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Crackajack Jackson 24.03.2020 19:33

Ja, immer mal was neues. Wie bei der Lindenstraße.

FrankDrake 24.03.2020 23:56

Lindenstrasse? Die FF werden auch eingestellt?

Crackajack Jackson 25.03.2020 05:23

Die waren ein paar Jahre lang weg vom Fenster, aber 2018 sind sie neu erschienen, geschrieben von Dan Slott, der mindestens genauso gut ist, wie H.W.Geißendörfer.

Marvel Boy 25.03.2020 06:17

Warum gefällt mir der Vergleich irgendwie? :kratz:

Die Zeit mit Johnny und Skrull-Alice war keine Schlechte und die Geschichte ab dem Zeitpunkt wo der Leser es dann wußte auch wirklich gut geschrieben, auch wenn sich das in der Zusammenfassung nicht unbedingt so anhört.

Crackajack Jackson 25.03.2020 07:51

Ja hat mir auch Spaß gemacht.
Besonders, als Alicia zu Ben gelaufen ist, und der gar nicht wusste wie er mit der Situation umgehen sollte.

Peter L. Opmann 25.03.2020 09:13

Wie damals auch Michi Diers habe ich auch zwei von Williams ausgelassene Ausgaben besprochen, nämlich das Fantastic-Four-Annual # 3 und Fantastic Four # 44, den ersten Teil des Inhumans-Mehrteilers. Das war schon ein starkes Stück, daß Williams ausgerechnet diese Ausgabe nicht brachte, aber man kann annehmen, daß einfach keine Druckvorlagen aufzutreiben waren.

FF Annual # 3

Klar, diese Ausgabe ist grottenschlecht. Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Vielleicht hat Williams seinerzeit absichtlich darauf verzichtet, so etwas in seiner FV-Serie zu bringen. Aber warum ist das Annual so schlecht geworden? Stan Lee hat sich offensichtlich zu sehr auf seine Idee verlassen, so viele Helden und Schurken wie möglich im Heft zu versammeln. Es ergibt sich ein Effekt, der sich später – etwa bei FF # 100 oder auch Spider-Man # 100 – immer wieder beobachten lässt: Die einzelne Figur wird abgewertet. Durch die atemlose Abfolge von Gaststar-Auftritten wird sogar die Hochzeit von Reed und Sue, der Anlaß oder Vorwand dieser All-Star-Story, an den Rand gedrückt.

Es sind ganz hübsche Ideen dabei, die aber alle daran kranken, daß sie nicht weiterverfolgt werden: das Eingreifen von Dr. Strange, der X-Men oder der Rächer, die aber gleich wieder im Chaos untergehen. Am Ende bedarf es einer vom Beobachter zur Verfügung gestellten Maschine, mit der Reed sämtliche Bösewichte verschwinden läßt – auch von Dr. Doom, der alles wohl ausgelöst hat, ist da längst nichts mehr zu sehen oder zu hören. Nett ist auch der Cameo-Auftritt von Lee und Zeichner Jack Kirby (wie in den heutigen Marvel-Filmen), aber der ist letztlich auch mit drei Panels verschenkt.

Ärgerlicher als die zusammengeschustert wirkende Handlung sind noch die Zeichnungen. Es hat den Anschein, als sei die Druckvorlage von sehr bescheidener Qualität gewesen. Aber darüber hinaus habe ich den Verdacht, daß Kirby, obwohl es sich nur um 23 Seiten handelt – also kaum mehr als in einer regulären Ausgabe, hier aus Zeitmangel im Originalformat gezeichnet hat. Schon auf dem Cover wirken die Figuren des Wimmelbildes recht krakelig, und auf den Innenseiten setzt sich das fort. Inker Vince Colletta kann da nichts rausreißen, sondern verschlimmert das Erscheinungsbild vielmehr noch. Das Annual war also gar nichts Besonderes, sondern mußte mehr schlecht als recht und unter großem Zeitdruck nebenbei produziert werden.

Hätte Marvel nicht eine Lösung finden können, andere Leute mit diesem Band zu betrauen? Für solche Fälle gab es doch Don Heck; um diese Zeit waren auch John Buscema, John Romita, Gene Colan schon eingestiegen, und es gab noch Leute wie Bill Everett, Werner Roth, Marie Severin… Müßig, darüber zu spekulieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß das Annual uns dann mehr Freude gemacht hätte.

FF # 44

Bei diesem Heft kam mir der Gedanke, daß Stan Lee vielleicht an erster Stelle ein Meister der Exposition, der Einleitung einer Geschichte ist. Wobei er eigentlich an den Dreiteiler mit den Furchtbaren Vier anknüpft: Wir sehen, wohin Medusa geflüchtet ist, und auch der Drachenmann taucht nach längerer Zeit wieder auf. Zuerst wird uns aber auf der Splashpage ein bizarrer neuer Supertyp namens Gorgon vorgestellt, und dann beginnt Lee mit einer „Alltagsszene“: Reed konstruiert eine Geschirrspülmaschine. Johnny hält’s zuhause nicht aus und will mit seinem Sportwagen davonbrausen – da versteckt sich Medusa auf der Rückbank. Ab diesem Moment überschlagen sich die Ereignisse.

Gorgon beginnt, stampfend Beben zu erzeugen und stiehlt den Heikopter der FV; Medusa überwältigt die Fackel; der Drachenmann platzt dazwischen, irritiert den eintreffenden Gorgon, der nicht die FV angreifen, sondern Medusa abholen will. Bevor er sie erreicht hat, hat sie schon der Drachenmann mitsamt Johnnys Flitzer gekidnappt. Die FV mischen sich jetzt ein. Das ist sehr spannend erzählt, viele Handlungen sind zunächst rätselhaft (und bleiben es teilweise bis zum Ende des Hefts). Es mangelt nicht an Action, aber nicht motivationsfrei erzeugt, sondern als sinnvoller Bestandteil der Story. Auf den letzten acht Seiten braucht Lee allerdings nur noch die verschiedenen Akteure in immer neuer Kombination aufeinandertreffen zu lassen, um die Handlung voranzutreiben. Die Auseinandersetzung steigert sich sozusagen zum Crescendo, und dann folgt der Cliffhanger, als Gorgon ein ganzes Gebäude, in dem sich die FV befinden, zum Einsturz bringt.

Dies ist das Inking-Debüt von Joe Sinnott. Vielleicht hat er sich an Chic Stone orientiert, der auch einen überwiegend sehr guten Job abgeliefert hat (FV # 26 bis 35). Aber er zeigt keinerlei Startschwierigkeiten, hat alle Figuren sofort im Griff. Nach dem Reinfall mit der Annual-Ausgabe kann auch Meister Kirby hier wieder Panel für Panel überzeugend und dramatisch aufbauen und zeichnet detailreich und originell. Das Cover allerdings zählt nicht zu den allerstärksten; auch das Experiment, den Hintergrund schwarzweiß zu lassen, überzeugt nicht so richtig.

Peter L. Opmann 25.03.2020 09:14

Die Fantastischen Vier # 41


http://comicguide.de/pics/medium/13612.jpg

Mit dieser Ausgabe ändert sich einiges. Sie hat ein größeres Format (allerdings nun auch wieder etwas schlechteres Papier); dadurch wird allerdings vorerst nur der Rand um die Comicseiten größer. Auf der Rückseite wird die große Williams-Expansion angekündigt: Im kommenden Monat gibt es erstmals die neuen Serien „Der Eiserne“, „Doktor Strange“ und „Planet der Affen“ – es kommen dann noch die DC-Titel „Grüne Laterne“ und „Horror“ dazu. Und bei den FV tut sich auch etwas: Joe Sinnott hat das Inking übernommen, wodurch der Comic relativ schnell sein klassisches Aussehen annimmt. Und es startet eine neuen Storyline, wobei leider, leider die erste Folge bei Williams fehlt: „The Gentleman’s Name is Gorgon“ (US-Fantastic Four # 44, die es vor ewigen Zeiten mal bei HIT-Comics gab und die auch im Hachette-Klassik-Band IV enthalten ist).

Wir springen also notgedrungen mitten in die Story hinein, haben schon einiges verpaßt. Williams löst das Problem aber ganz elegant mit einer Zusammenfassung, die die beiden wichtigen Informationen enthält: Sue, die Unsichtbare, ist vom Drachenmann entführt worden, und eben jener Gorgon ist aufgetaucht und will ebenfalls jemanden gefangen nehmen: Medusa. Gut an der vorigen Ausgabe ist, wenn ich das kurz einflechten darf, dass die Figuren ihre Kräfte oder Eigenheiten richtig ausspielen. Wenn Gorgon erscheint, findet ein Erdbeben statt. Der Drachenmann wirkt ebenso kindlich wie gefährlich und verunsichert Freund und Feind. Medusa überrumpelt Johnny, die Fackel, flieht aber dann doch mit ihm zu den FV, weil Gorgon, der hier – anders als später – ziemlich böse und abgefeimt wirkt, sie holen will. Sue schützt Medusa vorläufig mit ihrem Kraftfeld. Insgesamt ein ziemlich verwirrendes Geschehen, bei dem die Frontlinien kreuz und quer verlaufen.

Im zweiten Teil, den wir uns hier ansehen („Among us hide the Inhumans“), geht es rätselhaft weiter. Wir wissen nicht, was der mysteriöse Gorgon von Medusa will. In der ausgelassenen Ausgabe hat er zumindest erklärt: „Sie gehört zu uns.“ Der Leser hat erstmals den Eindruck, Stan Lee habe sich hier eine größere Geschichte planvoll zurechtgelegt und könne somit die Rätsel spannungsfördernd nach und nach lösen. Diese Rätsel ranken sich in erster Linie um die damals so genannten Nichtmenschen, die Inhumans. Es tauchen noch auf: Karnak, ein Kung Fu-Meister, der beim ersten Erscheinen dieses Hefts, Ende 1965, ziemlich fremdartig gewirkt haben muß, Triton, der offensichtlich noch nicht richtig ausgearbeitet ist, weil er nicht auf sein Lebenselement Wasser angewiesen ist und unter seinem Mantel wohl wie ein Frosch aussieht, dem teleportierenden Schoßhund und Black Bolt, der entsprechend seiner Bedeutung erst ganz zum Schluß auftaucht.

Die Motive des Drachenmanns sind klar: Er erinnert sich an Sue vom letzten Zusammentreffen her und hegt kindliche Zuneigung zu ihr (ein wenig auch zu Medusa). Kurz wird außerdem übergeblendet zu Sandmann und Fänger, die vergebliche Anstrengungen unternehmen, aus dem Gefängnis zu fliehen. Trotz der vielen Handlungsfäden wird ein wenig deutlicher, worauf Lee hinauswill: Er löst Medusa aus den Furchtbaren Vier heraus, ändert ihr Image von „böse“ zu „seltsam“ und baut eine neue Superheldentruppe um sie auf, die allerdings – für mich etwas überraschend – erst 1975 ihr eigenes Heft bekommt.

Das Besondere an dieser Ausgabe ist allerdings für mich, wie der Kontakt zwischen FV und Nichtmenschen hergestellt wird. Die Parallele zu den X-Men wird gezogen, aber im Gegensatz zu ihnen verbergen sich die Nichtmenschen konsequent vor den Menschen in ihrer Großen Zuflucht (von der hier jedoch noch keine Rede ist). Wir haben es also in gewissem Sinn mit einer Parallelwelt-Geschichte zu tun. Die wird hier auf eine mich heute noch bezaubernde Weise eingeführt: Johnny, von seiner Freundin Doris Evans versetzt, begegnet beim trübsinnigen Herumschweifen durch New York der schönen Crystal, die sich später als jüngere Schwester von Medusa herausstellen wird, und verliebt sich auf der Stelle in sie. Daraus wird eine Art Romeo-und-Julia-Geschichte, denn Crystal darf nicht heraus aus der Großen Zuflucht, Johnny eigentlich auch nicht hinein, und so können sie sich anscheinend nie wiedersehen.

Durch diesen Handlungsstrang wird die Rolle der Fackel in der Serie zugleich deutlich aufgewertet. Was Crystal in New York wollte, wird übrigens, wenn man genau liest, überhaupt nicht deutlich. Sie ist offenbar die einzige der Nichtmenschen, die nicht weiß, daß sie immer unter sich, abgeschirmt von der übrigen Welt bleiben. (Womöglich wollte sie sich einen Freund angeln.) Aber das tut der Wirkung der Szene keinen Abbruch. Die FV machen der Splendid Isolation-Strategie der Nichtmenschen im übrigen einen dicken Strich durch die Rechnung.

Was ich auch bemerkenswert finde: Die FV bleiben in gewissem Sinn beim Konzept der DC-Serie „Challengers oft he Unknown“, also: Eine Gruppe wird immer wieder mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert und versucht, sie aufzuklären. Aber es ist nun eine richtige Superheldenserie daraus geworden. Die Superkräfte werden mehr und mehr zum wichtigen Handlungsbestandteil, und die Beziehungen innerhalb des Teams, die sich im Verlauf ihrer Missionen immer wieder bewähren müssen, treten ebenfalls in den Vordergrund.

Wie oben erwähnt: Durch das Inking von Joe Sinnott sehen die FV hier aus, wie man sie kennt. Er hat keine Anlaufschwierigkeiten, es gibt keine schwächeren Panels. Jack Kirby ist schon richtig gut darin, die Figuren möglichst groß ins Bild zu setzen (allerdings bleibt er noch meist bei den drei Panelreihen), und dadurch wird ihre Dynamik unterstrichen. Fazit: Es ist eine Freude, dieses Heft zu lesen – mal sehen, ob im weiteren Verlauf doch noch schwächere Ausgaben kommen.

Peter L. Opmann 25.03.2020 16:33

Die Fantastischen Vier # 42


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Zuviel versprochen. Nachdem der Auftakt der Nichtmenschen-Saga – wenn auch eine Folge zu spät – wie ein Quantensprung in der Serie gewirkt hatte und ich annahm, daß Stan Lee die Fortsetzungsstory im Gegensatz zu den vorhergehenden Versuchen vorab ordentlich geplant hat, wirkt nun dieser Teil wieder ziemlich unüberlegt. Die Fantastischen Vier haben die Nichtmenschen entdeckt, und Stan Lee fällt nichts anderes ein, als sie sofort aufeinander eindreschen zu lassen – 14 Seiten lang. Wieder mal ein Mißverständnis wie meist, wenn Helden oder Heldenteams bei Marvel aufeinandertreffen. Man fühlt sich gegenseitig voneinander bedroht (Titel: „Sie könnten uns vernichten“) und merkt erst nach einiger Zeit, daß man auf derselben Seite kämpft. Kann sein, daß Lee dachte: Action, das ist das, was die Leser wollen. Aber er hatte das Garn zuvor ja schon recht raffiniert ausgesponnen.

Erst mit dem mysteriösen „Sucher“ wird wieder ein richtiger Handlungsfaden aufgenommen. Der ist nun wirklich eine Bedrohung, denn er will die Nichtmenschen einfangen. Nach und nach wird das im letzten Drittel der Story sogar erklärt, und uns wird eine Originstory geboten. Die Nichtmenschen sind demzufolge Ergebnis genetischer Experimente einer zweiten menschenähnlichen Rasse, die einst auf der Erde lebte. Diese hochentwickelten Humanoiden zogen sich, nachdem sie von den sich rasch vermehrenden Menschen der Art Homo sapiens sapiens immer härter bedrängt wurden, in die Große Zuflucht zurück. Die Nichtmenschen sind offenbar von dort geflohen, wie das Verhalten von Triton nahelegt. Sie wollen frei sein. Die erste, die bei den Menschen auftauchte, war Medusa, die zweite ihre Schwester Crystal. Aber ich denke, diese Storyline ändert Lee in den folgenden Ausgaben noch – dann wollen sie lieber in ihrer Isolation bleiben.

Zunächst nimmt der Sucher den Drachenmann gefangen, der bewußtlos im Hauptquartier der FV liegt. Er hielt ihn zunächst für ein genetisch verändertes Wesen wie die Nichtmenschen, stellte dann aber fest, daß es sich tatsächlich um einen Androiden handelt. Am Ende erwacht der Drachenmann und reißt sich los. In späteren Ausgaben kann er sicher noch wiederverwendet werden. Da ich schon mal ein paar Seiten vorgeblättert habe, weiß ich, daß die Jagd auf den Drachenmann in der kommenden Ausgabe allerdings nicht das wichtigste Thema sein wird. Stattdessen wird es eine größere Korrektur in der Geschichte der Nichtmenschen geben. Die humanoide Rasse, von der der Sammler sprach, wird dagegen in nächster Zeit keine größere Rolle mehr spielen. Auch der Sucher tritt bald wieder in den Hintergrund.

Offenbar legt sich Lee hier mehrere Handlungsoptionen zurecht – und nutzt dann keine so richtig. Für einen Leser, der wirklich die Geschichte verfolgt, ist das ärgerlich. Bietet Lee die Handlungsfäden den Lesern an und macht von deren Meinungsbild abhängig, welchen davon er primär weiterführt? Diese Möglichkeit scheidet sicherlich aus, denn die Produktionsbedingungen erlaubten damals wohl keine so schnelle Reaktion auf Leserwünsche. Also bleibt nur die Erklärung, daß er selbst nicht so genau weiß, wie die Story weiterlaufen soll. Es sind sogar Kehrtwenden möglich.

Ähnliches ist auch bei den Zeichnungen zu beobachten: Triton wirkte anfangs wie eine verwachsene Kreatur, vielleicht ein Monster. Nachdem diese Figur aus ihrem Umhang befreit ist, wird sie zunehmend zu einem normalen, muskulösen Superhelden. Gorgon wird sein gegenwärtig wildes Aussehen später noch verändern. (Man muß den Nichtmenschen dann ansehen, daß sie zu den Guten gehören.) Diese Änderungen kann man Zeichnern eher nachsehen, denn die Ikonografie der Figuren zu verfeinern, ist ein normaler Prozeß. Insgesamt liefern Kirby und Inker Joe Sinnott hier wieder eine mehr als solide Arbeit ab.

Kirby zeichnet hier zum ersten Mal (jedenfalls bei den FV) ein Cover, bei dem die Gesichter der Hauptakteure hineincollagiert sind. In FV # 7 gab es mal die Gesichter der FV auf einem Fahndungsplakat, und bei FV # 10 wurden ihre Gesichter auf einer Manschette verwendet. Hier sind sie nun zum ersten Mal integraler Bestandteil der Coverzeichnung. Außerdem: Auf vier Seiten (abgesehen von der Splashpage) benutzt Kirby größere Panels, allerdings nicht, um Seiten zu schinden, sondern um dort die Dramatik der Handlung und die Action zu unterstreichen. – Gegen Action habe ich nichts, insbesondere wenn sie von Kirby inszeniert ist, aber wenn sie nur dazu dient, mangelnde Ideen der Comicmacher zu kaschieren, ist das doch etwas enttäuschend.

Crackajack Jackson 25.03.2020 18:19

Mir hat die Action ganz gut gefallen.
Besonders, der Kampf Ding gegen Black Bolt war wirklich spannend.
Welche Kräfte hat der Führer der Inhumans?
Warum spricht er nicht?

Eine Vielzahl interessanter neuer Figuren, ja ein ganzes Volk mir verschiedenen Superkräften und Fähigkeiten.
Und zum ersten Mal sehen sich Christal und Johnny und sind sofort ineinander verliebt.

Lockjaw ist wirklich toll erdacht. Ein „Schoßhund“ in Übergröße, der teleportieren kann.

Peter L. Opmann 25.03.2020 18:35

Die # 43 bespreche ich wieder sehr viel positiver - aber erst morgen. ;)

Peter L. Opmann 26.03.2020 07:49

Die Fantastischen Vier # 43


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Diese Ausgabe ist sicherlich das zerfleddertste Heft in meiner Williams-Marvel-Sammlung. Ich habe sie damals neu am Kiosk gekauft nach einer längeren Pause – ich vermute, sie entstand dadurch, daß ich von der Grundschule in meinem Dorf aufs Gymnasium in der Kreisstadt wechselte. Damit hatte ich keine Zeit mehr, den Einkaufsladen im Dorf zu besuchen. Wo es Comics in der Stadt gab, wußte ich möglicherweise nicht so genau – und die Schule ging wohl erstmal vor.

Daß das Heft so zerfetzt ist, ist ein Zeichen dafür, daß es mich sehr fasziniert hat. Von der Vorgeschichte habe ich anfangs nicht viel mitbekommen, aber die Story ist für einen Teenager atemberaubend: Triton, der seines Wasserbassins verlustig gegangen ist, liegt im Sterben, und Sue fleht ihre Teamkollegen an, man könne das doch nicht zulassen. Also umgibt sie auf Anweisung von Reed Triton mit ihrem Kraftfeld, und durch eine kleine Öffnung wird Wasser hineingeleitet. Der Sucher pocht darauf, daß Triton sein Gefangener bleibt. Und jetzt hat Stan Lee wohl mal wieder eine brauchbare Idee: Er bringt „Maximus den Prächtigen“ ins Gespräch, auf dessen Befehl der Sucher offenbar handelt.

Genaueres erfährt der Leser zunächst nicht; geschickt wechselt Lee den Schauplatz. Der Kampf von Ding mit dem Drachenmann wird auch gleich um einiges dramatischer, denn der wütet genau vor dem Atelierfenster von Dings Freundin Alicia und bricht schließlich sogar brachial ins Haus ein. Die Fackel kommt Ding zu Hilfe. Nun wird wieder zu Reed, Sue und dem Sucher hinübergeblendet. Wie angekündigt, verläßt der Sucher den Schauplatz, nachdem er Triton in seine Gewalt bekommen hat. Reed protestiert, aber unternimmt nichts dagegen, nimmt jedoch sogleich die Verfolgung des Raumschiffs des Suchers auf.

Nun sind wir wieder in der großen Zuflucht, wohin die Nichtmenschen – mit Medusa und Crystal, aber natürlich ohne Triton – soeben zurückkehren. Im gleichen Augenblick müssen sie sich Horden von Alpha-Primitiven (die sind durch ihren Namen und ihr Aussehen selbsterklärend) erwehren, bis schließlich Maximus auftaucht und sie zurückpfeift. Er tritt in der Pose des Herrschers auf, aber ich bemerkte gleich, daß es sich hier wie bei König Richard Löwenherz und seinem bösen Bruder, Prinz John, verhält (kannte ich schon lange aus „Robin Hood“). Vielleicht hat sich Lee hier auch ein Königsdrama von Shakespeare zum Vorbild genommen.

Black Bolt redet bekanntlich nicht, aber er reagiert mit einer eindrucksvollen Geste: Er nimmt seinem Bruder die Krone ab und setzt sie sich selbst auf. Maximus ist verblüfft, sieht sich aber – dank einer mysteriösen „Atmo-Kanone“ – noch immer als Herr der Lage. Erneut Szenenwechsel (das macht Lee hier sehr geschickt): Die FV nähern sich der Großen Zuflucht. Eine nette humorige Szene wird eingebaut: Sue verschwindet unerwartet; die anderen sind höchst besorgt, aber sie will, indem sie sich unangekündigt unsichtbar macht, nur auf ihre neue Frisur aufmerksam machen, die noch niemand bewundert hat (eine Lauren-Bacall-Frisur, die aber kurz darauf auch wieder geändert wird).

Die FV dringen in die Große Zuflucht ein. Da ringt Maximus noch immer mit den übrigen Nichtmenschen um die Macht. Als Druckmittel setzt er den gefangenen Triton ein. Die übrigen Mutanten müssen sich nun aber erstmal mit den FV beschäftigen. Johnny freut sich, Crystal wiederzusehen; die anderen sind im Begriff, wieder aufeinander loszuprügeln. Es geht diesmal aber um einen echten Streitpunkt, den man dann lieber im Gespräch auszuräumen versucht: Reed will, daß sie ihr Versteck verlassen und sich den Menschen zu erkennen geben; das wollen die Nichtmenschen auf keinen Fall.

Letzter Szenenwechsel: Maximus ist mit dem Sucher und Triton allein zurückgeblieben. Er läßt nun die Atmo-Kanone scharf stellen und drückt auf den verhängnisvollen Roten Knopf – die ganze Erde ist in tödlicher Gefahr. – Trotzdem habe ich mir den nächsten Band damals, sehr wahrscheinlich wegen Geldmangel, nicht besorgt. Meine nächste FV-Ausgabe war erst die # 56.

Sehr gutes Artwork von Jack Kirby und Joe Sinnott (der hier wieder nicht erwähnt wird). Kirby hat viele seiner Manierismen (wie zum Beispiel Leute, die mit ausgestrecktem Zeigefinger deuten oder die mit extrem gespreizten Beinen dastehen) schon entwickelt, zeichnet aber doch noch relativ realistisch. Große Panels setzt er noch sparsam, aber dafür sehr wirkungsvoll ein – werden die Panels größer, dann ist wirklich darin etwas los! Mir hat damals das halbseitige Bild am besten gefallen, auf dem FV und Nichtmenschen aufeinander treffen: Black Bolt hindert die Fackel daran, sich Crystal zu nähern; Medusa hält sie mit ihren Haaren gefangen. Ding und Karnak stehen sich im Vordergrund drohend gegenüber. Gorgon erhebt im Hintergrund seinen Fuß, um ihn aufzustampfen. Reed und Sue zögern noch einzugreifen. Diese Szene ist wirklich eine halbe Seite wert.

Noch eine Bemerkung: Mich hat seinerzeit sicher auch das dramatische Cover zum Kauf bewogen. Eine Felsenbrücke zerbröselt. Ding kann Reed und Sue kaum noch festhalten. Die Fackel düst bereits los in die Tiefe, wo sich die Große Zuflucht, eine wahrhaft futuristische Stadt, ausbreitet – den Kreationen eines Moebius steht sie um nicht viel nach. Als Titel wählt die Redaktion ein altes Volkslied: „Drunten im Unterland“ (Original: „Beware the Hidden Land!“). Ich kannte das Lied nicht, aber das hörte sich auf jeden Fall ziemlich schräg an.

Zitat:

Als "Unterland" bezeichnete man seinerzeit den von der Alten Weinsteige in Stuttgart Neckar abwärts gelegenen Teil Württembergs ("unter der Steig"). Hier, so heißt es, herrschten angenehme klimatische Verhältnisse und es wüchsen Trauben, im "Oberland" ("ob der Steig", am oberen Neckar, auf der schwäbischen Alb und in Oberschwaben) sei es dagegen kalt. Auch die Bewohner der beiden Regionen würden sich grundsätzlich unterscheiden: "Oben sind d'Leut so reich, d'Herzen sind gar net weich", im "Unterland" seien die Menschen zwar arm, dafür aber "froh und frei" und "in der Liebe treu". Entsprechend könne man sich nur hier wohl fühlen.
www.liederlexikon.de/lieder/drunten_im_unterland

jakubkurtzberg 26.03.2020 10:20

Haha, auf einem dieser schwäbischen Weinberge haben wir (vor 15-20 Jahren) mal eine Hüttenparty (passt nur Werkzeug rein) gefeiert. Mit Grill, Wein und Gesang... Das schwerste war der Abstieg im angeheiterten Zustand.

Peter L. Opmann 26.03.2020 14:25

Die Fantastischen Vier # 44


http://comicguide.de/pics/medium/13615.jpg

Marvel schließt hier abrupt den Vorhang der Nichtmenschen-Saga – genau in dem Moment, als sich der Kampf um den Thron zwischen Black Bolt und Maximus richtig entfaltet hat – und öffnet ihn für ein neues, vielleicht das ultimative Drama um Galak(c)tus, der die Erde verspeisen möchte. Schlechter Stil irgendwie. Jetzt hätte Stan Lee doch richtig loslegen können. Aber er wendet hier ein Stilmittel an, das er später, weiter perfektioniert, zur Fortsetzung von Endlosserien immer wieder einsetzt: Während die eine Geschichte noch läuft, bahnt sich, durch gelegentliches Hin- und Herblenden gezeigt, schon die nächste an. Und so weiter, und so weiter.

Durch die Aktivierung der Atmo-Kanone (zumindest im zweiten Versuch) erzeugt Maximus eine Negativ-Zone, die die Große Zuflucht für immer völlig von der Außenwelt abschirmt. Keiner kann mehr hinein, keiner raus. Den ersten, fehlgeschlagenen Versuch nutzt Lee für eine kleine humanistische Lektion: Durch die Kanone wurden Menschen ebensowenig verletzt wie Nichtmenschen – es gibt also keine Rassenunterschiede. Aber dann fällt wirklich der Vorhang: Über den Nichtmenschen schließt sich eine undurchdringliche Kuppel, und damit ist dieses Kapitel erstmal abgeschlossen. Schon etwas enttäuschend.

Die FV kehren mit ihrem Flugzeug nach New York zurück und sehen seltsame Phänomene: zwei Sonnen, von denen eine stetig näher kommt; dann eine Feuerwand, die den ganzen Himmel bedeckt. Die Menschen laufen Amok – sie wollen die FV lynchen, die sie als Urheber dieser Katastrophen-Zeichen ansehen. Aber das Quartett kann sich in Sicherheit bringen. Reed verzieht sich in seine Forschungskammer.

Als Sue als Ehefrau von ihm etwas mehr Aufmerksamkeit einfordert (wieder mal), entdeckt sie, daß auch der Beobachter in dem Labor steht. Erneut beschränkt er sich nicht aufs Beobachten, sondern arbeitet mit Reed an Wegen, die Erde vor Galactus zu verbergen. Zwischendurch sehen wir den Silver Surfer (hier Silberstürmer genannt) im All umherflitzen auf der Suche nach einem genießbaren Planeten. In gewissem Sinn ist er eine neue Variante des Suchers. Die FV kämpfen gegen den Silberstürmer, der just auf dem Dach des Baxter Building gelandet ist. Der beachtet sie aber kaum. Und es ist auch schon zu spät: Galactus erscheint auf der Erde, und er hat Riesenappetit.

Man darf hier nicht so sehr auf physikalische Fakten sehen. Galactus und Silver Surfer kommen von der Andromeda-Galaxie her, die 2,5 Millionen Lichtjahre von unserer Galaxie entfernt ist; offenkundig brauchen sie für diese Entfernung aber nur ein paar Stunden. Die Andromeda-Galaxie ist mindestens ebenso reich an Sternen wie die Milchstraße – warum hat Galactus nicht erstmal dort einen Imbiß eingenommen? Daß es so etwas wie die Erde nur einmal im Universum gibt, kann Lee nicht angenommen haben, denn offensichtlich braucht Galactus immer wieder mal so einen Planeten-Happen. Über die Atmo-Kanone und die Negativ-Zone vom Anfang der Geschichte wollen wir gar nicht erst reden. Lee stellt die Maschine hin, und die macht ohne Erklärungen einfach die tollsten Sachen.

Es lohnt sich dagegen, die Williams-Ausgabe mit der von Panini zu vergleichen, um die vorzügliche Übersetzung von Hartmut Huff richtig würdigen zu können. Schauen wir uns die kleine Szene an, in der es Ding mit einem Straßenschläger zu tun bekommt. Williams: „Es wird Zeit, daß mal jemand beweist, was für’n Betrüger du bist – und das tue ich!“ Panini: „Wird Zeit, daß dir mal einer zeigt, wo der Burton den Most trinkt… oder so ähnlich!“ Williams: „Schlaf dich aus, Mann! Du kannst einige Stunden ruhen! Und wenn du so viel Spaß daran hast, erzähl jedem, der’s hören will, was für ein Betrüger ich bin!“ Panini: „Bist ein echt harter Kerl, Süßer! Wenn du in ein paar Stunden aufwachst, kannst du ja erzählen, daß du beim Mostholen ein Rotbäckchen gekriegt hast!“ Die kleine sexuelle Anspielung („Süßer“) war zu Williams-Zeiten noch nicht drin, aber sie ist ebenso unnötig wie das alkoholische Wortspiel („Burton“, „Most“). Wenn Huff sich einen Extra-Scherz erlaubt, überdreht er nicht gleich.

Das plötzliche Ende der Nichtmenschen-Geschichte wird der Leser wohl verschmerzen. Sie wird ja in einer späteren Ausgabe fortgesetzt. Johnny leidet so sehr an der Trennung von Crystal, daß man das annehmen muß. Die Galactus-Saga wird, wie wir das nun von Stan Lee schon kennen, mit einem angemessen dramatischen Vorspiel eingeleitet. Und die wird diesmal, so viel kann vorweg verraten werden, nicht plötzlich abgebrochen.

Zur grafischen Seite: Williams hatte diesmal keine guten Druckvorlagen. So mancher Tuschestrich ist hier verwischt oder ganz verschwunden. Da ist die Panini-Ausgabe deutlich im Vorteil. Hier sieht man, wie sorgfältig Jack Kirby und Joe Sinnott gearbeitet haben. Nur selten ist mal etwas weniger gelungen. Sowohl der Beobachter als auch Galactus erhalten angemessen dramatische Auftritte – man wundert sich bloß, daß Kirby dafür nicht ganzseitige Panels verwendet. Aber er hat zu dieser Zeit noch mit relativ vielen Panels erzählt. Eine ganzseitige Darstellung – abgesehen vom Splash-Panel – gibt es doch: eine Fotocollage, die Galactus‘ Raumschiff im Anflug auf die Erde zeigt.

Crackajack Jackson 26.03.2020 17:41

Ja, die Williams Übersetzung ist hier klar besser.
Und schon sind wir angelangt, bei der Kerngeschichte der Fantastischen Vier.

Es gibt wohl keinen bessere Story als diese.
Die Ankunft des silbernen Surfers, der später noch auf Alicia trifft und ihr Essen in reine Energie umwandelt.
Und dann der übermächtige Galaktus mit seinem Raumschiff für den die FV nur Ungeziefer sind.

Hier wird wirklich alles bisher dagewesene noch mal überboten. Die auftretenden Charaktere sind schon alle fast fertig ausformuliert.

So sollen Comics.

Peter L. Opmann 26.03.2020 18:10

Vielleicht hat Stan Lee auch erkannt, daß das Galaktus-Ding die Knüller-Story ist und hat deshalb die Nichtmenschen-Saga so rüde abgewürgt. Aber schade ist das trotzdem...

Crackajack Jackson 26.03.2020 18:47

Sie kommen ja wieder. Es gab von denen auch mal eine eigene Miniserie (1998-1999)
Da schnitt Maximus Medusa die Haare ab.
Das Bild verfolgt mich noch heute.

Peter L. Opmann 27.03.2020 10:12

Die Fantastischen Vier # 45


http://comicguide.de/pics/medium/13616.jpg

Man muß sich bewußt machen, daß dies im Original die # 49 ist. Damals war # 50 eine große Jubiläumsausgabe (das erste richtige Jubiläum), und wir stehen jetzt also unmittelbar davor. Stan Lee kriegt das aber nicht richtig hin – die entscheidende Konfrontation mit Galactus passiert jetzt, und die # 50 ist ein Gemischtwarenladen mit dem Abzug von Galactus, dem Beginn des Erdendaseins des Silberstürmers, dem ersten Auftritt des verkannten Wissenschaftlers, der in # 51 (Williams # 47) im Mittelpunkt stehen wird, und Johnny Storms Debüt am Metro College, an dem er sich eingeschrieben hat. Was Lee gut beherrscht, ist die Verschränkung unterschiedlicher Handlungsfäden, so daß ein quasi endloser Erzählfluß entsteht. Aber den Spannungs-Höhepunkt hat er vielleicht an die falsche Stelle gelegt – vermutlich weil er sich beim Schreiben von # 49 noch nicht ausreichend darüber im Klaren war, was in # 50 passieren wird.

Galactus stellt den Beobachter zur Rede, weil der sich eingemischt hat. Die Menschen – auch das Superheldenquartett – nimmt er dabei bestenfalls wie lästige Insekten wahr. Die Angriffe der FV prallen hilflos an ihm ab. Galactus und Beobachter entfernen sich, um sich weiter zu unterreden; die FV merken, daß sie nichts tun können. Szenenwechsel: Der Silberstürmer war in der vorherigen Ausgabe von Ding vom Dach gefegt worden; er landet jetzt ausgerechnet bei der blinden Alicia. Zwei einander völlig fremde Wesen versuchen, sich gegenseitig zu verstehen. Inzwischen hat Galactus begonnen, einen „Elementarkonverter“ zusammenzuschrauben, den er braucht, um die Erde verspeisen zu können. Der Beobachter empfiehlt den FV derweil einen Abwehrapparat. Zurück zu Alicia und dem Silberstürmer: Sie macht ihm klar, daß jeder Mensch ein Lebensrecht hat – er empfindet erstmals Mitleid.

Reed und Ding haben inzwischen einen Kurzschluß im Elementarkonverter hervorgerufen. Dank des Überraschungsmoments kann Ding zudem Galactus ebenso vom Dach knocken wie zuvor den Silberstürmer. Damit machen sie ihn aber nur ärgerlich – er ruft den „Bestrafer“. Nun schickt der Beobachter die Fackel auf einen Flug durch den Weltraum (das ist Fantasy, keinesfalls Science Fiction) – zum Heimatschiff von Galactus. Vor dem Bestrafer können sich Reed und Ding gerade noch unter Sues Kraftfeld in Sicherheit bringen. Galactus können sie so von seinem weiteren Vorgehen allerdings nicht mehr abbringen. Nochmal zurück zum Silberstürmer: Er zweifelt erstmals an seiner Loyalität zu Galactus, hält es nicht mehr für in Ordnung, daß die ganze Menschheit seinem Energiehunger geopfert wird. Er wendet sich gegen seinen Herrn. Der Beobachter sieht – ganz zum Schluß – darin allerdings eine Gefahr für den Plan, den er selbst sich zurechtgelegt hat.

Schön, den Cliffhanger hat Lee damit ganz schön hochgereizt. Von daher ist am Spannungsaufbau nichts weiter auszusetzen. Ich weiß allerdings bereits, daß in FV # 46 (= US-FF # 50) nur noch zehn Seiten benötigt werden, bis Galactus entnervt und unverrichteter Dinge wieder abziehen wird. Mehr dazu nächstes Mal. Ich hatte, speziell jetzt beim Wiederlesen von „Ist dies der Jüngste Tag?“ den Eindruck, daß die Story insgesamt mitunter hart an unfreiwilliger Komik vorbeischrammt. Einerseits ist es schwer vorstellbar, daß einer wie Galactus wirklich die Energie des gesamten Planeten absorbieren kann. Er ist zwar ein Riese, aber im Vergleich zur Erde ebenso ein Winzling wie jeder Mensch. Andererseits wirkt er, trotz aller Versuche, ihn unbegreiflich erscheinen zu lassen, letztlich doch allzu menschlich. Seine Souveränität läßt er schnell fallen. Er ist relativ leicht aus dem Konzept zu bringen und reagiert darauf ziemlich engstirnig und unbeherrscht. Man muß freilich bedenken, daß eine Figur wie er damals noch absolut neu war (ob es bei DC Ähnliches gab, weiß ich allerdings nicht mit Bestimmtheit). Er wird also überzeugender gewirkt haben als heute.

Wenn ich Galactus als wenig überzeugend kritisiere, trifft das auch die Grafik von Jack Kirby und Joe Sinnott. Man kann aber sagen, daß sie ihr Bestes tun. Bizarre Wesen aus dem All mit höchst komplizierten Maschinen im Koffer sind Kirbys Spezialität, und hier haben wir eines der Musterbeispiele dafür, wie er das visualisiert. Es ist allerdings gut, daß die Techno-Gigantomanie immer wieder durch Szenen mit den FV oder mit Alicia unterbrochen wird, denn sonst käme es wohl zum grafischen Overkill – so etwas ist in späteren Serien wie etwa „New Gods“ oder „Captain Victory“ zu besichtigen, wo sich solche Ansichten dann rasch abnutzen. Das Cover ist zweifellos ein Klassiker, aber ich finde doch das eine oder andere zu bemäkeln. Nur hier schießen Galactus Strahlen aus den Fingern. Nur hier fliehen die FV vor Galactus. Und den Silberstürmer finde ich auch etwas unmotiviert ins Bild montiert. Trotzdem ziert diese Bild zweifellos zu Recht das Cover des Hachette-Classic-Fantastic-Four-Bandes.

Crackajack Jackson 27.03.2020 19:51

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 620272)
[B]

Man muß freilich bedenken, daß eine Figur wie er damals noch absolut neu war (ob es bei DC Ähnliches gab, weiß ich allerdings nicht mit Bestimmtheit). Er wird also überzeugender gewirkt haben als heute.
.

Bei DC gab es die Sonnenfresser. Sie kamen in den „Legion der Superhelden“ Geschichten 1963 vor und waren jedoch unpersönlicher wie Galaktus.
Es war eher eine gesteuertes Naturereignis (ähnlich wie Galaktus in dem Fantastic Four Film).
In den 90 Jahren wurde bei DC noch mal darauf Bezug genommen und sie lösten das Event „Final Night“ aus.

So richtig Vergleichbares mit Galaktus gibt es bei DC jedoch nichts.
Ein Parasit, der sich von Welten ernährt ist schon eine eigene Grössenklasse über den sonstigen Superschurken.

Noch interessanter ist allerdings der silberne Surfer, der sich im Verlauf der Geschichte auf die Seite der Menschheit stellt.
Wirklich genial erdacht. Eine Figur mit einer silbernen Haut und kosmischer Macht, die auf einem Surfbrett durch den Weltraum fliegt.
Grenzenlose Freiheit, aber auch grenzenlose Einsamkeit.
Nicht umsonst hatte Richard Gere in dem Film „Außer Atem“ die ganze Zeit ein Silver Surver Comic in der Tasche.

Peter L. Opmann 27.03.2020 19:59

Von den Sonnenfressern habe ich noch nie gehört.

Peter L. Opmann 27.03.2020 20:05

Die Fantastischen Vier # 46


http://comicguide.de/pics/medium/13617.jpg

Ein bißchen was zu dieser Ausgabe habe ich ja letztes Mal schon gesagt. Jetzt habe ich sie mir eingehend angesehen. Dabei muß ich eine Bemerkung korrigieren, die ich zum Cover von FV # 45 gemacht habe: Hier nun sieht man tatsächlich, wie Galactus mit seinen Fingern Strahlen verschießt. Bei FV # 45 war das allerdings nur auf dem Cover zu sehen.

Der Silberstürmer setzt sich für die Erde ein. Er kündigt Galactus die Gefolgschaft auf und greift ihn an. Inzwischen hat die Fackel ein Gerät aus Galactus‘ Raumschiff geholt, den legendären „ultimate nullifier“. Der „ultimative Vernichter“ – so benennt ihn dann Galactus hier –, kann ganze Sonnensysteme ausradieren, wie der Beobachter düster raunt. Und dieses Ding ist nun in den Händen von Reed Richards. So bedroht, ist Galactus bereit, das Feld zu räumen. Halten wir fest: Bereits in FV # 39 hat Reed das Blatt gewendet, indem er sich Waffen aus einem Schuppen der Furchtbaren Vier besorgte.

Der Beobachter betont gegenüber Galactus noch einmal, daß die Menschheit, noch kindlich und „wichtigtuend“, aber aufstrebend, es wert ist, erhalten zu bleiben. Das hört man doch gern. Leidtragender dieses Deals ist der Silberstürmer, den Galactus für seine Illoyalität bestraft, indem er ihm seine raum-zeit-überwindenden Kräfte nimmt. Dann entschwindet er durch „Dimensionsverschiebung“ und läßt seinen einstigen Herold auf der Erde zurück.

Es folgt ein Tiefschlag für Ding: Seine Freundin Alicia eilt herbei und gibt zu erkennen, daß sie sich um den Silberstürmer Sorgen gemacht hat. Ding versinkt in Selbstmitleid und verzieht sich. Nun beginnt Lee wieder, hin- und herzublenden. Der nächste Gegner der FV tritt kurz auf, wieder mal einer, der überzeugt ist, daß nur er das Quartett schlagen kann. Dann sind wir kurz Zeuge einer Szene im Metro College, wo sich Johnny Storm alias die Fackel in Kürze einschreiben wird. Der Football-Trainer hat Probleme mit seinem besten Spieler. Es folgt ein weiteres kleineres Ehedrama zwischen Reed und Sue, und Ding streunt in depressiver Stimmung durch die Straßen New Yorks. Als Johnny im College eintrifft, macht er sogleich die Bekanntschaft eines Kommilitonen, der etwas später in der Serie noch eine größere Rolle spielen wird: Wyatt Wingfoot, ein Mittelding zwischen Normalo und Superheld und indianischer Abstammung. Bevor die beiden neuen Freunde aus dem Bild verschwinden, fügt Lee noch eine kleine Szene ein: Johnny überlegt, wie er in die Große Zuflucht der Nichtmenschen eindringen kann, um Crystal wiederzusehen. Da legt er sich also eine Menge Stoff für künftige Ausgaben zurecht. Ein unspektakuläres Heftende, aber wir werden vorsorglich darauf hingewiesen, „daß ungeahnte Gefahren in der Zukunft dräuen“. Na dann…

Fazit: Der Showdown mit Galactus ist ziemlich atemberaubend. Aber er nimmt eben nur die Hälfte des Hefts ein. Dadurch finde ich die Ausgabe insgesamt zwiespältig. Sobald die Hauptgeschichte abgeschlossen ist, werden sehr unterschiedliche Szenen angestückelt, die nicht zusammenpassen und auch nicht zusammengehören. Lee scheint die Story von FV # 47 schon im Kopf gehabt zu haben, und er plante offensichtlich eine größere Episode mit Johnny am College. Es wirkt aber nicht geschickt, daß die FV nach ihrem intergalaktischen Abenteuer sofort wieder mit neuen, etwas alltäglicheren Konflikten konfrontiert sind. Besser wäre es gewesen, wenn Galactus erst am Ende des Heftes den Rückzug angetreten hätte.

Die Zeichnungen von Jack Kirby und Joe Sinnott sind wieder mal eine Freude. Insbesondere der Silberstürmer, der bereits groß auf dem Titelbild prangt, ist bestechend dargestellt. Er hat zwar nicht die filigrane Körpergestalt wie später bei John Buscema, aber er scheint tatsächlich silbrig zu gleißen und wirkt sehr fremdartig – außerirdisch. Noch ein Blick auf das Cover: Das Insert zu Johnnys Ankunft im College hat die Williams-Redaktion entfernt, weshalb die Fackel auf dem Cover überhaupt nicht vertreten ist. Die Köpfe der übrigen drei Teammitglieder links vom Silberstürmer – eigentlich auch er selbst – wirken nachgezeichnet. Das könnte durchaus sein, weil die Redaktion auf jeden Fall neue Schriftzüge („Die erschreckende Saga um… den Silberstürmer!“) gestaltet hat. Das Cover wirkt dadurch zurückgenommener, sachlicher. Ob die Änderungen stilistische Gründe hatten oder das Originalcover nicht zur Verfügung stand, weiß ich freilich nicht.

Crackajack Jackson 27.03.2020 21:06

Das Gespräch zwischen Galaktus und dem Surfer ist sehr episch. Keiner will den anderen verletzen und doch muss Galaktus tun, was getan werden muss.

Man lernt, das Galaktus Wort Gesetz ist und dann ist er auch schon verschwunden.
Alle Ereignisse, die später kommen, haben es schwer hier nicht bedeutungslos und langweilig zu erscheinen, deshalb lässt Stan Lee es auch erst mal langsam angehen und nimmt das Tempo bewusst zurück.

Peter L. Opmann 27.03.2020 21:28

Also mich hat vor allem gestört, daß die Galactus-Geschichte schon vorzeitig endet. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn es kurze Einblendungen von Johnnys College oder dem neuen Gegner der FV gegeben hätte. Aber es ist irgendwie unbefriedigend, wenn der Hauptstrang der Geschichte mitten im Heft endet. Das hat Stan Lee später noch besser hingekriegt.

Crackajack Jackson 27.03.2020 21:49

Da hast Du recht.
Vielleicht war es aber ein Versuch von Lee wieder mal ein paar lose Enden zu verstreuen um die Leser bei der Stange zu halten.Die Geschichte muss immer weitergehen.

Peter L. Opmann 27.03.2020 22:18

Zweifellos.

Es bleibt ein Höhepunkt der Serie (behaupte ich mal, ohne ihren Hauptteil zu kennen).

Crackajack Jackson 28.03.2020 05:29

Ist schwierig, diese Geschichte an Epic zu toppen.
Trotzdem gefallen mir die Einzelgeschichten aus der Serie "The Thing classic" fast noch besser, weil sie persönlicher sind.

Marvel Boy 28.03.2020 06:14

Also die Geschichten aus The Thing Vol.1 von 1983.
Ja, die mag ich auch.

Peter L. Opmann 28.03.2020 07:59

Kenne ich leider nicht.

Ich versuch's, im Hinterkopf zu behalten, falls mir mal ein Band in die Hände kommt.

Marvel Boy 28.03.2020 08:08

Du hast einfach zu früh mit Marvel aufgehört. :zwinker:
Und ich halte schon zu lange durch. :nonono:

Peter L. Opmann 28.03.2020 08:14

Die Fantastischen Vier # 47


http://comicguide.de/pics/medium/13618.jpg

Genial kurz faßt die Williams-Redaktion den Inhalt dieser Ausgabe in ihrer Monats-Checkliste zusammen: „Ding Ben Grimm wird kopiert, und Sue Richards, die Unsichtbare, wähnt sich bereits als Witwe.“ Genau, darum geht es in dieser Ausgabe, die zum ersten Mal seit längerem wieder eine weitgehend in sich abgeschlossene Story erzählt (vielleicht ein Anzeichen dafür, daß die Jubiläums-Ausgabe # 50 – in USA – nun vorbei ist).

Wenn auch es in den Credits heißt: „Möglicherweise ist dies das gewaltigste illustrierte Epos, das je produziert wurde…“ – die FV kehren erstmal zum Normalbetrieb zurück. Allerdings hat diese Episode durchaus dramatisches Potential, was Stan Lee – möglicherweise – bewußt war. Wie wir schon sahen, streift Ding mißmutig durch die Stadt. Im strömenden Regen. Eine Polizeistreife erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist; Ding wimmelt sie ab. Dann stellt er sich genau im Hauseingang jener Gestalt unter, die schon in der vorigen Ausgabe auftrumpfte, sie werde die FV besiegen. Der kahlköpfige Mann, der in einer späteren Ausgabe den Namen Ricardo Jones bekommen wird, bittet Ding zum Aufwärmen herein und bietet ihm einen Kaffee an.

Jones stellt rasch eine emotionale Verbindung her: Auch er sei frustriert, weil niemand seine wissenschaftlichen Erkenntnisse ernst nehme (entspricht anscheinend den Tatsachen). Dann geht es ganz schnell: Ding wird infolge eines Schlafmittels im Kaffee bewußtlos, der Wissenschaftler schließt ihn an einen Duplikator an, mit dessen Hilfe er sich in das Ding verwandelt – das Original-Ding wird in diesem Prozeß wieder zu Ben Grimm (warum auch immer). Dann macht sich der Betrüger auf den Weg zum Baxter Building.

Reed Richards arbeitet dort wieder mal an neuen Apparaturen und vernachlässigt seine Frau Sue. Was da genau entsteht, will er ihr nicht sagen, als sie ihn um ein wenig Aufmerksamkeit anbettelt. Aber sie hat wohl ein bißchen was mitbekommen. Da betritt Ding (der verwandelte Jones) die Szene. Er redet – überraschenderweise – genau im Ben-Grimm-Jargon (woher hat er den?), ist sich andererseits über seine eigenen Kräfte nicht richtig im Klaren. Kurz darauf taucht der echte Ben Grimm auf und will seine Teamkollegen vor dem falschen Ding warnen. Jones-Ding demonstriert seine Kräfte und läßt Grimm damit als Lügner dastehen (kann das wirklich ein Beweis für seine Echtheit sein?). Jedenfalls muß der unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Reed Richards enthüllt nun, was seine Frau schon ahnte: Er hat einen „Dimensionseingang in den Hyperraum“ gebaut, will diese Sphäre nun erkunden und braucht Ding, um ihn an einer langen Schnur zu halten und bei Gefahr wieder zurückzuziehen. Na, ob Jones, der Forscher, der vom Neid auf Richards zerfressen ist, das wohl tun wird? Aber er kommt ins Nachdenken: Sein Rivale nimmt große Gefahren auf sich – offenbar nicht des Ruhms oder Geldes wegen, sondern allein, um die Erkenntnis zu mehren. Sue will ihren Gatten auf seiner riskanten Mission begleiten, aber er redet ihr das erfolgreich aus.

Hier unterbricht Lee die Erzählung und switcht kurz zum Metro College, wo Johnny, die Fackel, mit dem amtierenden Star der Footboll-Mannschaft aneinandergerät. Der Trainer trennt die beiden und wird dabei auf Wyatt Wingfoot aufmerksam, der der Footballspieler seiner Träume ist, aber sich für den Sport offenbar überhaupt nicht interessiert. Vom Silver Surfer und den Nichtmenschen, anderen Nebenhandlungen, die schon angelegt sind, erfahren wir hier erstmal nichts weiteres.

Inzwischen ist Reed in den Hyperraum eingedrungen. Er findet sich in einer fantastischen Welt wieder, merkt aber, daß er von der dortigen Erde angezogen wird und beim Eintritt in die Atmosphäre vernichtet zu werden droht. Ding muß ihn retten. Jones-Ding hat inzwischen viel nachgedacht und will das wirklich tun. Aber die Schnur reißt! Sue sieht Reeds Ende bereits gekommen. Aber Jones läßt sich selbst in den Hyperraum ziehen und steht Reed kurz darauf gegenüber. Mr. Fantastic verhält sich höchst anständig und macht ihm keine Vorwürfe. Darauf unternimmt Jones einen verzweifelten Rettungsversuch: Er schleudert Reed mit seiner gewaltigen Kraft in Richtung Dimensionstor zurück – er langt glücklich wieder in seinem Forschungsraum an. Selbst läßt sich Jones in die todbringende Zone treiben. Der echte Ben Grimm will inzwischen das Beste aus seiner neuen Situation machen und in seiner menschlichen Gestalt Alicia besuchen. Als er vor ihrer Tür steht, verwandelt er sich in Ding zurück – das ist offenbar der Moment, in dem Jones stirbt. Ding flieht, klärt aber kurz darauf im Baxter Building alles auf. Reed sagt dazu nicht das, was man vielleicht erwarten würde: „Er starb als Held.“ (Obwohl das anklingt.) Vielmehr sagt er: „Er hat für alles bezahlt – und bezahlt wie ein Mann!“

Eine Geschichte mit ziemlich vielen logischen Fehlern und Löchern (wie oben angedeutet). Über Jones erfahren wir erstaunlich wenig, und er läßt den Leser doch nicht kalt. Lee, der den Zweiten Weltkrieg mitgemacht hat (wie auch Jack Kirby), versteht sich auf die Inszenierung eines heroischen Opfers. Interessanterweise gibt es hier weder einen Superschurken noch richtige Kampfaction, und doch ist die Story ziemlich spannend – die Spannung rührt von der Erkundung einer unbekannten Welt mit todbringenden Gefahren her. Die Geschichte ist außerdem so gut strukturiert, daß sie Kirby (weiterhin assistiert von Inker Joe Sinnott) in ruhige, klare Bildsequenzen (mit neben der Splashpage zwei weiteren ganzseitigen Panels) umsetzen kann. Hier sind mir nun einige wuchernde Sprechblasen aufgefallen, die im US-Original sicher um einiges kleiner sind. In einem Fall wird Johnny in der College-Cafeteria ärgerlicherweise völlig verdeckt. Insgesamt trotzdem eine schöne Ausgabe, die aus dem Superheldeneinerlei, das es auch bei den FV hin und wieder gibt, angenehm heraussticht.

Crackajack Jackson 28.03.2020 13:29

Das Cover ziert auch das FV Taschenbuch von Condor.

Die Geschichte habe ich erst vor einigen Monaten wieder mal gelesen. Sehr ergreifend, vlt. gerade weil man von dem falschen Ben nicht viel an Vorgeschichte erfährt. So bleibt er ein beliebiger Fremder und die Leser können sich noch besser mit ihm identifizieren.

Furchtbar traurige Einzelgeschichte, die aber auch die Entdeckung des Hyperraums bzw. der Negativ Zone markiert.

Viele Schurken (Blastaar, Annihilus) haben ihren Ursprung dort.

Peter L. Opmann 28.03.2020 13:38

Kann man ja auch mal zeigen:

http://comicguide.de/pics/medium/13697.jpg

Ich stimme allerdings nicht zu, daß man sich mit dem Schurken besser identifizieren kann, weil man nicht viel über ihn weiß. Nur eine Figur, die man (mehr oder weniger) kannt, kann den Leser emotional ansprechen. Warum soll ich Mitleid haben, wenn die Figur ohne Profil und austauschbar ist?

Crackajack Jackson 28.03.2020 13:48

Identifizieren ist vielleicht das falsche Wort.
Die Figur ist ein unbeschriebenes Blatt, ein Einzelgänger von dem man die Vergangenheit nicht kennt und der dann unbekannt verschollen ist.
Das macht die Figur umso tragischer.

Peter L. Opmann 28.03.2020 16:15

Die Fantastischen Vier # 48


http://comicguide.de/pics/medium/13619.jpg

Auch Stan Lee ging bei der Konstruktion seiner Storys nach Schema F vor. Die Grundstruktur dieser Episode folgt einem wohlbekannten Muster: Die FV werden von ihrem Gegner in eine Falle gelockt, und er hat sich einen Plan zurechtgelegt, wie er jedes Teammitglied einzeln überwältigen kann – Fackels Flamme wird gelöscht, Ding entscheidend geschwächt, die Unsichtbare und Mr. Fantastic werden eingefangen. Etwas stimmt jedoch nicht mit der Kalkulation, und die FV können sich befreien, zurückkehren und ihn schließlich besiegen. Das haben wir in den vorherigen Ausgaben schon oft gesehen. Wäre das der einzige Inhalt, wäre das Heft ziemlich langweilig.

Aber hier gibt es noch weitere Handlungsebenen. „Der Schwarze Panther“ ist offensichtlich eine Reaktion auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, vor allem die Emanzipationsbestrebungen der Schwarzen. Deshalb wird demonstrativ gezeigt, daß es in Afrika ein Königreich mit avancierter Technologie gibt. Afrikaner sind keine Dummköpfe, sondern den weißen Amerikanern mindestens ebenbürtig, wird damit zu verstehen gegeben. Wir sehen allerdings keine superstarken schwarzen US-Amerikaner. Ob das vielleicht doch zu riskant, zu provokant gewesen wäre? In diesem Kontext bekommt das Kräftemessen von Panther und den FV eine andere Bedeutung: Der frühe schwarze Superheld muß dem weißen Quartett wohl auch erst demonstrieren, daß er ernstzunehmen ist.

Wer in seiner Kalkulation nicht vorkam, ist Wyatt Wingfoot, ein native american, also ein Indianer, dem man seine Abstammung allerdings kaum ansieht. Wingfoot befreit seinen Studienkollegen Fackel, und der bringt die übrigen Mitglieder der FV in den Kampf zurück. Am Ende ist freilich die weiße Überlegenheit wiederhergestellt, wenn Reed feststellt, daß der Schwarze Panther kein Gegner für die FV mehr ist, da er das Überraschungsmoment nicht mehr auf seiner Seite hat. Vermutlich soll das die weißen Leser beruhigen – alles eben nicht so einfach.

Kurz eingeblendet werden die Nichtmenschen, die weiterhin vergeblich versuchen, sich aus dem Negativfeld, das die Große Zuflucht umgibt, zu befreien. Das schafft offenbar nicht einmal Black Bolt. Und Crystal verzehrt sich in Liebe zu Johnny, der Fackel. Ein Erinnerungskärtchen von Stan Lee, daß er demnächst die Nichtmenschen wieder richtig ins Spiel bringen wird.

Der Schwarze Panther tritt hier, obwohl er sich als großzügiger Gastgeber für die FV gibt, zunächst in der typischen Schurkenrolle auf. Am Ende lüftet er jedoch freiwillig seine Maske und verspricht, nun seine Geschichte zu erzählen, die viel mit Tragik und Rache zu tun hat. Man kann bereits absehen, daß sich dann seine Wandlung zum Helden vollziehen wird.

Der Panther trägt ein durchgehend schwarzes Kostüm, das teilweise einen lederartigen Schimmer aufweist, und ein neckisches kurzes Cape, das er bald darauf ablegen wird. Ich sehe da eine Parallele zur Schwarzen Witwe, die bei ihrem Kostümwechsel in Amazing Spider-Man # 86 ebenfalls ihr Cape ablegt – das war, von Ausnahmen wie Thor oder Vision abgesehen, doch eher ein Golden-Age-Requisit. Jack Kirby ist im übrigen nicht der ideale Panther-Zeichner. Er kann dessen Behendig- und Gelenkigkeit zwar visualisieren, seine Stärke liegt aber eher bei eindrucksvollen Kraft-Typen.

Davon abgesehen, ist das Heft von ihm und Joe Sinnott grafisch exquisit gestaltet. Nur die Sprechblasen, die von Williams teils deutlich erkennbar vergrößert wurden, bereiten wieder Probleme. Das Cover gefällt mir sehr gut: Die FV schleichen kampfbereit durch wuchernden Technikkram, während sich der Schwarze Panther von oben auf sie stürzt (ähnlich ist die Splashpage gestaltet). Zu seinem Debüt ein dramatischer Auftritt für ihn; mich stört allerdings, daß er hier wirklich als Bösewicht verkauft wird, der er offenbar von Anfang an nicht sein soll. Aber, wie oben bereits ausgeführt, Stan Lee bricht noch nicht konsequent aus gängigen Erzählmustern aus.

Crackajack Jackson 28.03.2020 16:25

Fand ich etwas sehr überzogen.
Black Panther, das Stammesoberhaupt, will zeigen, dass er die FV besiegen kann.
Da fand ich seinen Einstand bei den Rächern um Welten besser.

jakubkurtzberg 28.03.2020 16:42

FV Nr. 47 und 48 zeigen übrigens Covervarianten, die nicht in den USA erschienen. Bei den Originalausgaben hat das Ding keine schwarzen Steinchen und die Maske des Panthers ist geschlossen. Zumindest zweiteres wurde nachträglich überarbeitet. Beim Ding müsste man die Original Art ansehen...

http://dassagtenuff.blogspot.com/201...9_archive.html

Peter L. Opmann 28.03.2020 16:54

@ Jakub: Danke für den Hinweis.

Es ist der erste Auftritt des Black Panther, und da muß man wohl akzeptieren, daß mit der Figur zunächst etwas herumprobiert wurde. Man kann der Ausgabe den Klassikerstatus trotzdem nicht absprechen.

Peter L. Opmann 29.03.2020 07:42

Die Fantastischen Vier # 49


http://comicguide.de/pics/medium/13620.jpg

Der Schwarze Panther ist der erste schwarze Superheld im Marveluniversum. Durch seinen ersten Auftritt bei den FV werden die beiden Ausgaben (Williams-FV # 48 und 49) immer einen besonderen Stellenwert haben. Aber der Zweiteiler weist einige Schwächen auf. Ohne die Einführung dieser bemerkenswerten Figur würde ich beide Teile als durchschnittlich bis unterdurchschnittlich einschätzen.

Im ersten Band ließ man den Schwarzen Panther unnötig wie einen Bösewicht erscheinen. Unnötig war letztlich sein Kampf gegen die FV. Nur durch List konnte er sie zunächst besiegen, und somit waren sie nicht die richtigen Gegner für ihn. Im jetzt zur Diskussion stehenden zweiten Teil kippt die Handlung seltsamerweise in eine Art Horrorstory – wieder ein Muster, mit dem Lee und Kirby Routine hatten, aber es paßt nicht richtig zu den FV. Außerdem geht es nun im Kern um den Konflikt zwischen dem Schwarzen Panther und dem Superschurken Klaw, was die FV zu Randfiguren degradiert.

T’Challa, Prinz des fiktiven afrikanischen Staats Wakanda, erzählt seinen Gästen, wie er zum Schwarzen Panther wurde. Schuld daran ist ein skrupelloser weißer Entdecker namens Klaw, der bei den Wakanda auf Vorkommen des (ebenfalls fiktiven) chemischen Elements Vibranium stößt, die er rücksichtslos auszubeuten gedenkt. Das will sich der Stamm aber nicht gefallen lassen. T’Challas Vater wird in dem Streit ermordet. Der Junge erbeutet von Klaws Leuten einen Klang-Strahler, mit dem er Rache übt. Klaws rechte Hand wird dabei zerschmettert; er flieht – vorerst.

Parallel haben wir erlebt, wie ein Entdecker und sein Begleiter von einem roten Riesenmonster angegriffen werden. Das Wesen, das mal als Elefant, mal als Affe erscheint, ist ein Vorbote von Klaw, der mithilfe der „Basisenergie“ von Klängen Tiere in solche schrecklichen Wesen verwandeln kann. Eine pseudowissenschaftliche Fantasie von Stan Lee, die zu absurd ist, um noch zu faszinieren. Auch die FV müssen gegen ein solches Monster kämpfen und geraten an den Rand einer Niederlage.

Klaw selbst hat inzwischen seine rechte Hand durch eine Waffenprothese ersetzt und will den Wakanda und den FV nun den Rest geben. Dem Schwarzen Panther gelingt es jedoch, in seine Schaltzentrale einzudringen. Im finalen Duell zieht Klaw den Kürzeren, was ihn dazu bringt, statt Tieren sich selbst dem Klänge-Konverter auszusetzen. So wird er zum Superwesen. Der Schwarze Panther glaubt derweil, Klaw endgültig gestoppt zu haben. Er gelobt, sich fürderhin in den Dienst der guten Sache zu stellen. Das findet den Beifall der FV: Es sei nicht zu erwarten, daß Superhelden stempeln gehen müssen. In der Tat war ja das Marvel-Universum in rasanter Ausbreitung begriffen – und ist es noch heute.

Diese hanebüchene Story ist einfach ärgerlich. Die wesentlichen Kritikpunkte habe ich schon genannt: Superkräfte, die aus Klängen erwachsen, sind lächerlich. Lee und Kirby fahren hier eigentlich nur ihre altbekannten Monster auf. Die FV sind mehr oder weniger auf die Rolle von Zuschauern beschränkt. Okay, sie kämpfen ein bißchen mit gegen die „Klangmonster“, aber mit den Hauptmotiven der Story haben sie kaum etwas zu tun. Übrigens treffen hier unwahrscheinliche Umstände zusammen: Genau in dem Moment, als sich die FV in Wakanda aufhalten (sie machen da eigentlich Urlaub) und T’Challa ihnen von seiner Vergangenheit erzählt, kehrt Klaw zurück. Obwohl sie eigentlich zufällig auftauchen, sind sie aus Sicht des Schwarzen Panthers seine idealen Sparringspartner, und sie sind dann natürlich auch im rechten Moment zur Stelle, als Klaw angreift. Bleibt für Marvel das Verdienst, den ersten schwarzen Superhelden kreiert zu haben.

Im Detail liest sich die Story dennoch unterhaltsam, und daran haben auch wieder die ziemlich guten Zeichnungen von Jack Kirby und Joe Sinnott großen Anteil. Die Williams-Redaktion hat in dieser Ausgabe etwas gegen die ausufernden Sprechblasen getan. Ein neuer Letterer – vielleicht Dieter Scheel – ist am Werk, dessen Schrift hier ziemlich krakelig und wackelig wirkt, aber doch gut lesbar ist und der ohne Vergrößerung der Sprechblasen auszukommen scheint. Gekürzt wird nicht; die Schrift ist deutlich verkleinert.

Crackajack Jackson 29.03.2020 07:50

Die roten Klangtiere sehen schon gut aus und haben mich damals fasziniert.

Beim aktuellen Lesen stößt mir natürlich sofort auf, dass T‘Challa sich erst mal eine Zigarette anzündet, als er die FV in sein Haus einlädt.
Spitzensportler und Raucher, das geht heute eigentlich gar nicht mehr.

Peter L. Opmann 29.03.2020 08:24

Ich muß dazusagen, daß ich diese Ausgabe weder bei Erscheinen noch etwas später in einem Superband gelesen, sondern erst vor eventuell 20 Jahren auf einer Comicbörse nachgekauft habe.

Mir fällt selbst auf, daß ich Hefte, die ich als Teenager gelesen habe, viel enthusiastischer bespreche als die, die ich noch nicht so lange kenne. Aber so weit kann ich mich nicht mehr in meine Jugend zurückversetzen, daß ich nachvollziehen kann, wie ich die Story damals rezipiert hätte.

Crackajack Jackson 29.03.2020 08:38

Als Kind nimmt man die Geschichten anders auf und akzeptiert viele Dinge, ohne sie genau zu hinterfragen.
Deshalb funktionieren sie auch viel besser und das Gehirn speichtert sie als gute Erfahrung ab. Dazu kommt natürlich noch der Nostalgiefaktor. Man erinnert sich an die Umstände (im Idealfall die unbeschwerte Kindheit) und fühlt sich gleich zurückversetzt.

So ging es mir bei den Pichelsteinern oder bei dem Album "Die Sechs gegen Grabsch", die ich mir vor ein paar Jahren nachgekauft habe.

Peter L. Opmann 29.03.2020 09:09

So ist es.

Peter L. Opmann 29.03.2020 16:04

Die Fantastischen Vier # 50


http://comicguide.de/pics/medium/13621.jpg

Schon wieder eine seltsame Ausgabe, diesmal aber in meinen Augen eher positiv geartet. Statt daß sich die FV Hals über Kopf ins nächste Abenteuer stürzen, lassen Lee und Kirby den Zweiteiler mit dem Schwarzen Panther hier noch gemütlich ausklingen und wenden sich dann – ganz gemächlich – dem nächsten Kapitel der Geschichte der Nichtmenschen zu. Johnny, die Fackel, möchte nun endlich die Glocke, die über der Großen Zuflucht liegt, mit seiner Flamme überwinden (ursprünglich hieß sie „Negativzone“, nun wird sie „große Barriere“ genannt), scheitert im ersten Anlauf, aber im nächsten Heft werden er und sein Kumpel Wyatt Wingfoot eine neue Chance bekommen.

Somit ist schwer zu sagen, worum es in dieser Ausgabe eigentlich geht. Aber mir gefällt die Atmosphäre der Geschichte. Drei Seiten werden zunächst auf ein Baseballspiel verwendet, bei dem Wingfoot einen Wurf des Ding zurückschlägt. Die Redaktion merkt an, sie verfüge über keinen Experten dieses Sports, und so ist auch für den Leser das Vergnügen an dieser Episode etwas eingeschränkt. Offenbar wird in diesem Spiel dauernd geschummelt: Einen von Ding geschleuderten Ball kann eigentlich niemand schlagen (aber Wingfoot ist eben beinahe auch ein Superheld); Mr. Fantastic fängt den Ball, indem er seinen Arm lang ausstreckt; und zum Schluß wird er von der Unsichtbaren umgestoßen, wodurch Wingfoot dann doch noch gewinnt. Das hat Charme, auch wenn man die Spielregeln nicht richtig durchschaut.

Auf weiteren drei Seiten werden die FV von T’Challa mit Geschenken überhäuft. Johnny erhält einen „Gyro-Kreuzer“, ein Gefährt, das aus einer Fahrerkabine in einer großen Glaskugel besteht. Damit bricht er zusammen mit Wingfoot sofort zur Großen Zuflucht auf, um seine Geliebte Crystal wiederzusehen. Zwischendurch sehen wir, was sich bei den Nichtmenschen gerade tut. Wir lernen Black Bolts bösen Bruder Maximus von einer neuen Seite kennen: Seine Verrücktheit hat nun die Anmutung eines unschuldigen Kindes; mit einem Trick versuchen die Nichtmenschen, ihn dazu zu überreden, die Negativzone wieder aufzuheben.

Dann wird erzählerisch eine Pirouette gedreht: Nördlich von Wakanda stoßen Johnny und Wyatt auf das sagenhafte Avalon und eine mythische Figur, die da allerdings nicht hingehört: den Priesterkönig Johannes (Prester John). Er verfügt über eine wundermächtige Waffe, das Teufelsauge. Johnny nimmt ihm das Gerät ab, nachdem der wunderliche Ritter ein wenig von seinen sagenhaften Reisen erzählt hat. Er sieht die Möglichkeit, mit dieser Waffe die Große Zuflucht zu öffnen, und rast los. Prester John kommt nicht mehr dazu, ihn zu warnen: Das Teufelsauge kann unkontrolliert explodieren. Parallel versucht auch Black Bolt im Inneren der Großen Zuflucht den Befreiungsschlag – wie der ausgeht, bleibt vorerst offen.

Auf den letzten Seiten ist nun Spannung für den Schluß des Hefts aufgebaut worden. Wingfoot jagt Johnny hinterher und schießt ihm das Teufelsauge aus der Hand, bevor es Unheil anrichten kann. Johnny dankt ihm aber nicht für seine Rettung, sondern macht ihm heftigste Vorwürfe, weil er erneut nicht zu Crystal vordringen konnte. Am Ende bleibt er in völliger Verzweiflung hocken. Dieses Mini-Drama kann natürlich eine 20-Seiten-Story nicht tragen, aber die Ausgabe ist dennoch insgesamt sehr unterhaltsam, zeigt die FV wieder mal von ihrer privaten Seite, degradiert sie nicht zu Nebenfiguren und bereitet ein weiteres großes Epos vor – bis die Nichtmenschen allerdings wieder richtig ins Spiel kommen, wird es noch einige Ausgaben dauern.

Aufsehenerregend ist in dieser Ausgabe das Lettering. Der Letterer kommt nicht nur ohne vergrößerte Sprechblasen aus, sondern verfügt auch über eine außerordentlich ansprechende Schrift. Angegeben ist er (oder sie) wiederum nicht – vielleicht handelt es sich um Marlies Gerson oder Christa Manner, die ja oft nicht genannt wurden. Dieser Letterer taucht jedenfalls vorerst nur in dieser FV-Ausgabe auf. Über die Zeichnungen von Jack Kirby und Joe Sinnott ist meiner Ansicht nach nicht so viel zu sagen, außer: Gewohnt gut.

Peter L. Opmann 29.03.2020 22:37

Zusammenfassung FV # 41 – 50:

Die fehlende Ausgabe Fantastic Four # 44 bildet einen schmerzhaften Einschnitt in der Williams-Serie. Die fast fünfteilige Nichtmenschen-Saga kann somit nicht richtig zur Geltung kommen. Sie bildet aber einen Serien-Höhepunkt. Als Inker kommt nun Joe Sinnott, für einige Jahre Kirbys bester Partner. Dann folgt mit einem etwas holprigen Übergang die noch bekanntere dreieinhalbteilige Galactus-Story mit dem Silberstürmer. Die Serie hat nun ihren Ton gefunden – einen sehr fantastischen und bombastischen Ton. Etwas schwächer ist der Zweieinhalbteiler mit dem Schwarzen Panther, der aber damals, soviel ich weiß, der erste schwarze Superheld in einem Burroughs-artigen Fantasie-Afrika war, und Klaw, dem Herrn des Klangs. Dazwischen erlebt der Leser ein seltsames Abenteuer, bei dem Reed von einem zunächst schurkischen Wissenschaftler aus der Negativ-Zoe gerettet wird. Ausgelöst wird die Story vom reichlich selbstmitleidigen Ding. Wichtiger als Einzelstorys sind jedoch inzwischen eindeutig Mehrteiler; die Leser können es sich immer weniger erlauben, eine Ausgabe zu verpassen.

Peter L. Opmann 30.03.2020 08:03

Die Fantastischen Vier # 51


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Man kann inzwischen sagen, daß der Serienkosmos der „Fantastischen Vier“ gut ausgebaut ist. Es gab die Kämpfe gegen die Furchtbaren Vier, ein ähnlich mächtiges Superteam, und gegen Doktor Doom, es wurde die Saga um die Nichtmenschen entfaltet sowie eben die des Schwarzen Panthers und seines Gegenspielers Klaw, nicht zu vergessen den Besuch von Galactus und seinem Herold Silver Surfer. Damit hat Stan Lee, wenn er nicht wie etwa in FV # 47 eine Geschichte mit neuen Charakteren und neuem Thema dazwischenschaltet, mehrere attraktive Handlungsoptionen, an die er anknüpfen kann. Seit einigen Ausgaben bereitet er eine Fortsetzung der Nichtmenschen-Story vor, aber jetzt entscheidet er sich zunächst für eine andere Möglichkeit.

Das Aufeinandertreffen von Ding und dem Silberstürmer muß damals, 1966, ein ähnlicher Knaller gewesen sein wie sein Duell mit dem Hulk (FV # 22/23). Heute sieht man eher, daß Ding in beiden Fällen klar unterlegen ist, aber damals waren die Leser vermutlich elektrisiert. Angenehm finde ich, daß die beiden Helden einmal nicht wegen eines Mißverständnisses aneinander geraten, sondern aufgrund eines sehr menschlichen Motivs: Eifersucht. Daß Ding seine Liebe zu Alicia Masters vom Silberstürmer bedroht sieht, hat sich in FV # 46/47 schon angedeutet. Sein Irrtum konnte damals offenbar nicht ausgeräumt werden; eine Aussprache von Ding und Alicia fand wohl nicht statt. Nun kehrt er zusammen mit Reed und Sue, dem demonstrativ verliebten und glücklichen Ehepaar, aus Wakanda zurück und will verständlicherweise gleich Alicia anrufen. Aber sie geht nicht ans Telefon.

Ding ist sehr unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen unterworfen. In FV # 46 reagierte er melancholisch auf den Verdacht, Alicia könne sich mit dem Silberstürmer eingelassen haben, nun wird er zum Choleriker, was sich deutlich amüsanter liest. Ding sucht ihre Wohnung auf, wo er zunächst auf die Putzfrau, Frau Binns, trifft. Sekunden später steht er seiner Freundin und dem galaktischen Herold gegenüber, die sich in trautem Gespräch befinden – beileibe keine verfängliche Situation. Um es deutlich zu sagen: Der Silberstürmer hat nur jemanden gesucht, der ihm die ihm fremde Welt erklärt. Darauf kommt Ding – sofort auf 180 – nicht. Silberstürmer: „Warum trittst du in solchem Zorne ein, mein Freund?“ Ding: „Überleg mal!“ Und er schlägt so heftig zu, daß sein Kontrahent durch die Hauswand bricht.

Und nun läßt Ding seine Wut so richtig raus. Er beschimpft seinen Gegner als „Silberstinker“, „Silbernase“ oder „fliegender Filou“ und läßt auch sonst ein paar originelle Sprüche vom Stapel: „Jetzt komm runter, damit ich dir eine langen kann!“, „Steh still, verdammt! Es tut nur eine Minute weh!“, „Mich re-dest du nicht aus diesem Panel!“, „Wenn du mehr nicht bringst, Weißhöschen, dann laß es!“ Der Silberstürmer wehrt sich zunächst nur so viel wie unbedingt nötig, bringt aber Ding zumindest zu der Überlegung, den Kampfplatz vom Haus von Alicia weg zu verlegen, damit sie nicht gefährdet wird. Er besteigt sein Jet-Cycle (wie der Name sagt, ist das eine Mischung aus Motorrad und Flugzeug – ein für die 60er Jahre typisches skurriles Fluggerät) und läßt sich vom Silberstürmer verfolgen. Dabei geht das Jet-Cycle zu Bruch. In rasender Wut schnappt sich Ding das Surfbrett des Silberstürmers, um es ebenfalls kaputt zu machen, was ihm nicht gelingt. Stattdessen zerlegt er nun ein Hochhaus und läßt es auf seinen Gegner stürzen.

In diesem Moment greifen die herbeigeeilten Reed und Sue ein und machen Ding klar, daß es sich wie ein Idiot benommen hat. Eine Entschuldigung für seinen Amoklauf bleibt ihm erspart. Der Silberstürmer hat die Attacken gleichmütig hingenommen, repariert sogar das Jet-Cycle und spendiert Ding am Ende einen Blumenstrauß für Alicia. Ein ungewöhnliches Ende für eine Superhelden-Story.

Zweimal wird zu Johnny Storm und Wyatt Wingfoot geblendet: Sie sind im Himalaya-Gebiet unterwegs und wundern sich zunächst über fliehende Bewohner. Offenbar fürchten sie sich vor einem Ungetüm. Bei der zweiten Überblendung bekommen sie das Monster selbst zu sehen: Es ist Schoßhund, das teleportationsbegabte Haustier der Nichtmenschen. So ergibt sich eine neue Möglichkeit, in die Große Zuflucht vorzudringen.

Ich bin unschlüssig, ob ich Jack Kirbys Gestaltung des Silberstürmers gelungen finden soll oder nicht. Seine Idee mit dem Surfbrett ist natürlich genial. Zudem ist der Silver Surfer wohl einer der ersten Superhelden mit ganz puristischem Kostüm – keine Stiefel, keine Handschuhe, kein irgendwie gemusterter Dress, schon gar kein Cape. Er sieht eigentlich mit seinem Höschen wie ein Bodybuilder auf der Bühne aus. Ebenso puristisch sind Kopf und Gesicht angelegt: Keine Haare, leere Augen. Allerdings hat der Silberstürmer bei John Buscema noch erheblich gewonnen, indem der ihm eine schlanke Figur gab (fast wie die eines antiken Athleten) und seine silbrig glänzende Haut viel realistischer herausarbeitete. Davon abgesehen setzt Kirby auch diese Episode mit Hilfe von Joe Sinnott ebenso eindrucks- wie fantasievoll in Szene.

jakubkurtzberg 30.03.2020 09:05

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 620587)
Die Fantastischen Vier # 50


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Aufsehenerregend ist in dieser Ausgabe das Lettering. Der Letterer kommt nicht nur ohne vergrößerte Sprechblasen aus, sondern verfügt auch über eine außerordentlich ansprechende Schrift. Angegeben ist er (oder sie) wiederum nicht...

FV 50 wurde von Marlies Gerson gelettert. Im Laufe ihrer Williams-Karriere wurde sie mehr und mehr für Cover, Redaktions- und Vorschauseiten (plus Poster, Kalender und Sammelbände) eingesetzt. In Köln sagte sie letztes Jahr, dass sie sich an Christa Manner orientiert hätte, was man im späteren Verlauf auch sehen kann. Marlies hatte vor allem ein gutes Händchen für Überschriften, Christa Manner für Lauf- und Sprechblasentexte. Beide waren deshalb auch noch längere Zeit für DC-Horror aktiv, nachdem die Marvel-Titel eingestellt waren.

Peter L. Opmann 30.03.2020 09:48

Danke für die Info!

Peter L. Opmann 30.03.2020 16:13

Die Fantastischen Vier # 52


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Bei dieser Ausgabe tue ich mich mit dem Urteil etwas schwer. Als Jugendlicher mochte ich sie nicht besonders. Auch heute noch finde ich den Bösewicht Klaw nicht so recht überzeugend. Der „Herr des Klangs“ – ich habe oben (siehe FV # 49) bereits angemerkt, daß das eine ziemlich schwachsinnige Idee ist. Hätte es damals schon Hardrock, Punk und Heavy Metal gegeben, hätte man vielleicht einen etwas griffigeren Schurken aus ihm machen können, einen, der Amplifier in seinen Fingerspitzen trägt und jedem Gegner mit massivem Lärm die Ohren wegblasen kann. Das hätte Sinn ergeben.

Die Art, auf die Klaw die FV angreift, fand ich nun beim Wiederlesen aber doch recht packend. Die Masche, daß ein Gegner die FV nacheinander einzeln ausschaltet und dabei irgendjemanden oder etwas übersieht, gab es ja schon des öfteren. Aber hier wird sie so variiert, daß der Angriff sich spannend liest und man auch weniger das Gefühl hat, das schon x-mal aufgetischt bekommen zu haben.

Klaw will die FV besiegen, um sie dazu zu bringen, ihm seinen eigentlichen Feind, den Schwarzen Panther, auszuliefern. Gleich eine merkwürdige Prämisse: Wie sollen die FV das anstellen? Zunächst umgibt Klaw das Labor, in dem sich Reed und Ding aufhalten, mit einer Klangmauer, so daß sie darin gefangen sind, dann pirscht er sich an Sue heran. Sie ist das einzige übriggebliebene Teammitglied, denn Johnny, die Fackel, ist ja mit Wyatt Wingfoot im Himalaya unterwegs. Hier überwältigt er sie zur Abwechslung mal nicht ganz schnell. Sie schützt sich zuerst durch ihr Kraftfeld vor dem Eindringling, muß aber gleich darauf befürchten, daß es den Schallwellen nicht standhalten wird. Darauf greift sie zu einer Pistole, die nervenlähmende Strahlen verschießt, aber sie sind bei Klaw wirkungslos.

Währenddessen versuchen Reed und Ding, aus ihrem Labor auszubrechen. Reed analysiert das Problem, Ding dagegen schleudert kurzerhand eine riesige Maschine gegen die Wand, was aber nichts bringt, nur eine gewaltige Rückkoppelung auslöst (Stan Lee konnte damals nicht wissen, wie schön eine Rückkoppelung etwa in einem Jimi-Hendrix-Konzert sein kann). Ding rennt darauf einfach durch die Wand und ist frei. In diesem Moment unternimmt Sue einen letzten Versuch, Klaw zu entkommen, und läuft Ding genau in die Arme. Nun prallen Ding und Klaw aufeinander – das Baxter Building erzittert. Ding wird schwer getroffen – von was auch immer – und ist einige Zeit kampfunfähig. Sue flieht weiter – durch das Loch im Labor, das Ding geschlagen hat, zu ihrem Gatten Reed.

In sicherer Erwartung des Sieges richtet Klaw seine Klang-Prothese auf das Paar. In diesem Augenblick fliegt eine Drohne durchs Fenster (da sah Lee etwas, was es erst 50 Jahre später gab) und bringt zwei Stücke Vibranium aus Wakanda, dem Königreich des Schwarzen Panthers. Mit denen schlägt Reed Klaw k.o., denn das Vibranium neutralisiert dessen Schallwellen (ist einfach so).

Wieder wird hin und wieder zu den Nichtmenschen sowie Johnny und Wyatt übergeblendet. Dort gibt es weiterhin keine wichtigen Weiterentwicklungen. Die Nichtmenschen verzweifeln weiter am wahnsinnigen Maximus; Johnny und Wyatt lösen das Problem, wie man Schoßhund etwas zu fressen geben kann. Am Ende wird die nächste Story angekündigt: Dr. Doom trifft auf den Silberstürmer.

Die Story weist erhebliche Schwächen auf. Da halte ich mich eher an die Zeichnungen. Jack Kirby und Joe Sinnott machen ihre Sache diesmal besonders gut. Visuell wirkt das Geschehen wirklich aufsehenerregend. Kirby ist schon nahe am Höhepunkt seines Schaffens bei den FV; in späteren Ausgaben wird er nur noch monumentaler.

Crackajack Jackson 30.03.2020 19:30

FV #51 „Ding gegen den Surfer“ habe ich schon oft gelesen.
Toll gezeichnet, das Panel in dem Ben die Treppe hochgeht.
Man spürt seine Wut auf den Surfer.
Der Kampf der beiden schaukelt sich immer mehr hoch.
Wer ist mächtiger?
Eine der wichtigsten Fragen für Comicleser.
Natürlich ist der Surfer beweglicher und hat außerdem die kosmische Macht.
Hier wurde einfach mal Fanservice betrieben und man hat die zwei gegeneinander antreten lassen.

Peter L. Opmann 30.03.2020 19:41

Ich möchte behaupten, die Frage "Wer ist stärker?" hat mich nie so besonders interessiert. Natürlich habe ich Superheldencomics anfangs viel mehr der Action wegen gelesen als später. Aber erstens waren die Marvel-Helden zunächst gar nicht so besonders stark, zweitens war ihre Kraft immer undefinierbar, und drittens ging ja nie jemand so richtig k.o. Die Guten durften nicht richtig unterliegen; die Bösen kamen meist nach kurzer Zeit zurück, obwohl sie anscheinend vernichtend geschlagen worden waren - aber dann wohl doch nicht...

Faszinierend waren für mich die Doppelidentität (ich hatte vor der Marvel-Zeit schon ein Zorro-Kinderbuch gelesen, wo das ja auch eine sehr große Rolle spielt), die Fähigkeiten an sich (etwa das Schwingen am Netzfaden, das Körperlos-Werden, das Versenden von Energiestrahlen aus Fingerspitzen oder Augen etcetera). Und zunehmend die privaten Seiten und Probleme der Helden.

Crackajack Jackson 30.03.2020 20:02

Jeder Comic Fan macht sich ja sowieso eine Rangliste und im Großen und Ganzen ist eigentlich auch klar wer der stärkere ist.

Feuer und Flamme war ich damals aber, als die Marvel Helden gegen die DC Helden angetreten sind.

Geheimidentitäten haben immer schon ihren Reiz gehabt.
Peter Parker der von Flash schikaniert wird, erzeugt beim Leser das Innere Verlangen, dass Peter ihm doch einmal zeigen möchte, was er so drauf hat.

Besser war das schon bei Clark Kent, der Steve Lombard es des öfteren mit gleicher Münze zurückgezahlt hat.

Peter L. Opmann 30.03.2020 20:14

Zitat:

Zitat von Crackajack Jackson (Beitrag 620779)
Feuer und Flamme war ich damals aber, als die Marvel Helden gegen die DC Helden angetreten sind.

Und erst beide Seiten gegen Sergio Aragones! :D

Crackajack Jackson 30.03.2020 20:24

Da war ich nicht dabei.

Peter L. Opmann 30.03.2020 20:48

Ein Crossover der besonderen Art.

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Crackajack Jackson 30.03.2020 20:54

Die Hefte kenne ich natürlich, habe sie aber nicht gelesen.
Bei mir sind Comics eine ernste Angelegenheit.
Humor in Comics, gerne.
Witze über Comics, auf keinen Fall.

Peter L. Opmann 30.03.2020 21:00

Dann magst Du wohl auch nicht MADs "Superduperman".

underduck 30.03.2020 21:04

Jetzt verdirb mir unseren Cracka nicht ... und bringt ihn nicht auch noch auf den Geschmack ... :floet:

Peter L. Opmann 30.03.2020 21:40

:weissnix:

Marvel Boy 31.03.2020 05:52

Zitat:

Zitat von Crackajack Jackson (Beitrag 620779)
Jeder Comic Fan macht sich ja sowieso eine Rangliste und im Großen und Ganzen ist eigentlich auch klar wer der stärkere ist.

Das hat mich irgendwie nie sonderlich interessiert.
Jeder hat mal einen schlechten Tag, da nützt dann alles nichts.

Was Sergio Aragones betrifft, der ist immer genial!
Und sollte das nicht so sein hatte er halt auch mal einen schlechten Tag.

Crackajack Jackson 31.03.2020 06:29

Die englischen Titel sind da irgendwie passender:
Sergio Aragones massacres Marvel
Sergio Aragones destroys DC

Peter L. Opmann 31.03.2020 07:42

Die Fantastischen Vier # 53


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Mir kam es bei Williams-FV # 41 so vor, als ob die Serie da einen großen Schritt vorwärts macht. Das war der Beginn der Nichtmenschen-Saga, wobei eine Ausgabe (US-FF # 44) leider ausgelassen wurde. Jetzt denke ich wieder, daß sich die Serie deutlich weiterentwickelt. Mit dieser Ausgabe startet eine Geschichte, die sich bis zur # 56 spannt, also der erste Vierteiler der FV. Diesmal wird der Handlungsbogen auch nicht vorzeitig abgebrochen, sondern Lee und Kirby gönnen sich einen langen Atem – ich vergleiche hier natürlich mit einer nur ein Heft langen Episode.

Kern dieser Story ist, daß Dr. Doom dem Silberstürmer seine Kräfte raubt und damit für die FV fast unbesiegbar wird. Der Einstieg ist etwas verschlungen angelegt, weil es offenbar auf ein paar Seiten mehr oder weniger nicht ankommt: Reed, Sue und Ding sind ins Gefängnis gelockt worden, in dem der Zauberer und Sandmann (von den Furchtbaren Vier) einsitzen. Dabei gelingt Sandmann die Flucht, den Zauberer können FV und Polizei überwältigen. Nachdem sie auf Galaktus getroffen sind, können die Furchtbaren Vier sie allerdings nicht mehr beeindrucken (dieses Quartett existiert faktisch nicht mehr: Medusa ist jetzt bei den Nichtmenschen; wo Kleisterpeter abgeblieben ist, bleibt offen).

Eben als die FV an Galaktus denken, kommt sein einstiger Herold, der Silberstürmer, ins Bild. Er fliegt über Latveria hinweg, jenes Fantasiefürstentum in Europa, über das Dr. Doom tyrannisch herrscht. Der Silberstürmer ist noch immer bestrebt, sein Exil, die Erde, besser kennenzulernen, und läßt sich daher auf Dooms Schloß einladen. Der täuscht seinen Gast, gibt sich freundlich, human und seinerseits wißbegierig (als einer seiner Lakaien einen unbedeutenden Fehler macht, verrät er sich beinahe durch einen Wutanfall). Er lenkt den Silberstürmer ab, indem er ihn einen Blick in den Weltraum werfen läßt.

Zwischendurch bekommen es die FV noch einmal mit dem Sandmann zu tun. Der will sie in ihrem Hauptquartier angreifen, merkt aber, daß er gegen das Superheldenteam nicht ankommt, und verschwindet, indem er durch einen Türspalt rieselt. Zurück nach Latveria: Während der Silberstürmer versonnen ins All blickt, legt ihm Doom blitzschnell zwei Induktoren an (mit anderen Worten: er zapft ihm einfach den Strom ab) und überträgt die Energie auf sich selbst – was da genau und wie es vorgeht, läßt Stan Lee geschickt beiseite; Kirby macht die ungeheure Energie zumindest mit seinen charakteristischen Wolken schwarzer Punkte augenfällig.

Nun wird noch einmal ein Blick auf Johnny, die Fackel, und Wyatt Wingfoot geworfen, die versuchen, zu den Nichtmenschen zu gelangen. Inzwischen lassen sie sich von Schoßhund hin und her teleportieren, gelangen dabei aber nur in seltsame neue Welten. Im Inneren der Großen Zuflucht, in der die Nichtmenschen gefangen sind, muß sich Black Bolt noch von seinem Befreiungsversuch erholen. Der wahnsinnige Maximus scheint zu wissen, wie es seinem Bruder gelingen könnte – aber sagt es den anderen Nichtmenschen natürlich nicht.

Inzwischen ist Dr. Doom auf das Surfbrett des Silberstürmers gesprungen und fliegt euphorisch um sein Schloß herum. Bei der Bevölkerung verbreitet er damit Angst und Schrecken. Reed Richards arbeitet derweil noch an einer Maschine, mit der er den Sandmann dingfest und unschädlich machen kann. Sue befällt dabei aber eine dunkle Ahnung, daß den zum Trio geschrumpften FV eine weit größere Gefahr droht. Reed versucht, sie zu beruhigen. Ding sieht sich eine Superheldensendung im Fernsehen an…

Die alten Schwächen, die ich an früheren Folgen bemängelt habe, sind auch hier festzustellen: Manche Entwicklungen der Story sind unmotiviert (was wollen die FV im Gefängnis?) oder bringen sie nicht weiter (Johnny und Wyatt gelangen nicht in die Große Zuflucht), und Lee operiert weiter mit wundermächtigen Maschinen, deren Funktionsweise nie erklärt wird (die Induktoren, die dem Silberstürmer seine Kräfte rauben). Aber hier spielen diese Mängel keine Rolle, denn die Grundidee, daß sich Dr. Doom, der skrupelloseste und gefährlichste Gegner der FV, hier schier grenzenloser Kräfte bemächtigt und damit zuschlagen will, vermittelt sich sehr gut und sorgt für echte Spannung.

Jack Kirby arbeitet zunehmend mit größeren Panels. Es sieht nicht so aus, als ob er sich Arbeit sparen will, vielmehr ist er wohl bestrebt, die sich steigernde Dramatik der Story adäquat grafisch umzusetzen. Das Cover präsentiert ein schreckenerregendes Porträt von Dr. Doom und die kleinen, darum herumwuselnden Figuren der FV, von Wyatt Wingfoot und dem Silberstürmer. Ein sicher emblematisches Motiv – es kommen allerdings noch bessere. Aber, wie gesagt: Hier wird für die Serie ein neues Kapitel aufgeschlagen, das nahe an den Höhepunkt der Lee/Kirby/Sinnott-Phase heranführt.

Peter L. Opmann 31.03.2020 19:00

Die Fantastischen Vier # 54


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Fangen wir, wie sich das eigentlich gehört, mit dem Cover an. Ein quasi religiöses Motiv. Dr. Doom, umgeben von einer Corona*), steht auf Wolken. Aber verkohlte Trümmer ragen zu ihm auf, und er hat nicht etwa einen entrückten Blick, macht keine segnende Geste, sondern blickt voll Zorn, deutet herrisch auf die Menschen, die sich unter ihm wegducken – die Fantastischen Vier plus Wyatt Wingfoot. Es geht nur um eine Niederlage im Kampf gegen das Böse, aber hier spielt sich, glaubt man der Bildsprache, eine Art Armageddon ab. Der Titel, „Bis zur bitteren Neige“, erinnert an Jesus Christus, der sagte: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“

Lee/Kirby machen in dieser Ausgabe manches anders, als man das von Superhelden-Storys her gewöhnt ist. Daß Superhelden im Kampf besiegt werden, kommt gelegentlich vor. Dann stehen sie wieder auf und ringen ihren Gegner doch noch nieder. Hier hören die FV auf zu kämpfen, weil sie erkennen, daß sie gegen Doom machtlos sind. Das ist natürlich auch nicht das Ende vom Lied, aber doch zumindest eine neue Nuance.

Noch ahnen die FV nicht, daß sie es bald wieder mit Dr. Doom zu tun bekommen. Sie sehen aber auf dem Dach des Baxter Building eine geisterhafte Erscheinung. Doom versucht sich an psychologischer Kriegsführung und schüchtert das Quartett erstmal ein. Dabei erweist sich das Ding als besonders schreckhaft. Sue hat ihre dunklen Ahnungen verarbeitet und verabschiedet sich mit ihrem Mann ins Wochenende. Ding bleibt dagegen mit mulmigem Gefühl allein zurück und erlebt nun tatsächlich Dooms Angriff. Es schlägt sich wacker, wird aber von dem latverischen Tyrannen in eine Statue verwandelt.

Johnny Storm und Wyatt Wingfoot haben sich von Schoßhund zurück nach New York teleportieren lassen und stoßen auf die Schäden, die Doom in ihrem Hauptquartier angerichtet hat. Der greift nun Reed und Sue in ihrem Wochenendhäuschen an. Eben hat er sich bei ihnen Respekt verschafft, da attackiert ihn die Fackel, die (irgendwie) seiner Spur gefolgt ist. Im Duell zeigt sich, daß sie zur Supernova werden müßte, um Doom vielleicht in die Schranken weisen zu können. Dabei nimmt Stan Lee ausnahmsweise einmal auf physikalische Gegebenheiten Rücksicht: Eine Supernova in Reeds und Sues Wochenendhaus – das wäre wohl nicht so empfehlenswert. Stattdessen läßt Doom die Fackel vereisen.

Reed versucht, den Schurken mit seiner schrecklichsten Waffe zu stoppen: einem Antigrav-Zertrümmerer. Doom zeigt sich jedoch gänzlich unbeeindruckt. Darauf sieht Reed ein, daß er ihn nicht besiegen kann. Doom, der ursprünglich die FV auslöschen wollte, kommt nun auf eine bessere Idee: Ihre Elimination wird verschoben – sie sollen eine Weile in Ungewißheit und Furcht leben. Doom schwingt sich auf das Silberstürmer-Brett und rauscht ab.

Diese Episode ist nicht sehr verästelt. Es gibt längere Actionsequenzen, in denen erst Ding, dann die Fackel, dann Reed und Sue sich vergeblich abmühen, um Dr. Doom unter Kontrolle zu bekommen. Aber das wird folgerichtig erzählt und strebt seinem Höhepunkt zu. Lee und Kirby haben die Serie endlich voll im Griff. Sie wissen, welcher Konflikt zu den FV paßt, und strukturieren ihre Story geschickt und folgerichtig. Die Cliffhanger sind dramatisch und wirkungsvoll. Nachteil dieses Aufbaus ist, daß nur der Leser in den vollen Genuß der Story kommt, der alle vier Teile liest. Wahrscheinlich hatte die Redaktion aber mit den vorhergehenden Dreiteilern gute Erfahrungen gemacht.

*) geschrieben 2016

Crackajack Jackson 31.03.2020 19:52

In 53 beginnt ein weiteres Highlight der Serie.

Dr. Doom gelingt es die Kräfte des Surfers zu stehlen.
Viel später soll ihm das noch mal bei dem Beyonder gelingen.
Und genau hier vergleiche ich Doom mit Thanos.
Irgendwo in den Comics wird mal gesagt, dass Thanos unbewusst die erhaltene Macht wieder verlieren will, dass sein Wesen nicht dafür geschaffen ist oben zu bleiben. Bei Dr. Doom scheint es genauso zu sein.
Außerdem kann das Böse ja auf die Dauer nicht triumphieren, zumindest nicht in Comics. Hier sieht es aber jetzt erst mal ziemlich düster für die FV aus.
Die Macht des Surfers in den falschen Händen.
Was Stan Lee zwei Ausgaben vorher schon mit dem Ding und dem Surfer geprobt hatte, wird nun ernst.
Stan gefiel die Figur des Silberstürmers wohl zu gut, um ihn richtig böse werden zu lassen. Er ist edel und gut und ein bisschen Jesus Christus nachempfunden.
Jetzt, wo die Kräfte bei Doom sind, kann dieser sie ohne Rücksicht gegen die FV nutzen und ein echtes Kräftemessen beginnt.

Das Panel, in dem Doom erstmals die Macht des Surfers hat, ist wunderbar gezeichnet. So ähnlich wurde Doom auch in den Spider-Man Team-Up Heften gezeichnet, als er zusammen mit Spider-Man im Mittelalter gegen den Dark Rider kämpfte.

Desweiteren wird hier erstmals auf Black Bolts Sprachlosigkeit eingegangen.
Stan bereitet das Geheimnis seiner Stimme wirklich über mehrere Ausgaben vor und macht es sehr spannend.

Crackajack Jackson 31.03.2020 20:43

FV #54

Ein sehr atmosphärisches Heft.
Man ist sofort drin in der Geschichte.
Eine tolle Idee ist das Wetterleuchten in der Gestalt von Doom, so als Vorankündigung.
Später kommt dann die berühmte Szene, in der Ben Grimm Gespenstergeschichten vor dem Kamin liest und von Reed erschreckt wird.

Nie wurde Reeds Elastizität so gut rübergebracht wie in diesem Heft. Es sieht wirklich gut aus, wie Reed Dooms Energiestrahlen ausweicht, indem er zum lebendigen Reifen wird.

underduck 31.03.2020 20:47

Du kannst doch nicht einfach vor der Präsentierung der #55 herstolzieren, Cracka! :attacke:

:haha:... wo kommen wir denn dahin?

Crackajack Jackson 31.03.2020 20:52

Gut, dass Du aufpasst.
Mein Beitrag bezog sich auf die 54.
Werde das sogleich ändern, bevor Peter was merkt.

Peter L. Opmann 31.03.2020 20:54

Schau Dir lieber erstmal die # 53 an. :D

Ach, das war ein Zahlenirrtum...

Peter L. Opmann 01.04.2020 08:05

Die Fantastischen Vier # 55


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Seltsam – das Cover wirbt damit, daß sich die Nichtmenschen aus der Großen Zuflucht befreien. Dabei geht es nach wie vor schwerpunktmäßig um den entfesselten Dr. Doom, dem sich die FV als nicht gewachsen erwiesen haben (Titel der Episode: „Dooms Tag“). Aber auch die „Marvel intern“-Seite, die einen Überblick über die 15 Hefte der aktuellen Monatsproduktion geben soll, ist mit einer Abbildung der Nichtmenschen geschmückt. (Nebenbei: 15 Marvels in einem Monat – das war für mich damals der helle Wahnsinn. Ich hätte sie gern alle gelesen, aber bei meinen Barmitteln war das völlig illusorisch. Ironischerweise gab mir erst das große Titelsterben ein halbes Jahr später die Chance, bei Marvel wieder stärker einzusteigen. Auch dieses Heft habe ich erst im Superband # 28 in die Hände bekommen.)

Auf der Splashpage wird das bisherige Geschehen recht geschickt zusammengefaßt. Reed warnt die Weltgemeinschaft vor Doom; Sue und Ding machen sich Sorgen. Der eigentlich zurückgekehrte Johnny, die Fackel, ist nicht im Bild. Nachdem wir noch einmal einer Begegnung von Doom mit dem hilflosen Silberstürmer beigewohnt haben, sehen wir Johnny und seinen Kumpel Wyatt wieder: Die Fackel will Doom erneut angreifen. Seine Geliebte Crystal hat er fürs Erste offenbar vergessen.

Jetzt folgt der auf dem Cover gefeaturete Schwenk zu den Nichtmenschen. Black Bolt, der Anführer dieser Superwesen, erhebt seine Stimme und bringt damit die Energieglocke, die über der Stadt liegt, und damit zugleich die Stadt selbst zum Einsturz. Den Nichtmenschen krümmt diese Katastrophe praktischerweise kein Haar. Ausgerechnet von Seiten des wahnsinnigen Bruders Maximus kommt Beifall: „Black Bolt – du hast es vollbracht! Du hast den Nichtmenschen ihre Freiheit geschenkt!“

Man sieht an der Nichtmenschen-Nebenhandlung, daß Stan Lee während des Schreibens noch nicht wußte, was er aus ihr machen sollte. Begonnen hatte alles mit Gorgon, der hinter Medusa her war und sie ins Versteck der Nichtmenschen zurückbringen sollte. Ein Problem lag sicher darin, daß Medusa als „normale“ Superschurkin begonnen hatte und nun ins Team der Nichtmenschen eingegliedert wurde. Anschließend treibt sich auch Crystal außerhalb der Großen Zuflucht herum und begegnet Johnny Storm. Dann besuchen die FV dieses Nichtmenschen-Domizil und müssen erkennen, daß der rechtmäßige Herrscher von seinem Bruder Maximus abgesetzt worden ist. Maximus mißbraucht seine Macht, indem er die Stadt unter die besagte Energieglocke bringt und damit alle Nichtmenschen zu seinen Geiseln macht. Zwischendurch ist aber immer wieder mal davon die Rede, daß die Nichtmenschen sich vor der Bosheit der Menschen abkapseln möchten (dazu paßt auch die anfängliche Jagd auf Medusa). Es setzt sich letztlich die Linie durch, daß sie ihre Freiheit wollen und dazu die Barriere überwinden müssen. Auch die Rollen von Black Bolt und Maximus sind reichlich unklar.

Das alles paßt nicht so recht zusammen und fällt nur wegen der Häppchen-Strategie von Lee nicht so sehr auf. Der Leser wirft immer wieder mal einen kurzen Seitenblick auf die Nichtmenschen, während es in der Hauptstory um etwas ganz anderes geht. Immerhin erzeugt Lee aber dadurch einen epischen Erzählfluß, wodurch die Heftreihe zur echten Serie wird. Man muß jedes Heft lesen, um bei den Entwicklungen mitzukommen.

Derweil wütet Doom weiter, verändert das Wetter, erzeugt Monster, bringt Vulkane zum Ausbruch. Reed konstruiert doch noch einmal eine Waffe gegen den Schurken – ein kleiner Flugdrache, der jedem, auf den er trifft, seine Kräfte raubt (Details tun nichts zur Sache). Die Nichtmenschen brechen nun in die Zivilisation auf. Und die FV bereiten sich auf ihre ultimative Begegnung mit Dr. Doom vor – Cliffhanger!

Jack Kirby nähert sich grafisch weiter seinem Höhepunkt an. In dieser Ausgabe arbeitet er bereits auf acht Seiten mit groß- und hochformatigen Panels. Am Ende wird es in den Heften nur noch vereinzelt Seiten mit drei Panelreihen geben, was ja ursprünglich bei US-Comics der Standard war.

underduck 01.04.2020 12:26

Hey CJ! Deine 55 ist da! ;)

Peter L. Opmann 01.04.2020 15:34

Und hier ist auch noch die 56.

Die Fantastischen Vier # 56


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Leider weiß ich nicht mehr, warum ich mich entschieden habe, damals, 1976, gerade diese Ausgabe zu kaufen. Klar, das sehr dramatische Cover hat zweifellos mit den Ausschlag gegeben. Mir war klar, daß die Serie schon länger lief (zwei oder drei FV-Hefte besaß ich bereits; keine Ahnung, ob es zu dieser Zeit auch schon Superbände zu kaufen gab) und ich mich eventuell einlesen mußte. Wahrscheinlich dachte ich: Wird schon hinhauen. Die Marvels haben grundsätzlich – im Gegensatz zum Ehapa-Kram – eine große Faszination auf mich ausgeübt. Aber vermutlich hat der Zufall eine Rolle gespielt: Das Heft lag gerade am Kiosk herum; ich hatte gerade ein paar Groschen in der Tasche – so etwa wird’s gewesen sein.

Der Leser bekommt mit, daß die Geschichte schon vorher begonnen hat; daß dies der vierte Teil der Story ist, erfährt man dagegen nicht. Ich kann noch nachvollziehen, daß der Einstieg für einen Neu-Leser ziemlich verwirrend ist. Man sieht ein Schiff auf einem hohen Felsen liegen (offenbar aus dem Wasser gehoben), und Dr. Doom schwirrt darum herum. Der Sinn dieses Bildes erschließt sich auch mit den Dialogen der FV, die die Szenerie beobachten (via „Fernseh-Satellit“ – allerdings falsch geschrieben), nur mühsam. Mir hat sich aber schon vermittelt, daß die FV es hier mit einem Gegner zu tun haben, gegen den sie ziemlich hilflos sind.

Johnny Storm hat offenbar die Feststellung von Reed, daß gegen Doom nichts auszurichten ist, nicht mitbekommen, verfolgt ihn und will ihn doch noch ausschalten, was natürlich nicht gelingt. In dieser Ausgabe läuft sehr viel über die Dialoge. Denn die Kämpfe hat es ja in den vorausgegangenen Ausgaben alle schon gegeben; mit starken Sprüchen erwecken die Superhelden aber den Eindruck, sie meinten es nun wirklich ernst, worauf Doom immer mit kaltem Zynismus antwortet. Die Fackel wird durch einen Wirbelsturm ausgeschaltet, den Doom erzeugt hat.

Eher die Funktion einer Rückblende hat eine kurze Szene mit dem eingekerkerten Silberstürmer, der nach Freiheit lechzt, aber so schwach ist, daß ein Diener von Dr. Doom ihn in der Zelle herumstoßen kann. Die restlichen drei FV-Mitglieder begeben sich inzwischen mit einem vom Schwarzen Panther zur Verfügung gestellten “Überschallraketenkreuzer“ auf den Weg zum letzten Gefecht mit Doom. Sie werden, nicht unoriginell, durch einen schnell wachsenden Baum gestoppt und müssen Hals über Kopf ihr demoliertes Fluggerät verlassen.

Ding hat nun seine Angst vor Doom (siehe FV # 54) überwunden: „Du kannst genauso gut gleich rauskommen, Denn ich gehe erst, wenn ich dich geplättet habe!“ Dieses Duell war für mich als Kind der eigentliche Höhepunkt des Hefts. Jack Kirby macht hier in einem Panel die ungeheure Kraft Dooms augenfällig, indem er ihm anatomisch unmöglich dicke Arme gibt. Ding kann jedoch diese Schraubstock-Arme mit einer extremen Anstrengung abschütteln. Sehr schön auch seine Sprüche: „Willst du noch irgendwas anderes machen, bevor ich mit dir die Gegend fege?“ – „Und jetzt geb‘ ich dir nen wirklich guten Rat: Fang nie an, Fortsetzungsgeschichten zu lesen!“

Während der Beobachter (Watcher), irgendwo im fernen All, kurz überlegt, ob er zu Gunsten der FV eingreifen soll, und sich dann dagegen entscheidet, kämpfen sich Reed und Sue durch einen zersplitterten Wald – Ergebnis des erwähnten Wirbelsturms – und finden Johnny, glücklicherweise unverletzt. Ding wurde inzwischen in einem „Antigrav-Stau-Feld“ gefangen und kann nicht länger gegen Doom kämpfen. Aber die übrigen Drei leisten weiter wacker Widerstand, wenn auch auf verlorenem Posten. Es wird angedeutet, daß Reed noch einige Minuten Zeit braucht. Ein letzter Szenenwechsel: Drei Männer (offenbar Jäger) entdecken irgendwo in freier Natur die Nichtmenschen, geraten in Panik und fliehen.

Doom will nun die FV austilgen. In diesem Moment taucht der schon in FV # 55 vorgestellte Flugdrache hinter ihm auf, in den Reed anscheinend seine letzte Hoffnung gesetzt hat. Er raubt ihm einen Teil seiner Kraft, kann ihn aber nicht zu Boden werfen. Doom triumphiert: „Selbst die Waffe, die du entwarfst – dein eigenes Genie – konnte mich nicht bezwingen!“ Auf dem Brett des Silberstürmers jagt er dem Gerät hinterher, um es zu vernichten. Das war aber, wie wir jetzt sehen, genau das, was Reed wollte. Denn als er sich dem Rand der Atmosphäre nähert, wird die kosmische Barriere wirksam, mit der Galactus den Silberstürmer auf die Erde verbannt hat. Und Doom verschwindet in einem Blitz.

In dieser Story gibt es wieder mal einige Unstimmigkeiten. Um auf die letzte Wendung zurückzukommen: Der Silberstürmer hat mehrmals versucht, diese Barriere zu überwinden. Dabei wird er immer nur zurückgeworfen und nicht wie Doom offenbar in Nichts aufgelöst. Oder verschwindet er irgendwohin? Wenn ja, wohin? Man stört sich aber daran nicht, denn in großen Zügen funktioniert die Dramaturgie einwandfrei: Die FV können nichts gegen Doom tun und versuchen es doch immer wieder. Ihre letzte Finte verleitet Doom zu einem Fehler aus Überheblichkeit, und so schlägt er sich sozusagen selbst. Na wunderbar!

Letztlich wirkt der Vierteiler etwas ausgewalzt. Den dritten Teil hätte man einsparen können, ohne daß die Story nicht mehr funktionieren würde. Es ist aber schon nachvollziehbar, daß Stan Lee die Konfrontation der FV mit einem schier unbesiegbaren Dr. Doom so lange wie möglich auskostet. Es war nun einmal der erste Vierteiler, und er mußte wohl noch Erfahrungen sammeln. Daß die Story etwas zu lang ist, bedeutet allerdings nicht, daß der Spannungsbogen durchhängt. Instinktiv erzählt Lee die Geschichte sehr wirkungsvoll. Schwer zu beurteilen, wie genau dieser Vierteiler geplant worden ist. Ich glaube fast, daß Lee nach wie vor unstrukturiert ein Heft nach dem anderen geschrieben hat.

Lee verzichtet hier nun auf einen Cliffhanger, wie um den Lesern mal wieder eine Chance zum Atemholen zu geben. Das letzte Bild, in dem ein herrenloses Silberstürmer-Brett zu Dooms Schloß in Latveria zurückfliegt, ist allerdings sehr aussagekräftig. Nächste Ausgabe. „Neue Gefahr dräut!“ Das ist nun überhaupt nicht aussagekräftig (vielleicht wußte Lee selbst noch nicht, wie’s weitergeht)! Dies war allerdings nicht der Grund, weshalb ich sie mir nicht gekauft habe…

Crackajack Jackson 01.04.2020 19:22

Zu FV 55
Die Zeichnungen sind wirklich fantastisch.
Die FV, besonders Reed und Johnny rüsten sich zum Kampf gegen Doom.
Mr. Fantastic warnt die Regierungschefs vor Doom. Das hätte auch in die jetzige Zeit gepasst. Arbeitet zusammen gegen die große Bedrohung der Menschheit.

Black Bolt spricht!

Die Nichtmenschen sind frei und Black Bolt zeigt wahre Bruderliebe, obwohl sie sehr einseitig ist. Zurück bleibt Maximus, der von niemand mehr beachtet und für voll genommen wird.

Vorbereitungen für das große Finale werden getroffen.

Crackajack Jackson 01.04.2020 20:40

Zu FV #56

Es ist schon toll zu sehen, wie Ben, aller Widrigkeiten zum Trotz, es schafft aus Dooms Griff auszubrechen.
Ein wahrer Held.

Kurz vor Schluss scheint noch mal die Lösung durch den Beobachter möglich, aber das wäre eigentlich geschummelt.
Die FV sollen mit eigenen Mitteln den übermächtigen Doom besiegen.
Der geniale Plan, den Reed wieder mal alleine im Studierzimmer ausgeklügelt hat geht auf.

Natürlich fragt man sich , wieso die Kräfte automatisch wieder zum Surfer zurückkehren nachdem Doom gegen die Begrenzung von Galaktus geflogen ist, jedoch baut die Handlung so aufeinander auf, dass man über diese „Vereinfachungen“ von Stan Lee gerne hinwegsieht.

Alles in allem ein toller Abschluss.

Peter L. Opmann 01.04.2020 21:23

Finde ich auch.

Ich denke, dieses Heft war maßgeblich verantwortlich dafür, daß ich einige Monate später dann richtig mit der Le4ktüre der Williams-Marvels angefangen habe. Lückenlos gelesen habe ich ab "Spinne"/"FV" # 71 und ab "Rächer" # 49.

Peter L. Opmann 02.04.2020 08:30

Die Fantastischen Vier # 57


http://comicguide.de/pics/medium/13628.jpg

Die etwas unmotivierte Einleitung des Dr.-Doom-Vierteilers bekommt nun doch ihren Sinn: Wir erinnern uns: Bevor die FV es mit Doom zu tun bekamen, waren sie ins Gefängnis gerufen worden, um einen Ausbruch des Zauberers und des Sandmanns zu verhindern. Letzterem gelang es zu entwischen. In der Zwischenzeit ist er nun offenbar ins Baxter Building eingedrungen und hat einige gefährliche Maschinen umprogrammiert. Bei der Rückkehr von Reed, Sue und Ben werden sie aktiv und erzeugen für die FV tödliche Gefahr.

Kurios, was für pseudo-wissenschaftlichen Quatsch sich Lee immer wieder ausdenkt (ich glaube nicht, daß diese Details von Jack Kirby stammen): Verrückt spielen nacheinander ein sogenannter Atomzünder (einfach eine Kanone, die Strahlen verschießt), ein Gravipolarisator (der Ding in der Luft umherwirbelt), ein elektronisches Hochgeschwindigkeitsgebläse (das Sue einschalten will, um den Sandmann wegzupusten) und schließlich – auch nicht aktiviert vom Sandmann, sondern durch ein Versehen – der Raum-Zeit-Generator, der die Pforte zur Negativzone öffnet (die in FV # 47 schon einmal dargestellt wurde).

Was ungeheuer hochgestochen klingt, ist eigentlich ganz einfach: Sandmann erzeugt giftige Dämpfe, um die FV (zu denen sich inzwischen auch die Fackel gesellt hat) umzubringen. Reed muß ein Fenster öffnen, damit das Quartett wieder Luft bekommt; es ist bloß das Fenster zur Negativzone, in die er prompt hineingezogen wird, während sich der Sandmann durch ein normales Fenster rettet. Nun ist Reed also wieder in diese fremde, äußerst gefährliche Parallelwelt abgedriftet, diesmal aber ohne Sicherungsseil, mit dem man ihn wieder zurückziehen könnte. Allerdings hatte dieses Seil auch schon in FV # 47 nichts genützt.

Das Muster der Story ist bekannt: Die FV werden wieder einmal von einem Gegner in eine vorbereitete Falle gelockt. In einer direkten Konfrontation hätte der Sandmann gegen die FV sicher weniger Chancen. Lee muß hier eine Menge Fabulierungskunst aufbieten, damit der Leser das Muster nicht sofort wiedererkennt – etwa vom ersten Teil der Story mit dem Schwarzen Panther (FV # 49). Geschickt scheint mir der Dreh, daß Sandmann erst auf Seite 8 auftritt und vorher nur die außer Kontrolle geratenen Maschinen Verwirrung stiften. Allerdings ist schon auf dem Cover zu sehen, wer da angreift. Es führte wohl kein Weg daran vorbei, ihn auf den Titel zu heben, da er ein attraktiver Schurke ist – hier zudem mit neuem Kostüm.

Zweimal wird in dieser Ausgabe die Szene gewechselt: Zunächst sehen wir, wie der Silberstürmer sein Surfbrett zurückerlangt. Die Szene ist etwas fragwürdig, denn sie legt nahe, daß seine Superkraft allein in seinem Brett steckt (was wohl nicht so ist). Ich gebe aber zu, es bringt dramaturgisch Effekt, daß nach Dooms Niederlage das Brett zu ihm zurückfliegt und er erst dann wiederhergestellt ist. Und dann werfen wir mal wieder einen Blick auf die Nichtmenschen. Crystal will nun nach ihrem Geliebten Johnny suchen, was Black Bolt ihr gestattet. Schoßhund teleportiert sie mitten auf ein Rugby-Spielfeld, wo sich Johnny zwar nicht befindet, aber sein Freund Wyatt Wingfoot. Ungenannt ist auch Peter Parker (die Spinne) anwesend, der offenbar Fotos für den Daily Bugle macht (nur ein Cameo-Auftritt).

Lange Zeit hatte ich hier eine Lücke in meiner Sammlung; erst vor ein paar Jahren habe ich FV # 57 nachgekauft. Ich weiß also nicht, wie mir das Heft als Kind gefallen hätte. Diese Episode kannte ich nicht schon in- und auswendig – ich hatte sie bisher nur einmal gelesen, ohne daß sie sich mir besonders eingeprägt hätte. Jetzt stören mich die ungezügelten Phantastereien ziemlich. Aber es ist doch ähnlich wie bei den vorhergehenden Ausgaben: Langweilig liest sich das nicht. Allerdings wandelt sich mein Grundeindruck der Serie. Bisher dachte ich, die „Fantastischen Vier“ seien weithin solide und mit Hand und Fuß erzählt; beim Neulesen merke ich, daß das in den jüngsten Ausgaben immer weniger stimmt.

Was mir noch aufgefallen ist: Auf der Splashpage erscheint die Bemerkung: „Vielleicht sind unsere Geschichten wirklich ein bißchen lang…“ Wer behauptet das? Offenbar ist das eine Anspielung auf die vierteilige Doom-Story, die tatsächlich etwas in die Länge gezogen war (und Mehrteiler waren damals im Superheldengeschäft überhaupt nicht üblich); möglicherweise gab’s in USA Leserbriefe dazu. Zudem: Die Redaktion hat in dieser Zeit wohl keine Lust, auf vorherige Ausgaben zu verweisen. Als die Nichtmenschen auftauchen, heißt es stattdessen: „Solltet gerade ihr nicht wissen, wer die unbeschreiblichen Nichtmenschen sind, müßt ihr unsere letzten Millionen Ausgaben nicht gelesen haben! Schämt euch was!“

Jack Kirby regelt seinerseits den Bombast etwas herunter. Hier werden relativ wenige großformatige Panels verwendet. Grafisch wird nicht mehr so stark übertrieben wie beim Showdown mit Dr. Doom. Typisch Kirby ist jetzt der massige Kopf von Sandmann mit riesigem Mund und ehrfurchtgebietendem Gebiß (wenn er triumphierend lacht). Gut gezeichnet, aber nicht eine seiner stärksten Arbeiten.

Crackajack Jackson 02.04.2020 18:19

Schade, dass ich schon so alt bin. Irgendwie kann ich es gar nicht nachvollziehen, dass Chrystal nur noch Johnny im Kopf hat.

Auch der Kampf mit dem Sandmann liest sich eher langweilig. Zu oft hat man das schon gesehen. Spannend wird es jedoch wieder zum Schluss, als Reed in die Negative Zone abdriftet.
Da kann sich Kirby zeichnerisch austoben. Die Zone mutet fast schon surreal an. Ist ähnlich, wie wenn Doktor Strang in fremden Welten unterwegs ist.

Wieder mal ein spannender Cliffhanger.

underduck 02.04.2020 18:43

Zitat:

Zitat von Crackajack Jackson (Beitrag 621141)
Schade, dass ich schon so alt bin. ...

Mein Gott!
Das klingt aber schwer nach Rollator und Testamentsaufsetzung ... :floet:

Crackajack Jackson 02.04.2020 18:53

Ja, ist wirklich so.
Rollator ist bestellt, und wenn ich den bezahlt habe brauche ich kein Testament mehr aufzusezten. Der Rollator soll einfach mit mir beerdigt werden, dann sind alle Spuren getilgt.

Wie soll man sich auch fühlen, wenn man keine Bewegung mehr hat. Ich sitze den ganzen Tag in meinem Büro und kann nicht raus. Außerdem sind die Diskotheken auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Die Fantastischen Vier (Comics aus längst vergangenen Jahrzehnten) sind die einzige Freude, die mir noch bleibt.
Ach ja, und ab und zu die aufmunternden Worte von dir natürlich.
Danke dafür.

underduck 02.04.2020 19:00

[OT]Aufmuntern? ... das Wort klingt hier im Text fast wie Schönsaufen, ... was man aber mit Apfelsaftschorle leider nur bedingt kann. Irgendwann hol ich dich mal mit dem Turborollator ab und dann fahrn wir beide über den Highway to Hell inne Lieblingsdisco von dir.

Alles wird gut ... ;)[/OT]

Crackajack Jackson 02.04.2020 19:09

[OT-Anfang]
Da nehmen wir doch am besten das Fantastic Car
https://s1.imagebanana.com/file/200402/n13LGbY7.jpg

[OT -Ende]

underduck 02.04.2020 19:23

[OT] Hat das Ding überhaupt TÜV? :eek: :krutzi:

Sieht aus wie ein fliegender Karnevalswagen der Linie 4 über dem Gürzenich.[/OT]

Peter L. Opmann 02.04.2020 19:35

Die Fantastischen Vier # 58

http://comicguide.de/pics/medium/13629.jpg

Was ich zu # 56 geschrieben habe, nämlich daß trotz mancher Unstimmigkeiten die Story in groben Zügen spannend erzählt ist – so, daß sich der Leser an dem verzapften Unsinn nicht stört, das trifft auch auf dieses Heft zu.

Reed Richards ist in die lebensgefährliche Negativzone gezogen worden, wo er wie ein Schiffbrüchiger seinem sicheren Tod entgegentreibt. In dieser nervenzerreißenden Situation taucht Crystal von den Nichtmenschen im Baxter Building auf und verspricht, sich um Hilfe zu kümmern. Man kann sich gleich auf den ersten Seiten über ein paar Details aufregen: Ding kann mittels eines „Trans-Barrieren-Phons“ mit Reed telefonieren. Die Negativzone hat zwar praktisch noch nie zuvor ein Mensch betreten, aber Reed hat vorsorglich schon mal ein Kommunikationsgerät entwickelt, mit dem man sich zwischen unserer und jener Welt verständigen kann. Und Crystal läßt sich von Schoßhund zielgenau herteleportieren, also von eben jenem Wesen, das zuvor Johnny und Wyatt überallhin gebracht hat, nur nicht in die Große Zuflucht, wohin sie wollten. Und gleich darauf bringt sie Schoßhund prompt zu den Nichtmenschen zurück.

Ich muß gestehen, da finde ich die Geschichten vom Baron Münchhausen weitaus glaubwürdiger. Und es geht im gleichen Stil weiter: Fremdartige Bewohner der Negativzone sind in einem Raumschiff und mit einer seltsamen Fracht unterwegs: Ein Wesen in einem „Adhäsionsanzug“ (das ist ein grüner Ganzkörperdress, in dem es an einen Meteoriten angeklebt werden kann) soll abgesetzt werden, damit es in ihrer Welt keinen Schaden mehr anrichten kann. Wenn man umblättert, sieht man, daß der Felsen, an dem es klebt, genau der ist, an den sich auch Reed gehängt hat. Die Story will uns weismachen, daß der Anführer der FV nur mitbekommt, wie das Raumschiff sich entfernt, nicht aber, wie es den grünen Anzug an der Unterseite seines Meteoriten befestigt hat. Vielleicht hat er die ganze Zeit von steigenden Auflagenzahlen geträumt… Aber für die Rettung von Reed hat sich Stan Lee etwas ganz anderes ausgedacht.

Jetzt ist es wieder mal Zeit für einen Szenenwechsel. Mit Atomwaffen ausgerüstete Soldaten (ihre Herkunft bleibt im Dunkeln) landen „an der Küste Europas“, um hier eine Insel zu besetzen. Gut möglich, daß es sich hier im Original um eine kommunistische Armee mit Welteroberungsplänen handelt, aber der Übersetzer ihre Identität verwischt, weil die schlimmsten Auswüchse des Kalten Krieges zu Williams-Zeiten schon vorbei waren. Jedenfalls begegnen diese Streitkräfte sogleich den Nichtmenschen, die sich ihrerseits sofort für die Rettung der freien Welt ins Zeug legen. Der kiemenatmende Triton haut derweil ein U-Boot der Aggressoren zu Klump. Kaum ist der Angriff abgewehrt, erscheint Crystal auf der Bildfläche und bittet ihre Artgenossen um Hilfe für Reed Richards. Anführer Black Bolt wählt einen aus, um eine Rettungsaktion einzuleiten.

Lee verschweigt zunächst, welcher der Nichtmenschen Reed retten soll. Auch auf dem Cover ist seine Gestalt nur umrißhaft zu sehen. Das große Überraschungsmoment erschließt sich mir jedoch nicht. Es handelt sich um Triton, der sich angeblich in der Negativzone wie in einem Ozean bewegen kann. Vielleicht ist dieses Paralleluniversum von einer Art Plasma erfüllt – ich weiß nicht, was sich der Autor dabei gedacht hat. Daß Triton ausgewählt ist, finde ich nun nicht aufsehenerregender, als wenn es Gorgon oder Black Bolt selbst oder womöglich Schoßhund gewesen wäre. Triton brauchte halt mal einen großen Auftritt, nachdem er bisher wegen seiner Atemprobleme außerhalb des Wassers eher wie ein Klotz am Bein gewirkt hatte.

Blastaar ist auf dem Cover übrigens falsch platziert, da er in der Negativzone nicht in Aktion tritt. Vor einiger Zeit habe ich mal mit einem Freund darüber debattiert, ob nun DC seine Leser mit Covermotiven hinters Licht geführt hat oder nicht. Da ist zum Beispiel immer wieder zu sehen, wie Superman stirbt oder seine Identität aufgedeckt wird; liest man dann die Story, stellt sich heraus, daß es soweit dann doch nicht gekommen ist. Hier haben wir ein Marvel-Cover, das – zwar nur in einem Detail, aber immerhin – nicht der tatsächlichen Story entspricht.

Während er zu Reed „schwimmt“ (genau genommen benutzt er eine „Luftdruck-Pistole“, um sich fortzubewegen) und ihn aus der explosiven (?) Planetenumlaufbahn herausreißt, wird es im „Adhäsionsanzug“ lebendig. Der erwähnte Blastaar (der Name klingt ein bißchen wie „Sprengmeister“) befreit sich, will natürlich sofort wieder alles vernichten und folgt zu diesem Behufe Triton und Reed, die dabei sind, in unsere Welt zurückzukehren. Die FV bereiten ihnen einen hochemotionalen Empfang, bemerken angeblich aber nicht, daß gleich hinter ihnen der gorillaartige Blastaar auftaucht und sich im Baxter Building neugierig umschaut. Offenbar ist diese Umgebung für ihn langweilig, denn er klettert ins Freie und wird da von der Riesenhand des Sandmanns gegrapscht. Sandmann hatte gedacht, ein Mitglied der FV verlasse auf diesem Weg, durchs Fenster, sein Hauptquartier. Die beiden Typen erkennen sich gegenseitig auf Anhieb als Bösewichter und beschließen, sich zusammenzutun. Dabei deuten sich aber gleich auch Konflikte zwischen ihnen an. Erstmal wird aber Blastaar als die große Bedrohung der nächsten Ausgabe angekündigt.

Tja, wem will Lee eigentlich eine solche Story erzählen, dachte ich mir beim Wiederlesen. Doch soviel man auch über die Einzelheiten den Kopf schüttelt, in den großen Linien ist die Story packend und anrührend, obwohl der hilflos in der Negativzone treibende Reed ja vor nicht allzu langer Zeit schon mal dort war. Die Erschütterung der Teammitglieder darüber, daß Reed nun rettungslos verloren ist, vermittelt sich gut. Der Rettungseinsatz von Triton ist schön geschildert. Die Nichtmenschen sind effektvoll in Szene gesetzt, und mit Blastaar wird ein hervorragender Cliffhanger erzeugt. Dazu tragen die bombastischen Zeichnungen von Jack Kirby natürlich nicht unwesentlich bei. Er verwendet hier ein Ganzseitenpanel (neben der Splashpage) und sogar ein doppelseitiges Panel, ein großes Panorama der Negativzone mit dem hilflosen Reed darin. Diese Doppelseite ist wieder mal mit Hilfe einer Fotomontage gebaut, wie sie Kirby in dieser Zeit gern verwendete. Alles in allem eine Ausgabe, die mir als Kind sicher gefallen hätte und der ich selbst heute noch etwas abgewinnen kann – trotz all dem Schwachsinn, den Lee hineinrührt.

Crackajack Jackson 02.04.2020 20:29

Als Christal mit Lockjaw auftauchte, dachte ich, dass die beiden einfach zu Reed teleportieren und ihn da rausholen.
Stattdessen holen Sie Triton, von dem man wirklich am wenigsten angenommen hat, dass er helfen könnte.
Hier wird wieder mal ganz schön auf die Tränendrüse gedrückt, als Reed sich von Ben verabschiedet.
Bei,m erneuten Lesen fiel mir auf, wie sehr Blastar doch Doomsday von DC gleicht, der auch mal gut verpackt auf einem Felsen durchs All trieb.

Selbst Stan Lee kam es wohl komisch vor, dass Blastar Englisch spricht und so machte er einen Witz darüber, um seinen Kritikern zuvor zu kommen.

Peter L. Opmann 02.04.2020 21:56

So wie Du das formulierst, klingt das so, als ob Doomsday früher da war als Blastaat. Das würde mich wundern...

Chrisionvision 03.04.2020 00:32

Doomsday ist 1992 das erste mal aufgetreten, d.h. da dürfte dann ausnahmsweise mal DC kopiert haben.

Crackajack Jackson 03.04.2020 07:13

Doomsday kam nach Blastar.
Das mit dem Felsen muss in "Hunter Prey gewesen sein".
Es ging mir nur um Wesen, die auf Felsen festgebunden durchs All treiben.
Da gibt es bestimmt noch mehr.

Loki und Absorbing Man wurden doch auch mal auf die Reise geschickt, allerdings nur mit Zepter und ohne Felsen.

Peter L. Opmann 03.04.2020 08:45

Die Fantastischen Vier # 59


http://comicguide.de/pics/medium/13630.jpg

Was ist die besondere Stärke von Blastaar? Aus seinen Fingerspitzen kann er Energie entsenden, genauer gesagt: im Körper aufgebauten Explosionsdruck, wie Reed Richards in diesem Heft erläutert. Eigentlich keine große Sache, zur Zeit des Erscheinens dieser Ausgabe aber offenbar doch noch recht unüblich im Superheldengewerbe. Um es gleich vorweg zu sagen: Der von Affen inspirierte Blastaar (er erinnert frappierend an die Gorillas in „Planet der Affen“, die erst etwas später kamen) reicht mit seinem Vernichtungspotential und seiner Seltsamkeit an Galactus bei weitem nicht heran, aber es ist doch eine actionreiche, unterhaltsame Ausgabe geworden.

Den Konflikt zwischen Blastaar und seinem Zufalls-Komplizen Sandmann lassen sich Lee und Kirby ein wenig entgehen. Die beiden belauern sich phasenweise gegenseitig, aber Sandmann konzentriert sich dann auf einen Zweikampf mit Ding und läßt sich am Ende, als er den Sieg nicht mehr erreichen zu können glaubt, als Sandhaufen von der Meeresströmung davontragen. Blastaar dagegen zweifelt keine Sekunde daran, daß er es mit allen Superhelden auf der Erde leicht allein aufnehmen kann, und wird schließlich wieder mal von einer eilig aus der Schublade gekramten Maschine von Reed bezwungen. Diesmal trägt sie keinen bescheuerten pseudowissenschaftlichen Namen, sondern wird einfach als „Helm“ bezeichnet. Ist er Blastaar übergestülpt, kann der Explosionsdruck seinem Körper nicht mehr entweichen, und er wird zu einem gewöhnlichen Schwächling.

Die Macher dieser Ausgabe verwenden einige bewährte Zutaten, um die Episode spannend und gut lesbar zu gestalten: Der Schurke (Blastaar) tritt nicht einfach auf, sondern macht sich zunächst am Dach des Baxter Buildings zu schaffen. Die FV fragen sich daher: Wer will uns angreifen? Wie können wir uns verteidigen? Der Leser, der die vorherige Ausgabe kennt, hat einen gewissen Informationsvorsprung, was dem Suspense keinen Abbruch tut.

Wohl um die Sache etwas zu variieren, erklärt sich der Nichtmensch Triton als erster bereit, dem unbekannten Gegner gegenüberzutreten, und wird ausgeknockt. Als nächster beschäftigt sich Johnny, die Fackel, unterstützt von seiner Freundin Crystal, mit Blastaar, und dann verläßt endlich Ding das Haus. Seine Sprüche sind wieder mal sehr vergnüglich, besonders: „Stan… Hartmut… können wir nicht einmal… einmal nur gegen einen Kerl kämpfen, der keine Sprüche macht?“ (Mit Hartmut ist Übersetzer Hartmut Huff gemeint.) Ding muß sich aber keine Sorgen machen: Die coolsten Sottisen kommen nach wie vor von ihm selbst. Reed und Sue beschränken sich derweil darauf, das Geschehen am Monitor zu verfolgen, und dabei fällt Reed der Helm ein. Allen Ernstes beginnt er, in einem Wandschrank nach dem Gerät zu suchen.

Das Getümmel, an dem sich zunächst auch Sandmann noch beteiligt, geht weiter – zu Lande und zu Wasser (das Baxter Building befindet sich offenbar nahe am Hudson oder East River) – und wogt hin und her. Da taucht Reed mit dem goldfarbenen Helm auf. Er braucht freilich zwei Anläufe (nach dem Prinzip von „Wer hängt der Katze die Schelle um?“), sie Blastaar über die graue Mähne zu stülpen. Die Wirkung setzt sofort ein. Reed kann ihn so mühelos k.o. schlagen, wie man einem kleinen Kind den Lutscher wegnimmt. Ein Cliffhanger entfällt – es wird nur der „böse Wächter“ angekündigt.

Diesen Dreiteiler würde ich nicht zu den großen FV-Klassikern zählen. Blastaar ist keine besonders originelle Schöpfung; seine Gefährlichkeit wird auch nur behauptet – ebensogut könnte er ein aufgeblasener Popanz sein; die Idee des Team-ups mit dem Sandmann wird eher verschenkt; der ganze Konflikt läuft nach meinem Geschmack zu sehr nach Schema F ab; und wieder nimmt Lee eine Quatsch-Maschine zu Hilfe, um den Bösen zur Strecke zu bringen. Für mich sind diese drei Ausgaben guter Durchschnitt, nicht enttäuschend, aber auch nicht so gut, wie die FV davor schon waren. Die Zeichnungen zeigen Jack Kirby und Joe Sinnott dagegen schon nahe am Zenit ihrer Schaffenskraft.

Crackajack Jackson 03.04.2020 09:32

zu Blastar:

Es ist eine Ermessenssache, auf der einen Seite, ein Alien aus der Negativ Zone so fremdartig wie möglich darzustellen und auf der anderen Seite, dem Leser seine Motivation und seine Absichten noch interssant und verständlich darzubieten.

Ist nicht einfach, das alles unter einen Hut zu bringen.

Peter L. Opmann 03.04.2020 16:23

Die Fantastischen Vier # 60


http://comicguide.de/pics/medium/13631.jpg

Mit dieser Ausgabe könnten wir wieder ganz nahe am DC-Vorbild „Challengers of the Unknown“ dran sein, der Serie, die Jack Kirby Ende der 50er Jahre zeichnete: Wissenschaftler stoßen auf Spuren einer rätselhaften, uralten Zivilisation und finden heraus, daß sie von außerirdischen Besuchern stammen. Wodurch sich die Story aber vermutlich von den „Challengers“ unterscheidet: Die FV kommen nur zufällig ins Spiel, weil sie auf just jener Insel, die den Außerirdischen als Basis diente, Urlaub machen wollen. Und ich glaube auch nicht, daß es bei den „Challengers“ eine Figur wie den Wächter gab, der sich mit den FV eine Riesenklopperei liefert.

Bemerkenswert finde ich an dieser Ausgabe außerdem: Stan Lee startet eine neue Fortsetzungsstory, aber er erzählt innerhalb dessen erstmals zwei in sich abgeschlossene Episoden. Nächste Ausgabe kommt der Ankläger Ronan, der genau dieser frühzeitlichen Außerirdischen-Zivilisation abstammt. Beide Teile gehören eng zusammen, aber man kann sie problemlos einzeln lesen. Es entfällt damit allerdings der Cliffhanger, der Anreiz, das nächste Heft zu kaufen, weil man wissen will, wie es ausgeht.

Zu Beginn verweist Lee nochmal kurz auf das zurückliegende Abenteuer – scheint mir eine Spezialität von Marvel zu sein, dem Leser sozusagen ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn er die vorige Ausgabe verpasst hat. Die FV verschließen den Zugang zur Negativzone, aus der ihr letzter Gegner Blastaar kam. Dann wird zu den Forschern übergeblendet, die als erste die Hinterlassenschaften der Kree sehen, der erwähnten außerirdischen Rasse. Und sie wecken versehentlich den Wächter auf. Ding schleudert derweil mit verbundenen Augen einen Dartpfeil auf eine Weltkarte, seine Art, den Urlaubsort auszusuchen, und trifft genau den Punkt, wo sich das Drama mit dem Wächter gerade abspielt.

Johnny, Crystal und Triton bleiben zurück; die drei restlichen Teammitglieder besteigen das Pogoplane („Pogo“ verweist offenbar darauf, daß es sich um ein raketenartiges Heckstarter-Flugzeug handelt). Als sie sich der einsamen Pazifikinsel nähern, geraten sie in ein „Vibrationsfeld“, und gleich darauf pflückt sie der schätzungsweise zehn Meter große Wächter aus der Luft. Der Wächter ist überrascht, daß er auf mächtigere Menschen gestoßen ist, als er das von früher kennt. Ding zerstört mit einem beherzten Schlag die Instrumente in der Brust des Wächters, der eine Mischung aus Maschine und Mensch zu sein scheint. Trotzdem ist er noch kampfbereit. – Vielleicht hat Jack Kirby beim Kreieren dieses Wesens an den altbekannten Golem gedacht.

Die FV haben weiter einen schweren Stand gegen den Wächter. Die Fackel wird daher alarmiert und eilt zu Hilfe. Am Ende wird die gesamte Kree-Basis unter der Inseloberfläche zerstört. Die FV finden noch die Wissenschaftler, die dort gefangen waren. Schoßhund teleportiert die ganze Gruppe zurück nach New York, was bedeutet: das Pogoplane geht verloren. Der Wächter bleibt auf der untergehenden Insel auf seinem Posten und sendet einen letzten Bericht an seine Erbauer.

Ich denke, die Geschichte wäre logischer gewesen, wenn man sie aus der Perspektive der Wissenschaftler erzählt hätte. Wie kann man die FV ins Spiel bringen? Da fiel Lee und Kirby anscheinend nur ein, den Zufall zu bemühen. Aber bei genauerer Betrachtung kommen noch andere logische Brüche in den Blick: Die Kree-Station ist, wie man hört, seit Jahrmillionen verlassen; die Außerirdischen sind nie zurückgekehrt (bisher jedenfalls). Wozu aber brauchen sie dann einen Wächter? Und man muß auch sagen: Warum greift der die FV sofort an, die doch nur auf der Insel Urlaub machen wollten und vielleicht von der unterirdischen Basis gar nichts bemerkt hätten? Die Wissenschaftler, die sie schon vorher entdeckt hatten, wurden festgesetzt und hatten wohl keine Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen. So gesehen, wäre ja aus Sicht des Wächters alles in Ordnung gewesen. Der Leser weiß aber: Es muß zum Kampf kommen, und so sieht man – jedenfalls als Jugendlicher – über alle Widersprüche hinweg. Angekündigt wird übrigens nicht der Ankläger Ronan, sondern „Alicias Geheimnis“, ein Plot, der erst in der übernächsten Ausgabe zum Tragen kommt. Vielleicht wurde die Ronan-Story noch kurzfristig eingeschoben.

Jack Kirby findet eine erstaunliche Balance in seiner optischen Umsetzung des Spektakels. Es gibt ein ganzseitiges Panel. Ansonsten erzählt er üblicherweise mit vier bis fünf Panels pro Seite, also insgesamt mit recht großen Bildern, die Action und Spannung gut zum Ausdruck bringen. Das wirkt gut geplant und routiniert. Joe Sinnott inkt mit bemerkenswerter Präzision. Visuell ist die Ausgabe also mal wieder ein großer Genuß. Das Cover, das den Wächter und Reed, Sue und Ding einander gegenüberstellt, ist ebenfalls ziemlich gut gelungen, allerdings kein Geniestreich.

Anzumerken bleibt noch: Diese Ausgabe ist ein plakatives Beispiel für die Probleme, die Williams typischerweise mit der Continuity hatte. Was daran lag, daß die meisten Serien gleichzeitig gestartet wurden, während sie in USA einen zeitlichen Abstand aufwiesen. Der Wächter hat hier seine Origin-Story, Williams-Leser kannten ihn jedoch schon längst aus frühen „Rächer“-Heften. Dort trat er in der Zweit-Serie „Captain Marvel“ auf, die in USA erst lange nach den FV losging und dann auf sie aufbaute. Für den deutschen Leser bedeutete das: Er lernte in „Captain Marvel“ eine etwas rätselhafte Figur kennen, und etliche Monate später bekam er in FV erst die Hintergründe geliefert. Manchmal ging die Continuity auch gar nicht weiter, da Williams ja nur einen Teil der US-Serien veröffentlichte.

Crackajack Jackson 03.04.2020 19:05

Zu FV #59

Ja, nichts neues in diesem Heft. Blastar verhält sich wie ein gewöhnlicher Erdenschurke und die Zusammenarbeit mit Sandmann ist eine reine Zweckgemeinschaft, in der der eine dem andere Mistraut. Viel Action bei der sogar Sue sagt, dass sie es gerne mal ruhiger haben würde.

Crackajack Jackson 03.04.2020 20:03

Zu FV 60

Tolles Eröffnungspanel. Korbs zeichnet anscheinend gerne schwere Teile, die Ben dann stemmen muss. Das kommt öfters mal vor, ebenso wie die Dschungelszene mit den zwei Wissenschaftlern. Der Leser erwartet hier schon fast ein D (Diabolo oder den Destroyer) vorzufinden.

Das Heft hat wieder mal sehr, sehr gute Zeichnungen und Dialoge. Da merkt man wirklich die Erfahrung aus 60 Heften.

Schlussendlich noch das schon tragische Ende des Sentrys. Man hat wirklich Mitleid.

Ich finde es sehr schlüssig, das der Senty die FV angreift.
Sie durchbrachen das Tarnfeld und stellten so eine potentielle Bedrohung dar.

Peter L. Opmann 03.04.2020 20:09

Ja, "potentielle Bedrohung" schon. Ich habe mir den Wächter aber eher als eine Maschine vorgestellt; da hätte eine rote Linie überschritten werden müssen, damit er aktiv wird.

Crackajack Jackson 03.04.2020 20:19

Ich habe den Roboter jetzt nicht programmiert, aber wahrscheinlich wurde die rote Linie von den beiden Forschern überschritten, die bis ins Innerste zu dem Kree Raumschiff vordrangen. Von da an war Mr. Sentry in Alarmbereitschaft und ging gegen jeden Eindringling vor.

Peter L. Opmann 03.04.2020 22:18

Nachtrag: Zusammenfassung FV # 51 – 60

Nicht lange dauert es bis zum nächsten monumentalen Mehrteiler. Dr. Doom raubt dem Silberstürmer seine Kräfte und besiegt die FV quasi mit links. Er scheitert schließlich aber an den Beschränkungen, die Galactus dem Silberstürmer auferlegt hat. Darum herum kämpfen Ding gegen den Silberstürmer selbst und die FV gegen Klaw, Sandmann, ein seltsames Monster namens Blastaar und einen außerirdischen Roboter namens Wächter. Zwischendurch wird immer wieder mal das Drama von Johnny und Crystal bemüht, die zu den Nichtmenschen zurückkehren und ihn verlassen muß. Ansonsten bleiben private Probleme der FV in dieser Phase eher im Hintergrund. Jack Kirby arbeitet zunehmend mit großformatigen Panels.

Peter L. Opmann 04.04.2020 14:36

Die Fantastischen Vier # 61


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Vorausschicken möchte ich, daß ich die nun folgenden fünf Ausgaben erst seit relativ kurzer Zeit kenne. Ich habe sie vor etwa zehn bis 15 Jahren nachgekauft und die Lücken endlich geschlossen. Kann sein, daß ich sie daher etwas negativer beurteile, als ich das sonst tun würde.

Hier erprobt Stan Lee das Modell eines Zweiteilers, dessen Teile nur locker zusammenhängen. Die Begegnung mit dem Wächter wird innerhalb der Story kurz nacherzählt. Die Überlegene Intelligenz der Kree, ein tentakelhaftes grünes Wesen, besucht die FV in ihren Träumen. Nach dem Aufstehen merken sie nach und nach, daß sie alle denselben Traum hatten. Nach ein paar Szenen aus dem Superhelden-Alltag schickt der grüne Klops auch schon Ronan den Ankläger los, um das Quartett dafür zu bestrafen, wie es mit dem Wächter umgesprungen ist.

Ronan ist eine eigenwillige Figur. Er ist nämlich nicht nur Ankläger, sondern in Personalunion auch Richter und Vollstrecker. Kaum sind die FV angeklagt, ist das Urteil auch schon gefällt, und Ronan schickt sich auch gleich an, sie auszulöschen. Kann man in einer Fantasy-Story natürlich so machen, aber es stellt sich die Frage: Warum tritt er überhaupt als Ankläger auf, wenn er ebensogut auch der Bestrafer heißen könnte (der dann etwas später bei Spider-Man auftritt). So verwirrt man nur das jugendliche Publikum: Ach so, so funktioniert also Justiz?!

Vielleicht hat es Ronan auch deshalb so eilig, weil Lee und Kirby zuvor einige Seiten dem FV-Familienleben widmen: Ding und Fackel baden. Nachdem Sue wieder mal auf ihr Recht auf ein Privatleben gepocht hat, geht sie mit Crystal einkaufen und später mit Reed essen, während Crystal mit Johnny eine Spritzfahrt unternimmt. Ding bekommt derweil ein Päckchen zugestellt. Nach längerer Zeit werden die Teammitglieder mal wieder als Berühmtheiten inszeniert, was abrupt damit endet, daß sie sich alle in Luft auflösen.

Die FV finden sich zusammen mit Ronan in einem „Konus der Undurchdringlichkeit“ wieder (klingt nicht sonderlich wissenschaftlich, aber man weiß, was Lee meint), wo der Kree-Jurist einen Prozeß durchzieht, der jedem Standgericht die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Die FV sind mit ihrem Urteil verständlicherweise nicht einverstanden und widersetzen sich ihrer Exekution. Ronan verfügt über eine „Universal-Waffe“, die am oberen Ende ein wenig Thors Hammer ähnelt; sie hat aber auch etwas von einem Zepter. Im Gerangel schafft es Ding schließlich, daß Ronan auf seine Universal-Waffe stürzt und sich sozusagen selbst exterminiert. Mit einem großen Knall verschwindet er, was nebenbei den Vorteil hat, daß sein Tod (?) nicht zu grausam wirkt.

Das hier noch einmal groß angekündigte Geheimnis von Alicia klingt auf einer knappen Comicseite an. Dings blinde Freundin wird von einem geheimnisvollen Wesen besucht, während sie auf ihren Freund wartet. Sie erschrickt, der Mann, von dem man praktisch nur seine rechte Hand und ein seltsames Armband sieht, beruhigt sie jedoch – und geht dann mit ihr durch die Wand.

Diese Story bleibt nach meinem Eindruck wieder mal unter ihren Möglichkeiten. Wir haben ja gerade hinten im Heft die Eule-Story von „Daredevil“ gelesen. Auch da findet ein Willkür-Prozeß statt. Die Eule machte sich jedoch ein Vergnügen daraus, das Gerichtsverfahren möglichst „echt“ ablaufen zu lassen, obwohl das Urteil natürlich ebenfalls von Anfang an feststand. Es gab Finten und Volten und mehrere überraschende Wendungen. All das fehlt beim Ankläger Ronan. Lee und Kirby setzen – nicht zu Unrecht – lieber auf die Action nach dem Urteil. Ich denke mir jedoch: Wäre die Ronan-Episode ein Zweiteiler geworden, hätte man aus ihr viel mehr machen können.

Die Grafik finde ich diesmal zwiespältig. Erstmals seit längerer Zeit erleben wir, wie schon erwähnt, die FV in verschiedenen Alltagssituationen, und das macht Jack Kirby sehr gut. Er zeichnet zum Beispiel das Wohnzimmer im Baxter Building oder den Gourmet-Tempel, den Reed und Sue aufsuchen. Wenn man sich das etwas näher anschauen würde, würde man vielleicht typisches 60er-Jahre-Design erkennen. Bei der Darstellung des Kampfs mit Ronan überzeugt er mich allerdings gar nicht. Ding wirkt teilweise wenig dynamisch, sogar krakelig. Sein Ringkampf mit Ronan sieht geradezu peinlich aus. Nicht alles ist schlecht, aber möglicherweise war Kirby, als er an diesen Seiten saß, unter großem Zeitdruck. Da kann dann auch Joe Sinnott nichts herausreißen. Und auch auf dem Cover sieht die Konfrontation der FV mit Ronan nicht viel besser aus.

Crackajack Jackson 04.04.2020 17:11

Roman der Ankläger hat es ja sogar bis ins MCU geschafft, war da aber meiner Meinung nach genauso farblos wie in dieser Ausgabe.

Wenn man die Hefte so schnell am Stück liest, merkt man die vielen Wiederholungen.
Das Ding wächst wieder mal über sich selbst hinaus, wenn es einem schier übermächtigen Gegner gegenüber steht.
Interessant ist die Einführung des Kloppses, äh...der obersten Intelligenz.
Jedoch konnte ich weder damals noch heute viel mit den Kree und den Skrull anfangen.

Peter L. Opmann 04.04.2020 20:26

Die Fantastischen Vier # 62


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Dieser neue Zweiteiler gefällt mir durchaus, abgesehen davon, daß die Story um ein leeres Zentrum kreist. Darauf komme ich bei der Besprechung der nächsten Ausgabe zurück. In diesem ersten Teil werden dem Leser zunächst einige Rätsel aufgegeben, und die FV machen sich daran, sie zu lösen. Anlaß ist, daß die blinde Alicia, Dings Freundin, anscheinend verschwunden ist. Wir erhalten zwar Hinweise, was aus ihr geworden ist. Die FV aber sind am Ende dieser 20 Seiten erst soweit, daß sie sich auf ihre Spur setzen können.

Alicia ist verschwunden – das ist die Ausgangssituation, nachdem die FV von ihrer Begegnung mit Ronan dem Ankläger zurückgekehrt sind und das in einer Fußnote gewissenhaft vermerkt worden ist. Ding ist davon sehr verunsichert (hat sie ihn etwa verlassen?) und wischt Reed im Affekt eine, daß er besinnungslos in der Ecke liegt. Denn der hat es seit Jahren nicht fertiggebracht, es wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln. Dann trollt sich Ding böse murmelnd.

Während die FV noch völlig im Dunkeln tappen, gewährt Stan Lee den Lesern einen Informationsvorsprung. An „einem der abgelegensten Orte der Erde“ befindet sich ein futuristisches Bauwerk, das mit einem Bienenstock verglichen wird. Optisch erinnert das Gebilde nicht so sehr an einen Bienenstock, und es fliegen auch keine Bienen, aber es summt offenbar, ausgelöst von elektrischen Vorrichtungen, die natürlich nicht näher erklärt werden. Im Inneren befinden sich drei Wissenschaftler in schicken Overalls. Sie haben Alicia entführt. Bevor sie ihr – und uns – erklären, warum, wollen sie sichergehen, daß Alicia die Richtige für ihre Zwecke ist. Bekanntlich ist sie Bildhauerin und kann alles, was sie berührt, vollkommen realistisch modellieren. Das führt sie ihnen nun zu ihrer Zufriedenheit vor.

Ding tapert derweil, wieder mal in Selbstmitleid zerfließend, durch den Stadtpark. Ein Polizist und einige FV-Fans, denen er begegnet, schaffen es endlich, ihn wieder seelisch aufzurichten. Eine Frau gibt ihm sogar einen Kuß auf die Wange. Anschließend bauen Lee und Kirby noch ein retardierendes Moment ein: eine kleine Kabbelei zwischen Johnny und Crystal. Diese Szene steht zunächst mal in keinem Zusammenhang mit der Bienenkorb-Story. Die Rollenbilder sind nicht mehr aktuell: Crystal läßt sich eher passiv umwerben, gebietet aber über beachtliche Naturkräfte und kann ihren draufgängerischen Verehrer so auf Distanz halten.

Reed ist inzwischen mit der Konstruktion einer Maschine beschäftigt, die ziemlich fantastisch, aber zur Abwechslung mal ganz sinnvoll erscheint: eines Restwärmeverstärkers. Reed rätselt, wie Alicia überhaupt den Raum verlassen haben kann; darauf gibt es nämlich keinerlei Hinweise. Zur gleichen Zeit klären die drei Wissenschaftler Alicia endlich darüber auf, was sie für sie tun soll. Sie sind mit der Erschaffung eines Superwesens beschäftigt, das für keine Krankheit anfällig sein und zum Kriegführen nicht fähig sein soll – ein Prototyp für eine neue Menschheit. Es befindet sich im Zentrum des „Bienenstocks“, und nun sind sie unsicher geworden, ob sie dieses Wesen noch kontrollieren können. Alicia soll ins Innere hineingehen und ihnen ein Abbild von ihm verschaffen.

Ding erkundigt sich bei Alicias Vermieterin, ob sie wieder aufgetaucht ist. Dabei kommt Ben gerade rechtzeitig, um den Restwärmeverstärker in Aktion zu erleben. Das Gerät läßt die Geschehnisse um Alicias Verschwinden noch einmal wie ein Film ablaufen. Ein Mensch mit verhülltem Gesicht betritt die Wohnung, nimmt sie mit und geht mit ihr durch die Wand. Was nun? Wohin die beiden gegangen sind, erklärt dieser Film nicht. Reed ersinnt sogleich den nächsten logischen Kurzschluß: Der Mann trug ein Armband. Damit konnte er sicherlich durch die Wand gehen, und mit einem Bild davon kann er es nachbauen. Es wird die FV dann genau dorthin bringen, wohin dieses Wesen und Alicia gingen. (Ist doch einleuchtend, oder?) Kurz zuvor blendet Lee aber nochmals zum „Bienenstock“ über: In Begleitung eines bisher noch nicht in Erscheinung getretenen Teammitglieds der Wissenschaftler beginnt Alicia, zum Zentrum vorzudringen.

Nicht schlecht, finde ich. Eine ziemlich ungewöhnliche Story, stark mit Mysteryelementen aufgeladen. Daß Alicias Mission überhaupt keinen Sinn ergibt, werde ich nächstes Mal näher erklären. Darüber hinaus ist hier viel Raum für Familienszenen: das frustrierte und wehleidige Ding, das hier sogar gegen seinen dicksten Kumpel Reed gewalttätig wird, das verliebte Paar Johnny und Crystal – wogegen sich Reed hier aufs Forschen und Konstruieren beschränkt und Sue ziemlich im Hintergrund bleibt. Alicia, die diesmal die Hauptfigur ist, erscheint völlig furchtlos, aber auch naiv, denn welcher Gefahr sie im „Bienenstock“ gegenübertreten soll, versteht sie erkennbar nicht.

Ich denke, die Ausgabe hätte mir als Zwölfjährigem imponiert. Grafisch sind Jack Kirby und sein Inker Joe Sinnott hier wieder auf der Höhe ihrer Kunst. Keine Kritzeleien diesmal, die Figuren werden ziemlich souverän in Szene gesetzt. Mit großformatigen Panels geht Kirby hier relativ zurückhaltend um. Sie sind offenbar vor allem für die Actionsequenzen gedacht, und an Action mangelt es hier – nicht aber an Nervenkitzel.

Crackajack Jackson 04.04.2020 20:50

Die Geschichte hat mir, mangels Höhepunkte bzw. Substanz, nicht gefallen.Am bestan waren da noch die vielen Bewunderer von Ben.
Ansonsten geschieht hier noch nicht viel.

Peter L. Opmann 04.04.2020 21:06

Mich spricht das schon an, wenn unerklärliche Dinge geschehen und man sich fragt, was dahintersteckt. Ich habe keine Sorge, daß da nicht noch einiges an Action folgt.

Crackajack Jackson 04.04.2020 21:16

Das ist mir zu wenig greifbar.
Alicia, die einfach mit einem Mann mitgeht und sich dann für irgendwelche Sachen einspannen lässt.

Peter L. Opmann 04.04.2020 21:30

Klar, die Lösung ist unbefriedigend, aber das Rätsel finde ich ganz reizvoll.

Peter L. Opmann 05.04.2020 08:00

Die Fantastischen Vier # 63


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Ein Bienenstock – und darin summt irgendwas… Im Bienenstock befindet sich ein Kokon (biologisch nicht ganz korrekt) – und darin steckt irgendwer… In dieser und der vorhergehenden Ausgabe haben es Stan Lee Rätsel angetan. Nicht selten blickt er in solchen Fällen in die Insektenwelt. Die FV müssen das Rätsel ergründen, um die blinde Alicia wiederzufinden. Raffiniert ausgedacht, aber bei genauerer Betrachtung ergibt das Rätsel in Bezug auf das Mädchen, Dings Freundin, überhaupt keinen Sinn.

Die Story will uns glauben machen, Wissenschaftler züchteten in dem Bienenstock und in dem Kokon einen Übermenschen heran, hätten es aber mit der Angst zu tun bekommen, es werde dabei nicht das herauskommen, was sie wollten. Ihnen fehlt wohl der Mut, selbst nachzuschauen und die Umwandlung notfalls zu stoppen. Sie schicken die Bildhauerin vor, die ihnen ein Abbild davon liefern soll, was sich im Inneren des Bienenstocks befindet. Und dann? Was bringt es, wenn sie wissen, wie das Wesen aussieht? Ist damit dann klar, ob es wohlgeraten und kontrollierbar ist? Und wenn nicht, was wollen sie dann tun, wenn sie sich schon jetzt nicht trauen, sich diesem Wesen zu nähern? Alicias Aufgabe ist kompletter Nonsens!

Wichtig für Lee ist anscheinend nur: Da droht eine ungeheure Gefahr – Alicia begibt sich gezwungenermaßen hinein – die FV müssen sie wieder rausholen. Die Story wird recht fantasievoll gewunden erzählt, aber letztlich geht es bloß darum, daß Alicia sich mit ihrem Begleiter dem Kokon immer mehr nähert und die FV allmählich die Verfolgung aufnehmen. Noch einmal erleben wir kurz Johnny und Crystal beim Turteln, dann steht Alicia vor dem Kokon, und die FV „beamen sich“ mittels dem nachgebauten Armband in den Bienenstock.

Die Helfer der Wissenschaftler versuchen, Reed, Sue und Ding aufzuhalten, und erleben, daß mit den Dreien nicht zu spaßen ist. Ding wird mit dem schönen alten deutschen Beinamen „Unhold“ versehen. In diesem Moment beginnt im Inneren der Kokon, sich zu öffnen. Drinnen steckt… ich würde sagen: ein ganz normaler Mensch, zwar kirbyesk, doch immerhin ohne Tentakel, Glubschaugen oder ähnliches. Ein Marvel-Wiki belehrt uns, daß es sich um Adam Warlock handelt, was durch die Offizielle Marvel-Sammlung von Hachette, Band XXXII, bestätigt wird. Darauf sind die Marvel-Autoren aber erst ein paar Jahre später gekommen.

Bevor wir Warlock kennenlernen, haben die FV Alicia erreicht. Ihr Begleiter haucht sein Leben aus, während das Superheldentrio mit Alicia erneut den Weg direkt durch die Wand wählt. Gerettet! Die Episode endet mit einer gewaltigen Explosion – das im Bienenstock geschaffene Wesen ist tatsächlich außer Kontrolle. Aber ein Blick in die nächste Ausgabe zeigt, daß dieser Handlungsstrang nicht mehr weiterverfolgt wird. Also ein Cliffhanger, der gar keiner ist.

An der Grafik von Jack Kirby und Joe Sinnott habe ich wieder nichts auszusetzen. Sie treten allmählich in die Phase ein, in der ein wunderbar grotesker, nur noch bedingt realistischer Stil sich ausprägt. Leider hat Kirby diese Masche nach 1970 so übertrieben, daß man sich dann rasch daran sattsah. Aber hier ist das sehr gut gemacht: Superheldenstorys, die hauptsächlich von Action leben und davon auch reichlich bieten, aber das Ganze wird durch beinahe komische Elemente unterlaufen – Ding ist letztlich eine Funnyfigur. Bis etwa FV # 100 wird diese Optik jetzt staunenswerterweise durchgehalten. Die Storys von Stan Lee haben dagegen noch immer Luft nach oben.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 05:33 Uhr.

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