Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Top oder Flop?

  • Wenn sie nicht indiziert sind ist ein Link zur Seite zulässig (Dabei sollte das Cover der Seite nicht sichtbar sein. Es sei denn, es handelt sich um Panini. Mit denen hab ich damals darüber gesprochen.)

    Weder die Seite noch der Comic sind zum aktuellen Zeitpunkt indiziert. Ich weiß nicht genau was Du mit "Cover der Seite" meinst. Hab das jetzt mal versucht zu verlinken, ohne dass ein Vorschaubild gezeigt wird. Passt das so?

  • Zitat

    "Hallo, ich bin das nervige Cookie-Popup."

    Ich wurde von Bürokraten dazu verdonnert immer aufzupoppen und allen auf den Sack zu gehen.
    Wenn ihr einverstanden seid, dass Cookies auf eurem Gerät deponiert werden, könnt ihr mich wegklicken.
    Ich würde dazu raten, denn ohne Cookies funktioniert die Seite nicht wirklich.
    Wenn Ihr die süssen Cookies nicht wollt, dann verlasst einfach die Seite.

    Da war mal wieder ein superschlauer Internetversteher an der Buchstabenpresse. Wenn man schon so einen coolen Hinweis einbaut, sollte es auch die Möglichkeit geben, die Cookies abzulehnen. Geht da aber nicht. Da gibt es nur Accept oder Verdufte. :flop:

    Sonst ist die Verlinkung so okay. Cover wird im Linkhinweis ja nicht angezeigt.

  • Superman – Was wurde aus dem Mann von morgen? (DC Comics Graphic Novel Collection)

    Autorenlegende Alan Moore schrieb die Stories für diesen zweiten Band in meinem kleinen Superman-Run. 1985, Die „Crisis on Infinite Earths“ stand bereits in den Startlöchern und sollte das zerfaserte und unübersichtliche DC Universum gehörig entschlacken, Parallelwelten zusammenführen, reduzieren, zerstören etc. und so einen geordneten Neuanfang für viele DC Superhelden ermöglichen. Vorrangiges Ziel war es dabei auch Neulesern wieder einen einfacheren Einstieg in den DC-Kosmos zu ermöglichen.

    Da dachten sich die DC-Bosse, das wäre doch genau der richtige Zeitpunkt, um eine letzte große Superman-Story aus der „alten Zeit“ zu erzählen, sozusagen einen Abgesang auf den größten aller DC-Helden, bevor er nach der Crisis einen Neustart bekommt. Gesagt, getan, wurde Ausnahmeautor Alan Moore beauftragt, der zuvor bereits Großes an Swamp Thing geleistet hatte.

    „Was wurde eigentlich aus dem Mann von morgen?“ ist dann auch genau das, ein wehmütiger Abgesang auf die letzten Tage des Mannes aus Stahl auf Erden, der uns in Form eines Interviews mit Lois Lane und deren Erinnerungen präsentiert wird. Abgefahrene Ideen wie die Brainiac-Luthor-Kombo und einem untoten Zombie-Lex lassen Moores furchtlose Genialität erkennen. Auch die ganze Super-Family mit Hund Krypto und Supergirl sind versammelt sowie gleich eine ganze Armee Metallos und, und, und…

    Moore bekommt das alles geschickt unter einen Hut, auch wenn ein gewisser Trashfaktor nicht ignoriert werden kann. Hat aber Spaß gemacht! Allerdings war diese nicht die einzige Superman-Geschichte aus der Feder von Alan Moore, auch die früheren Hefte sind hier versammelt.

    Als Superman in „Die Grenze des Dschungels“ mit Swamp Thing zusammentrifft ist er in denkbar schlechtem Zustand und auf die Hilfe des gütigen und mächtigen Sumpfdinges mehr als angewiesen, ein wunderbares Heft!

    Einen großartigen Parasitenhorror-Faktor bringt dann „Das Geschenk“, quasi Supermans große Geburtstagsparty mit sich, die in einer großen Schlacht zwischen Wonder Woman, Batman und Robin gegen den fiesen Mongul gipfelt. Diese vordergründige Action ist aber nur die Verpackung für die tieferen Einblicke und die größere Bedrohung durch den Pflanzensymbionten „Black Mercy“, den Moore extra für dieses Heft erfunden hat. Das war ganz witzig, denn es ist noch nicht so lange her, dass ich selbigen in der Serie Supergirl erleben durfte, die wir mit Krümelchen aktuell schauen.

    Den Abschluss des Bandes macht dann „Superman #30“ mit dem ersten witzig/nervigen Auftritt von Mr. Mxyzptlk, den wir ebenfalls erst kürzlich in der zweiten Staffel „Supergirl“ getroffen haben.

    Ein rundum gelungener Band, auch wenn die enthaltenen Geschichten, so unterhaltsam sie auch sein mögen, abgesehen von Moores Spawn-Heft, das Schwächste aus seiner Feder darstellen, was ich bislang lesen durfte. Wenn der Rest aber aus Hochkarätern wie „V wie Vendetta“, „From Hell“, „Watchmen“ und „Miracleman“ besteht wird das auch schwer.

    VG, God_W.

  • "Whatever happened" kann man vermutlich nur dann richtig genießen, wenn man sich im in der Vor-Crisis-Zeit einigermaßen auskennt. Angefangen dabei, dass man dann mit den "Imaginary Tales" vertraut ist, was an sich schon eine Anspielung ist. Das ist in gewisser Hinsicht wie "Watchmen". Nur in einem kleineren Maßstab. Einmal nimmt Moore das gesamte Superhelden-Genre unter die Lupe und dann speziell eine Figur. Die zwei Hefte sind eine Meta-Analyse des "Superman-Mythos" wie er bis zu diesem Zeitpunkt existiert hat. Mit besonderem Fokus auf dem Silver Age. Und wie bei Moore fast typisch - Dekonstruktion und Rekonstruktion. Letzteres durch minimalste Mittel. Aber trotzdem recht wirkungsvoll.

    Für "For the Man" ist es vermutlich auch ratsam, wenn man sich beim Kryptonier ein bisschen auskennt. Wenngleich sich Moore hier auf die Frage konzentriert, was Supes zum "größten Helden von allen" macht und nicht die Gesamtheit der Figur untersucht. Monguls Geschenk präsentiert dem Mann von Morgen nicht einfach nur mit einer Phantasiewelt sondern mit einem Traum vom perfekten Leben, dass dieser sich vielleicht gewünscht haben könnte. Man kann vermutlich darüber streiten, ob sein Traumleben an diesem Punkt nicht vielleicht eher mit Lois stattgefunden haben könnte. Allerdings ist das Leben auf der Erde zwangsläufig mit seinen Superkräften verbunden, weshalb es durchaus Sinn ergibt, diese Traumexistenz so anzulegen, dass Krypton überlebt hat. Dadurch werden auch die Risse in diesem Traum passender.

    Die Black Mercy gibt die Illusion nicht vor. Sie wird auch nicht von Mongul programmiert. Das ist Supermans Idealvorstellung von einem friedvollen, konfliktfreien Leben. Diese Vorstellung stammt aus seinem Inneren. Auf der Erde wäre dies wie gesagt nicht möglich. Woran möglicherweise Spider-Man die Schuld trägt, denn mit großer Kraft ... Das weiß auch Superman. Dadurch entstehen Risse in dieser Welt. Der Untergang von Krypton ist nicht ungeschehen gemacht, er wurde verschoben. Supermans Unterbewusstsein kämpft gegen die Traumvorstellung an. Er muss sich seiner Verantwortung stellen, er muss das Bösen bekämpfen. Er muss ein Held sein, womöglich der größte Held von allen. Auch hier wieder De- und Rekonstruktion.

    Nun ist das eine Geschichte mit dem Superman vor der Crisis. Also einer Figur, die über quasi grenzenlose Kraftreserven versucht. Die Crisis war allerdings schon in vollem Gang. Das Heft ist September 1985 erschienen. Dennoch ist der Blaue hier auf seine Freunde angewiesen, ohne die er sich sonst vielleicht nicht hätte befreien können. Ganz speziell Batman, der die Pflanze entfernt und sich so selbst ihrem Einfluss aussetzt. Das nimmt den "neuen" Superman vorweg, der deutlich abgeschwächt daherkam und wesentlich menschlicher und nahbarer wurde. Ob der schon geplant war (und was Moore darüber überhaupt gewusst haben könnte), er eine Vision hatte oder einfach seine Idealvorstellung präsentiert hat ... wer weiß.

    Die Menschlichkeit (im gottgleichen Wesen) ist zentraler Bestandteil beider Geschichten.

    "Miracleman" ist wohl Moore geradlinigste Superheldengeschichte. Er versucht sich auch hier schon an Dekonstruktion und Rekonstruktion. Aber es ist ein Frühwerk, mit all den dazugehörigen Schwächen. Es ist, besonders zum Ende raus, eine Machtphantasie. Der allmächtige Held (Superman) trifft auf Probleme, auf die er sonst nicht eingeht, da er auch künftig in der realen Welt verankert sein muss. Würde Superman wirklich existieren, müsste er sich dann nicht um Terrororganisationen wie Hamas und Co. kümmern? Oder, aus Moores 80er-Jahre-Blickwinkel, auch um Politiker wie Maggie Thatcher, die ... nicht unbedingt sozialverträglich agiert haben. In "Miracleman" tut der allmächtige Held genau das. Weil er kann, weil er die Macht hat, weil er seinen Weg für den richtigen hält und - später für Moores Arbeiten eher untypsich - ohne wirklich zu reflektieren. "V for Vendetta" war ebenfalls eine Reaktion auf "Thatcherism". Dieses Mal von einem gereifteren Alan Moore. Das ganze ist wesentlich subtiler als in "Miracleman" in dem und präsentiert uns einen eindeutigen Helden. Über V kann man das nicht sagen. Der tut auch ganz offen zweifelhafte Dinge. So können die Leser für sich entscheiden, ob sie ihn als Helden oder Terroristen (vielleicht mit der richtigen Tendenz, dem passenden Ziel) sehen. Ohne "Miracleman" wäre Moore vermutlich nicht der Autor geworden, der er heute ist. Und auch wenn ich persönlich die Geschichte sehr schätze (wie auch andere Frühwerke: "Captain Britain", "Halo Jones" und "DR & Quinch") ist das nicht auf einem Level mit "Watchmen", "V for Vendetta", "From Hell", "Swamp Thing" oder auch den Superman-Geschichte, die alle wesentlich komplexer und reifer sind als "Miracleman". Wobei es für Supes sicher hilfreich ist, wenn man sich mit der Figur ein bisschen auskennt. Allerdings gewinnt auch "Watchmen", wenn man sich mit dem ganzen Superhelden-Genre etwas auskennt. Am besten nochmal lesen, wenn Du mehr von Supes kennst. Sofern war vor der Crisis auf Deinem Plan steht zumindest.


    EDIT:

    Nebenbei: Großartiger Beitrag. Ich lese Deine Sachen zu Figuren mit denen Du weniger vertraut bist immer wieder gerne. Gibt mitunter frische Blickwinkel.


    EDIT 2:

    Wenn Du was richtig schlechtes von Moore lesen willst, musst Du Dir "WildC.A.T.s/Spawn" (oder umgekehrt, erinnere mich nicht) besorgen. Ist in grauer Vorzeit mal bei Panini erschienen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kain (6. November 2024 um 00:19)

  • "Miracleman" ist wohl Moore geradlinigste Superheldengeschichte. Er versucht sich auch hier schon an Dekonstruktion und Rekonstruktion. Aber es ist ein Frühwerk, mit all den dazugehörigen Schwächen.... - später für Moores Arbeiten eher untypsich - ohne wirklich zu reflektieren. "V for Vendetta" war ebenfalls eine Reaktion auf "Thatcherism". Dieses Mal von einem gereifteren Alan Moore. Das ganze ist wesentlich subtiler als in "Miracleman"...

    Ich hatte für dieses Posting schon ein "Daumen hoch" gegeben möchte dir aber doch noch einmal ein extra Lob aussprechen Kain! Für mich eine großartige Zusammenfassung der Storys von Alan Moore und eine Beschreibung seiner Entwicklung.

  • "Whatever happened" kann man vermutlich nur dann richtig genießen, wenn man sich im in der Vor-Crisis-Zeit einigermaßen auskennt. ... Das ist in gewisser Hinsicht wie "Watchmen". Nur in einem kleineren Maßstab. ...

    Da gehe ich nicht so ganz mit. Ich konnte das alles schon sehr gut einordnen, auch wenn ich vielleicht nicht jede kleine Anspielung (z.B. zu "Imaginary Tales") mitbekommen habe. Wenn man Superman nur ein bisschen kennt und auch seine "historische" Bedeutung und den Werdegang als Comic, auch zu welchen Zeiten er mit welchen Hintergedanken geschaffen wurde, dann ist das wirklich kein großes Problem. An ein Meisterwerk wie Watchmen kommen die Hefte meines Erachtens bei weitem nicht ran, da wird lediglich an der Oberfläche gekratzt. Wie Du schon sagst, kleinerer Maßstab, aber halt wirklich sehr sehr klein im Vergleich. Ich könnte mir denken, dass das Lesern der ersten Stunde vermutlich viel bedeutender vorkommt, weil es sowas damals noch nicht wirklich, oder zumindest nicht so häufig gab.

    Andererseits habe ich das Gefühl, dass Du den Miracleman deutlich flacher und einfacher in Erinnerung hast als ich, mir persönlich hat der besser gefallen und mehr Tiefe und charakterliche Komplexität mitgebracht als der Superman-Band.

    ...

    Die Black Mercy gibt die Illusion nicht vor. Sie wird auch nicht von Mongul programmiert. Das ist Supermans Idealvorstellung von einem friedvollen, konfliktfreien Leben. Diese Vorstellung stammt aus seinem Inneren. Auf der Erde wäre dies wie gesagt nicht möglich. Woran möglicherweise Spider-Man die Schuld trägt, denn mit großer Kraft ... Das weiß auch Superman. Dadurch entstehen Risse in dieser Welt. Der Untergang von Krypton ist nicht ungeschehen gemacht, er wurde verschoben. Supermans Unterbewusstsein kämpft gegen die Traumvorstellung an. Er muss sich seiner Verantwortung stellen, er muss das Bösen bekämpfen. Er muss ein Held sein, womöglich der größte Held von allen. Auch hier wieder De- und Rekonstruktion.

    ...

    Das hab ich schon verstanden, das bringt Moore ja ganz klar und unmissverständlich aufs Papier, für seine Verhältnisse (wie ich ihn kenne) sogar überraschend deutlich und klar in der Aussage.

    .... "V for Vendetta" war ebenfalls eine Reaktion auf "Thatcherism". Dieses Mal von einem gereifteren Alan Moore. Das ganze ist wesentlich subtiler als in "Miracleman" in dem und präsentiert uns einen eindeutigen Helden. Über V kann man das nicht sagen. Der tut auch ganz offen zweifelhafte Dinge. So können die Leser für sich entscheiden, ob sie ihn als Helden oder Terroristen (vielleicht mit der richtigen Tendenz, dem passenden Ziel) sehen. ...

    Da bin ich ganz bei Dir, klare Thatcher-Kritik. In Deiner Aufzählung sehe ich allerdings "From Hell" mit Abstand ganz vorne (auch wenn Moores Täter-Theorie kürzlich durch DNA-Analysen widerlegt wurde :D), neben all der Komplexität und den politischen Einflüssen wusste From Hell mich erzählerisch noch stärker zu fesseln als "V for Vendetta". Ich weiß nicht, ob Du meine Rezis zu V wie Vendetta oder From Hell gelesen hattest, wenn nicht kann ich die bei Interesse gerne mal hier einstellen.

    Swampie ist natürlich ein komplett anderes Genre und der gehörte schon vor Moore zu meinen Lieblingen. Moore hat den Grünling dann allerdings nochmal auf ein ganz anderes Level gehoben UND meinen geliebten Hellblazer eingeführt. :top:

    Die Watchmen sind in ihrem Segment meiner Meinung nach unerreicht, dennoch sind auch die bei mir hinter From Hell angesiedelt. Ebenso wie Providence, das ist für Lovecraft-Fans wie mich ganz groß, aber erreicht dennoch nicht ganz diese Klasse. Wer da allerdings lediglich einen "Monster-Porno" oder sowas erkennt, der hat das Werk nicht verstanden.

    Moores Arbeit an Spawn kenne ich auch, hatte ich oben schon geschrieben. ;) Ich fand die gar nicht schlecht, haben Spaß gemacht. :D

    Cinema Purgatorio und die Lost Girls verweilen noch auf meinem K2. Muss ich mich irgendwann mal ranwagen.

    Wie man an meiner Reading Order im "gekauft" Thread sehen konnte steht kein Material von vor der Crisis mehr auf meinem Plan, davon war quasi nix mehr in einschlägigen Sups-Bestenlisten vertreten. ;)

  • Ebenso wie Providence, das ist für Lovecraft-Fans wie mich ganz groß, aber erreicht dennoch nicht ganz diese Klasse. Wer da allerdings lediglich einen "Monster-Porno" oder sowas erkennt, der hat das Werk nicht verstanden.

    Wer soll das sein? Ein Monster-Porno ist Neonomicon, nicht Providence.

  • Ändert nur nichts daran, dass ich das Jahre vor Providence gelesen habe und sich meine Aussage deshalb allein darauf bezog und bezieht.
    Providence ist großartig.

  • Ich weiß nicht, ob Du meine Rezis zu V wie Vendetta oder From Hell gelesen hattest, wenn nicht kann ich die bei Interesse gerne mal hier einstellen.

    Irgendwann mal bestimmt, ja. Dürfte aber noch im PF gewesen sein. Insofern sind die an dieser Stelle sicher nicht verkehrt. "From Hell" ist ja wieder eine ganz eigene Sache. In vielerlei Hinsicht sicher Moores Magnum Opus. Dazu gehören auch die Anmerkungen zu den jeweiligen Kapiteln. Ich habe die Ausgabe von Speed, da sind die ganz am Ende (mag in anderen Auflagen auch so sein). Ich habe trotzdem immer nach jedem Kapitel die jeweiligen Ausführungen dazu gelesen. Anders hätte es meines Erachtens keinen Sinn ergeben. Nach der Seitenanzahl wären sonst zu viele Details nicht mehr präsent, wenn man sich die bis zum Schluss aufhebt. Diese Annotationen sind natürlich nicht werkimmanent und man kann den Comic auch so lesen, wenn man das denn möchte. Aber warum sollte man das tun? :D Allein wie er völlig transparent aufdröselt was historisch belegt ist, was er aufgrund der vorliegenden Daten extrapoliert hat und was komplett aus seiner Fantasie stammt ist eine enorme Bereicherung des Gesamtwerks. "From Hell" ist allerdings auch ein hartes Stück Arbeit, weshalb ich es wesentlich seltener gelesen habe als die anderen Sachen (Image mal außen vor). Wird sich wohl auch nicht ändern, gerade im Schichtdienst mit relativ wenig Zeit zur Verfügung. Bin ja gespannt, ob "Jerusalem", der nächstes Jahr bei Carcosa kommen soll, genauso harte Arbeit sein wird. Die englischsprachige Version stand öfter bei meinem Händler. Aber da habe ich mich nicht rangewagt.

    Was die "Spawn"-Sachen angeht meinte ich schon speziell die Mini mit den WildC.A.T.s. "Violater", "Spawn: Blood Feud" und sogar das Heft aus der regulären Serie (das war das mit dem Freak, oder?) sind alle ganz OK und unterhaltsam. Nichts wie "Watchmen". Nicht mal wie die Frühwerke. Aber zumindest lesbar. "Spawn/WildC.A.T.s" ist das nur schwerlich.

    Bei den Lovecraft-Sachen bin ich etwas gespalten. "Neonomicon" hat mir ganz gut gefallen, obwohl es reiner Schockhorror war. Habe ich damals sogar für die Seite meines Händlers besprochen. Wie auch einige andere Sachen mit HPL-Bezug. Lovecraft, und Texte zu ihm und seinem Werk, habe ich rauf und runter gelesen. An "Providence" hatte ich also Erwartungen. Besonders als es dann auch noch als "Watchmen des Horror-Comics" angepriesen wurde. Erfüllt wurden die leider nicht. Es gab viele Anspielungen auf Lovecrafts Werk und Leben. Wenn man sich ein bisschen auskennt, waren die auch ziemlich leicht zu erkennen. Aber es hat sich gezogen wie Kaugummi. Und die Tagebucheinträge haben dabei auch nicht geholfen. Klar, erinnert an "Watchmen". Vermutlich bewusst so gemacht. Aber mit der Schrift hatte ich so meine Schwierigkeiten, weshalb mir die überhaupt keine Freude gemacht haben. Ich habe das seitdem auch nicht mehr wiedergelesen.

    Das Schöne am Moore ist, dass man auch über die 40 Jahre alten Sachen noch immer ausführlich diskutieren kann.

  • Ja, die Anmerkungen bei From Hell hab ich auch immer nach dem Kapitel gelesen, ich glaube auch, dass das anders keinen Sinn macht.

    Hier mal meine V wie Vendetta Rezi von irgendwann:

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    Hoffentlich werde ich jetzt nicht gesteinigt...

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    Titel: V wie Vendetta – Absolute Edition

    Verlag: Panini (US: Vertigo)

    Format: 404 Seiten im extragroßen Hardcover mit Schutzumschlag im Schuber

    Inhalt: V wie Vendetta komplett

    Autoren: Alan Moore

    Zeichner: David Lloyd

    Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
    ALAN MOORES MEISTERWERK ALS LUXUSAUSGABE!
    In einem totalitären England sind Freiheit und Menschenwürde Fremdworte geworden. Da erscheint ein Terrorist auf der Bildfläche, der verborgen hinter einer Guy-Fawkes-Maske die Mächtigen in Angst und Schrecken versetzt. Wer ist V? Wer oder was sind seine Ziele? Und heiligt der Zweck wirklich jedes Mittel? Ein hoch spannendes, erschreckendes Buch, dessen Relevanz niemals verblasst. Und für viele Fans von Alan Moore sein bis heute bestes Werk.
    Auf 999 Exemplare limitierte neue Edition im eleganten, stabilen Schuber mit vielen Extras: exklusives Bonus-Material wie Silent-Art-Seiten der Original-Serie und Original-Cover und –Backcover, umfangreicher Anhang mit Skizzen und Entwürfen, nummerierte V-Maske


    Just my 2 cents:
    Das ist er jetzt also, nach so manchem kleinem Vorgeplänkel in Form einiger (gelungener) Spawn-Auftragsarbeiten wage ich mich mal an meinen ersten großen Klassiker von Meister Alan Moore höchstpersönlich – V wie Vendetta. Die Aufmachung der Ausgabe wird dem Ruf des Werkes schonmal mehr als gerecht. Extrem groß, extrem schwer, im schicken Schuber, toll gebunden und zusätzlich mit Schutzumschlag und einigem an Bonusmaterial, wie einleitenden Worten der Schaffenden, allen Covern, Zusatzseiten, Skizzen und umfangreichem Making-Of Teil haut uns Panini mit dem über 400 Seiten starken Hardcover die maximale Ladung Vendetta um die Ohren. Auch wenn die zum Ausschneiden beigelegte Papp-Maske ein recht sinnfreies Gimmick ist, da es viel besser aussehende Plastik-Masken schon für wenige Euro im Faschingsbedarf gibt, trotzdem eine nette Geste, außerdem ist da die Limitierung aufgedruckt. Jetzt aber genug Lob für die Ausstattung und ran an den Inhalt.

    England in einer finsteren, dystopischen Zukunft. Nach dem dritten Weltkrieg hat sich ein faschistisches Regime erhoben und die Macht ergriffen. Minderheiten wie Farbige und Homosexuelle sind längst nicht mehr Teil der Gesellschaft und Big Brother is watching you. Bis auf wenige privilegierte geht es den Menschen alles Andere als gut und die Meisten haben es schwer über die Runden zu kommen. Natürlich hält die Angst vor der Obrigkeit und ihren Vollstreckern, sogenannten Fingermännern, jedermann in Schach, niemand wagt es aufzubegehren. Die junge Schauspielerin Evey Hammond weiß nicht mehr wie sie sich noch helfen soll und sieht sich dazu gezwungen, natürlich verbotener Weise, sich zu prostituieren um etwas dazu zu verdienen. Es kostet sie viel Überwindung, doch schließlich obsiegt der Hunger und sie tritt im Schutze der Dunkelheit ängstlich auf die Straße. Vorsichtig und schüchtern spricht sie den ersten potentiellen Freier an und es kommt wie es kommen muss. Sie gerät direkt an einen Fingermann. Allerdings hat dieser keineswegs vor Evey zu verhaften. Er ruft einige seiner Kollegen hinzu und gemeinsam erläutern Sie dem verängstigten Mädchen ihren Plan sie einer Massenvergewaltigung zu unterziehen und sie anschließend umzubringen, schließlich sei das ihr Privileg als Fingermänner.

    Just in diesem Moment tritt ein unbekannter auf den Plan. Ein finsterer, Mysteriöser Mann mit Mantel, Hut und Maske. Alle sind verwirrt ob des Neuankömmlings und während dieser lyrisch Shakespeare zitiert entfesselt er einen Reigen der Gewalt und rettet das junge Mädchen vor seinigen Peinigern.

    So beginnt Alan Moores Werk, das zu Recht in die Annalen der neunten Kunst eingegangen ist. Ich will jetzt gar nicht haarklein sezieren wie der namenlose Held, genannt V, als nächstes in bester Guy Fawkes Manier das Parlamentsgebäude sprengt und im weiteren Verlauf innerhalb eines Jahres Angst und Schrecken unter der Obrigkeit verbreitet, bis das gesamte Regime zu wanken beginnt. Welche moralischen Konflikte zwischen ihm und Evey ausgefochten werden, mit welchen ausgeklügelten Schachzügen er das Regime wieder und wieder hinters Licht führt. Wie absolut brillant Moore die Ursprünge von V’s Motivation und der parallelen Befreiung von Eveys Geist von jeglicher Angst schildert. Man spürt einfach mit jeder Faser, dass man etwas außergewöhnliches erfahren darf.

    Auch die Schaffung eines umfassenden, komplexen Weltbildes, den reichen Facetten einer hypothetischen, totalitären Regierungsform mit all ihren Gewalten und wie leicht der Weg dort hin sein kann, wenn verzweifelte und verängstigte Menschen sich nach Anleitung sehnen, sucht seinesgleichen. Alan Moore zeichnet das Bild der schlimmstmöglichen Zukunft, die er sich für sein Land mit der Eisernen Lady an der Macht ausmalen konnte. Also ein Worst-Case-Szenario mit lauter, unverhohlener und giftiger Kritik an seiner Regierung. Wäre das in einem anderen Medium als dem „nicht sehr ernst genommenen“ Comic erfolgt hätte sicherlich umgehend die Zensur vor der Tür gestanden. Die vielen Parallelen und vor allem auch die bedrohlich beklemmende Atmosphäre zum großen Orwellschen Klassiker 1984 kommen nicht von ungefähr, und das ist mir wirklich sehr schnell aufgefallen, nicht erst, als Alan Moore im Nachwort drauf zu sprechen kommt.

    Alles in allem ein Meisterstück, dass ich erstmal sacken lassen musste. Ich habe den Band bereits in der Woche des fünften November gelesen, passend zum Datum, war mir aber lange uneins, wie ich meine Gedanken dazu in Worte fassen soll. Heute hab ich es einfach mal probiert, ob es mir gelungen ist weiß ich nicht genau, hab mein möglichsten getan. Natürlich muss sich ein solches Meisterwerk, und den Titel verdient V wie Vendetta sicherlich, aber auch mit Meisterwerken messen lassen und deshalb erfolgt meine Bewertung heute auch in diesem Kontext. Will also keine Beschwerden hören, dass irgendwelche Spaßcomics bei mir höher bewertet werden als ein Moore-Meisterstück, denn die wurden dann halt auch im Kontext zu anderen Funcomics beurteilt.

    Also kommen wir jetzt mal zu den kleinen, aber vorhandenen, Kritikpunkten wegen denen Vendetta von mir keine 10 Punkte bekommt. Zum ersten sticht da gleich beim Öffnen das Artwork ins Auge. Als ich mit dem Lesen begonnen habe war es mir zu plakativ, detailarm und grob. Vielleicht ist das auch ein bisschen zu hart, zu "schlicht" trifft es vielleicht eher, schwer zu beschreiben. Mit der Zeit habe ich meine dahingehende Meinung geändert, da allein die meterdicke Atmosphäre, die David Lloyd mit seinen düsteren Bildern erzeugt mich mehr als einmal an 1984 denken lässt und ich außerdem zu dem Schluss gekommen bin, dass das Format für die Qualität der Originale scheinbar einfach nen Tacken zu groß gewählt wurde. Auf den Fotos hier wirkt das nämlich um einiges harmonischer als im Buch selbst. Das „absolute“ Großformat war hier wohl einfach zu viel des Guten. Zweitens weist der Mittelteil doch einige Längen auf. Ja, es ist schön, dass hier auch die anderen Protagonisten, abseits von V und Evey, näher beleuchtet werden und mehr Tiefe bekommen, dennoch hätte man das straffer und erzählerisch abwechslungsreicher gestalten können.


    Abschließend kann ich also sagen, ich bin schwer beeindruckt von Alan Moores V wie Vendetta, denke aber trotzdem, dass da noch Luft nach oben ist, auch wenn im Nachwort sehr gut veranschaulicht wird, was das Teil allgemein für das Medium Comic bzw. Graphic Novel geleistet hat. Ich habe ja mittlerweile doch noch einiges von ihm im Regal auf das ich mich mächtig freue und werde hier natürlich zu gegebener Zeit berichten, ob und welches seiner Werke bei mir vielleicht noch höher im Kurs steht. Muss mal schauen, ob als nächstes der Swamp-Thing-Run, Miracleman, From Hell oder die Watchmen an die Reihe kommen.

    Ach ja, bevor ich’s vergesse: Jahre vor dem Comic hatte ich schonmal den Film zu V wie Vendetta gesichtet und für nicht schlecht, aber auch nicht überragend befunden. Nach dem Genuss des Comics habe ich mir diesen jetzt nochmal zu Gemüte geführt und muss sagen, der Streifen ist in meiner Achtung gestiegen und bekommt meiner Meinung nach echt zu wenig Aufmerksamkeit. Ich finde der Kern von Moores Werk wurde gut transportiert und die Schauspieler auch sehr gut gewählt. Sehr cool auch die Rolle von John Hurt, die natürlich gleich wieder eine Brücke zu 1984 geschlagen hat. Einzig Natalie Portman, die ich grundsätzlich wirklich sehr gerne mag, mag mich nicht so ganz überzeugen, da ihre Evey von Beginn an viel zu taff rüberkommt und die verletzliche Zerbrechlichkeit der Comic-Evey nicht wirklich transportiert wird. Für den Film vielleicht gut und so gewollt, als Adaption des Comics aber nicht ganz passend.

    Meine Wertung: 8/10

    Wie ist Eure Meinung zu V wie Vendetta? Welchen Moore findet Ihr besser (falls Ihr einen besser findet)? Und wie hat Euch die Kinoauswertung der Story gefallen?

    VG, God_W.

  • Meine vergleichsweise lange From Hell Besprechung damals:

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    »Ein abgründiges, 600-seitiges Monster.« (The Guardian)

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    Titel: From Hell

    Verlag: Cross Cult (UK: Eddie Campbell Comics)

    Format: 604 Seiten im Hardcover

    Inhalt: From Hell (Gesamtausgabe)

    Autoren: Alan Moore

    Zeichner: Eddie Campbell

    Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
    Grüße aus der Hölle …

    1888 bringt ein bis heute anonymer Mörder vier Prostituierte im Londoner Stadtteil Whitechapel um. Morde von ausgesprochener Brutalität: Den vier Dirnen werden die Kehlen aufgeschlitzt, ihre Unterleiber werden verstümmelt. Die Person und die Motive des Täters liegen bis heute im Dunkeln.

    1988 begann Alan Moore die Arbeit an FROM HELL. Zehn Jahre sollte er für dieses monumentale Werk benötigen, das mehr ist als nur eine minutiöse Aufarbeitung und Interpretation der Ereignisse in und um Whitechapel jener Tage. Auf sechshundert Seiten schildert dieser berühmte grafische Roman, wie sich reale Ereignisse und irrationale Ängste im London Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Massenparanoia ungekannten Ausmaßes ausweiten.

    FROM HELL ist ein meisterlicher historischer Roman über die Natur der Angst, eines der zentralen Werke im Schaffen Alan Moores und einer der herausragendsten grafischen Romane aller Zeiten.
    Cross Cult präsentiert eine aufwendig aufbereitete Neuauflage des Graphic Novel-Klassikers erstmals im edlen Hardcover-Format und zusätzlichem redaktionellen Anhang.

    FROM HELL wurde auf dem Internationalen Comicfestival Angoulême mit dem Prix de la Critique als "Bester Comic 2001" ausgezeichnet.
    »Es ist ein Mammutwerk, das alle Vorstellungen von Comics sprengt: Der Klassiker FROM HELL zeigt alles, was wir über den Serienmörder Jack the Ripper wissen, dessen Schatten bis ins Heute reicht. Ein guter Grund für eine Neuauflage.«
    (stern.de)

    »Die schonungslos präzise, Blut triefende Autopsie eines kriminalistischen und kriminellen Ereignisses, das bis in die heutige Zeit nachhallt. Das Skalpell gehört einem Mörder, doch Moores Hand ist es, die es führt.«
    (Die Welt)

    »Wie der Mörder, dessen Taten nicht die eines Psychopathen sind, sondern eine kontrollierte Kälte ausstrahlen, arbeiten auch Moore und Campbell mit dem Skalpell, um Bild und Wort, belegte Tatsachen und Interpretationen zur unerbittlichen Autopsie einer Gesellschaft zusammenzufügen.«
    (Neue Zürcher Zeitung)

    »Den historischen Schlitzer-Fall haben bisher die meisten Autoren als gepflegte Gruselgeschichte gestaltet. Moore und Campbell hingegen wollen die Mordserie in ihrer unheimlichen Modernität zeigen.«
    (Berliner Zeitung)

    »Ein Buch, das den Leser erschüttert und fasziniert, durch die minutiöse Erzählung wie durch die Dichte des Strichs, fiebrig wie ein krankes Hirn und scharf wie ein Skalpell.«
    (Le Monde)


    Just my 2 cents:
    From Hell. Diesen kurzen, prägnanten Titel muss man erstmal sacken lassen, denn die Schottisch-Englische Koproduktion gehört zu den wenigen Comics, die einen schon als legendär zu bezeichnenden Status erlangt haben. Eines dieser Werke, welches selbst weit über die Nerd-Base hinaus bekannt ist, das in der Community sowieso jeder kennt und über das auch viele „Normalos“ reden, wenn die Sprache auf Comics oder Graphic Novels kommt. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es dann doch weit weniger Leute sind, die den Brocken auch wirklich gelesen haben (vielleicht irre ich mich auch, aber mir kommt es irgendwie so vor). Woran mag das liegen? Vielleicht an den auf den ersten Blick abschreckenden Zeichnungen? Eventuell am mit 600 Seiten doch enormen Umfang? Oder doch am Ruf, dass der Zugang zu der abgründigen Erzählung nicht der Einfachste sein soll? Vielleicht einfach an einer Mischung aus alldem und einer gehörigen Portion Respekt vor einem Werk mit einem solch überlebensgroßen Ruf. Das war zumindest der Hauptgrund, weshalb ich mir das gute Stück erstmal für eine Weile aufgespart hatte.

    Natürlich darf From Hell bei einem Themenmonat zu Jack the Ripper keinesfalls fehlen und durch die Lektüre einiger Moore-Werke, angefangen bei seinen Arbeiten an Spawn über Swamp Thing und einen Teil des Miraclemans bis zu V wie Vendetta hat sich die „Angst“ vor dem Ziegelstein mit der schwarzen Seele nach und nach abgebaut, denn Moores Stil als Autor hat mich bei all diesen Arbeiten nicht ein einziges Mal enttäuscht, scheint mir also zu liegen, der bärtige Zausel. Das Thema selbst interessiert mich sowieso, zumal das Viktorianische London zu einem meiner liebsten Schauplätze zählt, einfach schon der Atmosphäre wegen. An selbige kann ich mich auch im Bezug auf die Verfilmung des Stoffes mit Johnny Depp am ehesten erinnern. Klar, Depps leicht verschrobenes Schauspiel gepaart mit den makabren, düsteren Bildern macht schon was her. Der Rest ist leider, oder zum Glück, nach so vielen Jahren nicht mehr wirklich präsent in meinem Gedächtnis und so konnte ich mich sehr unbefangen daranmachen, die düsteren Gassen Londons unter der Führung von Alan Moore zu erkunden. Doch zu Beginn tauchen wir nicht gleich ein in die schwarz gepflasterten Straßen, nein, wir atmen erst einmal tief durch…

    …und eine Brise salziger Seeluft strömt in die Nase, als im September des Jahres 1923 zwei Gestalten am Strand von Bournemouth entlangwandern. Als die schemenhaften Figuren näher kommen wird klar, dass es sich um zwei ältere Herren, naja, eigentlich schon richtig alte Männer handelt. Wehmütig unterhalten sich die Beiden über die Situation im Land und die politische Lage und es dauert eine Weile bis einer der beiden auf ein Thema zu sprechen kommt, dass ihm schon lange auf der Seele liegt. Der Mann galt einst als Hellseher, hatte Visionen, teils schreckliche Visionen, und in diesem Zusammenhang war er auch der Polizei so manches mal behilflich. Der Name des einstmals königlichen Wahrsagers ist Mr. Lees und der Mann, dem er seine früheren Lügen beichtet ist der ehemalige Detective Frederick Abberline.

    Frederick Abberline ist ein Mann, der es seinen Leistungen und der damit einhergehenden Stellung innerhalb der Polizei verdankt aus den Armenvierteln Londons entflohen zu sein. So ist der Sohn eines Uhrmachers ganz und gar nicht begeistert, als er 1888 in seine alte Heimat, den Stadtteil Whitechapel des Londoner East Ends versetzt wird, um eine Reihe von Morden an Stadtbekannten Prostituierten zu untersuchen. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen in welch schreckliche, sadistischen, erschreckende und intrigante Abgründe ihn diese Ermittlungen führen würden. Auch jetzt, so viele Jahre danach lässt ihn das Erlebte nicht los – und mich als Leser ebenso wenig, sobald ich einmal den Schritt in diese unsagbar finstere Welt gewagt hatte.

    Über die Story selbst brauche ich wohl gar nicht mehr zu schreiben. Viele wissen bereits worum es geht, und auch der erschreckende Hintergrund, der mittlerweile bereits in vielen Werken, sowohl literarisch als auch filmisch, angedeutet wurde ist wohl allen, die sich auch nur ein wenig mit dem Thema beschäftigt haben hinreichend bekannt. All jenen, auf die das nicht zutrifft, will ich die Überraschung, oder auch den Schock keinesfalls verderben! Es gibt wahrlich nichts Erschreckenderes als dieses Werk, wenn ich so Revue passieren lasse welche Comics ich bislang genossen habe. Jeder, der sich diesen Wälzer noch nicht zu Gemüte geführt hat sollte das auf jeden Fall auf seine Liste setzen, auch wenn die Zeichnungen im ersten Moment nicht den eigenen Geschmack treffen.

    Ja, das Artwork wirkt erstmal extrem roh, beinahe ungeschlacht und die dünnen schwarzen Linien könnten auch mit einem etwas auslaufenden, schwarzen Kugelschreiber hingekritzelt worden sein. Hübsch ist da rein gar nichts anzusehen und oftmals muss man ein Panel schon einen Moment länger betrachten um sich gewahr zu werden, was da überhaupt gerade passiert oder mir gezeigt werden soll. Aber nach und nach entdeckt man die ungeheure Kraft, die Eddie Campbell in seinen Bildern transportiert. Da fühlt man sich schon beim Betrachten unwohl, es werden Ängste geweckt und Bedrohungen suggeriert, sodass man gar nicht anders kann als völlig fasziniert und vom Schrecken gebannt Seite um Seite umzublättern.

    Ich gebe es zu, ich musste mich richtiggehend zwingen den Rat eines Forenmitgliedes, ich meine es war @Holzauge, zu beherzigen und nicht mehr als ein Kapitel pro Tag zu lesen. OK, manchmal wurden es zwei, aber mehr auf einmal rate ich wirklich niemandem. Lasst das Gelesene dann erstmal sacken, schlaft eine Nacht drüber und dann weiter. Noch ein persönlicher Tipp von mir: Auch wenn Ihr glaubt etwas nicht ganz verstanden zu haben, oder sich manche Zusammenhänge noch nicht erschließen, einfach weiterlesen. Oftmals klärt es sich dann ein oder zwei Kapitel später, oder man wird zumindest ein bisschen schlauer. Keinesfalls solltet Ihr nach jedem Kapitel oder gar jeder Seite die Anmerkungen dazu im Anhang lesen, das reißt Euch nur aus allem raus! Gebt Euch diese Erläuterungen und den Epilog erst im Nachhinein und blättert dann dabei lieber nochmal zurück um Euch die entsprechende Szene ggf. nochmals ins Gedächtnis zu rufen. Vertraut mir, so habe ich es gemacht und so habt Ihr am Meisten davon.

    Neben dem außergewöhnlichen Artwork, das von Seite zu Seite wirklich gewinnt und ohne welches From Hell einfach nicht das wäre was es ist, passt auch der gesamte Rest der Präsentation einfach absolut perfekt zusammen. Angefangen von der unaufgeregten, größtenteils sehr klassischen Panelaufteilung, die den Fokus somit komplett auf dem Storytelling belässt über das eher ungewöhnliche Lettering, dass mit seinem „gageligen“ Stil sehr unruhig daherkommt und auch ein Stück weit beunruhigend wirkt. Schlussendlich wurde das Ganze von Cross Cult in ein hochwertiges, sehr dunkel gehaltenes Hardcover mit einem schwarzen Lesebändchen gepackt, dass wie die schwarze Seele aus dem Buch herauszüngelt. Nicht zu vergessen der schöne Stilwechsel in Kapitel 5, der verdeutlicht welch ein Meister Eddie Campbell ist, auch wenn man das auf den ersten Seiten vielleicht gar nicht glauben möchte. Es gibt einfach keine perfektere Form diese Geschichte in Szene zu setzen, die von Meister Moore hier so meisterhaft herausgearbeitet wurde.

    Es ist schier unglaublich in welcher geradezu akribischen Detailversessenheit Alan Moore die Ereignisse rund um die wohl berühmteste Mordserie aller Zeiten seziert um sie anschließend zu einer möglichen Wahrheit zusammenzusetzen. Wieviel davon auf Fakten beruht und was aus verschiedensten Quellen zusammengeklaubt wurde? Was reiner Fantasie entspringt und welcher Szene und Annahme lediglich Vermutungen zugrunde liegen? Auch durch welche Denkanstöße der Autor zu selbigen kommt, dass alles wird im umfassenden, 55 Seiten starken Nachwort eindrucksvoll, zusammen mit einigen (zuweilen sogar humorvollen) Anekdoten zur Recherche selbst, vor dem geneigten Leser ausgebreitet. Auch wenn hier wieder deutlich wird, und zum Glück ist Mister Moore in diesem Punkt sehr ehrlich, dass es doch nicht ohne ein wenig Fantasie abgeht, wenn man über Ereignisse schreibt, die vor derart langer Zeit stattfanden, so ist es dennoch kaum von der Hand zu weisen, dass doch in den meisten Theorien, die in ähnlicher Form aus mannigfaltigen Quellen zu verlauten sind, zumeist ein Körnchen Wahrheit zu finden ist – und das ist wahrlich erschreckend genug.

    Ob ich jetzt noch den ungewöhnlichen Aufbau der Erzählung lobe, die teilweise an Hitchcock erinnert, da der Leser oft mehr weiß, als die Protagonisten. Mich über den faszinierenden Einsatz von Visionen mit Bezug zu späteren Zeiten auslasse. Die Verbindung zu historischen Figuren, wie beispielsweise dem Elefantenmenschen (den grandiosen Film von Lynch mal wieder schauen!) herausstelle. Wie die Verknüpfungen zu zeitgenössischen Theaterstücken – Jekyll & Hyde - noch mehr Realismus bringen. Wie herausragend ein ganzes Kapitel aus der Egoperspektive erzählt wird und wie verstörend das wirken kann. Auch wie real alle agierenden Personen wirken, da sie nachvollziehbar und realistisch handeln, dazu die spannenden Einblicke in die inneren Kreise der Freimaurer und…und…und… Ja, ich könnte eine endlos lange Liste an Lobhudeleien ablassen um zu verdeutlichen wie überragend dieses „abgründige, 600-seitige Monster“ doch ist. Aber vielleicht komme ich im Gegenzug stattdessen einfach zu den negativen Aspekten, mit denen From Hell behaftet ist. Keine.

    Meine Wertung: 10/10

    Meisterlicher kann man ein Thema einfach nicht bearbeiten und inszenieren, da gibt es genau nichts woran ich einen Punktabzug rechtfertigen könnte. Natürlich habe ich im Nachgang die zugehörige Verfilmung nochmals gesichtet und ganz kurz: Ja, die kann man gucken, nein, die wird Moores Werk in keinster Weise gerecht. Zum Thema selbst kann man sich sicherlich noch Der Dirnenmörder von London mit einem toll aufspielenden Klaus Kinski geben, in Sherlock Holmes‘ größter Fall trifft der klassische Held auf den Ripper und Ripper Street ist eine wirklich tolle Serie mit nur losen Verbindungen zu den Morden, aber toller Atmo und spannenden Fällen. Die beiden filmischen Verarbeitungen, die mir aber tatsächlich am nächsten am eigentlichen Thema dran waren sind überraschenderweise Sherlock Holmes - Mord an der Themse, der zwar mit Holmes (toller Christopher Plummer) und Watson (sympatischer James Mason) erfundene Figuren in die Hauptrolle setzt, den Rest aber wirklich überzeugend darlegt, dennoch muss der Film knapp hinter dem TV-Zweiteiler mit Michael Caine, Jack the Ripper – Das Ungeheuer von London zurückstecken. Der nimmt sich halt auch einfach die meiste Zeit für die Geschichte.

    Habt Ihr From Hell gelesen? Eure Meinung dazu? Und welchen Film zum Thema findet Ihr am gelungensten?

    VG, God_W.

  • Bei den Watchmen hatte ich mich damals kurz gefasst (also auch eine alte Rezi):

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    Absolute Watchmen

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    Was für ein fetter, bockschwerer Brocken in dem Panini hier das gefeierte Meisterwerk von Großmeister Alan Moore untergebracht hat. Aber sind all die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt, die ich über das Werk schon gehört habe? Um es kurz zu machen: Über weite Strecken ja. Die Strecke ist meisterlich geschrieben und es fällt nicht schwer zu glauben, dass das Werk richtungsweisend für vieles in der Superheldenwelt war, was danach kam. Es ist kaum zu übersehen, dass die Watchmen Wegbereiter für Dinge wie Ennis‘ „The Boys“ und Ähnliches war. Moores stärke Charaktere absolut glaubwürdig wirken zu lassen spielt er wieder perfekt aus und vermutlich habe ich, als jemand der noch nicht allzu viel Superheldenstoff gelesen hat, nur einen Bruchteil aller Anspielungen mitbekommen, die Moore und Gibbons auf den Seiten versteckt haben. Dafür habe ich mich über die ein oder andere Hommage an große Sci-Fi-Klassiker gefreut.

    Apropos Gibbons, sein Artwork empfinde ich als äußerst gelungen, aber nicht Herausragend. Ich könnte mir vorstellen, dass es speziell in der Absicht von Autor und Zeichner lag den Stil klassischer Superheldenreihen zu treffen, was auch wirklich gut gelungen ist, aber ein meisterhaftes Artwork sieht für mich persönlich halt etwas anders aus. Das ist auch wirklich mein einziger größerer Kritikpunkt, denn das Teil ist völlig zurecht ein absoluter Klassiker über den ich noch ein paar Seiten schreiben könnte, aber wie gesagt, keine Zeit. Nur noch kurz zur Einordnung: Im Vergleich zu vielen anderen Comics die ich gelesen habe wären die Watchmen natürlich eine glatte 10/10, aber ich vergleiche die eher mit Moores anderen Werken und da sehe ich z.B. V wie Vendetta knapp dahinter, From Hell noch immer klar vorne und die Watchmen tatsächlich eher auf Augenhöhe mit dem Miracleman, denn auch wenn die Watchmen einen durchdachter erzählten Plot und mehr Komplexität aufweisen können, hat mich beim Miracleman das Artwork einfach geflasht.

    9/10

    Ach scheiß drauf - wenn ich so drüber nachdenke und die Seiten nochmal durchblättere - das Werk verdient einfach nicht weniger, ich mach doch noch ne 10/10 draus. (Aber From Hell ist trotzdem klar besser).

    Die fette Absolute-Edition ist übrigens ein wahres Prachtstück und hilft mit ihrem umfangreichen Bonusmaterial gerade solchen Newbies wie mir, den Wert des Werkes für die Comicwelt nachvollziehbar und greifbar zu machen. Im Nachgang habe ich mir dann zum ersten mal den Snyder-Cut des Films angesehen, der wirklich grandios geworden ist. Hätte nicht gedacht, dass eine so dicht an der Vorlage angesiedelte Adaption möglich ist, auch wenn das Ende etwas abgeändert wurde. Vor Jahren hatte ich die Kinofassung ohne Kenntnis des Comics gesehen und war ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert. Das hat sich jetzt geändert.


    VG, God_W.

  • Bei "V for Vendetta" mag ich die Einfärbung durch DC nicht. Ich bin froh, dass ich damals die Ausgabe von Speed gekauft habe. Ist glaube ich weltweit die einzige Ausgabe, die völlig auf Farbe (von rot abgesehen) verzichtet, nicht nur bei den Kapiteln aus den ursprünglichen Heften aus dem UK.

  • Gotham Central – Band 2: Doppeltes Spiel (Panini)

    Diesen zweiten Gotham-Central-Band fand ich nochmal großartiger, als den Ersten. Er behält alle Stärken des Erstlings bei, allerdings beschäftigt sich die ganze Ausgabe mit einer einzigen großen Storyline, die sich auch noch auf Detective Renee Montoya konzentriert, die schon lange zu meinen Lieblingscharakteren unter den Cops von Gotham zählt. Ich freue mich immer, wenn die taffe Lady mal einen kleinen Auftritt spendiert bekommt, hier ist es jetzt endlich ein großer.

    Irgendjemand versucht der rechtschaffenen Polizeibeamtin mächtig was anzuhängen und geht dabei derart geschickt vor, dass nicht nur bei der „Internen“ Zweifel an Renee‘s Unschuld aufkommen. Geschickt konstruiert und äußerst Detailliert geht Autor Greg Rucka hierbei vor, vergisst aber vor allem auch die menschliche Seite wieder nicht. Knüppelhart ist dabei der Umgang Renee’s Outing als Homosexuelle, ich hoffe inständig, dass das in der Art heutzutage nicht mehr solche Probleme mit sich bringt, schon gar nicht innerhalb der eigenen Familie. Bei den Homosexuellen in meinem Freundeskreis war das so 50/50, aber auch da, wo es Anfangs Probleme gab, konnten die mit der Zeit glücklicherweise beigelegt werden.

    Sehr cool ist wieder der Zusammenhalt innerhalb der Polizeitruppe, wo auch „Frischlinge“ direkt Vertrauen in das Urteilsvermögen ihrer Partner setzen und zusammen an einem Strang ziehen.

    Fast vergessen: Vor der eigentlichen, fünf Hefte umfassenden Story hat Panini dankenswerterweise noch zwei Hefte vorangestellt, die zwar nicht aus der „Gotham Central“-Serie stammen, all jenen, die Montoya noch nicht kennen, aber eine gelungene kleine Einführung bieten. Ich kannte die zwar schon, aber das macht ja nix.

    VG, God_W.

  • Ich lese nebenbei die "Spider-Man Collection v. Michelinie/Larsen". Das Zeug ist ja größtenteils schon bei Condor erschienen. Und tatsächlich wird unser Held hier oft als "Spinne" angesprochen. Ich frage mich, ob das eine kleine Verbeugung vor der Condor-Zeit sein soll. Mehr wenn ich dann irgendwann durch bin.

  • Spider-Man Collection v. Larsen/Michelinie

    Das ist dann alles mit dem Spinnerich von Larsen. Zumindest was bis zum Erscheinen des Wälzers in den USA erschienen ist. Also anders als bei Toddy, in dessen Band nur die auch von ihm geschriebenen Sachen aus "Spider-Man" aufgenommen wurden. Das geht also mit ein paar Gastauftritten los, die dadurch nicht unbedingt vollständig sind. Sein eines Heft des Sechsteilers "The Assassination Plot" und "Acts of Vengeance"-Tie-ins, in denen er die Enigma-Kraft hatte.

    Danach folgen Geschichten mit dem Punisher und Venom bevor es eine Story aus "Marvel Comics Presents" mit Wolverine gibt. Der Clou daran ist, dass sie hier niemand geringerem als dem ersten Captain Marvel zu Hilfe kommen. Vermutlich gab es damals irgendein Jubiläum oder die ersten Hefte wurden gemeinfrei. So ganz direkt sagt man es aber nicht, es ist aber echt deutlich zu erkennen. Der Kumpel Fred, die Tochter Mary, er ist Captain, der Deckname Beck nach dem Erfinder der Figur ... Die Geschichte hat auch seltsame Elemente. Zu den Gegenspielern gehört ein alter Klassenkamerad Peters aus der vierten Klasse. Außerdem sein Zahnarzt, der sich für seinen Bruder rächen will. Optisch wird deutlich gemacht, dass es dabei um den Einbrecher geht, der Onkel Ben getötet hat. So wirklich wurde das aber nie bestätigt noch jemals wieder aufgegriffen. Ebenso wie Spideys Selbstzweifel an dieser Stelle.

    In "Return of the Sinister Six" lässt er in jedem Kapitel einen anderen Superhelden ein Cameo absolvieren. Ist mir früher nie so bewusst aufgefallen. Danach will Spidey seine Kräfte loswerden und muss sich damit rumschlagen, dass Black Cat mit seinem besten Freund Flash angebandelt, um ihm eins auszuwischen. Was mich wundert ist, dass der Spinnensinn bei "Dr. Turner" nicht anschlägt. Dann gibt Cardiac seinen Einstand, Venom wird Spidey für eine Weile für tot halten und unser Held bringt es endlich fertig, den alternden Dieb Black Fox dingfest zu machen.

    Da sind Sachen dabei, die ich bei Condor ziemlich oft gelesen habe, bes. die Rückkehr der Sechs Finsterlinge. Sandman ist eine meiner liebsten geläuterten Figuren. Seit vielen Jahren kommen solche Seitenwechsel immer öfter und ergeben eher selten Sinn. Ich vermute, dass man es beim Sandmann nicht von Anfang an so geplant hat und es sich eher so ergeben hat. Aber da gibt es einen roten Faden, auch wenn die einzelnen Punkte z. T. viele Jahre auseinanderliegen. Spidey und die Fackel haben es ihm ermöglicht, seine Mutter zu besuchen, als Ben Grimm schwer verletzt war, hat Sandy ihn besucht, um mit ihm Karten zu spielen und irgendwann hat er versucht, sich zu bessern. Ich fand das Flash-Felicia-Paar übrigens ganz nett. Besonders nachdem sie gemerkt hat, dass sie doch Gefühle für ihn haben könnte. Ich weiß bis heute nicht, wie das beendet wurde. Ich glaube, dass man das irgendwann einfach nicht mehr erwähnt hat.

    Danach gibt es die von Larsen auch geschriebenen Abenteuer. Zunächst bespricht er mit Beast die möglichen Folgen der Zeugung eines Kindes. Das sind ganz nette Überlegungen. Als MJ später dann wirklich schwanger war, wurde darauf glaube ich gar nicht mehr so genau eingegangen. Aber es sei. Dann nochmal die Sechs Finsterlinge. Warum Electro so bereitwillig mit Ock arbeitet und die anderen entsprechend manipuliert erschließt sich mir nicht so ganz. Aber dafür gibt es eine Menge Gastauftritte. Vom Hulk und Ghost Rider über Sleepwalker und Nova bis hin zu den F4. Solo und Deathlok dürfen auch mitmischen. Schön, dass Spidey gleich an den ursprünglichen Deathlok gedacht hat, den er vor vielen Jahren schon mal getroffen hatte. Cyborg X, für alle die es interessiert, hat eine etwas seltsame Geschichte. Hier wird stark angedeutet, dass es sich bei ihm um Crimson Commando von Freedom Force handelt. Der Dominic von dem er spricht ist Avalanche. Die Sache mit dem Golfkrieg ... Freedom Force wurde in einem Kampf mit dem arabischen Team Desert Sword dezimiert. Später ist Commando dann wieder in normaler Form aufgetaucht. Ohne jede Erklärung. Die steht bis heute aus. Der Status von Cyborg X ist also etwas zweifelhaft.

    In einer Nebenhandlung steht Mary Jane davor, eine Rolle im nächsten Arnie-Film (Schwarzenheimer, nicht der Gouvernator!) zu ergattern. Das Problem: Sie soll eine Nacktszene drehen. Peter verliert dadurch fast sein Frühstück. Was ich daran nie verstanden habe ist, dass man in früheren Zeiten, als sie Model war, im Hintergrund gerne mal Bilder ihrer Arbeit an die Wände gehängt haben. Da war sie das eine oder andere mal ziemlich sicher nackig. Warum also sich jetzt aufregen? Wenn man Marvels "Sliding Timescale" beachtet, müsste man diese Bilder im Internet des Marvel-Universums wohl auf jeder einschlägigen Seite finden.

    Hier ist ein Wort zu den Zeichnungen nötig. Ich bin allgemein nicht der größte Fan von Erik Larsen. Er ist mir oft zu cartoonig. Ich stelle aber fest, dass er mir besser gefällt, wenn er von jemand anderem getuscht wird. Bei den Sachen für "Spider-Man" hat er wohl alles selbst gemacht. Und das gefällt mir optisch ein gutes Stück weniger. Wobei auch das noch besser aussieht, als seine neueren (hm, aus heutiger Sich eigentlich auch nicht mehr ganz so neu) Sachen.

    Die sehen wir dann in drei Heften aus der Zeit nach dem Reboot. Keine gute Zeit für den Spinnerich. Hat mir damals nicht gefallen, hat mir heute nicht gefallen. Wenn ich abschweife führt das auch wieder zu Sandman. In diesem Zeitraum hat er offenbart, dass er im Herzen immer ein Bösewicht war, und er sich nur verstellt hat, um irgendeinen Plan zu verfolgen. Die Details habe ich verdrängt. Die Entscheidung fand ich nie gut. Wird sich auch nicht ändern. Die hier enthaltene Geschichte mit Alistar Smythe ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Und sieht übel aus.

    Zum Abschluss gibt es noch das Finale von "Gang War". Larsens allererste Arbeit am Spinnerich. An den Gesichtern kann man ihn erkennen. Aber seinen Stil hatte er da noch nicht gefunden. Das wäre mal eine Geschichte für "Marvel Must Have". Sofern sie dafür nicht als zu dünn betrachtet wird. Sind ja nur vier Hefte.

  • Spawn #118 (Panini)

    Nachdem die letzten Spawn-Bände ja doch etwas durchwachsen daherkamen, erst erzählerisch und optisch, dann nur noch in Sachen Artwork, geht es jetzt wieder steil bergauf, und zwar an allen Fronten. Auch wenn Todd McFarlane beim Artwork (sogar als Erstgenannter!) aufgeführt ist, merkt man davon zum Glück während des Lesens kaum etwas, das sieht alles enorm geil nach Szymon Kudranski aus, der hier scheinbar so etwas wie seinen Ausstand gibt, denn wenn ich schon mal in den nächsten Paperback lunze, steht da ein anderer Name.

    Die junge Cyan hat besondere Fähigkeiten entwickelt, die nicht mal Al erklären kann, was dazu führt, dass die beiden plötzlich aus der Entzugsklinik verschwinden und fortan als Flüchtige zählen. Gesucht werden sie aber leider nicht nur von der Polizei, das wäre ja viel zu einfach. Eine düstere, actionreiche Hetzjagd, wie sie in filmischer Form nicht fetziger und spektakulärer ablaufen könnte beginn. Auch meine Lieblinge Sam & Twitch sind wieder fleißig am Ermitteln, denn die Leichen hinter Spawns Spur mehren sich, auch wenn die Ursache vielleicht ganz woanders liegt.

    Treibende Story, großartige Bilder, coole Mischung zwischen Police-Action-Thriller, den Horror-Elementen und dem übernatürlichen Einschlag. Neben Cyans Entwicklung und dem allgemeinen Storyfortgang gefällt mir auch Als neuer Buddy Earl richtig gut. Hoffentlich passiert dem nix Schlimmes!

    VG, God_W.

  • Hägar der Schreckliche - Gesammelte Chroniken 2019

    Ich liebe Hägar seit vielen Jahren und bin froh über die schöne Ausgabe des All Verlags, die Ehapa Ausgabe habe ich leider nie komplett besessen.

    Leider sind die Strips seit dem Rückzug von Chris Browne nicht mehr das was sie zu seiner und der Zeit von Dik waren. Immer noch unterhaltsam und manchmal auch witzig aber es fehlt der Charme und das Augenzwickern früherer Streifen. Das war auch schon bei der 2017 Ausgabe so aber ich dachte versuch es noch einmal.

    Trotz der schönen Aufmachung nur eine 6/10.

    Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!

  • God_W. und Kain: Wieder ausführliche Rezis wenn auch von älteren Alan Moore Comics. Immer interessant wie andere diese so sehen, auch ich habe alle mehrmals gelesen. Für mich kommt an erster Stelle Watchmen, liegt möglicherweise daran dass ich den gelesen habe als er zum ersten Mal ab 1989 bei Carlsen in 6 Alben erschienen ist. Auch Heute kann ich mich noch daran erinnern wie wir auf der Kölner Comicbörse uns darüber nach dem ersten Album unterhielten was das für eine geile Story ist und wie diese wohl von Alan Moore beendet wird. An zweiter Stelle kommt V wie Vendetta, ab Juli 1990 bei Carlsen in 6 Alben erschienen. Hier sagte mir eine damalige Freundin als ich Band 1 auf der Börse in Düsseldorf kaufte: Lese ich auf keinen Fall, alles viel zu düster angelegt. From Hell ist für mich sehr komplex und von den Zeichnungen schon gewöhnungsbedürftig, auch die Seitenzahl schreckt einen erstmal ab. Wenn man sich allerdings darauf einlässt ist es ebenfalls ein großartiges Werk welches ich jetzt 3x gelesen habe. Natürlich muss man den Anhang immer wieder zwischendurch lesen!

  • Ganz unterschiedliche Comics gelesen:

    "Unheilige Bräute der Grausigen Sklaven im Düstren Haus der Nacht des finsteren Verlangens"

    Da gibt es einen Schriftsteller, der gerne ernsthafte Bücher schreiben möchte, aber da er anscheinend in einer Parallelwelt lebt, wird er dauernd von seiner Realität (sprechender Rabe, Geister, Zombies und Butler) gestört.

    Die Story von Gaiman wurde von Shane Oakley gezeichnet, auf dessen spezielles Artwork man sich echt einlassen muss.

    Hatschi Kurzgeschichten von Urasawa

    Unterhaltsame kleine Geschichten. Eine hab ich nicht so richtig verstanden, am besten hat mir die Kaiju und die "richtig rum" Geschichte gefallen.

    Batman Stille Nacht, blutige Nacht.

    Das ist ja mal echt cool, der Weihnachtsmann braucht Hilfe von den Helden (die alle überrascht sind, den Weihnachtsmann kennen zulernen), allen voran Batman (aber der kennt ihn ja), weil ihm der Krampus ausgebüxt ist und allerhand Unheil anrichtet und schaurige Kreaturen entsendet. Artwork von verschiedenen Zeichnern, die imo alle gute Arbeit geleistet haben.

    JL vs. Godzilla vs. Kong

    Großartig! Die Legion of Doom bricht in die Festung der Einsamkeit ein um spezielle Artefakte zu stehlen. Einer ist dabei, der noch den Traumstein klaut und damit beginnt das Elend. Dadurch landet die Truppe auf Skull Island und sendet etliche der Kaijus auf die Erde. Und nun müssen die Helden mit denen klarkommen, vor allem weil Sups ausgeknockt wird und es nicht gut um ihn steht. Fantastisches Artwork von Duce und Derenick, also nochmal Großartig!

  • Abend allesamt,

    Ich habe heute den Thor By Cates and Klein Omnibus zu Ende gelesen, war der Run anfangs noch sehr stark würde es mit der Zeit hin vor allem zum Ende hin leider doch eher schwach. Mir hat es auf jeden Fall gut gefallen wie man Thor's neue Rolle als König in den ersten Arcs definiert hatte und ich war auch sehr gespannt darüber was Cates dann noch mit Thanos und Asgard vorhatte und was mit dem neuen Gott der Lügen passieren sollte. Dann kam aber leider der Unfall Cate's dazwischen wodurch dann Torunn Grønbekk einspringen musste um den Run für den danach folgenden Al Ewing Run zuende zu bringen. Das ist auch nicht ihre Schuld und sie hat zumindestens ein paar Sachen wie z.b. die Odin Storyline finde ich zumindest gut zuende gebracht.

    Das Hulk vs. Thor: Banner of War Crossover fande ich ganz in Ordnung, vor allem die Zeichnungen, man muss aber wirklich nichts groß intellektuelles erwarten. War halt Comic typisches Action Gehäuse. Ich musste übrigens immer Mal wieder lachen wenn ich Hulk als Raumschiff in Aktion gesehen habe. :floet:

    Die Zeichnungen in den Band sind meistens sehr stark, wobei natürlich vor allen ein Nic Klein oder ein Salvador Larroca zu erwähnen sind.

    Das Fazit für mich ist das man den Band als Thor Comic Leser empfehlen kann und man hat auf jeden Fall Spaß beim lesen. Jetzt muss ich demnächst Mal den Simonson Run lesen und dann Mal den Heroes Reborn Run anfangen um Mal zu schauen was die dann noch so können.


    PS: Als kleine Erwähnung nochmals die Thor Ausgabe #24 wo ja dann ein Straczynski, Jürgens, Simonson oder ein Aaron zurückkehren und kleine Geschichten zu ihren damaligen Runs schreiben.

    Für mich war aber das Highlight dieser Ausgabe die Agent of Asgard Geschichte von Al Ewing, ich habe ja erst vor kurzem den Journey Into Mystery Omnibus von Kieron Gillen und dann den Loki God of Stories Omnibus gelesen und ich habe den Agent of Asgard Run so genossen weil er Loki als Figur dann endlich komplett neu erschaffen hatte. Ich habe dann direkt die Lust bekommen den Defenders Beyond Comic von Ewing zu lesen weil ich seinen Loki einfach nur toll finde. :top:

    3,5/5 Sterne = 7,5/10 Punkten

  • Savage Dragon 1

    Als Ende der 90er der alte Splitter-Verlag und Infinity die ersten Image-Serien nach Deutschland geholt haben, hat mich eine Sache immer gewundert. Dass sich niemand an "Savage Dragon" gewagt hat. Zugegeben, ich selbst bin nicht der allergrößte Fan von Erik Larsens Zeichnungen. Aber eine gewisse Popularität dürfte er gehabt haben. Er hat Spider-Man gezeichnet, die wohl populärste Figur am deutschen Markt damals. Und selbst Condor, in dem bescheidenen Rahmen, in dem die das gemacht haben, hat Larsen ziemlich gehypet. Aber eine eigene Serie hatte er nie, wenn man von dem kurzen Zwischenspiel im Magazin "Hit Comics" absieht. Die gab es hierzulande erst ca. 30 Jahre später. Und inzwischen läuft sie seit etwa einem Jahr.

    Das erste Magazin enthält die dreiteilige Miniserie mit dem das alles losging. Man merkt, dass man damals noch versucht hat, ein gemeinsames Superhelden-Universum aufzubauen. SuperPatriot hat seinen Cyborg-Körper von CyberData, den Bösewichten aus "Cyber Force" (die auch erwähnt werden). Zwei Kids namens Erik (Larsen?) und Rob (Liefeld?) rennen fast Spawn um. Die Szene gab es auch in einem der ersten "Spawn"-Hefte. Solche Sachen haben sie öfter gemacht. Am Anfang von "Cyber Force" ist z. B. ein auf der Straße schlafender Trunkenbold zu sehen, der von einem Konflikt mit CyberData und den Helden geweckt wird. Der hat sich dann in der entsprechenden Serie als Jacob Marlowe aus "WildC.A.T.s" herausgestellt. Nicht zuletzt der Abgang Jim Lees zu DC hat das mit dem gemeinsamen Superhelden-Universum etwas torpediert. Von den Querelen um Liefeld mal ganz abgesehen (Chapel und Spawn). Bedrock und ein paar andere Mitglieder von Youngblood tauchen auch auf. McFarlane, Silvestri und Liefeld sind also beworben worden. Fehlen Anspielungen auf Jim Lees und Jim Valentinos Ecken des Image-Universums.

    Man erkennt Larsens Einflüsse. Mighty Man ist Captain Marvel (Shazam). SuperPatriot dürfte ein bisschen Cap America in sich haben. Und an einer Stelle ist ein Verbrecher zu sehen, der Wolverines Zwillingsbruder sein könnte. Davon abgesehen spielt er auch auf die eigene Vergangenheit an, als Arachnid einmal als Spider-Man bezeichnet wird. Ganz witzig sind die Nixed Men, auch wenn sie nur kurz zu sehen sind. Damit werden Figuren auf die Schippe genommen, die von John Byrne überarbeitet wurden. Ich weiß nicht was Larsen dazu veranlasst hat, aber zumindest bei "Sensational She-Hulk" kann ich das verstehen.

    Im Grunde ist das Action von vorne bis hinten. Ansatzweise versucht man sich an Sozialkritk wenn es um Rassismus und Polizeigewalt geht. Aber über kurze Bemerkungen kommt das (noch?) nicht hinaus. Wäre das in den letzten Jahren erschienen, würden die Clowns und Neurotiker auf die Barrikaden gehen. Von Mighty Mans Zukunft (aus der Perspektive dieser Ausgabe) fange ich da lieber gar nicht an. Unterm Strich ganz kurzweilig. Der angedrohte Konflikt mit dem Vicious Circle ist durchaus vielversprechend und Dragons Sinnkrise am Ende könnte auch Potential haben.

    Anmerkung am Rande: Dragon lernt ein Mädel names Debbie Harris kenne. Früher am Tag habe ich "Marvel Klassik: Daredevil" abgeschlossen. Im Zweiteiler am Ende gab es ebenfalls eine Deborah Harris. Die sollte später noch etwas wichtiger werden. Wenn Hachette lange genug durchält, werden wir das hierzulande noch sehen. Aber ob das Zufall war oder Larsen sie bewusst nach dieser Figur benannt hat müsst ihr ihn selber fragen.

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