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Alt 17.03.2012, 22:48   #1  
Burma
Moderator Comics allgemein intern
 
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Standard Storm P.

Vielleicht interessiert sich jemand dafür:
Im dänischen Portal http://www.tegneseriemuseet.dk/index.htm finden sich ausführliche Bio-Daten zu einheimischen Zeichnern, Serien etc. Da ich davon ausgehe, daß nicht allzu viele die Sprache der nördlichen Nachbarn sprechen - hier eine Übersetzung des Textes über Storm P., einem der Väter des dänischen Comic Strips.

Robert Storm Petersen, geboren 1882, wuchs in Kopenhagen auf. Von 1899-1900 besuchte er die “Technische Schule“ und nahm Unterricht bei Valdemar Neiiendam. Danach bildete er sich selbst zum Zeichner für Zeitungen aus, unterstützt durch Aksel Jørgensen und andere Mitarbeiter der Zeitschrift Gnisten, für die er auch erste Beiträge anfertigte.

Die Comic Strip-Einführung in Dänemark wurde durch das Satiremagazin
Klods Hans befördert. Storm P.‘s künstlerische Mitarbeit an diesem Magazin im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts mag eine Anregung für ihn gewesen sein, sich mit Comic-Formaten zu beschäftigen. Gleichzeitig übten auf ihn amerikanische Comic Strips sowie schwedische Humoristen und Satiriker starken Einfluß aus. Schon 1906-07 lieferte er der Tageszeitung Ekstrabladet 24 farbige Wochenbeilagen: Lurifax.

Bei Klods Hans
schätzen weder Kollegen noch Leser seine Arbeit. Selbst als er zusätzlich noch Zeichnungen für Ekstrabladet und Blækspruttenanfertigt, mußte er jahrelang Kollegenschelte wegen seinen unzureichenden Zeichentalents ertragen. Dennoch ist nach heutigen Maßstäben festzuhalten, daß seine Bildgestaltung der Reihen Vækkeuret (Der Wecker)und Sociallovgivning (Sozialgesetzgebung), beide 1910, die Möglichkeiten des seinerzeit neuen Mediums gut nutzte, um regelmäßig skurrile und bissige Pointen zu setzen, die selbst heute in den 1990er Jahren noch verstanden werden.

Erst 1913 war Storm P. soweit, im Comic-Format zu arbeiten. In der Wochenzeitschrift Verden og Vi
startete am 7. März sein Strip Kan De det?. Deren Hauptfigur wurde in den folgenden Monaten von seinen Assistenten, den tre små mænd (etwa: Die drei Wichtel) völlig an die Wand gespielt. Wiederum wenige Monate später führte Storm P. eine Figur in die Serie ein, die die Bilder zu nummerieren hatte. So wurden De tre små mænd og Nummermanden geschaffen. Bis 1916 lief die Serie in Verden og Vi, danach bis 1923 in der Tageszeitung B.T. und dann auch im schwedischen Vecko-Journal.

Zeitweilig blieben ihm die Ideen für die Serie aus – er recycelte frühere Gags – bis 1940 De tre små mænd og Nummermanden beendet wurde. Die Periode 1913-23 war zweifelsohne die originellste Phase. Die Serie war voller sprühender und überraschender Einfälle und respektloser Einstellung gegenüber jedweder Law-and-Order-Haltung. Sie erreichte anarchische Höhepunkte wie eine andere zeitgenössische Erfolgsserie, die amerikanische Knold og Tot
(Katzenjammer Kids).

De tre små mænd
traten auch in Dänemarks erstem Zeichentrickfilm auf, zu dem Storm P. eine USA-Reise 1919 anregte und den er zusammen mit dem FilmfotografenKarl Wieghorst produzierte. Die Premiere war Weihnachten 1920 im Kopenhagener Paladsteateret (Palasttheater). Nebenher warb er für die Serie durch Auftritte als Schnellzeichner in diversen Veranstaltungen (Im Original: Arrangementer – eine in Deutschland nicht mehr bekannte Unterhaltungsform; Show, Revue mit Auftritten von Künstlern und mit Speisen und Getränken; etwa: Bunter Abend).

Robert Storm Petersen sprudelte vor Ideen. Nicht alle waren für De tre små mænd og Nummermanden
geeignet, so daß er den Pantomime-Strip En underlig mand (Ein wunderlicher Mensch) als Vehikel für diese eher spitzfindigen und vertrackten Einfälle schuf. Die Serie lief mit einer jähen Unterbrechung (deutsche Besetzung Dänemarks) bis 1949.
Storm P.s beliebteste Comic-Serie ist Peter og Ping, gestartet 1922 in B.T.

Seit 1916 war Storm P. bereits Mitarbeiter bei B.T.
, als deren Redakteur Gunnar Helweg Larsen 1922 bei ihm einen neuen Comic Strip bestellte. Die Redaktion wünschte Kopenhagener Geschichten, ließ Storm P. im übrigen aber völlig freie Hand.

Im selben Jahr am 8. März stellte Storm P. seinen Werktagsstrip Peter Vimmelskaft
vor, in dem ein hochgewachsener, Zigarre rauchender Herr seine humorvoll verpackten Alltagserlebnisse präsentierte. Am 7. November brachte Peter – er war jetzt ein umtriebiger kleiner Herr – einen Pinguin mit ins Restaurant. Das war die Geburtsstunde von Peter og Ping. Diesen Strip, der später in Farbe in der Sonntagsbeilage erschien, zeichnete Storm P. bis zu seinem Tod. Nicht nur in Dänemark wurde die Serie begeistert aufgenommen; sie wurde der erste internationale Comic-Verkaufserfolg des Landes.

Bis zum Schluß zeichnete Storm P. neben diesen Serien unzählige Witzbilder mit Vagabunden und anderen Typen für die Sonntagsbeilage Magasinet
der Tageszeitung Politiken in den 30er Jahren. Betitelt wurden sie mit Oscar den tavse detektiv.

Robert Storm Petersen starb 1949, aber seine Comics leben weiter. Ob als Alben für den Bücherschrank oder in Heftform, vor und nach 1949 erschienen zahlreichen Ausgaben von De tre små mænd
und Peter og Ping.

Storm P. schuf neben seinen Comics noch satirische Blätter z.B. für die Jahrbücher Blæksprutten
und Svikmøllen. Er war einer der eigenwilligsten und fast barocken Zeichner seiner Zeit und versuchte sich als Schauspieler in Revuen. Einen Eindruck seines vielfältigen Wirkens bekommt man im Storm P.-Museum / Frederiksberg Runddel.

Storm-P.s Figur Ping ist übrigens sowohl Namensgeber von Søndags B.T.
's Kinderklub und das seit Jahrzehnten, als auch für den dänischen Comic-Strip-Preis "Ping", der seit 1986 von den Comic-Verlagen zusammen mit B.T. in Form einer Statue, einer Urkunde und 25.000 DKr verliehen wird.

Geändert von Burma (18.03.2012 um 10:55 Uhr) Grund: Korrektur
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Alt 17.03.2012, 23:14   #2  
zwergpinguin
Moderator Tessloff Verlag
 
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Ort: Am sonnigen Südpool
Beiträge: 10.962
Zu Robert Storm Petersen gibt es einen sehr schönen Band
"Komische Welt" Verrückte Weisheiten 1961
und 1982 gab die dänische Post zum 100. Geb. von Robert Storm Petersen eine MArke heraus.

zwergpinguin ist offline   Mit Zitat antworten
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