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Alt 25.03.2024, 08:15   #1976  
Peter L. Opmann
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Doch, diese Rückblende gibt es.

Deine Erinnerung nach Jahrzehnten scheint besser zu sein als meine nach einem Tag...
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Alt 25.03.2024, 09:49   #1977  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Gene Kelly und Hagen sind ein Stummfilm-Traumpaar. (...) Inzwischen beginnt mit „The Jazz Singer“ die Tonfilmzeit. Kelly und sein Team halten das zunächst für eine vorübergehende Mode, aber der Produzent sieht sich bald gezwungen, ebenfalls einen Tonfilm auf den Markt zu bringen, natürlich mit Kelly und Hagen. Dabei gibt es aber eine Schwierigkeit: Hagen kämpft nicht nur dauernd mit dem Mikrofon, sondern hat auch eine unmögliche Piepsstimme (was sie selbst allerdings gar nicht wahrnimmt).
In dem Punkt trifft der Film die Stimmung ja genau. Bei mir steht zum Beispiel die Monographie The Shattered Silents: How the Talkies Came to Stay (1978) von Alexander Walker, in der sich das nachlesen läßt. Für die Schwierigkeiten eines Stummfilms, dessen Stimme für den Tonfilm zu piepsig klingt, dürften sich einige Vorbilder finden lassen; und deren Karriere brach dann nach dem Durchbruch des Tonfilms plötzlich ab.

Zum Erfolg hat bestimmt auch die Kombination eines Musicals mit Technicolor beigetragen. Außerdem dürfte sich ein Teil des damaligen Publikums noch an den Umbruch der Filmtechnik erinnern oder zumindest unbewußt wahrgenommen haben.
Bei einem Musical sehe ich das entscheidende Detail weniger in einer Geschichte - die kann ruhig dünn und dürftig sein -, sondern eher in einer präzisen, gleitenden Inszenierung. Dabei wird die fließende Choreographie der Schauspieler durch stilisierte Kameraarbeit und Bildkomposition, rhythmisierten Schnitt und eine passende Musik in den Vordergrund gestellt. In der Hinsicht war Gene Kelly mit seinen Beinen ein Facharbeiter.

Geändert von Servalan (25.03.2024 um 10:05 Uhr)
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Alt 25.03.2024, 11:17   #1978  
Peter L. Opmann
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Er war sicher einer der besten.

Daß mir die Story von "Ein Amerikaner in Paris" dürftig vorkommt, ist eine rein subjektive Sache. Ich würde nie soweit gehen zu sagen: Die Musicals taugen nichts. Aber ich möchte doch in einem Film vor allem eine Geschichte erzählt bekommen.
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Alt 25.03.2024, 11:39   #1979  
Crackajack Jackson
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Damals wurde schon sehr viel experimentiert. Ich erinnere mich da an einen Tanz von Gene Kelly mit Tom und Jerry.
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Alt 25.03.2024, 12:32   #1980  
Nante
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Ich bin jetzt auch nicht so ein großer Musical-Fan aber ein paar Verfilmungen aus der Zeit waren echt gut. Mein persönlicher Favorit ist "Kiss me, Kate". -
Und "Too Darn Hot“ werden wir im Sommer wohl wieder alle stöhnen.

Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.
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Alt 26.03.2024, 10:44   #1981  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
„Kap der Angst“ (1991) von Martin Scorsese
Das ist für mich immer noch einer der besten Filme mit Robert De Niro. Ich habe ihn erst kürzlich wieder im Flugzeug, also mit minimaler Bildschirmgröße, gesehen und finde ihn immer noch überzeugend. Diese völlige Machtlosigkeit dagegen, dass sich jemand ins eigene Leben schleicht, ist beklemmend und sehr gut dargestellt. Dass dich De Niro über hunderte von Meilen am Unterboden des Fahrzeugs festbindet (meine Erinnerung sagt, dass er sich irgendwie festbindet und nicht "festkrallt", aber ich kann mich täuschen), ist natürlich unrealistisch, aber für mich trotzdem in der Filmlogik plausibel (letztlich ist es genauso unrealistisch, dass De Niro nachts ins Haus kommt, obwohl alles abgesperrt und doppelt gesichert ist). Bei den letzten Szenen am Hausboot gebe ich Dir recht, das sind ein oder zwei Runden des doch wieder Auftauchens zuviel, aber beim ersten Sehen im Kino war ich so gefesselt, dass ich das akzeptiert habe.
Zitat:
Ab da könnte er sie entehren,
Noch eine kurze Bemerkung: ich mag dieses Wort nicht, das entstammt einer patriarchalen Sichtweise und einer Täter-Opfer-Umkehr. Keine Frau wird "entehrt", weil ein Mann etwas mit ihr macht, egal ob mit oder ohne Zustimmung. Entehrt wird immer höchstens der Verbrecher durch seine eigene Tat, aber niemals das Opfer. (Ich muss da - in etwas anderem Zusammenhang - an Otto Wels denken.) Leider wird das von manchen Leuten immer noch anders gesehen.
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Alt 26.03.2024, 11:29   #1982  
Peter L. Opmann
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Ich hatte überlegt, das Wort "entehren" in Anführungszeichen zu setzen. Verwendet habe ich es, weil ich keine drastische Sprache wollte. Anführungszeichen verwende ich aber eigentlich nur zum Zitieren. Also hätte ich lieber noch nach einem anderen Begriff suchen sollen. Ohne länger nachzudenken, fällt mir aber immer noch keiner ein.
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Alt 26.03.2024, 12:58   #1983  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Diesmal habe ich mich in ein Genre verirrt, mit dem ich recht wenig anfangen kann: das Filmmusical.
Kannst Du nur mit Filmmusicals oder auch mit Musicals wenig anfangen?

Ich gehöre auch zu den Leuten, die sich stundenlang Eiskunstlaufwettbewerbe anschauen könnten (wenn man denn stundenlang Zeit hätte). Mir gefällt diese Verbindung von Musik und Athletik in kleinen 4-Minuten-Häppchen. Dabei bin ich überhaupt kein Tänzer, ich war noch nie in meinem Leben in einem Tanzstudio, einer Discothek oder einem Club. Aber ich lese ja auch Comics, obwohl ich nicht zeichnen kann.

Wenn ich von der Musik begeistert bin, kann ich über Handlungsschwächen hinwegsehen. Gershwin- oder Porter-Musicals kann ich immer wieder sehen. Die West Side Story (alt) ist toll choreographiert, mir hat auch die neue Version gefallen. Die meisten Filmmusicals sind sicher Komödien, und das ist wohl das Problem; bis auf wenige Ausnahmen (z.B. von Wilder) kann ich Komödien, vor allem Beziehungskomödien, aus den 40er bis 60er Jahren kaum noch ansehen. Selbst die Story von My fair lady, meinem absoluten Lieblings-Musical, ist heute fast zum Fremdschämen, am Ende bringt Eliza ihrem Professor Higgins die Pantoffeln, meine Güte. (Vor ein paar Jahren habe ich eine neue Inszenierung in New York gesehen, wo sie die Pantoffeln am Ende nicht bringt, sondern selbstbewusst den Raum (und auch Higgins?) verlässt. Fand ich gut, hat aber nicht jedem Traditionalisten gefallen.)

Aber ich schweife ab. Die hier besprochenen Filmmusicals habe ich beide vor Jahrzehnten gesehen, aber ich weiß nur noch, dass mir die Musik gefallen hat.
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Alt 26.03.2024, 14:25   #1984  
Peter L. Opmann
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Das ist nicht leicht zu beantworten.

Zunächst mal wollte ich das Filmmusical nicht einfach abtun - ich bespreche keine Filme nur der Vollständigkeit halber. Aber ich bin kein großer Fan und also auch kein großer Kenner.

Zur Musik: Ich bin eher mit Rockmusik sozialisiert. Die Bemühungen von Gershwin, klassische und populäre amerikanische Musik zu verbinden, erkenne ich an; mit Songs wie "You are my Lucky Star" habe ich eher Schwierigkeiten.

Zur Handlung: Seit der Oper hat sich nichts daran geändert, daß man das Geschehen vereinfachen muß, um Platz für die Gesangsstücke zu schaffen. Und ich sagte bereits: Mir ist die Handlung wichtig.

Zum Genre insgesamt: Richtig, die Form eignet sich eher für Komödien, aber die sind dann auch noch meist recht oberflächlich. Also das ist meist nichts, was zur Auseinandersetzung herausfordert, sondern ist nur zur Zerstreuung bestimmt. Daß sich mit Musik und Tanz alles auf einer abstrakteren Ebene ausdrücken läßt, was man sonst durch Schauspielerei ausdrückt, finde ich interessant, aber hat mich noch nicht dazu gebracht, mich mit (Film-)Musicals näher zu beschäftigen.

Um nicht mißverstanden zu werden: Ich mache mich über Leute, die stundenlang Eiskunstlauf verfolgen, nicht lustig - doch das ist eher nicht meins.
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Alt 26.03.2024, 19:50   #1985  
Phantom
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Ich habe dich nicht missverstanden. Jeder verschwendet einfach seine Lebenszeit auf eine andere Art. Die einen (z.B. ich) können nicht verstehen, warum man seine Zeit mit Computerspielen vergeudet, andere fragen sich, welchen Nutzen es haben soll, Comics zu lesen. Oder Filmmusicals anzusehen.

Ok, wenn Du den Anspruch hast, dass ein Film Dich irgendwie intellektuell herausfordert, dann wird's mit (Film-)Musicals schwer. Aber wenn ich z.B. in einem Konzert Dvoraks 9. Symphonie höre, findet da bei mir keine intellektuelle Auseinandersetzung statt, ich höre einfach nur zu und bin fasziniert. Genauso, wenn ich bestimmte Jazzstücke höre. Oder z.B. die Rhapsody in Blue; da muss ich nicht darüber nachdenken, dass hier verschiedene Musikstile vermischt werden, mich berührt es einfach.

Zerstreuung ist das aber nicht, meine Gedanken zer-streuen da nicht, sondern fokussieren sich völlig auf die Musik. Dass da keine Handlung dabei ist (von Programmmusik abgesehen, die ich Banause aber sowieso nicht erkenne), stört mich nicht. Beim (Film-)Musical kommt zur Musik noch Handlung, aber die brauche ich eigentlich nicht unbedingt, wenn die Musik gut ist. Deswegen ist es dann für mich auch nicht so schlimm, wenn die Handlung lächerlich ist. Welche Musik einen umhaut, ist natürlich subjektiv, mit Rock habe ich nicht sehr viel am Hut (für mich meist nur laut mit viel Geschrei, soll wohl rebellisch sein, aber ich selber war noch nie rebellisch), aber wenn ich "I could have danced all night..." höre, bin ich hin und weg.

Und seit ich den letzten Beitrag gelesen habe, pfeife ich die ganze Zeit "You are my lucky star" vor mich hin. Wie werde ich den Ohrwurm wieder los?
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Alt 28.03.2024, 06:15   #1986  
Peter L. Opmann
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Ein Kuriosum der Filmgeschichte: Friedrich Wilhelm Murnau und Robert Flaherty, zwei herausragende Filmschaffende der Stummfilmzeit, taten sich zusammen, um „Tabu“ zu drehen. Der Film wurde 1929 auf Tahiti vorbereitet, 1930 gedreht und kam 1931 stumm heraus. Es gibt auch keine Zwischentitel. Die wenigen Informationen, die der Zuschauer braucht, werden in Briefen vermittelt. Sowohl Murnau als auch Flaherty hatten bereits Kassenerfolge geliefert, aber dieser Film paßte so wenig ins Konzept der Studios, daß er nur in Spezialkinos gezeigt wurde und keine Chance hatte, seine Kosten einzuspielen. Meine Aufnahme stammt übrigens vom Stummfilm-Festival 1995 in Esslingen.

Flaherty, ein Pionier des Dokumentarfilms mit speziellem Augenmerk auf Naturvölkern, wollte eine weitere Dokumentation drehen. Murnau, der den Film mit eigenen Mitteln weitgehend selbst finanzierte, nachdem die Produktionsfirma pleite gegangen war, hatte eher eine Abenteuergeschichte im Stil von Joseph Conrad im Sinn und setzte sich weitgehend durch. Aber es gab keine Stars (auch aus finanziellen Gründen) und keine genregerechte Handlung. So sah die Paramount, die den Verleih übernommen hatte, keine Chance, den Film kommerziell zu verwerten. Am Originalschauplatz zeigt er den Kampf eines Perlentauchers um seine Geliebte, die den Göttern geopfert werden soll; relativ nahe an der Realität. Aber das war nicht das, womit Hollywood üblicherweise sein Geld verdiente: Stars und eine Genrehandlung, in der sich das Publikum wiedererkennen oder in die es sich hineinträumen konnte.

Hitu, Botschafter eines polynesischen Königs, kommt auf die Insel, um eine neue „göttliche Jungfrau“ zu bestimmen, nachdem die bisherige gestorben ist. Die Wahl ist auf Reri gefallen, die eben eine Liebesbeziehung zu Matahi begonnen hat. Der Hintergrund des Tabus, das auf sie gelegt wird, bleibt ziemlich vage: Wer hat sie warum ausgewählt? Wird sie nun geopfert oder nicht – und zu welchem Zweck? Jedenfalls darf nun kein Mann sie mehr berühren. Aber Matahi und Reri fliehen auf eine Insel, wo bereits Zivilisation herrscht und sie unterzutauchen hoffen. Aber Matahi hat keine Ahnung von Geld – die Perlen, die er beim Tauchen gewinnt, verschenkt er freigiebig. Als Hitu auf die Spur des Paars kommt, kann er kein Schiffsticket kaufen, um mit Reri weiterzufliehen.

Matahi geht noch einmal tauchen, an einer wegen Haien sehr gefährlichen Stelle. Aber er holt erfolgreich eine weitere Perlmuschel herauf. Reri ist aber so von Angst und Schuldgefühlen gequält, daß sie freiwillig mit Hitu mitgeht. Matahi sieht bei seiner Rückkehr noch Hitus Boot sich entfernen und schwimmt hinterher. Als er mit einem Seil an Bord klettern will, schneidet es Hitu durch, und Matahi bleibt zurück und ertrinkt. Also eine sehr einfach erzählte, nicht sehr gewitzte Geschichte. Ihre Stärke ist die Exotik, die sicher stark von Flaherty bestimmte Schilderung des Lebens der Inselbewohner. Murnau fügte eine düstere Atmosphäre hinzu, voller Vorahnungen und Fatalismus. Der Film hat zwei Teile: Einer ist „Paradise“ betitelt, der andere „Paradise lost“,

Daß „Tabu“ der Produktionsweise in Hollywood keine neue Richtung oder neue Impulse gab, kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Der Film übt eine Faszination aus, die aber darin begründet ist, daß es wenig ähnliche Filme gibt. Für ein solches halbdokumentarisches Abenteuer-Melodram immer wieder ins Kino zu gehen, kann ich mir nicht recht vorstellen. Als einzigartiges Werk der Filmgeschichte hat „Tabu“ fraglos seinen Wert. Es gab damals sogar einen Oscar für die beste Kamera, und inzwischen ist der Film in die National Film Registry aufgenommen worden. Es war übrigens Murnaus letzte Arbeit. Er starb kurz vor Fertigstellung des Films 1931 bei einem Autounfall nahe Santa Barbara. Flaherty drehte bis 1948 unter großen Mühen noch eine Handvoll weiterer Dokumentarfilme.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2024, 06:46   #1987  
Marvel Boy
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Interessant, ich hab von dem Film schon gehört ihn aber noch nie gesehen.
Danke das du auch so seltene Perlen vorstellst.

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Alt 28.03.2024, 06:53   #1988  
Peter L. Opmann
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Ich bespreche hier praktisch alles, was ich an Kinofilmen zwischen 1990 und etwa 1998 auf Video aufgenommen habe.

"Tabu" gibt's mehrfach auf youtube.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2024, 07:00   #1989  
Marvel Boy
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Dann werde ich den da mal schauen, irgendwann in den Sommermonaten, wenn ich etwas mehr Freizeit habe als momentan.

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Alt 30.03.2024, 06:43   #1990  
Peter L. Opmann
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Jetzt zu einem Stoff, der mehrmals verfilmt worden ist: Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“. Diesmal vergleiche ich aber nicht Original und Remake, sondern die klassische Verfilmung von William (Wilhelm) Dieterle von 1939 mit der aufwendigsten Neufassung, der von Jean Delannoy von 1956, Es gab bereits mehrere Stummfilmversionen, davon eine bemerkenswerte von 1923 mit Lon Chaney als Glöckner, die man sich in der englischen wikipedia ansehen kann. Das Remake von 1956 war eine französische Produktion, und es ist einzusehen, daß die Franzosen gern einen Film nach diesem bedeutenden Roman drehen wollten. Davon abgesehen aber gilt das Werk von 1939 mit Charles Laughton in der Rolle des Glückners aber als schwer zu übertreffen. Deshalb kam später hauptsächlich noch ein Disney-Zeichentrickfilm.

Der Dieterle-Film entstand bei RKO, dem zuletzt gegründeten der großen Studios. Für RKO war es mit zwei Millionen Dollar eine der teuersten Produktionen der 1930er Jahre. Aber obwohl sich 1939 die Großfilme in den amerikanischen Kinos drängten (unter anderem „Vom Winde verweht“, „Das zauberhafte Land“, „Ringo“, „Sturmhöhe“, „Die wilden Zwanziger“ und „Mr. Smith geht nach Washington“), machte der „Glöckner“ ordentlich Gewinn. Obwohl an der Roman-Handlung einiges verändert wurde (am Drehbuch schrieb der deutsche Schriftsteller Bruno Frank mit), gilt er als die Verfilmung, die der Vorlage am meisten gerecht wird.

Es ist sozusagen eine Vier-, in gewissem Sinn sogar Fünfecksgeschichte. In einer Ecke haben wir Maureen O’Hara in ihrer ersten Hauptrolle als verführerische Zigeunerin (ich weiß, dieser Begriff ist inzwischen problematisch) Esmeralda. Um sie herum kreisen von Liebe entflammt der Poet Gringoire (Edmond O’Brien), der königliche Soldat Phoebus (Alan Marshal) und der Kirchenmann Frollo (Cedric Hardwicke). Und auch der behinderte, bucklige Quasimodo (Laughton) und Esmeralda fühlen sich irgendwie zueinander hingezogen. Im Paris des Jahres 1482, also an der Schwelle zur Neuzeit, wollen die Pariser alles fahrende Volk aus der Stadt vertreiben. Esmeralda findet in Notre Dame Kirchenasyl, gerät jedoch mehrfach in Schwierigkeiten. Zunächst heiratet sie pro forma Gringoire, den sie damit vor dem Tod bei der Bettlerorganisation von Paris bewahrt. Attraktiv findet sie allerdings den Hauptmann Phoebus, der ihr jedoch nur Treue für eine Nacht versprechen will. Kurz darauf wird er erstochen aufgefunden – der Verdacht fällt natürlich auf Esmeralda.

In Wirklichkeit ist Frollo der Mörder aus Eifersucht, der aber zugleich so komplexbeladen ist, daß er am lautesten die Todesstrafe für Esmeralda fordert (in seinen Augen ist sie das personifizierte Böse). Ihr Geständnis wird durch Folter erzwungen. Als sie aber unter dem Galgen steht, schwingt sich Quasimodo von Notre Dame herab und bringt sie auf den Türmen der Kathedrale in Sicherheit. Trotz des Schutzes der Kirche fordert der aufgestachelte Mob ihren Tod. Bettler und Handwerker der Stadt versuchen vereint, Notre Dame zu stürmen, aber Quasimodo läßt Steine und siedendes Blei auf sie herabregnen. Frollo will Esmeralda nun eigenhändig umbringen, aber im Kampf mit Quasimodo wird er in die Tiefe gestürzt. Esmeralda erhört nun endlich Gringoire, und Quasimodo wünscht sich, aus Stein zu sein wie die Fassadenfiguren seiner Kirche.

„Der Glöckner von Notre Dame“ ist keine richtige Abenteuergeschichte. Der Hauptakzent liegt auf der Darstellung einer Welt, die sich am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit befindet. Das wird durch die Druckerpresse symbolisiert, die Gringoire zur Verbreitung von Gedichten nutzt, mit denen er die Masse (zum Guten) beeinflußt. Ein recht sympatisch gezeichneter König Ludwig XI. (Harry Davenport) nimmt das anerkennend zur Kenntnis. Eindrucksvoll ist die Darstellung des Glöckners; Laughton, der eine angemessen grauenerregende Maske trägt, legt ihn ähnlich wie Karloffs Monster von Frankenstein an: verachtet, mißverstanden, aber zu menschlichen Gefühlen fähig. Er spielt den Quasimodo auch als geistig zurückgeblieben mit nur wenigen Sätzen Dialog, was sicher schwieriger ist, als einen klugen Menschen darzustellen. Ein Plus des Films sind zudem die Nachtszenen, die an den Film Noir oder auch an deutsche Horrorfilme der Stummfilmzeit erinnern. In meiner Literatur wird „Der Glöckner von Notre Dame“ aber nicht immer als Horrorfilm einsortiert. Die Ansagerin weist übrigens zu Beginn darauf hin, daß der Film Anspielungen auf Nazi-Deutschland enthält, was für mich nicht so deutlich wird. Man sieht deutlicher Parallelen zu unserer Zeit mit der teils aufgehetzten, offen ausländerfeindlichen Volksmenge.Vielleicht kommen ein paar Besonderheiten des Films noch zur Geltung, wenn ich zum Vergleich die Fassung von 1956 sehe.
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Alt 30.03.2024, 07:53   #1991  
Nante
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Ich kenne nur die fr. Verfilmung mit A.Quinn als Glöckner.

Ich denke aber, das Problem bei ALLEN Verfilmungen besteht darin, das Mammutwerk im wesentlichen auf Quasimodo und Esmeralda einzudampfen.
Das geht ja schon beim Titel los, denn beim Originaltitel von Hugo ist ja vom Glöckner keine Rede.

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Alt 30.03.2024, 08:43   #1992  
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Stimmt, der Roman heißt "Notre-Dame de Paris", und es soll hauptsächlich ein Zeitbild des späten 15. Jahrhunderts sein, wenn auch romantisch gefärbt.

Aber der Film von 1939 ist ein Zeitbild geworden - wobei man sicherlich genauer hinsehen müßte, was authentisch dargestellt ist und was nicht. Quasimodo steht weniger im Mittelpunkt als das Monster in den "Frankenstein"-Filmen.

Geändert von Peter L. Opmann (30.03.2024 um 14:33 Uhr)
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Alt 31.03.2024, 12:44   #1993  
Servalan
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Bei solchen Filmen finde ich interessant, wie sich die Physiognomien verändern, insbesondere bei der Rolle von Quasimodo. Charles Laughton und Anthony Quinn sind ja markante Charakterköpfe, und vor dem Hintergrund der Filmtechnik beweisen sie ihre Qualitäten als Schauspieler, weil damals alles noch mit Maske, Körperhaltung und Gestik gemacht werden mußte.
Zudem habe ich das Gefühl, dass sich besondere Stresssituationen wie zum Beispiel erlebte Kriege direkt auf dem Körper abzeichnen. Mir erscheint das eine deutliche Alterung zu bedeuten, die Spuren im Gesicht und im Knochenbau hinterläßt, und letztlich führt sie zu einer individuellen Prägung, die ich heute nicht mehr sehe. Während heute die meisten Schauspieler denselben Typus verkörpern, konnten Laughton und Quinn Gestalten verkörpern, für die eine CGI-Postproduktion nötig wäre.
Diese allmählich Standardisierung des Körperbildes läßt sich von einer Generation der Schauspieler zur nächsten wie in Zeitlupe verfolgen.
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Alt 31.03.2024, 14:11   #1994  
Peter L. Opmann
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Interessanter Aspekt.

Aber ich bin nicht sicher, ob das nicht zumindest nachträglich hineininterpretiert ist. Laughton hat die furchterregendste Maske, aber 1939 war der erlebte Krieg relativ weit in der Vergangenheit.

Ich würde es so sehen: Lon Chaney hatte 1923 auch schon eine ziemlich erschreckende Maske, und man könnte das als Echo auf den Ersten Weltkrieg ansehen, aber bei ihm war das sein Geschäftsmodell - er war der "Mann der 1000 Masken". Laughtons Quasimodo sollte den von Chaney erkennbar übertreffen. Sein herabhängendes zerstörtes Auge ist nicht mehr realistisch (soweit ich das beurteilen kann). Quinn hatte nicht mehr eine solche Monstermaske - mit den damaligen Mitteln konnte man die von Laughton nicht mehr ausstechen, ohne daß der Anblick grotesk-komisch geworden wäre. Mir fällt bei ihm nur seine fliehende Stirn auf - und ich rätsele, wie sie das wohl gemacht haben. Da hätte es sich freilich angeboten, den Zweiten Weltkrieg abzubilden.
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Alt 31.03.2024, 14:30   #1995  
Servalan
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Den Krieg habe ich nur als ein Beispiel von vielen angeführt, da gibt es sicherlich noch andere Aspekte. Phasen des Hungerns waren damals noch alltäglich, und da denke in den USA an die Great Depression, sowie in Italien auch während der Nachkriegszeit, siehe Fellinis Klassiker La Strada, der das konkret abbildet.
Entbehrung sehe ich als Streß, als belastenden Streß. Wenn es keine selbst gewählte Askese ist, wird physische oder psychische Deprivation als Last, als Belastung wahrgenommen.
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Alt 01.04.2024, 06:25   #1996  
Peter L. Opmann
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Zwei Dinge vorweg, bevor ich mich dem „Glöckner“ von 1956 zuwende. Die Länge des Films wird unterschiedlich angegeben. Laut wikipedia ist er 115 Minuten lang, gemäß dem Lexikon des Internationalen Films 105 Minuten – der Film, der damals bei Vox lief, hatte nur 95 Minuten (ohne Werbung). Eine Szene fehlt auffällig: Quasimodo wird ausgepeitscht, aber man erfährt erst hinterher durch ein beiläufiges Gespräch, daß er Esmeralda angegriffen hatte (um sie für seinen Herrn Frollo zu entführen). Ein zweites Manko: Es wird starr der Mittelteil des Cinemascope-Formats wiedergegeben. Was am Rand des Bildes geschieht, ist nie zu sehen, auch wenn da etwa jemand spricht. Ich habe es hier offenbar nicht mit dem bestmöglichen Material zu tun.

Es scheint, als würde Delannoys Film den von Dieterle voraussetzen. Er konzentriert sich wesentlich stärker auf die zentralen Figuren Frollo, Quasimodo, Phoebus, Gringoire und Esmeralda. Es gibt zwar auch ein paar opulente Straßenszenen, aber der Epochenwandel ist im Gegensatz zur Dieterle-Fassung so gut wie kein Thema. König Ludwig XI. hat dementsprechend nur ein paar kurze Auftritte. Allerdings kommen durch die Straffung der Handlung die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren besser heraus. Und ich finde, Anthony Quinn und Gina Lollobrigida stehen in ihrer Darstellung den Vorbildern Charles Laughton und Maureen O’Hara nicht nach. Die Lollo kommt „zigeunerischer“ rüber. Ihre erotische Ausstrahlung ist stärker. Und sie ist eine Frau von schwankenden Gefühlen. O’Hara war, wenn man so will, gesitteter, gretchen-hafter. Quinns Quasimodo hat ein paar beeindruckende akrobatische Auftritte. Er turnt sehr geschickt an der Fassade der Kathedrale herum. Die mißverstandene Kreatur gibt er ebenso überzeugend wie Laughton. Frollo (Alain Cuny) und Phoebus (Jean Danet) sind dagegen schwächer als in der 1939er Version. Gringoire (Robert Hirsch) ist eher als komische Figur angelegt. Undenkbar, daß er zur wahren Liebe von Esmeralda avancieren könnte. So erscheint hier das richtige Romanende, der Tod Esmeraldas und Quasimodos, folgerichtiger.

Der „Glöckner“ von 1956 ist eher zum Melodram geraten, das zufällig im 15. Jahrhundert spielt. Die dramatische Tiefe des Dieterle-Films fehlt ihm weitgehend. Oder man kann sie sich dazudenken, wenn man den „Glöckner“ von 1939 ebenfalls kennt. Am Drehbuch ist wiederum ein klangvoller Name beteiligt: Jacques Prevert. Ein Minuspunkt des Films ist sicher, daß die Gerichtsverhandlung gegen Esmeralda knapp und eher nebenbei abgehandelt wird. Die Folterung Esmeraldas fehlt (vielleicht gekürzt). Frollo wird nicht als wahrer Mörder enttarnt – er offenbart sich lediglich Quasimodo. Der Sturm der Bettler auf die Kathedrale Notre Dame erscheint nicht so recht motiviert (warum setzen sie sich so sehr für das Kirchenasyl ein?). Durch das Breitwandformat und die intensive Farbigkeit sowie die guten Schauspielerleistungen ist dieser Film meiner Ansicht nach trotzdem ebenso sehenswert wie der ältere. Man müßte sich allerdings mal die vollständige Fassung ansehen, um ihn richtig würdigen zu können. Die katholische Filmkommission hatte sich übrigens 1956 kritisch geäußert: „Oft im Widerspruch zu den Geboten des guten Geschmacks. Auch die Unernsthaftigkeit der religiösen Szenen ist zu bedauern.“ Dieser Passus wurde allerdings in späteren Auflagen gestrichen.
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Alt 01.04.2024, 07:10   #1997  
Nante
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Eine Szene fehlt auffällig: Quasimodo wird ausgepeitscht, aber man erfährt erst hinterher durch ein beiläufiges Gespräch, daß er Esmeralda angegriffen hatte (um sie für seinen Herrn Frollo zu entführen). ... Ich habe es hier offenbar nicht mit dem bestmöglichen Material zu tun.
.
Das kann man wohl uneingeschränkt bejahen. Die Szene, in der Quinn die kreischend Lolo gefühlt minutenlang "huckepack" trägt und dabei versucht, der wütenden Meute zu entwischen... - Manchmal kann man Kürzungen einfach nicht begreifen.

Zitat:
So erscheint hier das richtige Romanende, der Tod Esmeraldas und Quasimodos, folgerichtiger.
Deswegen habe ich mir grade mal die Handlung der alten Verfilmungen auf Wiki durchgelesen. Ein (zumindest halbes) Happy End?

Was mir dabei noch aufgefallen ist: So richtig geht keine Verfilmung auf die Herkunft Esmeraldas ein. Sie ist ja eigentlich keine "echte" Zigeunerin (Oder "Ägypterin", wie es zumindest in meiner Übersetzung immer heißt). Dadurch fehlt natürlich auch der ganze tragische Handlungsstrang, daß ihre vermutlich echte Mutter zeitweise ihre schlimmste Feindin ist. - OK, wahrscheinlich auch besser, daß man das Klischee der "kinderstehlenden Zigeuner" nicht bedient hat.

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Alt 01.04.2024, 08:10   #1998  
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Deswegen habe ich mir grade mal die Handlung der alten Verfilmungen auf Wiki durchgelesen. Ein (zumindest halbes) Happy End?
Ein Happy End zumindest für Esmeralda und Gringoire. Er ist bei Dieterle nicht so schneidig wie der Hauptmann Phoebus, aber doch ein annehmbarer Liebhaber.

Ich habe den Roman vor langer Zeit gelesen, aber ich wäre jetzt nicht in der Lage auseinanderzuklamüsern, was in den Filmen dem Buch entspricht und was umgedichtet, beziehungsweise was alles weggelassen wurde. Der Roman ist ja ziemlich weitschweifig, aber das ist nicht so negativ gemeint. Hugo entwirft eben wirklich ein umfassendes Bild vom Paris des Jahres 1482.

Übrigens: In einem der frühen "U-Comix" aus dem Volksverlag ist eine "Glöckner"-Parodie von Gotlib enthalten. Ich glaube, Gotlib nimmt sich die Delannoy-Verfilmung zum Vorbild (da gibt es auch Quasimodo mit der Lollo huckepack), aber das muß ich mir auch nochmal ansehen.
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Alt 01.04.2024, 11:56   #1999  
Servalan
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Bei der Fassung fällt mir auf, wie umständlich die eingeleitet wird. Nach meinem Gefühl dauert das nach dem doch recht förmlichen Vorspann ewig.
Denn zunächst gibt es da den Off-Erzähler, der erklärt, wie Victor Hugo auf den Stoff gekommen, nämlich durch ein rätselhaftes Graffito in Notre-Dame, wodurch der folgende Film schon mehr in Richtung inspirierter Fantasie denn als historische Rekonstruktion gerahmt wird. Was wir zu sehen bekommen, wird kein keine objektive Sicht sein, sondern vielmehr eine subjektive Romantik.
Und dann folgt noch das Mirakelspiel auf der Bühne, in dessen Publikum neben dem Autor außer Quasimodo und Esmeralda die anderen Figuren des Ensembles sitzen, nämlich Phoebus de Chateaupers und Claude Frollo. Das ist quasi ein Film im Film, eine Metalepse, und die setzt den Tonfall für das gesamte Stück, das wir als Publikum sehen.
Erst nach gut zehn Minuten geht die eigentliche Handlung los; fast so, als hätten wir zu Beginn erst die Gebrauchsanleitung lesen müssen. Die formale Umständlichkeit hat natürlich etwas Antiquiertes und läßt sich als Hinweis auf die streng geordnete Ständeordnung des Mittelalters lesen.
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Alt 01.04.2024, 12:19   #2000  
Peter L. Opmann
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Das Graffito habe ich als Mittel angesehen, der Geschichte eine Quasi-Historitzität zu geben, was für ein französisches Publikum sicher bedeutsam ist.

Bei dem einleitenden Theaterstück kam mir in den Sinn, daß auch "Cyrano de Bergerac" so beginnt. Ich dachte: Vielleicht mögen die Franzosen so was.

Hab' gerade ein neues Wort gelernt: "Metalepse".

Man darf glaube ich nicht vergessen, daß "Der Glöckner von Notre Dame" nie ein klassischer Abenteuerstoff war. Wo ist der zentrale Held? Was ist der Konflikt, der irgendwie mit Gewalt zu lösen wäre? Victor Hugo hat ja die Volksmenge als agierende Kraft eingeführt. Ein Abenteuerheld ist aber immer Individualist.
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