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Alt 25.10.2011, 12:03   #1  
Detlef Lorenz
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gold01 Parallel - Welten

Bevor es hier zu Tarzan-lastig wird, wechsele ich mal das Thema:
Parallel Welten erschien mir als geeigneter Titel, denn hier will ich Sachen vorstellen, die in kein vernünftiges Schema passen. Es geht um Romane, Kuriosa und „Rätsel“!
Vorstellen will ich als erstes eine „Motiv-Aneignung“ – um das mal so zu nennen.




Das ist das Titelbild von Utopia-Großband Nummer 77 im Pabel-Verlag erschienen. Für meinen Geschmack ist es von Rudolf Sieber Lonati gezeichnet, auf der Lonati-Webseite ist es allerdings nicht mit aufgeführt!?

Eine Frau stürzt aus einem Flugzeug oder einem Raumschiff, freiwillig oder unfreiwillig und ein Mann ist durch die offene Lucke zu sehen. Er schaut irritiert, nein, eigentlich sogar ziemlich bestürzt drein. Der Gesichtsausdruck der Frau in Weiß ist nicht etwa entsetzt oder ängstlich, eher als ob sie etwas Endgültiges getan hat und nun mit sich ins Reine gekommen ist. Ein starkes Motiv, künstlerisch Wertvoll würde ich sagen.





Hier haben wir das Fledermaus-Heft Nummer 63, ebenfalls bei Pabel und auch das ist nicht Lonati zugeschrieben. Zu Recht, meine ich diesmal. Da muss jemand allerdings ein recht umfangreiches Archiv zu Hause, oder bei Pabel im Selbigen rumgewühlt haben.
Die fallende Dame scheint mir in den Umrissen einfach durchgepaust zu sein, dann hat der „Künstler“ ihr ein etwas durchsichtigeres Nachgewand (dafür halte ich es) verpasst. Die Frisur ist struppig geraten und die Armbänder der „Utopia-Dame“ fehlen ihr ebenfalls.
Ich hätte mir angesichts dieser Szene auch ein eher ängstliches, ja sogar einen entsetzten Gesichtsausdruck vorstellen können. Der Mann auf dem Dach ballt die Fäuste und macht in keiner Weise Anstalten ihr zu helfen – womöglich ist er sogar der Mörder, der „Runterschubser“.

So ganz hat es der Illustrator dieses Titelbild nicht geschafft den feinen Strich Lonatis zu übernehmen. Schon der Strich, mit dem die stürzende nachgezeichnet ist, ist gröber als der vom Utopia-GB. Nun will ich hier keine Künstlerschelte betreiben, eigentlich fand ich es nur witzig, als mir das Fledermaus-Heft in die Finger gefallen ist und ich sofort das entsprechende Original vor Augen hatte.

Geändert von Detlef Lorenz (10.12.2014 um 09:21 Uhr)
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Alt 25.10.2011, 12:06   #2  
Detlef Lorenz
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Die nächste Abteilung besteht aus zwei Wissens-, oder auch Suchrätseln. Wer aber gelegentlich Comics liest, wird mit der Zuordnung und darum geht es, keine Probleme haben.




Das oben stehende Bild ist dem Heft Der kleine Sheriff Band 71 entnommen. Um seine Leser mehr zu aktivieren und damit an den Verlag zu binden, wurde von der Redaktion des Mondial-Verlages der „Bund der Ritterlichkeit“ ins Leben gerufen. Es ging da um Geheimmeldungen, die nur mittels eines besonderen Zahlenschlüssels entziffert werden konnten. Und Sammelgutscheine wurden benötigt, damit der jeweilige Clubvorsitzende den „Schlüssel“ zugeschickt bekommen konnte. Illustriert war die Seite mit einem Porträt des kleinen Sheriffs und einer Ritterfigur aus der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts.
Kommt eigentlich sehr bekannt rüber, oder – wer kennt den Ritter und woher ist er?




Der BSV-Verlag brachte in seinen Serien häufig wissenswertes aus aller Welt und allen Zeiten. Im Turok-Heft Nr. 14 sah der Leser auf der letzten Seite unter der Überschrift: Der Elasmosaurier! Bilder eines Meeressaurieres. Er erfuhr, dass dieses Tier vor etwa 120 Millionen Jahren gelebt hatte. Es war ein gewaltiger Kämpfer – ist nicht von mir, die Angabe, steht da irgendwo – und er war mindestens 47 Fuß lang. Okay, ein Fuß sind grob 30 Zentimeter, also rund 1410 Zentimeter, bzw. 14 Meter10 - aber das hätte die Red. auch bereits umrechnen können, aber es war halt der BSV-Verlag.

Zwei besondere Knüller hielt der Text des letzten Bildes für den Leser bereit: Wissenschaftler und Historiker glauben, dass der Elasmosaurier die Grundlage für die Drachensagen gegeben hat – so die Aussage der „Fachleute“.

Donnerwetter, eine Echse, die vor 120 Millionen Jahren gelebt hatte, gab das Urbild für die Europäischen und Asiatischen Drachenlegenden. Lagen denn überall komplette Skelette herum und wussten unsere Altvorderen die Knochenstücke richtig zu ordnen und zu deuten?
Weiter interessant ist auch die letzte Zeichnung – kommt die nicht ebenfalls irgendwie bekannt vor und wenn ja, woher?

Geändert von Detlef Lorenz (25.10.2011 um 15:10 Uhr)
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Alt 25.10.2011, 20:44   #3  
Martin
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die letzte Zeichnung habe ich bei Prinz Eisenherz gesehen
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Alt 25.10.2011, 21:30   #4  
Tommeltom
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Ist mir auch gleich aufgefallen. Ich habe die Carlsen SC-Ausgabe von Eisenherz. Besagte Szene befindet sich dort auf Seite 19 und dürfte in der Chronologie der Serie die Originalseite 17 vom 05.06.1937 sein.
Der Drache ist dort ein Riesenkrokodil, dem man in der BSV-Seite einfach noch ein paar Flügel angefügt hat. Der Rest des BSV-Bildes ist nahezu identisch mit dem Eisenherz-Bild.
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Alt 25.10.2011, 23:14   #5  
Detlef Lorenz
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Okay, ihr habt beide gewonnen: Martin konnte den "Elasmosaurier" zwar Eisenherz zuordnen, aber Tommelton wußte es exakt

Und was ist mit dem "Ritter" aus dem Kleinen Sheriff?
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Alt 26.10.2011, 01:22   #6  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Und was ist mit dem "Ritter" aus dem Kleinen Sheriff?
Wer den Nickel nicht ehrt ...
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Alt 26.10.2011, 04:35   #7  
Xury
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...ist des Don Pedros nicht wert.
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Alt 26.10.2011, 10:23   #8  
Detlef Lorenz
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Wenn Eure Antworten nicht abgesprochen waren, ist es ein filmreifer Doppelschlag zweier Nickel-Fans - Bravo!

Heute abend werde ich das Original hier einstellen (lassen - vom fleißigen Lothar)
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Alt 26.10.2011, 12:22   #9  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Wenn Eure Antworten nicht abgesprochen waren (...)
Nicht abgesprochen. Und was haben der Xury und ich jetzt damit gewonnen? Kommen wir im Fernsehen?
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Alt 26.10.2011, 13:09   #10  
underduck
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
...

Heute abend werde ich das Original hier einstellen (lassen - vom fleißigen Lothar)
... das klingt fast wie ein vatikannisierter Halbeiliger

@G.Nem & Xury: Ihr dürft beide wählen zwischen:

2 hochaktuellen Poster- & Kalendermagazinen: Micky Maus und Wendy


oder:

2 hochaktuellen Poster- & Kalendermagazinen: Cars und Tierisch süß
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Alt 26.10.2011, 14:41   #11  
Xury
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Ich weiß nicht, was die liebe heute so geraucht hat, aber sie sollte die Dosis senken...
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Alt 26.10.2011, 14:47   #12  
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Okay! Dann verschenke ich deine Magazine eben an die Nachbarskinder.

PS: ... ich rauche und ich trinke nichts!
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Alt 26.10.2011, 15:22   #13  
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Zitat:
Zitat von underduck Beitrag anzeigen
Okay! Dann verschenke ich deine Magazine eben an die Nachbarskinder.
HALT! STOPP! Ich nehme Cars + Tierkinder! Das entspricht genau der Zielgruppe für die ich arbeite. Obwohl das Disney Postermagazin auch sehr nett ist. Also wenn Xury nix davon mag, nehm ich alle Vier!
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Alt 26.10.2011, 15:32   #14  
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Werde glücklich damit!
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Alt 26.10.2011, 15:36   #15  
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Na dann sage ich schon mal Danke an Xury und den netten !
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Alt 26.10.2011, 22:34   #16  
Detlef Lorenz
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Die Redakteure des Mondial-Verlages „liehen“ sich den Ritter aus dem Hot Jerry / Don Pedro Heft Nummer 19 aus. In Ihm begann die Don Pedro – Erzählung und Nickel startete seine Geschichte gleich mit Wissenswertes aus dem Umfeld des Abenteuers. Er tat dies auf der vierten Umschlagseite, was den Vorteil hatte, dass alles in Farbe abgebildet wurde.



Beim Mondial-Verlag mussten allerdings die Nummerierungen entfernt werden, mit denen Nickel die Ausrüstung und die Bewaffnung des spanischen Ritters erläuterte. Interessant daran ist allemal, dass in den Comic-Redaktionen der verschiedenen Verlage sehr wohl auf die Produkte der Konkurrenz geachtet wurde.
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Alt 10.11.2011, 19:33   #17  
Detlef Lorenz
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Im Folgenden mal wieder eine „Doublette“: Beim Einsortieren fiel mir nicht nur das unten abgebildete Piccoloheft von El Bravo ins Auge, sondern es fiel mir auch die Vorlage ein, die Bignotti als Inspiration diente:





Die „gruselige“ Maske des Häuptlings der Kannibalen erschreckt El Bravo natürlich nicht und es gelingt ihm, den gefesselten und als Hauptmahlzeit vorgesehenen Forscher zu befreien.





„Tarzan against the Goru-Bongara Monster“ heißt die Burne Hogarth-Geschichte, aus der die Maske recht detailgetreu entnommen wurde. Die Abbildung habe ich aus dem Mondial-Heft Nr. 7 entnommen, mir gefällt die Farbgebung dieser frühen Hefte besonders gut.

Die hier vorliegende Gegenüberstellung erfolgt, genau wie vorstehende, von mir und das wollte ich einmal klarstellen, nicht aus Häme oder Spottabsichten. Ich finde es nur interessant, wie sich Zeichner und Redakteure im Metier auskennen und, mehr oder weniger gelungen, Anleihen machen.
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Alt 13.11.2011, 01:08   #18  
Servalan
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Hast Du eigentlich auch National Geographic? Für alles mögliche, was die Zeichner nicht kannten, war das eigentlich die Referenzquelle.

Bei den Frankobelgier wären das eher (populär-)wissenschaftliche Magazine wie Science & Vie, die beispielsweise Hergé und Edgar P. Jacobs als Grundlage für ihre Geschichten gedient hat.
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Alt 14.11.2011, 10:49   #19  
Detlef Lorenz
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Jain ... selber habe ich National Geographic nicht zu hause, habe aber Zugriff darauf.

Sicher haben sich viele Zeichner in diesem Magazin Anregungen geholt, vor allem natürlich die Amerikaner. Für die Franco-Belgier war es halt Science & Vie, das war vor vielen Jahren dort sicherlich leichter zu bekommen. Aber das bei Tarzan und El Bravo rein "zufällig" die selbe Maske aus einem Magazin Pate gestanden hat, wage ich doch zu bezweifeln. Da hat sich einer Anleihen vom anderen genommen und in diesem Fall Bignotti von Hogarth, denn der letztere hat sie als erster gezeichnet und war auch hier in Europa (sogar in Deutschland) relativ leicht verfügbar.

Schön, dass Du Dich im CGN mal wieder sehen läßt ...
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Alt 29.12.2011, 12:17   #20  
Detlef Lorenz
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Den äußerst interessanten Artikel von Oliver Bürger über die Comic-Reihe „Buntes Allerlei“ im neuen Comic Preiskatalog 2012 wollte ich hier an dieser Stelle den Lesern wärmstens ans Herz legen. Er enthält eine bemerkenswerte Auf- und Gegenüberstellung der Hefte aus dem Aller-Verlag mit den Originalheften aus den USA inklusive der jeweiligen Coverabbildungen.

Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen: Erstens und das sicherlich nicht nur mir, sind die US Originale aus dem DC-Verlag meist „sprechende Titelbilder“. Damit will ich sagen, dass neben der Zeichnung Texte in Sprechblasen auf den Inhalt neugierig zu machen versuchen; sie stellen Schlüsselszenen aus dem Inhalt dar, die den Helden oft in prekären Situationen zeigen. In den USA ist das eine gängige Praxis, egal ob in den vierziger Jahren oder in der Jetztzeit, im deutschen Sprachraum sind sie dagegen eher die Ausnahme.

Einige von diesen Ausnahmen stelle ich hier einmal vor:




Das ist die Nummer 9 vom Januar 1954 und zeigt eine Szene aus dem Till Eulenspiegel – Heft, die so nicht vorkommt. Till Eulenspiegel, Münchhausen, Fix und Foxi und Lupo (hier noch „Lubo“ genannt), traten nie gemeinsam im Heft auf – Fix und Foxi sind höchstens öfter mit Lupo alleine „Schlitten gefahren“. Es gab noch zwei - drei weitere „sprechende Titelbilder“ auf Eulenspiegel-Covern, je nachdem, ob man auch lautmalerische Worte als Sprache ansehen will.




Ähnliche Aussagen wie zuvor bei Eulenspiegel gelten auch für dieses Blondie und Dankwart – Heft Nr. 14 aus dem Lehning Verlag von 1962 / 63. Es gibt hier einige mit Texten auf dem Cover, wenn man Ausrufe wie: „Blondie!“ schon als solchen bezeichnen möchte. Allerdings ist dieser Hilferuf von Dankwart durchaus als Hinweis auf eine prekäre Situation für ihn anzusehen -




Interessant sind die umfangreicheren Texte auf den ersten vier Hot Jerry Heften von 1953, hier als Beispiel die Nr. 4. Sprechblasen auf den Covern gibt es auch nur auf diesen Heften, die restlichen sechsundzwanzig weisen keine auf. Auffällig ist diese Praxis vor allem, weil es von diesen Heften Vorläufer gibt, die inhaltlich identisch sind und zwar …




… die vier Hefte von Texasreiter Hot Jerry. Es gab nur diese vier, dann wurde eines der frühsten Nachkriegsexperimente auf dem Comicsektor im Mai 1950 abgebrochen und erst drei Jahre später wieder aufgenommen. „Willy Kohlhoff“ zeichnete – und textete – diese Heftserie ein zweites Mal und dann lief die Reihe unter dem verkürzen Titel Hot Jerry wesentlich erfolgreicher.

Weshalb allerdings die Protagonisten auf den Titelbildern der ersten Serie „stumm“ waren und erst später „zu Worte kamen“, ist unerfindlich – oder weis da jemand mehr?




Hier ein Heft vom Ehapa Verlag, Superman von 1967 in der Tradition der Serie Buntes Allerlei, diesmal allerdings nur mit einem n. Gerade in diesem Jahrgang gibt es viele mit „Covertexten“, allerdings habe ich bei weitem nicht alle Hefte der ganzen Serie daraufhin kontrollieren können.




Erst die farbigen Hefte der Sheriff Klassiker kamen dann mit „sprechenden“ Titelbildern einher, die Cover der schwarz weißen Hefte der Serie blieben stumm, soweit sie mir, recht lückenhaft, vorliegen.




Hier haben wir noch einmal „Blondie“, allerdings diesmal auf einem Cover der Phantom Serie vom Aller Verlag. Nicht irgendeines, es war die Startnummer im Februar / März 1952. Hier sind die Grafiker besonders geschickt vorgegangen und haben Dankwarts wiederholten Hilferuf „Blondie“ als Titelschriftzug mit verwendet. Dass es sich eigentlich um ein Heft einer neuen Reihe – Phantom - handelt, wird erst auf dem zweiten Blick erkenntlich. Der Titel steht hier rechts außen.
Na, interessant, könnte man meinen, wenn es da nicht das nachfolgende Heft in meiner Sammlung geben würde:




Hier sehen wir dasselbe Titelbild der amerikanischen Originalserie vom November 1951, es ist also nur wenige Wochen vor der Phantom-Heftreihe erschienen. Das gesamte Motiv ist hier in einem Rahmen untergebracht, der geniale Weise auf der linken Seite von der hölzernen Hausfassade der Bumstedts gebildet wird. An Stelle des Schriftzuges „Chic Young“ ist bei Aller das Phantom-Signet eingesetzt worden, ansonsten sind die Titelbilder identisch.

Und nicht nur identisch, die vier „Blondie“-Geschichten aus diesem Original erscheinen auch im Phantom - Heft, ebenso die zwei „Halfpager“; der „Onepager“ dagegen nicht, im „Aller“-Heft verlangt das Phantom als titelgebende Serie schließlich sein Recht mit dem ersten Teil einer Fortsetzungsgeschichte. Neben Puzzel, Rätsel und ähnlicher Spiele(1) fehlen im deutschen Heft auch die vier „Halfpager“ von „Colonel Potterby and the Duchess“ von Chic Young, sowie der eine „Halfpager“ „Double Trouble“ von Bill Mac Lean.

(1) Die sind komplett im Heft 10 des ersten Jahrgangs von Phantom nachgereicht worden!


Das Ganze hier ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus den auch im deutschsprachigen Comicbereich vorkommenden „sprechenden“ Titelbildern (wer möchte kann natürlich auch „talking Cover“ sagen ) und soll auch nur als Anregung gedacht sein, es brachte mich aber auf einen Gedanken, den ich demnächst, wohl im neuen Jahr 2012, hier einmal darlegen möchte; bis dahin schon mal an dieser Stelle einen guten Rutsch ins neue Jahr …

Geändert von Detlef Lorenz (29.12.2011 um 12:42 Uhr) Grund: "textliche Feinheiten"
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Alt 04.01.2012, 00:12   #21  
Detlef Lorenz
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Großband-Überformat, Album(Broschüre) und Großband(Heft)

Als nächstes fiel mir beim Durchlesen des Artikels über die Serie Buntes Allerlei auf, das es sich hierbei ja um eine Heftserie handelt. Diese erschien ab Januar 1953 als periodisch erscheinendes Comicheft im Großband(Heft)-Format. Gleichzeitig gab es auch schon die Micky Maus, Tarzan im Mondial Verlag usw. und sonst? War es eigentlich selbstverständlich, dass Comics als Hefte im deutschen Sprachraum erschienen?

Dafür muss ich nun etwas weiter ausgreifen: entgegen der oft vertretenen Meinung erschienen Comics nach „Wilhelm Busch“ nicht erst nach dem Krieg in Deutschland/Österreich/Schweiz. Schon vor dem Krieg, was übrigens eine etwas ungewöhnliche Einteilung ist (vor dem Krieg – nach dem Krieg), denn da stellt sich doch die Frage: gab es während des Krieges vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945 keine Comcis/Romane/Bücher/etc? aber das nur mal so nebenbei bemerkt; Also, wer sich über die deutschsprachige „Vorkriegs“-Comiclandschaft – und da gab es durchaus sogar viele mit Sprechblasen, auch wenn das trotz Beweisen gelegentlich abgestritten wird – in dieser Beziehung informieren möchte, ist mit der Buchreihe Deutsche Comicforschung von „Eckart Sackmann“ bestens bedient. Was es allerdings nicht gab, vor und während des Krieges, waren Comic-Hefte oder –Alben(Broschüren) als eigenständige Reihen im heutigen Sinne, von Sammelbänden, wie Vater und Sohn beispielsweise abgesehen.

In den USA erschienen Hefte dagegen schon deutlich vor dem Krieg ( ), Detective Comics als Heft ab1937, Action Comic ab 1938 und Classic Comics Illustrated ab 1941, sind nur bekannte Beispiele eines Formates, das sich „drüben“ bereits lange Zeit vor dem deutschen Sprachraum durchgesetzt hatte. Hier dagegen wurde mit der Form ab 1945 experimentiert. Im Folgenden habe ich eine Liste aufgestellt, die ohne Anspruch auf Vollständigkeit Comicausgaben von 1945 bis Januar 1953 die Unsicherheit der Verlage in Bezug auf das Format aufzeigen soll. Bei einigen Heften, bzw. Serien habe ich die Anzahl der Nummern dazu geschrieben. Dies aber nur dann, wenn es sich um ein bis höchstens drei Ausgaben handelt.

Christmas Tree Christbaum, GbÜ 1945, ein Heft (erstes Comic-Heft nach dem Krieg)
Peterle als Reporter, Gb 1947 Nr. 1-4
Tim Tam, BrQ und BQ 1947, Nr. 1, 2
Jackel und Bastel, Klb 1948 Nr. 1,2
Jagd nach dem Atomgeheimnis, GbÜ 1948, ein Heft
Blonder Panther, GbÜ Februar 1950
Texasreiter Hot Jerry, GbÜ Mai 1950
Michael Track, GbÜ Juli 1950
Weisse Göttin, GbÜ Oktober 1950
Supermann, Gb, Okt/Nov 1950, Nr. 1-3
Prinz Eisenherz, Broschüre 1951
Micky Maus, Gb, September 1951
Tim der pfiffige Reporter, Broschüre, 1952
Phantom, Gb April 1952
Illustrierte Klassiker Rudl, Gb, September 1952
Tarzan, Klb, September 1952
Buntes Allerlei, Gb Januar 1953

Wenn diese Aufstellung nicht allzu danebenliegt, ist erkennbar, dass sich ab spätenstens1953 das Großband-Format durchgesetzt hat. Im Laufe des Jahres kam dann zwar noch das Piccolo-Heft hinzu und auch das Album begann sich zu etablierten. Was aber noch deutlich zutage tritt, mit dem Erscheinen der ersten rein amerikanischen Serien wie Supermann, Prinz Eisenherz und Micky Maus hatte das „amerikanische“ Format das bis dato dominierende italienische Großband-Überformat – und nicht nur in den Serien wir Blonder Panther, Weisse Göttin abgelöst, denn selbst deutsche Reihen wie Texasreiter Hot Jerry sprangen zuerst auf den italienischen Zug auf. Erkennbar ist das daran, dass der Neustart von Hot Jerry im Juni 1953 nun im Großband-Format erfolgte. Sicherlich haben auch die Händler ihren Anteil an dieser Umstellung, denn kleinere Formate erlauben eine Präsentation von mehr Serien. Das vermute ich allerdings nur, sehe mich aber auf dem richtigen Weg, denn ein paar Jahre später haben ebenfalls die Händler die Piccolo-Reihen vom Verkauf wegen zu geringer Verdienstspannen verbannt.

Das vorstehende ist natürlich keine wissenschaftliche Analyse, ich habe auch nicht den ganzen Preiskatalog auf Erscheinungsdaten und Formate durchforstet, aber ich denke, im Trend richtig zu liegen. Es war einfach eine Zeit des Tastens und Versuchens seitens der Verlage um das richtige Format und die richtigen Serien heraus zu bringen.
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Alt 04.01.2012, 09:24   #22  
KommissarX
2023 verstorben
 
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Hallo Detlef ! Deine Beiträge Parallell-Welten , finde ich prima , Mach weiter so..
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Alt 13.01.2012, 10:43   #23  
Detlef Lorenz
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Novelle trifft Comic

Bestens geeignet für eine kurze und prägnante Erzählung mit durchaus literarischen Ansprüchen ist eine Novelle; diese soll laut Definition: „ (…) ohne Umschweife auf den Höhepunkt der Handlung zustreben. Sie soll nur das zum Verständnis unbedingt notwendige enthalten; daraus ergibt sich eine gestraffte, knappe Form der Erzählung und ein vom Inhalt her bestimmter, meist dramatischer Stil – überwiegend in Prosa (das Letztere erspare ich mir zu definieren, das mag der interessierte Leser selber tun )“.
Ein Comic soll eine Geschichte mit Bildern transportieren, egal, ob mit Text, wenig, oder gar Sprachlos. Er kann aus zwei bis drei Bildern bestehen, kann aber auch eine Endlosfortsetzung sein.

Vermischt man beides habe ich qua der vorstehenden Erläuterungen diese Woche einen grafischen Comic, eine Grafische Novelle, oder hier korrekter, eine graphic novel gelesen: So läuft das Spiel, geschrieben und umgesetzt von „Will Eisner“, dem Erfinder des Genres.(*) Diese Geschichte findet sich in u. a. in dem Hardcover-Album „Lebensbilder“, voriges Jahr bei Carlsen herausgekommen. Auf rund einhundert siebzig Seiten breitet Will Eisner die Geschichte der Familie Arnheim über rund 150 Jahre aus. Das ist zwar nicht kurz und knapp, aber durch die Einteilung in jede für sich lesbare Kapitel gelingt Eisner mühelos der Sprung vom Roman zur Novelle. Und graphic (hier Comic) im besten Sinne sind seine Zeichnungen allemal, voller Ideen in der grafischen Umsetzung, detailreich wo es nötig ist und sparsam in den Strichen wo es inhaltlich nur auf das wesentliche ankommt.







Die angesehene Familie Arnheim geht auf jüdisch-gläubige Emigranten aus Deutschland zurück, die gegen 1840 aus einer wirtschaftlichen Notlage nach Amerika auswanderten. Dort schafften sie es mit Fleiß, Geschick, Ideenreichtum und Ellenbogen zu Wohlstand und Einfluss zu gelangen. Innerhalb der jüdischen Gemeinde in den USA geht es dabei nicht anders zu, als bei den anderen religiösen Gruppierungen, Ethnien, Nationalitäten: es gibt Snobs, Wohltäter, elitäre Dünkel – selbst in der eigenen Welt – gesellschaftliche Schranken, die kaum zu überwinden sind, es sei denn „man“ passt sich total an. All diese menschlichen Eigenschaften karikiert und definiert Eisner in unnachahmlicher Manier; es fiel mir schwer, mittendrin das Buch beiseite zu legen, als dringender (Sport-)Termin anstand!

Also ein lesenswerter wunderschöner Comic!

(*) Laut Comic-Geschichtsforschung soll Will Eisner um 1978 seinen Comic „Ein Vertrag mit Gott“, ein Hardcover-Comic-Buch, das eigentlich aus voneinander unabhängigen Erzählungen besteht, versucht haben es Buchhandlungen anzudienen. Um aber auch die in den USA durchaus bestehende „elitäre“ Barriere zu knacken, soll er auf die Idee gekommen sein, es eine graphic novel zu nennen. Und das haben wir nun davon! es geht inzwischen so weit, das ich im vorigen Jahr in der Buchhandelskette „Borders“ – hier in Napels/Florida - nicht mehr die Abteilung mit Comics gefunden habe, sondern nur noch graphic novel. Dort tummelten sich jetzt neben tatsächlichen oder eingebildeten graphic novels sämtliche Superhelden und wer will behaupten, dass das Superheldengenre nicht ebenfalls grafische Novellen produziert .
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Alt 13.01.2012, 15:39   #24  
Ringmeister
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Du machst den Übersetzungsfehler novel = Novelle.
Das stimmt so nicht: Novel (engl.) bedeutet Roman und sagt nichts über den Umfang des Werkes aus, während Novelle (dt.), die du korrekt über, "gestrafft, knapp" definierst, mit Novella (engl.) übersetzt wird.

Eine "Graphic Novel" ist also ein "Grafischer Roman" und kann so viele Seiten haben, wie es dem Autor genehm ist.

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 13.01.2012, 16:12   #25  
Detlef Lorenz
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Obwohl ich dir natürlich geglaubt habe habe ich doch mal genauer als vorher nachgeschaut und fand dich bestätigt

Gefunden habe ich dann allerdings noch unter Novelle den englischen Begriff short novel, also Kurz-Roman und das scheint mir dann wieder halbwegs konform mit meinen obigen Aussagen
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