Sammlerforen.net     

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Film und DVD

Neues Thema erstellen Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 23.11.2017, 23:05   #76  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Ich habe mir jetzt auch mal eine Fortsetzungsreihe angesehen, allerdings eine unechte. sie wird im Handel billig verhökert unter dem Obertitel "Die Chaos-Edition". Dabei handelt es sich um die Filme

- Die haarsträubende Reise in einem verrückten Bus (The big Bus, 1976)
Regie: James Frawley; Darsteller: Joseph Bologna, Stockard Channing, José Ferrer, Ruth Gordon, Harold Gould, Ned Beatty
- Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (Airplane, 1980)
Regie: Jom Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker; Darsteller: Robert Hays, Julie Hagerty, Peter Graves, Leslie Nielsen, Lloyd Bridges, Robert Stack, Stephen Stucker
- Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff (Airplane II, 1982)
Regier: Ken Finkleman; Darsteller: Robert Hays, Julie Hagerty, Lloyd Bridges, Peter Graves, Stephen Stucker, William Shatner, Raymond Burr
Alle drei Filme sind im Verleih der Paramount; bei 2 und 3 war Howard W. Koch Produzent.

Es ist ganz reizvoll, die drei Filme zu vergleichen.Es gibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Man bekommt aber alle drei auf keinen gemeinsamen Nenner, abgesehen davon, daß alle Parodien auf Katastrophenfilme sind.

Bei jedem Film geht es tatsächlich um eine Reise; jedesmal geht etwas entsetzlich schief, und die Passagiere müssen befürchten, daß sie niemals lebend ankommen werden. In dieser Bewährungsprobe werden psychische Probleme der Hauptfiguren gelöst. Dieses Handlungsgerüst ist mit verrückten Situationen und Übertreibungen gespickt.

"The big Bus" ist noch kein richtiges Gag-Feuerwerk. Die Parodie ist zwar deutlich zu erkennen, aber den Spannungsmomenten wird ihr Recht gegeben. Der Film ist mäßig lustig und geht zur Not auch als Thriller durch. Der Bus ist übrigens atomgetrieben, und dieser "Atom-Motor" wird durch eine Bombe an Bord beschädigt und gerät außer Kontrolle. Am Ende stürzt der Bus beinahe in eine Schlucht (aber nur beinahe). An Bord herrscht der absolute Luxus (für die Verhältnisse der 1970er Jahre), und die Passagiere haben manchmal seltsame Eigenheiten.

Mit "Airplane" wurde dann eine Erfolgsformel gefunden. Das Katastrophenszenario ist nur noch ein dürres Gerüst für eine endlose Abfolge von teils völlig absurder Gags. In dem Flugzeug erkrankt die gesamte Crew im Cockpit an einer Lebensmittelvergiftung, und ein Pilot aus dem Zweiten Weltkrieg, der von modernen Maschinen keine Ahnung hat, soll das Flugzeug zusammen mit der Stewardess, mit der ihn eine gescheiterte liebesbeziehung verbindet, sicher landen. die Umrisse der Story bleiben erkennbar, aber die Gags lösen sich im Sekundentakt ab, manche gelungener, manche weniger gelungen, und werden zunehmend absurder. Ich bin kein Fan von Abrahams/Zucker/Zucker, die ja später noch "Die nackte Kanone", "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone" und "Hot Shots" machten, aber die Mischung ist überzeugend.

"Airplane II" ist weniger eine Fortsetzung als ein Remake. Die Konstruktion wird auf einen Space-Shuttle-Flug zum Mond übertragen, wobei das Shuttle in die Sonne zu stürzen droht. Die Darsteller sind dieselben, die Gags zum überwiegenden Teil die gleichen. Manche werden eins zu eins nochmal nachgespielt, andere einfach dreist aus dem ersten Airplane-Film als Rückblenden hineingeschnitten. Gaststars sollen das Ganze ein bißchen aufpeppen, aber von William Shatner hätte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr versprochen. Mag sein, daß "Airplane II" etwas lustiger ist, wenn man nicht unmittelbar vorher "Airplane I" gesehen hat.

Von "Airplane" heißt es, daß der Film wenige Millionen Dollar gekostet hat und ein Vielfaches einspielte. Dieses Konzept dürfte beim Sequel nicht aufgegangen sein. Und "The big Bus"? Kann man sich durchaus mal ansehen; man weiß aber nicht so recht, ob man mitfiebern oder lachen soll. Vielleicht ist der Film am ehesten etwas für 70er-Jahre-Fans.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 00:47   #77  
Retro
Mitglied
 
Benutzerbild von Retro
 
Ort: Altomünster
Beiträge: 140
Den "Bus" fand ich schon immer ziemlich blöd- in meinen Augen weder lustig noch spannend.

Airplane dagegen finde ich jedesmal wieder unglaublich witzig-
wie fast alles von Zucker/Abrahams/Zucker.
Airplane II ist dagegen wirklich etwas schwächer, weil zu wenige neue schräge Ideen vorhanden sind.
Für einige Lacher ist aber der zweite Teil noch gut.
Retro ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 04:23   #78  
Mick Baxter
Moderator ICOM
 
Benutzerbild von Mick Baxter
 
Beiträge: 3.002
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Von "Airplane" heißt es, daß der Film wenige Millionen Dollar gekostet hat und ein Vielfaches einspielte. Dieses Konzept dürfte beim Sequel nicht aufgegangen sein.
Zumindest nicht in diesem Ausmaß:

Zitat:
Airplane
Budget: $3.500.000 (estimated)
Gross: $83.400.000 (USA)
Zitat:
Airplane II
Budget: $15.000.000 (estimated)
Gross: $27.150.534 (USA)
Allerdings fehlen die Auslandsergebnisse. "Airplane II" könnte seine Kosten also gut eingespielt haben. Und natürlich ist es kein Konzept, wenn ein Film das 30fache seiner Produktionskosten einspielt.
Mick Baxter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 08:14   #79  
Marvel Boy
Moderator Panini Fan-Forum
 
Benutzerbild von Marvel Boy
 
Ort: Hannover
Beiträge: 16.518
William Shatner ist immer mal wieder in irgendeinem Murks zu sehen gewesen, er hat halt das Geld mitgenommen wo es zu bekommen war.
Marvel Boy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 10:19   #80  
Retro
Mitglied
 
Benutzerbild von Retro
 
Ort: Altomünster
Beiträge: 140
Stimmt schon, wobei auch ein paar wirklich nette Filme darunter waren, vor allem im B-Horror Bereich.
Mörderspinnen, Nachts wenn die Leichen schreien, Horror-Hospital...
In einigen Komödien hatte er aber auch kultige Auftritte.
Fanboys, Police Squad, Loaded Weapon, Sowtime, Miss Undercover...
Retro ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2017, 16:21   #81  
Schlimme
Nachrichten
 
Benutzerbild von Schlimme
 
Beiträge: 20.649
Zitat:
Zitat von Retro Beitrag anzeigen
Den "Bus" fand ich schon immer ziemlich blöd- in meinen Augen weder lustig noch spannend.

Airplane dagegen finde ich jedesmal wieder unglaublich witzig-
wie fast alles von Zucker/Abrahams/Zucker.
Es hat schon seinen Grund, dass das Autorenteam Fred Freeman & Lawrence J. Cohen nicht so bekannt ist wie Zucker/Abrahams/Zucker.

Die schrieben vier Spielfilme mit witzigen Grundideen, aber dann doch nie so gut wie erwartet:
http://www.imdb.com/filmosearch?expl...tle_type=movie
Schlimme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.12.2017, 00:06   #82  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Heute habe ich mir diesen Film auf DVD gekauft:

www.filmstarts.de/kritiken/7127.html

Ich habe ihn mir auch gleich angesehen; ich kann mich nicht erinnern, ihn mal im Fernsehen gesehen zu haben, obwohl er da sicher oft gelaufen ist. Er läßt sich auch gut ansehen, er funktioniert sowohl als Abenteuerfilm als auch als Parodie und Reflexion über bedeutungslos gewordene Heldenmuster. Trotzdem war ich nicht ganz zufrieden.

Es ist eine amerikanisch-britisch-spanische Co-Produktion; daß viele Köche den Brei verderben, trifft hier aber nicht zu. Der Film ist sehr aufwendig gemacht, und Regisseur Richard Lester hat das Unternehmen sowohl gut zusammengehalten als auch mit vielen kleinen witzigen bis absurden Szenen garniert. Die obligatorischen Fecht- und Raufeinlagen wirken überzeugend, entwickeln sich aber auch gern hin zum Slapstick, wenn Kämpfer etwa einander mit nasser Wäsche verdreschen durch Wände brechen oder in Bottiche stürzen. Es ist ja auch die große Zeit von Bud Spencer und Terence Hill, so gut choreografiert sind die Kampfszenen bei Lester dann allerdings nicht.

Was für mich aber den kritischen Punkt bei diesem Film ausmacht, sind aber die Darsteller. Sie werden irgendwie nicht richtig lebendig, und damit kann man auch nicht mit ihnen mitfiebern oder sich richtig vor ihnen fürchten. Dabei muß man bedenken, daß Lester ein Starensemble zur Verfügung hatte, und das waren nicht nur große Namen, sondern diese Stars konnten auch was. Die faktische Hauptrolle als D’Artagnan spielt Michael York; da konnte sich der Drehbuchautor wohl nicht entscheiden, ob er ihn als Tollpatsch von Lande oder reifenden Helden anlegen sollte. Raquel Welch ist seine Geliebte Constanze, und sie ist gewiß angenehm anzusehen, muß sie aber teilweise so spielen, daß man es heute als frauenfeindlich empfindet.

Die drei Musketiere sind Oliver Reed, Richard Chamberlain und Frank Finlay – alle ziemlich an den Rand des Geschehens gedrängt. Aber sie kommen noch ganz gut zur Geltung im Vergleich zu den Bösewichten: Charlton Heston als Kardinal Richelieu – viel zu milde, ihm nimmt man den Ränkeschmied nicht ab. Seinen Handlanger Rocheford spielt Christopher Lee, aber der ist nur ein Schatten von Lees berühmten Gruselgestalten bei Hammer. Faye Dunaway ist die intrigante Lady de Winter. Wie sie Blicke wirft, würde ich ihr keine Sekunde über den Weg trauen, aber letztlich bleiben ihre Winkelzüge völlig wirkungslos. Jean-Pierre Cassel und Geraldine Chaplin als französisches Königspaar können die Delikatesse ihrer Beziehung, die immerhin eine Staatskrise heraufzubeschwören droht, überhaupt nicht deutlich machen.

Es liegt wohl nicht an den schauspielerischen Leistungen – alle bringen sich in ihre Rollen ein und deuten zumindest an, daß sie aus ihnen viel mehr machen könnten. Auch das Drehbuch ist meiner Meinung nach nur zum Teil schuld. Es liegt wohl an Lesters Inszenierungsstil. Er kann es nicht lassen, seine Figuren immer wieder zu entmystifizieren und lächerlich zu machen. Damit werden sie entwertet, und sie können die Geschichte nicht mehr tragen. Der Film ist aber auch keine reine Parodie, der man anmerken könnte, daß sie aus Liebe zum Original entstanden ist. Ein richtiger Abenteuerfilm kommt eben ohne Identifikation mit den Helden nicht aus. Taugen sie dazu nicht, dann läßt mich der Film am Ende kalt.

Wo die Mischung aus Abenteuer, Komik, Melodram und sogar Tragödie für meine Begriffe sehr gut funktioniert: in „Cyrano de Bergerac“ von 1990 mit Gerard Depardieu. Ich müßte mir diesen Film wohl nochmal ansehen, aber ich habe gut in Erinnerung, daß mir da die Figuren wirklich zu Herzen gingen – richtige Bösewichte gibt’s da allerdings interessanterweise nicht. „Die drei Musketiere“ finde ich schon halbwegs gelungen, man langweilt sich nicht, man kann sich an vielen inszenatorischen Kabinettstückchen erfreuen und sieht die großen Darsteller gern. Aber so richtig in den Film hineingezogen wurde ich nicht.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 00:37   #83  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.194
Blog-Einträge: 3
Bei dem Film hat der Produzent Alexander Salkind die Schauspieler ja so kräftig über den Tisch gezogen, daß es seither eine Salkind Clause gibt. Michael York, Oliver Reed und der Rest der Schauspieler haben sich nämlich über das schier endlos gederehte Material gewundert, das nie und nimmer in einen einzelnen 90-Minuten-Spielfilm gepaßt hätte. Als dann die Fortsetzung angekündigt wurden, fühlten sie sich betrogen, weil sie nur das Honorar für einen Spielfilm bekommen hatten.

Meiner Meinung nach gehören die beiden Filme Die drei Musketiere und Die vier Musketiere der Königin | Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady zusammen. Als Double Feature bilden sie eine ziemlich gute Verfilmung von Alexandre Dumas' Roman. Und der zweite Teil liefert wesentlich tiefere Einblicke in die Charaktere.
Vom Aufbau gleicht der Zweiteiler Quentin Tarantinos Kill Bill, dessen erster Teil sich ja auch in einer Splatterrevue verliert, während die Figuren selbst ziemlich blaß bleiben. Der Anfang von Kill Bill 2 liefert die lang vermißte Backstory nach.

Natürlich hat Lesters Fassung Staub angesetzt, und die jüngere Generation wird die Schwächen erkennen und kaum begeistert sein. Als die beiden Filme endlich im Fernsehen ausgestrahlt wurden, war ich eher ein Fan von Oliver Reed denn von Michael York. Einerseits lag das an anderen Filmen von Reed wie Der Fluch von Siniestro, der zu meinen Favoriten zählte. Andererseits verbindet Athos durch seine Vergangenheit als Comte de la Fère ein persönliches Schicksal mit Milady de Winter. Der zweite Teil endet wie der Roman mit dem Femegericht, in dem die Musketiere Milady de Winter zum Tode verurteilen und exekutieren lassen.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 08:51   #84  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Danke für die Ergänzung.

Es gibt ja sogar einen dritten Teil, allerdings von 1989.

Was Du über die Produktion der beiden Teile erzählst, erinnert mich an die Produktion von "Superman" und "SUperman II". Da kam Richard Lester erst zum zweiten Teil hinzu; man sagt aber, auch der zweite Teil trage wesentlich die Handschrift von Richard Donner. Damals war aber der Salkind-Trick schon bekannt, denke ich.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 12:49   #85  
Schlimme
Nachrichten
 
Benutzerbild von Schlimme
 
Beiträge: 20.649
Lex Barker gewann schon in den 60er Jahren einen Prozess gegen Atze Brauner, weil der aus "Durchs wilde Kurdistan" zwei Filme gemacht hatte. https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Rei...3%B6wen_(Film)
Schlimme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 13:40   #86  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Vermutlich kann man in der Filmgeschichte auf noch mehr Beispiele stoßen - jedenfalls sobald die Produzenten auf die Masche mit den Sequels gekommen waren.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 14:36   #87  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.194
Blog-Einträge: 3
Berüchtigt in dieser Hinsicht war ja Erich von Stroheim, dem wir es zu verdanken haben, das irrwitzige Produktionssummen seither zur Werbung genutzt werden.
Die Schauspieler von Greed (1924) haben sich einen Wolf vor der Kamera abgerackert. An Rohmaterial hatte von Stroheim nämlich 85 Stunden drehen lassen.
Die Rohschnittfassung umfaßte 42 Rollen und lief 462 Minuten, also fast acht Stunden - mehr als die meisten Miniserien. Es gab aber auch Gerüchte, nach denen die erste Fassung, von Stroheims Privatfassung, 100 Rollen lang gewesen sein sollte. Laut MGM-Schnittmeister Samuel Marx soll es eine 70-Rollen-Fassung gegeben haben.
In die Kinos kam er mit einer Laufzeit von bescheidenen 140 Minuten. Die 1999 restaurierte Fassung läuft immerhin 239 Minuten.

Als ich im Kino gearbeitet habe, mußte ich natürlich mal angelieferte Filmrollen aus dem Lager für die Anlieferung im Erdgeschoß in den Vorführraum transportieren, der im zweiten Stock liegt. Zum Glück hatte ich eine Sackkarre dabei und konnte einen Lift benutzen. Jede reguläre Box mit den Zelluloidrollen für einen handelsüblichen 90-Minuten-Film wog nämlich 30 Kilo.

Schon von der Logistik her hätte ein 70- oder 100-Rollen-Film den Vertrieb in die Bredouille und die Kinobesitzer zur Verzweiflung gebracht. Die hätten extra Wagen für den einen Film anmieten müssen, und in den Kinos die Lager gesprengt. Für den Vorführer hätte das wohl bedeutet, im fliegenden Wechsel den Aufbau und Abbau der einzelnen Rollen für den Projektor zu kombinieren, weil es wegen des engen Raumes nicht anders geht.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 15:20   #88  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Der Vergleich hinkt aber. Stroheim wollte niemals Sequels drehen, sondern mit seinen Filmen der Wirklichkeit so nahe wie möglich kommen. Ich habe den Roman von Frank Norris nicht gelesen, aber vermutlich wollte ihn Stroheim in allen Einzelheiten verfilmen. Ich glaube nicht, daß er nicht zwischen den Medien Literatur und Film unterscheiden konnte, aber er konnte sich wohl nicht vorstellen, Erzählstränge wegzulassen.

Stroheim war auch Argumenten zugänglich. Ich glaube, er war bereit, "Greed" entscheidend zu kürzen und an zwei aufeinanderfolgenden Abenden aufzuführen - mit zwei Filmen von jeweils sechs Stunden Länge. Auf youtube kann man sich den Film heute mit einer Gesamtlänge von 1:44 ansehen. Was Stroheim ausdrücken wollte, landete zu 90 Prozent unter dem Schneidetisch. Paul Kohner, der nicht der verantwortliche Produzent war, sagte dazu: "Sie haben den Film absolut ruiniert!"

Auf youtube gibt's auch eine schöne Dokumentation über Stroheim: www.youtube.com/watch?v=WU5jViU_BzI Es ist auch ein Dokument über Hollywoods Glanzzeit, 1918 bis 1927.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 17:50   #89  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.194
Blog-Einträge: 3
Bei meinen Gedanken bin ich von dem Frust der Schauspieler ausgegangen, die praktisch für den Abfallkorb gespielt haben. In der Hinsicht spielt es keine Rolle, ob es Sequels gewesen sind oder nicht. Bestimmt hat es etliche Schauspieler gegeben, deren Rollen schlicht rausgekürzt worden sind ...
Erich von Stroheim galt ja als "The man you love[d] to hate" (so der Titel einer Dokumentation von 1979). Und die sommerlichen Aufnahmen in Death Valley waren sicher eine Tortur für die Beteiligten vor und hinter der Kamera.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2017, 21:05   #90  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Ich muß gestehen, ich haben eine ziemlich hohe Meinung von Stroheim. Einige seiner Filme habe ich auch - zumindest in der Fassung, wie sie noch erhalten sind - gesehen. Manche sind auch gar nicht erhalten geblieben wie "The Devil's Passkey" von 1920.

Man kann natürlich nicht wissen, wie seine Schauspieler über ihn gedacht haben. Aber ich glaube, er war bei ihnen beliebt. In "The Merry Widow" hatte er es mit Mae Murray als Hauptdarstellerin zu tun, mit der er überhaupt nicht klarkam, und sie veranlaßte Louis B. Mayer, Stroheim zu verprügeln und aus dem Studio zu werfen. Sein Team trat darauf aber in einen Streik und nahm die Arbeit erst wieder auf, als Stroheim zurückgeholt worden war.

Ich sehe gerade, daß sich Stroheim so über "Merry Widow" geäußert hat: "Als ich sah, wie Greed, ein Film, in den ich wirklich meine ganze Seele gelegt hatte, verstümmelt wurde, verzichtete ich darauf, Filme zu drehen, die wahre Kunst sein sollten, und machte Filme, wie sie jetzt hergestellt werden." Damit wären wir wieder beim Thema...

Die Dokumentation "The Man you Love to Hate" ist die, die ich oben verlinkt habe. Dieser Slogan bezieht sich aber auf etwas anderes. Stroheim hat sich während des Ersten Weltkriegs in Hollywood hochgearbeitet, indem er in Propagandafilmen sadistische, abstoßende deutsche Offiziere spielte. Er war Österreicher, erzählte jedoch den Filmbossen, er sei aus Deutschland und habe selbst eine Offizierslaufbahn hinter sich. Viel später hat er für Billy Wilder in "Five Graves to Kairo" nochmal einen ziemlich differenzierten Nazi-Offizier gespielt, nämlich Erwin Rommel.

Geändert von Peter L. Opmann (08.12.2017 um 21:11 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2017, 00:02   #91  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.194
Blog-Einträge: 3
Der Regisseur sitzt halt zwischen allen Stühlen, und wenn der Produzent oder Studioboss unzufrieden ist, hängt der Haussegen schief. Erich von Stroheim begann seine Filmkarriere als Statist und Regieassistent bei David Wark Griffiths, was sicher von Vorteil bei den Schauspielern gewesen ist.
Seinen bitterbösen Spitznamen haben ihm ja die Produzenten verpaßt. Und die wollten die Filmproduktion eigentlich so handhaben wie Walt Disney seine Comics: Das Studio sollte das Logo und Branding sein - und sonst nichts.

Zuerst hatten die Schauspieler ja keine Namen, sondern waren nur als Vitagraph Girl oder Essanay Girl bekannt. Das Starsystem der Schauspieler war die erste Kröte, die die Studiobosse haben schlucken müssen.
Und Erich von Stroheim gehörte zu den Regisseuren, die bekannt waren wie ein bunter Hund. Da drohte sich also die Malaise mit den Stars zu wiederholen, sprich: Kosten drohten aus dem Ruder zu laufen.

Nachdem er bei den Studiobossen untendurch war, setzte von Stroheim seine Schauspielkarriere fort. Besonders sein Major von Rauffenstein mit der Nackenstütze in Jean Renoirs Die große Illusion hat sich mir unvergeßlich eingeprägt.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2017, 09:21   #92  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Es gibt ein Buch, in dem die ökonomische Entwicklung von Hollywood von den Anfängen an, die ja an der Ostküste stattfanden, sehr anschaulich dargestellt wird: "Soziologie des Films" von Dieter Prokop, Frankfurt/Main 1982.

Er hat das auch in eine sechsteilige Dokumentation umgesetzt, die "Hollywood Hollywood" hieß. Finde ich auch ziemlich gut gemacht. Leider lief die zu früh im Fernsehen, als daß ich sie auf Video hätte aufnehmen können. Auf youtube ist davon nichts zu finden.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2017, 00:03   #93  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Zu Weihnachten habe ich die Fantomas-Trilogie geschenkt bekommen – die mit Louis de Funes und Jean Marais.

www.filmstarts.de/kritiken/17667.html
www.filmstarts.de/kritiken/37268.html
www.filmstarts.de/kritiken/37269.html

War ein passendes Weihnachtsgeschenk. Als Jugendlicher habe ich diese Filme geliebt; heute finde ich sie immer noch ganz amüsant – und meiner Mutter haben sie auch gefallen. Ich merke nur, daß sich auch hier der Abnutzungseffekt in Kino-Fortsetzungen unweigerlich bemerkbar macht.

Was vom Ur-Fantomas in den Filmen steckt, weiß ich nicht (offenbar nicht viel). Er war vor dem Ersten Weltkrieg ein französischer Groschenromanheld und kam auch schon 1913 ins Kino. Fantomas war ambivalent – ein Verkleidungskünstler und Superverbrecher, der das Publikum mehr anspricht als die Gesetzeshüter. Auf jeden Fall war Fantomas auch als Wegbereiter des Faschismus interpretierbar, was in den Filmen der 1960er Jahre keine Rolle mehr spielte. Man präsentierte die Figur – zeittypisch – mit einer Mischung aus Spannung und Ironie, eine Mischung, die mir immer sehr geglückt schien.

„Fantomas“ (1964) führt den Protagonisten gleich mit einem seiner Raubzüge ein. Die Öffentlichkeit – und auch der investigative Journalist Fandor – glaubt aber noch nicht daran, daß es ihn gibt. Weil Fandor sich über die Angst vor Fantomas lustig macht, wird er von ihm gekidnappt und gezwungen, einen angemessen respektvollen und positiven Seite-1-Artikel über ihn zu schreiben. Das ruft Kommissar Juve auf den Plan, der glaubt, Fandor sei der Schlüssel zu Fantomas. Kurz darauf wird Fandor ein zweites Mal entführt. Fantomas will sich auf zwei Arten an ihm rächen: Er will ihn zum Opfer eines wissenschaftlichen Experiments machen und seinen Ruf ruinieren, indem er in seiner Maske Verbrechen begeht. Zudem will er sich an Fandors Freundin Hélène heranmachen. Seine abgelegte Herzdame, Lady Beltham, verhilft Fandor und Hélène scheinbar zur Flucht, will beide aber töten, indem sie sie in ein Auto ohne Bremsen setzt. Fandor und Juve bleiben dran, und schließlich muß Fantomas fliehen. Am Meer besteigt er ein U-Boot. Juve hat es bis zur Luke geschafft; als aber das U-Boot taucht, muß er die Verfolgung aufgeben.

Die Story klingt gleich hier etwas verworren. Das fällt aber nicht so sehr auf, da der Film ganz auf Überraschungsmomente durch Verkleidungen und den Slapstick, den de Funes und seine unfähige Polizeitruppe beisteuern, setzt. Die Verfolgungsjagden erscheinen aus heutiger Sicht zu lang; damals mochte das Publikum so etwas (siehe etwa „Bullitt“). Dasselbe gilt für die Prügelszenen. Die komischen Szenen sind dagegen sehr gut inszeniert; mir entlocken sie auch heute noch und obwohl ich die Gags in- und auswendig kenne, ein Grinsen. Was den Action-Teil betrifft: Die Stunts sind mit großer Sorgfalt ausgeführt; das war damals wohl state of the art. Man muß sich jedenfalls an keiner Stelle über zu billige Tricks ärgern. Fantomas mit seiner blau-grauen Maske und den stechenden Augen macht immer noch was her, und sein Erscheinen per Fahrstuhl in seiner unterirdischen Verbrechenszentrale, untermalt von dramatischer Orgelmusik, gehört zu meinen Langzeit-Lieblingsszenen.

„Fantomas gegen Interpol“ (1965) schließt an den ersten Teil logisch an. Kommissar Juve wird für seine Verdienste im Kampf gegen Fantomas zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, aber kurz darauf bei einem Fernsehinterview von Fantomas zum Narren gemacht. Fantomas ist nun kein Millionendieb mehr, sondern er will mit Hilfe von Hypnose die Weltherrschaft erringen. Dazu kidnappt er einen berühmten französischen Wissenschaftler, muß aber feststellen, daß er eine zweite Koryphäe, Prof. Lefèvre, braucht, um eine große Hypnosemaschine realisieren zu können. Statt Lefèvre Polizeischutz zu geben, stimmt Juve dem Plan von Fandor zu, der Fantomas in der Verkleidung des Wissenschaftlers anlocken und dann unschädlich machen will. Die Aktion geht schief – Fantomas kann sowohl den echten Professor als auch Fandors Freundin entführen. Ausgerechnet auf einem Maskenball treffen sich Juve, Fandor und Fantomas wieder. Fantomas kann zwar erneut einer Falle entkommen, aber Juve und Fandor dringen in sein Hauptquartier ein und befreien die Wissenschaftler. Die wollen nun einen Hypnoseapparat gegen Fantomas einsetzen. Nun wird die Verfolgungsjagd am Ende des ersten Teils variiert. Fantomas flieht mit einem Citroen, den er zum Fluggerät umrüsten kann. Juve und Fandor verfolgen ihn mit einem Flugzeug und versuchen, den Hypnoseapparat einzusetzen. Bevor sie nahe genug herangekommen sind, fällt jedoch Juve aus dem Flugzeug, Fandor muß ihn mit dem Fallschirm retten, und Fantomas kann wieder entkommen.

Hier macht sich die recht dünne Story bereits bemerkbar. Man sieht auch, daß der Film nach exakt demselben Strickmuster gemacht ist wie der erste: Viel Verwirrung durch Maskenspiel plus Action vor allem in Form von Verfolgungsjagden. Formal ist der Film aber mit der gleichen Sorgfalt hergestellt wie der erste, und einige Szenen prägen sich ein: Juve, der teils pantomimisch sein chaotisches Vorgehen zu erklären versucht und in der Gummizelle landet; der doppelte Prof. Lefèvre; die „Gadgets“ der Polizei (ein falscher Arm, eine Schusswaffe in Form einer Zigarre). Die Szene, in der Fantomas Hélène mit Druck dazu bringen will, sich ihm hinzugeben, ist zwar reichlich seltsam, hat aber auf mich als Jugendlichen großen Eindruck gemacht.

„Fantomas bedroht die Welt“ (1967) versucht, die Story noch einmal von vorne aufzurollen. Fantomas erscheint, perfekt maskiert, bei einem schottischen Multimillionär, um ihm nach Mafiaart Schutzgeld abzupressen. Er nennt das eine „Steuer“ dafür, daß er den Lord am Leben läßt. Ebenso hat er den reichsten Männern des Globus Rechnungen zukommen lassen. Die überlegen nun gemeinsam, wie sie dagegen vorgehen können. Ein Verbrechersyndiokat will auch noch mitmischen. Juve und Fandor werden eingeschaltet. Sie kommen auf das Schloß des Schotten, um ihn vor Fantomas zu schützen. Es folgen mehrere Zwischenfälle mit angeblichen Gespenstern und angeblichen und echten Leichen. Auch der reiche Schotte muß nach etwa der Hälfte des Films sein Leben lassen; von da an ist Fantomas in seiner Maske zu sehen. Was im zweiten Teil der Maskenball war, ist nun eine Fuchsjagd, bei der Fantomas zur Strecke gebracht werden soll. Schließlich soll Fantomas bei der Geldübergabe (genauer handelt es sich um ein Kästchen mit Diamanten) geschnappt werden, aber es entsteht Verwirrung, Fantomas flieht erneut. Diesmal hat er in einem Turm des Schlosses eine Weltraumrakete bereitgestellt. Düsenjäger schießen die Rakete ab, aber am Ende sieht man den schottischen Lord eine Allee entlangradeln. Fantomas‘ Leute nehmen ihn im Auto mit – und abermals ist Fantomas entwischt, diesmal allerdings nicht, um in einem vierten Film wiederzukehren.

Sehr enttäuscht hat mich die Episode mit der Rakete im Turm. Das war mir von diesem Film vor allem im Gedächtnis geblieben, aber da haben sich wohl bei mir Erinnerungen vermischt, denn das wirkte nicht sonderlich spektakulär. Das Strickmuster aus Mummenschanz, Action und Verfolgung ist hier nun deutlich abgenutzt, und auch die komischen Szenen mit Louis de Funes sind meist nicht richtig lustig. Immerhin: Auch dieser dritte Teil ist keineswegs schnell und billig heruntergedreht. Man hat noch einmal versucht, die richtige Mischung aus Spannung und Klamauk hinzubekommen. Über weite Strecken der Trilogie ist das gut gelungen. Und mir gefällt auch das 60er-Jahre-Flair mit seinen Bonbonfarben, mit unglaublichen Erfindungen (da diente sicher auch „James Bond“ als Vorbild) und der durchgängigen Haltung, sich selbst nicht ernst zu nehmen.

Mit „Fantomas“ begann für de Funes die Phase als europäischer Starkomiker. Jean Marais hatte 1964 seine besten Tage schon hinter sich, gibt aber den Draufgänger überzeugend und trägt durch die Doppelrolle als Fantomas und Fandor nicht unwesentlich zur Wirkung des Films bei. Im Gegensatz zum „Gendarm von Saint Tropez“ (der zweiten Paraderolle von de Funes) lebt „Fantomas“ eben auch von seinen Spannungsmomenten, wobei die Handlung in allen drei Filmen Brüche und Widersprüche aufweist. Sehr gut sind auch Jacques Dynam als zweiter Komiker (Juves Assistent Bertrand) und Mylène Demongeot als Fotografin und Freundin von Fandor, die sich allerdings, wie das damals üblich war, in allen drei Filmen vom Helden retten lassen muß.

Über Regisseur André Hunebelle weiß ich nicht viel; er war aber sicher ein versierter Handwerker und lieferte – jedenfalls bei „Fantomas“ – Unterhaltung auf internationalem Niveau. Ich werde mir seine Trilogie (oder jedenfalls die ersten beiden Teile) sicher in einiger Zeit noch einmal ansehen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2018, 11:39   #94  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.450
Gestern habe ich mir eine DVD für 2,99 Euro gekauft, die das Geld entschieden wert ist: „Wolken sind überall“, ein Film von Otto Preminger von 1953. Es ist zwar kein Meisterwerk, aber eine Komödie, an der mir so manches aufgefallen ist.

www.filmstarts.de/kritiken/27089.html

Kurz zur Handlung: Auf dem Empire State Building begegnen sich eine junge Frau, Patty, noch solo, und ein nicht mehr ganz so junger Architekt, stellen wechselseitige Sympathie fest und kommen ins Gespräch, das die Frau durch ständige Konventionsbrüche prägt. Sie redet nämlich immer wieder offen über eine mögliche Beziehung zu ihm, und er geht darauf ein. Ihr Motto ist: „Zärtlichkeit ja, Leidenschaft nein“. Der Architekt nimmt sie zuerst in sein Büro, dann in seine Wohnung mit (Vorwand: Sie soll einen Knopf seines Jacketts annähen). Sie erfährt zuerst, daß er gerade mit einer anderen Frau Schluß gemacht hat, die ihm gehörig auf die Nerven ging. Dann lernt sie den Vater der Ex-Geliebten kennen, der ein Lebemann ist und ebenfalls Gefühle für sie entwickelt. Patty behält ihr Motto auch ihm gegenüber bei und erleidet damit beinahe Schiffbruch. Der Architekt wird erst eifersüchtig, dann von Pattys Vater, einem in Beziehungsdingen sehr konservativen Mann, niedergeschlagen. Beides macht auch Patty klar, daß sie ihn liebt. Wiederum auf dem Empire State Building, einen Tag, nachdem sie sich kennengelernt haben, beschließen sie zu heiraten.

Erstens: Die Dialoge haben ein ziemliches Tempo. Sonst erscheinen alte Filme ja oft langsam im Vergleich zu heutigen, aber hier wirkt die Tradition der Screwball-Komödien nach, und ich schätze, heutige Zuschauer, die nicht mehr an geistreiche und witzige Gespräche voll von Bonmots und kalkulierten kleinen Verletzungen gewöhnt sind, werden da kaum mitkommen. Ein solcher Film wäre heute ohnehin sicher um ein Viertel länger.

Zweitens: Patty ist der Typus, den später Audrey Hepburn verkörpert hat, besonders als Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffanys“. Gespielt wird sie aber von Maggie McNamara, deren Karriere leider bald nach diesem Film endete.

Drittens: Die Atmosphäre des Films erinnert mich sehr an „Harry und Sally“. Auch da reden Meg Ryan und Billy Crystal ständig über Beziehungsfragen, als ob sie persönlich das nicht betreffen würde. Also, ein Fake-Orgasmus kommt in „Wolken sind überall“ nicht vor, aber dreißig Jahre früher war – jedenfalls bei Preminger – auch schon so manches möglich. Ich habe allerdings gelesen, daß der Film wegen seiner „Freizügigkeit“ in manchen US-Staaten nicht aufgeführt werden durfte.

Die beiden Männer werden übrigens von William Holden und David Niven gespielt. Holden verkörpert einen, wie ich finde, ziemlich modernen Männertyp, ein Single aus Überzeugung, der jedoch einen ziemlich frauenlosen Lebenswandel hat und am Ende doch relativ problemlos unter die Haube kommt (dies als Zugeständnis an die 50er). Niven gewann für seine Darstellung einen Golden Globe; seine Figur ist allerdings eher von der Zeit überholt. Dawn Addams ist die Ex-Freundin und Niven-Tochter, eine freilich eher undankbare Rolle.

Der Film ist aus einem erfolgreichen Broadway-Stück hervorgegangen, und vielleicht hätte er wie Hitchcocks „Rope“ als ein Stück verfilmtes Theater allein in Holdens Wohnung gedreht werden können. Wie gesagt, er lebt von den Schauspielerleistungen und den geschliffenen Dialogen. „Wolken sind überall“ kann man sich meiner Ansicht nach ohne weiteres auch heute noch mit Gewinn ansehen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Neues Thema erstellen Antwort

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Film und DVD

Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:42 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz