Die erste Mosaik-Serie seit gefühlten Ewigkeiten, die mich endlich wieder zu begeistern vermochte.
Mosaik hat hier viele gute Entscheidungen getroffen und ein gleichermaßen spannendes, wie witziges Abenteuer geschaffen, das mit Sibylla eine hervorragende Begleiterin und mit Skrotonos einen überzeugenden Widersacher aufzuweisen hatte.
Unvergessen auch einige Nebenfiguren wie "nenn mich nicht Udul"-Udulantheranbatoch oder der nicht ganz grammatikfeste Oberfeldwebel "Dingsda" Mimi.
Dafür kann es nur eine 1 geben.
Endlich besann man sich wieder auf einen längeren Handlungsbogen, statt sich planlos von Episode zu Episode zu hangeln.
Doch nicht nur die zukünftige Handlung wurde besser vorausgeplant, auch die Vergangenheit spielte wieder eine Rolle.
Während man noch in Heft 234 den Eindruck gewinnen konnte, die Abrafaxe hätten nie zuvor ägyptischen Boden unter den Füßen gehabt, gab es wenige Hefte später Rückbezüge auf den Don, Zikkurats, Califax' Hypnosefähigkeit, oder Schloss Rocalprado als Schauplatz in Abrax' Traumgespinst.
Es war nicht lange her, da setzte man Fußnoten ein, wenn man nur etwas aus dem letzten oder vorletzten Heft erwähnte, wohl um bloß keinen Neueinsteiger zu überfordern - und auf einmal ließ man Geschehnisse einfließen, die rund 150 und mehr Heftnummern zurücklagen.
Für mich alten Fan natürlich eine erfreuliche Überraschung.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor hierfür dürfte der Einfluss von Jens Fischer auf die Story gewesen sein, an welcher er ungefähr ab der großen Pyramide "mitspinnen" durfte und dabei seinen Blick aus der Leser- und Fan-Perspektive, den er sich offenbar bewahrt hatte, einbringen durfte.
Auch grafisch habe ich nichts auszusetzen. Der Wechsel zur Computerkolorierung wurde bravourös vollzogen.
Brabax' Verliebtheit war eine sehr charmante Idee und wurde deutlich überzeugender umgesetzt als Abrax' kurzer Traum von der Oben-ohne-Centaurin, die ohnehin nur als Deus-ex-machina diente.
Apropos Deus-ex-machina: Eine weitere sinnvolle Entscheidung war, sich von dem undurchdachten Zeitreise-Konzept mit dem Handauflegen zu trennen.
Dessen Geburtsfehler war, dass diese Methode von Anfang an als so gefährlich deklariert wurde, dass man sie nur in höchster Not einsetzen sollte, was folgerichtig dazu führen musste, dass man sie nie am Ende, am Entspannungspunkt einer auserzählten Geschichte einsetzen konnte, sondern nur an einem scheinbar ausweglosen dramatischen Höhepunkt, aus dem man dann deus-ex-machina-mäßig herausgerissen wird.
Das Handauflegen war so gesehen ein dramaturgischer Selbstzerstörungsknopf für jede Serie.
Diese erzählerisch unpraktische Fähigkeit loszuwerden war wohl unumgänglich - auch wenn sie unbefriedigenderweise genauso unerklärlich verschwand, wie sie überhaupt aufgetaucht ist.
Man kann darüber streiten wie ernstzunehmen das stattdessen aufgemachte Zeittor-Konzept aus heutiger Sicht noch ist - wo die Abrafaxe heute praktisch nach jeder erledigten Serie automatisch in ein zufällig bereitstehendes Zeittor latschen, während sie damals noch einer Zeittor-Karte nachjagten und die Zeitportale mühselig aufsuchen mussten.
Doch damals fand ich das Thema mit den Zeittoren der Sumerer, und dass der Don mit dem Flaschengeist da irgendwo herumreiste und noch unerzählte Abenteuer erlebte, ungemein faszinierend.
Man könnte zwar noch an einigen Kleinigkeiten herummäkeln, die zeigen, dass die Story doch nicht so ganz durchgeplant war - in Delphi wird das Augenmerk auf Aufzeichnungen über einen persischen Wahrsager gelenkt, der nie wieder eine Rolle spielen sollte. Dafür zückt Brabax an der Pyramide einen angeblich aus Delphi mitgenommenen Skarabäus, wovon man in Delphi aber keinerlei Andeutung sah. Und die "Prophezeiung" auf dem Obelisken stimmt auch nicht mit den tatsächlichen Ereignissen überein - aber nichts davon ändert was an der Note 1.