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Alt 10.11.2023, 14:03   #1676  
Nante
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Er hat schon in Mein Kampf (MK) darüber geschrieben, daß man sich im Sinne von guten Beziehungen zu Italien (und speziell Mussolini) von dem Gedanken an die Wiedergewinnung von Südtirol verabschieden solle.

Darum gab es auch 1939 ein Abkommen, was den deutschsprachigen Bewohnern von Südtirol die Option geben sollte,entweder zu bleiben und "italisiert" zu werden oder auszuwandern und v.a. in den frisch eroberten polnischen Gebieten angesiedelt zu werden. Zum Glück hat man die Ausführung erst für "nach dem Krieg" festgelegt.

Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.
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Alt 10.11.2023, 14:17   #1677  
Peter L. Opmann
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Ah, danke.

Wie gesagt, ich berufe mich bloß auf wikipedia. Ich weiß wenig über Südtirol. Als Kind war ich auch mal da (Toblach) und war froh, daß die Leute da alle deutsch sprechen (weil ich kein Italienisch kann).
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Alt 11.11.2023, 13:15   #1678  
Phantom
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Wenn es auf der Autobahn einigermaßen gut läuft, bin ich in vier Stunden in den Dolomiten. Bevor ich mir Fernreisen leisten konnte, ging es daher an fast jedem Brückentag nach Südtirol. Das Thema "Option" war bei den älteren Leuten dort lange noch ein Reizthema.

Viele Südtiroler haben, manchen Äußerungen von AH zum Trotz, bis '39 darauf gehofft, wieder "heim ins (Öster-)Reich" zu kommen. Und dann sollten sie sich plötzlich entscheiden: in Italien zu bleiben oder umgesiedelt zu werden. Es wurden Gerüchte gestreut, dass die "Bleiber" angeblich nach Süditalien umgesiedelt würden; den "Umsiedlern" wurden schöne Ländereien versprochen, die aber zum größten Teil erst noch erobert werden mussten. Schwierige Entscheidung: soll man sein Heimattal, seine eigene Geschichte verlassen, um "deutsch" bleiben zu können? Oder soll man bleiben und endgültig italianisiert werden? Welchen Versprechungen und Warnungen soll man glauben? Familien sind an dieser Frage zerbrochen. Rund 85% der Südtiroler haben dann fürs Umsiedeln gestimmt (Frauen durften selber nicht abstimmen). Etwa ein Viertel ist auch tatsächlich gegangen, manche sind als Soldaten gestorben, viele nach dem Krieg verarmt wieder in die ehemalige Heimat zurückgekehrt, wo man nicht begeistert war, dass die "Hitlerschen" jetzt wieder angekrochen kamen. Wer waren jetzt die "Verräter", die, die geblieben, oder die, die gegangen waren? Das Misstrauen untereinander ist jedenfalls lange geblieben.

Sorry für das off-topic. Zurück zu den Bergfilmen: ich erinnere mich auch an Trenkers "Der Berg ruft" über die Erstbesteigung des Matterhorns. Könnte ich auch nochmal sehen, das war ebenfalls kein Film, der Propaganda für das Regime gemacht hat.

Und noch etwas anderes: der neue Roman von Daniel Kehlmann, "Lichtspiel", beschäftigt sich u.a. mit Fanck und Pabst. Falls den jemand schon gelesen hat, lese ich Meinungen dazu gerne. (Jetzt endgültig off-topic aus.)
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Alt 11.11.2023, 15:09   #1679  
Peter L. Opmann
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So off-topic ist das für mein Empfinden gar nicht. Ich will Luis Trenker nicht am Zeug flicken, aber der deutsche Film zwischen 1933 und 1945 (und teils auch danach noch) ist für mich immer problematisch, und man sollte genau hinsehen.

Ich glaube, ich sagte schon bei Heinz Rühmann: Es ist heute leicht, den Stab über jemanden zu brechen, der in einer Zeit lebte, die wir uns kaum vorstellen können. Andererseits: Das entschuldigt nicht alles. Und ich finde auch den Gedanken legitim: Wie hätte sich dieser Künstler verhalten sollen?
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Alt 11.11.2023, 16:11   #1680  
Fauntleroy
Apokalyptischer Elefantenreiter
 
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Moin,
das sehe ich genauso. Es ist geht ja heutzutage immer sehr schnell mit den Schuldzuweisungen, aber mal innehalten und darüber nachzudenken :

Zitat:
Peter L. Opmann: Und ich finde auch den Gedanken legitim: Wie hätte sich dieser Künstler verhalten sollen?

genauso wie diese Aussage: Das entschuldigt nicht alles.
Gruppenzwang gab es auch schon damals.


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Alt 11.11.2023, 16:46   #1681  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Wie hätte sich dieser Künstler verhalten sollen?
Das habe ich vielleicht etwas mißverständlich formuliert. Es gab im Filmbereich schon einige Leute, die ins Exil gegangen sind. Es gab wohl für viele die Möglichkeit, nach Hollywood zu gehen; da gab es eine ganze Kolonie deutscher Künstler. Einige haben eine Karriere aufgegeben und konnten in USA auch nicht daran anknüpfen.

Manche haben immerhin bedrohten Kollegen bei der Flucht geholfen oder sie versteckt.

Das haben Leute wie Riefenstahl oder Trenker nicht gemacht. Die sagten sich eher: Läuft doch prima mit dem neuen Regime... Mit Gruppenzwang hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun.

Aber wie gesagt: Wer weiß, was ich in dieser Situation tun würde.
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Alt 12.11.2023, 06:15   #1682  
Peter L. Opmann
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Diesen Film haben sich Hitler und Goebbels gemeinsam angesehen und sich sehr daran delektiert. Was aber nicht heißt, daß direkt faschistische Ideologie enthalten ist. Ich rede von „Der Rebell“ (1932) von Kurt Bernhardt und Luis Trenker. Wir sind also noch ein Jahr vor der sogenannten Machtergreifung. Hier haben wir eine erfundene Spielhandlung vor dem Hintergrund der Besetzung Tirols durch Frankreich in der Napoleonzeit. Wiederum bleibt der geschichtliche Kontext sehr vage. Was deutlich wird, ist, daß sich die Tiroler gegen die Fremdherrschaft erheben müssen, und da könnte man von fern ein leises „Deutschland erwache“ vernehmen. Abgesehen davon ist „Der Rebell“ stellenweise sehr spannend. Er hat mich mitunter aber auch ein bißchen an „Der Kongreß tanzt“ erinnert. Einprägsam ist vor allem die Schlußszene, die ich leicht abgewandelt auch schon in anderen Filmen gesehen habe, zuletzt in Elia Kazans „Viva Zapata!“

1809 lernt Luis Trenker auf der Heimkehr vom Studium in Jena in sein Tiroler Dorf die Münchnerin Luise Ullrich (ihre erste große Filmrolle) kennen und freundet sich mit ihr an. Sie begleitet ihren Vater, der in Tirol im Auftrag der Franzosen in die Verwaltung eintritt – Bayern war damals ein Königreich von Napoleons Gnaden. Als Trenker sein Dorf erreicht, findet er nur noch rauchende Trümmer vor, seine Familie ist von französischen Truppen umgebracht worden. Er stößt auf drei französische Soldaten, die er zur Rede stellen will, aber sie gehen gleich mit dem Säbel auf ihn los. Darauf erschießt er zwei von ihnen. Der dritte sorgt dafür, daß Trenker auf einen Steckbrief kommt. Aber er flieht in die Unzugänglichkeit der Berge, wo er heimlich von Ullrich versorgt wird. Er beginnt eine Liebesbeziehung mit ihr, wird unvorsichtig und von Franzosen erkannt, vor denen er bis auf Berggipfel fliehen muß. Er stürzt einen steilen Abhang hinunter und wird für tot gehalten.

Zwischendurch erleben wir eine konspirative Versammlung Tiroler Bauern, die unter der französischen Besatzung leiden und sich erstmal gegen die mitgekommenen Bayern erheben wollen. Trenker ist bei dem Treffen dabei und spricht sich gegen den Plan aus: Bayern seien ebenso wie die Tiroler Deutsche, und die Deutschen müßten endlich aufhören, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und gegen die Franzosen kämpfen. Wenig später taucht er auf einem Fest auf, den der französische Gouverneur anläßlich des Eintreffens der 2. Division in Tirol gibt. Er gibt sich als bayerischer Offizier aus. Wieder wird er enttarnt, kann aber erneut fliehen. Kurz darauf stören die Tiroler in Guerillamanier das Vorrücken der 2. Division. Dabei gerät Trenker aber in französische Gefangenschaft und wird zum Tode verurteilt und zusammen mit zwei anderen Aufrührern füsiliert. Über den Leichen erheben sich jedoch Abbilder der drei Männer, die ihren Aufstand fortsetzen. Trenker schwenkt dabei die Tiroler Fahne.

Also irgendwie hat „Der Rebell“ gar keine richtige Story. Die Trenker-Figur erinnert natürlich an Andreas Hofer; in Bayern gibt es Wilderer, die in populären Darstellungen in ähnlicher Weise porträtiert werden. Daß hier am Ende der Tod des Helden steht, ist für mich trotzdem recht unbefriedigend, zumal die Franzosenherrschaft in Tirol ja nicht von Dauer war. Der Freiheitskampf, der über den Tod hinaus weitergeht, ist allerdings ein starkes, wenn auch ideologisch fragwürdiges Bild. Vom Ideal der Völkerfreundschaft in „Berge in Flammen“ ist hier nichts mehr geblieben. Darüber, ob der Film den Nationalsozialismus vorwegnimmt, kann man trefflich streiten. Er nimmt aber wohl schon eine Stimmung auf, die schon vor 1933 in Deutschland herrschte. Jedenfalls liefert Sepp Allgaier wieder bewundernswerte Kameraarbeit (die Bildqualität meines Videos ist diesmal auch besser). Die Schauspielerleistungen sind zudem besser als in „Berge in Flammen“, was vermutlich an der Regie von Kurt Bernhardt liegt. Bernhardt ist übrigens 1933 nach Hollywood emigriert und hat dort eine mittlere Regiekarriere geschafft.

"Der Rebell" ist in ganzer Länge bei youtube zu sehen.
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Alt 14.11.2023, 06:08   #1683  
Peter L. Opmann
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Vielleicht erinnert sich jemand, daß ich eine Vorliebe für den Regisseur Mitchell Leisen habe. Ein ganzes Stück weiter oben habe ich seinen Film „Die unvergeßliche Nacht“ besprochen. Ich habe noch eine Cassette mit zwei Leisen-Filmen; der will ich mich jetzt zuwenden. Der erste Film ist zugleich seine erste Komödie: „Liebe im Handumdrehen“ (1935). Sie ist noch nicht so gut, aber sein eleganter Regiestil ist schon zu erkennen, und sie hat ihre Momente. Leisen arbeitete bei der Paramount, anfangs als Filmarchitekt und Kostümbildner, durfte dann auch mal Regie führen und bekam unter dem Produktionsleiter Ernst Lubitsch die Chance, Screwball-Komödien zu drehen, die offenbar wirklich seine eigentliche Stärke waren. Zugleich war „Liebe im Handumdrehen“ auch der erste Film, in dem Carole Lombard eine Komödienrolle spielen durfte. Man kann allerdings annehmen, daß Lubitsch auf den Film einigen Einfluß genommen hat. Mir gefällt jedoch an Leisen, daß er nicht so zweideutig wird wie Lubitsch und seine Figuren niemals bloßstellt.

Hier die relativ einfach gestrickte Story: Lombard, ein einfaches Mädchen, arbeitet in einem Schönheitssalon als Maniküre. Ihr Ziel ist, bei der Arbeit einmal einen reichen Mann kennenzulernen und zu heiraten. (Den lernt sie nach kurzer Zeit tatsächlich kennen, gespielt von Ralph Bellamy, aber er sitzt im Rollstuhl und kommt daher nicht in Frage.) Wenig später sitzt ihr aber der vermeintlich reiche Fred MacMurray im Salon gegenüber, und da schlägt sie sofort zu. Sie läßt sich von ihm zum Essen und Tanzen einladen; es wird ein sehr schöner Abend. Am Ende ist MacMurray allerdings sturzbetrunken und fast völlig weggetreten, so daß sie ihn in ihre Wohnung schaffen muß. Er hatte vor, noch in der Nacht auf die Bahamas zu reisen und anschließend eine Millionenerbin (Astrid Allwyn) zu heiraten. Lombard erfährt nun allerdings auch, daß er völlig verarmt ist und sich wie sie durch eine reiche Heirat sanieren will.

Sie passen also wechselseitig nicht in ihr Beuteschema; trotzdem kommen Lombard und MacMurray erstaunlich gut miteinander aus. Bei einem Kontrollanruf führen sie sogar die Erbin hinters Licht, indem sie ihr vormachen, das Telefonat von den Bahamas aus zu führen, und sich anschließend kaputtlachen. Allwyn läßt allerdings den Anruf zurückverfolgen und kommt so darauf, daß sie getäuscht worden ist (erinnert ein bißchen an „Die Wüstensöhne“). Daß seine Heirat damit platzt, stört MacMurray nicht, denn er will nun seinen Lebensunterhalt selbst verdienen und Lombard heiraten. Sie ist jedoch noch nicht bereit, sich auf ihn einzulassen. Bei ihrem Freund Bellamy kommt es zu einem heftigen Streit, nach dem sie sich endgültig versöhnen. Die Schlußszene ist recht originell: Lombard und MacMurray fahren in einem Doppeldeckerbus weg – noch ist nicht ganz klar, ob zum Essen oder gleich zur Trauung. Sie wollen dazu eine Münze werfen, und er sagt launig: „Wenn die Münze auf der Kante steht, suche ich mir Arbeit.“ Das Geldstück fällt auf die Straße. Auf der Suche nach ihm verursachen beide ein Verkehrschaos. Schließlich finden sie die Münze, die aufrecht stehend in einem Gully klemmt.

Eine sehr simple Moral: Geld macht nicht glücklich, vor allem wenn man stattdessen die Liebe seines Lebens heiraten kann. Und für eine echte Screwballkomödie fehlt es ziemlich an Verwicklungen. Schreiend komisch ist dieser Film nicht, und darüber hinaus hat er ein paar melancholische Einschübe, wenn Träume vom Reichtum zerplatzen und wenn das Paar meint, aufeinander verzichten zu müssen. Auch MacMurray war offenbar vor diesem Engagement noch nicht in einer Komödie besetzt worden, macht seine Sache aber wie Lombard sehr gut. Mir behagt es in der Regel mehr, mit den Stars eines Films zu lachen und vielleicht auch mal zu weinen, als über sie und ihre Schwächen zu lachen. Also, „Liebe im Handumdrehen“ hat was, auch wenn es da noch Luft nach oben gibt. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wurde in Cineastenkreisen diskutiert, ob Leisen vielleicht ein Auteur, also ein Filmemacher mit persönlichem Ausdruck war. Das trifft sicher nicht zu, denn er war fest ins Studio eingebunden, folgte dem Paramount-Stil und ließ sich auch manches von Lubitsch diktieren. Aber er bringt sein Liebespaar hier zu einem lebendigeren Ausdruck, als das Lubitsch in manchen seiner Komödien gelungen ist.
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Alt 16.11.2023, 06:09   #1684  
Peter L. Opmann
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Der letzte Leisen-Film in meiner Videosammlung ist „Liebling, zum Diktat!“ (1942). Wieder spielt Fred MacMurray die männliche Hauptrolle, obwohl er insgesamt mehr als Darsteller in Disney-Realfilmen bekannt ist (abgesehen von dem Film-noir-Klassiker „Double Indemnity“). Das Thema wird allerdings von der Hauptdarstellerin Rosalind Russell , der „boss lady“ ihrer Zeit, bestimmt. Für mich ist das erneut eine überdurchschnittliche Komödie. Ein bißchen könnte man „Liebling, zum Diktat!“ auch als frühen Vorläufer von „American Gigolo“ betrachten.

MacMurray läßt sich von Russell, der sehr erfolgreichen Chefin einer New Yorker Werbeagentur, als Privatsekretär engagieren. Er ist Individualist, braucht aber Geld, um sein späteres Leben als Kunstmaler in Mexiko finanzieren zu können. Sie braucht einfach eine männliche Begleitung: "Ich verkaufe Werbung. Daß ich eine Frau bin, hilft. Aber das bringt auch Komplikationen.“ Daß er seine Rolle nach anfänglichen Problemen kühl und realistisch einschätzt, imponiert ihr, und schließlich verliebt sie sich in ihn. Nun ruft aber der nächste große Werbeauftrag, den sie an Land ziehen will, Komplikationen anderer Art hervor. Sie verhandelt mit einem Tabak-König (Macdonald Carey), der vier katastrophal gescheiterte Ehen hinter sich hat und daher mit einer Frau gar nichts mehr zu tun haben will. Außerdem stellt sich heraus, daß für die Werbung des Konzerns seine Schwester Constance Moore zuständig ist. Russel instruiert also MacMurray, damit er für sie den Vertrag perfekt macht.

Moore entpuppt sich als sehr attraktive Frau, die MacMurray durchaus zugetan ist. Russell wird sofort eifersüchtig, und sie glaubt ihrem Sekretär nicht, daß er nur, wie befohlen, den Werbeauftrag zu gewinnen versucht. Er möchte natürlich etwas unabhängiger von ihr werden. Nach einiger Zeit erfährt der Zuschauer jedoch, daß alles ein raffinierter Plan von Carey ist, der sich entschlossen hat, trotz seiner schlechten Ehe-Erfahrungen Russell um ihre Hand zu bitten. Da Carey steinreich und sie von ihrem Sekretär schwer enttäuscht ist, will sie tatsächlich einwilligen. Als MacMurray aber erfährt, daß er nur eine Schachfigur in diesem Spiel war, versucht er, vorerst vergeblich, Russell zurückzugewinnen. Wieder wird vorexerziert: Liebe ist wichtiger als Geld. Die Schlußszene wirkt diesmal aber auf mich wie eine Verlegenheitslösung. MacMurray ist auf dem Weg nach Mexiko, als er an Russell vorbeifährt, die Carey einen Korb gegeben hat und zu Fuß unterwegs ist. Sie beginnen zu streiten. Dann fällt ihm auf, daß sein Auto mitten auf einem Bahnübergang steht, und im letzten Moment schafft er es, sie in den Wagen zu ziehen und vor einem herannahenden Zug davonzufahren.

Interessantes Detail: In allen meinen drei Leisen-Filmen gibt es Dienerrollen für Schwarze (hier ist es der als Jazzmusiker recht bekannte Dooley Wilson). Diese Diener haben jeweils nur kurze Auftritte und sind nicht mehr als Stichwortgeber, aber bis in die 1950er Jahre hinein tauchen in den meisten Hollywoodfilmen überhaupt keine Schwarzen auf. Frauen in dominierenden Rollen gibt es im Hollywoodkino nach meinem Eindruck erst nach dem Zweiten Weltkrieg häufiger. Rosalind Russell wird auch als die große Ausnahme präsentiert, die durch ihre Dominanz über Männer gesellschaftliche Turbulenzen hervorruft. Dieser Film läßt zwar offen, ob Russell auch in ihrer Ehe mit MacMurray die Hosen anbehalten wird, es liegt aber die Vermutung nahe, daß sie sich in die übliche Frauenrolle fügen wird und damit alles wieder ins Lot kommt. Auf jeden Fall sind viele Szenen wieder klug und witzig inszeniert, und es gibt auch manche nachdenklichen Stellen, die jedoch verhindern, daß dies eine typische Screwball-Komödie geworden ist. Ich möchte noch anmerken, daß Russell zwar mehrmals ihre schönen Beine zeigen darf, aber nicht wirklich hübsch aussieht – sie hat – freilich für den Boß angemessen – häufig ein hartes Gesicht und erinnerte mich ein paar Mal an ihre Freundin Joan Crawford.

„Liebling, zum Diktat!“ scheint im Moment überhaupt nicht als DVD erhältlich zu sein und ist auch auf youtube nicht zu finden. Wenn ich jetzt alles resümiere, was ich von Mitchell Leisen kenne, gefällt mir allerdings „Die unvergeßliche Nacht“ (mit Barbara Stanwyck und Fred MacMurray) alles in allem doch immer noch am besten.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2023, 11:56   #1685  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Frauen in dominierenden Rollen gibt es im Hollywoodkino nach meinem Eindruck erst nach dem Zweiten Weltkrieg häufiger. Rosalind Russell wird auch als die große Ausnahme präsentiert, die durch ihre Dominanz über Männer gesellschaftliche Turbulenzen hervorruft. Dieser Film läßt zwar offen, ob Russell auch in ihrer Ehe mit MacMurray die Hosen anbehalten wird, es liegt aber die Vermutung nahe, daß sie sich in die übliche Frauenrolle fügen wird und damit alles wieder ins Lot kommt.
Siehst du Rosalind Russell als familienfreundliche Version von Mae West? Wenn es um dominante Frauenrollen in Hollywood geht, fällt mir West nämlich als erstes ein. Mae West ist in der Hinsicht nur was für Erwachsene, aber die große Ausnahme in ihrem Rollenfach; während Russell auch für ein jüngeres Publikum vergnüglich ist.
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Alt 16.11.2023, 14:00   #1686  
Peter L. Opmann
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Okay, Mae West wäre ein Gegenbeispiel zu meiner Behauptung, daß dominierende Frauen erst nach 1945 in Hollywoodfilmen auftauchen. Aber ich finde, daß sie sich zu einer Selbstkarikatur gemacht hat, während Rosalind Russell Bezüge zum wirklichen Leben hatte.

Allerdings muß ich zugeben, daß ich nur einen Mae-West-Film in meiner Sammlung habe, nämlich "Mein kleiner Gockel" (1940). Von Rosalind Russell kenne ich immerhin noch "Abenteuer im Gelben Meer" (1935) und "Sein Mädchen für besondere Fälle" (1940), wovon es ein Remake von Billy Wilder gibt ("Extrablatt").
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Alt 16.11.2023, 15:20   #1687  
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Na ja, Mae West war schon eine ungewöhnliche Frau, und mit 39 Jahren hatte sie einen späten Karrierestart in Hollywood. In ihren letzten Filmen hat sie eher die Legende repräsentiert, die sie geworden ist, auch wenn das nah an dem Klischee der komischen Alten gewesen ist.
Rosalind Russell war bei ihrem Karrierebeginn ein wenig jünger. In den 1950er Jahren hatte sie Schwierigkeiten, Rollen zu finden, und beklagte sich, in den Typ der beruflich erfolgreichen Frau gedrängt worden zu sein. Bevor sie wegen Arthritis die Schauspielerei aufgab, lieferte sie zuletzt nur noch kommerzielle Flops ab.
Es hat seine Zeit gedauert, bis nicht nur jüngere Frauen gute Rollen im Film gefunden haben, und damals gab es halt noch einige Schwierigkeiten.
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Alt 16.11.2023, 15:52   #1688  
Peter L. Opmann
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Ich habe über Mae West das Buch von Mariam Niroumand, der taz-Redakteurin ("Westwärts, junger Mann!"). Sie behauptet, West habe in den 1960er Jahren ein Comeback als Camp-Figur gehabt, was dem entspricht, wie ich sie einschätze. West im Film oder auf der Bühne war keine richtige Frau, sondern eine bewußte Karikatur, in ihrer Art einmalig. Einer Frau wie Rosalind Russell konnte man in der eigenen Firma als Vorgesetzte wirklich begegnen.

Russell hatte 1962 mit "Gypsy - Königin der Nacht" nochmal kommerziellen Erfolg, wie ich lese - obwohl der Film in der deutschen wikipedia nicht behandelt wird. Ansonsten hast Du wohl recht, daß sie in reiferem Alter keine adäquaten Rollen mehr fand. Das hätte Mae West sicher nicht passieren können - sie hatte nicht mehr so viele Engagements, weil die Produzenten den vorhersehbaren Ärger mit der Zensur scheuten.
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Alt 18.11.2023, 07:10   #1689  
Peter L. Opmann
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Wenden wir uns wieder dem Thema „Remake“ zu. Die Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson ist gemäß meinem Remake-Handbuch etwa 30mal verfilmt worden, wobei etwa die Parodien von Jerry Lewis und Eddie Murphy mitgezählt werden. Bereits 1920 entstand ein nicht uninteressanter Film mit John Barrymore. Die erste bedeutende Filmfassung von 1932 stammt von Rouben Mamoulian und von Paramount. Knapp zehn Jahre später verfilmte Victor Fleming das Werk für MGM neu. Diese beiden Versionen habe ich auf einer Videocassette.

Beginnen wir mit dem Horrorfilm von 1932. Ich weiß noch, daß ich um 1990 in meiner Studentenbude mit Zimmerantenne ferngesehen habe. Der Film lief überraschenderweise auf RTL (und zwar ohne Werbeunterbrechungen), allerdings war der Empfang ziemlich schlecht, so daß das Bild die meiste Zeit recht grieselig ist (der Ton ist in Ordnung). Ich bin trotzdem froh, daß ich „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ in meiner Sammlung habe, und habe ihn nun digitalisiert.

Ich vermute, Paramount wandte sich nach dem gewaltigen Erfolg der Universal-Gruselfilme diesem Stoff zu. Die Haupt- und Doppelrolle spielt Frederic March. Mamoulian erweiterten den Stevenson-Stoff erstmals um zwei Frauenrollen, die Miriam Hopkins und Rose Hobart übernahmen. Dr. Jekyll ist ein angesehener und wohltätiger Londoner Arzt, der aber die Auffassung vertritt, daß jeder Mensch neben seiner zivilisierten eine verborgene animalische Seite hat. Er arbeitet an einem Serum, das diese beiden Persönlichkeitsteile getrennt voneinander sichtbar machen soll. Das Serum testet er an sich selbst, und zum Vorschein kommt ein häßlicher, triebgesteuerter und gewalttätiger Mann: Mr. Hyde. March ist bereits seit ein paar Monaten mit Hopkins verlobt. Beide wollen so schnell wie möglich heiraten, aber der Vater der Braut besteht auf einer angemessenen Verlobungszeit. Seine Sehnsucht nach Hopkins fördert offenbar seine Verwandlung. Als Hyde befriedigt er seine Leidenschaft im anrüchigen Vergnügungsviertel Soho, wo er eine Varietétänzerin (Hobart) aufgabelt. Sie ist kurzzeitig von ihm fasziniert, lernt aber nach kurzer Zeit sein brutales Wesen kennen, kann ihn aber nicht wieder loswerden.

Als Jekyll bereut March, was er Hobart angetan hat und sendet ihr als Wiedergutmachung 50 Pfund, damals wohl eine größere Summe. Zugleich wendet er sich wieder Hopkins zu, die alles daransetzt, daß ihr Vater einer früheren Hochzeit zustimmt. Inzwischen verwandelt sich March aber nicht nur, wenn er das Serum schluckt, sondern auch unwillkürlich, auch wenn er sich vorgenommen hat, nie wieder zu Hyde zu werden. Hobart sucht Jekyll auf, um sich für das Geld zu bedanken – damit hat sie gleich wieder Hyde am Hals, der sie schließlich umbringt. Währenddessen wartet Hopkins angstvoll auf Jekylls Rückkehr, denn sie hat ihren Vater inzwischen zu einer früheren Heirat überredet. Nach dem Mord gelobt Jekyll, nie wieder zu Hyde werden zu wollen, aber auch, seine Verlobung mit Hopkins zu lösen. Als er schließlich bei ihr auftaucht, verwandelt er sich wieder in Hyde, wird jedoch mit großer Mühe von der Polizei zur Strecke gebracht.

Mamoulian zieht alle Register seiner Regiekunst: Eine hochbewegliche Kamera, eine immerzu morbid-romantische Stimmung, starke Schauspielerleistungen. Die Verwandlung von Jekyll in Hyde inszeniert er immer wieder auf andere Weise. Am Ende zeigt er sie auch einmal durch Überblendungen, was aus heutiger Sicht am wenigsten überzeugt. Aber insgesamt entfaltet der Film noch immer seine Wirkung – wobei ich mir vorstellen kann, daß RTL-Zuschauer dennoch irritiert gewesen sein dürften. Bei den Frauenfiguren liegt der Fokus zunächst auf Hobart, während Hopkins lediglich schicklich auf ihren Bräutigam warten kann. Als Hyde schließlich ihr gegenübersteht, entfaltet auch sie ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Üblicherweise werden die beiden Frauen von Kritikern als „gutes“ und „böses“ Mädchen einsortiert. Aber Hobart kommt zwar sinnlicher rüber, doch erscheint nicht explizit als Vamp. Der Film entstand vor Einführung des Hays-Codes, das ist ihm aber inzwischen nicht mehr anzusehen. Jedenfalls ein gut gemachter, packender Horrorfilm, von dem behauptet wird, daß er der MGM-Version mit Spencer Tracy klar überlegen ist. Das werde ich jetzt nochmal überprüfen.
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Alt 18.11.2023, 07:50   #1690  
Peter L. Opmann
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Hab' eben in der englischen wikipedia entdeckt, daß der Barrymore-Film von 1920 auch schon die beiden gegensätzlichen Frauen enthält: seine Freundin Millicent und eine italienische Tänzerin namens Gina. Der Film ist dort in voller Länge als public domain zu sehen. Ich kann ihn mir im Moment nicht ansehen, aber es könnte sein, daß Mamoulian den Konflikt zwischen den Frauen erstmals in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.

Auf jeden Fall kommen die beiden Frauengestalten in der Novelle von Stevenson noch nicht vor.
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Alt 19.11.2023, 06:24   #1691  
Peter L. Opmann
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Nun zu „Arzt und Dämon“ (1941) von Victor Fleming. Ein guter Film, der aber nach meinem Eindruck aus dem Horror-Genre auszubrechen versucht und dadurch scheitert. In der Erzählstruktur folgt Fleming (der offizielle Regisseur von „Vom Winde verweht“) ziemlich genau dem Vorbild von Rouben Mamoulian. Deshalb brauche ich die Story nicht noch einmal wiederzugeben. Aber Fleming versucht es dadurch zu übertreffen, daß er die Horrorelemente zurückdrängt. Damit wird eine Art Melodram daraus, die Geschichte eines Mannes zwischen zwei Frauen (Spencer Tracy, Lana Turner, Ingrid Bergman). Das wichtige Motiv des Halbwesens, also der angesehene Arzt, der im Dunkel der Nacht zum Monster wird, wird sehr zurückhaltend behandelt. Dabei ist das Remake von MGM 25 Minuten länger als das Original von Paramount (beide Filme waren allerdings gekürzt im Fernsehen).

Eigentlich ist es ein guter Einfall, die Verwandlung des Dr. Jekyll nur anzudeuten. Tracy werden lediglich buschige Augenbrauen angeklebt und sein Gesicht diabolisch ausgeleuchtet. Er war schließlich ein guter Schauspieler und konnte die Verwandlung darstellerisch und ohne Monstermaske glaubhaft machen. Aber er ist hier eben kein richtiges Monster mehr, sondern nur ein exzentrischer Grobian. Er ist auch nicht triebgesteuert, sondern tut nur die Dinge, die er als Dr. Jekyll schon immer auch gern tun wollte, aber nicht durfte. Er muß sich nun wirklich zwischen zwei Frauen entscheiden. Turner, seine Verlobte, ist sehr in der sehr prüden viktorianischen Welt gefangen. Bergman spielt dagegen das unbekümmerte, offenherzige Mädchen, das allerdings genauso wie Rose Hobart 1932 unter Mr. Hydes Sadismus – hier psychologisch etwas differenzierter herausgearbeitet – zu leiden hat. Tracy ist hier wirklich hin- und hergerissen zwischen den beiden Frauen: die eine verspricht vorrangig gesellschaftliches Ansehen, die andere soll ihm vor allem seine sexuellen Wünsche erfüllen.

Spencer Tracy war zwar zu dieser Zeit einer der Top-Stars Hollywoods, aber er war nicht der Richtige für die Rolle, wie er selbst wohl wußte, denn er wollte den Part eigentlich nicht übernehmen. Zwar habe ich vor allem den Tracy späterer Jahre vor Augen, als er vornehmlich Richter und ähnliche Ehrenmänner spielte, aber schon hier überzeugt er als Frauenschänder nicht richtig. Er kann den Mr. Hyde eindrucksvoll spielen, aber man sieht doch immer sein Spiel, während ich Frederic March die Verwandlung wirklich abgenommen habe. In seiner Maske war er tatsächlich ein Anderer. Ingrid Bergman war übrigens für die Rolle der schwer erreichbaren Verlobten vorgesehen, wollte aber lieber das „böse Mädchen“ spielen, was in diesem Fall wohl die richtige Entscheidung war.

Es zeigt sich in meinen Augen, wie wichtig Genres für das Hollywoodkino waren und wohl immer noch sind. Genreregeln müssen befolgt werden. Ein Horrorfilm ohne Monster enttäuscht ebenso wie ein Western, in dem niemand Waffen trägt. MGM hat damals einige Anstrengungen unternommen, mit seinem Remake das „Original“ (okay, es gab schon frühere Verfilmungen) vergessen zu machen. Das Studio kaufte von Paramount nicht nur die Filmrechte, sondern auch den Mamoulian-Film, der seitdem bis 1967 nicht mehr öffentlich gezeigt werden konnte. Trotzdem war „Arzt und Dämon“ immer dem Vergleich ausgesetzt, und die meisten kamen zu dem Schluß: Der alte Film war besser. Ich würde sagen: Er war vielleicht nicht besser, aber er war „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und der neuere nur ein Liebesfilm mit Anklängen an den Stoff.
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Alt 19.11.2023, 13:50   #1692  
Marvel Boy
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Lange her das ich beide Filme gesehen habe, aber der ältere ist klar der bessere die "neue" Version eher langweilig und Tracy eine Fehlbesetzung.
Obwohl er Gangster wie auch Saubermänner konnte.

KEEP CALM AND DON'T SMASH!

Geändert von Marvel Boy (19.11.2023 um 14:25 Uhr)
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Alt 19.11.2023, 14:17   #1693  
Peter L. Opmann
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"Arzt und Dämon" ist irgendwie schon auch gut, aber es ist eben kein Horrorfilm, und es ist kaum noch "Jekyll & Hyde". Die Leistung von Ingrid Bergman fand ich sehr gut. Naja, der Film ist etwas zu lang.
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Alt 19.11.2023, 14:29   #1694  
Marvel Boy
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Aus heutiger sicht sind beide keine Horrorfilme.
Schauspielerisch ist "Arzt und Dämon" nichts vorzuwerfen finde ich. Aber die Schauspieler setzten halt nur um was ihnen vorgesetzt wird.

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Alt 19.11.2023, 14:38   #1695  
Peter L. Opmann
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Beide? wie kommst Du jetzt darauf?

In "Klassiker des Horrorfilms" von William K. Everson wird der March-Version ein längeres Kapitel gewidmet; "Arzt und Dämon" wird da nur kurz erwähnt. In "Kino des Phantastischen. Geschichte und Mythologie des Horrorfilms" von Seeßlen/Weil wird nur der alte Film behandelt. Im "Lexikon des Horrorfilms" von Hahn/Jansen kommen beide Filme mit einem Artikel vor. Da wird "Arzt und Dämon" aber als mißglückt beurteilt.

Willst Du "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" mit einem Slasher-Film vergleichen?
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Alt 19.11.2023, 15:38   #1696  
Marvel Boy
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Da hab ich mich mal wieder unglücklich ausgedrückt, unter Horror verstehe ich was anderes, das sind Gruselfilmchen für mich, aber, klar, die laufen offiziell unter Horrorfilm, die einschlägige Literatur ziert auch meine Regale.

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Alt 21.11.2023, 06:13   #1697  
Peter L. Opmann
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Es bot sich für mich an, mich nach den „Jekyll und Hyde“-Filmen mit „Der Wolfsmensch“ (1941) von George Waggner zu befassen. Wir haben hier dasselbe Halbwesen-Motiv, und der Universal-Film entstand im selben Jahr wie „Arzt und Dämon“. „Der Wolfsmensch“, der Lon Chaney jr. eine ganze Weile auf diese Rolle festlegte, ist bis heute als Klassiker und als genredefinierender Werwolf-Film anerkannt. Als Gruselfilm taugt dieses nur knapp 70 Minuten lange B-Picture heute wirklich nicht mehr. Mit diesem Film hat Universal das Aussehen eines Werwolfs ein für allemal festgelegt. Mich hat freilich verwundert, daß Chaney, der Sohn des legendären Stummfilm-Stars, dieses Monster doch etwas unbeholfen spielt. Er hat eine gedrungene Gestalt, und wie er durch den nebligen Wald tapst, wirkt er eher wie ein Bär und für heutige Augen kaum furchterregend. Die Gesichtsmaske ist allerdings – für die Zeit – eindrucksvoll. Dennoch geht kaum Gefahr von diesem Werwolf aus. Sobald er sich auf ein Opfer stürzt, kommt es zu einer Rauferei, in der der Werwolf keineswegs überlegen ist. Zweimal wird ihm mit einem Stock der Schädel eingeschlagen. Man muß aber wohl bedenken, daß diese Bildwelt für die zeitgenössischen Kinozuschauer völlig neu und daher offenbar auch erschreckend war.

Was den Horrorfilm aus heutiger Sicht disqualifiziert, ist die Tatsache, daß Chaneys Werwolf überhaupt erst nach mehr als 40 Minuten auftaucht und dann nur zwei größere Auftritte hat, die aber auch nicht so überragend sind, daß man empfehlen kann, so lange zu warten. Ich kann die Absicht von Regisseur Waggner nachvollziehen. Wie in den etwa gleichzeitig entstandenen Tourneur-Filmen „Katzenmenschen“ und „Ich folgte einem Zombie“ geht es ihm um den Einbruch des Unerklärlichen, Mythischen in eine rational bestimmte Welt, und darauf konzentriert er sich. Er wollte aber, was ich auch verstehen kann, das Monster dem Publikum nicht gänzlich vorenthalten. Dieses Problem kann der Film nicht lösen.

Chaney kehrt wegen des Todes seines Bruders aus USA zum Landsitz seines Vaters (Claude Rains) in Großbritannien zurück. Der Aberglaube wird durch eine Zigeunerfamilie repräsentiert, die sich gerade in der Gegend aufhält. Chaney kommt damit in Berührung, als er mit einer Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft (Evelyn Ankers) anzubandeln versucht, die ihm einen Gehstock mit einem silbernen Knauf verkauft – darauf sind ein Werwolf und seine typischen Symbole abgebildet. Häufig ist zu lesen, Chaney spiele eine unsympathische Figur. Das finde ich nicht; er ist aber offenbar auf dringender Suche nach einer Freundin und kennt die Bedeutung von „no means no“ nicht. Bald gewinnt er jedoch die Sympathie von Ankers und darf sogar im Nebelwald mit ihr spazierengehen.

Bei diesem Spaziergang wird das Paar von einem Wolf (heute würde man sagen: Schadwolf) angegriffen – Chaney tötet ihn mit seinem Stock, wird dabei aber in die Brust gebissen. Am nächsten Tag findet man im Wald die Leiche eines Zigeuners (Bela Lugosi in einer bemerkenswert kleinen Rolle) mit eingeschlagenem Schädel, und es beginnt das allgemeine Rätselraten, was da vorgegangen ist. Eine Zigeunerin (Maria Ouspenskaya) erklärt ihm, daß er es mit einem Werwolf zu tun hatte und so selbst zum Werwolf geworden ist. Das glaubt weder Chaney noch sonst jemand in seinem Umfeld. In der nächsten Nacht verwandelt er sich jedoch tatsächlich. Chaney bemerkt starken Haarwuchs an Armen und Beinen. Durch Überblendung verwandeln sich die Beine in Wolfsklauen, und dann sehen wir die Beine durch den Wald laufen. Als die Gestalt hinter einem Baumstamm hervorkommt, ist erstmals die Werwolfmaske zu sehen. Nicht schlecht gemacht, finde ich. Es bleibt nur offen, warum sich Lugosi voll und ganz in einen Wolf, Chaney aber in den Wolfsmann verwandelt.

Chaney tötet als Werwolf einen Leichengräber (dessen Schaufel leider nicht aus Silber besteht). Am Morgen ist er verzweifelt, denn er weiß nun, daß er ein Werwolf ist, aber nicht, was er dagegen tun kann. Alle anderen tun das als Hirngespinst ab. Am folgenden Abend läßt sich Chaney von seinem Vater an einen massiven Stuhl ketten und fordert ihn auf, den Stock mit dem silbernen Kauf an sich zu nehmen. In der nächsten Einstellung schleicht er aber schon wieder durch den Wald. Die Polizei ist auf seinen Fersen, und auch Ankers durchstreift den Wald, um ihrem Freund zu helfen. Unvermeidlich stürzt sich der Werwolf auf sie, aber Rains kommt dazu und erschlägt ihn mit dem Stock, ebenso, wie es Chaney mit Lugosi gemacht hat. Im letzten Bild verwandelt sich der tote Werwolf zurück (erneut eine Überblendung), und Ouspenskaya spricht eine Art Gebet (Gedicht der Wolfsblume) für ihn.

Langweilig ist der Film nicht, wenn auch Horror nur in Spurenelementen enthalten ist. Im Gegensatz zu den „Jekyll und Hyde“-Filmen hat die Hauptfigur hier überhaupt keinen Einfluß auf die Verwandlung. Das Monster ist weniger ein böses Ich, weil es doch sehr eindimensional angelegt ist. Eine sexualpsychologische Deutung dürfte trotzdem nicht uninteressant sein.
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Alt 21.11.2023, 10:17   #1698  
pecush
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Ui, da komme ich mal ein paar Tage nicht dazu, hier reinzuschauen, und schon wendest du dich "meinen" Themen zu.

"Dr. Jekyll" habe ich seinerzeit wohl auch bei RTL gesehen, "Arzt und Dämon" war meines Wissens eine ARD-Ausstrahlung. Seitdem nicht mehr gesehen; aber aus London habe ich mir eine günstige Double-Feature-DVD mitgebracht. Die muss ich jetzt nur mal schauen.
An die Filme habe ich kaum noch Erinnerung; den Roman habe ich aber vor gar nicht allzu langer Zeit gelesen - und der war anders als meine Erinnerungen an den Film. Wikipedia bestätigte dann auch, dass sich die Filme eine Menge Freiheiten genommen haben.
Meine liebste Umsetzung des Stoffes (und zigmal gesehen) ist aber ohnehin "Der verrückte Professor" mit Jerry Lewis.

Mit Werwölfen habe ich es nicht sooo; aber Lon Chaney ist schon sehr gut. "Der Fluch von Siniestro" hat mir aber besser gefallen.
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Alt 21.11.2023, 10:46   #1699  
Peter L. Opmann
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"Der verrückte Professor" habe ich ja schon besprochen.

"Der Fluch von Siniestro" ist leider nicht in meiner Video- und DVD-Sammlung.
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Alt 21.11.2023, 10:48   #1700  
Nante
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Zitat von pecush Beitrag anzeigen
Wikipedia bestätigte dann auch, dass sich die Filme eine Menge Freiheiten genommen haben.
Daß mußten sie auch, weil der Roman (eigentlich ja eher eine Novelle) a) so kurz ist, daß die originalgetreue Verfilmung maximal 30 Minuten dauern würde und b) eine weibliche Figur fehlt, was immer Kassengift ist.

Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.
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