- Benjamin Lebert: Crazy. Roman (Kiepenheuer & Witsch 1999, Goldmann 2001, Aufbau Verlag 2021)
- Crazy (Deutschland 2000, Claussen & Wöbke Filmproduktion GmbH), Drehbuch: Michael Gutmann, Regie: Hans-Christian Schmid, 97 min, FSK: 12, JMK: 14
Benjamin Leberts Debütroman entwickelte sich rasch zu einem internationalen Bestseller. Der autofiktionale Coming-of-Age-Roman wurde in 33 Sprachen übersetzt und hatte 2022 eine Gesamtauflage von 1,2 Millionen Exemplaren, weshalb er rasch als Filmstoff verhandelt wurde. Zudem wurde er für die Bühne bearbeitet und an mehreren Theatern aufgeführt.
Der halbseitig spastisch Gelähmte Lebert verfaßte sein Werk mit 16 Jahren und verließ die Schule ohne Abschluß. Erst als 21jähriger gelang ihm der Hauptschulabschluß. Dennoch konnte er sich als Schriftsteller etablieren, und das Magazin Cicero zählte ihn dreimal zu den wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen. Aber Kritik blieb nicht aus, denn im September 2003 wurde er in der Emma zum "Pascha des Monats" gewählt. Der Roman wird regelmäßig als Schullektüre eingesetzt.
Lebert setzt in seiner Autofiktion penetrant das Wort crazy ein, das die Figur Janosch, der Anführer der Clique auf dem Internat, als Steigerung von cool nutzt. Seine Stärke hat der Roman in Bennis Monologen sowie in zahlreichen philosophisch tiefsinnigen Dialogen.
Zunächst war vorgesehen, dass Benjamin Lebert sich selbst in der Verfilmung spielt, was er sich aber nicht zutraute. Ihn spielte Robert Stadlober, während die Rolle von Janosch von Tom Schilling übernommen wurde; beiden Schauspielern gelang damit der Durchbruch.
Die Verfilmung ist eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die Vorlage, denn mit 1,5 Millionen Kinobesuchern war sie der erfolgreichste deutsche Film des Jahres am Box Office. Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Hans-Christian Schmid hat ein Faible für deutsche Geschichte, und Ende der 1990er Jahre stellte in seinen Filmen Nach Fünf im Urwald und 23 – Nichts ist so wie es scheint jugendliche Protagonisten in den Mittelpunkt.
Coming-of-Age-Filme bilden inzwischen ein umfangreiches Genre, das ständig weiterwächst; mit dem Setting des Internats und dem behinderten Protagonisten sticht Crazy jedoch aus der Masse heraus.
Im Rückblick fällt auf, wie analog zu dieser Zeit das Leben noch war. Bei der Verfilmung habe ich mich zwar nicht gelangweilt, aber besonders beeindruckt hat sie mich nicht. Für einen deutschen Film ist das Werk passabel und liegt irgendwo im besseren Mittelfeld.