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Alt 28.06.2017, 18:42   #151  
user06
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Fernsehserien gucke ich nicht.
Hat das einen speziellen Grund ?
Enorme inhaltliche Tiefe hat es in den letzten Jahren vor allem im TV gegeben.
Man kann manche Geschichten einfach besser beispielsweise über 600 als über nur 100 Minuten erzählen.
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Alt 28.06.2017, 19:39   #152  
Peter L. Opmann
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Ja, es gibt einen Grund, den ich immer gut verwenden konnte, der bloß heute nicht mehr so ganz stichhaltig ist:

Ich habe keinen Fernseher.
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Alt 28.06.2017, 20:03   #153  
user06
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Du darfst gern auch sachlich antworten.

Zum dauerhaften Nichtbesitz eines Fernsehapparates bist Du höchstwahrscheinlich ja nicht gezwungen worden.
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Alt 29.06.2017, 00:14   #154  
Peter L. Opmann
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Das ist mein voller Ernst.

Aber mir ist schon bewußt, daß es inzwischen nicht mehr nur sowas wie RTL II im Fernsehen gibt, und ich weiß auch, daß man sich viele Sachen gut am PC angucken kann. Ich habe nur von früher her immer noch eine gewisse Abneigung gegens TV (Nina Hagen: "Alles so schön bunt hier!").

Wenn's sechs Stunden sein sollen, dann lieber ein sechsstündiger Kinofilm. Aber bitte in einem Saal ohne chipsessende Jugendliche...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.06.2017, 14:48   #155  
user06
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Ein theaterähnliches Erlebnis im Kino, das gibt es vermutlich gar nicht mehr.
Daran sind nicht nur die Zusatzgeschäfte der Betreiber - Tabletts voller Nachos, Popcorn und Getränke in XXL-Größe - sondern vor allem die Smartphones schuld.
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Alt 29.06.2017, 16:04   #156  
Peter L. Opmann
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Tja, ich gehe auch nur noch selten ins Kino und weiß also gar nicht, welchen Ärger ich mir da erspare.

Was ich mache, ist: DVDs gucken und YouTube untypisch nutzen. Will auch wieder häufiger in meine alten Videos reingucken (hab noch einen Rekorder, und meine Videos sind noch funktionsfähig).
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.06.2017, 20:25   #157  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ich habe nur von früher her immer noch eine gewisse Abneigung gegens TV (Nina Hagen: "Alles so schön bunt hier!").

Wenn's sechs Stunden sein sollen, dann lieber ein sechsstündiger Kinofilm. Aber bitte in einem Saal ohne chipsessende Jugendliche...
Mehrteilige Literaturverfilmungen bieten da eine gute Mischung.

Vielleicht lag es an Gerhard Försters Bericht in der Sprechblase, aber seit meiner zweiten Begegnung mit Allein gegen die Mafia bin ich vorsichtiger geworden. Deshalb schaue ich alte Serien von gestern mit Vorbehalt.
Bei den John le Carré-Verfilmungen mit Alec Guinness als George Smiley habe ich erwartet, daß die mächtig Staub angesetzt haben. Das Gegenteil ist der Fall.

Smiley's People | Agent in eigener Sache, das Finale mit dem Showdown an der Oberbaumbrücke funktioniert heute noch. Möglicherweise sogar besser. Die gut sechs Stunden bilden eine unterhaltsame und anregende Mischung aus Action, Suspense und schönen Bildern in prachtvollen Kulissen.
Im Bonus-Interview erzählt Le Carré, Smiley habe er als Anti-James-Bond aufgebaut. Für die erste Smiley-Serie hat das gestimmt. Aber allein die illustren Schauplätze (aus britischer Sicht): Paris, Hamburg, Thun am See - das hat Kinoqualität.

Tinker Tailor Soldier Spy | Dame, König, As, Spion empfehle ich eher zum Binge-Watching. Der Plot ist ziemlich vertrackt - wie ein Rätsel in der Times oder wie Matrjoschka-Puppen, in der immer noch eine steckt. Der Rhythmus ist langsam, und die Geschichte baut sich erst langsam auf. Die ersten beiden Episoden wird ein Nebenstrang nach dem nächsten in den Ring geworfen, so daß manche wohl den Überblick verlieren.
Die Miniserie ähnelt in vielem einer Staffel von The Wire, mehr Arthouse als Action. Vom Optischen ist das auch ein Stück Zeitgeschichte. Mich hat es von den Socken gerissen. Das fühlt sich an wie verfilmte Hochliteratur, keine Unterhaltung für zwischendurch.

Geändert von Servalan (21.08.2020 um 18:06 Uhr)
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Alt 30.06.2017, 09:24   #158  
user06
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ich habe keinen Fernseher.
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Das ist mein voller Ernst.
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Was ich mache, ist: DVDs gucken ... Will auch wieder häufiger in meine alten Videos reingucken (hab noch einen Rekorder, und meine Videos sind noch funktionsfähig).
DVDs und Video anzusehen, ohne einen Fernseher zu besitzen, fände ich frustrierend .
Man schaut ja dann immer nur auf die silberne Disc oder betrachtet die Verpackung. Bei den Videos kannst Du wenigstens noch mit der Hand das Band auf der Spule ein wenig hin- und her drehen.

Mir würde das trotzdem auf Dauer keinen Spass machen.
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Alt 30.06.2017, 13:10   #159  
underduck
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Kannst du dir vorstellen, dass man DVDs auch über einen PC-Monitor anschauen kann, Eymen?
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Alt 30.06.2017, 13:30   #160  
FrankDrake
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Klar geht das aber das ist doch nur eine Notlösung.

Nicht gegen dich Andreas aber Menschen ohne Fernseher sind mir suspekt.

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 30.06.2017, 13:52   #161  
Peter L. Opmann
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Ja, einen PC habe ich, muß ich gestehen. Daran führt beruflich kein Weg vorbei.

Ich glaube, jeder ist letztlich irgendwem suspekt - unumgänglich.
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Alt 09.07.2017, 14:48   #162  
Servalan
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Welche Rolle spielt eigentlich das eigene Alter, wenn wir Verfilmungen sehen?

Menschen können ja nur das sehen, was sie wissen. Wenn das nicht der Fall ist, werden solche Dinge entweder ausgeblendet oder übersehen. Im schlimmsten Fall reimt sich das Hirn selbst was zusammen, was zu den eigenen Erfahrungen und dem Wissen über den Lauf der Welt paßt.
Je mehr jemand weiß, umso mehr läßt sich erkennen.
Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Im Bonus-Interview erzählt Le Carré, Smiley habe er als Anti-James-Bond aufgebaut. Für die erste Smiley-Serie hat das gestimmt. Aber allein die illustren Schauplätze (aus britischer Sicht): Paris, Hamburg, Thun am See - das hat Kinoqualität.
Ich muß gestehen, daß ich als Kind von der Serie Dame, König, As, Spion kaum etwas verstanden habe. Das war nur eine merkwürdige Welt, das Treiben der Spione im Kalten Krieg.

Mit Agent in eigener Sache konnte ich schon mehr anfangen. Einerseits war ich älter, andererseits war der Plot kompakter. Allerdings merke ich erst heute als Erwachsene, wie dicht der Stiff gewebt ist.
Jetzt schaue ich das Original natürlich auch, um Alec Guinness, Barry Foster, Michael Gough, Curd Jürgens und Mario Adorf im Original zu hören.

Zum Beispiel fiel mir auf, daß sich Smiley in der Schweiz unter dem Decknamen Mr. Standfast ein Quartier gemietet hat. Dabei mußte ich schmunzeln, denn Standfast ist hier deutlich mehr als ein simples Wortspiel: Klar, Smiley wird seine Position verteidigen und keinen Millimeter zurückweichen.
Hinzu kommt die Anspielung auf einen anderen Klassiker der britischen Spionageliteratur, nämlich den dritten Roman in John Buchans Serie um Richard Hannay: Mr Standfast (Hodder & Struoghton 1919).
Die bekannteste Hannay-Verfilmung dürfte wohl Afred Hitchcocks Version des ersten Romans (1915) sein: The Thirty Nine Steps | Die neununddreißig Stufen (1939) ...
Kindern entgehen solche feinen Anspielungen.

Geändert von Servalan (21.08.2020 um 18:08 Uhr)
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Alt 28.08.2017, 14:37   #163  
Servalan
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Literaturverfilmung ist ja nicht gleich Literaturverfilmung.
Hinzu kommt, daß der Status je nach Kulturkreis variiert.
Die zeitnahe Umsetzung eines umstrittenen Bestsellers (Feuchtgebiete, Schoßgebete) ist schon etwas anderes als die Verfilmung eines Klassikers aus dem Kanon, der sowieso auf dem Lehrplan der meisten Schulen steht.

Sichtbar wird das Beispiel an Dickens-Verfilmungen: Roman Polanskis Oliver Twist konnte weltweit vermarktet werden, weil die Story international zu den Standards gehört.
Der Stoff konzentriert sich (wie ein Pitch) gewissermaßen in einer ikonischen Szene, die schon im Trailer ausgespielt wird: Oliver Twist bittet im Armenhaus um Nachschlag und erntet von den Honoratioren an der übervollen Tafel bloß höhnisches Gelächter.

Dickens Spätwerk Our Mutual Friend | Unser gemeinsamer Freund (1864-1865), wurde von der BBC seit den Kindertagen des Fernsehens für jede Generation neu verfilmt: 1958, 1976 und zuletzt 1998.
Außerhalb des angelsächsischen Sprachraums fällt diese Verfilmung durch das Raster und dürfte eine deutlich geringere Verbreitung erfahren haben. Der Stoff ist zu sperrig und zu unbekannt, da er nicht reflexhaft mit Dickens verbunden wird.
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Alt 02.09.2017, 00:35   #164  
Servalan
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Kennt jemand von euch die Ivanhoe-Miniserie von 1997?

Die britisch-us-amerikanische Koproduktion setzt den Stoff als historische Erzählung aus dem Jahre 1192 um. Dabei verzichtet die Produktion auf Hochglanz und zeigt ein ärmliches England, in dem nicht nur Robin von Locksley und seine Bande in Lumpen herumlaufen.
Einerseits fand ich den Realismus schon beeindruckend (ohne den Erfolg wäre Game of Thrones möglicherweise zahmer umgesetzt worden), aber bei dem riesigen Ensemble fiel es mir in der Episode schwer, die einzelnen Charktere voneinander zu unterscheiden.
Die gesamte zweite (der sechs) Episode(n) dreht sich um das Turnier mit Tjosten und Pfeilschießen - für mich der eigentliche Höhepunkt. Insofern bleibt die Hollywood-Version von 1952 mit Robert Taylor und Elizabeth Taylor einer der Filmklassiker, weil sie ihre künstlerische Freiheit für prächtige Bilder nutzt.

Danach habe ich auch J.R.R. Tolkiens und Peter Jacksons Herr der Ringe mit anderen Augen gesehen. Sir Walter Scott muß Tolkien geprägt und Spuren in seinem Unterbewußtsein hinterlassen haben.
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Alt 02.12.2017, 01:42   #165  
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Dennis Schecks Interview mit Sven Regener in der Novemberausgabe von Druckfrisch liefert interessante Anhaltspunkte. Scheck fragt Regener nämlich, ob sich der Autor eine Verfilmung seines neuesten Romans um Herrn Lehmann vorstellen könne, und erhält eine Antwort, die tief blicken läßt.
Wegen der zahlreichen reflexiven Passagen hat Regener starke Bedenken und meint, das ließe sich nur durch etliche Kommentare aus dem Off umsetzen.

Aus meiner Sicht spricht da die Betriebsblindheit des Spracharbeiters.
Film hat zahlreiche Register, und wenn die gut genutzt werden, kann der Film als Medium sogar das Unmögliche vollbringen. Casting, Ausstattung, Lichtregie, Tondesign, ein subtiler Einsatz von Musik - was damit auf die Beine gestellt werden kann, liegt für Regener im toten Winkel.
Er hat schlicht und einfach keine Vorstellung davon.
Muß er auch nicht.
Das Drehbuch sollte jedoch jemand schreiben, der filmische Qualitäten einsetzt, um etwas Neues über Herrn Lehmann zu erzählen, das die Romanvorlage nicht kann.
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Alt 25.01.2018, 19:24   #166  
Servalan
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Als Fan der Geschichten von Stanisław Lem konnte ich der Verfilmung seines genialen Romans Der futurologische Kongreß natürlich nicht widerstehen. Den Roman habe ich jedenfalls gelesen. Als damals ein Schuber mit allem, was sich um Ijon Tichy dreht, erschien, habe ich mir das Teil gegönnt.
Lem sprüht nur so vor Ideen, gleitet gern ins Philosophische ab und verliert sich gern mal in verstiegenen Theorien - allerdings nutzt er dafür teilweise ein überschaubares Register von Erzählweisen, das sich nach einer Weile förmlich aufdrängt.
Deshalb lese ich ihn am liebsten in geringen Dosen, hier mal einige Kurzgeschichten, dort mal ein Roman. Wegen seiner theoretischen Fülle gehört eine Portion Mut dazu, daraus ein Drehbuch zu machen.
Als klassische Verfilmung ist mein Favorit bislang Testflug zum Saturn | Der Testflug des Piloten Pirx | Test pilota Pirxa (Polen / Sowjetunion 1978, Regie: Marek Piestrak). Von der Dramaturgie gibt es deutliche Parallelen zum Androiden-Subplot in Ridley Scotts Alien (1979).

Lem hätte Ari Folmans Neuinterpretation The Congress (Israel 2013) wahrscheinlich nicht gefallen, tippe ich. Wenn Lem schon Tarkowskis Solaris (1972) seine Gnade versagt hat, hätte er sich für The Congress wohl geschämt.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, Tarkowskis Solaris halte ich für ein filmisches Meisterwerk - auch weil es etwas Eigenes ist. Am besten wirkt der Klassikier auf einer riesigen Kinoleinwand.
The Congress empfinde ich eher zwiespältig. Die Einleitung finde ich ein wenig zu lang, aber dann wird die Vorlage deutlich. Aus meiner Sicht ist der Film nicht zu Ende gedacht und wirkt dadurch zu plakativ. Als ob Folman das Publikum überwältigen will, damit es ja nicht auf eigene Gedanken kommt.
Im Gegensatz den eher leeren Sets im Real-Life-Teil haben die Animationssequenzen Wimmelbildcharakter: prima Futter für Fans, die im Freeze-Frame-Modus jedes Einzelbild analysieren wollen. Der VFX-Orgie steht jedoch ein dürrer Plot gegenüber.

Und Folman macht meines Erachtens den gleichen Fehler wie Tarkowski: Was bei Lem eine Leerstelle bleibt, wird pseudoreligiös zugekleistert. Bei Tarkowski habe ich vollstes Verständnis, nicht zuletzt wegen der historischen Situation in der atheistischen Sowjetunion.
Aber bei Folman wirkt die Masche platt, pathetisch und oft nur peinlich. Wenn dann in einer Schlüsselszene ein Horus am Nebentisch sitzt, ist das Gnostik mit dem Holzhammer.
Da gefielen mir die Szenen besser, die aus Mamoru Oshiis Avalon – Spiel um dein Leben | アヴァロン (Polen / Japan 2001) hätten stammen können. Found Footage und echte Filmzitate wären aus meiner Sicht eine Alternative gewesen.

Geändert von Servalan (25.01.2018 um 20:07 Uhr)
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Alt 13.06.2018, 15:39   #167  
Servalan
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Zitat von Xury Beitrag anzeigen
Ich bin großer Liebhaber der alten Advents-Vierteiler und habe mir nach und nach so gut wie alle auf DVD zugelegt. Damals habe ich bei fast allen gebannt vor dem Fernseher gesessen. Aus heutiger Sicht sind einige deutlich besser gealtert als andere.

Meine Favoriten, die ich immer wieder sehen könnte:
"Die Schatzinsel"
"Tom Sawyer und Huckleberry Finn"
"Der Seewolf"
"Robinson Crusoe"

(...)

Mit großem Wohlwollen:
"David Balfour"
"Lockruf des Goldes"
"Don Quijote"

(...)
Die Abenteuer des David Balfour haben für mich immer noch einen gewissen Reiz, dem ich mich nicht entziehen kann. Der Vierteiler macht es dem Publikum aber wesentlich schwieriger, in die Geschichte zu kommen, als Die Schatzinsel. Bei der Story um den Piratenschatz bildet jede Folge eine Einheit mit einem klassischen Episodenhöhepunkt - quasi die Etappen einer Schnitzeljagd.

Im Gegensatz dazu kann die erste Folge der Abenteuer des David Balfour ziemlich verwirrend sein: Abwechselnd werden vier verschiedene Backstories erzählt, die sich zum Schluß zwar annähern, aber kein übersichtliches Ganzes werden. Daraus ergeben sich gewisse Parallelen zu den anspruchsvollen Serien von heute, bei denen ja auch oft erst nach Folge 3 klar ist, worum es eigentlich geht.

Der pubertierende Ekkehard Belle | David Balfour wird unfreiwillig zum Sidekick des schottischen Freiheitskämpfers | Terroristen (für die Engländer) Allan Breck Stewart. Allan Breck hat heftige Abgründe, obwohl Stevenson ihn als einen von den Guten darstellt.
David Balfour ist düsterer und erwachsenerer als die Jagd nach dem Piratenschatz. Sie verlangt vom Publikum, daß es mitdenkt, sonst verläuft es sich. Insofern kann ich verstehen, daß Die Schatzinsel mehr Sympathien hat als Die Abenteuer des David Balfour.

Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden.
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Alt 14.06.2018, 00:47   #168  
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So, jetzt habe ich alle vier Teile gesehen.

Nun ja, eigentlich läuft die Geschichte erst ab der dritten Folge richtig rund.
Die zweite Episode besteht nämlich aus einer 90-minütigen Verfolgungsjagd durch Heide, Moore und Wälder Schottlands. Dabei treten zwar neue Figuren auf, für einen Durchblick sind die jedoch eher hinderlich.
Zu den ersten anspruchsvollen Filmen, die ich im Fernsehen genießen konnte, gehörte wenige Monate später Joseph Loseys Figures in a Landscape | Im Visier des Falken nach einem Roman des Schauspielers Robert Shaw. Über 103 Minuten erzählt Losey, wie ein alter und ein junger Gefangener durch eine schier endlose Landschaft flüchten. Verfolgt werden sie von einem Hubschrauber, in dem ein Pilot und ein Beobachter sitzen. Ich empfand das als Déjà-Vu.

Durch den Bechdel-Test fällt Die Abenteuer des David Balfour mit Pauken und Trompeten durch.
Für eine Fernsehserie von 1978 fand ich die Frauenrollen positiv, obwohl sie eindeutig 18. Jahrhundert sind. Kein hysterisches Gekreische wie bei Allein gegen die Mafia, und im Rahmen der damaligen Konventionen waren die jungen Frauen aktiv und handelten, ohne jedesmal loszuflennen.

Der dritte Pluspunkt war die Musik von Vladimir Cosma (Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh, La Boum - Die Fete). Die legte noch klassisch Wert auf Melodie, Rhythmus, Instrumentierung. Am besten gefiel mir die Titelmelodie "David's Song" auf der Maultrommel.

Geändert von Servalan (21.08.2020 um 18:13 Uhr)
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Alt 20.06.2018, 17:32   #169  
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Zitat:
Zitat von Xury Beitrag anzeigen
(...)

Meine Favoriten, die ich immer wieder sehen könnte:
"Die Schatzinsel"
"Tom Sawyer und Huckleberry Finn"
"Der Seewolf"
"Robinson Crusoe"

Mit gewissen Abstrichen:
"Lederstrumpf"
"Michael Strogoff"

Mit großem Wohlwollen:
"David Balfour"
"Lockruf des Goldes"
"Don Quijote"

Gar nicht mehr gehen:
"Zwei Jahre Ferien"
"Cagliostro"
In den letzten Wochen habe ich mir noch mal einige Abenteuervierteiler gegönnt.

Am besten gehalten, hat sich aus meiner Sicht Der Seewolf.
Bei der Erstausstrahlung war ich zu jung, um die Story zu kapieren: Wie Wolf Larsen die Kartoffel zerquetscht und die Reisen nach Hobo-Art auf den Güterzügen sind mir in Erinnerung geblieben.
Der Vierteiler führt durch das Jack-London-verse (obwohl es schon früher andere Verfilmungen von Londons Stoffen gegeben hat), das auch für Erwachsene seinen Reiz hat. Bei zahlreichen Szenen mußte ich daran denken, was Joseph Conrad aus dem Stoff gemacht hätte.

Die volle Punktzahl erreichen ebenfalls:
- Die Schatzinsel
- Die Abenteuer des David Balfour

Gute Unterhaltung:
- Die Lederstrumpf-Erzählungen

Zäh und vom Zahn der Zeit zerfressen:
- Tödliches Geheimnis nach Die Dinge wie sie sind oder Die Abenteuer des Caleb Williams (1794) von William Godwin
- Cagliostro nach Joseph Balsamo (1853) von Alexandre Dumas

Geändert von Servalan (26.12.2019 um 21:39 Uhr)
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Alt 20.06.2018, 19:30   #170  
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Sieht so aus, als wären die bekannteren Stoffe auch die besser verfilmten. Nicht ganz ins Bild paßt "David Balfour", sicher eins der unbekannteren Werke von Stevenson. Bei "Cagliostro" habe ich zunächst gedacht, da gebe es eine bekannte Oper, aber dieser Titel scheint doch ins Bild zu passen.

Ich kann mich noch an den Vierteiler "Der Kurier des Zaren" mit Raimund "Seewolf" Harmsdorf erinnern, den ich damals, in den 70ern, auch sehr gelungen fand. Auch wieder eine bekannte Vorlage.

Geändert von Peter L. Opmann (20.06.2018 um 19:43 Uhr)
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Alt 21.06.2018, 00:07   #171  
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Die Luschen haben verschiedene Gründe:

Cagliostro ist die Verfilmung eines Geheimbundromans, und die Intrige schwirrt heutzutage dutzendfach durchs Internet: Der "Zirkel der Erleuchteten" (sprich: Illuminaten) will in Frankreich die Bourbonendynastie (mit dem Lilienwappen) stürzen, indem sie eine künstliche Hungersnot verursachen und ansonsten Zwist und Hader säen. Cagliostro versucht es bei Ludwig XV. und Madame Dubarry, scheitert aber, weil es keine Revolution gibt.
Den Dreiteiler habe ich als plump empfunden. Die Perspektive und die erzählte Geschichte liefen ziemlich auseinander. Ich habe mich öfter gefragt: Durch wessen Augen erlebe ich die Geschichte? Ich kam auf keinen gemeinsamen Nenner, die Intrige lief eher sprunghaft und willkürlich.

Caleb Williams funktioniert über weite Strecken wie eine philosophische Parabel darüber, ob der Mensch nun gut oder böse ist. Psychologisch bleiben die Figuren blasse Pappkameraden. Ich kann mir vorstellen, daß viele Erstseher Tödliches Geheimnis mit ziemlichem Stirnrunzeln ansehen.
Der Bauernjunge Caleb Williams wirkt treudoof. Durch einen zynischen Trick eines Gutsbesitzers läßt er sich einen bescheuerten Schwur aufzwingen, mit dem er nicht nur den Mörder seines Vaters deckt - nein, er wandert auch selbst ins Gefängnis, wo ihm der Galgen droht.
Der Stoff müßte gründlich durchlüftet und neu überarbeitet werden: Entweder so, daß er psychologisch überzeugt - oder komplett bizarr und absurd. Bei der Prozeßszene im letzten Teil erscheint der Bösewicht nämlich als grinsender Vorläufer des Jokers oder von Pennywise.

Geändert von Servalan (21.08.2020 um 18:25 Uhr)
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Alt 25.06.2018, 17:19   #172  
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Ende der 1970er Jahre liefen häufig Stoffe von Jack London über den Bildschirm.
Ob und wann Der Seewolf damals wiederholt wurde, daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
1975 wurde Lockruf des Goldes über den Goldrausch am Klondike ausgestrahlt, 1977 wurde der Vierteiler wiederholt, und 1978 gab es das Spin-off, den 5. Teil Das verschollene Inka-Gold als eigenständigen Film.

Und 1979 wurde Martin Eden gesendet, Jack Londons fiktionalisierte Autobiographie. Darin finden sich deutliche Parallelen zu Der Seewolf. In meiner Erinnerung haben sich die beiden Verfilmungen gegenseitig verstärkt. Das scheint beabsichtigt gewesen zu sein.
Die Adventsvierteiler habe ich als Reihe wahrgenommen. Martin Eden läutet die Spätphase mit den historischen Stoffen (Wettlauf nach Bombay, Der Mann von Suez) ein - der fällt nämlich in beide Schemata: sowohl eine Literaturverfilmung als auch ein historischer Stoff.

Aus dem klassischen Abenteuergenre war wohl irgendwann in den 1980ern die Luft raus. Der neue Ansatz mit ironischem Augenzwinkern und CGI kam dann in der Indiana-Jones-Trilogie, Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten und Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil mit Michael Douglas.
In der australischen Komödie Crocodile Dundee – Ein Krokodil zum Küssen mit Paul Hogan in der Hauptrolle wird der Abenteurer im Outback endgültig zur Lachnummer ...
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Alt 25.06.2018, 17:31   #173  
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Ich habe "Crocodile Dundee" damals in Köln in der Pressevorführung gesehen, und ich war von dem Film durchaus angetan. Aus heutiger Sicht ist er natürlich reichlich sexistisch - ein Großteil der Komik rührt von der unfähigen und ziemlich beschränkten Journalistin her, die Dundee immer wieder aus Schwierigkeiten retten muß und die sich zum Dank dafür unsterblich in ihn verliebt.

Was ich im Kino gut fand, waren die Bildführung und der Ton. Es war eine sehr große Leinwand, und die Lautsprecher wurden voll aufgedreht. Es vermittelte sich irgendwie die Wildheit des australischen Outbacks, und somit wirkte Dundees Agieren sehr überzeugend. Ich dachte: Ein neuer Typ Held.

Als ich "Crocodile Dundee" ein paar Jahre später nochmal im Fernsehen sah, war der Effekt fast völlig weg. Der Film hatte kaum noch etwas Abenteuerliches, er machte einen einfallslosen und abgeschmackten Eindruck. Bei kaum einem Kinofilm habe ich diesen Effekt so stark wahrgenommen, obwohl in gewissem Maß jeder Kinofilm im Fernsehen verliert (selbst auf den neuen Großbildschirmen).
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Alt 25.06.2018, 17:57   #174  
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Das scheint in den 1980ern häufiger vorgekommen zu sein: Aus dem Kerl wurde ein neuer Typ Held, bloß mit den Frauenrollen schienen die Drehbuchautoren und Regisseure wenig bis nix anfangen zu können.
Besonders Indiana Jones und der Tempel des Todes im indischen Kali-Tempel ist eine eindrucksvolle Achterbahnfahrt von einem Cliffhanger zum nächsten. Leider ist die Story äußerst dünn, und Steven Spielbergs spätere Ehefrau Kate Capshaw darf kreischen, was das Zeug hält. Die Michael-Douglas-Abenteuerfilme dürften ähnliche Szenen enthalten.

Martin Eden ist in der Hinsicht erwachsen und bietet Frauenrollen mit einem gewissen Anspruch - Andrea Ferreol (Das große Fressen, Die letzte Metro), Mimsy Farmer und Capucine sorgen für eine weiblich-frauliche Note, die über Klischees und Stereotypen hinausgeht.

Beim Abenteuergenre fällt mir auf, wie harte körperliche Arbeit betont wird: Seeleute, Fabrikarbeiter und Lastwagenfahrer. Solche Helden der Arbeit, die meist nichts mehr zu verlieren haben, sind hinter Digitalisierung und Automatisierung verschwunden.

Geändert von Servalan (25.06.2018 um 19:09 Uhr)
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Alt 27.06.2018, 00:58   #175  
Servalan
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Tödliches Geheimnis nach Die Dinge wie sie sind oder Die Abenteuer des Caleb Williams (1794) von William Godwin hätte eigentlich ein klassischer Thriller werden können, wenn der Stoff ausgemistet worden wäre.
William Godwin (1756 - 1836) war mit der Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft (1759 - 1797) verheiratet, beide sind die Eltern der Erfinderin von Frankenstein or The Modern Prometheus | Frankenstein oder Der moderne Prometheus (1818), Mary Shelley (1797 - 1851). William Godwins Roman gilt als Vorläufer der Detektivgeschichte, aber literarisch kann er seiner Tochter nicht das Wasser reichen.

Die Fehde zwischen benachbarten Gutsbesitzern Tyrell und Ferdinand Falkland in ersten Teil von Tödliche Geheimnisse wirkt an den Haaren herbeigezogen. Der bösartige, dumme und stolze Tyrell tyrannisiert als sadistischer Patriarch seine Umgebung - ein Psychopath aus dem Bilderbuch.
Ferdinand Falkland hingegen unternimmt eine Italienreise, von der er mit etlichen Gemälden, Statuen und Antiquitäten heimkehrt. Der Schöngeist schwärmt von Rousseau, hat ein Faible für wissenschaftliche Geräte und läßt sich von seinen Schranzen als Schöngeist feiern.
Die müssten beide ambivalenter dargestellt werden. Valentine Forester mokiert sich nämlich zu Beginn des zweiten Teils, daß sich Falkland durch seine Sucht, sich selbst zu verbessern, unweigerlich zum Monster entwickeln wird.
Caleb Williams' Vater wird von Falkland als Mörder Tyrells verurteilt.

Weniger wäre mehr gewesen: Falklands Geständnis unter vier Augen nützt Caleb Williams nichts, weil er belastende Indizien oder ein schriftliches Geständnis braucht, um seinen vermeintlichen Gönner zu überführen.
In zweiten Teil taucht plötzlich Valentine Forester auf, Falklands Halbbruder, der im Ausland als Spion unterwegs gewesen war. Forester und Falklands ehemalige Dienerin Jane Alcott, die Caleb liebt, werden seine Verbündeten.
Foresters Motive bleiben dabei im unklaren. Das Verhältnis scheint eine gewisse Ähnlichkeit mit der Rivalität von Sherlock Holmes und Mycroft Holmes aufzuweisen.
Der Stoff hat Potential, das geschickt genutzt werden müsste, dann funktioniert eine Verfilmung auch.
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