Seit Heft 573 nun erstmalig wieder ein Heft, das über das Prädikat "befriedigend" hinausreicht, deutlich in den Bereich des "guten", sogar mit Tendenz zum "sehr gut" hinein. Leider ist es wohl auch schon das letzte dieser Serie.
Ein Faktor sind die vielen interessanten Figuren und Figurenbezüge. Aber das ist nicht alles: Es ist endlich wieder gelungen, eine gewisse Spannung hineinzubringen, sodass man wirklich auf die Geschichte fixiert wird beim lesen. So muss das sein! Ergänzt mit mancherlei angenehmer Art von Humor und einer maßvollen Dosis Präsenz von Tieren und kleinen Rabauken. Was mich besonders freut: Zwei gelungene Panoramabilder! Diese sind zeichnerisch wie ich hörte von nicht geringem Aufwand, aber ich würde sagen, es hat sich gelohnt. Solche Aufmachungen hinterlassen doch irgendwie einen prägenden, nachhaltigen Eindruck. Und sie spielen quasi alles auf der Haben-Seite des Mosaik-Zeichenstils/-qualität aus. unique selling point, vermute ich (ich vermute es nur, weil ich mich sonst in der Comic-Welt nicht so gut auskenne).
Ein Beispiel für die angenehme Dynamik ist der schnelle Griff Karls zum Rosmarin-Extrakt. Ohne viel Gerede und hin- und her. Zack & Huch, so muss das sein. Nett auch das Bild-Wort-Spiel, dass ausgerechnet der Kurze ständig Abkürzungen vorschlägt. Und dass die einprägsame Visage Vermotte-Toupets mitsamt des famosen Charakterzugs an diesem Ort wieder zu erleben war, ist ganz feine Klinge.
Entweder ich habe nicht sorgfältig gelesen oder mein Hintergrundwissen ist unterentwickelt - jedenfalls erschloss es sich mir beim Lesen des Hefts nicht, wer Gerswind ist und warum sie dort in dieser Rolle vorkommt. Zudem handelt es sich um eine weitere junge Dame, an der man sich etwas zum manga-haften Gesichtsausdruck verleiten ließ. Auch wenn diese Optik im Mosaik immer noch gewöhnungsbedürftig wirkt, scheint mir jedoch, dass es nicht unbedingt falsch ist, mit solchen fernöstlichen Einflüssen auch das Mosaik weiterzuentwickeln.
P.S. habe eben auf Wikipedia nachgelesen wer Gerswind ist. Ich finde, eine Mosaikgeschichte sollte möglichst aber auch so funktionieren, dass die handelnden Figuren in ihren Rollen verständlich eingeführt sind, auch ohne erweiterte Geschichtskenntnisse zu haben. So wie Gerswind (nicht) eingeführt wurde, gehe ich von aus, dass sie von den meisten Lesenden als irgendeine Tochter oder Enkelin des Königs fehlinterpretiert wird. Schade, und überhaupt, es würde sicherlich einige interessante Hefte abgeben, Einblicke in die Bedeutung und das Leben von Konkubinen zu bekommen. Wiegesagt, ich bedaure dass die Serie ausgerechnet jetzt zu enden scheint.