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Alt 26.06.2010, 14:25   #1  
Maxithecat
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Standard Interview mit ThorSTEN Kiecker (Stenarts) mit RIA

Interview mit ThorSTEN Kiecker (Stenarts) und seinem Comic RIA








CGNet: Thorsten, als wir hier in Erlangen über die Messe gegangen sind, haben wir auch deinen Stand entdeckt. Wir waren sehr verblüfft, als wir das Teil gesehen haben, was für einen tollen Band, den du da entwickelt hast. Ist das auf deiner Idee gewachsen?


Sten: Die ganze Geschichte für „RIA“ basiert auf einer autobiografischen Geschichte, die ich geschrieben hab. Darin musste ich etwas verarbeiten, was ich in einer frühen Phase meiner Ehe erlebt hatte. Die ursprüngliche Geschichte war zum damaligen Zeitpunkt düster und brutal, aber für mich damals notwendig, um alles verarbeiten zu können.

Beim weiteren Schreiben dieser autobiografischen Geschichte, die anfänglich als Trickfilm gedacht war, verliebte ich mich immer mehr in die einzelnen Charaktere. Es entwickelte sich dann von ganz alleine in Richtung Mainstream, einer Neigung die ich als Kind der 80er gerne nachgebe. Beim Schreiben der Handlung bildete sich eine kleine Gruppe an Figuren, mit der ich dann anfing, auch mehr zu erzählen, als ursprünglich gedacht war, dadurch wurde dann auch der Inhalt immer positiver.


Es war auf einmal alles wieder angenehm, es war wieder Freude da. Als sowohl die Lebensfreude durch das Schreiben wieder zurück kam, kam auch der Spaß am Designen wieder zurück! Und dann fing das Developing der ganzen Welt „Tenebra“ an. Also wurde anfänglich grundsätzlich der gesamte Kosmos von mir selbst entwickelt und aus einer ziemlich depressiven Zeit blühte somit die Welt RIA´s auf.

CGNet: Wie lange hats gedauert?

Sten: Das ganze Projekt… Es schwirren ja viele Gerüchte herum, dass es 10 Jahre gedauert hat, damit dieser Band fertig wird. Das ist Quatsch! Die Stoffentwicklung hat alleine drei Jahre in Anspruch genommen. Neben den normalen alltäglichen Arbeiten. Und das heißt, nicht jeden Tag 8 Stunden am Script sitzen. Das bedeutet: Habe ich Luft, arbeite ich dran, habe ich Lust, arbeite ich dran. Es hat halt so viele Pausen gegeben, besonders durch die Suche nach entsprechenden Autoren, die auf meinen Treatment aufbauend, tiefer gehende Dialoge entwickeln konnten, oder den richtigen Koloristen für die Seiten, um die Vision, die ich von der Geschichte hatte, entsprechend zu visualisieren.



Es ist ein Zeitraum von ungefähr 10 Jahren, innerhalb der es Pausen von bis zu 4 Jahren gab, in dem das Development stattgefunden hatte. Für die Produktion des Albums trifft diese Aussage jedoch nicht zu. Als Beispiel nur: Wir haben für die letzten 20 Seiten ungefähr 4-5 Wochen zusammen mit einen aufgestockten Team an Assistenten gearbeitet. Die tatsächliche Produktionszeit einer Seite lässt sich jedoch mit 3 Tagen Maximum definieren, was bei dem Aufwand der Seiten auch verständlich ist.

Das Projekt selber hat eine interessante Entwicklung hinter sich, aber wenn ich dazu einfach frei erzählen darf? Es ist manchmal schwierig derartige Dinge mit Fragen und Antworten zu erörtern.



CGNet: Ja, natürlich!

Sten: Durch die Verarbeitung der persönlichen Probleme innerhalb der ursprünglichen Handlung hatte sich auch die Visualisierung durch das bewusste brechen mit Normen in eine surreale Richtung entwickelt.

Der Aufbau der Seiten war Abstrakt und Surreal, die Sehgewohnheiten der Leser wurden ebenso wie die allgemeine Erwartungshaltung und Lesegewohnheit bei Geschichten aus dem Fantasy Genre völlig von mir ignoriert. Ich wollte einfach mit allen Normen brechen und hatte dabei die Lesbarkeit meiner Gedanken und Grafiken ignoriert, um endlich einmal ausbrechen zu können.



Da springen unsere Figuren von einer Dimensionsblase in die nächste, werden von Spitzfüßigen Kreaturen gejagt und aus der nächsten Blase wird dann auf einmal ein weiterer Protagonist befreit und man versteht so gar nicht, was da abgeht. Wenn ich mir die alten Seiten ansehe, frage ich mich manchmal selbst, was mich da geritten hat. Aber dieser Prozess war nötig um sich mit sich selbst und der Handlung auseinander zu setzen.



CGNet: Das was du darstellen wolltest, hast du erst einmal freiweg gezeichnet, und das hat sich dann im Laufe der Zeit…

Sten: Nee, freiweg ging nicht. Es wurde von Anfang an nach einem Script gearbeitet, Visual Development. Die Visualisierung einer so komplexen Welt geht nur nach vorher festgelegten Handlungsrahmen.



Wann fing das schreiben eigentlich an? Ah ja, es war bei einer Autofahrt nach Annecy in Frankreich einem Trickfilm Festival! Da hatte ich zusammen mit Chris Doyle, „ Fanciful Arts Animation“ als Trickfilmstudio in Spanien gegründet und gerade den Piloten zu einer Trickfilmserie produziert „Pig Nick“. Da habe ich im Auto, eigentlich die ganze Fahrt über von Spanien nach Annecy, an dieser Geschichte gearbeitet und in einen Skizzenblock alle Ideen und Handlungsabläufe fixiert. Wir planen in einem Artbook, Ende des Jahres, auch ein paar Auszüge davon zu zeigen.

Dann gab es noch einmal eine Überarbeitung des Scripts, das wird auch mit abgedruckt. Das man noch mal die einzelnen Schritte sieht, bis zu einer finalen Seite. Da sieht man dann auch vieles von diesem surrealen Inhalten und Aufbau, bis es zur internationalen marktfähigen Geschichte wurde. Man muss halt aufpassen, man kann nicht alles so erzählen, wie man es im Underground machen kann. Man ist dennoch in einen gewissen Rahmen relativ frei, auch Handlungsstränge unerwartete Wendungen nehmen zu lassen.



Und Mainstream ist etwas für mich, was ich als Kind der 80er Jahre als völlig in Ordnung finde, ich liebe es und konsumiere selber unglaublich viel. Und dank meiner Kinder habe ich da wenigstens auch immer wieder eine gute Ausrede, wenn ich mal wieder mit den Spielsachen durch den Garten renne. Serien, die ich verschlungen habe, im Fernsehen, Filme die ich begeistert aufgenommen habe, von „Star Wars“, besonders „Der dunkle Kristall“ bis hin zu „Labyrinth“ haben mich alle geprägt und das findet man da auch im Comic ansatzweise sicherlich wieder, wenn man danach sucht.

Auch etliche Zeichner, die ich im Laufe meiner Kariere wahrgenommen habe, haben sicherlich ihre Spuren hinterlassen. Das ist nun mal der natürliche, evolutionäre Prozess eines Zeichners, dass er das wiedergibt, und das aufsaugt und mit einarbeitet, was ihn umgibt, was er mag, was er wahrnimmt und wodurch sich Kunst erst entwickelt, die Weitergabe an neue Generationen.

CGNet: Das heißt also, der Leser wird einige Aha-Effekte erleben.

Sten: Ja! Wir zielen besonders darauf ab, dass die Comics von Band zu Band auch eine gewisse stilistische Veränderung erfahren werden und wir mit den Einschränkungen der Panels und Seiten brechen um mehr erzählen zu können und das Printmedium Comic interessant zu gestalten.



Auch lernen wir immer wieder dazu! Und genauso, wie wir während der Produktion reif werden, wird auch das Projekt reif und auch der Stil. Bei der stilistischen Veränderung zielen wir auf eine Verbesserung ab, um immer weiter begeistern zu können, immer wieder neue Orte interessanter zeigen und darstellen zu können. Die ganze Welt ist viel komplexer, es ist eine Spiralwelt, die sich um einen gigantischen Kristall aufbaut. Das wollten wir jetzt noch nicht zeigen im ersten Band, weil es Orte aufgezeigt hätte, die hätten definiert werden müssen wodurch es im späteren Handlungsrahmen der Folgebände Einschränkungen gegeben hätte. Es bleibt ein Überraschungs- und Aha-Effekt mit jedem Band. Auch ist der Böse nun mal böse und das müssen wir auch darstellen, auch wenn dies bedeutet, dass einige Handlungen unangenehme Konsequenzen für bestimmte Figuren haben werden. Da gibt’s keine andere Wahl!

CGNet: Wie weit ist das ganze schon geplant und ausgelegt oder ist das Ende noch offen?

Sten: Ich werde auch nicht jünger. Geplant ist definitiv, dass ich das auch noch schaffe. Die Reihe ist auf 4 Alben angelegt und die Geschichten bereits geschrieben sowie alle Backstories und Zusammenhänge der einzelnen Klans.



Wir arbeiten bereits an Kurzgeschichten, die Ereignisse des ersten Bands näher erklären und die Arbeiten an Band 2 sind bereits angelaufen. Im Augenblick sind wir am Überlegen, ob wir zu dem Artbook für Ende des Jahres nicht auch eine sammelbare Edition einer Enzyklopädie produzieren. Dazu können wir noch nichts Genaues sagen, da noch einige Entscheidungen offen stehen.

Zusammen mit empea einen Unternehmen aus Frankfurt entwickeln wir gerade weitere Augmented Reality Inhalte, wie jene in der limited AR-Edition von Band 1. Das bedeutet das Charaktere die im ersten Band über sogenannte „Marker“ aufgerufen werden können, in ein paar Monaten zum Beispiel auch das Artbook ankündigen könnten. Man kann also den ersten Band und denselben Marker nehmen, unter die Web-Cam gehen, unsere Web-Seite aufrufen, www.lightclan-chronicles.com und dann kündigt z.B. der Uri oder der Loan das Artbook an. Das heißt, man bleibt immer irgendwie in dieser Welt, und erhält zusätzliche Inhalte.



CGNet: Eure Homepage hat also noch ein paar Specials.


Sten:
Im Moment sieht’s ruhig aus. Aber im Hintergrund wird bereits einiges gemacht und es ist sehr viel in Planung, die Web-Designer sind auch schon fleißig. Es ist ein großes Team drum herum und wir geben uns Mühe, mit interessanten und guten Inhalten den Kosmos um Ria und Loan und den anderen Protagonisten der Geschichte anzureichern.

Geändert von Maxithecat (26.06.2010 um 16:32 Uhr) Grund: Link korrigiert
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