Comics ohne Sprechblasen

  • Interessant an Comics ohne Sprechblasen ist, dass man nicht umbedingt auf eine deutsch-"sprachige" Ausgabe zurückgreifen oder gar warten muss. Manchmal gibt es internationale Ausgaben, die sehr interessant sind. Hier mal der Start einer Liste mit internationalen Ausgaben von Comics ohne Sprechblasen aus meinem Bestand (die teilweise auch auf deutsch vorliegen):

    - Sergio Aragonés: Actions speak, Dark Horse, 2002

    - Sergio Aragonés: Five Decades of his finest Work (Mad´s greates artists), Running Press, 2010

    - Guido Crepax, Lanterna Magica, Editiemme, 1979 [mit 5sprachigem Cover]

    - Moebius: Arzach, Les Humanoides Associés, 2000 [erweiterte Ausgabe mit 6 Seiten, die auch Text enthalten]

    Dann gibt es noch ein französisches Comic, in dem es um einen Tiger geht. Leider habe ich den Band nicht, versuche aber, dran zu kommen.

    Hoffe, dass noch andere sowas in der Art haben.

    "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799

  • Hier gleich mal was ganz Abseitiges (ich hoffe, Andy verzeiht mir):

    Andy Bleck oder Andy Konkykru (beides Pseudonyme) hat viele Comics ohne Worte gezeichnet und auch drei Fanzines mit Titel "Shtumm" herausgegeben.

    "Shtumm" # 1 im Internet: http://konkykru.com/db05_shtumm1.html

    "Shtumm" # 2: http://konkykru.com/db06_shtumm2.html

    "Shtumm" # 3: http://konkykru.com/db07_shtumm3.html

  • ... und bei der abgebildeten Wilhelm Busch Geschichte gab es im Original wirklich keinen Text (Stumm # 3) ???

    "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799

  • ... und bei der abgebildeten Wilhelm Busch Geschichte gab es im Original wirklich keinen Text (Stumm # 3) ???

    Sieht so aus - man versteht sie jedenfalls ohne Text, oder?

    Ich bin nicht Andy Bleck, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er die Texte extra rausgeschnitten oder sonstwie retuschiert hat.

  • Caran d'Ache: Maestro (Ende des 19. Jahrhunderts)

    Von Thierry Groensteen gibt es in dem französischen Fachmagazin 9e Art (inzwischen eingestellt bzw. nur noch online fortgesetzt) in den ersten beiden Nummern einen zweiteiligen Bericht, der eine gewisse Grundlage für das Thema liefern dürfte.

  • A.L.I.E.E.N. / Trondheim / Reprodukt (enthält nur Sprechblasen mit einer außerirdischen Fantasiesprache)

    edit: Schreibfehler korrigiert

  • A.L.I.E.N. / Trondheim / Reprodukt (enthält nur Sprechblasen mit einer außerirdischen Fantasiesprache)

    Sorry, da fehlt ein Buchstabe: A.L.I.E.E.N.

    Masashi Tanaka: Gon (der Manga über den niedlichen T.Rex!)

    Comix 2000 (Association): Der Band wird zwar ergänzt durch ein Vorwort von JC Menu in zahlreichen Sprachen und einem ausführlichen Index, aber die 2000 Seiten Comics sind ohne Text.

  • Und wenn wir schon bei Trondheim sind...

    ...und wahrscheinlich noch den einen oder anderen Band mehr

    Jau Markus, recht gehabt.

    R-24 Band 4: "Diablotus"

    und ich glaube folgende Bände dürften auch ohne Text sein:

    Delisle, Guy

    Louis am Strand

    Louis fährt Ski

    Powell, Eric

    The Goon - Heft 33 (Ich hoffe das Cover zählt nicht.)

    ------------

    Werde bei drei/vier anderen Comics heute Abend nochmals nachschauen.

    Gruß,
    Nils

  • Wilfrid Lupano (Szenario) / Grégory Panacchione (Zeichnungen und Koloration):
    Un Océan d'amour (Delcourt - Coll. Mirages 2014)

    Malcy Duff:
    - A 52 Second Silence For Topsy (Selbstverlag 2008)
    - Will I Ever Travel as Far as a Guitar String When It’s Played? (TopShelfComix.com 2008)
    - I Trimmed A Tree So A Lorry Could Pass (Good Press, April 2015)

    Mathieu Lefèvre & Jérémy Piningre: Tonic (L'Association 2015)

    Luca Retraite / Fabio Viscogliosi: Belvédères (Gargasmes 2014 - 200 Exemplare)

  • Lorenzo Mattotti: La stanza (Coconino Press 2003)

    Thierry Van Hasselt / Karine Ponties: Brutalis (FRMK Nord / Fréon asbl 2002)

    Zwei Bände im Querformat über erotische Begenungen, der Zweite dokumentiert darüber hinaus eine Ballettaufführung und entstand mit der Choreographin Ponties.

    Martina Wember: Beziehungsweise Linien. Karteibezeichnungen (Verlag Mandelkow 1999)
    Martina Wember: Beziehungsreicher Alltag. Perspectives on Everyday Life (Ritter Verlag / Editions & Artists' Books Johan Deumens 2001)

    Ob das nun Comics sind oder nicht, ist eine andere Frage. Eine generelle Antwort halte ich für Blödsinn. Schließlich gibt es unterschiedliche Defintionen des Comics, die sich im Laufe der Geschichte deutlich wandeln kann und in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich interpretiert wird. Da schließe ich mich gern der Tradition von Eckart Sackmann an und verweise auf seine diversen Beiträge dazu in Deutsche Comicforschung.

  • Bis zum 31. März 2015 läuft zum dritten Mal die Silent Manga Audition (diesmal zum Thema "Mama (Mutter)"), die sich mittlerweile in der Comicbranche etabliert hat. Zu der letzten Preisverleihung am 18. Februar 2015 erschienen mehr als 500 Leute aus den Mangaverlagen.
    Dort scheinen sich alle einig zu sein, daß auch stumme Mangas Mangas sind.

  • Dave McKean: [i make thoughts into tangible objects and drain them of their potential energy], in: Pictures That [Tick] Short Narrative [Book One], S. 52-100

    McKean setzt das Konzept eines Comics ohne Sprechblasen radikal um, indem er sogar den Titel einbezieht: Im Comic selbst ist nämlich ein stlisiertes Auge der Titel. Dabei geht es um einen Falkner in einem englischen Städtchen, der träumt, sich in (s)einen Vogel zu verwandeln, damit er die Welt von oben sehen kann.
    Vom Thema her könnte das eine Hommage an einen anderen Comic sein: Moebius' und Alejandro Jodorowskys Geniestreich Die Augen der Katze.

  • Daishu Ma: Leaf (Fantagraphics 2015)
    Einer stummer Comic als erstes Werk eines chinesischen Künstlers für den englischsprachigen Markt.
    Bei Fantagraphics heißt es:

    Zitat

    How much power does a single man, let alone a single leaf, have in the industrial world? In this wordless, all-ages graphic novel, our protagonist discovers a leaf that radiates a vibrant light. He returns to a detailed metropolis—depicted in somber grays and blues—and searches for answers. During his quest, he stumbles upon a man who knows what's really happening in the city's labyrinthine ducts; a woman who spends her life studying and classifying obsolete flora; and the truth about the ever-dwindling environment.

    Leaf is a graphically stunning story that unfolds with a dream-like pace. Shaded in pencil and punctuated by spot colors, drawn in a delicate but concretely realized tonal approach reminiscent of Shaun Tan's The Arrival and Chris Van Allsburg's Jumanji, Chinese cartoonist Daishu Ma's first foray onto American shelves is ultimately a hopeful vision of the coexistence of the urban and natural worlds.

  • Ein Neuzugang:

    Sylvain Combrouze: Prison d’ébène (Éditions La Boîte à bulles 2015), 14,99 €

    Der Titel, das "Gefängnis für Ebenholz", bezieht sich auf die île de Gorée vor der Küste Senegals, ein Umschlag im kolonialen Sklavenhandel. Dort spielt der Prolog, ein zweiter Handlungsstrang spielt heute, 300 Jahre später, in Nantes.

  • Lucas Varela: Le jour le plus long de futur (Delcourt - Shampooing 2015)

    "Der längste Tag der Zukunft" schildert auf 112 stummen Seiten, was passiert, wenn ein Hausroboter, ein Alien und ein mysteriöser Koffer im Umlauf kommen. Dabei orientiert sich der Argentinier Varela stilistisch an Jason und Chris Ware.


    Olivier Schrauwen: Le Miroir de Mowgli (Ouvroir Humoir Editions 2011)

    Sehr frei nach Rudyard Kipling: Mowgli durchläuft ein Freudsches Spiegelstadium, als er einem Orang-Utang (malaiisch für "Mensch des Waldes") trifft.


    Joan Cornellà: Mox Nox (Fantagraphics 2015)

    Der Spanier Joan Cornellà hat auf fb eine riesige Fangemeinde. Nun erscheint mit 56 Seiten seiner stummen Kurzcomics in den USA.

  • Selbstverständlich kann der Verzicht auf Sprechblasen noch nicht genannt werden. Besonders das Label Graphic Novel, das in zahllosen Auschreibungen auftaucht, betont ja Schrift und Sprache. Daß eine gute Geschichte durch zuviel Text zugrunde gerichtet werden kann, leuchtet wohl den wenigsten Juroren ein, die sich an die Nähe zur Belletristik klammern.

    Wer sich beispielsweise für den Norma K Hemming Award 2016 bewirbt, muß ein Formular ausfüllen, das in die Details geht - und dort steckt entweder Gott oder der Teufel.

    Zitat

    4. To be eligible, the submission must be a Novel (at least 40,000 words), a Novella (between 17,500 and 40,000 words), a Graphic Novel*, or a Dramatic Presentation**.

    * a Graphic Novel may have fewer than 17,500 words if, in the opinion of the jurors, the totality of the work is equivalent to a Novel or a Novella.
    ** a Dramatic Presentation (e.g. a stage play) must have a script length of at least 17,500 words.


    :kratz: Ob sich jemand traut, einen stummen Comic einzuschicken?

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