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God_W. 15.02.2024 23:47

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Hinter den Kulissen von Dune (Tanya Lapointe)

Nur noch zwei Wochen bis zum Kinostart des von mir heiß ersehnten zweiten Teils von Dune! Um die Wartezeit zu verkürzen habe ich mir die Arbeit hinter den Kulissen von Teil eins mal genauer angeschaut. Schon kurz nach Erschienen, Ende 2021, habe ich mir diesen Band zu Denis Villeneuves Wüstenplanet-Adaption gekauft. Unser bester Panini Verlag glänzt ja des Öfteren mal mit Sekundärmaterial zum ein oder anderen Film- oder Game-Franchise, aber mit diesem Buch haben sie so langsam das obere Ende der Messlatte erreicht. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte ich das 240 Seiten starke Album immer mal wieder in der Hand, habe darin geschmökert und die Seiten betrachtet, denn die strotzen geradezu von faszinierenden Bildern, interessanten Skizzen, Entwürfen, Artworks und Setfotos. Allerdings wird die Bezeichnung „Bildband“, wie es auf der Webseite des Verlags heißt, dem Werk meines Erachtens keinesfalls gerecht.

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Klar, von den Bildern lebt das Buch und die Seiten entführen uns in die größtenteils staubigen Welten von Frank Herbert und Denis Villeneuve, aber den begleitenden Text, den es übrigens reichlich gibt, zu vernachlässigen wäre ein schwerer Fehler. Zusammengestellt und geschrieben wurde der wunderbare Band nämlich von keiner geringeren als Tanya Lapointe, ihres Zeichens Produzentin des Films und Ehefrau des Regisseurs Denis Villeneuve. Viel näher am Geschehen kann man also gar nicht sein.

So bietet das Buch nach einem Vorwort des Regisseurs und einer Einführung von Brian Herbert und Kevin J. Anderson, dem Sohn von Dune-Autor Frank Herbert und seinem Autoren-Partner bei den vor und nach dem Werk des Ur-Autors spielenden Romanen aus dem Dune-Universum, reichlich Hintergrundwissen und Insider-Infos zu jedwedem Aspekt der Produktion. Von Designentwürfen über Drehbuchentscheidungen, von der wichtigen Frage, ob aus dem ersten Buch ein oder zwei Filme werden sollen bis zur Auswahl der Schauspieler, von nahezu allen Aspekten der fertigen Optik bis zu den technischen Herausforderungen bei der Vorbereitung und Umsetzung. Auch Fotos und Infos zu zwar gedrehten, aber letztlich nicht verwendeten Szenen bekommen wir spendiert.

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Da werden Kommentare der Schauspieler ebenso einfließen lassen wie die von Mitarbeitern des Teams, zum Beispiel von Designern und Kameraleuten. Die Drehorte, ob im Studio oder vor Ort in den verschiedenen Ländern werden vorgestellt. Die fulminanten Setbauten sind nur ein kleiner Teil, denn bis ins kleinste Detail wurden Lösungen für Probleme ausgearbeitet, die teilweise im Film gar nicht bemerkt werden. Seien es kleine Knöpfe an den Schwertern, die kurz vor dem Auftreffen auf ein Körperschild gedrückt werden, um die Trägheit zu erhöhen und den Führer der Klinge so dabei unterstützen „langsam“ durch den Schild zu gleiten oder die Art wie Palmen am „epischsten“ brennen. Dass einer der besten Tanzchoreografen der Welt den Wüstengang entworfen hat, dieser unorthodox, doch elegant aussehen sollte, sowohl bergauf als auch bergab funktionieren musste, und zusätzlich eine formschöne Spur im Sand hinterlassen musste – verrückt und großartig!

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Eines der Highlights ist für mich Chakobsa. Frank Herbert erdachte nur einige Sätze und ein kurzes Gedicht in der Sprache, erläuterte dazu noch einiges zu ihrem Klang. Das jetzt Sprachwissenschaftler engagiert wurden, die aus diesen Grundpfeilern eine komplett funktionierende Sprache nebst Schrift mit über 200 Schriftzeichen entwickelten finde ich enorm, immerhin war das Budget für den ersten Film nicht gerade überbordend ausgefallen.

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Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Haptik und allgemeinen Gestaltung des Buches, die ich absolut gelungen finde. Die gestochen scharfen Bilder haben auf den Seiten einen ganz speziellen Glanz und die Schrift ist nicht weiß, sondern silbern. Es wirkt auf mich so, als wären die ganzen Seiten von Grund auf Silber und nur, wo die Schrift durchkommen soll wurde die Deckfarbe der Bilder weggelassen. Das ist sicherlich Bullshit, aber diesen Eindruck erweckt die Optik für mich, und das sieht einfach edel und großartig aus. Die Seiten sind schwer, der Hardcover-Einband dick und stabil, Vor- und Nachsatz haben ein tolles Design und der schwarz glänzende Schuber wird in der Mitte von einem breiten, rau fühlbaren Streifen geziert, der das Sandwurm-Relief aus dem Pyramidenähnlichen Palast in Arrakeen zeigt und rundum läuft. Ein Highlight unter den Filmbüchern und eine klare Empfehlung an alle, die sich für derartige Veröffentlichungen erwärmen können.

9,5/10

Und jetzt steigt die Vorfreude auf Teil 2 noch mehr, ebenso wie auf das „Hinter den Kulissen“-Buch zum zweiten Kinofilm, welches Panini am 01. März, also fast parallel zum Kinostart, veröffentlicht.

VG, God_W.

LaLe 17.02.2024 15:45

Dan Simmons - Monde

Nach einer Kurzgeschichtensammlung habe ich mir diesmal einen kürzeren Roman von Simmons vorgenommen.

Robert Baedecker gehört zu den wenigen Astronauten, die den Mond betreten haben, und nach seiner Rückkehr gerät sein Leben ein wenig aus den Fugen. Seine Frau trennt sich von ihm, sein Sohn entfremdet sich von ihm und er wechselt den Job.

Dann begibt er sich auf Reisen. In Indien versucht er seinen in einem Ashram untergekommenen Sohn zu besuchen, lernt aber die junge Maggie kennen. In seinem Heimatort ist er als berühmter Sohn der Stadt Teil einer Parade. Er trifft ehemalige Gefährten, die einen neuen Lebensweg als Prediger gefunden haben oder unmittelbar vor Gründung einer Familie ums Leben kommen. Und auch Maggie kreuzt wieder seinen Weg.

Ein wenig las sich das wie die Suche nach einem neuen Sinn im Leben eines Menschen, der, im konkreten Fall mit einem Mondspaziergang, den absoluten Höhepunkt bereits hinter sich gebracht zu haben scheint. Das las sich nie langweilig aber auch nie so wirklich packend.

Was die Erwartungshaltung des Lesers ein wenig in die Irre führt, ist dann auch der Rückentext, der andeutet, dass auf dem Mond etwas passiert ist, dass dort etwas ist, das dafür verantwortlich zeichnet, dass Baedeckers Leben aus den Fugen gerät. Und wer Simmons Werk kennt, wird unweigerlich an etwas Übernatürliches oder Außeriridisches denken. Und damit komplett daneben liegen.

Den Leser erwartet eine Mischung aus Biopic und Roadmovie. Nicht mehr und nicht weniger. Und die ein oder andere dezente Referenz an andere Werke oder Ereignisse, die Simmons in diesen aufgreift. Für Simmons-Einsteiger ist Monde eine denkbar ungeeignete Lektüre, wer mit dem Werk des Autors vertrauter ist, mag daran Gefallen finden.

Burma 17.02.2024 16:45

Ibram X. Kendi (Autor), Joel Christian Gill (Zeichnungen): Gebrandmarkt. Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika
Übersetzung: Conny Lösch
C. H. Beck, 2023, 284 Seiten, HC, ISBN 978-3-80827-2

Aus dem Klappentext:
Diese eindrucksvoll illustrierte Graphic Novel erzählt die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika von den Anfängen in der Gründerzeit über Angela Davis und die Kämpfe der Bürgerrechtsbewegung bis zu Black Lives Matter.

Ibram X. Kendi ist einer der prominentesten Rassismus-Historiker der Welt, seine Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und halten sich monatelang auf den Bestsellerlisten ... adaptiert und illustriert von dem preisgekrönten Comiczeichner Joel Christian Gill.

betamax 17.02.2024 21:05

Bücher über alte Heimcomputer
 
Acorn Books druckt mittlerweile viele alte Bücher über alte Heimcomputer der 70er und 80er Jahre nach. Da die Originale teuer, bzw. oft kaum noch zu finden sind, habe ich mir einige Bücher zugelegt.

ZX80, ZX81, Jupiter Ace, ZX Spectrum, usw.

Mathew 17.02.2024 21:56

Und , was steht da so drin?

@Burma, Graphic Novels laufen bei uns hier unter "Comics". :D Hier im Thread geht es eigentlich um Bücher ohne Bllder.
Hast Du es denn gelesen?

God_W. 18.02.2024 11:26

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Nachrichten aus Mittelerde (J. R. R. Tolkien)

Da haben wir ihn, den Mittelerde-Rundumschlag unter den nachträglich veröffentlichten Tolkien-Werken. Der immerhin über 700 Seiten starke Brocken beinhaltet Material aus allen drei Zeitaltern von Mittelerde, fein säuberlich zusammengesucht und herausgegeben von J. R. R. Tolkiens Sohn Christopher. Wo nötig kommentiert und an der ein oder anderen Stelle leicht editiert, zumeist um verschiedene Schreibweisen von Namen anzugleichen und solche, oder einen Fehler respektive Widerspruch entweder auszumerzen oder zumindest zu verdeutlichen.

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Das Buch wurde erstmals bereits 1980 veröffentlicht, also gerade mal drei Jahre nach dem Silmarillion. Seither gab es einige weiterführende Erkenntnisse und der ein oder andere Schnipsel aus der Feder Tolkiens wurde noch entdeckt oder entziffert. Dadurch wurde hier zwar einige Anmerkungen und Fehlerchen überarbeitet und korrigiert, aber an Storyinhalten wurde dem Buch nichts mehr hinzugefügt, wenn ich das richtig verstanden habe. Zusätzliches Material gibt es also, wenn überhaupt, dann in den späteren Veröffentlichungen, die sich intensiver mit einzelnen Geschichten beschäftigen, zum Beispiel „Der Fall von Gondolin“.

Das bringt uns gleich zu der Frage: Braucht man dieses Buch überhaupt? Dazu ein klares Jein. :D Das hängt zuallererst stark davon ab, was man denn zuvor schon alles von Tolkien gelesen hat und auf der anderen Seite davon, wie eingehend sich man mit dem ganzen Material und der vom Autor erdachten Welt befassen möchte.

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Wer die drei Bücher zu den großen Geschichten des ersten Zeitalters, also „Die Kinder Húrins“, „Beren und Lúthien“ sowie „Der Fall von Gondolin“ gelesen hat wird im ersten Abschnitt dieses Buches nur Wiederholungen finden und feststellen, dass die drei genannten Werke sogar deutlich mehr bieten, sowohl vom erzählerischen Inhalt als auch was die begleitenden Erläuterungen und Infos betrifft. Seit „Der Untergang von Númenor“ erschienen ist gibt es auch für das zweite Zeitalter ein umfassendes Werk, welches die Geschehnisse dieses Zeitraums chronologisch und ausführlich, ja geradezu akribisch wiedergibt, und das aus allen erdenklichen Quellen. Auch hier also eher Wiederholung zur Verfestigung statt neuen Erkenntnissen und insgesamt gar weniger Material und nicht in derart zugänglicher Reihenfolge aufbereitet, wie es beim „Untergang von Númenor“ der Fall ist. Ja, Christopher Tolkiens Kommentare hier sind Andere, als es bei den späteren Veröffentlichungen der Fall ist, aber der Inhalt ist im Großen und Ganzen der Gleiche.

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Kommen wir also zu meinem Hauptgrund das Buch zu lesen, dem dritten Zeitalter. Beginnend mit dem „Verhängnis auf den Schwertelfeldern“, welches am Ende von „Der Untergang von Númenor“ bereits angeteasert wurde, bietet das Buch wirklich reichlich Inhalt zum letzten Zeitalter Mittelerdes, bevor die Elben und Zauberer diese Gefilde verließen und den Menschen und Halblingen überließen. Ein klein wenig davon bekommt ja schon im „Silmarillion“ zu lesen, und die Anhänge des „Herrn der Ringe“ selbst bieten dahingehend so Einiges, doch in gesammelter und dermaßen umfassender Form wie hier findet man diese Geschichten und Ereignisse sonst bislang nirgends. Immerhin knapp 150 Seiten drehen sich ausschließlich um diese letzten Tage, und da sind die Extra-Kapitel über die Drúedain, die Istari und die Palantíri, die sich über mehrere Zeitalter erstrecken, noch gar nicht mit eingerechnet. Wenn man das „Silmarillion“ und die Anhänge des „Herrn der Ringe“ gelesen hat kennt man sicher Vieles schon, aber das Buch hat auch durchaus neues Material zu bieten, welches ich äußerst interessant und schön zu lesen fand. Dabei wird das dritte Zeitalter im Grunde gesamtheitlich abgehandelt, also auch die Geschehnisse im Hobbit und im Herrn der Ringe nochmal grob umrissen, jedoch aus anderer, nüchterner Sichtweise, wie in historischen Aufzeichnungen üblich.

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Gebunden, mit Lesebändchen, diesmal ohne beigelegte Karten, aber Vor- und Nachsatz sind mit ebensolchen bedruckt und mit 18 Farbtafeln der Künstler Alan Lee, John Howe und Ted Nasmith versehen ist der Band eine wirklich gelungene Veröffentlichung. Ob man das Geld für vergleichsweise wenig „neues“ Material investieren möchte, sollte man die oben genannten Bände schon besitzen, muss jeder selbst entscheiden. Wenn man es eh nicht ganz so intensiv und ausführlich, und gerne auch mit weniger Kommentaren und Erläuterungen mag, dann ist dieses Buch aber auch vielleicht genau das Richtige, um die Kernereignisse aller drei Zeitalter in Mittelerde mitzuerleben, ohne sich „Die Kinder Húrins“, „Beren und Lúthien“, „Der Fall von Gondolin“ sowie „„Der Untergang von Númenor“ zu Gemüte führen zu müssen. Sicherlich auch eine gute Option, ist ja vielleicht nicht jeder so freaky wie ich. ;)

7,5-8/10

VG, God_W.

LaLe 18.02.2024 11:31

Als ich mir die Nachrichten holte, gab es die anderen Werke alle noch gar nicht. Insofern sind die schlicht der Vorläufer späterer und intensiverer Auseinandersetzungen mit den Geschichten.

Ähnlich dürfte es mit dem Buch der verschollenen Geschichten sein.

God_W. 18.02.2024 11:36

Zitat:

Zitat von LaLe (Beitrag 886782)
Als ich mir die Nachrichten holte, gab es die anderen Werke alle noch gar nicht. Insofern sind die schlicht der Vorläufer späterer und intensiverer Auseinandersetzungen mit den Geschichten.
...

Das stimmt, wie ich oben ja schrieb. In den neueren Einzelbüchern zu den großen Geschichten ist mehr Material Material von Tolkien selbst enthalten und von seinem Sohn, später Sibley, ausführlicher kommentiert.
Zitat:

Zitat von LaLe (Beitrag 886782)
...
Ähnlich dürfte es mit dem Buch der verschollenen Geschichten sein.

Da liegt die Sache glaub ich ein wenig anders, weil da da von einzelnen Geschichten auch alternative Varianten enthalten sind, die dann nicht mehr alle zum Kanon passen, wenn ich das richtig mitbekommen habe? Also auch mal z.B. dem Silmarillion widersprechen usw.

LaLe 18.02.2024 11:47

Das sind so mit die ersten Fassungen dieser Geschichten, die schon Tolkien selbst teils massiv überarbeitete. Und wenn ich das richtig erinnere, gab es hier einen echten Fussnoten-Overkill.

God_W. 18.02.2024 12:09

Ja, deshalb passt da vieles nicht zum Rest und man kommt eher durcheinander was denn jetzt Kanon ist und was nicht. Was Fußnoten angeht sind die neueren Bücher zum ersten und zweiten Zeitalter sicherlich die ausführlichsten. Man schaue nur bei "Beren und Lúthien": Story: 55 Seiten, Umfang des Buches: 304 Seiten. :D

Dergon 18.02.2024 13:06

Danke für die ganzen Tolkien-Rezensionen @God_W!
Die lese ich sehr gerne. Wenn jemand Lust hätte, mal komplett in die Welt Tolkiens abzutauchen, welche Lesereihenfolge würdest du empfehlen?

God_W. 18.02.2024 14:13

Ich würde ganz klar mit "Der Hobbit" einsteigen, denn der ist am zugänglichsten, ein schönes Abenteuer, nicht zu komplex, liest sich einfach super weg und führt schön in die Welt von Mittelerde ein.

Anschließend ist "Der Herr der Ringe" das Werk der Wahl. Sprachlich deutlich anspruchsvoller, ausufernder geschrieben, mit enormem Detailgrad. Ist ein Meisterwerk, aber wie wir auch hier schon gelesen haben, nicht für jeden was. Wenn Du den gelesen hast weißt Du direkt, ob Du dermaßen angefixt bist, dass Du unbedingt mehr aus Tolkiens Welt entdecken möchtest, oder ob Dir das reicht, und Du froh bist es überhaupt durch das Buch durchgeschafft zu haben. :D

Wenn Du so weit bist können wir gerne die weiteren Optionen nochmal angehen. ;)

God_W. 21.02.2024 13:42

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Der Thron des Wüstenplaneten (Brian Herbert & Kevin J. Anderson)

Die vom chronologischen Ablauf her gesehen zweite Trilogie, die Brian Herbert und Kevin J. Anderson vor dem Hauptwerk angesiedelt haben gehört zu den neueren Veröffentlichungen. Wenn man nicht aufpasst, kann man da leicht durcheinanderkommen, wenn man sich die Veröffentlichungsreihenfolge anschaut, es macht aber durchaus Sinn diese Bücher nach der „Die Legende“-Trilogie zu lesen. Die Namensgebung und Einordnung beim Heyne-Verlag, gerade verglichen mit dem Original, macht es da nicht einfacher. Deshalb eine kurze Erläuterung für Neueinsteiger:

Die hiermit startende Trilogie aus „Der Thron des Wüstenplaneten“, „Die Mentaten des Wüstenplaneten“ und „Die Navigatoren des Wüstenplaneten“ wurden im Original unter dem Überbegriff „The great schools of Dune“, also „Die großen Schulen des Wüstenplaneten“ veröffentlicht. Das ergibt noch mehr Sinn, wenn man bedenkt, dass der erste Roman „The Sisterhood of Dune“ betitelt wurde, also „Die Schwesternschaft des Wüstenplaneten“, in Anlehnung an den Orden der Bene-Gesserit-Schwestern. Weshalb das mit „Der Thron des Wüstenplaneten“ eingedeutscht wurde wird wohl ein Geheimnis des Verlags und/oder Übersetzers bleiben. Den Begriff um die „Großen Schulen“ findet man bei Heyne nirgends, wenn man hinten in die Bücher schaut, werden die drei Bücher da einfach den „Legenden“ zugeordnet, was im Grunde auch nicht schlimm ist, denn „Der Thron“ setzt etwa 80 Jahre nach den Ereignissen in „Die Schlacht von Corrin“ an, weshalb man nahtlos weiterlesen kann.

Also nochmal kurz zusammengefasst die Trilogien, die sich mittlerweile VOR dem Hauptwerk von Frank Herbert tummeln, aufgelistet in der zeitlichen Abfolge, in welcher der Inhalt spielt, dahinter in Klammern das Veröffentlichungsjahr:

Der Wüstenplanet – Die Legende:
- Der Wüstenplanet – Die Legende 1: Butlers Djihad (2002)
- Der Wüstenplanet – Die Legende 2: Der Kreuzzug (2003)
- Der Wüstenplanet – Die Legende 3: Die Schlacht von Corrin (2004)

Great Schools of Dune:
- Der Thron des Wüstenplaneten (2012)
- Die Mentaten des Wüstenplaneten (2014)
- Die Navigatoren des Wüstenplaneten (2016)

Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken:
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 1: Das Haus Atreides (1999)
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 2: Das Haus Harkonnen (2000)
- Der Wüstenplanet – Die frühen Chroniken 3: Das Haus Corrino (2001)

Die Caladan-Trilogie:
- Der Wüstenplanet – Der Herzog von Caladan (2020)
- Der Wüstenplanet – Die Herrin von Caladan (2021)
- Der Wüstenplanet – Der Erbe von Caladan (2022)

Wie schon mal erwähnt hatte ich die frühen Chroniken damals direkt nach Erscheinen gelesen. Wie alle Werke von Brian Herbert und seinem Compagnon haben die einen recht modernen, gänzlich anderen Stil als der von Papa Frank, haben mich aber sehr gut unterhalten und funktionieren perfekt als direkte Vorgeschichte zu „Der Wüstenplanet“. Deshalb weiß ich auch nicht so wirklich, was in der Caladan-Trilogie da noch groß dazwischen gequetscht werden soll und, ob ich die überhaupt lese. Mal abwarten, wie meine Lust darauf ist, wenn ich so weit bin.

Die Legende habe ich jetzt erst beim zweiten Anlauf geschafft. Das war, gerade gegen Ende des Ersten und während des zweiten Romans, nicht so packend gelungen wie die frühen Chroniken. Zum grundsätzlichen Aufbau all dieser Romane, auch jetzt bei den Great Schools, kann man sagen, dass sich das ähnlich verhält wie bei George R. R. Martins „Lied von Eris und Feuer“. Man bekommt reichlich Kapitel, alle recht kurz gehalten, und wir folgen immer einer gewissen Anzahl Hauptcharaktere, um deren weiteren Weg sich das Kapitel dann dreht. Wenn man also einen Lieblingscharakter hat, oder manche Personen lieber mag als andere, dann kann es schon mal einen Schwung Kapitel dauern, bis man zu deren Lebensweg zurückkehrt.

Beim hier vorliegenden „Thron des Wüstenplaneten“ war das für mich aber gar kein Thema, denn an allen Fronten und in allen Lebensläufen ging es spannend und äußerst unterhaltsam voran, ohne ausufernden Leerlauf oder Ähnliches. Während sich, ganz dem Namen der Trilogie verschrieben, die Ärzteschule der Suks, die Mentatenschule, das Zentrum der Schwesternschaft und, ebenfalls in jetzt größerem Stil, die Navigatoren entwickeln und vermehren, bekommt es die Menschheit, trotz dem Sieg über die Maschinen, mit mindestens ebenso gefährlichen Problemen zu tun. Die Sklaverei ist noch immer nicht abgeschafft, was vor allem Vorian Atreides und seiner Familie zu schaffen macht, auf dem Thron sitzt ein schwacher, verängstigter Herrscher, der sich eher wie ein trotziges Kind denn als großer Staatsmann gibt und die Butler-Bewegung entwickelt sich, noch stärker als bisher, zum von Fanatismus getriebenen, unkontrollierbaren Mob.

An manchen Stellen vielleicht etwas zu oberflächlich, dafür aber ungemein kurzweilig wird die Geschichte der Menschheit vorangetrieben. Die erste ehrwürdige Mutter entsteht, die Raumfahrt wird immer wichtiger, ebenso wie das Spice, doch große Geheimnisse, wie das des Schulleiters der Mentaten oder jenes des inneren Zirkels der Schwesternschaft, sorgen für Hochspannung. Auch interne Zwistigkeiten bleiben nicht aus und im dichten Nebel der Zukunft warten unausweichliche Katastrophen, gerade im Hinblick auf die religiösen Fanatiker. Ich bin gespannt, wie das alles noch weiter geht und aufgelöst wird. Von den bisherigen vier Romanen des Runs klar der Beste, hat sich ratzfatz weggelesen.

8/10

VG, God_W.

God_W. 29.02.2024 20:20

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Star Trek - Titan (6): Synthese (James Swallow)

Neben all dem Tolkien-, und Herbert-Material will ich auch meinen aktuellen Star Trek Read bezüglich der Titan nicht ganz vernachlässigen. Ich muss zugeben, das Cover hatte mich etwas abgeschreckt, denn das suggeriert ja schon ein wenig, dass es sich um eine romantische Weltraumschmonzette rund um den Captain und eine andere Lady, also nicht seine Diana, handelt.

Dem ist zum Glück ganz und gar nicht so, und nachdem ich an die Stelle im Buch gelangte, an der die geheimnisvolle Dame auf dem Cover ihren Auftritt hat, warf ich nochmal einen Blick aufs Buch und schließlich ist der Groschen gefallen, handelt es sich doch um eine alte Bekannte, die wir bereits auf der Mattscheibe kennenlernen durften.

Bis es zu diesem Zusammentreffen kommt gehen aber ein paar Seiten ins Land, während derer sich die Titan nach einer unfreiwilligen Flugunterbrechung mitten in einem Kriegsgebiet wiederfindet. Die verfeindeten Parteien sind allerdings eher ungewöhnliche „Lebensformen“.

Nein, die Frage danach, was denn jetzt als Leben gilt und was nicht ist bei Star Trek alles Andere als
neu. Wo die Grenze zwischen Maschine, Computerprogramm oder Lebensform gezogen wird war schon Kernthema in mannigfaltigen Folgen, sei es rund um Data, die Exocomps, Moriarty und so fort. Man sollte also meinen, dass die Thematik so langsam, aber sicher auserzählt ist. Dennoch gewinnt diese weitere „Deus ex machina“-Variation dem Ganzen interessante Facetten ab, bezieht alte Bekannte mit ein und sorgt für spannende Entwicklungen. Außerdem ist das KI-Thema ja aktuell wieder sehr in Mode, was den Band äußerst modern erscheinen lässt, auch wenn er schon ganze 15 Lenze auf dem Buckel hat. Nebenher darf sich auch das ein oder andere Crewmitglied ein wenig stärker in den Fokus rücken und die Familiengeschichte der Rikers bleibt angenehm im Hintergrund.

Ein guter Band, der sich zügig gelesen hat und prima unterhält. Ja, die Grundthematik ist nicht neu, die Herangehensweise aber doch interessant und so lande ich mit der Gesamtwertung nur knapp hinter dem Vorgänger.

7/10

VG, God_W.

Shazam! 05.03.2024 11:29

Hab mir jetzt, nachdem mir die Verfilmung sogut gefallen hat, den ersten Band von Dune im Englischen gekauft. Ist ja etwas dicker, wird also etwas dauern, aber bin gespannt.

Conner Reak 05.03.2024 16:10

Bei mir steht jetzt Dune in der neuen Übersetzung an. Wird wahrscheinlich Anfang nächster Woche gestartet.

Daredevil333 22.03.2024 15:30

Ich habe mal das Hörbuch von DUNE begonnen, funktioniert ganz gut. Danke für die Reihenfolge der Bücher!

Zudem habe ich (endlich mal) STAR WARS ERBEN DES IMPERIUM gelesen. Das ist die einzig wahre Fortsetzung nach DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER, meisterlich geschrieben von Timothy Zahn. Wenn ich bedenke, dass so eine Fortsetzung hätte sein können...:zwinker:

Ich habe die Comics dazu bereits mehrere Male gelesen und das Hörspiel dazu x-mal gehört und höre es immer und immer wieder gerne (Originalstimmen).

Einfach göttlich...

So geht STAR WARS

pecush 22.03.2024 16:48

Da gehe ich gerne mit.

Daredevil333 26.03.2024 09:50

Ergänzung zu Erben des Imperiums

Ich habe die neue Ausgabe mit Zusatzmaterial gelesen und empfehle allen sich diese neue Ausgabe zu besorgen, denn der Autor schreibt immer wieder Kommentare zu gewissen Abschnitten, was extrem spannend und interessant ist. Zu erfahren wie es z.B. zu gewissen Situationen gekommen ist oder was seine Überlegungen gewesen sind und was für Hindernisse sich ihm in den Weg gestellt haben sind eine coole Ergänzung zu dieser absolut genialen Geschichte rund um Han Solo und Co.

Zudem gibt es als Bonus noch eine kurze Geschichte zu Thrawn, die meines Wissens sonst nirgends enthalten ist.

Nun freue ich mich auf Buch Nummer 2 DIE DUNKLE SEITE DER MACHT

:D

God_W. 26.03.2024 13:05

Zitat:

Zitat von Daredevil333 (Beitrag 892285)
Ich habe mal das Hörbuch von DUNE begonnen, funktioniert ganz gut. Danke für die Reihenfolge der Bücher!
...

Gerne! Welche der beiden Hörbuchvarianten hörst Du denn? Mit Jürgen Prochnow und Simon Jäger nach Hahn, oder die neue nach der Schmidt-Übersetzung?

Nante 01.04.2024 18:57

Die Mecki-Bücher bzw. 13x "Ein märchenhafter Reisebericht, aufgeschrieben von ihm selbst"

Als Kinder hatten meine Brüder und ich dank wohlmeinender "Westverwandschaft" ca. 2/3 der 13 Bände, leider immer mit Lücken. Trotzdem waren sie damals unglaublich einflußreich. Neben Winnetou oder dem Schlaraffenland habe ich vor allem aus dem 1001-Nacht Sagenkreis das erste mal durch diese Bände was erfahren.

Nach der Haushaltsauflösung meiner Eltern verschwanden dann auch die letzten, arg mitgenommenen Bände. Seitdem habe ich immer mal wieder einzelne Bände auf dem Grabbeltisch gesehen, aber nie mehr als 2 oder 3. Das habe ich dann bleiben lassen.

Ende letzten Jahres dann mal kurzentschlossen auf ein vergleichsweise günstiges Angebot reagiert und alle 13 Bände antiquarisch komplett erworben. Zwar nicht die Originale von Hammerich & Lesser aber alle eine Auflage aus den 80ern vom Lingen- Verlag.

Nachdem ich sie nun alle durch habe:
1. Canceln war offenbar schon in den 80ern in. Denn man hat aus den Texten fein säuberlich alle Hinweise auf Hör zu eliminiert, an die ich mich aus den Originalen noch gut erinnern konnte. - Sonst scheint man aber alles beim alten belassen zu haben.

2. Die Texte sind sonst ein gutes Zeitdokument zum Lebensgefühl aus den Adenauer-Jahren. Mecki ist natürlich der Über-Igel, quasi Old Shatterhand im 1-Meter-Bereich. Und Hamburg ist natürlich die schönste Stadt Deutschlands. (Zu der wir damals nie reisen durften.)

3. Nach der Diskussion um Otfried Preussler und dem Vorwurf (u.a.) er habe "Gewalt als Konfliktlösungsmodell dargestellt," - wer diese Befürchtung teilt, sollte die Finger von den Bänden lassen. Hier geht es teilweise sehr viel explizierter zur Sache.

4. Ich weiß nicht, ob man an den aktuellen Neuauflagen was geändert hat, aber zumindest in Band 6 (Mecki bei den N...lein, eine meiner "Neuentdeckungen") dürfte das ob der sprachlichen und bildlichen "Kontaminierung" aussichtslos sein. :D

5. Aber eigentlich sind die Texte unwichtig. Denn was Wilhelm Petersen da gezeichnet hat, wirkt auch heute noch großartig. Besonders die Bilder der Bände 7-11, die in der orientalischen Märchenwelt und auf dem Mond(!) spielen, wirken oft so, als hätte der Zeichner bewußtseinserweiternde Drogen genommen. Besonders viele Details am Rande sind auch heute noch (positiv) "krass".
In den letzten Bänden, die wieder in der heimischen Märchenwelt spielen, läßt das dann leider stark nach.

Fazit:
Eine schöne Kindheitserinnerung und das Gefühl, einige Lücken geschlossen zu haben. Einige Bände werde ich mir in nächster Zeit sicher auch noch ein zweites mal geben.

God_W. 01.04.2024 20:44

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Die Erfindung von Mittelerde (John Garth)

Viele von Tolkiens offensichtlichsten Einflüssen, von denen er sich bei der Erschaffung seiner überbordenden Welt inspirieren ließ, sind weithin bekannt. Ganz vorne ist da selbstverständlich seine Dienstzeit als Soldat im ersten Weltkrieg mit Einsatz in Frankreich an der Somme, beim Stellungskrieg im Niemandsland zu nennen. Ebenso populär ist seine große Wanderreise durch die Schweiz, die er in jungen Jahren unternahm, welche sicherlich zu idyllischen und beeindruckenden Orten wie Bruchtal oder den Berglandschaften den ein oder anderen Denkanstoß beisteuerte.

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Diese Dinge werden in John Garths über 200 Seiten starkem Werk natürlich auch nicht außer Acht gelassen, aber der Band bietet sooo viel mehr! Das Werk wurde von Theiss und der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft herausgebracht und den akribischen, wissenschaftlichen Ansatz merkt man dem Band bei der Lektüre auch an. Ja, es gibt reichlich Illustrationen, Karten, Bilder von Tolkien selbst, Fotos aus den Gegenden seiner Wohnstätten und so weiter. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir hier, zweispaltig und eng bedruckt, auch eine enorme Menge klugen und erläuternden Text geboten bekommen.

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Angefangen bei Tolkiens Geburt in Südost-Afrika über die Heimreise nach England, den Verlust des Vaters, noch im Kleinkindalter, und den Tod der Mutter im Alter von zwölf Jahren, bis zu seinen verschiedenen Wohn-, Studien-, und Einsatzorten wird das Leben des Schriftstellers und Philologen haarklein ausgebreitet und jedweder mögliche Einfluss auf sein Werk mit einbezogen. Besonders spannend fand ich auch, dass so manche als gemeingültig angenommene Theorie (gerne von Nutznießern selbiger popularisiert) über diesen oder jenen Einfluss widerlegt wird. John Garth bietet hier massenweise Fakten, teilweise direkt auf Aussagen Tolkiens fußend, und wenn es sich um Theorien handelt wird dies ganz klar und offen angesprochen. Was man von diesen dann halten mag, kann jeder für sich entscheiden.

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Ein ganz großartiges Buch für alle, die sich tiefergehend für Tolkiens Schaffen interessieren und seine Beweggründe und Einflüsse näher beleuchtet haben möchten. Dabei geht es nicht nur um den Herrn der Ringe, sondern um alle Werke, die in Mittelerde spielen und auch um die ein oder andere Kurzgeschichte aus der Feder des Meisters, die keinen direkten Bezug zu Mittelerde hat. Nur sollte man keinen farbenprächtigen Bildband erwarten, auch wenn das Cover dies suggeriert und auch viele (farbige) Bilder enthalten sind. Diese haben immer einen erklärenden Sinn und stehen im Kontext zu den ausführlichen Erläuterungen und Herleitungen, die geboten werden. Keine „leichte Unterhaltung“ aber ungemein professionell recherchiert und mit einer immensen Fülle an Informationen ausgestattet.

9/10

VG, God_W.

God_W. 03.04.2024 14:51

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Ben Hur (Lewis Wallace)

Ben Hur hat mich als Kind und Jugendlicher enorm beeindruckt, selbstredend die Verfilmung von 1959 mit Charlton Heston. Die S/W-Fassung hab ich viel später mal gesehen und die TV-Verfilmung von 2010 kam genauso wenig an die 1959er Fassung ran wie die Neuverfilmung von 2016. Immerhin haben wir hier quasi DAS Abziehbild des Monumentalfilms an sich, und ich schaue das Mammutwerk immer wieder mal gerne, früher meist zu Ostern, manchmal auch zu Weihnachten.

Vor etwa 15 Jahren habe ich mir das Buch mal günstig aus einer Grabbelkiste in einer lokalen Buchhandlung mitgenommen und gedacht: Irgendwann lese ich das mal. Jetzt, passend zu Ostern, sollte es so weit sein.

Ich kann sehr gut verstehen, weshalb sich das Werk zu einem solchen Klassiker entwickelt hat und bis heute gerne gelesen wird. Zum einen ist es natürlich eine Bibelgeschichte, weshalb nach Erscheinen der Großteil der christlichen Welt zugegriffen hat. So wurde Ben Hur damals für eine Zeit lang zum meistgedruckten Buch nach der Bibel. Es liest sich aber auch einfach gut.

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Für mich als Atheist mit katholischer Erziehung ist vom Start weg klar, hier haben wir es mit einem Märchen zu tun. Die gut ersten 50 Seiten bekommen wir Ben Hur nämlich nicht zu Gesicht, sondern begleiten die drei Weisen Kaspar, Melchior und Balthasar auf ihrer Suche nach dem neuen König der Juden, dessen sie schließlich in Betlehem ansichtig werden. Die lange und enorm abwechslungsreiche „Heldenreise“ Ben Hurs, bei der sich Alix-Schöpfer Jacques Martin stellenweise kräftig bedient hat, startet erst nach diesem umfangreichen Prolog.

Der Fall, die Leidensgeschichte und der neuerliche Aufstieg des Sohnes aus dem Hause Hur ist dann die meiste Zeit über wirklich stimmungsvoll und fesselnd, wenn auch sprachlich selbstredend etwas altbacken, was aber super zur Geschichte passt und für mich viel zum stimmigen Gesamtbild beiträgt. Auch hierbei bewegen wir uns aber oft im fantastischen Bereich, historische Akkuratesse ist nicht wirklich angesagt. Mit dem Film gemein hat das Buch, dass der packendste Höhepunkt der Erzählung mit dem Wagenrennen erreicht wird, welches an Dramatik kaum zu überbieten ist. Alles was danach geschieht wirkt dann leider ein wenig langatmig, das hätte man schneller abhandeln können. Dass das Schicksal von Hurs Widersacher Messala im Buch etwas anders verläuft hat mich allerdings überrascht und ich muss auch sagen, das fand ich in der Heston-Verfilmung besser und „befriedigender“ gelöst.

Insgesamt ein spannender Roman, der ohne den Jesus-Bezug vermutlich kein solches Jahrhundertwerk geworden wäre, aber dennoch zurecht ein Klassiker wurde. Man sollte keine großen Probleme mit christlichen Lehren haben, wenn man das Buch genießen möchte, aber jeder der dahingehend frei oder zumindest offen ist, und eine Vorliebe für klassische Literatur hat, sollte einen Blick riskieren.

8/10

VG, God_W.

Conner Reak 06.04.2024 11:01

Melde mich jetzt auch mal wieder hier. Comics seit Monaten nicht mehr gelesen, dafür um so mehr Bücher.
Dead Silence hat mir ausnehmend gut gefallen. Titanic in Weltall mit der Atmosphäre von Event Horizon. War ein echter Pageturner.
Arbeite mich immer mehr in Lovecraft rein und lese ganz viel Fantasy. Zur Zeit Tad Williams Osten Ard Saga.

God_W. 09.04.2024 21:26

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Das Monstrum (Tommyknockers) (Stephen King)

Das Buch wollte ich schon ewig mal lesen, so ungefähr seit ich als Teenie den TV-Zweiteiler ganz gut fand und Traci Lords durch selbigen kennengelernt habe. :glubsch: :D

Kurz nach „ES“ und nicht lange vor „The Stand“ brachte King seine Story über kleine grüne Männchen, eine waschechte fliegende Untertassengeschichte zu Papier. Recht umfassend angelegt hat er die im Kern tatsächlich recht einfache Story King-Typisch ausgeweitet, was mir ja oft enorm gut gefällt, bei ES und The Stand sogar finde ich das richtiggehend genial, hier klappt das aber nur bedingt. Zu oft werden einführende Geschichten zu Charakteren, die entweder nur kurz dabei sind, oder allgemein wenig zu tun haben, enorm breit ausgewalzt. Oft exakt zu dem Zeitpunkt, wo man eigentlich woanders gerne wissen würde, wie es weiter geht. So ist man am Anfang einer neuen Charaktergeschichte oft erstmal gelangweilt, auch wenn sie hinten raus zumeist doch ganz interessant werden. Insgesamt aber doch etwas unausgewogen muss ich sagen.

Die typischen King-Elemente sind natürlich auch wieder vorhanden, die Hauptdarstellerin ist Autorin, der Hauptdarsteller ist alkoholabhängiger Dichter usw. Was ich ganz interessant fand ist das Zeitkolorit. So ist der Dichter ein glühender Kämpfer gegen Atomenergie. Nach Tschernobyl war das eine der großen Ängste auf der Welt, die King geschickt und lautstark in sein Werk eingebunden hat. Dabei wird der anklagende Protagonist aber zuweilen derart fanatisch, dass er nicht mehr ernst zu nehmen ist.

Was bleibt ist ein spannender Alien-Streifen der an allen Ecken und Enden vor Hommagen trieft und zeigt, welche Liebe King für dieses Genre übrig hat. Das fängt ganz früh an, bei Werken Lovecrafts wie „Die Farbe aus dem All“, geht über Wells Radio-Adaption von „Krieg der Welten“ bis hin zu den „Dämonischen“ („Die Körperfresser kommen“, „Body Snatchers“…) und Philipp K. Dicks „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ („Blade Runner).

Aber auch andersrum wird ein Schuh draus. Bot King mit dem Roman vielleicht selbst ebenso Vorlagen für spätere Sci-Fi-Enthusiasten? Ob sich die Wachowskis bei „Das Monstrum“ Inspiration für ihre Matrix geholt haben? Oder gab es die Nutzung menschlicher Körper als Batterien zuvor schon mal? Auch sich selbst setzt der Autor wieder mehrere Denkmäler und verweist auf eigene Werke. Das Städtchen Derry kommt vor, Pennywise selbst hat sogar einen kleinen Cameo, der hellsichtige John Smith aus „Dead Zone“ findet Erwähnung und seine vermutlich vom „Dorf der Verdammten“ kopierte Variante einer von der Außenwelt abgeschotteten Stadt hat er später bei „Die Arena“ (muss ich auch irgendwann mal lesen) noch auf die Spitze getrieben.

Insgesamt schon unterhaltsam, streckenweise sehr spannend, und allgemein nicht wirklich schlecht, über viele Dinge freut man sich auch, aber doch auch oft etwas zäh, nervig und kein Vergleich zu seinen wirklich großartigen Werken aus dieser Schaffensperiode.

6,5/10

VG, God_W.

Marvel Boy 10.04.2024 06:00

Beim Buchtietel hab ich erstmal gedacht.
Der ist im Original und ich meine damals auch auf deutsch, bin gerade zu faul zum Regal zu laufen, als Tommyknockers veröffentlicht worden.
Nee, war nichts rechtes das Buch, die Verfilmung aber auch nicht soweit ich mich erinnere.

pecush 10.04.2024 07:13

Tommyknockers fand ich gut.

Mathew 10.04.2024 07:32

Ich glaube, das war neben dem Talisman mit Straub das einzige was ich damals habe ausfallen lassen zu lesen.

God_W. 10.04.2024 07:36

Zitat:

Zitat von Marvel Boy (Beitrag 901111)
Beim Buchtietel hab ich erstmal gedacht.
Der ist im Original und ich meine damals auch auf deutsch, bin gerade zu faul zum Regal zu laufen, als Tommyknockers veröffentlicht worden.
Nee, war nichts rechtes das Buch, die Verfilmung aber auch nicht soweit ich mich erinnere.

Auf der Ausgabe in unserer Schulbibliothek stand damals glaub ich beides drauf, auf aktuellen Taschenbüchern auch. Keine Ahnung, wie das bei der Erstauflage war. Als Kind/Teenie mochte ich den TV-Zweiteiler ganz gerne, heute... hmmmm.
Zitat:

Zitat von pecush (Beitrag 901122)
Tommyknockers fand ich gut.

:top:

Reschi 10.04.2024 07:37

Tommyknockers liegt bei mir auch noch auf dem King-Stapel. Werde ich wohl nach dem kommenden Urlaub beginnen.

@God: Zur Lektüre von "Die Arena" kann ich dir nur raten. Für mich einer der besten King-Romane – auch wenn er das Ende hier, natürlich, irgendwie verkackt hat. Aber der Weg bis dahin (und das sind immerhin über 1000 Seiten) ist großartig! Kein Vergeich zur vermurksten TV-Serie.

God_W. 10.04.2024 10:22

Von der Serie kenn ich nur die erste Staffel, die fand ich gar nicht schlecht, hab aber schon gehört, dass das Buch deutlich besser und vieles anders sein soll.

Reschi 10.04.2024 10:28

Das stimmt, die erste Staffel hat mir auch noch recht gut gefallen, aber über Staffel 2 und 3 sollte man lieber den Mantel des Schweigens hüllen.

Crackajack Jackson 10.04.2024 12:55

Zitat:

Zitat von Mathew (Beitrag 901125)
Ich glaube, das war neben dem Talisman mit Straub das einzige was ich damals habe ausfallen lassen zu lesen.

Den Talismann fand ich sehr gut. Die Beschreibung des abgehalterten Küstenhotels und die Sprünge zwischen den Dimensionen fand ich toll.

Manutereyaq Mares 10.04.2024 13:07

Zitat:

Zitat von Conner Reak (Beitrag 900460)
Zur Zeit Tad Williams Osten Ard Saga.

Funny. Zur Zeit lese ich wieder die Otherland-Saga. Bin am Schluss des ersten Buches.
Am 19.10.1998 war ich bei einer Lesung von Ihm zum ersten Band in Bern. Dort hat er es auch für mich signiert. :D

Marvel Boy 10.04.2024 17:47

Talisman fand ich echt langweilig. Das hätte fast dazu geführt das ich von Straub nichts mehr angefasst hätte.

Arena liegt hier irgendwo seit Jahren ungelesen und die zweite Staffel der TV Serie auch.

LaLe 10.04.2024 18:18

Zitat:

Zitat von Manutereyaq Mares (Beitrag 901156)
Funny. Zur Zeit lese ich wieder die Otherland-Saga. Bin am Schluss des ersten Buches.

Fand ich gut. Nur zog sich die ganz schön, so dass ich da kaum ein zweites Mal beigehen werde.

Daredevil333 15.04.2024 09:40

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 892775)
Gerne! Welche der beiden Hörbuchvarianten hörst Du denn? Mit Jürgen Prochnow und Simon Jäger nach Hahn, oder die neue nach der Schmidt-Übersetzung?

Mit Jürgen Prochnow und Simon Jäger nach Hahn

Welches ist deiner Meinung nach die Bessere?

God_W. 17.04.2024 13:46

Hab ich keinen Vergleich, ich kenn nur die alte, die hatte ich mal auf Scheibe.


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Die Mentaten des Wüstenplaneten (Brian Herbert & Kevin J. Anderson)

Spannend und kurzweilig geht es weiter, und zwar an allen Fronten. Zwar konnte mich der Band nicht durchgehend so stark fesseln wie der Erstling der Trilogie, doch im Vergleich zum Mittelteil des „Legende“-Dreiteilers doch deutlich besser, wirklich nur Nuancen hinter dem Vorgänger.

Die großen Probleme des Imperiums, die zu einem großen Anteil auf den immens schwachen Imperator zurückzuführen sind, spitzen sich auf vielen Ebenen enorm zu. Angefangen bei der Sklaverei, deren Schattenseiten ja Vorian Atreides dazu zwangen sich aus der Versenkung zu erheben, ihn jetzt aber erneut ins Exil trieben, vorerst auf den abgelegenen Wüstenplaneten Arrakis, wo sich vor einigen Generationen die Zensunni, geflüchtete Sklaven niederließen und sich unter härtesten Bedingungen eine neue Existenz aufbauten, bei welcher durch Generationenkonflikte große Änderungen anstehen. Welch eine Farce der imperialen Welten, einerseits den Kampf gegen die Maschinen als Freiheitskampf der Menschheit hinzustellen, auf der anderen Seite aber selbst weiter Sklaverei zu praktizieren.

Die fanatische Butler-Sekte, die mittlerweile schon gegen einfachste technische Geräte und deren Nutzer zu Felde zieht, wird immer irrer, nutzt aber selbst regelmäßig Raum- und Faltraumschiffe um Planeten zu erreichen, und ggf. zu verwüsten, auf denen Maschinen und Technologie eingesetzt wird, um den Menschen das Leben ein wenig angenehmer zu gestalten. Sie trachten danach die Menschheit ins Mittelalter zurückzuwerfen und die Nutzung von Technologie gänzlich zu verbieten. Beispielsweise durch die Nutzung der Mentaten, den zu logischen Rechenmaschinen trainierten „menschlichen Computern“. Deren Gründermeister und Lehrer beherbergt allerdings im Geheimen die Gelsphäre des sadistischsten aller Roboter.

Das Gemetzel auf Rossak hat zur Spaltung der Bene-Gesserit Schwesternschaft geführt, die Anstrengungen dieses Zerwürfnis wieder zu kitten stellen eine unglaubliche Herausforderung dar und führen zu spannendsten Entwicklungen. Die Schule der Suk-Ärzte entwickelt sich auf gänzlich andere Art, als ich erwartet hätte und, dass die Schwertmeister von Ginaz zumindest einige schöne Kapitel spendiert bekamen, hat mich auch gefreut.

Die Fehde zwischen Atreides und Harkonnen nimmt nach anfänglichem Hoffnungsschimmer immer grausigere Formen an, erst auf Arrakis dann auf Caladan, und auch Aurelius Venport, der als Einziger Besitzer einer Raumschiffflotte auch Zugang zu Navigatoren hat, und um deren Geheimnis weiß, wird in seinen Methoden immer extremer und erschafft im Geheimen so etwas wie eine Armee, um die Butler-Anhänger in die Knie zu zwingen. Dafür ist eines ganz klar, der schwache Imperator muss weg und Platz für seinen deutlich fähigeren Bruder machen…

Ihr merkt, es passiert enorm viel, an mannigfaltigen Schauplätzen und wie bereits erwähnt, es wird an vielen Fronten auch echt brenzlich und kommt zu heftigen Eskalationen. Wie, und ob sich das alles auflöst ist mir noch unklar. Klar weiß man, wie die Verhältnisse einige tausend Jahre später aussehen, doch das beantwortet noch lange nicht die Frage, mit welcher Ausgangssituation uns die Autoren in die Zukunft schicken, die dort auf uns wartet. Der Band selbst ist nach den Mentaten betitelt und ja, bei denen passiert auch enorm viel während des Storyfortgangs, aber insgesamt sind die Seitenzahlen für die Geschehnisse auf den wechselnden Planeten doch recht gleichmäßig aufgeteilt.

7,5-8/10

VG, God_W.

God_W. 24.04.2024 21:06

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Star Trek - Titan (7): Gefallene Götter (Michael A. Martin)

Hoppla! Da hat sich ja Einiges getan, seit dem sechsten Abenteuer mit der Titan. Nicht nur, dass das neue Crewmitglied Weiss/Blau schon wieder aus dem Spiel genommen wurde, offensichtlich spielt der Achtteiler (7 Romane, ein E-Book) „Typhon Pact“ ganz, oder zumindest teilweise, zwischen den Bänden sechs und sieben der Titan-Strecke. Allerdings haben die mich jetzt nicht soo gezogen, als dass ich die auch noch lesen müsste. Die wichtigsten Ergebnisse des Typhon Pacts werden zu Beginn des Bandes auch so recht gut erläutert, nicht erklärend, sondern schön in die neue Story eingeflochten, auch Nichtkenner der Pact-Bände werden also einwandfrei abgeholt.

Der Typhon Pact ist ein Zusammenschluss von Nicht-Föderations-Welten mit welchen, die die Föderation kürzlich verlassen haben. Dass mit Andoria gar ein Gründungsmitglied aus der vereinten Föderation der Planeten ausgetreten ist sorgt für einen Schock unter der politischen Führung. So sollen alle Andorianer, die auf Föderationsschiffen dienen versetzt, oder auf ihre Heimatwelt zurückgeführt werden, wozu auch sieben Offiziere der Titan gehören.

Captain Riker kommt es ganz recht, dass er sich mit seinem Schiff weit entfernt im Beta-Quadranten befindet, wo sie auf eine unwirtliche Welt im Einflussbereich eines mächtigen Pulsars gestoßen sind, auf welcher es Überbleibsel einer einstigen Hochkultur – und auch einige Überlebende finden.

Sowohl die Story um diese alte Zivilisation, als auch die politischen Schwierigkeiten, die sich aus den Typhon-Pact-Ereignissen ergeben sind hochspannend und das Buch wäre auf bestem Weg das für mich Beste der Reihe zu werden, WENN da nicht ein kleines Manko wäre, welches mich beim Lesen immens gestört hat. Ein Buch für alle Gender-Fans, denn das neu entdeckte Volk ist binär, also jedes einzelne Wesen ist männlich und weiblich zugleich. Das führt zu Sätzen wie „Er/Sie bemühte sich, die …Atmungsplatten seiner/ihrer Gegner zu ignorieren, und streckte… in einer Friedensgeste eine seiner/ihrer Sinnesantennen entgegen.“ was auf Dauer einfach unglaublich nervig und anstrengend zu lesen ist, das gibt bei mir 1-2 Punkte Abzug und nein, ich kann das nicht einfach überlesen, denn ich bin jemand der immer jedes einzelne Wort eines Textes lesen muss, das gibt mir mein innerer Monk so vor.

7,5/10

Schade, hätte Richtung 9 ausschlagen können, wenn ich die ta’ithianischen Passagen nicht so anstrengend gefunden hätte, nicht erzählerisch! Nur vom Lesen her.

VG, God_W.

God_W. 20.05.2024 11:12

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Mio, mein Mio (Astrid Lindgren)

Als Gute-Nacht-Lektüre gab es für Krümelchen mal wieder keinen Comic, sondern diesen Kinderbuch-Klassiker von Astrid Lindgren. Ich habe das Buch als Kind mal als Schul-Lektüre gehabt und immer behalten. Ich wusste bei Weitem nicht mehr alles, hatte aber im Gedächtnis, dass mir das Buch damals gut gefallen hatte. Das hat sich jetzt bestätigt und auch Krümelchen fand es prima, allerdings gab es auch ein paar kleine Kritikpunkte.

Grundsätzlich haben wir hier ein großartiges Fantasy-Märchen mit typsicher Heldenreise und vielen Anleihen aus dem Herrn der Ringe, nur eben kindgerecht aufbereitet und erzählt. Der junge Mio muss sich alleine aufmachen, um den grausamen Ritter Kato zu bekämpfen, allerdings schließt sich ihm dann doch sein bester Freund an, den er erst gar nicht mitnehmen möchte. Unterwegs müssen sich die beiden vielen Gefahren stellen, bekommen aber auch Einiges an Hilfe. Da werden Mäntel gewebt, die unsichtbar machen, es gibt „Brot, das Hunger stillt“ und besondere Schwerter, bis sie dann in das karge, finstere und schwarze Land von Ritter Kato kommen, der in seinem schwarzen Turm lebt an dessen Spitze nur ein einziges Fenster erhellt ist, welches aussieht wie ein leuchtendes Auge. Ihr sehr schon, da hat sich Frau Lindgren fleißig inspirieren lassen. :zwinker:

Bevor Mio in das sagenhafte Reich kommt und feststellt, dass er in Wahrheit ein Königssohn ist, wächst der neunjährige Bub, der da noch Bo Vilhelm Olsson heißt, als Waisenkind bei äußerst lieblosen Pflegeeltern in Stockholm auf, wo er nur ein winziges Räumchen hat, schlecht ernährt wird und allerlei Frondienste leisten muss. Diese erste Passage bietet wiederum massenweise Material bei dem es mich wundern würde, wenn Mrs. Rowling das nie gelesen hätte. :zwinker:

Eine tolle, enorm kurzweilige Lektüre für Kids und Junggebliebene, die ich sprachlich allerdings zuweilen etwas anstrengend fand, Krümelchen sogar nervig. Als eine Art Stilmittel nutzt die Autorin nämlich häufige Wiederholungen. Da wird auf einer Seite gerne auch viermal erwähnt wie winzig, ängstlich und einsam unser heldenhaftes Duo doch ist, oder es gibt Standardbezeichnungen. Wenn Mio zum Beispiel über seinen Vater nachdenkt oder von ihm erzählt sagt er immer „Mein Vater, der König“, was auch achtmal auf einer Seite vorkommen kann. Das und die „Herr der Ringe“-Kopiererei gibt Abzug in der B-Note, sonst wäre sicher eine acht drin gewesen.

6,5-7/10

VG, God_W.

Nante 20.05.2024 11:52

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 907053)
Das und die „Herr der Ringe“-Kopiererei gibt Abzug in der B-Note, sonst wäre sicher eine acht drin gewesen.

6,5-7/10

VG, God_W.

Ist das nicht etwas forsch? Immerhin kamen die Werke zeitgleich raus.

Sinus_Cosinus 20.05.2024 11:58

Kannte bisher nur den Kinderfilm "Mio, mein Mio" von A.L. Ist ne Weile her, dass ich den das letzte Mal gesehen habe, aber an Parallelen zu HdR erinnere ich mich nicht. :weissnix:

God_W. 20.05.2024 12:12

Ob die Parallelen im Film ebenso vorhanden sind wie im Buch weiß ich nicht, den kenne ich nicht, aber bei der Lektüre sind die schon sehr deutlich.

@Nante: Jetzt wo Du's sagst, mag schon sein. Wenn ich recht erinnere wurden aber (bei beiden Werken) auch Teile vorab veröffentlicht, bevor es Buchausgaben dazu gab. Ist vielleicht etwas fraglich, wer da von wem inspiriert wurde und Lindgren gibt als Inspirationsquelle das Märchen "Prinz Florestan und der Riese Bam-Bam" an, welches 1908 bereits erschein (das hat Tolkien vielleicht auch gelesen? Der mochte ja nordische Märchen und Sagen sehr gern). Ich denke aber, dass Tolkien deutlich länger am Herrn der Ringe gearbeitet hat, als Lindgren an Mio, weshalb die Chance, dass sie zuvor etwas aus dem Herrn der Ringe lesen konnte deutlich höher ist als umgekehrt.
Wie dem auch sei, ich fand ich diese stilistischen Wiederholungen bei Mio, mein Mio mit der Zeit sehr anstrengend, ein Punktabzug ist demnach für mich persönlich auf alle Fälle gerechtfertigt.

mile 20.05.2024 15:24

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 907053)
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Mio, mein Mio (Astrid Lindgren)

Das und die „Herr der Ringe“-Kopiererei gibt Abzug in der B-Note, sonst wäre sicher eine acht drin gewesen.

6,5-7/10

VG, God_W.

Einspruch, Eure Gottheit. Da ist null "HdR"-Kopierei – "Mio, mein Mio" ist 1954 in Schweden erschienen, ebenso wie "Der Herr der Ringe" (allerdings erst in England, keine Ahnung, wann Lindgren von diesem Buch erfahren hat, dass bei VÖ ja ein Quasi-Flop war und erst in den 60ern so richtig durchstartete). Lindgren hat das erste Kapitel schon 1950 in einer schwedischen Zeitung veröffentlicht.
Und das Tolkien die gesamte nordische, altenglische und teilweise auch walisische Mythologie "geplündert" hat, ist ja hinreichend bekannt.
Lustigerweise gilt gerade diese ständige Wortwiederholerei bei Lindgren als Meisterwerk. Ich persönlich bekomme bei ständigen Wiederholungen auch Bauchschmerzen. Ich setze das höchstens mal ironisch ein, oder, ganz selten, auch mal als Stilmittel. Aber sehr selten.

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 907069)
Ich denke aber, dass Tolkien deutlich länger am Herrn der Ringe gearbeitet hat, als Lindgren an Mio, weshalb die Chance, dass sie zuvor etwas aus dem Herrn der Ringe lesen konnte deutlich höher ist als umgekehrt.

Häh? Erschließt sich mir nicht ganz. Waren die beiden befreundet? Hat J. R. R. seiner Freundin Astrid per Post ein paar Seiten zur Ansicht geschickt? Ansonsten ist die Chance, dass sie etwas vor der VÖ lesen konnte gleich Null.

God_W. 20.05.2024 16:01

Mag sein, das mit der Zeitungsveröffentlichung hab ich bei Wikipedia jetzt auch gelesen. Schon sehr seltsam mit den vielen Parallelen.

Dann geh ich mal auf 7/10 hoch.

God_W. 01.06.2024 15:09

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Charlie und die Schokoladenfabrik (Roald Dahl)

Der nächste große Klassiker, der Krümelchen und mir als allabendliche Vorleselektüre dienen durfte und ich muss sagen, diese 200 Seiten vergingen wie im Fluge! Absolut großartig witzig, enorm fantasievoll, überquellend vor kreativen und abgedrehten Ideen. Auch heute noch enorm eingängig und zum Mitfiebern spannend.

Die Abhandlung moralischer Missstände und Versäumnisse bei der Kindererziehung sind wunderbar eingebunden, haben noch immer zu 100% Gültigkeit, heute vielleicht mehr denn je. Herzerwärmend, liebevoll aber mit einem sprühenden Witz, welchem der Schalk im Nacken sitzt.

Tatsächlich hatte ich noch nie zuvor ein Buch von Roald Dahl gelesen, aber nach dieser fulminanten Lektüre werde ich mir wohl auch mal Werke wie „James und der Riesenpfirsich“ (der Film ist ganz große Klasse!), „Hexen, Hexen“ (ebenso ;) ) oder Mathilda (noch ein Spitzenfilm) zu Gemüte führen, wenn es die Zeit zulässt. Absolut meisterliches Werk der Kinder- und Jugendliteratur, welches so mancher Erwachsener auch mal greifen sollte!

Die Illustrationen von Quentin Blake, mit denen die hier vorliegende Ausgabe geschmückt ist, sind ebenfalls humorvoll, aber zeichnerisch nicht wirklich große Kunst wie ich finde (Krümelchen findet das übrigens auch nicht).

10/10

pecush 01.06.2024 20:10

Ich kenne nur Hexen Hexen, da empfehle ich die Lektüre.

God_W. 01.06.2024 20:14

:top:

Nante 01.06.2024 20:27

Ich mag von Dahl v.a. seine bitterbösen Kurzgeschichten.
Und besonders "Der große automatische Grammatisator" ist heute aktueller denn je...:floet:

Marvel Boy 01.06.2024 20:46

Ja, der Mann ist nicht nur was für Kinder.

God_W. 01.06.2024 20:47

Mal schauen, ob davon mal was den Weg in meine Leseecke findet.

Servalan 02.06.2024 16:31

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 908857)
https://up.picr.de/47848652ak.jpg

Charlie und die Schokoladenfabrik (Roald Dahl)

Falls du dich mal für echte Schokoladenfabriken interessierst, hätte ich da einen Tipp: Das ist jetzt die zweite Reportage über Schokolade und die Schweiz von Dave D. Leins, die ich gesehen habe (sonst hat der noch etwas über Erich von Däniken gemacht), und somit kann ich dir versichern, der liefert fundierte Infos über Schokolade. 10/10 Punkten

Die Schweiz und die Schokolade | DOK | SRF (95 min)
https://www.youtube.com/watch?v=3mUG5RIPejY

God_W. 02.06.2024 17:08

Da schau ich bei Gelegenheit mal rein. In Köln war ich mal im Schokoladenmuseum, die haben da auch eine kleine Produktion dabei, und in Belgien waren wir mal beim Pralinen machen dabei.

Manutereyaq Mares 02.06.2024 17:16

Mmmmmmhhhh!
Belgische Schokolade! :top:

mile 02.06.2024 17:19

Hat hier jemand Schokolade gesagt? :glubsch:

Ich lese gerade "Der Atlas des Teufels" von Edward Brooke-Hitching. Tolles Kompendium, was es in allen Kulturkreisen der Erde für Vorstellungen von Hölle und Himmel gab/gibt.

Mathew 02.06.2024 17:31

Klingt interessant. Ist das gut geschrieben?

Servalan 02.06.2024 17:34

Belgische Schokolade ist natürlich lecker und vom Feinsten. Aber medial habe ich da bisher noch nichts gefunden; als nationale Gaumenfreuden stehen da eher Waffeln (gaufres) und Pommes Frites im Fokus ... bin gespannt, wann ich da was finde.

P.S.: Soweit ich weiß, gibt es zwei Faktoren, die die Schweiz und Belgien gemeinsam haben. Beide Länder haben eigene Gesetze, quasi Reinheitsgebote, die die eigene Schokoladenproduktionen betreffen; und der größte Schokoladenhersteller, Barry Callebaut, hat seine größte Fabrik (350.000 Tonnen pro Jahr) zwar in Wieze in Belgien, aber er beliefert sowohl Belgien als auch die Schweiz.

God_W. 02.06.2024 17:59

Zitat:

Zitat von Manutereyaq Mares (Beitrag 909043)
Mmmmmmhhhh!
Belgische Schokolade! :top:

:bier:
Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 909049)
Belgische Schokolade ist natürlich lecker und vom Feinsten. Aber medial habe ich da bisher noch nichts gefunden; als nationale Gaumenfreuden stehen da eher Waffeln (gaufres) und Pommes Frites im Fokus ... ...

Das stimmt, in Belgien waren wir auch in einem Kartoffel, also quasi Pommes-Museum. Das war auch recht aufschlussreich!

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 909049)
...
P.S.: Soweit ich weiß, gibt es zwei Faktoren, die die Schweiz und Belgien gemeinsam haben. Beide Länder haben eigene Gesetze, quasi Reinheitsgebote, die die eigene Schokoladenproduktionen betreffen; und der größte Schokoladenhersteller, Barry Callebaut, hat seine größte Fabrik (350.000 Tonnen pro Jahr) zwar in Wieze in Belgien, aber er beliefert sowohl Belgien als auch die Schweiz.

Interessant, das wusste ich nicht! Für 2025 steht als Urlaubsplan aktuell noch die Schweiz auf dem Programm. Sollte das klappen werden wir da natürlich auch mal nach Schoki gucken.

Manutereyaq Mares 02.06.2024 21:16

Nicht nur einfach die Schweiz. :zwinker:

mile 02.06.2024 21:22

Zitat:

Zitat von Mathew (Beitrag 909048)
Klingt interessant. Ist das gut geschrieben?

Seht gut sogar. Brooke-Hitching ist mMn das Nonplusultra wenn es um solche "speziellen" Nachschlagewerke geht.

-> siehe auch "Atlas der erfundenen Orte", "Die Bibliothek des Wahnsinns", "Der Goldene Atlas".

God_W. 02.06.2024 21:29

Zitat:

Zitat von Manutereyaq Mares (Beitrag 909072)
Nicht nur einfach die Schweiz. :zwinker:

!!! :bier: !!!

Harvey Specter 02.06.2024 21:34

Also bei Pralinen und Belgien fällt mir spontan LEONIDAS ein. Deren Läden gibt es aber auch seit Ewigkeiten schon in Aachen. Kurz vor Weihnachten kaufe ich da immer ein paar Pakete, falls man doch überraschend eingeladen wird. Und für uns Meeresfrüchte in Vollmilch und Nugat in dem goldenen Papier - hmmm!

BTW, wenn Comicade ist, wäre auch ein Besuch bei den Werkverkäufen von Lindt und Lambertz keine schlechte Idee.

Abschließend:
Die Firma Zentis mag wohl für das „Aachener Pflümli“ oder „Nusspli“ regional noch bekannt sein. Was aber wenig bekannt ist, dass Zentis gigantische Mengen an Fruchtgrundstoffen für Joghurts macht. Die meisten Fruchtjoghurts basieren auf den Früchten und dann ist die Milch und die Produktion nur noch anders.
Vielleicht riecht das deshalb auf der Jülicher Str. oft stark nach Erdbeere und anderen Früchten? ;)

Fauntleroy 03.06.2024 20:25

Moin,

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 909049)
... und der größte Schokoladenhersteller, Barry Callebaut....

und schließt seine Masseherstellung zum Ende des Jahres hier in Norderstedt. Kommen also einige Leute die damals von uns dahin gewechselt haben wieder zurück.
Verkürzt bei einigen die "Anlernzeit". :D

:ele3:

God_W. 04.06.2024 07:04

Was heißt denn "von uns"? Wo arbeitest Du denn?

Fauntleroy 04.06.2024 13:30

Moin,
gleich Nebenan. :D
Ist eigentlich 1 Gebäudekomplex, aber "Barry" hatte vor Jahren unsere Masseherstellung gekauft.
Bedingung war das wir dann bevorzugt weiter beliefert werden.
Ist ja jetzt eh egal da "Barry" den Standort schließt.
War glaube ich nur eine Frage der Zeit wann das passiert.
Bei den Energiepreisen in D und die Chonchen laufen fast 24 Std. durch. Das Kostet nicht gerade wenig.
Axo...ich Arbeite bei Stollwerk. :D

:ele3:

falkbingo 04.06.2024 13:47

Andre Milewski - Geheimakte "Excalibur" Max bekommt es mit einem alten Orden der Assassinen zu tun. Es geht um das sagenhafte Schwert von König Arthus. Mehr spoilere ich hier wieder nicht. Wieder einmal kurzweilige Unterhaltung, die richtig Spaß macht. ;)

God_W. 04.06.2024 14:10

:top:

Zitat:

Zitat von Fauntleroy (Beitrag 909355)
Moin,
gleich Nebenan. :D
...
Axo...ich Arbeite bei Stollwerk. :D
...

Schreibt man Euch nicht mit ck am Ende? :kratz:

Reschi 04.06.2024 14:25

Zitat:

Zitat von falkbingo (Beitrag 909360)
Andre Milewski - Geheimakte "Excalibur" Max bekommt es mit einem alten Orden der Assassinen zu tun. Es geht um das sagenhafte Schwert von König Arthus. Mehr spoilere ich hier wieder nicht. Wieder einmal kurzweilige Unterhaltung, die richtig Spaß macht. ;)

Japp, "Geheimakte" macht Spaß – ich kenne zwar nur bisher den ersten Teil, aber die weiteren sollen noch folgen. Der Milewski schreibt toll, kennt den wer? :D

Mathew 04.06.2024 16:06

Ich weiß nur, dass der die Haare schön haben soll. :D

Reschi 04.06.2024 16:26

Fürs campen. :D

God_W. 04.06.2024 16:32

Manchmal soll er auch seltsam gewandet bei Filmpremieren anzutreffen sein. :floet:

mile 04.06.2024 16:42

Zitat:

Zitat von falkbingo (Beitrag 909360)
Andre Milewski - Geheimakte "Excalibur" Max bekommt es mit einem alten Orden der Assassinen zu tun. Es geht um das sagenhafte Schwert von König Arthus. Mehr spoilere ich hier wieder nicht. Wieder einmal kurzweilige Unterhaltung, die richtig Spaß macht. ;)

Das freut mich aber sehr. :bier: *streicht sich mit der rechten Hand durch das schöne Haar* :zwinker:

God_W. 04.06.2024 16:58

:lol4:

Fauntleroy 05.06.2024 15:14

Moin,

Zitat:

Zitat von God_W. (Beitrag 909362)
:top:

Schreibt man Euch nicht mit ck am Ende? :kratz:

Jou...stimmt...Sparmaßnahmen. :D

:ele3:

betamax 08.06.2024 22:23

Druckerzeugnisse
 
Außer Comics lese ich 1x die Woche noch das "HANDELSBLATT", das "KOREA FORUM" ( erscheint aber nur noch 1x im Jahr ), Standardwerke über DDR Blockparteien und alte Heimcomputer/Videosysteme/Bildplattenspieler.


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