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30.07.2015, 10:47 | #1 |
Moderatorin Internationale Comics
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Die zweite Chance: Serien, die übersehen wurden
Während manche Serien wie Midsomer Murders (Inspector Barnaby) eigentlich ständig irgendwo laufen, gibt es Serien, die im deutschen Sprachraum keine reelle Chance bekommen. Was in manchen Ländern als Klassiker gilt und sich prima als Anlaß zum Smalltalk eignet, weil jeder die Serie kennt, läuft hierzulande noch lange nicht. In dieser Hinsicht zählen sie zur Landeskunde und helfen dabei, die Mentalität des Landes einzuschätzen.
Teilweise finden sich echte Perlen darunter. Diese Serien gibt es meist nur in der Originalfassung oder sie stehen online irgendwo bereit. Damit das Gespräch nicht zu rätselhaft wird, schlage ich vor, die Serie so vorzustellen, daß sie erkennbar wird: Credits zu Cast und Crew, Links. Einige Serien rufen bei mir Stirnrunzeln hervor und ich frage mich: "Was soll das?" Ein reiner Empfehlungsthread soll das nicht werden. Das Alter der Serie spielt keine Rolle. |
30.07.2015, 11:30 | #2 |
Moderatorin Internationale Comics
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Trauma
USA 2009-2010, NBC, 1 Staffel, 18 Episoden zu je 43 min
DVD: Playback, (FSK) ab 15 https://de.wikipedia.org/wiki/Trauma_(Fernsehserie) https://en.wikipedia.org/wiki/Trauma_(TV_series) http://www.imdb.com/title/tt1445201/ Der Creator Dario Scardapane war selbst Rettungssanitäter (EMT-Paramedic) und wurde von NBC gebeten, eine Serie zu dem Thema zu schreiben. Jede Folge begleitet drei Teams bei ihren Einsätzen in San Francisco. Das Konzept der Serie basiert auf der Idee, daß die sechs Helden selbst traumatisiert sind. Der Grund dafür ist ein mißlungener Rettungseinsatz, bei dem zwei Helikopter kollidierten, wobei einige Retter nur durch Glück oder Zufall überlebten. Die eigentliche Handlung setzt ein Jahr nach diesem Prolog ein und begleitet die Sanitäter durchs Jahr. Besonders die ersten drei Episoden gleichen eher einer Mischung aus Stunt-Show und der Der siebte Sinn-Clips. Jede Episode besteht häufig aus mehreren Einsätzen, allerdings häufen sich zu Beginn Großeinsätze, bei denen die Verletzten nach Schweregrad sortiert werden (Triage). Mit der vierten Episode bekommt die Serie allmählich einen Rhythmus, und die Figuren erhalten langsam Konturen. Am besten hat mir die vorletzte Episode ("Sweet Jane") gefallen, bei der jeder über seinen ungewöhnlichsten Einsatz erzählen darf. Was mich bewogen hat, mir Trauma zuzulegen, war die Besetzung: Cliff Curtis, Derek Luke, Aimee Garcia, Kevin Rankin spielen sonst eher Nebenrollen in Filmen oder anderen Serien. Die drei Teams:
Gesamteindruck: passables Mittelfeld - je nach Folge 6.0/10.0 bis 9.0/10.0 |
30.07.2015, 13:38 | #3 |
Master of Desaster
Ort: NRW
Beiträge: 7.000
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Ich muss natürlich noch nachnominieren :
The Big Bang Theory How I Met Your Mother Gilmore Girls Friends Die schmuggel ich dann mit rein. |
31.07.2015, 12:39 | #4 |
Moderatorin Internationale Comics
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Apparitions
Großbritannien 2008, BBC One / BBC HD, 1 Staffel, 6 Episoden zu je 60 min
Creator und Drehbuch: Joe Aherne https://en.wikipedia.org/wiki/Apparitions_(TV_series http://www.imdb.com/title/tt1140939/ http://twistedtalesevents.blogspot.d...na-jowett.html Der britische Father Jacob Myers ist der Luther unter den Geisterjägern. Seine Anweisungen bekommt der römisch-katholische Priester aus dem Vatikan, wo er der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse unterstellt ist. In deren Auftrag soll er untersuchen, ob sich Wunder bestätigen lassen und die Kandidaten selig- respektive heiliggesprochen können. Allerdings versteht sich auch auf Exorzismus und kämpft gegen Dämonen, wenn es sein muß. Bei seinem ersten Fall geht es um Mutter Theresa. Mit deren Wundern sind Ereignisse um den indisch-stämmigen Vimal verknüpft, einen schwulen Theologie-Studenten aus Father Jacobs Bekanntenkreis, der als Kind durch ein Gebet an Mutter Theresa von seiner Lepra geheilt wurde. Allerdings scheint Mutter Thereas Tod auch ein Dämon freigesetzt zu haben, der in London in ein Neugeborenes gefahren ist. Father Jacobs gerät zwischen die Fronten von Gut und Böse. Mit jeder Episode verschlechtert sich Father Jacobs' Bilanz: In seiner Umgebung kommen etliche Leute um und jemand in Rom schürt den Verdacht, daß der Wunderermittler eigentlich ein Vertreter Satans sein muß. Im Finale steht er deswegen im Kreuzfeuer der kirchlichen Behörden, seines Freundes- und Bekanntenkreises sowie seines dämonischen Erzfeindes Astaruth ... Father Jacob wird von Martin Shaw gespielt, dem wuschelköpfigen Polizisten Doyle in dem britischen Krimi-Klassiker CI5 - The Professionals / Die Profis (ITV 1977-1983) und Inspector George Gently (BBC seit 2007) in der gleichnamigen Retro-Serie. Neben der brillanten Story gehört die Besetzung zu den Stärken: Neben britischen Charakterköpfen wie John Shrapnel und Rick Warden sticht unter den italienischen Gastrollen Luigi Diberti (als undurchsichtiger Monsignore Vincenzo) hervor. Als schmieriger, feiger und korrupter Politiker Ettore Salimbeni kam er Commissario Cattani (Michele Placido) in La piovra / Allein gegen die Mafia in die Quere. Eigentlich wäre das eine Premium-Serie, hat aber nie eine würdige Verbreitung gefunden. Bei dem Vorspann muß ich ständig an die Weeping Angels aus dem Dr Who-Universum denken. 10.0/10.0 Geändert von Servalan (31.07.2015 um 12:46 Uhr) |
01.08.2015, 12:07 | #5 |
Moderatorin Internationale Comics
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Black Mirror
Großbritannien 2011-2014, Channel 4, 3 Staffeln, 7 Episoden, Gesamtlänge: 6 x 42 min (60 mit Werbung) + Special 73 min (90 mit Werbung)
Creator und Drehbuch: Charlie Brooker, Produktion: Zeppotron für Endemol UK Deutsche Erstausstrahlung: RTL Crime, jetzt auf Netflix https://de.wikipedia.org/wiki/Black_..._(Fernsehserie) https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Mirror_(TV_series) http://www.imdb.com/title/tt2085059/ http://www.wired.com/2015/06/geeks-guide-black-mirror/ Zu den Fans der Serie gehören Stephen King und Robert Downey Jr., der eine Episode für das Kino neu verfilmen will. Der youtube-Kanal von Channel bietet kurze Interviews mit dem Schöpfer Charlie Brooker an, in denen er die Hintergründe erläutert. Der Titel zum Beispiel setzt die dunklen Flächen gehärteten Glases eines ausgeschalteten Monitors mit "Schwarzen Spiegeln"* gleich. Im Gegensatz zu den gefeierten Formaten, die über eine Staffel eine fortlaufende Geschichte erzählen, handelt es sich hierbei um eine Anthologie. Deswegen kann theoretisch jede Episode für sich stehen, zusammen ergibt sich aber eine Dystopie, die irgendwann zwischen dem Hier und Jetzt und der nahen Zukunft liegt. Auch wenn alle Episoden sehenswert sind, schwankt die Qualität beträchtlich. Darüber hinaus decken die Episoden diverse Genres ab: (Polit-) Satire, schwarzer Humor, Thriller, Gesellschafts- und Medienkritik. Die Serie besteht aus zwei Staffeln zu je drei Episoden und einem längeren Weihnachtsspecial, in dem eine Rahmenerzählung drei kleinere Episoden umfaßt. Produziert wurde sie vom biritschen Ableger des holländischen Unterhaltungsmultis Endemol, wodurch einige Episoden besonders pikant werden. Gesamtnote: 9.5/10.0 Meine Lieblingsepisoden (10.0/10.0): Das Leben als Spiel / 15 Million Merits (E0102), Böse neue Welt / White Bear (E0202) und Die Waldo Kandidatur / The Waldo Moment (E0203). *"Schwarze Spiegel" (1951) ist auch der Titel einer ebenfalls dystopischen Erzählung des deutschen Ausnahmeschriftstellers Arno Schmidt.(1914-1979). Geändert von Servalan (01.08.2015 um 14:10 Uhr) |
01.08.2015, 14:54 | #6 |
Moderatorin Internationale Comics
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Berkeley Square: The Life and Times of Three Edwardian Nannies
Großbritannien 1998, BBC, 1 Staffel, 10 Episoden x 48 min
Creator: Suzanne van de Velde und Deborah Cook DVD: Acorn Media UK, Freigabe: PG (das entspricht FSK 12 mit einigen Episoden FSK 16) https://en.wikipedia.org/wiki/Berkel...are_(TV_series) http://www.imdb.com/title/tt0157216/ http://www.hamleyhall.de/british_tv/...ey_square.html http://www.wunschliste.de/serie/berk...re/shop/&typ=3 Bislang ist die Serie im deutschsprachigen Fernsehen noch nicht gelaufen, und je länger das Warten dauert, desto geringer werden die Chancen. Die Serie hat durchaus ihre Gänsehautmomente, die mir den Atem verschlagen haben, aber insgesamt prägt solides Handwerk das Geschehen. Wie bei jeder historischen Serie haben Kostüme und Ausstattung hohes Gewicht, die mit Kamera, Schnitt und Beleuchtung exzellent inszeniert werden. Über die Schwächen der Stories kann der gediegene Stil hinwegtäuschen. London 1902. Mit der Krönung Edwards VII steht das Ereignis des Jahres, während die drei jungen Frauen Hannah Randall (gespielt von Victoria Smurfit), Lydia Weston (Tabitha Wady) und Mathilda "Matty" Wickham (Clare Wilkie) in der Metropole ihr Glück oder wenigstens einen Job suchen. Hannah Randall war Zofe in Yorkshire. Dort hätte sie beinahe den Sohn ihrer Herrin und den Vater ihres Sohnes geheiratet - aber kurz vor der Hochzeit starb er bei einem Reitunfall. Sie flüchtet in den Süden, weil sie als "gefallenes Mädchen" (wie das damals hieß) neu anfangen will. Lydia Weston ist eine resolute Farmerstochter, die das schwere Leben auf dem Acker satt hat und sich als Kindermädchen in der Stadt eine bessere Zukunft verspricht. Bei einer alteingesessenen Familie des Hochadels soll sie ihre grauhaarige Kollegin Nanny Collins (Rosemary Leach) unter die Arme greifen. "Matty" oder "Sarge" Wickham, wie sie von ihrer Familie genannt, kommt aus dem Ghetto East London und hat sich ihren Aufstieg hart erarbeitet. Im Gegensatz zum Landei Lydia Weston, die manchmal den Bauerntrampel geben muß (ähnliche Klischees wie im Comic Bécassine), kennt sich "Matty" in der Stadt aus. Für den Trubel sorgen Captain Mason (gespielt von William Scott-Masson), ein Schwerenöter und Libertin, der sich durch die Betten der Oberschicht schläft; der Faustkämpfer Ned Jones (James O'Hara), der untertauchen muß, weil ihn die Polzei wegen Mordes sucht; sowie Lydia Weston mit ihrem gefälschten Empfehlungsbrief, die im verrufenen Viertel Limehouse ihr Baby der polnischstämmigen Mrs Bronowski (Etela Pardo) anvertrauen muß. In den besten Momenten erinnerte mich die Serie an Werke von Arthur Schnitzler oder Stanley Kubricks Eyes Wide Shut. Als unerreichtes Vorbild schimmert noch der Klassiker Upstairs, Downstairs / Das Haus am Eaton Place durch, manche Szenen sind bühnenhaft und theatralisch inszeniert. Zu den Pluspunkten zählt eine zurückgenommene Musik, so daß Gefühle dem Publikum nicht aufgedrängt werden. Abgesehen von der schwachen Randall-Story werden düstere Szenen, die mehr in Richtung Ripper Street als in Richtung Downton Abbey gehen, ausgespart und das Finale besteht in einem Feuerwerk aus Cliffhangern. Gesamtnote: 8.0./10.0 Zur DVD: Magere Austattung: kaum Extras , kein Schnickschnack , Kapitelwahl bei den Episoden - 5.0/10.0 Geändert von Servalan (23.11.2015 um 22:13 Uhr) |
05.11.2015, 20:32 | #7 |
Moderator Preisfindung
Ort: Reutlingen
Beiträge: 7.679
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Braunschlag läuft aktuell auf 1Festival.
Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch) |
11.11.2015, 11:51 | #8 |
Moderatorin Internationale Comics
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Arthur Conan Doyle's Sherlock Holmes (USA 1939-1946)
Universal / 20th Century Fox, 14 Filme (schwarzweiß) mit einer Länge von 58 bis 72 min
mit Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Dennis Hoey (Inspector Lestrade), Mary Gordon (Mrs. Hudson) https://en.wikipedia.org/wiki/Sherlo...39_film_series Vor Benedict Cumberbatch galt Basil Rathbone als DER Sherlock Holmes schlechthin. Sein Bild hat Generationen geprägt, und wie in der BBC-Serie wurden die Geschichten in die Gegenwart geholt - also in die späten 1930er, frühen 1940er Jahre. Produziert wurde die Kino-Serie (vor dem Durchbruch des Fernsehens) möglichst günstig, was auffällt, wenn mal eine Episode wie "Pursuit to Algiers" (1945) mißlingt. Und wenn das Drehbuch durchwachsen ist, wird Dr. Watson zum onkelhaften Sidekick, der manchmal eine arg lange Leitung hat. Wenn das Drehbuch gut ist (wie bei "Dressed to Kill"), wird er zum ebenbürtigen Partner mit Minderwertigkeitskomplex. Meine DVD-Box mit fünf Episoden aus der Spätphase ("The Secret Weapon" oder "Sherlock Holmes and the Dancing Men", "Dressed to Kill", "Pursuit to Algiers", "The Woman in Green" und "Terror By Night") bietet eine bunte Mischung. Insgesamt dreimal mißt sich Holmes mit seinem Erzfeind Prof. Moriarty (mal dargestellt von Lionel Atwill, mal von Henry Daniell) und einmal schlägt er dabei auch die unvermeidlichen Nazis. Mich haben die Filme an klassische Comics wie Tim und Struppi oder Blake und Mortimer erinnert, zumal die Episoden in etwa Albenlänge haben. Gewisse Motive finden sich in Film und Comics: die Hypnose-Spirale, ein ferngelenkter Colonel, Schatten im finsteren Limehouse-Viertel, eine Bahnfahrt von London nach Edinburgh ... Ähnlich wie Mr. Steed und Emma Peel verkörpern Holmes und Dr. Watson britische Lebensart, und selbst die Schurken haben Haltung und Lebensart. Hier fluchen nur Seeleute, zwielichtige Handlanger und andere abgerissene Gestalten. Außerdem erweisen Mark Gatiss und Steven Moffat in ihrer BBC-Serie Rathbone & Co. die eine oder andere augenzwinkernde Hommage. Meine Charts: "Dressed to Kill" 10.0/10.0, "The Secret Weapon", "The Woman in Green" und "Terror By Night" 9.0/10.0, "Pursuit to Algiers" 6.0/10.0 Geändert von Servalan (12.11.2015 um 13:12 Uhr) |
15.11.2015, 16:39 | #9 |
Moderatorin Internationale Comics
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Welt am Draht (Bundesrepublik Deutschland 1973)
WDR, 1 Staffel, 2 Folgen, insgesamt 204 min
Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder und Fitz Müller-Scherz, nach dem Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouyé, Regie: Rainer Werner Fassbinder https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Draht 2010 wurde auf der Berlinale eine restaurierte Fassung vorgestellt, die auch als DVD erschien. http://www.imdb.com/title/tt0070904/ http://www.fassbinderfoundation.de/ Ist das wirklich eine Serie oder bloß ein Spielfilm mit Überlänge? Darüber läßt sich streiten, und ich verstehe jeden, der meint, der deutsche Fernsehklassiker wäre hier fehl am Platz. Aber meine Entscheidung hat viel mit der Programmpolitik der Sender zu tun, die sich in 50 Jahren erheblich gewandelt hat. In den 1970er Jahren vertraten die wenigen öffentlich-rechtlichen Sender einen Bildungsauftrag und verstanden sich als Filiale der Volkshochschule in den heimischen Wohnzimmern. Damals flimmerte die Verfilmung unter dem Label "Fernsehfilm in zwei Teilen" über die Mattscheibe", weil die bildungsbürgerliche Intendanz jeden Serienbegriff mied wie der Teufel das Weihwasser. Ungeachtet ihrer wirklichen Qualitäten waren Serien per se als minderwertige, billige Unterhaltung verrufen. Heute wäre wohl das Gegenteil der Fall, und derselbe Stoff wäre als dreiteilige Miniserie (zu je 60+ min) vermarktet worden. Mittlerweile findet sich in Rezensionen, Beiträgen oder Aufsätzen standardmäßig der Vergleich zur Matrix-Trilogie der Wachoswkis. Das liegt wohl in erster Linie daran, daß heute jeder (zumindest dem Namen nach) Matrix kennt und weniger an Welt am Draht. Was die Stimmung, die Art des Erzählens und des Schauspielens angeht, gleicht der Science-Fiction-Film um virtuelle Räume, Simulakren und Realität mehr Mamoru Oshiis Avalon – Spiel um dein Leben | アヴァロン (Japan / Polen 2001) oder Wild Palms. Sowohl Oshii als auch Fassbinder scheren sich einen Dreck um klassische Dramaturgien: Ähnlich wie der Ermittler Fred Stiller (gespielt von Klaus Löwitsch) muß sich das Publikum in eine fremde, auf den ersten Blick unverständliche Welt hereinfinden. Ähnlich wie bei Oshiis zwölfminütigem Prolog wird zunächst nur eine seltsame Faszination vermittelt, während die eigentlich Story mit Verzögerung stattfindet. Obwohl Fassbinder in Übersee zu den Exponenten des deutschen Nachkriegskinos gehört und geschätzt wird, kann ich mir vorstellen, daß viele Jüngere von dem intellektuellen Autorenfilmer mit seinen Ambitionen abgeschreckt werden. Aber Fassbinder hatte keine Berührungsängste: Vor der Kamera seines Freundes Wolf Gremm spielte er zum Beispiel den Kommissar in Kamikaze 1989 (BRD 1982, nach dem Roman von Per Wahlöö). Wer will, kann Fassbinders Herkunft vom Theater noch erkennen, allerdings versteht er es (vor allem im zweiten Teil) auch, Action und Spezialeffekte ins Bild zu setzen. Die Kulisse bilden in erster Linie reale Gebäude, die damals futuristisch und heute nostalgisch fremdartig wirken. Ähnlich beeindruckend hat der blutjunge Steven Spielberg in THX 1138 alltägliche Kulisse bis zur Abstraktion verfremdet. Der Stoff hätte das Potential für ein Remake als Premium-Serie. Geändert von Servalan (18.02.2020 um 17:02 Uhr) |
22.11.2015, 00:02 | #10 | |
Mott (viel zu früh verstorben)
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 7.339
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Zitat:
Tatsächlich fühle ich mich diesen Filmen so verbunden, dass jetzt auch die deutsche Wikipedia einen Artikel dazu hat. Gänzlich quellenunbelegt (da fehlt's mir irgendwie am nötigen Know-how) wird er bis zur nächsten Löschdiskussion wohl noch da sein. P.S.: Wer ist Benedict Cumberdings? Geändert von Brisanzbremse (22.11.2015 um 00:09 Uhr) |
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23.11.2015, 15:57 | #11 |
Moderatorin Internationale Comics
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Ein Mann will nach oben
Bundesrepublik Deutschland mit Österreich und Schweiz 1977, Charmier-Film Berlin für ZDF / ORF / SRG 1978, 1 Staffel, 13 Episoden zu je 60 min
Idee: Karl Wittlinger, nach dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada (1941, erschienen 1953), Regie: Herbert Ballmann mit Mathieu Carrière (Karl Siebrecht), Ursela Monn (Rieke Busch), Rainer Hunold (Karl „Kalli“ Flau), Günter Strack (Ernst Gollmer), Karl-Michael Vogler (Bodo von Senden), Harald Juhnke (Franz Wagenseil) https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Mann_will_nach_oben http://www.fernsehserien.de/ein-mann-will-nach-oben http://www.steffi-line.de/archiv_tex..._mann_oben.htm Berlin 1909. Der junge Karl Siebrecht kommt in Hauptstadt des wilhelminischen Kaiserreichs, um dort sein Glück zu machen. Allerdings hat er seinen eigenen Kopf und sagt, was er denkt. Deswegen verliert seinen ersten Job ebenso fix, wie er ihn ergattert hat, nämlich am selben Tag. Mit der schulpflichtigen Rieke Busch, eine kesse Berliner Göre, und dem abgehalfterten Matrosen Kalli Flau findet sich ein Trio, das sich die Welt erobern will. In den nächsten Jahrzehnten versuchen sie sich in diversen Branchen: vom Fuhrgeschäft zwischen den Kopfbahnhöfen, einer Kneipe im Wedding, Schwarzhandel nach dem Weltkrieg bis zum Flugzeugbau. Die Zeiten sind hart, und Berlin verändert sich stetig. Während Falladas Roman 1931 endet, weicht die Fernsehfassung besonders zum Schluß deutlich davon ab und schließt schon 1925. Ursela Monn und Ilja Richter parodieren die Fallada-Verfilmung in einem Disco-Sketch 1978: https://www.youtube.com/watch?v=uf6zqnSp8pg (3:34 min) Fallada (1893-1947) war lange Zeit vergessen, geriet aber 2009 in die Schlagzeilen, als sich ein anderer Roman (Jeder stirbt für sich allein, 1947) aus seiner Feder in den USA und Großbritannien zum unerwarteten Bestseller entwickelte. Die Ausgabe des kleinen britischen Verlagshauses Melville House Publishing gelangte sogar in die Top 50 des Jahres. Fallada, eigentlich Rudolf Ditzen, wird zur Neuen Sachlichkeit gerechnet und steht als Klassiker in der zweiten Reihe, wo er im Schatten seines us-amerikanischen Gegenparts John Dos Passos (Manhattan Transfer, Amerika-Trilogie) verblaßt. Durch die Wiederentdeckung in Übersee kam zu einem kleinen Boom, der aber mittlerweile wieder verflogen ist. In den 1960er und 1970er wurde zahlreiche Romane Falladas für das Fernsehen bearbeitet, wo sie hohe Einschaltquoten erzielten. Nach der Wikipedia wurde die Serie zuletzt 2002/2003 auf 3sat wiederholt; eine DVD-Box erschien 2007. Ein Mann will nach oben zählt zu jenen Fernseherlebnissen, an die mich gut erinnern kann. Mein Vater zog Heimwerken den besten Sendungen vor, aber die Mischung aus leicht verpatzter Aufsteigerstory und Zilles Milljöh begeisterte unsere ganze Familie. Dem blutjungen Rainer Hunold gelang sein Durchbruch, und bald darauf wurde er in Ein Fall für Zwei zur festen Größe auf der Mattscheibe. Vor dem Erfolg von Serien wie The Paradise (BBC nach Èmile Zolas Au Bonheur des Dames, 1883) und der Diskussion über Stadtentwicklung (Gentrifizierung) bietet der ZDF-Klassiker einen historischen Einblick für alle Interessierten. Geändert von Servalan (10.12.2015 um 00:28 Uhr) |
29.11.2015, 19:36 | #12 |
Moderatorin Internationale Comics
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Sedwitz
Bundesrepublik Deutschland 2015, Neue System Agentur Germany (NSA) für BR und MDR, 1 Staffel, 6 Episoden zu je 28 min
(Creator) Paul Harather (Drehbuch und Regie) und Stefan Schwarz (Drehbuch) http://www.daserste.de/unterhaltung/...itz/index.html http://fortsetzung.tv/2015/09/03/leb...-programmrand/ Wir schreiben das Jahr 1988. Der Kalte Krieg teilt die Welt in zwei Hälften. Ohne recht zu ahnen, was mit ihm geschieht, erbt Ralle Pietzsch, Offizier der DDR-Grenztruppe im geteilten Kaff Sedwitz, einen Schlüssel vom "Pilzesammler", einem hohen Funktionär. Mit dem Schlüssel läßt sich der Trafo 257 am Grenzzaun öffnen, und der verbirgt einen Geheimgang in den Westen. Weil sich sein Sohn einen Zauberwürfel (Rubik's Cube) wünscht, probiert Ralle Pietzsch sein Sesam-öffne-dich aus ... prompt nehmen die Verwicklungen ihren Lauf. Das Urteil der Presse war durchwachsen, und zur Zeit dümpelt die Serie in den Mediatheken vor sich hin. Für mich war das endlich war das endlich eine historische Serie, bei der ich mich wegen der Geschichtslektionen mit der Brechstange (das fast obligatorische Cameo von "Einheitskanzler Kohl") fremdschämen mußte. Ätmosphäre steht über irgendwelchen Erbsenzählereien, und die haben Harather und Schwarz brillant getroffen. Beide Seiten des Eisernen Vorhangs bekommen ihr Fett weg. Denn fernab der politischen Zentren gibt es einiges, was die Leute in der Provinz verbindet. Auf den ersten Blick wirkt die Rollen des Ensembles leicht vertrottelt, doch das hat einen tieferen Sinn. In meinen Augen schlummert hier eine Schwejkiade, die bei Jüngeren Interesse an den Hintergründen wecken kann. Durch den genialen Einsatz von Musik (Ralles Tochter will unbedingt "Ronny's Pop Show" sehen) wird die Zeit für alle, die das miterlebt haben, wieder lebendig. |
15.11.2015, 17:13 | #13 |
Mitglied
Beiträge: 89
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Teufelsmoor
ARD-Regionalprogramm 1983, 6 Teile. Autorin: Elke Loewe http://www.fernsehserien.de/teufelsmoor http://www.fernsehserien.de/teufelsm...enguide/0/3081 "Teufelsmoor" war eine plattdeutsche Serie aus dem NDR-Regionalprogramm. Die Spielhandlung beginnt in Folge 1 mit der Besiedlung und Kolonisierung des Teufelsmoors, nördlich von Bremen, am Beispiel der Moorbauernfamilie Kähding. Jede Folge hat eine in sich abgeschlossene Handlung; die nächste Episode spielt jeweils rund 50 Jahre später in der folgenden Generation der Kähdings. Die Ängste, Nöte, die Plackerei und Menschenschinderei bei der Moorarbeit, der Franzosenkrieg, der Zweite Weltkrieg, der langsame Einzug der Technik, der Raubbau am Moor - sehr gut gemacht! Eine eindrucksvolle Zeitreise im Eiltempo. Die letzte Folge driftet dabei ins Skurrile ab: eine Science-Fiction-Folge aus dem Teufelsmoor! Sie spielt im Jahre 1992 - das war Anfang der 80er Zukunftsvision. Das Teufelsmoor ist demnach zum militärischen Sperrgebiet geworden, der Kähding-Hof, wie alle anderen auch, aufgegeben. Nur ein Opa der Kähdings, schon etwas durcheinander, hat sich dort heimlich eingenistet, ohne daß irgendwer was von ihm weiß, und schreibt seinem nach Australien ausgewanderten Sohn, daß es immer schwerer wird, den Hof instand zu halten - jetzt, wo wieder Krieg ist ... Währenddessen knallen Panzer und Raketen rund um den Hof herum - über dem Gelände, das von Generationen mit Leib und Seele beackert worden ist. Starkes Stück! |
17.11.2015, 15:07 | #14 |
Moderatorin Internationale Comics
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Kavanagh QC (Großbritannien 1995 - 2001)
Central Television für ITV, 6 Staffeln, 27 Episoden, davon 25 zu 90 min und zwei Specials zu 120 min
(Creator) Ted Childs (Exevutive Producer) https://en.wikipedia.org/wiki/Kavanagh_QC http://www.fernsehserien.de/kavanagh-qc Wer bei Silk auf den Geschmack gekommen ist und eine ähnliche Anwaltsserie mit britischen Touch sucht, dem könnte Kavanagh QC gefallen. Kronanwalt James Kavangh stammt aus dem Arbeitervorort Bolton, der im Speckgürtel von Greater Machester liegt. Deshalb verteidigt er lieber "kleine Leute", kämpft gegen Diskrimierungen und Vorurteile, als den Staat und damit die Anklage zu vertreten. Manchmal lassen ihn seine Kollegen in der Kanzlei spüren, daß er nicht in einer Metropole oder der Oberschicht aufgewachsen ist. Parallel läuft das Privatleben eines reifen Mannes ab, dessen erwachsene Kinder allmählich flügge werden und das Elternhaus verlassen. Der plötzliche Krebstod seiner Ehefrau Lizzie erwischt ihn hart. Die Serie habe ich entdeckt, weil John Thaw (1942-2002) zu den Helden meiner Kindheit gehört. Sein "harter Hund" DCI Jack Regan aus der Serie The Sweeney / Die Füchse war der Jimmy McNulty seiner Generation: Ein Detektiv, dem die Fälle mehr bedeuten als irgendwelche Intrigen, um Karriere zu machen. In einer Episode durchkreuzt er ein fadenscheiniges Manöver, bei dem sein Vorgesetzter einen Politiker decken will, und muß die Konsequenzen tragen: Beförderungen kann er sich fortan abschminken. Philip Glenisters DCI Gene Hunt in Life on Mars und Ashes to Ashes steht in dieser Tradition. Das deutsche Publikum dürfte ihn zuletzt in der Oxford-Krimi-Serie Inspector Morse in der Hauptrolle gesehen haben. Im Laufe seiner Jahrzehnte langen Karriere hat er ständig Polizisten und Kriminalisten gespielt: Das begann in jungen Jahren als Militärpolizist in der Serie Redcap, in den 60er Jahren verkörperte er einen Bobby mit Alkoholproblem in Z Cars, bevor er sich in The Sweeney als Star in Film, Fernsehen und auf der Bühne etablierte. Kavanagh QC dokumentiert ähnlich wie der Tatort einen Einblick in Alltag, Geschichte und Gesellschaft. Jeder Fall wird zu einem Mosaikstein in einem zeitgeschichtlichen Werk. Meines Wissens ist die Serie nie in Deutschland gelaufen. Schade. Vielleicht schließt einer der Streamingdienste die ärgerliche Lücke. Geändert von Servalan (17.11.2015 um 15:12 Uhr) |
20.11.2015, 18:37 | #15 | |
Moderatorin Internationale Comics
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The Escape Artist / Der Anwalt des Teufels
Großbritannien 2013, BBC One, 1 Staffel, 3 Episoden zu je 60 min
(Creator) David Wolstencroft, Matthew Read (BBC Executive Producer) deutsche Ausstrahlung 2014 bei VOX, deutsche Videofassung bei Studiocanal https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Anwalt_des_Teufels http://www.fernsehserien.de/der-anwalt-des-teufels http://www.serienjunkies.de/news/anw...tik-58419.html https://en.wikipedia.org/wiki/The_Es...ist_(TV_series) Noch eine Anwaltsserie, noch mehr Kronanwälte. Für viele Fans wird David Tennant immer der 10. Doctor (aus Dr Who) bleiben, obwohl sein Alec Hardy (in Broadchurch) ein richtiger Bruch ist: Der Pillen schluckende Ermittler mit vielen Geheimnissen ist eben keine Identifikationsfigur für Jugendliche und Erwachsene. Seine Rolle des Kronanwalts Will Burton, der von seinen Kollegen mit Houdini verglichen wird, weil er seine Mandanten in schier aussichtslosen Fällen vor dem Knast rettet, markiert einen Zwischenschritt zwischen seinen bekanntesten Rollen. Schon die ersten Einstellungen im Taxi und im Kindergarten zeigen, in welcher moralischen Grauzone Burton QC sich bewegt. Denn was er im Fond des Taxis klingt wie das krumme Geschäft eines Gangster, aber Burton signalisiert dem Fahrer: "Ich bin Anwalt. Ich rede mit meinem Mandanten. Ich darf das." Die Szene im Kindergarten bildet gewissermaßen den Prolog: Burtons Part ist es, das Beste für seine Mandanten zu erreichen, auch wenn er weiß, daß diese schuldig sind. Wie einem Zauberer gelingt es ihm, scheinbar wasserdichte Beweise zu entkräften. Burtons neuer Mandant ist der Mörder Liam Foyle, der keinen Hehl aus seiner Tat macht. Obwohl Burton ein mulmiges Gefühl hat und Foyle nicht leiden kann, erreicht er einen Freispruch. Als Foyle ihm die Hand entgegenhät, verweigert Burton ihm den Handschlag. Daraufhin beginnt Foyle Burtons Familie zu stalken, bevor der Burtons Frau Kate in ihrem eigenen Haus ermordet. Diesmal verteidigt Burtons Kollegin Maggie Gardner Foyle, der Burton nachstellt, sobald er wieder frei ist. Beim deutschsprachigen Publikum fiel die Serie durch: Zitat:
Das Ensemble (Tennant, Toby Kebbell als Superschurke und Sophie Okonedo) kann über die Schwächen des Drehbuchs nicht hinwegtäuschen. Insgesamt bleiben am Schluß zuviele Fragen offen, die mehr als genug Stoff für eine zweite Staffel geboten hätten. Kebbell porträtiert einen Bösewicht wie aus einem Bilderbuch, der einfach nur abgrundtief böse ist. Im Gegensatz zu Andrew Scotts hypnotischem Jim Moriarty habe ich mich bei Foyle immer gefragt, warum der so böse geworden ist. ------------------------------------------------------------- @Kaschi: Guter Beitrag. Bitte mehr davon. An die Serie erinnere ich mich jetzt wieder. Die hat mich auch beeindruckt. Komischerweise schwirrt von Teufelsmoor nicht mal ein Schnipsel (Vorspann oder einzelne Szenen) im Internet herum. Die Chancen auf eine Wiederholung dürften leider ziemlich gering sein. Geändert von Servalan (20.11.2015 um 19:16 Uhr) |
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21.11.2015, 15:36 | #16 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Nicolas Winding Refn's Pusher-Trilogy
Pusher - Du hast keine Chance – nutze sie! + Pusher II - Respect + Pusher III - I'm the Angel of Death!
Dänemark 1996 + 2004 + 2005, 106 min + 100 min + 104 min, FSK 16 (I + II), 18 (III) (Creator) Nicolas Winding Refn (Drehbuch und Regie), Jens Dahl (Drehbuch I + II) https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_(1996) https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_II https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_3 https://en.wikipedia.org/wiki/Pusher_(film_series) https://www.youtube.com/watch?v=X6m9B-xk3sk (Trailer auf YouTube) https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolas_Winding_Refn Spätestens seit Drive (USA 2011) mit Ryan Gosling und Carey Mulligan dürfte der Name des dänischen Regisseurs Cineasten in aller Welt geläufig sein. Winding Refns Trilogie über Rivalitäten unter Drogengangs in Kopenhagen wurde von Kritikern mit Scorseses GoodFellas und der HBO-Prestige-Serie The Sopranos verglichen. In Dänemark gehört das Mafia-Epos zu den Filmklassikern (abseits der Dogma-Schiene), teilweise lief die Trilogie in deutschen Programmkinos. Weil die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein die Trilogie ebenfalls schätzt, lief die Trilogie im Kommunalen Kino Kiel in der "Pumpe" (koki), und einige Exemplare der DVDs schwirren in Videotheken herum. Wer Gomorrha nach Roberto Saviano oder The Wire geschätzt hat, wird auf seine Kosten kommen. Winding Refn stammt aus einer Familie, bei der Arbeit mit Film Alltag war: Zitat:
Drehbuchautor und Regisseur Winding Refn ist farbenblind, was sich in der farblichen Gestaltung niederschlägt. Die Gangs haben unterschiedliche Nationalitäten und reden in ihrer Muttersprache, so daß ein großer Teil der Trilogie Schwedisch, Serbokroatisch, Albanisch, Makedonisch oder Polnisch untertitelt ist. Mit Kim Bodnia (Frank in I), Mads Mikkelsen (Tonny in I + II) und Zlatko Buric (Milo in II + III) prägen drei künstlerische Schwergewichte die Szene. Ziemlich ausführlich widmet siich III der blutigen Beseitung einiger Leichen - gewisse Ähnlichkeiten mit Walter Whites und Jesse Pinkmans ähnlichem Problem in der ersten Staffel von Breaking Bad sind frappierend. Immer wieder eine Entdeckung wert. Geändert von Servalan (18.02.2020 um 17:04 Uhr) |
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13.01.2017, 15:47 | #17 | |
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Zitat:
https://www.youtube.com/watch?v=v-eWSIrVd3c |
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06.01.2016, 12:19 | #18 |
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Betr. Alpha Alpha:
Eine tolle Serie, mit dem großartigen und unvergesslichen Karl-Michael Vogler! Startete im Frühjahr 1972, wie auch Raumschiff Enterprise (im ZDF) und ZACK - und so war und ist Alpha Alpha für mich als SF-Fan sozusagen ein Kollege von Luc Orient (der in den ersten ZACK-Heften drin war). Lange schon hatte ich auf die DVD-Veröffentlichung gewartet. P.S.: Er war ja auch ein cooler Typ, mit brauner Lederjacke und metallic-grünem Ford Mustang Cabrio. Und mit Armbanduhr-Funkverbindung zu einem Computer (mit weiblicher Stimme). Irgendwie die deutsche Antwort auf Roger Moore als James Bond (obwohl ... der kam ja erst 1973?). Geändert von Horatio (06.01.2016 um 12:39 Uhr) Grund: Postskriptum |
06.01.2016, 16:03 | #19 |
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was eine Freude, einen weiteren Science Fiction Sammler hier zu finden. Ja, die Serie hat was. So einen Mut würde man sich heute manchmal bei neuen Serienkonzepten wünschen. Aber mutig sind in puncto Serienkonzepten in Europa wohl nur noch die Nordeuropäer....
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07.01.2016, 14:12 | #20 |
Moderatorin Internationale Comics
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Twin Peaks
Eine Vorstellung spare ich mir: Die Serie von David Lynch und Mark Frost gehört inzwischen zum filmgeschichtlichen Allgemeingut.
Im Laufe der Jahrzehnte hat die damals epochemachende Serie deutlich an Zuspruch eingebüßt. Seit Gerüchte um eine Fortsetzung (Dritte Staffel) aufkamen, erinnerten sich etliche Fans an jene glorreiche Zeit, in der sie fast alle zur Schule gegangen waren oder an der Universität studierten, während sie jede Folge begeistert verfolgten. Darunter sind Leute, die jetzt Medien oder Kunst an der Hochschule lehren, und sich von ihrem jüngeren Selbst distanzieren. Allgemein lautet der Tenor: Lynch sei maßlos überschätzt worden, weil der Standard der anderen Serien nicht besonders hoch gewesen ist. Als Krimi-Serie wäre Twin Peaks bestenfalls mittelmäßig gewesen, weil sie zuviel Leerlauf enthalten habe. Was Lynch damals als Masche ausreizen konnte, das gehörte heute zum Repertoire. Zugegeben, meine Phase als treuer Fan von Lynch ist vorbei: Von Eraserhead bis zu The Straight Story konnte er machen, was er wollte, ich bin ihm gefolgt. The Straight Story war meine erste herbe Enttäuschung, weil mich die Geschichte als moralinsauer und reaktionär enttäuscht hat. Bei Inland Empire hat er sich meine letzten Sympathien verscherzt: Kalter Kaffee schmeckt mir nicht. Das ist nur meine persönliche Einschätzung. Wer anders über Lynch denkt, bitte sehr, ich akzeptiere andere Meinungen. Als ich Twin Peaks im Fernsehen verfolgt habe, war sie für mich (wie für die meisten anderen) eine Krimi-Serie. Nachdem ich mir die DVD-Boxen mehrmals angesehen habe, denke ich jedoch anders darüber. Denn mir gehen die überflüssigen Parts nicht aus dem Kopf. Also habe ich nach etwas gesucht, das diesen Teil Bedeutung verleiht. In der Kriminalistik gibt es das Prinzip: Indizien immer wieder neu zu kombinieren, bis sie eine schlüssige Einheit ergeben. Je simpler alle Elemente unter einen Hut gebracht werden können, desto überzeugender ist die Lösung (die klassische Methode von Auguste Dupin und Sherlock Holmes). Auf diese Weise bin ich zu dem Schluß gelangt, daß Twin Peaks keine Krimi-Serie im engeren Sinne ist. Vielmehr sehe sie in einer Reihe mit Filmen wie Inception, bei denen es um subjektive Innenwelten geht, in denen die Realität stark verzerrt ist (zum Beispiel Zeitdilatation). Lynchesk sehe ich sie in der Nähe von Lost Highway und Mulholland Drive, die wie Vexierbilder funktionieren. Meiner Meinung nach befinden wir uns bei Twin Peaks im Strom des Unbewußten von jemandem, der bei einem Autounfall umgekommen ist. FBI-Agent Dale B. Cooper ist das Selbstbild dieses sterbenden Unglücksfahrers. Der Beifahrer oder die Beifahrerin scheint überlebt zu haben. Der Tote hält das für ungerecht. Der Sterbende bzw. Tote sträubt sich gegen sein Schicksal und wehrt sich dagegen, indem er seine Gegenwart aufklärt (den Fall löst). Aber das funktioniert nicht, und Bob kann triumphieren. Im Gegensatz zu Inception verzichten Lynch/Frost auf eine knappe Gebrauchsanweisung, stattdessen ziehen sich bestimmte Schemata wieder Running Gags durch die Serie. Weil Lynch/Frost fast jedesmal das Register wechseln, drängen die sich allerdings nie auf, sondern bleiben dezent und subtil im Hintergrund. Zur Untermauerung meiner Sichtweise möchte ich einige Indizien aufzählen, die meiner These entgegenkommen: Laura Palmer wird in einem Body Bag gefunden ("Wrapped in plastic!"). Josie Packard hat Schwierigkeiten mit der Fremdsprache, was bei Redewendungen offensichtlich wird: Aus einem "Jet lag" wird bei ihr (im Pilotfilm) ein "biographical lag" (Biographische Lücke). Zwei der umfangreichsten Abschweifungen spielen diese Methode an Nebenfiguren durch: 1) Nadine Hurley spult ihr Leben bis zu ihrer Schulzeit zurück und löscht alles, was sie irritieren könnte. 2) Benjamin Horne macht sich lächerlich, indem er in ein Rollenspiel des Amerikanischen Bürgerkriegs abtaucht (und sein Geschäft vernachlässigt). Um das zu verstehen, sind Englischkenntnisse erforderlich. Den Impuls für dieses Abtauchen in eine Scheinwelt liefert Leland Palmers Tod. Ben Hornes Versuch, die Geschichte umzuschreiben und die Südstaaten gewinnen zu lassen, sehe ich als Wortspiel, das in die Tat umgesetzt wird. Der historische Hintergrund wird zweitrangig. Die Südstaaten sind das Land von General Robert E. Lee - und das lese ich als "Lee-Land" ~ Leland, dessen Sieg mit Palmenzweigen gekrönt wird ~ Palmer. Durch diese Zeremonie wird der Bann gebrochen. Benjamin Horne braucht Leland Palmer nicht mehr, weil der durch diese irrwitzige Methode zu einem Teil von ihm selbst geworden ist. Mein entscheidendes Indiz ist die Lücke von zwei Tagen: Cooper findet eine Leiche im Sheriffsbüro (gespielt von Kyle MacLachlans Vater), die Windom Earle durch ein geschicktes Spiel mit der Leichenstarre für seine Zwecke bearbeitet hat. Major Garland Briggs verschwindet für zwei Tage spurlos. Während die Folgen sonst jeweils einen Tag abbilden, gibt es nach der Enttarnung Bobs und Leland Palmers Tod eine Lücke von zwei Tagen. Geändert von Servalan (09.01.2016 um 13:04 Uhr) |
12.01.2017, 09:36 | #21 |
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Cooler Thread, erst jetzt gesehen. Wünschte, ich hätte mehr Zeit, um auch mal wieder einen SF-Film zu schauen ... Kann aber noch kommen ...
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12.01.2017, 14:13 | #22 |
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Allerdings werden hier nicht nur SF Serien vorgestellt, sondern auch vieles andere. Ich habe mich allerdings auf SciFi spezialisiert. Man kann ja auch nicht alles kaufen
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12.01.2017, 14:18 | #23 |
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Der Thread hat mich auf Deine HP geführt ...
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11.02.2017, 15:55 | #24 |
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Eine weitere Serie, die definitiv eine zweite Chance verdient hätte, wäre Gerry Andersons SPACE COPS von 1994/1995. Leider brachte es die Serie auf nur eine Staffel und wurde, meines Wissens, bislang noch nicht allzu oft im deutschen TV ausgestrahlt.
Hier einmal zum Inhalt etwas aus meinem Artikel zur Serie: " Der Polizist Patrick Brogan ist 20 Jahre als Straßencop in New York tätig, als er sich in der Hoffnung auf einen ruhigeren Job auf eine Stellenausschreibung bewirbt. Er bekommt den Posten, was er jedoch nicht weiß ist, dass sich seine neue Arbeitsstelle eintausend Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Er soll Lieutenant in einer über dem Planeten Altor schwebenden Polizeistation im Sonnensystem Demeter werden, in dem hauptsächlich Kollegen der Rassen der Tarn und Creon arbeiten. Als der erste Schock überwunden ist, wird alles verstaut und Brodie fliegt mit seiner Frau Sally und seinem pubertierenden Sohn Matt auf zu neuen Ufern. Angekommen auf Altor trifft er auf seinen aus New York bekannten Kollegen Jack Haldane und die hübsche menschliche Polizistin Jane Castle. Sein Vorgesetzter ist ein Außerirdischer namens Captain Podly, der sich aber abgesehen von seiner Optik in nichts von den stets schlecht gelaunten Vorgesetzten in New York unterscheidet. Auch die Polizeistation erinnert Brogan doch sehr an zu Hause. Wären da nur nicht der Roboter Slomo und seine seltsamen Kollegen. Und auch die Fälle sind anders als alles, was der gewiefte Cop bisher erlebt hat... " http://www.greatscifi.de/spacecops.html https://www.fernsehserien.de/space-c...t-demeter-city |
02.03.2017, 20:21 | #25 |
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Der Schatz im All
DER SCHATZ IM ALL ist eine dreiteilige deutsch/italienische Miniserie, die meines Wissens nur ein einziges Mal ausgestrahlt wurde, wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob sie abgesehen von der ehemaligen DDR auch in der BRD gesendet wurde. Zum Inhalt wie üblich ein Auszug aus meinem Artikel zur Doppel-DVD von ARD Video:
" Irgendwann im 23. Jahrhundert: der Junge Jimmy lebt mit seinem schwer kranken Vater und seiner Mutter auf Sizilien in einem alten Leuchtturm, der einst zu einem Raumhafen gehörte. Die Familie betreibt dort eine Gastschänke. Da sich die Wirtschaft in der Nähe antiker Ruinen befindet, wird der Ort mit einiger Regelmäßigkeit von Touristen besucht. Eines Tages taucht der alte verlebte Raumschiff-Captain Billy Bones auf und mietet sich ein. Drogen, Alkohol und seine vielen Raumfahrten haben den alten Mann krank gemacht. Eines Tages erzählt er Jimmy im Rausch, dass er Mitglied der berüchtigten Piratenbande um Captain Flint gewesen sei und dieser einen riesigen Schatz auf einem Planeten im Wega-System vergraben habe. Nur Bones selbst kenne die Lage und habe eine Schatzkarte bei sich. Kurz darauf tauchen jedoch einige zwielichtige Gestalten auf, die sich schnell als die ehemalige Crew des Piraten-Captains herausstellen. Sie sind hinter Flint' s Schatz her. Billy Bones gelingt es vorübergehend, die Schurken in die Flucht zu schlagen, wird dabei aber durch einen Messerstich verletzt. Kurze Zeit später stirbt der alte Pirat. Jimmy und seine Mutter sind in Not, da gerade auch Jimmy' s Vater gestorben ist und so öffnen sie die Truhe des Verstorbenen, um sich gerade soviel Gold zu nehmen, wie Bones ihnen schuldete. Dabei fällt Jimmy Flint's Schatzkarte in die Hände. Da er niemanden sonst hat, weiht der Junge Dr. Livesy und Graf Ravano ein, die beide ein Herz für die Halbwaise haben. Der reiche Ravano beschließt spontan, eine Weltraum-Expedition auszurüsten, um den Schatz im Wega-System zu heben und engagiert den alten Haudegen Long John Silver. Der kauft für ihn das Schiff „Hispaniola“, Vorräte und heuert auch die Crew an. Doch einige der Leute kommen Jimmy erschreckend bekannt vor. Hat er sich nicht erst am Leuchtturm gesehen, wie sie Billy Bones jagten? Besteht ein Teil der Crew aus Piraten Flint's? Doch es ist zu spät für derartige Fragen, denn die Reise und somit das Abenteuer hat schon begonnen... " Ich finde, dieser schöne Dreiteiler für junge und junggebliene SciFi-Fans hätte wirklich mal eine zweite Chance bei One HD, ZDF NEO, oder einem der anderen Classic-Sender verdient Quelle: http://www.greatscifi.de/der-schatz-im-all.html |
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