir ist im Moment nicht nach Reden" eine zutreffendere Übersetzung als bei Williams "ich mag im Moment nicht mehr sprechen".

(Peter findet dann am Schluss der Geschichte mit Luke Cage jemand anderen, der ihm zeigt, dass er "trotz allem nicht allein" ist.)

Eine Affäre zwischen Gwen und Flash ist für mich undenkbar. Gwen hat Peter geliebt und niemand sonst.

Peter L. Opmann 16.03.2019 14:06

Zitat:

Zitat von Horatio (Beitrag 584203)
Eine Affäre zwischen Gwen und Flash ist für mich undenkbar. Gwen hat Peter geliebt und niemand sonst.

Das ist jedenfalls die klassische Tradition... :D

thetifcat 17.03.2019 12:19

Immerhin hat Gwen in London mit Harrys Vater rumgemacht, woraus Zwillinge entstanden sind.

Aber das ist, wie soviele, eine miese Geschichte der Marvels des neuen Jahrtausend.

Peter L. Opmann 17.03.2019 13:41

Kommentar:

Zitat:

Bei Luke Cage hat mir nie eingeleuchtet, warum ausgerechnet einer der ersten schwarzen Helden als absoluter Opportunist dargestellt wurde. Da war DCs "Black Lightning" (im Zivilberuf Lehrer) als verkappter Social Worker doch die bessere Botschaft.

jakubkurtzberg 18.03.2019 06:33

Zitat:

Zitat von thetifcat (Beitrag 584251)
Immerhin hat Gwen in London mit Harrys Vater rumgemacht, woraus Zwillinge entstanden sind.

Aber das ist, wie soviele, eine miese Geschichte der Marvels des neuen Jahrtausend.

Wer lässt sich denn sowas einfallen? Sakrileg!

Peter L. Opmann 19.03.2019 21:19

Kleine Vorbemerkung: Morgen und übermorgen werde ich wegen eines Umzugs zeitweise nicht online sein.

Spinne (Williams) 125

Erscheinungstermin: 12/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 124
2) Mighty Thor # 144

Story-Titel:
1) Der Menschenwolf!
2) Schlachtfeld Erde!

Original-Storytitel:
1) The Mark of the Man-Wolf!
2) This Battleground Earth!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

https://comicguide.de/pics/medium/45849.jpg

Die Marvelredaktion, die still und heimlich wieder zum MMT geworden ist, rafft sich nach längerer Zeit mal wieder zu einem Editorial auf. Die Williams-Marvels nähern sich nämlich mit Riesenschritten ihrem Ende. Auch die Titel „Fantastische Vier“ und „Rächer“ sind jetzt nicht mehr – es bleiben nur noch „Die Spinne“ sowie „Horror“ (von DC). Die beiden eingestellten Serien hätten am Ende nicht mehr die Kosten des Verlags gedeckt, heißt es. Das war die erste Programmverkleinerung bei Williams, die ich live mitbekam. Daß vorher schon etliche andere Serien hatten dran glauben müssen, wußte ich allerdings. Mein Gefühl war nun nicht sehr gut, aber zu diesem Zeitpunkt las ich „Die Spinne“ jedenfalls noch sehr gern.

Was FV und Rächer betrifft: In beiden Fällen ist zur Zeit des Serien-Aus die klassische Phase vorbei. Die FV zeichnet schon seit etwas längerer Zeit John Buscema, der sich bemüht, den Look von Jack Kirby soweit beizubehalten. Bei den Rächern übernimmt gerade Rich Buckler, der seinerseits John Buscema nacheifert. Vielleicht haben sich die alten Fans in den Storys zu wenig wiedergefunden. Aber für die Spinne gilt ja Ähnliches. In Kürze kommt Zeichner Ross Andru, und die Handlung entfernt sich etwa seit der Sechs-Arme-Geschichte zunehmend von klassischen Mustern. Der Spinne bleiben nur noch gut zehn Ausgaben bei Williams.

Abgesehen davon, daß hier nach dem Vampir Morbius zum zweiten Mal eine Horrorgestalt gegen die Spinne antritt, ist die Story eigentlich ganz traditionell gestrickt: Wie bei Stan Lee wird am Beginn eines Mehrteilers erstmal Peter Parkers Privatleben wiederbelebt. Dann folgt der Actionteil. Soweit, so gut. Peter ist nun auch der Schock über Gwens Tod anzumerken, nachdem er in der Luke-Cage-Story schon wieder recht gefaßt gewirkt hatte. Aber jetzt läuft Peter wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend. Ausgelöst wurde diese Stimmung aber durch etwas, woran er sich schon längst hätte gewöhnen können: einen Leitartikel im „Daily Bugle“, in dem Jonah Jameson wieder mal der Spinne an allem die Schuld gibt, insbesondere am Tod seines Freundes Norman Osborn. Jonah bekommt gerade Besuch von seinem Sohn John (bekannt aus „Spinne“ # 2 und 42/43), begleitet von seiner Verlobten. Wie damals hat er ein Problem; diesmal besteht es darin, daß er sich bisweilen in einen Werwolf verwandelt (warum, erfahren wir noch nicht).

Peter fühlt sich indessen an der Uni von seinen Kommilitonen angestarrt und fängt infolge seiner Verbitterung Streit mit Mary-Jane an. Sie läßt sich erneut nicht abschütteln, aber als Flash Thompson dazukommt, läßt Peter beide stehen. Inzwischen verwandelt sich John Jameson in den „Menschenwolf“ und bedroht seinen Vater in dessen Büro. Peter hat inzwischen beschlossen, Jameson mal richtig die Meinung zu sagen wegen dessen Hetze gegen die Spinne. So kommt er dazu, als der Werwolf sich gerade auf JJJ stürzen will. Statt dem Verleger eine Abreibung zu verpassen, muß er ihn nun vor der Bestie retten. Jameson aber hat erkannt, daß der Werwolf sein Sohn ist. So legt er sich lieber mit der Spinne an, als daß dem Monster etwas passiert. Der Werwolf seinerseits schreckt davor zurück, Jameson anzugreifen. Er verschwindet in der Nacht. Die Spinne hat noch nicht erkannt, was hier gespielt wird – Jameson hat kein Wort des Dankes für seine Rettung und warnt die Spinne, dem Untier etwas zu tun. Während die Spinne auf einem Hausdach sitzt und versucht, aus dem Geschehenen schlau zu werden, springt der Werwolf sie von hinten an. Cliffhanger.

Spideys hilflose Wut, Jamesons Zerrissenheit zwischen Sorge um und Angst vor dem Werwolf – das ist psychologisch ganz ordentlich herausgearbeitet. Nur wie es im Menschenwolf“ aussieht und was ihn an diesen Punkt gebracht hat, werden wir wohl erst im zweiten Teil erfahren. Die Spinne hat übrigens parallel in einem anderen Titel ebenfalls mit einem Gruselwesen zu tun gehabt. Die Williams-Redaktion kaschiert das ein wenig, indem sie vorgibt, über diese Begegnung nichts zu wissen. Man kann natürlich einwenden, daß solche Gestalten generell keine geeigneten Gegner für die Spinne sind. Gil Kane zeichnet das wiederum ziemlich schwungvoll, aber wie schon bei Morbius ist sein Talent für die Inszenierung von Horrorfiguren begrenzt. An Mike Ploog, der kurz zuvor die Serie „Werewolf by Night“ begonnen hatte, reicht er da nicht heran. Erstmal sehen, was der zweite Teil bringt.


Phantom 20.03.2019 20:15

Ich war zwei Wochen auf Reisen, unter anderem letzte Woche in New York City (aber ohne die Spinne irgendwo getroffen zu haben). Bei der St. Patrick's Day Parade auf der 5th Avenue kam irgendwann auch mal eine Gruppe aus Westchester County; da habe ich sofort gedacht, dass da doch momentan Tante May ist - und dann erst realisiert, dass das ja schon vor über 40 Jahren war. :D

Die Story mit Gwens Tod hole ich nach. Jetzt steige ich wieder ein mit

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584191)
Spinne (Williams) 124

Da gibt es eine Kindheitserinnerung, die natürlich keinen interessiert: Ende der 70er gab es (wenigstens in den Läden, in denen meine Eltern einkauften) keine Kleidungsstücke mit Marvel-Bildern oder -Schriftzügen. In den USA werden einem schon seit Jahren die T-Shirts, Unterhosen und Socken mit Marvel-Motiven nachgeschmissen, leider interessiert mich das heute nicht mehr. Als Kind wäre ich voll darauf abgefahren, es gab aber nichts. Bis ich irgendwann (muss so um 1980 gewesen sein) irgendwo ein T-Shirt entdeckt hatte mit dem Marvel-Schriftzug, einer Figur und der Aufschrift "Power Man". Von Power Man hatte ich noch nie gehört, aber die Figur sah aus wie Luke Cage, den ich aus Spinne 124 kannte. Ich habe es irgendwie geschafft, meine Eltern zu überreden, mir das T-Shirt zu kaufen. Ich weiß noch, dass ich das "heilige" Marvel-Shirt nur zu Hause angezogen habe, damit es bloß nicht dreckig wird. Irgendwann wollte es meine Mutter aber trotzdem in die Waschmaschine stecken, und als es da wieder herauskam, war es mit gelben Schlieren gefärbt: was für eine Tragik für mich Zehnjährigen. :D

Dabei fand ich diesen Luke Cage vorher nicht besonders aufregend. Dass es sich hier um einen der ersten schwarzen Marvel-Charaktere handelte, dass in der amerikanischen Gesellschaft in den Siebzigern das Bewusstsein für die Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung wuchs: das war mir als Grundschüler alles nicht klar. Ich sah da nur einen Killer, der auf die Spinne angesetzt wurde; warum die Story nach etwas Klopperei dann so harmonisch zu Ende ging, leuchtete mir nicht recht ein. Über Jameson habe ich damals aber sehr gelacht, nachdem ihm das Geld buchstäblich in den Rachen gestopft wurde.

Die Zeichnungen finde ich auch ok. Williams hat auf Seite 4 unten Jamesons Wagen von einem Panel zum anderen von blau in weiß verwandelt. Über Übersetzungsschwächen (jetzt wird Kirsten Isele explizit als Übersetzerin genannt) habt Ihr ja schon geredet.

Zitat:

Ganz zum Schluß nähert sich Peter MJ noch ein bißchen mehr an: Er habe erkannt, daß er nicht allein ist, gesteht er ihr in einer lauschigen Nacht im Park. Wie romantisch!
Ich verstehe das anders, nämlich so wie Horatio: ich glaube nicht, dass das romantisch gemeint ist; Peter denkt m.E. nicht an Mary Jane, sondern an Luke Cage, wenn er sagt, er wäre nicht allein.

Peter L. Opmann 20.03.2019 21:54

Also mich interessiert so eine T-Shirt-Story durchaus. Mir ging's ähnlich. Aber Anfang der 80er Jahre kam dann das Bedrucken von T-Shirts im Copyshop auf. Da habe ich allerdings dann nicht mehr Marvelhelden auf meine T-Shirts gedruckt, sondern Ranxeron und sowas.

jakubkurtzberg 20.03.2019 22:10

Ich habe heute mal meinen Bestand gecheckt und entdeckt, dass ich mittlerweile wieder 117 verschiedene Williams-Spinne(n) habe. Zustände von wenigen in Z1 bis Z5. Einiges aus Sammelbänden und manches mit Fehlstücken oder anderen Schäden. Eine kultige Lesesammlung... Wenn man bedenkt, dass ich vor 7-8 Jahren alles rausgehauen habe und nicht bewusst wieder eingestiegen bin, ist das ganz schön viel Material, finde ich.

Peter L. Opmann 21.03.2019 08:01

Fehlen noch 20. :D

jakubkurtzberg 21.03.2019 17:30

Streu nur Salz in meine offene Wunde...

Horatio 21.03.2019 18:08

Ich hatte in den frühen Siebzigern ein T-Shirt, das nach Captain America aussah: oben blau mit einem weißen Stern auf der Brust und darunter rote und weiße senkrechte Streifen. Und die Ärmel waren weiß.
Ob das aber wirklich ein Marvel-Shirt war, weiß ich nicht.

Peter L. Opmann 21.03.2019 20:16

Ich glaube eher, das war ein America-T-Shirt. Marvel hätte einen Cap in Aktion gezeigt, wahrscheinlich gezeichnet von Jack Kirby.

Peter L. Opmann 21.03.2019 23:22

Spinne (Williams) 126

Erscheinungstermin: 12/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 125
2) Mighty Thor # 144

Story-Titel:
1) Wolfsjagd!
2) ohne Titel (Schlachtfeld Erde!)

Original-Storytitel:
1) Wolfhunt!
2) This Battleground Earth!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

https://comicguide.de/pics/medium/45850.jpg

Erstaunlich häufig wechseln Autor und Zeichner bei der „Spinne“ innerhalb eines Mehrteilers – hier löst Ross Andru, ein renommierter DC-Zeichner, Gil Kane ab (der strenggenommen auch von DC kam). Nur John Romitas Übernahme von Steve Ditko war eine Zäsur gewesen, allerdings zu einer Zeit, als Mehrteiler noch die große Ausnahme waren. Vielleicht fällt einem neuen Künstler der Einstieg leichter, wenn die Episode durch einen ersten Teil schon in etwa angelegt ist, aber ich weiß nicht, ob es für solche Wechsel einen Grund gibt und, wenn ja, welchen. Jedenfalls: Ross Andru gefiel mir damals nicht. Heute kann ich ihn etwas positiver beurteilen, aber seine Spider-Man-Posen finde ich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig bis mißglückt. Die Spinne schlenkert ihre Gliedmaßen meist wie ein Hampelmann herum. Vielleicht ging es ihm darum, Spider-Man nicht wie einen verkappten Superman aussehen zu lassen.

Gerry Conway hat eine ziemlich konfuse Wolfsmensch-Story fabuliert, was zum Ross-Andru-Debüt noch erschwerend hinzukommt. Eine klassische Horrorstory ist das nicht. Zudem ist Peter Parkers Umfeld mit sehr viel Gefühlsverwirrungen aufgeladen. Mir ist das eindeutig zuviel. Und Sinn ergibt das oft auch nicht. Beim Wiederlesen habe ich jetzt gedacht: Wie peinlich, daß genau in dem Moment, als vom Marvel-Programm von Williams nur noch „Die Spinne“ übrig geblieben ist, der Leserschaft eine so schwache Story angeboten wird. Als Junge habe ich das vermutlich nicht so empfunden, aber die Andru-Zeichnungen haben mir den Spaß am Weiterlesen der Serie schon ordentlich verdorben.

Die Spinne wird vom Menschenwolf angesprungen. Rekapitulieren wir: Es handelt sich um den verwandelten John Jameson, den Sohn von Jonah. Daß er sich auf seinen Vater stürzte, dürfte ein Zeichen für den Grad seiner Verwirrung sein. Die Spinne will er sich nun vornehmen, weil sie Jonah rettete. Beim Zweikampf bemerkt sie, daß der Wolf ein auffälliges Schmuckstück um den Hals trägt; sie überlegt, wo sie es schon einmal gesehen hat. Wie so oft: Der Gegner ist besiegt und flieht, aber die Spinne hat auch einiges abgekriegt. Peter wankt nach Hause, verbindet seine Wunden und fällt in Schlaf. Inzwischen hat sich Mary-Jane mit Flash Thompson verabredet. Flash entwickelt sich so langsam zu dem Typen mit den meisten Frauenkontakten, ohne daß irgendwas dahintersteckt. Harry taucht auf und putzt MJ ordentlich herunter. In Tränen rennt sie aus dem Lokal. Jonah Jameson sucht derweil die Wohnung seines Sohnes auf. Der ist kein Wolf mehr und erzählt ihm, was vorgefallen ist: Bei einer geheimen Mondlandung hat er einen unheilvoll glimmenden Stein gefunden, ließ sich daraus einen Anhänger machen und verwandelt sich seitdem immer bei Vollmond in einen Werwolf. Der Stein ist inzwischen an seinem Hals festgewachsen und kann nicht mehr entfernt werden. John ist nun in seiner zweiten Gestalt immer hinter denen her, die er liebt. Okay, akzeptieren wir das mal so.

Die Spinne stattet dem Daily Bugle einen Besuch ab, um etwas über den Stein herauszufinden, aber Jonah hat ihr bereits mit der Polizei aufgelauert (wie er darauf kommt und Polizisten dazu bringen kann, im Büro auf die Spinne zu warten, bleibt Conways Geheimnis). Die Spinne bekommt jedenfalls Betäubungsgas ab, springt zwar aus dem Fenster, ist aber so benebelt, daß sie auf die Straße stürzt. Schwer angeschlagen wankt Peter zu MJ. Im Gegensatz zu neulich, als sie ihm nach dem Tod von Gwen Trost spendete, ist sie nun nicht bereit, ihm moralische Unterstützung zu leisten und wirft ihn raus. Kristine Saunders besucht inzwischen ihren Verlobten John Jameson. Der Moment ist allerdings ungünstig, John verwandelt sich wieder in den Werwolf. Noch sind sich die beiden aber nicht begegnet. Zunächst begegnet er einem abgerissenen Straßenräuber mit Klappmesser – das ist glaube ich das erste Mal, daß in dieser Comicserie eine solche Figur auftaucht. Der Menschenwolf macht den Mann in nullkommanix ein, und dann sieht er Kristine vorbeifahren. Sofort greift er sie an. Zufällig (!) kommt aber auch die Spinne vorbei und stellt sich ihm in den Weg. Sie versucht, den Stein mit Netz unschädlich zu machen. Als das nicht klappt, reißt sie ihn dem Wolf vom Hals. Er verwandelt sich augenblicklich in einen Menschen zurück. In diesem Moment taucht auch Jonah auf. Die Spinne besteht darauf, daß ein Arzt gerufen wird, auch wenn das für Jonah einen Skandal bedeuten könnte. Mit ein paar sarkastischen Sprüchen verabschiedet sich die Spinne.

Nochmal ein Wort zu Ross Andru: Man kann sehen, daß er ein sehr routinierter Zeichner ist. Sein Schwachpunkt sind die Superhelden-Posen, aber dazu habe ich ja schon etwas gesagt. Gesichter, Häuserlandschaften, Wohnungsinterieurs – das alles ist kein Problem für ihn. Was mir aber ebenfalls nicht so zusagt, sind seine unruhigen Seitenaufteilungen. Bis „Spinne“ # 137 habe ich mich an diesen Zeichner nicht gewöhnen können. Auch inhaltlich habe ich die Folge schon eingeschätzt. Zu dieser hanebüchenen Episode kommt ein Fake-Cover hinzu. Die Spinne sagt: „Ich lasse dich nicht sterben. Nicht wie Gwen!“ Es gibt aber in der Story keine Parallelen zu Gwens Tod. War für mich kein Problem, denn ich habe ohnehin jedes Heft gekauft. Aber als die Serie bald darauf eingestellt wurde, war das für mich kein außerordentlich schwerer Schlag mehr. Ich denke, ich werde diese Betrachtung jetzt nach der nächsten Ausgabe, in der das Känguruh zurückkehrt, beenden. Ich hänge aber noch eine Zusammenfassung meiner Beobachtungen und Erinnerungen an.


michidiers 22.03.2019 07:43

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584490)
Ich glaube eher, das war ein America-T-Shirt. Marvel hätte einen Cap in Aktion gezeigt, wahrscheinlich gezeichnet von Jack Kirby.

Ja, diese America-T-Shirts waren damals bei jung und sehr jung sehr verbreitet. Auch ich hatte da eines von mit vielen Sternen und eben die Farben rot, blau und weiß.


Allerdings besaß ich so um 1976/1977 tatsächlich ein Marvel T-Shirt. :top:

Brustmotiv: Captain America, der mit einem Schild in der Hand auf den Betrachter zulief. Weißer Hintergrund und an den Enden der Ärmel und am Kragen mit rot abgesetzt.
Vom selben Anbieter hatte ich auch ein Lucky Luke -Shirt mit dem Westernzirkus-Motiv. Meine Mutter hatte es mir damals aus einem dieser dicken Versandkatataloge bestellt.

Peter L. Opmann 23.03.2019 08:24

Hab' nochmal nachgedacht. Es wäre schon unbefriedigend, wenn ich die Besprechung der Williams-"Spinne" kurz vor Schluß abbrechen würde. Immerhin ist ja die legendäre Punisher-Nummer dabei. Deshalb neige ich jetzt eher dazu, die letzten etwa zehn Hefte im Schnelldurchgang zu besprechen.

Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn jemand anderer, dem die Andru-Ausgaben am Herzen liegen, die Besprechungen übernehmen würde. Dann höre ich doch nach dem Känguruh auf.

Phantom 23.03.2019 12:47

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583588)
Spinne (Williams) 122

Noch ein kurzer Nachtrag von mir dazu. Ich habe 122 und 123 nur in Sammelbänden. Ob die Hefte damals bei mir auch nicht am Kiosk ankamen oder ob ich einfach gerade zu wenig Taschengeld hatte, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatte ich vom Tod Gwen Stacys zuerst durch Rückblenden oder Bemerkungen in späteren Heften erfahren. Erst Monate später kam ich dann durch zwei Superbände 46 zu den beiden Ausgaben.

Ich kann mich eigentlich heute noch ein bisschen über die Story ärgern, nicht wegen Gwens Tod, sondern über die Aussage des Kobolds, dass man schon während eines Falls von der Brücke sterben würde. Das ist natürlich Unsinn (irgendwo habe ich mal ein Interview mit Conway gelesen, der einräumte, das nur erfunden zu haben, damit die Spinne nicht irgendwie Mitschuld am Tod von Gwen trägt), aber damals als Kind hatte ich das tatsächlich geglaubt. Und dann gerätselt, warum die Spinne in fast jedem Heft bisher irgendjemanden, der gerade aus einem Fenster gefallen war, mit ihrem Netz retten konnte (z.B. auch sich selbst). Dieses "Snap", was einen Genickbruch andeuten sollte, hatte ich damals sicher nicht bemerkt, es wird ja auch nicht weiter thematisiert.

Die Story ist natürlich wegen des Endes legendär, da kann man über bestimmte Schwächen hinwegsehen (welchen Sinn die Grippe der Spinne haben soll, ist mir auch nicht klar; zudem wirkt dieses wiederkehrende Motiv - wie das Kryptonit bei Superman - langsam ausgelutscht).

Ein paar Schludrigkeiten von Williams: auf Seite 19 ist die Kutte des Kobolds in zwei Bildern weiß statt lila. Der Druck ist sehr schlecht, manche Bilder sehen regelrecht verschwommen aus. Ein paar Wörter waren der Übersetzerin offenbar unbekannt (frisky z.B. wird mit frustriert übersetzt, ist aber eher das Gegenteil, also ausgelassen oder übermütig), aber es gibt keine großen Stilblüten.

Auf Seite 12 besteht die obere Seitenhälfte aus einem großen Panel mit Gesichtern, an die sich Osborn erinnert. Im Vergleich zum Original fehlen bei Williams ein paar, z.B. Tante May und Flash. Seltsam, Williams hat doch sonst keine Bildteile entfernt. Ob da schon geänderte Druckvorlagen aus USA gekommen sind?

Was mir gut gefällt, sind die vielen Hintergründe mit New Yorker Architektur (auch die Brooklyn Bridge unter falschem Namen). Dafür war wohl zum großen Teil Tony Mortellaro zuständig, der wieder in einigen Bildern seine Teilsignaturen untergebracht hat ("Mor", "Back", "aro").

Phantom 23.03.2019 13:36

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 583733)
Spinne (Williams) 123

Dazu kann ich nicht viel ergänzen: ein Klassiker. Einfache, aber effektive Story, ein Mann nimmt Rache; am Ende gerade noch moralisch korrekt hingebogen. Gute Zeichnungen, die Splash-Page gefällt mir besonders gut, nur auf Seite 14 sieht Robertson mit der Kaffeetasse recht seltsam aus (ein Vorgeschmack auf die verqueren Gesichter, die Andru später immer zeichnete).

Brisanzbremse 23.03.2019 13:47

Zitat:

Grippe der Spinne [...] dieses wiederkehrende Motiv
Ist das die Achillesferse von Spider-Man? Dann hat Stan Lee anscheinend Benni Bärenstark gelesen. Der funktioniert schon seit 1960 nicht, wenn er Schnupfen hat. :floet:

Phantom 23.03.2019 14:05

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584380)
Spinne (Williams) 125

Interessant, die Story beginnt mit nackten Brüsten. Zwar nur auf Zeitschriftencovern, die an einem Kiosk hängen (mit Titel "Art") und nur grob skizziert, aber trotzdem. Sehr ungewöhnlich für ein "normales" Marvel-Heft zu dieser Zeit.

Die Werwolf-Geschichte langweilt mich etwas. Vermutlich, weil ich aus heutiger Sicht eben erkenne, wie berechnet das ist (hey, Vampire und Werwölfe sind jetzt erlaubt, lasst uns da ab und zu welche verwenden). Wie ich die Story damals fand, weiß ich nicht mehr.

Die Übersetzerin war wohl wieder unter Zeitdruck ("even her" hat sie z.B. mit "sogar hier" übersetzt, "the one I hunt is ahead" mit "der, den ich jage, ist über mir").

Auf Seite 31 ist ein altes "Pin-up" von Steve Ditko aus Spider-Man Annual 1 mit dem Haus, in dem Peter mit Tante May während der Schulzeit gewohnt hat. Seltsam, dass Williams das gerade jetzt abdruckt.

Peter L. Opmann 23.03.2019 15:07

Vielen Dank für die Ergänzungen!

Daß man bei Schnupfen nicht fit ist (vor allem wohl Männer), ist eine Alltagserfahrung. Hat gegenüber Kryptonit den Vorteil, daß nicht erst erklärt werden muß, wie der Protagonist damit in Berührung gekommen ist.

Ich habe vor ein paar Jahren mal ein Interview mit Howard Chaykin geführt, und er sagte, er sei in Europa auf viele sehr gute und interessante Comics gestoßen, die es in USA leider alle nicht zu kaufen gebe. Möglicherweise gab es da schon Internetkauf, aber man muß ja auch wissen, wonach man suchen muß.

Phantom 23.03.2019 18:07

Zitat:

Zitat von Brisanzbremse (Beitrag 584560)
Ist das die Achillesferse von Spider-Man? Dann hat Stan Lee anscheinend Benni Bärenstark gelesen. Der funktioniert schon seit 1960 nicht, wenn er Schnupfen hat. :floet:

Stimmt, Benni, der noch Winni hieß, als Spider-Man noch die Spinne war. ;)

Phantom 23.03.2019 18:46

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584501)
Spinne (Williams) 126

So, letztes Mal Tony Mortellaro und seine Signaturen im Hintergrund. Hier richtig cool: am Cover hängt im Hintergrund ein Hotelschild, aber auf dem Schild steht nicht "Motel", sondern "Mortel". Wundert mich, dass er damit durchgekommen ist.

Von Ross Andru sehe ich hier noch nicht viel. Romita scheint die Pencils sehr verbessert zu haben, oder Andru hat vor allem den Werwolf gezeichnet. Der zeichnerische Bruch wird erst im nächsten Heft sichtbar.

Die Story finde ich auch sehr dünn. Eine Mondmission, die vor der Öffentlichkeit geheimgehalten wurde. Warum? Darf man nicht sagen. Was bewirkt dieser Anhänger eigentlich genau im Körper? Weiß man nicht. Wusste wohl auch Conway alles nicht, als er diese Story schnell herunterschrieb. Unpassend ist auch, dass offenbar alle finden, Peter und Harry sollten sich nicht so haben, nur weil vor einer Woche Freundin und Vater ermordet wurden.

Auf Seite 7 hat Peter eine Wunde quer über der Brust, auf Seite 13 spricht er von der Wunde an seinem Hals (klar, liegt an Williams, da wurde chest einfach mal mit Hals übersetzt).

In den Sprechblasen finde ich zwei Wörter, die ich noch nie gehört habe: "Knies" (der Duden sagt: Streit) und "petten" (der Duden sagt gar nichts). Ist das norddeutscher Dialekt?

Phantom 23.03.2019 18:54

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584551)
Hab' nochmal nachgedacht. Es wäre schon unbefriedigend, wenn ich die Besprechung der Williams-"Spinne" kurz vor Schluß abbrechen würde. Immerhin ist ja die legendäre Punisher-Nummer dabei. Deshalb neige ich jetzt eher dazu, die letzten etwa zehn Hefte im Schnelldurchgang zu besprechen.

Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn jemand anderer, dem die Andru-Ausgaben am Herzen liegen, die Besprechungen übernehmen würde. Dann höre ich doch nach dem Känguruh auf.

Also, am Herzen liegen mir die nicht. Wenn ich die Hefte so durchblättere, finde ich die Zeichnungen ziemlich furchtbar (nur die Cover sind zum Glück noch von Romita). Aber es sind nur noch 11 Hefte, die werde ich jetzt auch noch lesen. Schnelldurchgang (im Sinne von schnell hintereinander weglesen) klappt aber bei mir wohl nicht. Kommentare dazu werde ich noch geben; also wenn Du keine Lust mehr hast, kann ich das noch zuende führen.

Peter L. Opmann 23.03.2019 20:29

Mit "Schnelldurchgang" meinte ich, ich schreibe zu den einzelnen Heften nicht mehr so viel. Vielleicht kannst Du ja dann etwas mehr ergänzen.

Peter L. Opmann 24.03.2019 16:03

Wieder mal ein Kommentar:

Zitat:

Die "Wolfman"-Story gab es in USA auch auf Platte, heute würde man sagen: "Hörbuch", muss also vom Publikum durchaus gut aufgenommen worden sein...

Peter L. Opmann 24.03.2019 16:06

Ich fange schon mal an, mich kürzer zu fassen.

Spinne (Williams) 127

Erscheinungstermin: 1/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 126
2) Mighty Thor # 145

Story-Titel:
1) Das Känguruh schlägt zu!
2) Auf Erden verbannt!

Original-Storytitel:
1) The Kangaroo bounces back!
2) Abandoned on Earth!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

https://comicguide.de/pics/medium/45851.jpg

Das Känguruh wird hier im wahrsten Sinne des Wortes verheizt. Ein wenig überzeugender Superschurke wird im Labor, in dem auch Hammerkopf gezüchtet wurde, ein wenig hochgetunt. Er will Rache an der Spinne, aber sein Schöpfer will, daß er für ihn radioaktive Substanzen stiehlt. Beides verbindet sich; die Spinne kann das Känguruh nicht davon abhalten, die Sicherheitskammer zu betreten, und dort verbrennt es förmlich. Ein Ende, das der gelockerte Comics Code möglich macht. In einer Nebenhandlung wird das Spinnenmobil eingeführt. Es ist als Werbeutensil für eine große Firma gedacht; die Spinne darf es selbst konstruieren, wofür sie die Hilfe von Johnny Storm von den Fantastischen Vier braucht. Erst will sie in dieses Geschäft nicht einstiegen, aber da die Miete überfällig ist, wird sie mit den Werbeleuten doch einig. Nebenbei hören wir wieder mal von Tante May; Professor Warren meldet sich, weil Peter Parker schon lange keine Vorlesung mehr besucht hat; Peter verärgert Mary-Jane; und am Ende kommt auch noch Harry Osborn ins Spiel, der MJ abblitzen läßt und im Begriff ist, zum neuen Grünen Kobold zu werden.

Die verschiedenen Handlungselemente sind recht geschickt verbunden. Das Känguruh, das die Story ja tragen soll, kommt dabei aber zu kurz. Sein Tod ist verschenkt, da sein erster Auftritt schon sehr lange her ist („Spinne“ # 82) und wir kaum etwas davon erfahren, was in der Zwischenzeit mit ihm passiert ist. Das Spinnenmobil kam mir von Anfang an recht unsinnig vor, denn wenn jemand kein Auto braucht, dann die Spinne. Ich vermute aber, das Mobil mußte sein, weil es in die Spielwarenregale kam. Die Zeichnungen von Ross Andru, hier verfeinert von Jim Mooney, sind gar nicht mal so schlecht. Aber einer der großen Spinne-Zeichner ist er für mich doch nicht geworden. Das Cover steuert wieder John Romita bei. Ansonsten: Wir haben eine Leserbrief- und eine Kleinanzeigenseite, ein Miniposter des Geiers (der in der nächsten Ausgabe zurückkehrt) und eine Monatsvorschau, die jetzt nur noch drei Hefte umfaßt.


Marvel Boy 26.03.2019 07:01

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584591)
Wieder mal ein Kommentar: Die "Wolfman"-Story gab es in USA auch auf Platte, heute würde man sagen: "Hörbuch", muss also vom Publikum durchaus gut aufgenommen worden sein...

Da gab es ein paar mehr auf Platte, war halt der Versuch auch auf der Schiene Geld zu verdinen.
Bei der Menge die es gab hat das wohl auch funktioniert.
Allerdings findet man von einigen Exemplaren heute noch Originalverpackte zu geringen Preisen wenn man ein bischen Glück hat.

Hier mal meine Liste zu den Marvel Platten:

The Amazing Spider-Man And Friends Power Records Presents The Adventure Of
+ Fantastic Four / Hulk / Captain America
1974
LP Power Records 8146
LP Peter Pan 8164

The Amazing Spider-Man The Invasion Of The Dragen-Men Power Record Presents Vol II
+ Mad Hatter / Conquistador / Bells Of Doom / Showman
1974
LP Power Records S144

The Amazing Spider-Man The Mad Hatter Of Manhatten!
1975
LP PowerSingle Records F2284

The Amazing Spider-Man The Return Of The Conquistador!
1975
LP Single Power Records F2297

The Amazing Spider-Man The Bells Of Doom!
1975
LP Single Power Records F2286

The Amazing Spider-Man The Abominable Showman!
1975
LP Single Power Records F2283

7 Super Adventures Marvel und DC Geschichten
Spider-Man : Showman / Mad Hatter
1975
Power Records

3 Records Gift Pack Marvel und DC Geschichten
Spider-Man : The Mark Of The Wolf / Fantastic Four : The Beginning /Captain America And The Falcon : And A Phenix Shall Rise
Power Records

The Amazing Spider-Man Book And Record Set
Invasion Of the Dragon-Men / The Mark Of The Wolfman
Power Records


The Amazing Spider-Man Book And Record Set The Mark Of The Wolf Man
Power Records PR10 mit Comic #124

The Amazing Spider-Man Book And Record Set Invasion Of The Dragon-Men
Power Records PR24 mit Comic
Peter Pan Records PR24 mit Comic

Spidey Super Stories The Electric Company
Spider-Man Is Born Plus 7 Other Action-Packed Stories
Peter Pan Records

Spider-Man ( El Hombre Aranha ) En Espaniol
Peter Pan Records

The Incredible Hulk Black Chasm / Monster From The Deep / The Assassin /Blind Alley
Peter Pan 216

The Incredible Hulk Book And Record Set At Bay
Power Records PR11 mit Comic
Peter Pan Records mit Comic

The Incredible Hulk Read & Hera Book & Recording Peter Pan Super Adventures
1982 At Bay
LP Single Peter Pan Records 2002 mit Comic

Captain America And The Falcon Book And Record Set
Power Records PR12 mit Comic

Fantastic Four Book And Record Set
Power Records PR13 mit Comic

Monster Of Frankenstein Book And Record Set
Power Records PR14 mit Comic

Dracula Book And Record Set Terror In The Snow
Power Records PR15 mit Comic

Conan Book And Record Set
Power Records PR31 mit Comic

The Amazing Spider-Man Marvel Ages Comic Spectaculars Come to Live
1966
LP Golden Records SLP mit Comic #1

Jorney Into Mystery Thor Marvel Ages Comic Spectaculars Come to Live
1966
LP Golden Records SLP mit Comic #84

Avengers Captain America lives Again! Marvel Ages Comic Spectaculars Come to Live
1966
LP Golden Records SLP187 mit Comic #4

Fantastic Four Marvel Ages Comic Spectaculars Come to Live
1966
LP Golden Records SLP mit Comic #1


Godzilla King Of The Monsters Two Brand New Adventures / Vs.The Allien Invasion / Vs. Amphibion
1977
LP Wonderland Records WLP312
nur verwendung des Covers der Marvel #1

Peter L. Opmann 26.03.2019 08:00

Danke für die Liste.

Eine Spider-Man-Schallplatte besitze ich auch; bin nicht sicher, ob sie in der Liste enthalten ist. In der Story wird Tante May vom Kingpin entführt. Dummerweise kehre ich gerade von dort zurück, wo ich die Platte deponiert habe und kann jetzt also nicht nachsehen.

Phantom 27.03.2019 11:54

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584593)
Spinne (Williams) 127

Was mich damals etwas verwirrt hat, ist das rote Kostüm der Fackel. Das war in den Williams-Heften doch immer blau. Heute weiß ich, das Kostüm wurde in den Fantastic Four Heften eingeführt, die es bei Williams nicht mehr gab. Der Redaktion war das damals leider keine Erläuterung wert. Na ja, vermutlich bestand die Redaktion da nur noch aus Kirsten Isele, und sie hatte angesichts der Einstellung der anderen Serien wahrscheinlich andere Sorgen.

Die Story ist schon auch recht dünn. Ein paar alte Charaktere zusammengemixt, wieder jemand, der "die Macht" will, wobei unklar ist, was er denn eigentlich anstrebt. Und der Beginn des Spinnenmobils. Hm. Immerhin erfahren wir, dass Harry damals seinem toten Vater das Kostüm ausgezogen hat und jetzt selbst der Grüne Kobold werden will.

Hier scheint nun Ross Andru zum ersten Mal ohne John Romitas Tusche (und Korrekturen) am Werk gewesen zu sein. Manche Körperhaltungen sind schon sehr ungelenk, manche Gesichter (MJ, Flash, Tante May) wirken auf mich noch recht unsicher.

Ein paar Übersetzungsfehler: "cotton candy" (Zuckerwatte) wird mit Tempotuch übersetzt. JJJ sagt im Krankenhaus bei Williams "das ist das letzte Mal, dass ich für die Medizin Geld ausgeben wollte". Im Original sagt er genau das Gegenteil, nämlich "this is the last time I try to save a little money on medicine". (Wahrscheinlich hat er seinen Sohn eben in ein günstiges Krankenhaus einweisen lassen, um Geld zu sparen, und jetzt bereut er es.) Das Känguruh sagt kurz vor seinem Ende "I can do anything I (...) please" (ich kann alles tun, was ich will); übersetzt wird es mit "ich kann alles tun bitte" :D

Peter L. Opmann 27.03.2019 15:38

Zum roten Kostüm der Fackel habe ich gelesen, daß es an die Golden-Age-Figur Torch erinnern sollte. Johnny trug eine Weile dieses Kostüm, kehrte dann aber zum bewährten Marineblau zurück.

Peter L. Opmann 27.03.2019 21:55

Spinne (Williams) 128

Erscheinungstermin: 1/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 127
2) Mighty Thor # 145

Story-Titel:
1) Die dunklen Schwingen des Todes!
2) ohne Titel (Auf Erden verbannt!)

Original-Storytitel:
1) The dark Wings of Death!
2) Abandoned on Earth!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://www.comicguide.de/pics/medium/45852.jpg

An dieser Eröffnung eines Zweiteilers mit dem Geier wäre grundsätzlich nichts auszusetzen, wenn die Handlung nicht unmotiviert unterbrochen würde, damit Spidey zusammen mit der Fackel an seinem Spinnenmobil schrauben kann. Immerhin geht es um einen Mord an einer Frau, den Mary-Jane Watson beobachtet und den offenbar der Geier verübt hat. Um die unliebsame Zeugin zu beseitigen, entführt er sie mitten in einer Fahrt aus einem Cabrio, in dem sie mit Peter Parker und Flash Thompson sitzt. Außerdem bedroht der Geier auf dem Unicampus eine weitere Frau. Offen bleibt vorerst nicht nur, was hinter dem Mord steckt, sondern auch, warum der Geier überhaupt in New York (Peter Parkers Dorf) auftaucht. Nach ein paar Scharmützeln zwischen Spinne und Geier kommt es am Ende zu einem Luftkampf, bei dem der Geier die Spinne aus großer Höhe fallen läßt. „Fortsetzung folgt! (Ehrlich!)“, beteuert die Redaktion.

Harry Osborn begegnet Peter weiterhin sehr feindselig und schleicht zudem hinter der Spinne her. Und Prof. Warren will mit Peter endlich ein klärendes Gespräch über sein Studium führen, doch der hat keine Zeit (für sein Spinnenmobil aber schon). Andere bekannte Nebenfiguren wie Jonah Jameson und Tante May haben in dieser Ausgabe keinen Auftritt. Davon abgesehen ist dies ein ganz ordentlicher Auftakt eines Mystery-Thrillers. Zur Grafik gibt’s nichts Neues: nicht schlecht, aber die Spinne ist zu oft in unvorteilhaften Posen zu sehen. Die redaktionellen Seiten sind die gleichen wie in „Spinne“ # 127.

Marvel Boy 28.03.2019 06:11

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584654)
Danke für die Liste.

Eine Spider-Man-Schallplatte besitze ich auch; bin nicht sicher, ob sie in der Liste enthalten ist. In der Story wird Tante May vom Kingpin entführt. Dummerweise kehre ich gerade von dort zurück, wo ich die Platte deponiert habe und kann jetzt also nicht nachsehen.

Ich würde mich freuen wenn du das bei der nächsten gelegenheit mal überprüfst und wenn die wirklich nicht in der Liste ist die Daten postest.
Danke!

Peter L. Opmann 28.03.2019 08:05

Mach' ich.

Phantom 28.03.2019 12:47

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584703)
Spinne (Williams) 128

An der Oberkante des Splashpanels (Seite 3) ist an der Wand der Name "Benjamin" zu lesen. Vielleicht nimmt Dave Hunt hier die Tradition von Tony Mortellaro auf und versteckt in den Hintergründen bestimmte Namen? Laut Internet hieß sein Sohn Ben oder Benjamin, das könnte also passen.

Die Story haut mich nicht recht um; dass die Spinne und die Fackel nachts am Spinnenmobil arbeiten und offenbar gar keinen Schlaf brauchen, ist schon an den Haaren herbeigezogen. Wie man ja überhaupt zu zweit mal schnell so ein Auto konstruiert, selbst als Superhelden...

Die Gesichter von MJ finde ich ganz ok gezeichnet, aber z.B. Harry sieht in vielen Bilder doch recht karikaturenhaft aus. Ein ziemliches Loch in der Story ist kurz vor Schluss der erblindete Geier, der die Spinne greift und glaubt, Christine erwischt zu haben. Als die Spinne die Augen des Geiers mit ihrem Netz verklebt, ist Christine ganz woanders; warum sollte der Geier kurz darauf meinen, sie stünde neben ihm?

Williams bringt zusätzliche Verwirrung ins Spiel. Kurz vor Schluss sagt der Geier "Die letzen [sic] Monate hatte ich mein Ziel vergessen." Das klingt ja nach einem monatelang gehegten Plan (was nicht zur Auflösung im nächsten Heft passt); tatsächlich sagt der Geier "for the past few moments I'd forgotten my purpose".

Peter L. Opmann 31.03.2019 21:27

Spinne (Williams) 129

Erscheinungstermin: 2/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 128
2) Mighty Thor # 146

Story-Titel:
1) Der Schatten des Geiers!
2) …wenn der Donner fort ist!

Original-Storytitel:
1) The Vulture hangs high!
2) …if the Thunder be gone!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45853.jpg

„Potztausend“, mußte ich beim Lesen immer wieder denken. Die Auflösung des Krimirätsels um den Geier ist zwar nicht trivial, aber doch wirr zusammengesponnen. Die Frau, die am Anfang der letzten Episode ermordet wurde, sah einer anderen Frau zum Verwechseln ähnlich, die zu viel über die Entstehung des Geiers wußte. Der Geier ist nämlich gar nicht der Geier, sondern ein bislang unbekannter Wissenschaftler, Dr. Shallot, der diese Mutation an sich selbst bewerkstelligt hat. Gerry Conway setzt hier Wissenschaft ebenso ein wie einst Stan Lee: Wissenschaft macht Boink! Und das, was der Autor will, geschieht.

Zunächst rettet sich die Spinne mit ihrem Netz vom Sturz in den Tod. Dann trifft Peter Parker jenen Shallot, entdeckt im Fotoarchiv des Daily Bugle die Ähnlichkeit zwischen der Toten und Christine Murrow, die in Shallots Labor arbeitet. Nachdem Mary-Jane sich geweigert hatte, als Zeugin des Mordes zur Polizei zu gehen, bringt Peter sie weg, weil der Geier (der Shallot ist) sie beseitigen will. Anschließend muß er auch noch Murrow retten. Dem Geier verpasst er ein selbst zusammengemixtes Gegenmittel gegen seine Mutation und hält am Ende Murrow eine Standpauke, weil sie den Fall nicht früher aufgeklärt hat.

Immerhin: Das alles ergibt mit Mühe irgendwie Sinn, geht aber von unmöglichen Voraussetzungen aus. Wie kam es zur Verwechslung der Frauen? Warum sah ausgerechnet Mary-Jane den Mord? Was bezweckte Shallot eigentlich mit seiner Verwandlung in den Geier? Die Kriminalstory ist letztlich ein Witz; Conway bringt sie durch Action und Suspense über die Runden. Die Zeichnungen finde ich weiter akzeptabel, auch durch solides Inking, aber sie sind nicht das, was ich bei Marvels Flaggschiff-Serie erwarten würde. Der Heftaufbau bleibt gleich: Leserbriefe, Kleinanzeigen, Monatsvorschau und eine Unterhaltungsseite, bei der diesmal Punkte zur Gestalt der netzschwingenden Spinne verbunden werden müssen. Anzeigen gab es nun schon eine Weile nicht mehr im Magazin, nicht mal die Sea-Monkeys.

Phantom 02.04.2019 18:52

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 584856)
Spinne (Williams) 129

Das Titelbild schwindelt wieder: die Spinne sagt zum Geier "vor wenigen Minuten brachte ich dich ins Kittchen!" Großer Unfug, das hat mit der Story nichts zu tun: der (wahre) Geier sitzt schon seit Jahren im Gefängnis. Vermutlich hatte John Romita die Story gar nicht richtig gelesen, als der das Titelbild zeichnete.

Memorable quote: "you can never be sure about a woman" (Dr. Shallot). Das lassen wir mal ohne Kommentar stehen.

Ich finde die Story auch sehr verworren. Man muss den Text mehrmals genau lesen, um zu verstehen, was wo zwischen den Bildern passiert sein soll. Conway hatte das wohl selber erkannt, deswegen gibt es so viele Rückblenden (Seite 6) und Erklärungen (Seite 21).

Zitat:

Was bezweckte Shallot eigentlich mit seiner Verwandlung in den Geier?
Daran kranken diese Superhelden-Geschichten ja recht oft, wie mir jetzt beim Lesen dieser Hefte wieder auffällt. Die Bösen wollen "die Macht" oder "die Vernichtung" oder einfach nur "töten". Aber was wollen sie damit oder danach? Das ist hier auch wieder nicht weiter erklärt.

Das Marvel-Mini-Poster auf Seite 31 will ich nochmal erwähnen (der Leser muss nummerierte Punkte miteinander verbinden, dann erscheint die Spinne auf dem Bild; mein zehnjähriges Ich hatte das in meinem Exemplar natürlich auch mit Kugelschreiber gemacht). Vielleicht weiß ja jemand, wo das im Original zu finden ist. Weder im Comicguide oder in der GCD noch auf Maxis Marvel-Seite wird diese Seite überhaupt erwähnt, ich finde auch in den Annuals keine passenden Originale. Ich glaube auch nicht, dass das eine Williams-Eigenkreation ist.

Die Zeichnungen gehen für mich so einigermaßen, aber z.B. erkenne ich keine Ähnlichkeit zwischen Shallot auf Seite 7 und dem letzten Panel auf Seite 19.

Die Übersetzung macht nicht viele große Schnitzer; bemerkenswert ist höchstens, "you hurt me to the quick" (jetzt fühle ich mich von dir aber ganz schön verletzt) mit "ich muss mich beeilen" zu übersetzen :D

Im Mini-Markt entdecke ich Klaus Bogdon und Stefan Schlüter. Und, ach, die herrlichen Preise: jemand sucht u.a. Spinne 1 und bietet "bis zu 1,-- DM".

Hinnerk 02.04.2019 19:55

Das Poster stammt eventuell aus "Spider-Man and the Incredible Hulk" (Marvel 1981): https://www.comics.org/issue/35926/

Phantom 02.04.2019 21:53

Zitat:

Zitat von Hinnerk (Beitrag 584965)
Das Poster stammt eventuell aus "Spider-Man and the Incredible Hulk" (Marvel 1981): https://www.comics.org/issue/35926/

Aber das Williams-Heft ist vom Januar 1979. Dann müsste das Poster im 1981er Heft auch ein Nachdruck gewesen sein. Bliebe immer noch die Frage nach dem Original.

Williams hat in dieser Endphase der Spinne jede Menge Pin-Ups aus den ersten 5 Spider-Man-Annuals veröffentlicht. Ich würde deswegen darauf tippen, dass das "connect the dots"-Pin-Up auch aus einem dieser Annuals stammt, aber in den Indizes im GCD nicht erfasst wurde. Kann mich natürlich täuschen, ich habe keines der Annuals im Original.

Peter L. Opmann 02.04.2019 21:58

@ Phantom:
Der Fehler auf dem Titel ist mir entgangen. Aber grafisch ist das Cover ziemlich gut, finde ich.

Klar, man kann sehr oft nach der Motivation eines Superschurken fragen.Der Held hat demgegenüber den Vorteil, daß er seine Daseinsberechtigung von den finsteren Plänen des Schurken ableiten kann. Hier ging es mir aber darum: Warum will Shallot ausgerechnet zum Geier werden? Weil dieser Job nach dem Ableben des echten Geiers gerade vakant ist? Lassen wir mal beiseite, wie er es schafft, daß er dann in der Tat gezielt zum Geier mutiert. Das entspricht jedenfalls nicht Darwins Lehre...

Hinnerk 02.04.2019 23:09

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 584969)
Aber das Williams-Heft ist vom Januar 1979.

Mist, das hatte ich übersehen.

Peter L. Opmann 05.04.2019 11:57

Spinne (Williams) 130

Erscheinungstermin: 2/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 129
2) Mighty Thor # 146

Story-Titel:
1) Der Bestrafer kommt!
2) ohne Titel (…wenn der Donner fort ist!)

Original-Storytitel:
1) The Punisher strikes twice!
2) …if the Thunder be gone!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45854.jpg

Mit meinem DC-Freund habe ich schon ein bißchen darüber diskutiert, ob der Punisher eine wichtige Figur im Marvel-Universum ist. Wir sind uns da nicht ganz einig, aber doch darin, daß wir solche Figuren nicht besonders mögen. Er sieht ihn vom Rot sehenden Charles Bronson beeinflußt, was sicher richtig ist. Ich meine zudem eine Entwicklungslinie hin zu den Kino-Actionhelden der 80er Jahre auszumachen – zu Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und ähnlichen Leuten. Angekündigt worden war für diese Ausgabe ein anderer Bösewicht, der Schakal, der vorerst im Hintergrund die Fäden zieht, ohne daß man viel über ihn erfährt. Mal wieder einer, der die New Yorker Unterwelt unter Kontrolle bekommen will. Letztlich ist aber doch der „Bestrafer“ die Attraktion dieser Ausgabe (dessen Vorgeschichte aber auch ziemlich vage bleibt). Er kämpft für das, was er für Gerechtigkeit hält, aber durch Selbstjustiz. Eigentlich ist jeder Superheld der Selbstjustiz nahe, aber der Unterschied besteht darin, daß der Punisher sofort die Todesstrafe vollstreckt, ohne sich lange mit der Klärung der Schuldfrage aufzuhalten.

Die Story ist ziemlich simpel, was nicht unbedingt schlecht sein muß. Der Bestrafer hält einfach drauf, weil er die Spinne für den Mörder von Norman Osborn hält. Spidey kann den Angriff aber abwehren. Die Zusammenarbeit von Bestrafer und Schakal besteht offenbar schon eine Weile. Der Schakal möchte den Gerechtigkeitsfanatiker aber so langsam loswerden. Er stellt ihm eine Falle, indem er den Verdacht auf ihn lenkt, seinen Waffenhändler übel zugerichtet zu haben. Auch die Spinne taucht dort auf und macht dem Bestrafer klar, daß er von seinem Partner aufs Kreuz gelegt wurde. Der Bestrafer zieht ab, während der Schakal den nächsten Angriff auf die Spinne ausknobelt. Während also der Punisher-Auftritt recht kurz bleibt, wird der Schakal auch im nächsten Heft eine Rolle spielen. Eine großartige Debütnummer ist das nicht, aber die Story ist immerhin nicht allzu abstrus. Ich wage aber lieber keine Prognose, ob das Ganze im nächsten Heft noch spannender wird.

FrankDrake 05.04.2019 13:23

Die ersten (12) Punisher Hefte von Ennis und Dillon sind wohl das Beste was in den letzten Jahren aus den USA in Sachen Comics gekommen ist.

Peter L. Opmann 05.04.2019 13:49

Das war die Meinung meines Diskussionspartners:

Zitat:

Der Punisher war wohl in Richtung der Leser gebaut, die auch Kriegscomics schätzen. Auf die Dauer hatte er im Marveluniversum wenig Stand - nicht teamfähig und ein Witz gegen alles, was ein wenig heavier gewesen wäre. Punisher vs. Thanos? Not quite. ;)
Ich war dagegen eher der Meinung, daß der Punisher in jüngerer Zeit ein paar größere Auftritte hatte, habe aber nichts davon gelesen.

Phantom 05.04.2019 22:12

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585081)
Spinne (Williams) 130

Das Cover fand ich damals recht cool, und das finde ich eigentlich immer noch. Einfach, aber sehr effektvoll.

Zum Kostüm des Bestrafers: der Totenkopf auf dem Oberkörper hat mich damals an die Phantom-Zeitungsstrips erinnert. The Phantom hat kein Totenkopfkostüm, aber einen Totenkopfring (und natürlich die Totenkopfhöhle). Ob sich Conway und Andru davon inspirieren ließen? Na ja, ist vielleicht etwas weit hergeholt.

Ich finde die Story ganz ok, aber nicht mehr. Warum schießt der Punisher eigentlich nur genau einmal auf die Spinne? Warum schießt er nicht weiter, als er merkt, dass er sie verfehlt hat? (Und was ist eigentlich ein Erschütterungsgewehr? Bitte so erklären, dass ich Ex-Zivi das auch verstehe.)

Auf Seite 5 in Panel 1 heißt ein Laden oder Restaurant "Frank's Place" - das ist sicher eine Anspielung auf den Inker Frank Giacoia. Auf Seite 16 in Panel 1 steht auf einem Straßenschild "Ben", das ist wohl wieder der Sohn von Inker Dave Hunt.

Nachlässigkeiten der Williams-Bearbeitung: Auf Seite 9 hat Jameson im ersten Panel braune Hautfarbe im Gesicht. "Won't you ever quit" (gibst du denn nie auf) wird übersetzt mit "Sind wir noch nicht quitt?"

Nachdem die Spinne durchs Fenster in ein Büro kracht, das mit weiblichen Angestellten besetzt ist, heißt es: "irgendwie schafft unser Held es, der weiblichen Hysterie zu entkommen". So einen Satz könnte Conway heutzutage auch nicht mehr ungestraft texten. :D


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:12 Uhr.

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