10.04.2024, 15:12 | #201 |
Moderatorin Internationale Comics
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L'Art du crime | Art of Crime bisher 7 Staffeln (Frankreich 2017 - heute, Gaumont Télévision für France Télévisions), Serienidee: Angèle Herry-Leclerc und Pierre-Yves Mora
Nach Die Erbschaft (siehe Post #1) und Achtung, Kunstdiebe (siehe Post #43) ist das die dritte reine Kunstserie. Verantwortlich dafür ist der Kunsthistoriker Pierre-Yves Mora, der durch eine Polizeiserie das Wissen über Kunst, Künstler und die Kunstwelt populär einer breiten Öffentlichkeit vermitteln will. In Frankreich läuft sie seit dem 17. November 2017 auf den nationalen öffentlich-rechtlichen Sender France 2 und erreicht zwischen 3,1 bis 4,68 Millionen Zuschauer, womit der Marktanteil zwischen 14,2 % und 19,3 % schwankt. Angesiedelt ist die Serie beim Office central de lutte contre le trafic des biens culturels (OCBC), das wirklich existiert: Ein nationales Polizeidezernat, das sich mit dem illegalen Handel kultureller Güter beschäftigt. In den Doppelfolgen wird in der Regel wegen Mordes ermittelt; den Hintergrund liefert im allgemeinen die europäische Kunstgeschichte, insbesondere die französische, von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert - eine Ausnahme bildet lediglich die Ägyptologiefolge. Dort ermittelt unter Commandant Alexandre Pardo das Team aus dem Polizisten Capitaine Antoine Verlay und der Kunsthistorikerin Florence Chassagne, die fachkräftige Unterstützung durch den Mitarbeiter Hugo Prieur der École du Louvre bekommt. Obwohl er ansonsten ein fähiger Polizist ist, kann Verlay mit Kunst nichts anfangen; der Geschiedene ist Vater zweier Kinder. Florence Chassagne hat eine lebhafte Einfühlungsgabe: Wenn sie sich mit einem Künstler beschäftigt, sieht das Publikum, wie sie direkt mit ihm spricht. Allerdings leidet sie unter ihrem Vater, dem Kunsthistoriker Pierre Chassagne, unter anderem ein Experte für Leonardo da Vinci; deshalb sucht sie regelmäßig einen Psychiater auf. Staffel 1 (2017) Pardo rekrutiert Verlay aus dem Streifendienst und bildet das Team mit Florence Chassagne. Wie in einem Buddy-Movie gibt es bei dem ungleichen Paar zunächst Differenzen, bis sie sich dann zusammenraufen.
Verlay kommt seiner Blockade mit der Kunst auf die Spur, während Florence Chassagne glaubt, sich in ihm verliebt zu haben.
Weil Verlay nicht mehr mit Florence Chassagne arbeiten will, erhält er die Kollegin Juliette Mariton zur Verstärkung. Er merkt jedoch sehr schnell, dass Maritons Wikipedia-Wissen Florence Chassagnes kunsthistorisches Gespür für Feinheiten nicht ersetzen kann.
Geändert von Servalan (11.04.2024 um 11:17 Uhr) Grund: Wird bei Bedarf ergänzt und aktualisiert |
14.04.2024, 14:40 | #202 |
Moderatorin Internationale Comics
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Mandat für Mai Staffel 1 Episode 4 (Folge 4) "Angekommen" (Deutschland 2024, Real Film Berlin GmbH), Drehbuch: Marc Terjung, Regie: Eva Wolf, 45 min
Was als Anwaltsserie vermarktet wird, stellt sich bei genauerer Betrachtung als dürftige Soap heraus, die das Vogtland als eine hinterwäldlerische Dorfidylle präsentiert. Den horizontalen Erzählstrang liefert die Flucht der Berliner Anwältin Maria Gardner, die Mai genannt wird, in diesen abgelegenen Flecken vor ihrem gewalttätigen Freund Bo. Die Fälle der Episoden werden eher locker im Dorfkrug geklärt. Nachdem Bürgermeisterin Heike mit dem Künstler Jott geschlafen hat, enthüllt sie am nächsten Morgen in einer feierlichen Zeremonie dessen Kunstwerk im öffentlichen Raum. Der international bekannte Künstler Jott hat ein oranges Seepferdchen als Zeichen für eine nonbinäre Zukunft gestaltet, ein Vexierbild der Geschlechtlichkeit. Die Skulptur mißfällt besonders dem Bauern Gerd und dem arbeitslosen Juristen Frank, die dagegen vorgehen wollen. In einem zweiten Erzählstrang der Episode geht es um Philipp, der verhindern möchte, dass schwangere Babette, die Wirtin des Dorfkrugs, ihr Baby abtreibt, weil es Trisomie 21 hat. Im Dorfkrug kommt es zum Schlagabtausch: Bürgermeisterin Heike hat bei ihrer öffentlichen Ausschreibung Angebote eingeholt, die in ihrem Ordner dokumentiert sind, und sich dann für Jott entschieden. Der verhinderte Künstler Frank hält dagegen, denn er habe sich über Kunst im öffentlichen Raum informiert. Dabei hat er erfahren, dass Jott sowohl für Rügen als auch für Ahlbeck Seepferdchenskulpturen gestaltet hat; für Wustrow sollte er eine weitere fertigten, aber das lehnten die Einwohner ab. Geändert von Servalan (14.04.2024 um 16:04 Uhr) |
20.04.2024, 11:43 | #203 |
Moderatorin Internationale Comics
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Notre-Dame brûle | Notre-Dame in Flammen (Frankreich / Italien 2022, Pathé, TF1 Films Productions, Wildside, Repérage und Vendôme production), Drehbuch: Jean-Jacques Annaud und Thomas Bidegain, Regie: Jean-Jacques Annaud, 111 min, FSK: 12
Die Kathedrale des Erzbistums Paris, Notre-Dame de Paris auf der Seine-Insel Île de la Cité, war zum Zeitpunkt des Brandes 850 Jahre alt und gehörte seit 1991 als Bestandteil des Denkmals Seineufer zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die römisch-katholische Kirche nutzt das Baudenkmal für Messen und als christliche Pilgerstätte, weshalb sie Touristen aus aller Welt als Sehenswürdigkeit dient und von Fremdenführern mit ihren internationalen Gruppen frequentiert wird. Der Brand am 15. und 16. April 2019 liegt in einer Phase einer umfangreichen Restaurierung, die im Frühjahr des Jahres begann und sich insbesondere der Reparatur des Vierungsturms widmete, der von einem Baugerüst ummantelt wurde. Die genaue Brandursache ist bis heute nicht bekannt, aber die Polizei ermittelte wegen fahrlässiger Brandstiftung. Ungefähr 90 % der Kunstwerke und Reliquien konnten rechtzeitig gerettet werden. Für seinen Katastrophenfilm nutzte Annaud die romanische Kirche Saint-Paul in Sancé, die Kathedrale von Bourges und die Basilika Saint-Denis in Paris. Er ergänzte sein Material mit Archivmaterial, Zeugenvideos und Fotos aus seinem eigenen Fotoarchiv sowie CGI-Aufnahmen. In Frankreich lief der Film mit 752 Kopien in den Kinos und spielte mit 793.802 Zuschauern in acht Wochen 5.893.348 US-Dollar ein. Die deutsche Uraufführung fand Ende Juni 2022 beim Filmfest München statt. Wie bei Katastrophenfilmen üblich, wird zunächst der Alltag gezeigt: In Notre-Dame kreuzen sich die Wege von Touristen, Reliquienpilgern und Gläubiger, weshalb die Kathedrale immer überlaufen ist. Hinzu kommen noch die Handwerker, die den Vierungsturm restaurieren, dabei schweißen und in den Pausen rauchen, obwohl das eigentlich verboten ist. Außerdem kann ein Kurzschluß als Brandursache nicht ausgeschlossen werden. Der Tag beginnt mit dem Dienstantritt eines Arbeiters, der für den Brandschutz zuständig und neu auf seinem Posten ist. Als er ein Signal bekommt, informiert er seinen Vorgesetzten, der die gemeldete Stelle im Dach kontrolliert, aber nichts finden kann. Er lästert über die Fehlalarme der unzuverlässigen Anlage. Doch kurze Zeit muß die Messe abgebrochen und die Kathedrale geräumt werden, weil Rauch gesichtet wurde. Die nächstgelegene Feuerwache startet zum Einsatzort, bleibt jedoch mit ihren Wagen zwischen Staus und Baustellen stecken. Angeforderte Feuerwehrboote müssen zunächst zwei Schleusen passieren, was zu weiteren Verzögerungen führt. Der Verwalter Laurent Prades besucht gerade eine Veranstaltung im Schloß von Versailles, die er jedoch stracks verläßt und nach Notre-Dame eilt, weil er die Codes zur Sicherung der Reliquien und des Kirchenschatzes besitzt. Dabei stößt er immer wieder auf neue Hindernisse, und als er sein Ziel erreicht, will ihn keiner der Polizisten durchlassen. Weil es keine Hauptperson gibt, sondern sich die Ensembles der einzelnen Episoden ablösen, ist der Film recht unübersichtlich. Insgesamt wird jedoch das Fazit gezogen, dass niemand von den Feuerwehrleuten ums Leben gekommen ist und der Brand gelöscht werden konnte, was ein glimpfliches Ergebnis darstellt. |
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