Beiträge von Max schwalbe

    Da es noch nicht erwähnt wurde: gleich im ersten Panel/Panoramabild habe ich mich gefragt, wie der ältere Herr da auf dem Dach die Leiter da durch die Dachstreben bekommen haben will - und überhaupt, wozu braucht er an dieser Stelle eine Leiter?

    Also mir hat das Heft auch recht gut gefallen. Auch, weil ich es erfrischend finde, mal eine Handlung in dieser Gegend zu dieser Zeit zu haben. Ja, von sprudelnder Fantasie und bewegender Umsetzung kann auch hier nur begrenzt die Rede sein. Dennoch finde ich das erzählerische Niveau deutlich höher gelegen als in der zweiten Hälfte der vergangenen Orientserie. Witharas Erscheinung leidet wie bei so vielen Figuren zuvor schon unter dem abnormal groß geratenen Kopf, aber das Thema hatten wir ja in der vorigen Heftbesprechung schon durch. Also, ein durchaus nettes Heft das niemanden vom Hocker reißen wird, aber so fad wie eine reine Auftragsarbeit in beamtenmäßiger Ausführung ist es denn auch nicht geworden, zum Glück.

    Das Heft polarisiert offensichtlich. Das ist doch schon mal gut. Ich muss mich nach dem Lesen klar in die Fraktion jener einreihen, die dem Heft mehr positives als negatives abgewinnen.

    Glatzeder kenne ich nur dunkel, in irgendnem alten Polizeiruf 110 sah ich ihn mal und dachte Heigott der sieht aber mysteriös bis unheimlich aus. Hing allerdings auch mit der Rolle zusammen die er in dem Streifen spielte. Eine sehr markante Figur jedenfalls. Dass sich das gut für eine Comicvorlage eignet, verstehe ich jedenfalls vollkommen. Millennials (zu denen ich auch zähle) und Generation Z werden ihn vermutlich nur selten erkennen aber das ist ja wurscht. Netter Gag für einen erheblichen Teil der Leserschaft jedenfalls. Eigentlich wurde er auch toll umgesetzt im Mosaik - mit dem Abstrich dass der überdimensionierte Kopf wirklich nicht harmoniert, das wirkt schlicht seltsam, es entsteht der Eindruck als handele es sich um ein vorzeitig gealtertes Kind. Befremdlich. Das mag bei einem Pumuckl funktionieren, aber nicht, wenn ein erwachsener Menschen dargestellt werden soll. Oder ein Homer S in den Proportionen von Bart? das würde nicht funktionieren. Es wirkte schon bei Baldo seltsam, bei Lela auch usw.

    Richtig gut proportioniert dagegen sieht Don Ferrando im Innenteil aus - der mir übrigens auch den größten Lacher im Heft bescherte. Dass ausgerechnet dieser mürrisch-düstere Onkel für neue Hefte bestellen wirbt und kostenlose Extras ankündigt, ist sehr spaßig. Ob er vielleicht wirklich noch mal was zu melden haben wird im Mosaik?

    Haptisch gelungen und dynamisch ist die nicht so freundlich gestimmte schlanke Dame auf Seite 38 bzw. 40 unten. Bei ihrer dicken Freundin wiederum ist der Hang zu absurd großen Köpfen wieder durchgegangen... lustigerweise hat ausgerechnet das Baby in der Kirche einen ungewöhnlich kleinen Kopf. Da spielt irgendwie verkehrte Welt.

    Zeichnerisch ansonsten aber gelungen - natürlich das wunderschöne Panoramabild, aber auch die Kirche auf S. 39 und die Stadt S.42. Auch die Perspektiven sind dieses mal merklich abwechslungsreicher als in den Heften davor, das finde ich sehr angenehm und belebend! Wie Till auf S. 5 unten balanciert und sich an diesem fragilen Türmchen da festhält ist so treffend eingefangen dass man schon Höhenangst beim zugucken bekommt. So muss das sein. Herumtreterei auf der Stelle gibts auch nicht. Und die Späße sind gelungen und nett, wobei ich zugeben muss dass ich Eulenspiegel wenig kenne sodass das alles neu für mich ist - aber da bin ich ja vielleicht nicht der einzige Leser dem es so geht.

    Konzeptionell finde ich den erzählerischen Sprung ins Ungewisse auch super. Und das sage ich als jemand, der Fan von ausgedehnten Rahmenhandlungen ist. Also Fazit: Mir gefällt das Heft besser als der letzte Stapel Hefte der das hohe Haus verließ. Weiter so! :klatsch:

    Mich würde tatsächlich mal interessieren, wie du die neuen im Vergleich zu den alten Geschichten findest. Aktuell gibt’s beim Mosaik Jahrgangsbände, derzeit von 1976 bis 1980. Ich würde dir einen solchen Band empfehlen. Am besten 1978 und 1979. Dann bekommst du einen recht guten Eindruck davon, was uns einst am Mosaik so begeistert hast.
    Vielleicht findest du das aber auch ganz furchtbar altmodisch und antiquiert und findest uns dann total komisch. ;)

    Also zumindest was meinen Sohn betrifft kann ich nicht behaupten dass er die Ö-U-Serie 78/79 hervorhebend toll fand. Vermutlich zuviel barocke Militärklamotte, das wirkt auf Kinder zumindest heute eher unzugänglich. Auch der Ludas Matyi zündete nicht so richtig. Da hat ihm vor allem der Jahrgang 76 besser gefallen Insb. der Müller, Capitano und Califax mit seinen Braten-und-Beeren-Geschichtchen...), Don Ferrando und Alex Papatentos findet er auch super. In beiden Fällen ist es offenbar der spielerische Größenwahnsinn, der gefällt. Er fand aber auch neuere Serien wie Baldo und Dr. Porcellus in der Barock-Serie toll. Tatsächlich waren ihm die von mir sehr geschätzten Ägypten- und Amerikaserie anscheinend etwas zu kompliziert (das hatten wir im Alter von 7-8 Jahren gelesen), dort konnte lediglich Phisimacho punkten.

    Als Trabantfahrer hatte ich irgendwelche mentalen Schwierigkeiten, mich bezogen auf diese Geschichte auf diesen Namen einzustimmen. Aber irgendwie passt es auch. Kreischen tun beide :)

    Hugo und Montbard erschienen erzählerisch sehr gut aufeinander abgestimmt. Erstaunlicherweise funktionierte die Handlung und Spannungsladung auch ohne haptische Erzfeinde noch gut. Das ist schon die höhere Schule. Von daher sehe ich die Serie bei einer 2+ und damit also ziemlich dicht hinter meinen Favoriten im Mosaik-Kosmos. Wo ich offenbar eher eine Minderheitsmeinung vertrete: Die Zwerge fand ich nicht so spannend, aber Foscari durchaus. Aber man sieht schon, die Serie hatte einiges an einprägsamen Figuren zu bieten und sicher war für jeden etwas nettes dabei. Eine Note 1 ist es eigentlich nur deshalb nicht, weil es stellenweise bereits etwas langatmige Passagen gab und das Potenzial der interessant angelegten Charaktere bisweilen etwas gedämpft blieb mit dem Ergebnis, dass die Spannung zwar angenehm gehalten werden konnte, es aber nur wenige wirklich mitreißenden Momente gab.


    P.S. der ins offene gelaufenen Faden um Fulko von Anjou mag bürokratisch gesehen eine Schwäche sein, ich habe sie innerhalb dieser Geschichte aber nicht als solche wahrgenommen.

    Und wie ist die Geschichte im historischen Kontext einzuschätzen? Da fehlt mir der Hintergrund - der Kontrast zur Darstellung der Kreuzzüge in der ersten Don Ferrando-Serie ist aber offensichtlich. Sie wurden in der Templer-Serie möglicherweise etwas zu sehr romantisiert? Aber seis drum, jeder Story ihre Brille :)

    Seit Heft 573 nun erstmalig wieder ein Heft, das über das Prädikat "befriedigend" hinausreicht, deutlich in den Bereich des "guten", sogar mit Tendenz zum "sehr gut" hinein. Leider ist es wohl auch schon das letzte dieser Serie.

    Ein Faktor sind die vielen interessanten Figuren und Figurenbezüge. Aber das ist nicht alles: Es ist endlich wieder gelungen, eine gewisse Spannung hineinzubringen, sodass man wirklich auf die Geschichte fixiert wird beim lesen. So muss das sein! Ergänzt mit mancherlei angenehmer Art von Humor und einer maßvollen Dosis Präsenz von Tieren und kleinen Rabauken. Was mich besonders freut: Zwei gelungene Panoramabilder! Diese sind zeichnerisch wie ich hörte von nicht geringem Aufwand, aber ich würde sagen, es hat sich gelohnt. Solche Aufmachungen hinterlassen doch irgendwie einen prägenden, nachhaltigen Eindruck. Und sie spielen quasi alles auf der Haben-Seite des Mosaik-Zeichenstils/-qualität aus. unique selling point, vermute ich (ich vermute es nur, weil ich mich sonst in der Comic-Welt nicht so gut auskenne).

    Ein Beispiel für die angenehme Dynamik ist der schnelle Griff Karls zum Rosmarin-Extrakt. Ohne viel Gerede und hin- und her. Zack & Huch, so muss das sein. Nett auch das Bild-Wort-Spiel, dass ausgerechnet der Kurze ständig Abkürzungen vorschlägt. Und dass die einprägsame Visage Vermotte-Toupets mitsamt des famosen Charakterzugs an diesem Ort wieder zu erleben war, ist ganz feine Klinge.

    Entweder ich habe nicht sorgfältig gelesen oder mein Hintergrundwissen ist unterentwickelt - jedenfalls erschloss es sich mir beim Lesen des Hefts nicht, wer Gerswind ist und warum sie dort in dieser Rolle vorkommt. Zudem handelt es sich um eine weitere junge Dame, an der man sich etwas zum manga-haften Gesichtsausdruck verleiten ließ. Auch wenn diese Optik im Mosaik immer noch gewöhnungsbedürftig wirkt, scheint mir jedoch, dass es nicht unbedingt falsch ist, mit solchen fernöstlichen Einflüssen auch das Mosaik weiterzuentwickeln.

    P.S. habe eben auf Wikipedia nachgelesen wer Gerswind ist. Ich finde, eine Mosaikgeschichte sollte möglichst aber auch so funktionieren, dass die handelnden Figuren in ihren Rollen verständlich eingeführt sind, auch ohne erweiterte Geschichtskenntnisse zu haben. So wie Gerswind (nicht) eingeführt wurde, gehe ich von aus, dass sie von den meisten Lesenden als irgendeine Tochter oder Enkelin des Königs fehlinterpretiert wird. Schade, und überhaupt, es würde sicherlich einige interessante Hefte abgeben, Einblicke in die Bedeutung und das Leben von Konkubinen zu bekommen. Wiegesagt, ich bedaure dass die Serie ausgerechnet jetzt zu enden scheint.

    Ich würde mich immer noch sehr über eine Begegnung mit Baron Münchhausen oder anderen Gestalten dieser Art freuen. Das wäre zwar nichts wirklich neues, denn Hochstapler gab es schon viele im Mosaik, aber das liegt ja eben auch daran dass das viel Stoff zwischen Lachen und Staunen, zwischen Realismus und Fiktion bietet.

    Nein, selbst in Orten mit AFD-Bürgermeister geht komischerweise immer noch die Sonne auf. - Womit die Frage von Die Ärzte beantwort zu sein scheint.

    Tja es geht eben nicht immer alles nach den Ärzten. Ist in AFD-Kreisen nicht sogar die Theorie üblich, dass sich der Klimawandel allein aus hoher Sonnenaktivität erklärt? Freunde der Sonne scheinen die schon zu sein, aber keine Freunde der Solarzelle. Passt irgendwie alles nicht so richtig zusammen bei denen. Mit dem abstrusen Unsinn haben sie sich sogar bei ihren Kollegen in Frankreich & Co einen Ruf der Blödsinnigkeit eingehandelt. Schon erstaunlich wie man mit so etwas so weit im Volke kommt. Amüsant fand ich allerdings, wie vor der Europawahl der Stellvertreter des ins Abklingbad verbrachten Maximilian Krahs auf die Frage, ob die AFD wirklich die D-Mark wiedereinführen möchte, ein wenig verlegen schmunzeln, dann aber eben wahrheitsgemäß "Ja" sagen musste.

    Zum Heft: Die Rotkäppchen-Einlage fand ich eigentlich ganz nett. Scheint aber eher ne Mischung aus Rotkäppchen und Pippi Langstrumpf zu sein, so wie es den kräftigen Wolf weggepfeffert hat nach ihrem Tritt. Nicht übel! (aber auch wieder ein Beispiel wo ich mir mehr Variabilität mit der Perspektive wünschen würde - von unten oder Nähe Ich-Perspektive des Mädchens oder des Wolfs hätte das ganze mehr bewegt und Eindruck gemacht. Immerhin fliegt der Wolf ein wenig aus dem Rahmen heraus, das "hilft" auch schon etwas.).

    Dass bei Aachen mit der Landschaft irgendwas nicht passt, war selbst mir provinziellem Ossi aufgefallen. Nungut. Die Entführung des Elefanten hat mich enttäuscht, das löste sich zu schnell wieder auf. Die Elefantenentführung 1984 hatte mir besser gefallen. Dort übrigens war es für den Dickhäuter noch eine Strafarbeit, in der Holzwirtschaft tätig zu sein. Und die Gegner waren ebenbürtiger, teilweise sogar überlegen. Aber ich möchte nicht meckern, solange sowas wie Wegel&Agerer nicht mehr auftaucht, bin ich schon zufrieden. Insgesamt ein Heft in dem bissl was passiert, und Homer weckt Interesse, von Dynamik und Spannung kann aber weiterhin leider kaum die Rede sein. Anteil daran hat sicher auch, dass spannende Figuren aus der Handlung ersatzlos ausgeschieden sind - nicht nur Lela, sondern auch Euphemios, QuecksilberAli & Co. Dass die Geschichte mit 12/24 endet, halte ich auch für sehr wahrscheinlich. Es gibt noch etwas zu den angekündigten "Ränken der Königsboten" und das wars dann. Wobei ich Tilbergs Vermutung sympathisch finde - der Zeitsprung ja was weiß ich wohin.

    Joa, es tut sich was. Von einem Daumen hoch ist das Heft zwar immer noch entfernt, aber wenigstens ist Aufwärtstrieb zu verzeichnen, bei Abwärtstrab Richtung Mainz.

    Einige Panels und Perspektiven/Figurennähen haben mir auch gut gefallen, die auflockernden Seiten 8-9. Leider sind das nach wie vor Ausnahmen. Schön stimmungsvoll ist S.43 und ja der Bär gelang zeichnerisch recht gut. Tasächlich gab es seit längerem nun auch wieder ein paar kleine Schmunzel-Effekte. Ändert leider nichts daran, dass ich das Heft ausgesprochen schnell durch hatte. die Hintergrundfiguren sehen in der Tat aus wie aus nem falschen Film. Bin mir aber noch unschlüssig, ob ich das wirklich für etwas negatives halte. Die handelnden Figuren wirken zwar wie bereits früher bedauert sehr starr, sind aber immerhin recht angenehm aus einem Guss ohne dabei kreativlos entworfen zu wirken.

    Zum Innenteil: Haben sich die Treidler tatsächlich 15-20 km am Tag am Flusse bewegt? Das wäre ja gar nicht so wenig eigentlich, wenn man die schwere Seillast bedenkt. Sofern sie nicht staffel-mäßig abgelöst wurden, hätte ich vermutet dass man unter diesen Umständen nicht mehr als 10 km am Tag schafft. Mehr als 5 Stunden Marsch/Tag hält man das doch nicht durch, und schneller als 2 km/h wird man nicht gewesen sein. Gibt es belastbare Schriften aus denen sich die Tageskilometer von Treidlern ergeben? Würde mich mal interessieren.

    Man sollte nun schleunigst in Aachen ankommen und damit den Deckel drauf machen.


    Aber nicht doch, hast du die zugestoßenen 12 Ritter gesehen? Das sieht mir nach dem Beginn eines neuen Epos' aus. Bis dass der Elefant als Gral in Aachen eintrifft. Wie lange brauchte Parzival, um das belebende Kleinod zum König zu bringen? Und bei einem Elefanten erst...

    Weltreise - eine Serie mit vielen interessanten Figuren (ich zähle Angeliques sportlich-lässig weggesteckte Schwangerschaft übrigens dazu, erinnert mich an meine Tante ^^), aber wie schon erwähnt, ist die Eile in dieser Geschichte, die sich problemlos für einen mehr- bis vieljährigen Epos angeboten hätte, etwas unerklärlich und abträglich. So liest sich das ganze eher wie die Zusammenfassung eines eigentlich viel größeren Abenteuers. Dramatisch ist das allerdings nicht, weil die Hauptfiguren von ein paar Ausnahmen abgesehen ständig präsent sind und man mit ihnen recht gut vertraut wird.

    Erfrischend sind die teilweise virtuosen Einlagen wie der Raketenschlitten, auch wenn es stellenweise bisschen arg albern wird. Schön ist, dass auch Lenin kurz und unaufdringlich auftaucht, was die damaligen Zustände in Russland etwas einordnet.

    Insgesamt erfüllt die Serie schon die Erwartungen, aber weit darüber hinaus reicht es eher nicht. Der große Spannungsaufbau findet eher nicht statt. Aber von einer sich dahinschleppenden Handlung kann jedenfalls keine Rede sein, was ein wohltuender Kontrast zu den aktuellen Heften ist. Auch die Figuren waren noch nicht so hölzern gezeichnet wie heute. Bei mir wird es eine 2 minus für diese Geschichte.

    Gelungenes Heft! Die Zeichnungen gefallen mir auch sehr gut. Mit der kleinen Einschränkung, dass ich die birnenförmige Kopfform nicht immer vorteilhaft finde, vor allem die Darstellung asiatischer Menschen gelingt damit nicht so recht. Ansonsten sehr schön. Schließe mich Kiro an, dass es trotz relativ wenig Handlung gelang, etwas Spannung aufzubauen. Auch tut es gut mal etwas darüber zu lesen, wie man militärische Konflikte diplomatisch lösen kann, selbst wenn die Fronten scheinbar unversöhnlich verhärtet sind und das Misstrauen auf beiden Seiten extrem groß ist.

    Dass es nun mit diesem Heft erzählerisch und spannungsmäßig wieder etwas aufwärts geht, liegt vor allem darin begründet, dass die Hefte zuvor in dieser Hinsicht einen kaum noch zu unterbietenden Tiefpunkt erreicht hatten. Dennoch wirkt der schwache Pfeil nach oben nun ziemlich erleichternd. Man erkühnt sich doch sogleich, wieder an das Gute in der Sache zu glauben.

    Was das Heft durchaus leistet: Einiges an Wissensvermittlung, eingebettet in ein entsprechend gut recherchiertes Comic und eine weit gespannte Rahmenhandlung. Durch die Einblicke in jüdisches Leben kommen mal Einblicke in das deutsche Mittelalter herein, die man sonst gar nicht oder nur selten hat. Die Farben und Hintergründe gefallen mir sehr gut, auch wenn sie immer noch etwas zu detailtief und akkurat wirken und dadurch dem Charakter einer bewegten Geschichte nicht ganz gerecht werden. Noch problematischer ist das bei der Bewegung der Figuren: Man betrachte exemplarisch das Kampfgemenge auf Seite 4 oben. Sieht das nach einer Prügelei aus? Spürt man wirklich etwas davon? Da wird sehr viel Dynamik verschenkt, was mit dazu beiträgt, dass die Story sehr schnell den Spin bekommt, irgendwie belanglos dahinzuplätschern. Was einfach schade ist. Ein Comic bietet doch gerade die einzigartige Möglichkeit, durch Überzeichnungen und extreme Perspektiven Emotionen zu transportieren in einer weise, wie das Fotos oder realistische Zeichnungen niemals könnten. Natürlich ist das Mosaik kein Vulgär-Blatt, aber davon ist man derzeit auch wirklich Lichtjahre entfernt. Ein bisschen mehr "Seele" würde den Zeichnungen auf jeden Fall gut tun, so viel steht denke ich fest. Die manga-artigen Augen von Rebecca werte ich mal als einen Versuch, diese knapp gehaltene Seele wieder mehr in die Bilder hineinzubekommen. Wünschenswerter wäre aber ein Gesamtkonzept dafür, das sich nicht an überzeichneten Augen eines Mädchens erschöpft. P.S. der hölzerne Eindruck kommt möglicherweise auch daher, dass fast alle Panels aus einer völlig starren Perspektive gezeichnet sind (immer aus Kopfhöhe, immer aus ungefähr demselben Abstand zu den Figuren, und immer aus einem "anonymen" Blickwinkel. Dieser sehr objektive und extrem starre Fokus erschwert es ungemein, sich in die handelnden Figuren emotional hineinzuversetzen).

    Zum erzählerischen: Davon abgesehen, dass die Binnenhandlung gerade nichts spannendes zu bieten hatte, nerven mich auch ein paar Details, die den Kaugummi-Faktor irritierend stark erhöhen. Beispiel Seite 12 oben: Brabax: "Hier steckst du also, alte Schlafmütze!", darauf Abrax "Oh! Ich muss wohl eingeschlafen sein." --> da schläft der Leser doch gleich mit ein, meine Güte.

    Ich spare mir die Worte, um die Dürreperiode energiesparsam zu überdauern.


    Bewegt hat mich an dem Heft etwas anderes: Wie kommt die offensichtlich falsche Formel für Wasser im Innenteil (Experimentieranleitung) zustande. Der Wasserbehälter steht über Kopf, die 2 aber auch. Außerdem ist die Schrift dann immer noch spiegelverkehrt. Lustig.

    P.S. habe mal geguckt was das letzte Heft war, das ich richtig gut fand. Ist genau 10 Hefte her, 573 "Feuer, Wasser und Dromonen". Seitdem geht es in erstaunlicher Linearität langsam, aber stetig abwärts. So etwas habe ich bisher in einer Mosaikgeschichte noch nicht erlebt. Es *muss* aber ein Wendepunkt noch kommen, denn 1) ist der Spielraum nach unten inzwischen nicht mehr allzu groß und 2) kann es doch gar nicht anders sein als dass der Hof Karls des Großen noch mal nach oben herausschlüge. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    P.P.S. Nafi ibn AzraqJa, das Eintauchen in die Gegenwart der jüdischen Familie in Worms ist ein recht netter Einblick, und angenehm in die Rahmenhandlung eingewoben - allein das reißt es dann aber auch nicht heraus zumal auch dort eben weitgehend spannungsfrei erzählt. Und nebenbei erwähnt, auch wenn es eine Spitzfindigkeit sein mag - dass ausgerechnet ein Jude die Abrafaxe zum moralisch verklausulierten lügen anstiftet... nunja.


    Trocken fand ich es überhaupt nicht. Ich hab so viel gelernt wie bei keiner anderen Serie.


    In Relation zu einer Vorlesung war die Serie natürlich alles andere als "trocken", doch sitzt man in der Vorlesung auch nicht zu dem Zweck den man verfolgt, wenn man ein Comic aufschlägt. Vermeidung von Kleinkinderkram, stattdessen Wissensvermittlung und komplexe Story führt als Konzept nicht zwingend dazu, dass daraus ein für Erwachsene spannendes Comic wird. Aber Japan II ist sicherlich eine der ganz wenigen (wenn nicht sogar die einzige?) Serien, die man von dieser Warte aus kritisieren kann.

    Ich möchte das Werk auch nicht unnötig benörgeln, mir haben schlicht die Geschichten davor und danach besser gefallen.

    Erstaunlich woher die ganzen Top-Bewertungen kommen...

    Nach der Amerika-Serie war Japan II für mich damals eine Enttäuschung - die aber nicht so stark war, dass ich mich wieder vom Mosaik abwendet hätte. Das liegt sicherlich an der durchaus guten Figurenkonstellation und -entwicklung, wie von Nante bereits ausgeführt. Aber ja, trotzdem ist die Serie mit dem Prädikat "trocken" sehr treffend beschrieben. Mein Sohn hat beim Vorlesen drum gebeten, lieber etwas anderes zu lesen, Don Ferrando oder so. Aus dem Grund würde ich so weit gehen zu sagen, dass Japan I (erzählerisch, nicht zeichnerisch) sogar (geringfügig) besser war.

    Tilberg: Manchmal muss erst etwas verlorengehen, damit es Anziehung entfaltet. Solange das noch gelingt, ist die Hoffnung für die Zukunft nicht gestorben.

    Na ja, wenn man eine Reise von Bagdad nach Aachen erzählt, ohne dass dabei ein paar Episoden im HRR spielen, würde meiner Meinung nach irgendwie etwas fehlen. Insofern kann ich damit leben. Jahrelang wird es ja wohl nicht so weitergehen.


    Mit dieser Erwartungshaltung lässt sich so *einiges* rechtfertigen. Puh.

    Nein wirklich, wie man eine Serie sehenden Auges dermaßen den Bach runtergehen lassen kann, ist unbegreiflich. Schmerzvoll, schmerzvoll ists, weil sie so gut begann. :nonono:

    Kann mich dem bisher gesagten eigentlich nur anschließen. Und zeichnerisch finde ich die Abrafaxe-Hefte auch gut. Was bei den Caramellenheften aber angenehm auffällt: Die wesentlich bewegtere Körpersprache. Diese macht gleich die ganze Geschichte spannender. Ein Schippchen davon könnte den Abrafaxe-Heften sehr guttun. Und auch erzählerisch haben die Caramellen zugelegt, die Piratenserie ist bisher zwar noch kein Höhepunkt aber viel interessanter und spannender als die Flugzeugserie.

    Ich bezweifle stark, dass ich noch keinem auf die Füße getreten sei. :wink:

    Korrekt bin ich auch nicht immer, dazu fehlt mir vielerorts schon allein das historische Hintergrundwissen und in angemessener Runde gibt's von mir auch politisch inkorrektes zu hören - sicherlich aber nicht in einem öffentlichen Forum. Zu den Guten möchte doch irgendwie jeder zählen, es sei denn man hat mit dem Leben abgeschlossen sodass es egal wird wenn man Scheiße baut. Deshalb verstehe ich nicht warum du suggerierst, dich von "Guten" abzugrenzen.

    Wie dem auch sei - natürlich muss man nicht in Gremien sitzen um seine Meinung zu äußern/wirken zu lassen. Aber dann sollte man auch nicht erwarten dass alles was man meint auch in einen Umsetzungsprozess gelangt. Vielleicht tue ich dir unrecht aber deine Kommentare erinnern mich sehr stark an das Gerede was ich übern Gartenzaun zu hören bekomme. Wo einfach nur tagein, tagaus gemeckert wird dass man ja gar nix mehr zu melden habe, ja schon seine Meinung nicht mehr äußern dürfe, und die da oben würden alles ignorieren und alles falsch machen. Aber selber Verantwortung übernehmen? Nur das nicht... lieber von den eigenen vier Wänden aus über andere meckern. Kann man machen, aber viel erwarten sollte man dann in der Tat nicht.

    Was ist nun los - ist die Story, die sich anfangs so deutlich positiv von den zuvorigen Serien abhob, ein Kreisel, der immer sichtbarer wackelt weil er alsbald gänzlich umkippen und darniederruhen wird - oder befinden wir uns an einem erzählerischen Wendepunkt, der mit einem Abschnitt des Müßiggangs durchschritten wird, auf zu neuen Ufern?

    Grundsätzlich freue ich mich ja sehr, dass die Serie das übliche 2-Jahres-Maß nicht einhält. Das war schließlich auch hier im Forum ein oft geäußerter Wunsch. Doch so wie sich die Storyqualität in den letzten Heften entwickelte, macht sich bei mir allmählich Nervosität breit. Der Eindruck, dass es gerade "hängt", scheint ja ungeteilt eindeutig zu sein. Im übrigen fällt erneut die völlige Abwesenheit der Abrafaxschen kreativen Spielerei und Erkundungsfreude auf. Sie wirken demotiviert und ängstlich-besorgt. Das ist gar nicht gut. Und übrigens auch alles andere als das was Kinder sehen wollen.

    und bestenfalls die allerjüngstge Klientel ansprechen. Leider ist es auch ein Fluch des Zeitgeistes, dass man den Kindern nicht mehr zutraut auch mal etwas anspruchsvolleres , düsteres zu ertragen


    Das stimmt ja sogar nicht mal. Denn eine Geschichte ohne Spannung interessiert auch kleine Leser nicht (außer vielleicht die unter-6-jährigen, aber das kann ja nicht ernsthaft die Zielgruppe sein). Und obendrein stimmt es auch nicht, dass Kindern heute nichts mehr zugetraut wird. Sie zocken Ego-Shooter, gucken Herr der Ringe und Harry Potter (in der Regel deutlich früher als zur offiziellen Altersfreigabe) und werden in Onlinegames von perversen sexuellen Anbahnungsversuchen überrascht, nicht selten auch traumatisiert. All diese Türen stehen ihnen offen. Insofern habe ich Verständnis für die pädagogische Gegenbewegung dazu, aber hey, die Antwort kann doch nicht sein, jegliche Spannung aus einer Geschichte herauszunehmen. Ich glaube deshalb auch nicht dass das ein Zuschnitt auf Kinder sein soll.

    Vielmehr denke ich dass es eine ungewollte Schwäche ist. Zu Kreativität kann man schließlich niemanden zwingen. Ich kenne auch keine Künstler, die durchgängig kreativ sind. Außer solche Ausnahmeerscheinungen wie Frank Zappa vielleicht. Im Sinne des Mosaiks würde ich mir aber wünschen, dass sich der Autor Ideensupport von Dritten einholt, wenn er merkt dass er (wie jeder andere Künstler auch) mal gerade keine so dolle Phase hat. Geschmack lässt sich nicht objektiv beurteilen, mangelnde Kreativität aber schon.

    "Mich wundert nur, dass die Macher da nicht von selber drauf kommen." Nun Kritik perlt bei den "Machern" ab, wie Staub von der Lotusblume. ;)

    Abgesehen davon dass du soweit mir bekannt nicht im Beirat des Mosaik sitzt und qua Mandat irgendwas berechtigt bist, einzufordern, stimmt es meiner Wahrnehmung nach auch nicht, dass Kritik nicht gehört wird.

    Entweder ich habe das Heft in schlechter Stimmung gelesen oder ich finde es wirklich ungelungen. Hm.

    Der Elefant und seine Abenteuer geht mir so langsam auf den Keks.


    Geht mir ehrlich gesagt auch so. Ist eben ein Tier, keine Chance auf echte Figurenentwicklung. Er will immer nur seine Baklava, oder wahlweise Honig.
    Und die Abrafaxe - mehr denn je besorgte Kümmerer. Oder soll es jetzt neuerdings der große Schelmenstreich sein, dass Califax bei seiner Nachtwache tricksen will?


    Dadurch, dass die Handlungsstränge von Lela und den Abrafaxen getrennt sind, verliert die Geschichte etwas an gewohntem Drive hinsichtlich Intrigen und Racheplänen.


    Ein *bisschen* ist gut gesagt - für mich ist die Story aktuell so heftig ins eiern gekommen wie ich es erhofft hatte, in dieser sehr gut gestarteten Serie nicht erleben zu müssen.

    Ansonsten: ziemlich lustig, sehr spannend [...] ein selbst für diese Serie noch nach oben herausstechendes Heft!

    UNVEU:D


    Na bitte, schön dass sich jemand drüber freuen kann.

    Wo ich allerdings uneingeschränkt zustimmen muss, sind die sehr gut gelungenen Zeichnungen. daran gibt's nix zu rütteln.

    Als Luftschiff-Begeisterter war ich von der Serie seinerzeit extrem angetan, schon allein deshalb. Und Zeppelinsky war grandios. Aber auch sonst ist es eben eine tolle Geschichte die beweist, dass die Abrafaxe auch im 20. Jh richtig gut funktionieren können. Für 6-jährige ist die Story eventuell nicht ausreichend erfassbar, aber spätestens ab 8-9 Jahren uneingeschränkte Leseempfehlung.

    Viele witzige Szenen, kein dröges Herumgestehe, ständig Spannung, top Figurenentwicklung. Selbst die Abrafaxe profilieren sich toll. Sehr gelungen auch die Mischung aus realen Bezügen zur Epoche, und virtuosen Darstellungen wie der Riesendiamant von "Sam Pryer". Dinge wie Nachtclubs, skrupellose Gangster usw. wurden sehr gelungen eingebaut: Nicht verniedlicht, aber auch nicht vulgär ausgemalt. Und wie bereits erwähnt, eine sehr gut funktionierende Rahmenhandlung. Und letztlich kommen die aufregenden Chancen ebenso wie die finsteren Seiten des Kapitalismus gut zum Ausdruck, ohne dass das irgendwie aufgesetzt wirkt. Eine ähnliche Story hätte man auch gut in Jelzins Russland spielen lassen können, nur halt ohne diese Alkohol-Kontrollen aber dafür mit noch korrupteren Polizisten und noch aufgebrezelteren Frauen. :eek:

    Zeichnerisch auch sehr gelungen, sehr ausgewogen und weder zu viele noch zu wenige Details. Für mich fällt die Amerika-Serie in die TOP 3 der besten Abrafaxe-Geschichten bisher. Ist irgendwie schwer mit Ö-U und Griechenland-Ägypten vergleichbar, daher schwer zu sagen welche davon ich als Krönung bezeichnen möchte. Imposant ist, dass jede dieser drei Top-Serien von einem anderen Autor stammt. Damit ist die Frage beantwortet ob ich einen Lieblings-Autor habe.

    .... um auf das vorliegende Heft zurückzukommen... so beabsichtige ich mit einigen Zitaten den erklecklichen Müßiggang abzuschließen.

    Ein schönes Heft, auch wenn es die Handlung nicht entscheidend voranbringt. Aber so ist es ja auch in jedem guten Kinofilm, es muss auch mal etwas ruhigere Momente geben, nicht nur Action, sowas nennt man, glaube ich, Rhythmuswechsel. Hierzu rechne ich auch die neu entdeckten Charakterzüge Lelas, [...]


    Genau das ist der Punkt. Im Unterschied zu manchen Heften der Hanse-Serie etwa, tut sich in der Figurenentwicklung immer etwas interessantes. Und es gibt, wenn auch dramaturgisch nicht sonderlich tiefgreifend, durchaus auch Action.

    Vor Allem sind die Faxe oft nicht mehr handlungstreibend, sondern eben mehr Sidekick.

    Und vor allem die besorgten Kümmerer. Das ist ein relevantes Problem, oder positiver gesagt, viel Luft nach oben. Manchmal habe ich Angst dass das Setting zum KNAX der Sparkasse verkommt. Das ist zwar herzergreifend kitschig, aber... nunja.

    Man traut sich kaum noch, hier was Positives zu sagen, ohne gleich als Schleimer, kritikloser Kriechlurch oder sonst was klassifiziert zu werden. Und doch - mir hat das Heft gefallen. :D


    Frisch zur Sache! :top:


    Zwei Dinge stießen mir aber trotzdem auf:
    1. Lelas Gefühlsregungen gegenüber Fatima und den Frauen um Inara sind für mich nur bedingt glaubwürdig. Ja, wenn man länger von einer Gemeinschaft gepflegt wird, ergeben sich manche Sachen im Umgang miteinander und ist freundlich. Das leuchtet ein. Nur kenne wir Lela als "harten Knochen", da waren mir die Tränen am Ende doch etwas viel, auch wenn Lela sich hier selbst verleugnet.


    Durchaus nicht. Hätte sie bei Leander geheult ok, aber hier fand ich es so wie es umgesetzt war, recht passend. Das macht sie nahbarer. Es ist bekannt dass selbst die übelsten Schurken Bezugspunkte hatten bei denen sie einfühlsam wurden. Der einzige bei dem ich meine Zweifel habe ob es für ihn so einen Moment gibt, ist Donald Trump.


    Die aktuelle hab ich mir auch vorgenommen zu lesen, wenn sie dann durch ist. Allerdings muss ich gestehen, dass ich das mit der Luther-Serie auch machen wollte und mich noch nicht dazu aufraffen konnte. Und das sind mittlerweile schon acht Jahre.


    Luther kann man mit dieser Geschichte hier nicht vergleichen, diese hier wird noch motivieren bevor acht Jahre herum sind, tippe ich.

    Es ist doch für jedes Kind ein Wunsch, sich wie ein Erwachsener zu fühlen und an deren Welt teilnehmen zu können. Das hat mich immer an unseren "Kobolden" fasziniert.
    Wie gesagt, dieses neue Konzept ist nun schon ein paar Jahre Methode im MOSAIK, hat aber mit dem ursprünglichen Konzept nicht viel zu tun. Ich brauche es jedenfalls nicht und halte es auch für falsch, Kinder als Leser generell zu unterschätzen und schützen zu wollen.


    Exakt. Kinder wollen Große als Vorbilder. Sie spielen sogar am liebsten mit Erwachsenen Fanger und Verstecken. Nur doof dass die Erwachsenen meistens keinen Bock drauf haben.

    Da sich sonst offenbar niemand hier findet, bemüßige ich mich mal dazu, das Wohnzimmer des gefühlten Konsens in die große weite Welt zu werfen.

    Zur Umfrage hier im Forum: Kann man machen, die Frage ist, welche Aussagekraft diese haben soll. Denn vorwiegend Männer darüber abstimmen zu lassen, ob Nicht-Männer mehr Sichtbarkeit bekommen sollen, ist selbstreferenziell. Hinzu kommt generelle Veränderungsträgheit aufgrund des im Schnitt doch tendenziell eher fortgeschrittenen Lebensalters.

    Witzig finde ich an der Diskussion ums gendern immer wieder, dass die Gegner ein globales Gender-Verbot einfordern (wehe, irgendwer gendert, dann rede ich nicht mehr mit dem, höre nicht mehr zu, lese es nicht mehr usw. usf) und sich gefühlt tagelang über mögliche Diversifizierung aufregen können, während auf der anderen Seite niemand eine Gender-Pflicht fordert. Wie dieses Thema dermaßen zum Aufreger werden kann und es scheinbar nichts wichtigeres mehr in der Welt gibt, bleibt mir ein völlig Rätsel.

    Ich selbst favorisiere die Variante, nach Möglichkeit Formulierungen zu wählen, die möglichst geschlechtsneutral wirken. Vor allem dann wenn ich weiß, dass ich explizit auch FLINTA-Personen gerade anspreche. Das funktioniert eigentlich ganz gut. Im übrigen: Wenn man schon zugesteht, dass Sprache nichts statisches ist sondern ständigen Veränderungen unterliegt, sollte dieser Freiraum auch für das Gendern gelten.