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Alt 25.09.2016, 14:47   #1  
Servalan
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The Draughtsman’s Contract / Der Kontrakt des Zeichners (Großbritannien 1982), Drehbuch und Regie: Peter Greenaway, 103 min (ursprüngliche Fassung ca. 180 min), FSK 16
  • englische Landschaftschaftsmalerei des späten 17. Jahrhunderts am Beispiel des fiktiven Mr Higgins
  • englischer Landschaftsgarten des britischen Landadels: Das aristokratische Ehepaar Herbert hat ihren Landsitz Compton Anstey in der Grafschaft Wiltshire (im Süden Englands) so angelegt, dass er wie eine natürlich gewachsene Landschaft aussieht - und nicht wie die geometrischen Parks im absolutistischen Frankreich. (Siehe auch den Englischen Garten in München)
Wie Julian Schnabel (siehe #11) ist Peter Greenaway ein Bildender Künstler, der mit Malerei anfing, aber dann rasch zum Dokumentar- und Experimentalfilm wechselte. Allerdings blieb der Erfolg bei Greenaway aus, weil das Publikum keinen Zugang zu seinen sperrigen Werken fand.
Mit Der Kontrakt des Zeichners gelang ihm endlich der Durchbruch.

Hier spielt Greenaway postmodern mit Genres, die sich am klassischen Erzählkino orientieren.
Die Herberts sind so stolz auf ihren idyllischen Landsitz, weshalb sie den Landschaftsmaler Mr Higgins engagieren, um die Idylle auf einen Zyklus von Leinwänden zu bannen. Bei dieser Gelegenheit erlebt das Publikum quasi live mit, welche Hilfsmittel der Maler beim realistischen, perspektivischen Zeichnen einsetzt.
Allerdings ist Mr Higgins von seiner eigenen Kunst derart gebannt, dass er erst zu spät merkt, welcher Fehler ihm unterlaufen ist: Sein Zyklus zeigt nämlich einen Mord, wodurch der Maler zu einem ärgerlichen Mitwisser geworden ist ...

In einem Pitch ließe sich der Plot zur Schlagzeile verdichten: Antonionis Blow Up wird mit den Mitteln von Kubricks Barry Lyndon neu inszeniert - mit freundlicher Unterstützung von Agatha Christies Whodunits.

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Alt 27.09.2016, 13:14   #2  
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Niki de Saint Phalle: Wer ist das Monster – Du oder ich? (Deutschland / Schweiz 1995), Produktion, Drehbuch und Regie: Peter Schamoni, 93 min, FSK: 0

Peter Schamoni gehörte 1962 zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests, die mit dem gewohnten Erzählkino radikal brechen wollte. Neben Spielfilmen inszenierte er fast vierzig Jahre lang immer wieder Dokumentarfilme, häufig über Künstler: Max Ernst, Friedensreich Hundertwasser oder Fernando Botero.

Die französisch-schweizerische Bildhauerin und Malerin Niki de Saint Phalle (1930-2002) wurde 2002 Ehrenbürgerin der Stadt Hannover. Seit 1974 stehen einige ihrer berühmten "Nana"-Skulpturen am Leibnizufer, wo sie mittlerweile zu einem Teil der Skulpturenmeile geworden sind. Wenige Tage nach ihrer Ehrung vermachte sie der Stadt einen Vorlaß von 400 Werken, die in einem Ergänzungsbau des Sprengelmuseums eine Dauerausstellung bekommen sollen.

Der Dokumentarfilm zeichnet die künstlerische Karriere der höheren Tochter aus einem der vornehmsten Adelsgeschlechter von ihren Anfängen nach, wodurch es zu einem Porträt eines Künstlerpaares wird.
Nike de Saint Phalle begann als Aktionskünstlerin und machte 1956 mit ihren Schießbildern Furore. Seit 1965 entstanden ihre übergroßen "Nanas", üppige weibliche Figuren in bunten Farben, in denen sie das Trauma verarbeitete, dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell mißbraucht worden war.
In den frühen 1960er Jahren lernt sie den Schweizer Bildhauer und Maler Jean Tinguely (1925-1991) kennen und lieben, der sinnlose Maschinen konstruiert, bewegliche Plastiken als kinetische Kunst. 1971 heiraten die beiden.
Beide stellen mehrfach gemeinsam aus.

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Alt 30.09.2016, 14:10   #3  
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Русский ковчег / Russian Ark – Eine einzigartige Zeitreise durch die Eremitage (Russland / Deutschland 2002), Drehbuch: Anatoli Nikiforow, Boris Chaimski und Swetlana Proskurina, Regie: Александр Николаевич Сокуров / Alexander Nikolajewitsch Sokurow, 96 min, FSK: 0

Wegen seines künstlerischen Konzeptes ist dieser Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen eine technische Meisterleistung und eine Pioniertat, die mit insgesamt acht Filmpreisen gewürdigt wurde.
Zum einen besteht der Film aus einer einzigen Einstellung, in der ein unsichtbar bleibender Erzähler durch sämtliche Säle der Sammlung geht und dabei historische Figuren aus 300 Jahren russischer Geschichte trifft.
Zum zweiten ist das der erste Film in HDTV, der komplett auf einer Festplatte gespeichert wurde. Probleme mit Akkus und dem begrenzten Speicherplatz stellten hohe Anforderungen an den Kameramann Tilman Büttner. (Der Ton wurde wegen des hohen Pannenrisikos nachträglich aufgenommen.)

Denn die Russische Arche ist das berühmte Kunstmuseum Eremitage im Winterpalast in Sankt Petersburg (gebaut 1711). Zar Nikolaus I. trennte am 17. Februar 1852 in einem feierlichen Akt organisatorisch den Winterpalast von der Eremitage-Gemäldesammlung. 2002 jährte sich dieser Festakt zum 150. Mal, was in Russland und der Kunstwelt entsprechend zelebriert wurde.

Schauspielerisch geht diese wunderbare Besichtigungstour in Richtung Re-enactment (wie bei Guido Knopps Zeitgeschichtsserien) oder Tableaux vivants (Lebenden Gemälden).
Das gemeinsame russisch-deutsche Projekt stammt aus einer Zeit, in der beide Staaten um Versöhnung bemüht waren und war in ein langwieriges Projekt der Provenizenzforschung eingebunden: Kunsthistorische Experten bildeten eine Kommission, die in den Jahrzehnten zuvor die rechtmäßigen Eigentümer bzw. deren Erben ermittelte, damit die Raubkunst zurückgegeben werden konnte.
Diese Provenienz betraf beide Seiten, sowohl die von Nazis geraubte russische Kunst als auch die von den russischen Besatzern geraubte Kunst aus deutschen Museen und Sammlungen.

Geändert von Servalan (07.12.2019 um 15:35 Uhr)
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Alt 03.10.2016, 15:41   #4  
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Love Is the Devil: Study for a Portrait of Francis Bacon (Großbritannien 1998), Drehbuch und Regie: John Maybury, 91 min, FSK: 16

Der irische Francis Bacon (1909-1992) lebte zeitweise in Berlin und Paris, verbrachte aber die meiste Zeit in London. Wie sein Freund und Kollege Lucian Freud (1922-2011) verweigerte sich Bacon der Mode des westlichen Kunstmarkts, abstrakt und nichtfigurativ zu malen.
Der belesene Intellektuelle Bacon war von der Körperlichkeit, vom menschlichen Leib besessen, und stellte ihn in einer Weise dar, in der sich Schmerz und Schönheit zu einer verwickelten Einheit verbinden.
In mehr als einer Hinsicht entsprach er dabei Künstlerklischees: Zum einen liebte er Männer, zum anderen war er ein unsteter Spieler, der erst spät zur Malerei fand.

Der Film entstand für die BBC, lief aber auf Filmfestivals. In Edinburgh erhielt das Biopic drei Auszeichnungen: eine für das Best New British Feature, eine für den besten Haupdarsteller (Derek Jacobi als Francis Bacon) und die dritte für die beste Nebenrolle (der junge Daniel Craig als George Dyer). Darüber hinaus lief die Filmbiographie 1998 auf dem Internationalen Filmfestival in Cannes (in der Reihe "Un Certain Regard").

Die bildgewaltige Montage konzentriert auf die Beziehung zwischen dem Kleinkriminellen George Dyer und Bacon. 1964 bricht Dyer in einem Atelier in South Kensington ein, wodurch Bacon eher zufällig zu einem Modell und einer Muse kommt.
Zum ersten Mal war der Maler der Ältere in einer Beziehung, allerdings war auch Dyer ein Alkoholiker mit Borderline-Syndrom wie Bacon. 24. Oktober 1971 findet diese Liebe ihr plötzliches Ende, als Dyer mit einer Überdosis Barbiturate tot in einem Pariser Hotelzimmer aufgefunden wiurde. Eigentlich sollte er am nächsten Tag bei Bacons Vernissage seiner Retrospektive in der französischen Hauptstadt zu den Gästen gehören.

John Maybury stammt aus der schwulen Szene der britischen Hauptstadt. Neben kurzen Dokumentar- und Experimentalfilmen profilierte er sich in den 1980er mit Videoclips, unter anderem für Boy George. Sein berühmtester Clip ist Sinéad O'Connor's Hit Nothing Compares 2 U (1990 mit Lyrics von Prince). Außerdem stattete er die Filme von Derek Jarman aus.
Dietrich Kuhlbrodt (epd) rechnet es Maybury hoch an, dass er lieber einen optischen Bilderreigen statt einer platten Nacherzählung bietet:
Zitat:
Der Film entzieht sich jedoch dem Plakativen. Einander Verletzungen zufügen, das gäbe noch keine Auskunft über das, was Bild wird. Man möchte Maybury dafür umarmen, daß er nicht ins Ober-/Unterschicht-Drama abirrt, Sado/Maso-Riten vorzeigt, Psychologie betreibt. Der Film beläßt es beim narrativen Minimum, verstreuten Plot-Fragmenten. „Study für a Portrait of Francis Bacon" ist der Zweittitel.

Maybury versucht mit filmischen Mitteln einer Malkunst nahezukommen, die nicht erzählt, sondern fühlt, und die nicht repräsentieren, sondern Kräfte einfangen will. Sein malerischer, sensibler, ungestümer Film kommt dem Kraft-Maler Bacon näher als es dem gleichgesinnten Philosophen Gilles Deleuze gelingt, der die berühmte Studie zu Francis Bacon geschrieben hatte - aber naturgemäß aufs Wort rekurrieren mußte.
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Alt 30.10.2016, 18:41   #5  
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Fluß der Zeit / Rivers and Tides – Andy Goldsworthy Working With Time (Großbritannien / Deutschland 2001), Drehbuch, Kamera, Schnitt und Regie: Thomas Riedelsheimer, Musik: Fred Frith, 90 bzw. 92 min, FSK: ohne Altersbeschränkung

Die Kunstbände des Land Art-Künstlers Andy Goldsworthy (Jahrgang 1956) gehörten zu den Bestsellern bei Zweitausendeins. Der Brite Goldsworthy dokumentiert als Fotograf seine vergänglichen Skulpturen in faszinierenden Einstellungen.

Im Gegensatz zu Christo und Jean-Claude benutzt er dabei keine künstlichen Materialien (wie Plastik), vielmehr bedient sich aus dem, was die jeweilige Landschaft hergibt: Blätter und Äste, Steinbrocken und Eisschollen.
Seine nachhaltige Kunst variiert eines der ältesten kunstgeschichtlichen Motive: die Vergänglichkeit alles Lebendigen (Vanitas).

In Thomas Riedelsheimer hat er eine verwandte Seele gefunden, denn der verdient sich seine Brötchen als Kameramann und Cutter in der Filmbranche. Riedelsheimer kommt von der Kunst und wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt.

Durch das bewegte Bild gewinnt der künstlerische Prozeß Goldsworthys eine neue Dimension: Wenn auf der Leinwand das Eis langsam schmilzt, verwandelt sich die sonst abstrakte Zeit zu etwas Greifbarem.
Untermalt wird der Dokumentarfilm durch Free Jazz-Kompositionen von Fred Frith, der inzwischen Musikgeschichte ist.

Wer Kinder für Kunst begeistern will, dem empfehle ich Fluß der Zeit.
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Alt 04.11.2016, 15:08   #6  
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Jahrhundertprojekt Museumsinsel: 3sat begleitet die Arbeiten am Museumskomplex (Deutschland / Österreich / Schweiz 2001-2020), ursprünglich auf 10 Teile angelegte Dokumentarreihe über die Museumsinsel in Berlin, diverse Regisseure, Medienpartner sind ZDF und 3sat

Im Mittelpunkt steht die Museumsinsel in Berlin, auf der sich fonf Museen befinden: Das Pergamonmuseum, das Alte Museum und Neue Museum, das Bode-Museum, die Alte Nationalgalerie. Das Ensemble beherbergt weltberühmte Kunstschätze wie den Pergamonaltar und die Büste der Nofretete. Seit 2001 wird das UNESCO-Weltkulturerbe unter der Leitung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz von Grund auf saniert und mit einem Masterplan unter anderem um das Humboldtforum ergänzt.

Bislang besteht die Reihe aus folgenden Filmen, die in den Reihen Kulturzeit (3sat) und Terra X (ZDF) ausgestrahlt werden:
  • 2001: Die Rückkehr der Großen Meister
  • 2002: Die neue Museumsinsel
  • 2003: In den Katakomben des Pergamonmuseums
  • 2004: Jahrhundertprojekt Museumsinsel
  • 2005: Nofretete und das Geheimnis von Amarna
  • 2006: Schatzkammer der Könige
  • 2006: Live von der Museumsinsel
  • 2007: Die verlorenen Schätze der Museumsinsel
  • 2008: Die 434 oder das Geheimnis des Bunkers
  • 2008: Die Welt auf einer Insel
  • 2009: Umbau abgeschlossen
  • 2010: Nachts allein mit Nofretete
  • 2011: Schätze des Islam
  • 2012: Der Mann, der Nofretete verschenkte
  • 2013: Unterwegs zu den Kulturen der Welt
  • 2014: Geheimnisvolles Turfan
  • 2015: Die Indianer kommen!
  • 2016: Ein Eingang für die Ewigkeit
Die Liste wird bei Bedarf auf den neuesten Stand gebracht.

Geändert von Servalan (05.01.2017 um 21:40 Uhr)
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Alt 20.11.2016, 19:33   #7  
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Galathea. Das lebende Marmorbild (Deutschland 1935), Animation und Regie: Lotte Reiniger, 11 min
  • Scherenschnittfilm von einer der bedeutendensten Animationsfilmerinnen.
    Die Geschichte erzählt den griechischen Mythos des Bildhauers Pygmalion von Zypern, der schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht hat. Unbewußt meißelt er eine Frauenstatue, eben Galathea, in die er sich nach und nach verliebt.
    Berühmte Fassungen der Sage finden sich bei Ovid und Vergil.


  • Lotte Reinigers Kunst (Großbritannien ca. 1957), Regie: John Isaacs, Louis Hagen, Sprecher: Louis Hagen, 13 min
  • Ein Scherenschnittfilm entsteht - The Art of Lotte Reiniger (Großbritannien 1971), Regie: John Isaacs, 15 min
  • Tanz der Schatten (Deutschland 2012), Regie: Susanne Marschall, Rada Bieberstein, Kurt Schneider, 60 min
Dokumentarfilme über Lotte Reiniger und die Kunst des Scherenschnittfilms.
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