Sammlerforen.net     

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Kunst

Neues Thema erstellen Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 17.08.2017, 15:10   #1  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.576
So eine Antwort hätte ich jetzt von Servalan auch erwartet: "Schönheit liegt im Auge des Betrachters."

Vor 30 Jahren habe ich mir um die 20 Tintoretto-Schinken in Venedig genauestens angesehen und bin sie abgeschritten. Von Tizian habe ich nur zwei bis drei Bilder betrachtet. Also ist klar, welcher Maler für mich der Bessere ist.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2017, 16:25   #2  
G.Nem.
Mitglied
 
Benutzerbild von G.Nem.
 
Beiträge: 4.983
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
(...)
Vor 30 Jahren habe ich mir um die 20 Tintoretto-Schinken in Venedig genauestens angesehen und bin sie abgeschritten. Von Tizian habe ich nur zwei bis drei Bilder betrachtet. Also ist klar, welcher Maler für mich der Bessere ist.
Bei mir ist es genau umgekehrt. Während meines Studiums mussten wir uns Tintoretto in Venedig auch antun.
Tintoretto hat zum Teil grauenhaft verkorkste Perspektiven, des öfteren entgleist die Bildkomposition völlig, vieles wirkt wie Theaterkulissen. Der Mann und seine Mitarbeiter waren eine Massenfabrik für Riesengemälde.
Da wurden ohne Rücksicht auf die jeweilige Lichtquelle Figuren zusammen gesetzt, zum Teil auch noch in der falschen Bewegungsphase – furchtbar.


Dagegen Tizian, da stimmen Licht und Schatten, die Komposition, die Perspektive. Ein Meister, obwohl natürlich auch Auftragsmaler im Sinne von –
malen was der Auftraggeber will.
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2017, 17:02   #3  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.576
Zitat:
Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Während meines Studiums mussten wir uns Tintoretto in Venedig auch antun.
Wie gesagt: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wenn man in der Schule Eichendorff auswendig lernen muß, wird man ihn wahrscheinlich grauenhaft finden. Wenn man ihn aus freien Stücken liest, kann das anders sein.

Ich habe auf meinen Lehrer große Stücke gehalten (auch wenn er mich für verkorkst hielt). Er hat mir auch eine Anleitung gegeben, wie man diese Riesengemälde sehen muß. Ich habe Tintorettos Räumlichkeit, seine tolle Lichtführung und die lebendige Bewegtheit seiner Figuren gesehen. Unter anderen Umständen wäre es wohl anders gewesen. Leider bin ich kein Fachmann und weiß daher nicht, ob ich den richtigen Eindruck hatte oder mir was vorgemacht habe.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2017, 18:35   #4  
G.Nem.
Mitglied
 
Benutzerbild von G.Nem.
 
Beiträge: 4.983
Ich mache dir mal ein Beispiel – es gibt viele – das Gemälde Mariä Tempelgang –
siehe unter >
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com...00cb1c0deb.jpg

Die Perspektive der Treppe ist nicht vorhanden.
Fast wie eine glatte, linierte Wand die sich nach oben windet.
Die oberen Treppenstufen müssten eigentlich in Untersicht zu sehen sein.

Die Lichtquellen sind völlig willkürlich gesetzt.
Woher kommt das Licht?
Vom Himmel? Von Links? Von Rechts?
Jede Figurengruppe wird anders bestrahlt.

Die Kompositionen der Figurengruppen stehen alle für sich,
haben keinen Bezug zueinander.
Vermutlich hat Tintoretto in seiner Werkstatt unterschiedliche Modelle
zu unterschiedlichen Zeiten antanzen lassen und sie dann eben ins
Bild gruppiert.. Z.B. die Figuren im Vordergrund (Frau und Kind) wirken viel kleiner als die
Figuren im mittleren, linken Bereich auf der Treppe.
Dort scheinen zwei Riesen zu sitzen.
Die Proportionen sind also völlig verschoben.

Der Rest des Bildes ist Theaterkulisse, in den oberen Rängen lümmeln ein
paar Apostel über die Balustrade.

Das alles ist übrigens keine Geschmacksfrage, sondern einfach Technik.
Er konnte zweifelsohne sehr gut malen, aber der Rest – hinterfragungswürdig.
Wundert mich nicht, dass ihn Tizian rausgeworfen hat.
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2017, 22:11   #5  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.576
Zitat:
Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Ich mache dir mal ein Beispiel –
Dieses Bild, "Mariä Tempelgang", kommt mir auf den ersten Blick nicht bekannt vor. Die Komposition ist schon etwas zweifelhaft, da gebe ich Dir recht.

Woran ich mich erinnere - aber es ist wie gesagt 30 Jahre her - sind sehr breite Formate (fast wie Cinemascope) mit Einblicken in Räume, wo man als Betrachter hineingezogen wird, Räume, die extrem tief sind und in denen sich Dramatisches abspielt, in einer ganzen Reihe von Ebenen.

Wenn man nahe herangeht, meint man außerdem, daß Tintoretto ein früher Impressionist war. Ich sagte ja, mir kam er wie ein Barockmaler vor. Der malt keine Stoffe mehr mit feinsten Pinseln altmeisterlich aus, sondern erzeugt mit groben Strichen einen Farbeindruck, der erst in einigen Metern Entfernung zu wirken beginnt. Das ist das, was ich nie konnte. Ohne Begrenzungslinien bin ich verloren - das war wohl auch der Comiceinfluß, den mein Lehrer identifizierte und den er nicht mochte.

...aber jetzt darf auch mal wer anders eine Frage stellen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2017, 22:43   #6  
G.Nem.
Mitglied
 
Benutzerbild von G.Nem.
 
Beiträge: 4.983
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
(...) Ohne Begrenzungslinien bin ich verloren - das war wohl auch der Comiceinfluß, den mein Lehrer identifizierte und den er nicht mochte.(...)
Na ja, jedes Gemälde hat in der Skizzierungsphase harte, abgegrenzte Linien.
Die Kunst ist es dann, diese verschwinden zu lassen in dem man Figuren etc. dreidimensional ausgestaltet. Das ist Technik die man lernen kann.
Voraussetzung ist allerdings gut zeichnen zu können.

Zum Thema Zeichenlehrer – da gibt es m.M.n. zwei verschiedene Typen – die einen wollen, dass du ihnen das lieferst, was sie gerne sehen, dann bist du in ihren Augen gut.
Die anderen schauen sich erstmal an, in welche Richtung du dich bewegst, und unterstützen dich dann in dem was du machst.
Ich vermute mal, dein Lehrer gehörte zur ersten Kategorie.

Eine andere Frage – tja, wer war eurer Meinung nach wichtiger – Roy Lichtenstein, oder die ganzen Comic-Künstler die er abgezeichnet hat?
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2017, 07:34   #7  
eck@rt
Moderator Deutsche Comicforschung
 
Benutzerbild von eck@rt
 
Ort: Leipzig
Beiträge: 2.710
Zitat:
Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Eine andere Frage – tja, wer war eurer Meinung nach wichtiger – Roy Lichtenstein, oder die ganzen Comic-Künstler die er abgezeichnet hat?
Die Frage ist doch einfach zu beantworten: a) Roy Lichtenstein hat keine Comics abgemalt. b) die Comics, die er als Vorlagen genommen hat, waren nicht die besten. Keiner würde sie mehr kennen, wenn sie nicht Vorlage für RL gewesen wären. c) Lichtenstein und die Comiczeichner bewegen sich in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen (Äpfel und Birnen). d) Lichtenstein hat unglaublich viel Einfluss ausgeübt, in alle grafischen Bereiche hinein.

Neue Frage: Wer war wichtiger, Mondrian oder Lichtenstein? Und was hat das mit Comics zu tun?

eckrt

Geändert von eck@rt (18.08.2017 um 07:43 Uhr)
eck@rt ist gerade online   Mit Zitat antworten
Neues Thema erstellen Antwort

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Kunst


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:16 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz