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Alt 02.11.2018, 06:30   #1  
Marvel Boy
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Zitat:
Zitat von jakubkurtzberg Beitrag anzeigen
Howard hätte ich mir in Spirit-Aufmachung beim Unterlabel "Nelson" gut vorstellen können. Oder s/w á la MAD.
Na ja, Spirit ist ja nun auch nicht weit gekommen und die Aufmachung mit einer Ente im Disney gewohnten Deutschland währe da mit Sicherheit genauso verendet.
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Alt 02.11.2018, 08:23   #2  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 78

Erscheinungstermin: 2/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 77
2) Journey into Mystery # 121

Story-Titel:
1) Im Kampfgetümmel!
2) Die Kraft! Der Zorn! Der Stolz!

Original-Storytitel:
1)In the Blaze of Battle!
2) The Power! The Passion! The Pride!

Zeichnungen:
1) John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



„Echse! Fackel! Flammen! Kampf!“ Besser als Hartmut Hoff auf dem Cover kann man den Inhalt dieses Hefts eigentlich nicht zusammenfassen. Für mich als Zwölfjährigen genügten diese Storybestandteile auch voll und ganz. Aus heutiger Sicht finde ich diese Story relativ dünn. Aber sie ist, wie schon der erste Teil dieses Zweiteilers, von John Buscema atemberaubend in Szene gesetzt. (Irgendwie soll laut Credits auch John Romita an dem Werk beteiligt gewesen sein.)

Die Fackel schlägt die Echse in die Flucht, wird aber gleich darauf von der Spinne an weiteren Aktionen gehindert. Auf der Flucht stürzt die Echse sogar von einem Hochhaussims, wird aber von der Spinne, beinahe wie später Gwen Stacy, gerettet. Sie will nun in die Nähe von Wasser, an den Hafen, wo sie Spinne und Fackel zu besiegen hofft. (Ähnlich wie der Sub-Mariner ist sie angeblich im Wasser stärker.) Dort angekommen, richtet sie erstmal auf einem Schiff Chaos an, während sich Spinne und Fackel weiter herumstreiten. Schließlich taucht die Fackel am Schauplatz des Geschehens auf. Die Echse versucht, ins Wasser zu entkommen, aber die Fackel setzt sie noch unter Wasser mit einem Flammenstoß außer Gefecht. Die Spinne versucht, sie zu retten, wird aber von ihr in die Tiefe gezogen. Sie befreit sich und bringt die Echse an die Wasseroberfläche.

Endlich gelingt es der Spinne, die Fackel loszuwerden, indem sie vorgibt, sie habe unter Wasser einen Alarmruf der Fantastischen Vier gehört. (Was genau betrachtet überhaupt keinen Sinn ergibt.) Die Spinne hat nun eine Idee, wie sie die bewußtlose Echse unschädlich machen kann, und schleppt sie zu einer Chemiefabrik. Dr. Conners‘ Sohn Billy (der hier mitunter auch Bobby genannt wird) ist zum Kampfplatz gekommen, um seinem Vater irgendwie zu helfen. Die Echse stürzt sich auf den Jungen, bringt es aber wegen verschwommener Erinnerungen nicht fertig, ihn zu töten. Nun nähert sich die Spinne und kippt über der Echse ein Faß Kalziumchlorid aus, ein Trocknungsmittel. Die abenteuerliche Hypothese: Indem der Echse so Flüssigkeit entzogen wird, wird die Rückverwandlung in Dr. Conners ausgelöst – was in der Gedankenwelt von Stan Lee einwandfrei funktioniert. Happy End! Die Spinne verabschiedet sich mit den Worten: „Verknotet eure Netze nicht!“ Was im Original der berühmte Spruch „Keep your Webs tangled!“ sein könnte.

Wer sagt, daß eine simple Story nicht wirkungsvoll sein kann? So wirkungsvoll, daß man sich nicht einmal an wirren Erklärungen stört. Heute kann ich die Echsen-Story aber leider nicht mehr ganz so unbefangen lesen. In diesem Heft gibt es wieder mal eine Leserbriefseite. Es werden die Reaktion auf die Einstellung von Hulk, Dracula, Frankenstein, Der Eiserne, Dr. Strange und Grüne Laterne zusammengefaßt abgedruckt. Manche Leser reagieren mit Trauer, andere sogar mit Wut (drohen Kaufboykott und sogar einen Sprengstoffanschlag an). Einer schlägt etwas vor, was an Condors „Marvel Comic Stars“ erinnert: ein Magazin, in dem auch neue Serien vorgestellt werden sollten. Wäre vielleicht einen Versuch wert gewesen.
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Alt 02.11.2018, 20:27   #3  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 79

Erscheinungstermin: 3/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 78
2) Journey into Mystery # 121

Story-Titel:
1) Die Nacht des Strolchs!
2) ohne Titel (Die Kraft! Der Zorn! Der Stolz!)

Original-Storytitel:
1) The Night oft he Prowler!
2) The Power! The Passion! The Pride!

Zeichnungen:
1) John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Was mir mit zwölf jedenfalls nicht aufgefallen ist: Die „Spinne“-Ausgaben sind in letzter Zeit sehr unterschiedlich. Es geht mir nicht um Niveauschwankungen, aber es wird immer wieder etwas anderes ausprobiert: erst die doch recht verwickelte, zudem auf sieben Folgen gestreckte Tafel-Story, dann die simpel gestrickte Begegnung mit der Echse, und jetzt kommt ein quasi sozialkritischer Superschurke namens Strolch, sicher nicht zufällig ein Schwarzer. Es hat meines Erachtens nichts damit zu tun, daß an einer endlosen Fortsetzung gearbeitet wird, bei der jede Folge etwas mit der vorhergehenden zu tun hat. Vielmehr gibt es anscheinend nicht das etablierte Rezept für „Spinne“-Storys, was ich aber eigentlich gut finde. Es glückt nicht alles, was Stan Lee und seine Zeichner versuchen, aber die Serie wirkt lebendig (wenn auch der Comics Code noch in Kraft war und sie nicht alles tun durften, was sie vielleicht gern mal ausprobiert hätten).

Zunächst wird unserem Helden nun doch eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Es kommt nicht gleich der nächste Spinne-Gegner um die Ecke, sondern sie kommt auf die Idee, Gwen anzurufen, um ein paar Beziehungsfragen zu klären. Schön altmodisch: Die Spinne betritt eine Telefonzelle, angelt sich eine Münze aus dem Abflußschacht und schlägt einen Raufbold in die Flucht, der ebenfalls telefonieren möchte. Gwen ist zwar zu Hause, wimmelt Peter aber ab, weil sie mit Flash Thompson verabredet ist (was sie ihm aber nicht sagt). Die Spinne seilt nach Hause, kann aber nicht ins Apartment, weil Harry dort – endlos lange – telefoniert. Dann will sich Peter an seine Bücher setzen, muß aber dauernd an Gwen denken. Um sich abzulenken, geht er spazieren – und sieht Gwen und Flash in einem Lokal. Könnte er die beiden hören, wüßte er jedoch, daß Gwen nur zu klären versucht, warum Peter bei Gefahr immer verschwindet.

Peter ist dagegen überzeugt, daß sie ihn betrügt. Völlig in Gedanken versunken läuft er schon wieder zwei Schlägern in die Arme, die er aber einfach beiseitefegt. Er erkennt, daß er sich damit womöglich als Spinne enttarnt hat, und läuft weg. Dabei sieht er kurz an einer Hochhausfassade einen Fensterputzer und denkt sich: Na, der hat keine Sorgen! Aber weit gefehlt. Hobie Brown, so heißt der junge Schwarze, fühlt sich eigentlich als Erfinder, schafft aber den Aufstieg nicht. Sein Chef interessiert sich nicht für seine verbesserten Arbeitsgeräte, nur für ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Und dann nimmt Jonah Jameson Hobie auch noch zum Anlaß, sich über die angeblich schlechten Leistungen der Reinigungsfirma zu beschweren. Als sein Chef darauf Hobie feuern will, ergreift Jameson eigenartigerweise für ihn Partei. Aber Hobie hat genug. Er geht nach Hause und arbeitet seine Erfindungen so um, daß er mit ihnen zu einer Art Super-Einbrecher werden kann, zum Strolch. Allerdings hat er vor, später seine Beute zurückzugeben und dafür Ruhm zu ernten.

Die nötige Publicity will sich der Strolch verschaffen, indem er beim Daily Bugle einbricht. Hier wiederholt sich gerade die Ausbeutungs-Szene: Jameson lehnt einen Vorschuß für Peter Parker ab. Als Peter das Büro verläßt, steht er dem Strolch gegenüber, der soeben den Bugle-Safe geplündert und einen Wachmann niedergeschlagen hat. Aber Peter ist nicht im Spinnenkostüm. Er will trotzdem den Kampf aufnehmen, aber da kommt Jameson herein – Peter kann nicht kämpfen, ohne sich zu verraten.

Der Cliffhanger ist nicht übel konstruiert. Am spannendsten ist es immer, wenn die Geheimidentität von Peter Parker aufgedeckt zu werden droht. Reichlich dick aufgetragen und unglaubwürdig wirkt dagegen der soziale Touch der Story. Im Grunde ähnelt sie sehr der letzten Ditko-Ausgabe mit dem gescheiterten Boxer Joe, der eher wider Willen zum Bösewicht wird. Dabei fällt mir auf: Ditko wollte ja mehr Alltagsmenschen, mehr Alltagswirklichkeit in der Serie, zerstritt sich darüber aber mit Lee so heillos, daß er die Arbeit an der „Spinne“ einstellte, möglicherweise sogar gehen mußte. Jetzt kommt sein Konzept zurück. Schon im Tafel-Epos hatte es die Spinne mit Gangstern und keinem Superschurken zu tun. Auch Hobie ist ein nahe an der Wirklichkeit angesiedelter Bösewicht, der keine Superkräfte hat. Ich denke aber nicht, daß Ditko mit seinem Konzept letztlich doch recht behalten hat. Lee bezieht es auf der Suche nach der optimalen „Spinne“-Formel nur mit ein.

Die Figur des Strolchs ist allerdings ziemlich unglücklich und ungeschickt angelegt. Im Kern ist er ein Benachteiligter, der dadurch auf die schiefe Bahn gerät. Es wird recht unverblümt gezeigt, daß Schwarzen Erfolg verwehrt wird, weil sie schwarz sind. Möglicherweise die Realität 1969 in USA. Lee wollte aber nicht schwarze Verbrecherlaufbahnen rechtfertigen. Das hätte man auch so lesen können, daß Schwarze immer als Kriminelle enden. Also will Hobie hier nur einen Schurken spielen. Das ist aber Kokolores. Strolch räumt Tresore aus – Hobie bringt das Geld zurück und wird dafür belobigt: Hätte das klappen können (wenn die Spinne nicht eingegriffen hätte)? Dieses Denken scheint mir ziemlich gestört. Man muß aber wieder sagen: John Buscema setzt die Geschichte so dramatisch in Szene, daß einem jüngeren Leser die Unstimmigkeiten nicht auffallen. Übrigens: Den Strolch hat laut Credits John Romita entwickelt – er ist aber nicht zu einem der großen, unvergeßlichen Marvel-Schurken geworden. Und: Romita-Signaturen an den Coverbildern sieht man jetzt häufiger.

Geändert von Peter L. Opmann (03.11.2018 um 08:03 Uhr)
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Alt 03.11.2018, 19:25   #4  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 80

Erscheinungstermin: 3/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 79
2) Journey into Mystery # 122

Story-Titel:
1) …und strolcht nie mehr!
2) Wo Sterbliche vor Furcht zittern!

Original-Storytitel:
1) To prowl no more!
2) Where Mortals fear to tread!

Zeichnungen:
1) John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Der zweite Teil der Strolch-Story gefällt mir deutlich besser als der erste, wenngleich manches daran kurios erscheint. Die Auflösung des Cliffhangers kommt mir vor wie eine Erzählung von Baron Münchhausen. Da Peter Parker beim Kampf mit dem Strolch von Jonah Jameson überrascht wird, läßt er sich so ungefähr im zehnten Stock aus dem Fenster fallen. Kein Netz kann den Sturz in die Tiefe verhindern, aber seine akrobatischen Fähigkeiten helfen ihm. Er bremst, indem er immer wieder Hände und Füße gegen die Wand schlägt und kann schließlich einfach auf seinen Füßen landen. Physikalisch wohl ebenso möglich, wie sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen.

Einschub: Die US-Redaktion teilt auf der Splashpage mit, es sei eigentlich ein Strolch-Dreiteiler geplant gewesen, aber da sich die Leser dagegen ausgesprochen hätten, habe man sich mit zwei Teilen begnügt. Vielleicht eine Spätfolge der Tafel-Story, die manchem eventuell zu unübersichtlich war. Deutsche Leser hatten mutmaßlich eher keine Meinung zu Fortsetzungsstorys. Auf jeden Fall mußte man aber am Ball bleiben, da man sonst die neuesten Entwicklungen in Bezug auf Gwen, Harry, Flash, Jameson, Tante May oder Mary-Jane (die allerdings schon länger nicht mehr aufgetaucht ist) nicht mitbekam.

Der Strolch erschrickt über Peters Sturz und wird von Jameson sofort des Mordes beschuldigt. Er flieht. Peter hat sich aber inzwischen in die Spinne verwandelt und nimmt ihn draußen in Empfang. Der Strolch weiß sich aber zu wehren und setzt seinem Gegner so sehr zu, daß die Spinne schließlich benommen zurückbleibt, während der Strolch sich endgültig davonmacht. Peter Parker läßt sich nochmal beim Daily Bugle blicken und schwindelt Jameson vor, die Spinne habe ihn aufgefangen. JJJ ist freilich verärgert darüber, daß er wieder mal keine Fotos gemacht hat. Peter wankt nach Hause und wälzt vielerlei Sorgen.

Auch Hobie Brown überdenkt die letzten Erlebnisse. Er kommt zu dem Schluß, daß er aus dieser Geschichte nur noch gut herauskommen kann, wenn er die Spinne zur Strecke bringt und doch noch zum Held wird. Auf dem Weg zur Uni trifft Peter Gwen. Sie möchte wissen, was mit ihm los ist. Er läßt durchblicken, daß er von ihrer Beziehung zu Flash weiß, und läßt sie stehen. Tief deprimiert erfährt er am Abend aus dem Fernsehen, daß der Strolch wieder raubend in der Stadt unterwegs ist (was nicht seinen Plänen entspricht), und er versucht, sich auf andere Gedanken zu bringen, indem er zur Spinne wird und ihn fängt. Diesmal will er auch seine Kamera schußbereit haben.

Erneut durchkämmt die Spinne die ganze Stadt - nun auf der Suche nach dem Strolch. Es bleiben noch etwa zwei Seiten für den entscheidenden Fight. Diesmal läßt die Spinne ihrem Gegner keine Chance, fängt ihn und verklebt seine Waffen mit ihrem Netz. Dann demaskiert sie den Strolch und erkennt, daß er ein junger Bursche ist. Sie macht ihm klar, daß er sich noch nichts hat zuschulden kommen lassen und noch problemlos in ein normales Leben zurückkehren kann. Sie selbst, fügt sie mit reichlich blumigen Worten hinzu, kann das nicht mehr: „Wir beide reiten auf einer Rakete ins Nichts… nur daß du Glück hattest, …weil du ausgestiegen bist.“

Dieser doch eigentlich recht sinnfreie Spruch ist durchaus geeignet, einen jüngeren Leser zu beeindrucken. Aber die Story ist nicht reines Blendwerk. Den Umgang der Spinne mit dem Strolch finde ich recht überlegt, den Schluß angemessen. Es wäre weder befriedigend gewesen, wäre der Strolch lediglich besiegt worden und hätte Rache geschworen, noch, wenn die Spinne ihn ins Gefängnis gebracht hätte – beides ein Standard-Schluß für Superheldengeschichten. Nicht überzeugend finde ich nach wie vor, wie der Strolch überhaupt entsteht. Natürlich muß es in einem Superheldencomic Supergegner geben, sonst sehe ich aber keine Motivation, daß Hobie zum Strolch wird. Und sein Plan, Geld zu rauben und anschließend den Raub wiedergutzumachen, bleibt hirnrissig. Möglicherweise war der Punisher, einige Jahre später, der erste halbwegs realistische Bösewicht, jedenfalls in der Marvel-Welt.

Ebenfalls verständnislos stehe ich der Infoseite über US-Kriegscomics, speziell die Serie „Blue Tracer“ gegenüber. Soweit ich jetzt gegogelt habe, war das ein Kriegscomic von vielen, entwickelt im Verlag Quality Comics, der dann später in DC aufging. Man kann eine gewisse Verbindung zur Serie „Die schwarzen Falken“ herstellen, die beim bsv gelaufen war. Aber mit Marvel hat das alles nichts zu tun. Dabei hatte auch dieser Verlag im Zweiten Weltkrieg etliche Kriegscomics am Start. Aber vielleicht wollte die Williams-Redaktion bei diesem heiklen Thema auch gerade Verbindungen zu Marvel möglichst vermeiden. Hatte es zuvor schon Informationen über Kriegscomics gegeben, wie hier behauptet wird? Da fällt mir höchstens „Der Fall Der Rote Wächter“ ein, eine jedoch ziemlich anders gelagerte Sache.
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Alt 23.11.2018, 18:13   #5  
thetifcat
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Schwarz ist einfach more sexy als rot.
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Alt 23.11.2018, 19:51   #6  
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Gilt aber nicht unbedingt für die Haarfarbe.
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Alt 24.11.2018, 09:12   #7  
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Schwarz oder Blond - da ist der Rockabilly pari
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Alt 27.11.2018, 22:16   #8  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 88

Erscheinungstermin: 7/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 87
2) Mighty Thor # 126

Story-Titel:
1) Endlich demaskiert!
2) Wen die Götter vernichten…!

Original-Storytitel:
1) Unmasked at last!
2) Whom the Gods would destroy!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Dieses Heft in meiner Sammlung ist schon ziemlich auseinandergefallen. Ich muß es also intensiv und immer wieder gelesen haben. Von der Art der Story her erinnert es mich an „Spinne“ # 51, die Jubiläumsausgabe, die kannte ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Das Problem, daß das Ende der Spinne etwas unmotiviert kommt, wird hier besser gelöst. Es entspringt nicht einer Depression wie damals, die dem frohgemuten Helden nicht so leicht abzunehmen ist, sondern trifft ihn selbst überraschend. Es scheint nämlich so, daß seine Superfähigkeiten verschwinden, wenn er unter einem grippalen Infekt leidet. Peter Parker hatte ja im vorigen Heft gemutmaßt, seine Superkräfte seien ein für allemal futsch, aber die Grippe übernimmt quasi die Funktion des grünen Kryptonits.

Wie in „Spinne“ # 51 tritt der Titelheld wenig in Aktion, nur auf den ersten Seiten. Peter Parker überwindet sich, durchs Mikroskop zu blicken, um sein radioaktives Blut zu analysieren, aber weil er krank ist, sieht er alles nur verschwommen. Er beschließt, seinen Freund Dr. Curt Conners um Rat zu fragen, und schwingt im Kostüm der Spinne hin. Aber Conners ist nicht da. Dann fällt der Spinne siedend heiß Gwens Geburtstagsparty ein, die am selben Abend steigt. Die Spinne knackt den Tresor eines Juweliers und schnappt sich ein Perlen-Halsband. Dann wird ihr klar, daß diese Aktion mit ihren moralischen Grundsätzen kaum vereinbar ist, und legt den Schmuck zurück. Beim Verlassen des Gebäudes verliert sie das Gleichgewicht und stürzt ab. Das ist für Peter das Zeichen, daß er nicht mehr die Spinne ist.

Auf Gwens Party wird er schon schmerzlich vermißt. Plötzlich steht er vor der Tür und hält die Spinnen-Maske in der Hand (siehe Cover). Er stottert: „Ich bin die Spinne!“ Gwen erleidet den Schock ihres Lebens. Peter merkt, daß er mit seinem Geständnis Schaden anrichtet, und läuft weg. Harry Osborn erinnert sich (obwohl er damals noch nicht dabei war), daß Doc Ock einst die Spinne demaskiert hat und Peter Parker zum Vorschein kam. Aber alle glaubten, daß er sich nur als Spinne ausgeben wollte. Peter fühlt sich inzwischen so fertig, daß er doch ins Krankenhaus geht, und zieht sich dazu noch einmal sein Kostüm an. Ein Arzt zeigt dort wahres Berufsethos und behandelt den Superhelden wie jeden anderen Patienten. Er findet heraus: Es ist nur eine Grippe. Die Spinne fühlt sich augenblicklich viel besser und schwingt sich wieder auf New Yorks Wolkenkratzer-Dächer.

Plötzlich wird ihr klar, daß sie im Tran Gwen ihre Geheimidentität enthüllt hat. Aber ihr kommt eine Idee: Hobie Brown (der in # 79 und 80 als Strolch aktiv war) soll ihr helfen. Peter kehrt zu den Stacys zurück, wo sich Harry und Mary-Jane auch noch aufhalten. Was er bei der Party erzählte, sei nur Unsinn gewesen, versichert er. Und dann taucht die Spinne – dargestellt von Hobie – am Fenster auf und fordert von ihm Geld für die letzten Fotos. Damit belegt Peter also sein Dementi. Versöhnliches Ende – fürs nächste Mal wird Doc Ock angekündigt.

Die Ausgabe muß mir 1977 extrem gut gefallen haben. Die Story ist eine Abfolge von sehr emotionalen Situationen: die Angst, die Superkräfte verloren zu haben; der Diebstahl des Geschmeides; das Geständnis aus Verwirrung heraus; die Hilfe, die die Spinne wider Erwarten in der Klinik erfährt (und das im amerikanischen Gesundheitssystem!); die Nachricht, daß nur eine relativ harmlose Krankheit dahintersteckt; der geglückte Bluff bei den Stacys. Da braucht man die Spinne und viel Action nicht; das kann man allerdings nur in einem Fall machen, nämlich wenn es um die Verteidigung der Geheimidentität geht.

Was bietet diese Ausgabe sonst noch? Die Checkliste enthält jetzt noch mehr Informationen über die US-Originalausgaben. Es gibt eine „Marvel intern“-Seite (das gab es bisher so noch nicht) mit verschiedenen internen Informationen: Aus der Redaktion wird mitgeteilt, daß Harmut Huff nur noch freier Mitarbeiter ist und ansonsten neben Redakteurin Kirsten Isele noch Arend Buck und Jani Büsing mitarbeiten. Von den Grafikern ist nicht die Rede. Heftnachbestellungen und Abos sind nicht mehr möglich (wahrscheinlich ist die Stelle gestrichen, wo diese Aufträge bearbeitet wurden). Nur das Marvel-Briefpapier wird noch vertickt. Und es wird erklärt, warum Leserbriefe erst nach einem halben Jahr veröffentlicht werden. So lange dauert es von der Bearbeitung der US-Druckvorlagen bis zur Auslieferung der gedruckten Williams-Hefte. Noch eins, was mir auffiel: Das Cover stammt offiziell von John Romita, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Gil Kane zumindest bei den kleinen zivilen Figuren vor der Brust der Spinne schon daran mitwirkt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2018, 22:35   #9  
Peter L. Opmann
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Ein kurzer Kommentar aus DC-Sicht:

Zitat:
Spinne 88 war ein Meilenstein. Jetzt erreichen wir wieder eine extrem interessante Phase.
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Alt 30.11.2018, 15:57   #10  
jakubkurtzberg
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Eine Zeitlang gab es zwei Halbseiten (meist 15/16) mit Anzeigen im unteren Teil, die Zählung war 20. In den Reprints wurde das teilweise berücksichtigt. Bei den dt. Heften unterschiedlich gehandhabt. Es gibt bsv-Hit Comics mit Eigenanzeigen im betreffenden Teil, Ummontagen der Seitenzahlen oder wie bei Williams eigene, bei denen oben auch gerne mal vergessen wurde auszutauschen. Relativ deutlich sieht man es an dem FV-Heft, dass nach Kirbys Abgang in den USA umgezeichnet wurde, halbe Seite Kirby, halbe Seite Buscema.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2018, 16:18   #11  
Peter L. Opmann
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Danke für die Erläuterungen. Mal sehen, ob der Umfang nochmal zu 20 Seiten zurückkehrt.
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Alt 30.11.2018, 17:35   #12  
jakubkurtzberg
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Es waren 19 Seiten (gezählt 20), danach kamen kurzzeitig die extradicken-Hefte, die Williams kürzen oder aufteilen musste (Rächer Nr. 92, FF Nr. 112-113, Spinne Nr. 103), nach einer leichten Preiserhöhung in den USA ging es zunächst mit 21 und schließlich wieder 20 Comicseiten weiter.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2018, 22:16   #13  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 89

Erscheinungstermin: 7/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 88
2) Mighty Thor # 126

Story-Titel:
1) Die Arme von Doktor Octopus!
2) ohne Titel (Wen die Götter vernichten…!)

Original-Storytitel:
1) The Arms of Dr. Octopus!
2) Whom the Gods would destroy!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen, und ich finde, hier gelingt Stan Lee die Eröffnung eines Mehrteilers wieder mal ganz gut. Was mir heute auffällt: die Story führt wichtige Serien-Protagonisten (also die Spinne, ihren Gegner Doktor Octopus, Jonah Jameson, Captain Stacy und Joe Robertson) so zusammen, wie man es dem schönsten Zufall nicht zutrauen würde. Aber wie Doc Ock auf der Bildfläche erscheint – und zunächst wieder verschwindet -, das ist auf jeden Fall gut und originell gemacht. Romita und Mooney liefern grafisch auch gute Arbeit ab. Kleine Bemerkung am Rande: Mein Heft ist am unteren Rand etwas gewellt. Ich stelle mir vor, wie ich’s in meinem Schulranzen hatte und es durch Regen etwas naß wurde – erinnern kann ich mich daran nicht mehr, aber so ist es wohl gewesen.

Ock sitzt im Knast, wo ihn unter normalen Umständen niemand halten könnte. Aber man hat ihm seine Tentakel abgenommen und weit entfernt sicher verwahrt. Wären sie auch nur in der Nähe, könnte Ock sie nämlich mental steuern und mit ihnen locker ausbrechen. Etwas pedantischer Einwand: Waren die Arme nicht bei einem Unfall mit Ocks Körper verwachsen, und war nicht das der Grund, weshalb er sie mental steuern konnte? Nun gut, seien wir froh, daß Ock irgendwo im Mittleren Westen sicher einsitzt und seine Tentakel derweil im New Yorker Naturwissenschaftlichen Museum für ein staunendes Publikum ausgestellt und präsentiert werden können. Ock konzentriert sich mit einer übermenschlichen Anstrengung und schafft es schließlich, seine Arme zu kontrollieren. Sie spazieren aus dem Museum und machen sich auf den Weg zu ihrem Herrn.

Zufällig (!) kommt die Spinne vorbei und versucht, sie aufzuhalten. Aber die Arme bringen ein Hochhaus beinahe zum Einsturz. Die Spinne muß das mit ihrem Netz verhindern, und die Tentakel tauchen im Gewühl der Stadt unter (genau betrachtet: auch nicht so glaubwürdig, denn herrenlose Metallarme müßten überall im Big Apple Aufsehen erregen). Aber die Spinne gibt die Suche auf, was Peter Parker die Gelegenheit gibt, sich mal wieder an der Uni blicken zu lassen und ein wenig mit Gwen zu schäkern. Zudem muß er eine Standpauke von Professor Warren über sich ergehen lassen. Die Tentakel haben inzwischen Ocks Gefängnis erreicht und vereinigen sich mit ihm. Jetzt blicken wir nach Chicago, wo ein fernöstlicher Politiker, General Su, per Flugzeug zum Sitz der UN gebracht werden soll. Jonah will ein Interview mit ihm und läßt sich von seinem Sohn, der bekanntlich Offizier der US-Armee ist, gegen alle Regeln hineinschleusen.

Zufällig (!) ist auch Doc Ock am Flughafen und verschafft sich gewaltsam Zutritt zu der Boeing 747, um mit ihr nach New York zu kommen. Kurzerhand nimmt er die gesamte Besatzung als Geiseln und fordert zehn Millionen Dollar Lösegeld für den General. Peter will gerade JJJ um etwas Geld anpumpen, aber der sitzt ja in diesem Flugzeug. Zusammen mit Joe Robertson eilt er zum New Yorker Flughafen, wo – so ein Zufall – der pensionierte Polizeioffizier Captain Stacy schon wartet. Stacy hat in dieser Ausgabe keine besonders tragende Funktion – er stellt die Verbindung zur amerikanischen Regierungsspitze her. In Kürze wird er aber eine wichtigere Aufgabe in der Serie bekommen, nämlich zu sterben. Für den Fortgang der Handlung entbehrlich wäre eine Demonstration von hippiemäßig ausstaffierten überwiegend jungen Leuten gegen General Su, aber ein schönes Stück Zeitkolorit. Peter schafft es, sich unbemerkt in die Spinne zu verwandeln, und die betritt ebenfalls das Flugzeug, indem sie einfach ein Stück der Hülle wegreißt. Sie stürzt sich auf Ock und verklebt seine Brille. Ock verliert die Kontrolle über seine Geiseln. Wohl nicht gut übersetzt ist ein Wortwechsel zwischen General Su und einem US-Regierungsbeamten. Su beklagt die Gewalttätigkeit in USA, der Beamte lobt dagegen die freie Gesellschaft.

Die Spinne und Ock liegen immer noch im Clinch. Nur sie sind noch an Bord, alle anderen evakuiert. Um zu fliehen, startet Ock mit seinen Tentakeln das Flugzeug. Die Spinne zweifelt an seinen fliegerischen Fähigkeiten und springt im letzten Moment durch die Bordtür ins Freie. Die Boeing explodiert am Ende der Startbahn. Während Jameson lamentiert, Parker sei abgetaucht und habe wieder keine Fotos gemacht, überlegt sich die Spinne: Ist Ock wirklich tot? Wir Leser bekommen sofort die Antwort: „Nächste Ausgabe: Er lebt wieder!“

Obwohl manches an dieser Story nicht zusammenpaßt, ist sie doch ganz schön spannend. Was zur Wirkung beiträgt, sind die gelungenen Dialoge (soweit man das durch die Übersetzung mitbekommt). Die Politiker sprechen anders als die Militärs und die Polizei, und Jameson redet anders als Robertson oder Peter Parker. Vielleicht liegt es daran, daß die Story alles in allem glaubwürdig erscheint. Romita seinerseits läßt die Flughäfen realistisch erscheinen. Vom Flugzeuginneren sehen wir jedoch nur große leere Räume, keine Passagierkabinen, die sehr aufwendig zu zeichnen gewesen wären. Im übrigen arbeitet Romita jetzt wieder deutlich mehr mit kleineren Panels, was wohl auch an der relativ komplizierten Handlung liegt.

Auf einer redaktionellen Seite wird über „Fan Editions“ informiert. Es bleibt etwas unklar, ob damit Undergroundcomix gemeint sind, richtige Fanzines oder großformatige Ausgaben von Comics, die das Artwork besser zur Geltung bringen (nach Ansicht der Redaktion wurden sie ursprünglich auch von Fans herausgegeben). In einer der nächsten Produktionen sollen Bezugsmöglichkeiten genannt werden – das ist nach meiner Erinnerung dann aber nicht passiert.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2018, 19:18   #14  
Peter L. Opmann
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Kommentar zur Seite "Fan Editions":

Zitat:
Ob da wirklich jemand "Treasury Editions" und Underground Comics nicht auseinanderhalten konnte? Ich denke, da ist redaktionell eingegriffen und verschleiert worden. Dass U-Comix auch politische Ziele haben bzw. absichtlich an Tabus kratzen, war wohl zu brisant für den Artikel. Auch diese hilflose Anmerkung, man wisse nicht, warum Sex in Mainstream-Comics keine größere Rolle spielt, sieht nach Verschleierung aus...

Dass hin und wieder kleine Neuauflagen auch einer Faninitiative erlaubt wurden, wenn der eigentliche Verlag kein Interesse hatte, ist vorgekommen. Auch Portfolios lagen damals im Trend. Eigentlich der totale Nepp: ca. 12 Seiten Kunstdruck zu Preisen, die weit über einem regulären Heft lagen...

Die Illustrationen verweisen aber eindeutig in Richtung Underground: das ist eine ist aus "Harold Hedd", das andere scheint eine wüste Parodie auf Wonder Warthog und Captain Marvel zu sein. Das könnte wirklich aus einem Fanzine sein, ich kenn´s jedenfalls nicht.

Die Auflistung am Schluss ist auch sehr rätselhaft: "Myron Moose" war dieser doofe Elch, den man auch in der Comixene so lustig fand, "Skull" und "Harold Hedd" waren Underground-Größen. Die anderen sind mir aber überhaupt nicht geläufig...
Da kann ich noch teilweise aushelfen: Zap Comix ist von Robert Crumb, Fever Dreams und Grim Wit sind Undergroundserien, unter anderem mit Rich-Corben-Beiträgen, Die übrigen Titel kenne ich auch nicht.
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Alt 05.12.2018, 21:14   #15  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 90

Erscheinungstermin: 8/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 89
2) Mighty Thor # 127

Story-Titel:
1) Doc Ock lebt!
2) Der Hammer und die Katastrophe!

Original-Storytitel:
1) Doc Ock lives!
2) The Hammer and the Holocaust!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Mir ist 1977 durchaus aufgefallen, daß der „Spinne“-Zeichner wechselte. Von Gil Kane, der zur Zeit der Veröffentlichung in USA zu den bekanntesten Superhelden-Zeichnern gehörte, hatte ich noch nie gehört. Aber sein Zeichenstil gefiel mir. Ich hatte nicht das Gefühl, daß Peter Parker und Spinne nun nicht wiederzuerkennen waren – dafür sorgte maßgeblich auch John Romita als Inker. Aber die eigenwilligen Posen, Untersicht-Perspektiven und Seitenaufteilungen, die Kane einführte, sprachen mich an. Das war offensichtlich keiner, der erst üben und sich einzeichnen mußte.

Ob es mit dem Zeitpunkt des Einstiegs von Kane etwas auf sich hat, weiß ich nicht. Die Story entwickelt sich jedenfalls so weiter, wie man das bei Mehrteilern schon gewohnt war. Nach einer recht verwickelten Eröffnung folgt meist ein Actionteil, so auch hier. Wie Doktor Octopus die Explosion des Flugzeugs letztes Mal überlebt hat, wird mit keiner Silbe erwähnt. Allerdings hat die Spinne erhebliche Zweifel daran, daß Ock ums Leben gekommen ist. Man erwartet also nichts anderes, als daß „Doc Ock lebt“. Seine Tentakel wurden nicht gefunden. Nachdem Peter Parker die Teilnahme an einer Studentendemo abgelehnt hat, macht er sich (wieder mal) auf die mühsame Suche nach seinem Gegner in New York. Letztlich ist Ock aber gar nicht so schwer aufzuspüren: Er will ein Kraftwerk nahe am Meer lahmlegen, zum einen, um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen, zum anderen, um die Spinne anzulocken. Auf Seite 9 beginnt ein recht abwechslungsreich gestalteter Zweikampf. Die Spinne hat alle Hände voll zu tun, sich die Tentakel vom Leib zu halten. Sie und Ock müssen beide einiges einstecken.

Am Ende kippt Ock einen typischen New Yorker Wasserturm auf einem Hochhausdach um. Die Spinne muß das Bauwerk auffangen, damit es nicht auf die Straße stürzt und dort versammelte Schaulustige gefährdet. Eine Szene, die ähnlich in der folgenden Ausgabe noch einmal eine wichtige Rolle spielen wird. Mit äußerster Anstrengung gelingt es der Spinne, den Wasserturm nach hinten, aufs Dach, stürzen zu lassen. Danach ist sie am Ende ihrer Kräfte. Ock konnte dem Schauspiel in aller Ruhe zusehen, packt nun die Spinne und wirft sie vom Dach – in ihren sicheren Tod. Das wird offenbar auch angekündigt: „Nächste Ausgabe: Der Tod wird kommen!“

Das Duell ist ungewöhnlich gestaltet und liest sich spannend. Sonst ist an dieser Episode aber nichts Besonderes, abgesehen davon, daß ein neuer Zeichner am Werk ist. Das einzelne Heft ist hier aber schon lange nicht mehr maßgeblich, sondern die Vorgeschichte spielt eine wichtige Rolle, und auch die Fortsetzung trägt bereits zum Lesevergnügen bei. Wie einst bei Hansrudi Wäschers Lehning-Comics kann man jetzt eine Zeitlang darüber nachdenken und sich zusammenfantasieren, wie die gefährliche Situation wohl aufgelöst wird.

Ob auch die Anzeigenkunden die Ausgabe als spannend empfunden haben? Es gibt hier jedenfalls drei Anzeigenseiten, so viele, wie selten vorher bei Williams. Neben den Sea-Monkeys auf dem Backcover gibt es noch richtige Markenwerbung: von Suchard für das Fruchtbonbon „Sugus“ und von Knorr für das „Knusper Flocken Frühstück“ mit Rennauto-Aufkleber. Vielleicht steckte aber auch nur dahinter, daß die Auflagen der Marvels sanken und Werbung so billiger zu schalten war. Eine redaktionelle Seite kommt hinzu, eine Leserbriefseite, auf der kurioserweise über Leserbriefe debattiert wird. Die Leser hätten schon gern mehr Leserbriefe gehabt und auch unterschiedliche in den drei verbliebenen Superhelden-Serien. Aber sie verstehen offenbar nicht, daß in USA einzelne Hefte der Serien von den Lesern bewertet wurden und so spezifische Leserbriefseiten sich anboten. Hätten das deutsche Leser gemacht, wäre aber immer noch das Problem zu lösen gewesen, daß Briefe erst nach einem halben Jahr veröffentlicht werden konnten.
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Alt 05.12.2018, 21:19   #16  
Peter L. Opmann
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Anmerkung: Ich habe darüber nachgedacht, ob ich eine Bilanz des Romita-Runs ziehe. Aber zum einen ist Romita ja gar nicht richtig weg, zum anderen war es auch - was ich nicht mehr im Gedächtnis hatte - gar kein richtiger Romita-Run - er ließ sich häufig von anderen Zeichnern und wechselnden Inkern aushelfen.

Ich finde, daß später der Einstieg von Ross Andru einen Einschnitt markiert. Wie sich die Ablösung von Stan Lee durch Gerry Conway als Autor auswirkt, muß ich mal sehen. Darauf habe ich als Kind nicht so sehr geachtet.
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Alt 08.12.2018, 17:59   #17  
MacGyver
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Nein, selbstverständlich nicht. Bei diesen Klassikern kannst du nicht mehr spoilern.
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Alt 08.12.2018, 21:12   #18  
Lizard_King
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Captain Stacy tauchte aber erst 2016 erstmalig als Klon auf...Diejenige die es in Spinne 122 (ASM 121) treffen wird, tauchte bereits in Amazing Spider-Man 143/144 als Klon wieder auf.
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Alt 08.12.2018, 22:55   #19  
Peter L. Opmann
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Danke für die Rückmeldungen. Von der ganzen Klon-Saga habe ich nur sehr wenig Ahnung - aber ganz falsch lag ich also nicht.

Und schon geht's weiter:

Spinne (Williams) 92

Erscheinungstermin: 9/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 91
2) Mighty Thor # 128

Story-Titel:
1) Zerquetscht die Spinne!
2) Plutos Macht!

Original-Storytitel:
1) To smash the Spider!
2) The Power of Pluto!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Wieder eine Geschichte, die sich nicht richtig in die Seriengesetze einfügt. Erstmals, wenn ich nicht etwas übersehen habe, geht es um Politik. Ähnliches hat man zumindest schon gesehen, etwa als Kingpin in „Spinne“ # 60 die Oberen der Stadt durch Hypnose unter seine Kontrolle bringen wollte. Die Vereinten Nationen kamen schon mal vor (erst kürzlich in # 89). Aber richtig um Politik, um Law-and-Order versus Liberalität ging es noch nie. Mich hat die Episode beim Erstlesen 1977 nicht so überzeugt, weil der Supergegner fehlt. Allerdings tut sich in Peter Parkers Privatleben so viel, daß für einen ausgewachsenen Schurken einfach der Platz fehlt.

Bei der Beerdigung von Captain Stacy lästert Jonah Jameson, er sei zu liberal gewesen („liberal“ ist in USA auch ein Ersatzwort für „links“). Peter versucht, der trauernden Gwen beizustehen, aber als sie nach Hause fahren, wird ihr klar, daß die Spinne an allem schuld ist (was Peter befürchtet hatte). Zudem will sie sich nun an Sam Bullit wenden, einen ehemaligen Kollegen ihres Vaters, der nun als Konservativer für das Amt des Staatsanwalts kandidiert – er soll die Spinne fangen und bestrafen. Ich kenne mich mit der US-Konstitution nicht so gut aus, aber ich erinnere mich, daß in manchen Western der Sheriff gewählt wird. Der oberste Verbrechensbekämpfer unterliegt in USA also der demokratischen Wahl. Bullit erkennt, daß Gwen ihm einen großen Vorteil im Wahlkampf verschafft: Wenn er den Mörder des „weichlichen Liberalen“ Stacy zur Strecke bringt, und das auch noch auf ausdrücklichen Wunsch von dessen Tochter, dann sehen die Liberalen ganz schlecht aus.

Witzigerweise wird der bullige Bullit ganz ähnlich wie Kingpin eingeführt: Er übt Selbstverteidigung mit seinen Leuten, alles zwielichtige Gangstertypen. Das suggeriert zudem: Der Konservative hat ein Janusgesicht. Er will mehr Sicherheit, ist aber selbst im Lager des Verbrechens angesiedelt. Zuerst startet Bullit eine Pressekampagne. JJJs Daily Bugle wird für seine Null-Toleranz-Politik eingespannt. Joe Robertson, der Bullit als „schlüpfrigen Typ“ bezeichnet, überlegt darauf, seinen Job zu kündigen. Peter Parker verfolgt vor der heimischen Glotze Bullits Feldzug gegen die Spinne, die ziemlich erfolgreich verläuft, jedenfalls ganz New York in Angst und Schrecken (vor dem Wandkletterer) versetzt. Ziel der nächsten Aktion von Bullit ist Peter Parker selbst. Bullit paßt ihn auf der Straße ab. Zwei seiner Schläger halten ihn fest, während er aus seiner Luxuskarosse heraus fragt, wie er an die Spinne herankommt. Peter weigert sich natürlich, etwas zu sagen – zum einen, weil er schlecht seine Geheimidentität verraten kann, zum anderen, weil ihm Bullit einfach unsympathisch ist. Die beiden Schläger sollen die Sache in Ordnung bringen. Sie schlagen Peter, der sich nicht wehrt, brutal zusammen: „Das nächste Mal wird er uns anflehen, ihn auch mal quatschen zu lassen!“

Als die beiden verschwunden sind, verwandelt sich Peter in die Spinne und stellt sie. Den einen hängt die Spinne einfach hilflos an einen Laternenmast, mit dem anderen spielt sie Katz‘ und Maus und wickelt ihn schließlich in ihr Netz. Und sie zahlt den beiden ihren Angriff in gleicher Münze heim: „Wenn du zu Bullit zurückkommst, richte ihm meine Botschaft Wort für Wort aus! Oder willst du, daß ich wiederkomme und sie dir wiederhole?“ Eine kleine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen: Nehmen wir an, daß Bullit wirklich jedes Mittel recht ist, um New York sicherer zu machen, auch Verbrechen und Gewalt. Dann gilt das aber für die Spinne ebenso. Es ist wohl amerikanisch, daß man Probleme aus eigener Kraft löst, statt sich an die Polizei zu wenden. „I‘ll stand my ground“, lautet die einschlägige Redewendung. Weder Bullit noch Spinne vertreten hier rechtsstaatliche Prinzipien; da verzichtet man auf Gewalt und läßt die Justiz den Konflikt lösen (beziehungsweise akzeptiert die Verweigerung der Aussage). Richtig thematisiert haben das Problem erst Frank Miller mit „Return of the dark Knight“ und Alan Moore mit „Watchmen“, etliche Jahre später.

Die Spinne kehrt in ihr Apartment zurück und will sich erst dort umziehen. Aber sie erlebt eine Überraschung: Denn sie wird hier bereits von Bullit und Gwen erwartet, die nun den Beweis dafür haben, daß eine Verbindung zwischen der Spinne und Peter Parker besteht. Freilich: Peter hatte ja kürzlich schon eingeräumt, er arbeite mit der Spinne eng zusammen, um an seine Fotos heranzukommen. Sein Geheimnis ist also im Augenblick nicht mehr in Gefahr als vorher auch. Angekündigt wird nun ein neuer Supergegner, nämlich Eismann, den ich aus alten „Hulk“-Heften schon als einen der X-Men kannte. Das war allerdings für mich kein Gegner, dem ich entgegenfieberte. Heute finde ich die vorliegende Story als Pionierwerk nicht schlecht, wenngleich sie vor Klischees strotzt und nicht unbedingt ein Lehrstück in Staatsbürgerkunde ist. Immerhin hat Stan Lee demonstriert, daß auch ein Politiker (im Comic) als Superschurke taugen kann. Die Zeichnungen von Gil Kane und John Romita sind mir als bemerkenswert gut aufgefallen. Man kann etliche Details erkennen, die die beiden wohl aus reiner Freunde am Zeichnen eingefügt haben: belebte Straßenszenen, Collagen, ungewöhnliche Perspektiven der Hochhausschluchten, und einmal beugt sich ein Mann aus seinem Fenster, als direkt unter ihm die Spinne an der Wand klebt.

Kurios ist die redaktionelle Seite über Marvels Western-Comics. Der Text stammt von jemandem (Kirsten Isele?), der eindeutig kein Western-Fan ist und recht deutlich durchblicken läßt, daß die Marvel-Western der 50er Jahre nur Dutzendware sind. Der Inhalt eines typischen Westerns laut diesem Text: „Indianer agieren aggressiv. Überfallen unschuldige Umsiedler beim Ansiedeln. Skalpieren skrupellos. Held hechelt heran. Mokiert sich maßlos über das Morden. Und reitet Rothäute nieder. Hilfsbereiter Hund (= ständiger Begleiter) zerfetzt Indianerhosen. Restliche Rothäute reiten rüstig davon. Held winkt sich aus dem Bild.“ Immerhin eine originelle Inhaltsangabe. Die Illustrationen wirken nachgezeichnet.

Der Checkliste sind diesmal ein paar Fanmitteilungen beigefügt. Unter anderem informiert ein gewisser A. Knigge über die „Comicfachzeitschrift Comixene“ und INCOS.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:36 Uhr)
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Alt 09.12.2018, 21:38   #20  
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Spinne (Williams) 93

Erscheinungstermin: 9/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 92
2) Mighty Thor # 128

Story-Titel:
1) Wenn Eismann angreift!
2) ohne Titel (Plutos Macht!)

Original-Storytitel:
1) When Iceman attacks!
2) The Power of Pluto!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Spinne und Eismann sind ein recht gewöhnungsbedürftiges Gespann. In USA dürfte die Auswahl von Eismann verlagspolitische Gründe gehabt haben, denn etwa zeitgleich wurde die Serie „X-Men“ wegen mangelnden Erfolgs auf Reprints umgestellt; sein Gaststarauftritt sollte wohl der Serie etwas Rückenwind geben. Bei Williams hatte man vom „X-Team“ schon seit der Einstellung der Serie „Hulk“ kaum noch etwas gehört (einen Gastauftritt gab es noch bei den „Rächern“). Eventuell dachte Stan Lee, daß der Kampf gegen den zwielichtigen Politiker Bullit allein nicht genug Action für einen Zweiteiler liefert. Für mich gibt es in dieser Episode manches Enttäuschende – was wohl auch 1977 schon so war. Aber vielleicht hat dieses Heft die Macher von „Die Unglaublichen“ zur Zusammenarbeit von Mr. Incredible und Frozone inspiriert.

Bullit und Gwen hatten in Peters Apartment gewartet (ich glaube weniger, daß Gwen einen Schlüssel hatte, eher, daß Bullit Mittel zur Verfügung standen, dort einzubrechen) und die Spinne beim Hereinschwingen durchs Fenster überrascht. Die Reaktion der Spinne ist für mich nicht ganz stimmig. Sie greift sich Gwen und verschwindet mit ihr wieder durchs Fenster. Indem sie das Mädchen hart anpackt, will sie den Verdacht ablenken, sie sei Peter Parker. Aber, wie schon erwähnt, Stand der Dinge war ja, daß Peter sein Umfeld hatte glauben lassen, er arbeite mit der Spinne zusammen, um Fotos an den Daily Bugle liefern zu können. Bei dieser Version hätte er auch hier bleiben können.

Auch Gwen spielt die Spinne auf dem nächsten Hochhausdach etwas vor, was ich als Zwölfjähriger wirklich doof fand – die beiden hätten sich lieber mal richtig aussprechen sollen, dachte ich. Das war allerdings schlecht möglich, weil Peter nach dem Tod ihres Vaters zu der Überzeugung gelangt war, er könne ihr seine Geheimidentität niemals enthüllen. So redet die Spinne verächtlich über Peter („taube Nuß“), was Gwen empört (und Peter insgeheim freut). In Zeiten von „#metoo“ erscheint es freilich plausibel, daß Eismann sich nun einmischt, da in seinen Augen ein Supertyp eine hilflose Frau bedrängt. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf Bullit: Eine amoklaufende Spinne kann ihm nur recht sein, weil die New Yorker darauf ihm, dem Law-and-Order-Mann, ihre Stimme geben werden.

Spinne und Eismann treffen also wieder mal aufgrund eines klassischen Mißverständnisses aufeinander. Bobby Drake beschäftigt die Spinne so lange, bis die Polizei am Schauplatz eintrifft und die Spinne lieber das Weite sucht. Bullit nutzt die Situation eiskalt aus, wanzt sich an Eismann heran und läßt es für die Öffentlichkeit so aussehen, als habe er ihn beauftragt, die Spinne auszuschalten. Sein Erfolg in der Presse ist jedoch nur von kurzer Dauer. Jonah Jameson verkündet, daß er Bullit nicht mehr unterstützen will. Joe Robertson hat sich nämlich inzwischen ins Archiv bemüht und dort zahlreiche anrüchige Informationen über den Möchtegern-Staatsanwalt gefunden. Bei einem Treffen in der Redaktion geraten Bullit, Jameson und Robertson aneinander. Bullit zieht sich zunächst zurück, will aber die Sache auf seine Weise regeln. Kurz darauf wird Peter Parker Zeuge, wie Joe Robertson zusammen mit zwei zwielichtigen Typen das Haus verläßt. Peter erspäht, daß einer von denen Robertson eine Pistole in den Rücken drückt.

Die Spinne folgt dem Trio und will eingreifen, als auch Eismann wieder erscheint und sie auf Eis legen will. Noch einmal kommt es kurz zum Kampf, aber dann kann die Spinne ihrem Gegner klarmachen, daß sie gerade hinter Gangstern her ist. In einem alten Lagerhaus wollen Bullits Leute – auf seinen ausdrücklichen Befehl hin – Joe Robertson das Lebenslicht auspusten. Doch Spinne und Eismann mischen die Bande in kürzester Zeit auf und bringen den Zeitungsmann in Sicherheit. Zum Schluß werden wir Zeuge einer glanzvollen Wahlkampfveranstaltung von Bullit, die allerdings von den beiden Superhelden gestört wird. Bullit verplappert sich prompt: „Joe Robertson ist tot! Er muß es sein! Meine Jungs versagen niemals!“ Worauf seine Zuhörer ihm ebenso prompt den Rücken kehren. Die Polizei führt Bullit ab.

Vielleicht habe ich als Zwölfjähriger gedacht, hier könne ich etwas über Politik lernen. Heute erscheint mir die Story sehr holzschnittartig und simpel. So simpel funktioniert Politik sicherlich nicht; nicht mal Nixons Watergate-Affäre (Nixon sieht Bullit vielleicht nicht von ungefähr recht ähnlich). Aber es war der erste Schritt in einen Themenbereich, der in den vergangenen etwa 30 Jahren für Comics nicht in Frage gekommen war. Sicher, Superman hat immer mal Aufträge des amerikanischen Präsidenten ausgeführt, aber das ist etwas anderes. Der letzte verbrecherische Politiker, mit dem Superhelden zu tun hatten, war Adolf Hitler. Recht gut finde ich, daß die beiden Helden nach Aufklärung ihres Mißverständnisses zusammenarbeiten und nicht bloß ihre Prügelei einstellen. Eismann ist jedoch eine ziemlich austauschbare Figur. Diese Geschichte hätte auch mit jedem anderen Helden funktioniert. Wäre hier der Dämon (Daredevil) aufgetreten, so hätte die rechtliche Seite der Sache sicher besser ausgearbeitet werden können. Minuspunkt: Als Eismann die Spinne erstmals stellt, verschwindet damit Gwen abrupt aus der Geschichte. Wer also erwartet hatte, daß sich in ihrer Beziehung zu Peter irgendetwas tut, wurde herb enttäuscht.

Die Rückseite des Hefts ist diesmal mit einer Lego-Anzeige belegt. Es war also eine (kurze) Phase eines recht erfolgreichen Anzeigengeschäfts. Interessanter für mich ist eine Leserbriefseite, auf der der „Marvel Touch“ diskutiert wird. Die meisten Briefschreiber verstehen darunter einen Zeichenstil, manche auch ein inhaltliches Konzept (zum Beispiel Superhelden in einer wirklichkeitsgetreuen Welt oder der einfließende Humor). Es geht auch um den Unterschied zwischen Marvel und DC. Noch unbekannt war offenbar, was der Begriff wirklich bedeutet, nämlich die spezielle Arbeitsteilung zwischen Autor und Zeichner, vor allem bei Stan Lee.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:37 Uhr)
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Alt 09.12.2018, 23:17   #21  
jakubkurtzberg
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Marlies Gerson (Ex-Williams Coverzeichnerin und Handletter-Lady) hat mich angeschrieben und ein Bild mitgeschickt. Nach 40 Jahren hatte sie Lust mal wieder DIE SPINNE alias Spider-Man zu malen, Maße 70 x 100 cm. Das Gruppenfoto hier (Marvel Riesenposter) stammt im Original auch von ihr. Jetzt fragt sie, wo sie ihre zukünftigen Werke präsentieren kann und ob es evtl. Kaufinteressenten gibt. Ich würde ihr zu den sogenannten "Commissions" oder " Cover Re-Creations", also Auftragsarbeiten für die Fans raten, so wie die US-Künstler es machen.

jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2018, 23:38   #22  
Lizard_King
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Interesse.
Schreib mich mal hier oder über FB an, wie es preislich mit einer Commision aussieht.
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Alt 10.12.2018, 07:42   #23  
Peter L. Opmann
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Mir gefällt an Marlies Gersons Spider-Man, daß er einen klassischen Look hat. Aber der Brustkorb ist eher Superman-like. Der klassische Spider-Man war kein Muskelpaket.
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Alt 10.12.2018, 08:43   #24  
thetifcat
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Klassischer Look. Tolle Perspektive.
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Alt 12.12.2018, 20:56   #25  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 94

Erscheinungstermin: 10/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 93
2) Mighty Thor # 129

Story-Titel:
1) Die Dame und der Strolch!
2) Das Urteil von Zeus!

Original-Storytitel:
1) The Lady and the Prowler!
2) The Verdict of Zeus!

Zeichnungen:
1) John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Ein Supergegner verletzt sich beim Kampf gegen die Spinne durch eigene Ungeschicklichkeit und muß von ihr ins Krankenhaus gebracht werden. Und die Spinne führt ein Gespräch mit Gwens Nachmieterin (was mich an den Badesalz-Hit „Evi, du wohnst in Bad Nauheim“ erinnert). Das sind schon verblüffende Ideen in dieser „Spinne“-Story. Ich habe sie damals trotzdem nicht gemocht. Ich wollte, daß Peter und Gwen sich aussprechen, ich wollte auf keinen Fall, daß ihre Trauer auch ihn frustriert. Im Interesse der Serie würde ich das auch heute sagen: Wo bleibt die Soap, wenn Peter und Gwen gar nicht zusammen sind? Daran, daß Mary-Jane ersatzweise zur Verfügung steht, war ja da noch nicht zu denken. Und ich möchte auch nichts davon hören, daß laut einer späteren Parallelweltgeschichte Gwen deshalb abreiste, weil sie nach einem Seitensprung mit Harry Osborn schwanger war.

Ich sollte zunächst noch erwähnen, daß Gil Kanes Artwork hier schon wieder von John Romita abgelöst wird, der in dieser Ausgabe auch selbst tuscht. Grafisch ist die Episode natürlich auf hohem Niveau, aber weil die Turbulenzen im Leben von Peter und Gwen so zunehmen, verwendet Romita häufig neun, einmal sogar zehn Bilder pro Seite, was mir als jungem Leser nicht mehr zeitgemäß erschien. Romita arbeitete sehr bewußt mit der Bildgröße. Der Kampf der Spinne mit dem Strolch wird ziemlich großformatig wiedergegeben; allerdings ist dieser Kampf nicht allzu spektakulär.

Wir steigen ein mit der völlig am Boden zerstörten Gwen, die nicht nur am Tod ihres Vaters schwer zu knabbern hat, sondern sich auch von Peter vernachlässigt fühlt. Der übte sich in Zurückhaltung, weil er sich außerstande sah, ihr seine Geheimidentität zu erklären, zumal alle Welt die Spinne für Stacys Mörder hält. Das Telefon klingelt – sie hofft, es ist Peter, aber es meldet sich ihr Onkel Arthur aus London und bietet ihr an, nach dem Tod ihres Vaters zu ihm und ihrer Tante zu ziehen. Unmittelbar darauf taucht Peter auf. Gwen erzählt ihm von dem Anruf, ist aber noch unschlüssig, ob sie die Einladung annehmen soll. Aus einem Impuls heraus will es ihr Peter ausreden, aber dann fällt ihm wieder die Spinne ein, und er überläßt die Entscheidung ihr. Gwen fühlt sich so wenig zum Bleiben veranlaßt, daß sie ihn enttäuscht nach Hause schickt.

Gleichzeitig wälzt auch Hobie Brown, der Strolch aus „Spinne“ # 79 und 80 sowie 88, schwere Gedanken. Er hat vom Tod von Captain Stacy erfahren, dem er kurz zuvor im Auftrag der Spinne etwas vorspielen mußte. Auch er glaubt dem Daily Bugle, der die Spinne für den Tod von Captain Stacy verantwortlich macht, und bricht auf, um sie zu fangen. Die Spinne ist ebenfalls in New Yorks Hochhausschluchten unterwegs. Sie will sich zunächst durch Umherschwingen, vielleicht einen Kampf ablenken und beschließt dann, Gwen aufzusuchen, um ihr alles zu erzählen (na endlich). Der Strolch hat aber schon kombiniert, daß er die Spinne bei Stacys Haus abpassen kann. Bevor die Spinne Gwen auf sich aufmerksam machen kann, greift er an.

Dieses Duell gibt nicht viel her. Die Spinne lockt den Strolch von der Wohnung der Stacys weg, damit Gwen nicht gefährdet wird. Kurz darauf brechen beide in einen Aufzugschacht ein. Der Strolch will der Spinne einen brutalen Tritt versetzen, verliert dabei selbst den Halt und stürzt in den (offenbar leeren) Schacht. Die Spinne zieht dem Bewußtlosen sein Kostüm aus und legt ihn im nächsten Krankenhaus einfach in ein Bett, was für das Personal offenbar kein Problem darstellt. Wir hören, daß Hobie Prellungen davongetragen hat. Seine Freundin eilt an sein Krankenbett. Die Spinne will zu Gwen zurückkehren, aber in der Zwischenzeit hat offenbar ein Blitzumzug stattgefunden. Gwen ist weg, und die namenlose Nachmieterin verrät der Spinne, daß sie zum Flughafen gefahren ist. Peter Parker rennt durch die Terminals, kann aber nur noch der soeben gestarteten Maschine nachsehen. Traurig macht sich eine einsame Gestalt auf den Heimweg…

Der Strolch ist einfach kein gefährlicher Gegner für die Spinne: Er ist ungeschickt, und – noch schlimmer: Er ist nicht böse. Daraus läßt sich nicht viel machen. Allerdings erkenne ich durchaus an, daß hier nicht Gegner mit immer gigantischeren Kräften aufgefahren werden. Sowas schätze ich nämlich auch nicht, darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Geschichten. Dennoch: Der Strolch war nicht der große Wurf, und er konnte einfach nicht zu einem von Spideys Erzfeinden werden. Wie schon erwähnt: Daß Peter und Gwen nun getrennt sind (immerhin durch den Atlantik), bringt die Story auch nicht voran. Das wurde ja auch bald wieder rückgängig gemacht.

Auf der redaktionellen Seite („Trends, Informationen, Meinungen“) wird ein Blick in die US-Marvel-Produktion geworfen. Allerdings fallen Text und Illustrationen eigenartigerweise auseinander. Geschrieben wird vor allem über Serien, die in USA wieder eingestellt wurden wie „Inhumans“ oder „Iron Fist“ (die auch abgebildet werden). Über „Guardians of the Galaxy“ und „Weird Wonder Tales“ lesen wir leider nichts, obwohl wir Cover sehen. Dafür ist zu erfahren, daß Williams zu diesem Zeitpunkt keine neuen Titel plant und entgegen offenbar kursierender Gerüchte auch der „Planet der Affen“ nicht wiederkehrt. Erstmals im Heft: eine Eigenanzeige für den Nelson-Band „Der Spirit“ (von Will Eisner).

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:37 Uhr)
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