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Alt 14.06.2016, 15:53   #126  
FrankDrake
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Detlef, es macht einfach Spass Deine Beiträge zu lesen

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 14.06.2016, 16:40   #127  
Servalan
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Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Auf der Seite 3 der Nummer 30, des letzten Dschingis-Chan Heftes, wird noch einmal auf die allgemeine politische und gesellschaftliche Situation des 12. Jahrhunderts in Europa eingegangen. Das Kaisertum jener Tage wird heroisierend als Retter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation*** gewürdigt. Genauso wie das Rittertum, das als militärischer Bewahrer vor den angreifenden Arabern und Ungarn gerühmt wird. Gemäß seinem Stand wird am Ende dieser Betrachtung „der Deutsche Bauer zum Mittelpunkt politischen Geschehens“ hervorgehoben. „Er vollbrachte seine größte Leistung: die Wiedergewinnung des deutschen Ostens.“ Sollte hier das Jungvolk damaliger Tage auf die Revision der Ergebnisse des 2. Weltkrieges vorbereitet werden. „Nur dort konnten der erblose Jungbauer Land finden (das anderen gehörte) und der unfreie Bauernsohn freier Bauer mit eigenem Hof werden (auf deutscher Scholle fehlt hier noch). Ritter und Mönche folgtem den gewiesenen Weg (diese Eroberungen bekamen vom Klerus den Status eines Kreuzzuges verpasst), und bald war aus der wilden Naturlandschaft eine Kulturlandschaft geworden (weil, wie im Heft 28 beschrieben, nur wilde, mit Keulen bewaffnete Kerle das Land lange vor den Rittern und Bauern aus dem Westen besiedelt hatten).
Als ich die Schulbank gedrückt habe, drehten sich einige Geschichtsstunden um den Deutschordensstaat (1230-1561) und die Kolonisierung der Gebiete östlich der Elbe. Dazu passen dann auch "edle Ritter".
Wie du ganz richtig bemerkst, kommt die Idee von den Kreuzfahrern. Ob mein Geschichtslehrer ein alter Nazi gewesen ist (möglich wäre das in den 1970ern durchaus), weiß ich nicht, aber über die Slawen wurde ähnlich herablassend gesprochen wie über die "Indianer" im Wilden Westen. Mein Lehrer hast fast dieselben "Textbausteine" benutzt, die dir gegen den Strich gehen und dich mißtrauisch werden lassen.
Soweit ich mich erinnere, war das sogar Stoff einer Klassenarbeit.

Geändert von Servalan (17.06.2016 um 11:47 Uhr)
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Alt 16.06.2016, 20:18   #128  
Detlef Lorenz
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Nummer 27


Kampf mit dem Bären, Das Schicksal des Schwedenkönigs Karl






Wem die Titelfigur, der Schwedenkönig Karl XII, bekannt vorkommt, hat die Reihe bisher aufmerksam verfolgt: das Heft 27 ist eine direkte Fortsetzung des Heftes 8. Dort erleben wir den Versuch Schwedens seine beherrschende Militärmacht in der Ostsee zu behalten. Dies gefiel den Nachbarn nicht und sie griffen Schweden an. Karl XII wandte sich zuerst gegen die Dänen, Polen, Sachsen, besiegte sie und errang einen Teilerfolg gegen die Russen. Hier hört die Erzählung im Heft 8 auf. Unter dem Zaren Peter (später der Große genannt), setzten die Russen inzwischen weitere militärische Vorbereitungen fort, u.a. wurde St. Petersburg gegründet. Während dessen dienen sich die ukrainischen Kosaken Karl als Verbündete an um die Russen aus ihrem Lande zu vertreiben. Alles misslingt: die Kosaken und die Schweden werden bei Poltava geschlagen, Karl verwundet und muss nach Konstantinopel zu den Türken fliehen. Hier hält er sich gut 4 Jahre lang auf, hetzt die Türken gegen Zar Peter auf. Dieser besticht aber den Sultan und Karl flieht aus Adrianopel innerhalb von 14 Tagen nach dem schwedischen Stralsund. Hier versucht er seine Gegner, die Polen, Sachsen, Russen, Dänen und bald auch die Preußen zu vertreiben. Es misslingt und er flieht kurz vor der Kapitulation der Stadt nach Schweden. Mit der Lage unzufrieden, zettelt er sofort neue Feindseligkeiten an und greift Norwegen an. Die Festung Friedrichshall (Fredrikshald) ist sein Ziel und hier ereilt ihm sein Schicksal: bei einer Inspektion der Schanzgrabungen wird er von einer Gewehrkugel tödlich getroffen. Als sein Tod bekannt wird, ziehen die Schweden ab, da im schwedischen Lager keiner genau weiß, um was es hier eigentlich geht. Daher auch die Vermutungen, eine schwedische Kugel hätte ihn niedergestreckt, da seine Soldaten des Kämpfens müde waren.






Die Geschichte im Heft spielt sich in etwa so ab, natürlich mit notwendigen Kürzungen. Leider auch mit unnötigen falschen geschichtlichen Begebenheiten. So entzieht sich Karl der Umklammerung Stralsunds nicht mittels seiner Flotte (siehe Abbildung), sondern klammheimlich auf einer Jacht. Auch sein Tod bei Friedrichshall zieht nicht die Eroberung der Festung nach sich, sondern den Abzug der Schweden.






Hansrudi Wäscher ist für die Zeichnungen verantwortlich, nicht für den Inhalt. Dieser soll, laut dem „Allmächtigen“ von Andreas Knigge, Hans- Jürgen Linden gewesen sein. Das Impressum nennt Linden allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Zwei Möglichkeiten bieten sich hier an: Linden hat weiterhin die Storys für die Abenteuer der Weltgeschichte geschrieben, oder es existierte noch sein Manuskript vom ersten Abenteuer des König Karl. Das würde auch erklären, weshalb die Geschichte dort nicht wirklich beendet wurde. Linden schrieb vielleicht die komplette Geschichte, die mit dem Tode Karls erst wirklich beendet wäre, aber der Platz für ein Heft natürlich nicht ausreichte. Allerdings könnte es auch möglich sein, das Wilhelm Knoop den Text verfasst hat und eine Verwechslung der Personen seitens Wäschers nach so langer Zeit passiert ist.

Die Zeichnungen Wäscher waren zu diesem Zeitpunkt auf einem hohen Niveau, was vielleicht mit seiner nicht so hohen Auslastung begründet werden kann. Wir erinnern uns: Lehning steckte in Schwierigkeiten, Wäscher hatte deswegen nicht viel zu tun. Die Sigurd Piccolos und auch die erschienen nur sporadisch, gelegentlich einen Piccolo-Sonderband, 2 Titanus-Hefte bei Gerstmayer, Gert eingestellt und das war´s dann für ihn. Alles in allem ein schönes Heft, wenn nur nicht immer die kritiklose Begeisterung des Storyschreibers für kriegerische Auseinandersetzungen wäre.
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Alt 18.06.2016, 21:23   #129  
Detlef Lorenz
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Nummer 28


Die Eidechsenritter, Von Tannenberg bis Marienburg






Nach dem Verlust des sogenannten >>Heiligen Landes<< wandelte sich der Deutsche Orden von einer eher karitativen Organisation in eine politisch – kirchlich agierende Vereinigung um (um es mal verkürzt auszudrücken). Nach einigen vergeblichen Versuchen, sich in Europa eine territoriale Basis zu schaffen (u.a. in Ungarn) ging der Orden 1226 auf ein Hilfegesuchen des polnischen Herzogs Konrad I ein, ihn beim Kampf gegen die Pruzzen (Bewohner des später Ostpreußen genannten Gebietes) zu helfen. Kaiser Friedrich II und Papst Gregor IX garantierten, dass dem Orden alle eroberten Gebiete im Baltikum gehören sollten. Konrad gewährte dem Orden diese Rechte, nach einigem Zögern.

Soweit die Lage, natürlich blieb es nicht dabei, der Orden vergrößerte sein Gebiet ständig, die Polen und Litauer versuchten dem Einhalt zu gebieten und es kam zu ständigen Reibereien. Diese kulminierten 1410 in der Schlacht bei Tannenberg, die der Orden verlor. Ausschlaggebend war der >>Verrat<< der Ritter des Eidechsenbundes, die zum polnisch/litauischen Lager umschwenkten.

Das ist in etwa das Thema, um was es im vorliegenden Heft geht. Der Eidechsenbund wird hier als Verräter an der Sache dargestellt. Allerdings scheint er sich 1397 überhaupt erst gebildet zu haben, um sich gegen den Orden und dessen starren Regeln und erhöhten (Kriegs-)Steuern zu behaupten. Um diese Thematik wird eine Geschichte gesponnen, die um einen erfundenen Gernot von Landfried als zentraler Figur handelt, der aus dem Reich aufgebrochen war um in (Ost-)Preußen zu siedeln. Die eigentlichen Pruzzen werden dabei nur am Rande, in einigen Bildern abgehandelt. Die jeweiligen Gegner waren dabei die historischen Figuren des Heinrich von Plauen, der allerdings erst nach Tannenberg Hochmeister des Ordens wurde, Helmut von Kulm, der Anführer des Eidechsenbundes und König Jagiello von Polen/Litauen. Dieser wird als verschlagener, finsterer, meineidiger, schwarzhaariger Typus dargestellt – wie auch sonst. Am Ende des Heftes, das in der Errettung der Marienburg seinen Höhepunkt findet, wird so getan, als ob es den titelgebenden Eidechsenbund nicht mehr gab, obwohl er Jahre später noch (nach 1440) dem Preußischen Bund betrat und ihn gegen den Orden unterstützte.

Gezeichnet ist das Heft von Eugen Blumentritt. Es war sein letztes im Rahmen der Abenteuer der Weltgeschichte und auch sein zeichnerisch schönstes. Allerdings zeigten die Darstellungen eine Unzahl von Vorbildern bei Prinz Eisenherz, wohl die meisten in seinen Heften.


















Diesmal erscheinen Abbildungen zu den Illustrationen der Geschichte komplett am Ende des Berichtes. Um meine These vom Stibitzen Blumentritts bei Fosters Prinz Eisenherz zu untermauern, sind es diesmal mehr Seiten als sonst geworden. Wem´s Spaß macht, kann ja Vergleiche anstellen und die betroffenen Zeichnungen herausfinden. Die von Blumentritt schon des Öfteren verwendeten Handzeigungen nach hinten, sind auch diesmal dabei.
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Alt 18.06.2016, 23:08   #130  
Peter L. Opmann
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"Handzeigung nach hinten" - ist ja interessant. Sieht man in Comics wirklich glaube ich selten, aber diese Darstellung hat den Vorteil, daß der Leser wirklich das präsentiert bekommt, worauf die Figur zeigt. Sonst wird das sozusagen mit Schnitt und Gegenschnitt gelöst. Oder der Leser muß sich selbst vorstellen, worauf die Figur zeigt.
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Alt 19.06.2016, 11:06   #131  
guenkos
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Zum Text "Der Flibustier gibt keinen Schuss ab" im letzten Bild:
Das konnte er auch an diesem Ort und im max. 15. Jahrhundert noch nicht. Der Begriff "Flibustier" gilt für Piraten der Karibik im 17. und 18. Jahrhundert.
(Klugscheiß-Quelle: Wikipedia)
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Alt 19.06.2016, 12:24   #132  
Detlef Lorenz
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Die Geschichte um den Eidechsenbund spielt sogar schon im 13. Jahrhundert, also lange, bevor der Ausdruck "Flibustier" allgemeiner Sparachgebrauch - im 17.Jahrhundert - wurde.

Habe ich überlesen, danke für die Mitarbeit
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Alt 19.06.2016, 14:29   #133  
Detlef Lorenz
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Im Folgendem habe ich einige der Foster-Prinz-Eisenherz-Abbildungen herausgesucht, die Blumentritt als Vorlage gedient haben:




Bild 2 der Sonntagsseite 204

Hier zerrt der Prinz den Kapitän des Seglers aus der Kajüte, in der dieser sich verkrochen hatte, heraus. Im Hintergrund ist der Steuermann.



Bild 6 der Sonntagsseite 204
Auf diesem Bild schaut der Prinz und einige Mannschaftsmitglieder erstaunt und verängstigt zum feuerspeienden Vesuv. Blumentritt hat sich aus beiden Zeichnungen bedient und daraus eine gemacht. Vergleiche dazu aus der Heftbeschreibung die dritte abgebildete Seite und dem letzten Panel.




Bild 2 der Sonntagsseite 205

Hier erblickt der Seekönig Angor Wrack ein kleines Segelboot, dessen Besatzung er als Rudersklaven grade gebrauchen könnte*.
Blumentritt hat ihn seines Helmes beraubt, und die charakteristische „Handzeigung nach hinten“** hier zum wiederholten Male verwendet. Siehe dazu ebenfalls die vierte Heftseite mit dem dritten Bild.






Bild 4 der Sonntagsseite 248

Hier deutet der Prinz mit ausgestreckter Hand zeigend nach hinten. Abgewandelt finden wir es bei Blumentritt auf der vierten Seite und dem zweiten Bild.





Bild 3 der Sonntagsseite 250

Minimal verändert finden wir diese Szene bei Blumentritt ebenfalls auf der vierten Seite mit dem ersten Bild wieder.

Damit haben wir allein auf der vierten abgebildeten Seite des Blumentritt-Dramas von den Eidechsenrittern von 6 Panelen 3 bei Fosters Eisenherz wieder gefunden.

*Gerne noch einmal: Rudersklaven wurden auch in der Spätantike – und da befinden wir uns, bei aller Vorsicht, in der zeitlichen Einordnung in der Prinz Eisenherz Erzählung - NICHT zur „Ausstattung“ von Galeeren und Ruderschiffen allgemein. Ruderer war ein Beruf, Menschen wurden erst im christlichen Hochmittelalter und der Renaissance, also dem 15./16. Jahrhundert als Sklaven zum Rudern missbraucht.

**Mir fiel so schnell kein passendes Wort für diese zeigenden Geste ein. Da kam mir der Ausdruck „Handreichung“ in den Sinn und habe ihn zu „Handzeigung“ umgeformt
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Alt 19.06.2016, 14:44   #134  
Servalan
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Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
**Mir fiel so schnell kein passendes Wort für diese zeigenden Geste ein. Da kam mir der Ausdruck „Handreichung“ in den Sinn und habe ihn zu „Handzeigung“ umgeformt
Laut Duden heißt die Geste "Fingerzeig", den Foster und Blumentritt bildlich in Szene setzen.
Das berühmteste Vorbild dürfte der Fingerzeig Gottes aus dem Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle in der Vatikanstadt sein. Das Gemälde Die Erschaffung Adams (ca. 1508 - 1512) stammt von Michelangelo.
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Alt 19.06.2016, 20:43   #135  
74basti
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Schon perspektivisch ist das Gemälde von Michelangelo nicht vergleichbar.
Ausserdem haucht er Leben mit dem Finger ein und bindet den Leser nicht in die Geschichte ein, als sei er selbst in dem Panel.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
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Alt 20.06.2016, 00:31   #136  
Servalan
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Es ging um den Namen der Geste und nur um den.
Für Gott gelten andere Regeln als für gewöhnliche Menschen: Menschen wie Adam und Eva im Garten können mit ihren Worten Dingen Namen geben. Wenn Gott spricht, wird das, was er spricht, zur Realität (siehe Genesis: "Im Anfang war das Wort.") ... Michelangelos "falsche" Perspektive bringt diesen feinen Unterschied plastisch zur Geltung.
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Alt 20.06.2016, 08:37   #137  
74basti
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Und für Dich gelten scheinbar auch andere Regeln.

Die Geste von Michelangelo ist definitiv anders. Daher passte es nicht zu Detlefs Beispielen.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
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Alt 20.06.2016, 09:09   #138  
underduck
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Michel & Angelo hin oder her.

Der Drops ist bitte gelutscht.
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Alt 23.06.2016, 09:19   #139  
Detlef Lorenz
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Nummer 31 Troja in Flammen, Griechen gegen Griechen






In dieser Geschichte geht es natürlich um den Raub Helenas durch den trojanischen Königssohn Paris. Hier haben wir keine historisch belegte Geschichte vor uns, sondern die Erzählung des Dichters Homer, der als Person selbst nicht 100%ig greifbar ist. Und das sogar schon in der Antike, wo über den Zeitraum seines Lebens spekuliert wurde – und bis auf den heutigen Tag, ob seine bekanntesten Werke, die ILLIAS, also ein Abschnitt des Trojanische Krieges und die daran anschließende ODYSSEE, die 10 Jahre währende Irrfahrt des Odysseus, von dem die Idee mit dem berühmtesten aller Pferde stammen soll, tatsächlich von Homer bzw. von einem einzelnen Künstler stammt. Also ist aus mehreren Gründen eine kritisch/historische Betrachtung dieses Heftes kaum möglich, da es sich um eine Dichtung handelt, der aber anscheinend ein wahrer Kern zu Grunde liegen kann. Bei Ausgrabungen (u.a. Heinrich Schliemann) hat man für den in Frage kommenden Zeitpunkt, also etwa 1200 v.d.Z. in den verschiedenen Schichten entsprechende Zerstörungsspuren identifiziert.

Getextet hat die Heftgeschichte vermutlich Wilhelm Knoop, jedenfalls nach den Aussagen Wäschers. Knoop hat der Geschichte nicht nur die Ilias zugrunde gelegt, sonder ist auch auf den Anfang des zehnjährigen Gemetzels zwischen Achäern und Trojanern eingegangen: der Raub Helenas durch den geilen Paris (siehe Abbildung weiter unten) und den Aufruf König Menelaus, sie mit Gewalt an seinen Herd oder Hof zurück zu holen. Für diese Liebschaft mussten im Laufe der Jahre hunderte, eher tausende Männer und später, bei der Plünderung und Zerstörung Trojas, auch Frauen und Kinder sterben. Hansrudi Wäscher war für die Zeichnungen verantwortlich, wieder einmal als Helfer in der Not. Ihm sind schöne Bilder gelungen, 2 Seiten mögen dies veranschaulichen.









Abschließend ein Textvergleich von Knoop mit Homer:

„Als Hektor seinen Gegner sieht, vermag er nicht mehr still zu stehen, er flieht. Aber hinter ihm jagt, wie ein Falke der Taube nachsteigt, Achill. Viermal umkreisen sie die Mauern der Stadt, dann verweilen sie. Jetzt stürmt Hektor, sein gewaltiges Schwert in der Rechten schwingend, heran, aber Achills Auge erblickt, geschützt durch seinen
Schild, die Kehle Hektors etwas entblößt. Schnell lenkt er seinen Stoß dahin, und zu Tode getroffen sinkt Hektor in den Staub.“

„So von der Schärfe des Speers auch strahlte es, welchen Achilleus

Schwang in der rechten Hand, wutvoll den göttlichen Hektor,

Spähend den schönen Leib, wo die Wund´ am leichtesten hafte.

Rings zwar sonst umhüllt´ ihm den Leib die eherne Rüstung.

Blank und schön, die er raubte, die Kraft des Patroklos ermordend;

Nur wo das Schlüsselbein den Hals begrenzt und die Achsel.

Schien die Kehl´ ihm entblößt, die gefährlichste Stelle des Lebens;

Dort mit dem Speer anstürmend durchstach ihn der edle Achilleus,

Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang.

Doch nicht gänzlich den Schlund durchschnitt der eherne Speer ihm,

Daß er noch zu reden vermocht im Wechselgespräche;

Und er entsank in den Staub; da rief frohlockend Achilleus:

Hektor, du glaubtest gewiß, da Patroklos´ Wehr du geraubet,

Sicher zu sein, und achtetest nicht des entfernten Achilleus.

Törichter! Jenem entfernt war ein weit machtvollerer Rächer

Bei den gebogenen Schiffen, ich selbst, zurück ihm geblieben,

Der dir die Knie gelöst! Dich zerren nun Hunde und Vögel,

Schmählich entstellt; ihn aber bestatten mit Ruhm die Achaier.

Wieder begann schwachatmend der herumflatternde Hektor:

Dich beschwör ich beim Leben, bei deinen Knien und den Eltern,

Laß mich nicht an den Schiffen der Danaer Hunde zerreißen;

Sondern nimm des Erzes genug und des Köstlichen Goldes

Zum Geschenk, das der Vater dir beut und die würdige Mutter!

Aber der Leib entsende gen Ilios, daß in der Heimat

Troias Männer und Frauen des Feuers Ehre mir geben.

Finster schaut´ und begann der mutige Renner Achilleus:

Nicht beschwöre mich , Hund, bei meinen Knien und den Eltern!

Daß doch Zorn und Wut mich erbitterte, roh zu verschlingen

Dein zerschnittenes Fleisch für das Unheil, daß du mir brachtest!

So sein fern, der die Hunde von deinem Haupt dir verscheuchte!

Wenn sie dir auch zehnmal soviel und zwanzigfälltige

Sühnung Hervorgebracht darwögen und mehreres noch mehr dir verhießen,

Ja, wenn dich selber mit Gold auch aufzuwägen geböte

Priamos, Dardanos´ Sohn, auch so nicht bettet die Mutter

Dich auf Leichengewand und bejammert, den sie geboren;

Sondern Hund´ und Vögel umher zerreißen den Leichnam!

Wieder begann, schon sterbend, der herumflatternde Hektor:

Ach, ich kenne dich wohl und ahnete, nicht zu erweichen

Wärest du mir; denn eisern ist, oh, dein Herz in dem Busen.

Denke nunmehr, daß nicht dir Götterzorn ich erwecke,

Jenes Tages, wann Paris dich dort und Phoibos Appolon

Töten, wie tapfer du bist, am hohen skaiischen Tore!

Als er dieses geredet, umschloß ihn das Ende des Todes!"

Der oberste Text beschreibt den Zweikampf und die Sterbeszene Hektors aus dem Heft. Die darunterliegenden Zeilen schildern den letzten Zweikampf der Helden und sind aus der deutschen Übersetzung von J. H. Voß, aus dem Taschenbuch Nummer 411 des Goldmann Verlags, und daraus die Verse 315 bis 360 des zweiundzwanzigsten Gesanges. Wilhelm Knoop hat, finde ich, eine ganz passable Übertragung der Sterbeszene Hektors hinbekommen. Zumal sie für jugendliche Leser gedacht war, denen hier, ähnlich wie in den „Illustrierten Klassiker“, das vermutlich älteste europäische Epos, nahe gebracht werden sollte. Der Urtext ist schon in der Ausschmückung, vom Stil mal ganz abgesehen, gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich aber einmal eingelesen hat – und das auch durchhält – liest es sich zügig und interessant. Mir kam gelegentlich der Gedanke, dass Homer ein Zeilenhonorar mit dem damaligen Verleger oder Theaterdirektor ausgehandelt hatte … mal ein wenig despektierlich vermutet.

Mein Rechtschreibprogram hat schon normalerweise genug zu tun, aber bei der wörtlichen Übertragung der Originalübersetzung wollte es gelegentlich die Segel streichen …

Geändert von Detlef Lorenz (23.06.2016 um 09:33 Uhr)
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Alt 23.06.2016, 09:42   #140  
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Herrn Wäschers Kunst ist eigentlich so gar nicht meins, aber Du hast völlig recht, bei den Abenteuern der Weltgeschichte war er richtig gut.

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Alt 25.06.2016, 08:57   #141  
Detlef Lorenz
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Nummer 32


Andreas Hofer, Ein Leben für Tirol







Um Andreas Hofer (1767 – 1810) ranken sich Heldengeschichten und verklärender Volksheldenmythos, der ihn sogar zum Nationalhelden hochstilisiert. Hofer, Wirt im Gasthaus am Sand („Sandwirt“) Kommandant der Passeir Schützengilde und Anführer des Widerstandes gegen die Abtrennung von Österreich und gleichzeitige Einverleibung des Landes nach Bayern. Auch gegen die Einführung von neuen Gesetzen, teils sogar Reformen, die vor allem der Tiroler Kirchenleitung nicht passten, sowie Zwangsrekrutierungen in die bayerische Armee. Hofer wurde zum Oberkommandierenden der Tiroler Freiwilligenarmee gewählt. Kaiser Franz von Österreich schaute von Wien aus interessiert zu, schwächte doch jede Schlacht die Franzosen, den Hauptgegner. Im Laufe des Jahres 1809 kam es zu mehreren Gemetzeln der Tiroler mit den Bayern, Franzosen und den mit ihnen verbündeten Sachsen. Drei Mal siegten Hofers Leute, dann versagten den Tirolern die Kräfte, obwohl sie Hofer zu einem weiteren Waffengang aufforderte. Ein Franz Raffel verriet seinen Landsmann – gegen 1500 Gulden, was einen Batzen Geld für ihn bedeutete, aber ihm die ewige Schmähung der Tiroler einbrachte. Hofer wurde nach Meran verbracht, dort in einem Schnellverfahren am 19. Februar 1810 zum Tode durch erschießen verurteilt. Schon am folgenden Tag wurde das Urteil vollstreckt, die Besatzer wussten um die Gefährlichkeit ihres Gefangenen.










Soweit die Historie, an die sich, mit einer Abweichung, der Comic in stark geraffter Form auch hält. Wie oben geschildert, fordert Hofer einen weiteren Waffengang und im Comic versucht er seine Landsleute von diesem sogar abzuhalten. Das passt dann zur scheinbar unvermeidlichen Deutschtümelei, die sich in solchen Sätzen, wie: „Tapfer erträgt der Passeir Sandwirt die Haft, er schwört seinem Deutschtum nicht ab.“ zeigt. Hansrudi Wäscher hat zwar mit kräftigen Bildern die Texte von Wilhelm Knoop (?) umgesetzt, aber längst nicht so detailliert, wie z.B. im Kampf um Troja. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass er hier nur gescribbelt und das Tuschen jemand anderen überlassen hat. Etliche Bilder sind in der Ausführung flüchtig. Vielleicht fehlte ihm auch die Zeit, denn im Oktober / November 1955 scheint die durch das Vergleichsverfahren erfolgte Verzögerung der Comicproduktion sich langsam wieder zu normalisieren. Als Folge erschienen die Sigurd Piccolos wieder wöchentlich, Wäscher musste außerdem eine neue Serie vorbereiten (Akim Neue Abenteuer sollte die stets von der Zensur bedrohte Pedrazza-Serie ablösen), auch die Abenteuer der Weltgeschichte und ein neuer Piccolo-Sonderband, der aufwändig gezeichnete Sigurd Band Nr. 15 (Das Geisterschiff) stand an. Wie dem auch sei, ich empfinde Andreas Hofer in seinen Zeichnungen zwiespältig.
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Alt 25.06.2016, 20:48   #142  
Detlef Lorenz
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Zwischenbilanz:


In der Reihe der Abenteuer der Weltgeschichte habe ich bisher versucht, die Inhalte, den Gehalt und die Zeichnungen zu beschreiben, zu beurteilen und zu bewerten – alles aus meiner Sicht heraus. Nun sind 32 Ausgaben kein echtes Jubiläum, weder Nummernmäßig noch vom Zeitraum her, das es zu bejubeln oder überhaupt zu bemerken gäbe. Allerdings findet mit dem nächsten Heft eine Zäsur innerhalb der Reihe statt: von nun an wird diese Serie von einem einzelnen Zeichner betreut, es findet kein Wechsel mehr statt. Einerseits ist das gut, der Inhalt gewinnt an Kontinuität, der Leser weiß, was ihn erwartet. Es könnte aber auch ein Risiko – für den Leser und dem Verlag – bedeuten, denn falls der neue Zeichner nicht ankommt, war´s das mit der Serie. Um es vorweg zu nehmen: der Wechsel ging gut, die Serienkontinuität blieb erhalten. Selbst als mit dem Heft 84 die Schlussnummer erschien, geschah dies nicht wegen einer Absatzflaute – aber darauf werde ich an entsprechender Stelle genauer eingehen.

Vielleicht habe ich nach dem „Logbuch des Robinson Crusoe“ die Messlatte für mich und den Lesern zu hoch angelegt: nur, so etwas wie das Logbuch bekommt man nicht alle Tage zu Papier (auf den Bildschirm). Es wäre vielleicht auch langweilig, erschienen die Abenteuer der Weltgeschichte doch im selben Zeitraum wie die Robinson-Serie (jedenfalls deren erste 125 Hefte). Für ein Zeitgeschehen blieb nicht mehr so viel neues zu erzählen, außer, ich würde aus entsprechenden Nachschlagewerken Daten und Fakten heraussuchen und sie einfügen. Das hielt ich für nicht sinnvoll, ich legte hier von Anfang an mehr den Finger auf die Beschäftigung mit dem historischen Duktus der abgehandelten Themen. Ob mir das bisher ausreichend gelungen ist, bezweifele ich manches Mal selbst ein wenig. Mitunter suche ich Ursachen für mangelnde Umsetzungen bei den Zeichnern/Textern, die eine geschichtliche Betrachtung unserer Vergangenheit für damalige Zeiten (50er Jahre und Comics = Kinderkram) und verlagstechnische Möglichkeiten (kein Vergleich mit franko/belgischen Comics, die auf einen wesentlich längeren Erscheinungszeitraum hin angelegt waren. Dies ermöglichte es den Zeichnern, z.B. Martin mit seinem Alex, ausführlichere Studien zu betreiben*) zwar ganz ordentlich hinbekommen zu haben, aber doch in mitunter wesentlichen Details geschludert haben. Mitunter entgeht mir auch der eine oder andere Fauxpas, sei er geschichtlich, geografisch oder kulturell; ich müsste mitunter noch mehr in die Tiefe recherchieren, weiß aber nicht, ob das sinnvoll ist. Wahrscheinlich würde die Beschäftigung mit einem Heft dann wesentlich länger dauern und ich wäre jahrelang daran gebunden. Und ob ich Euch so lange mit diesen Beiträgen hier fesseln könnte, ist mir auch unklar.

Ein neuer Zeichner: Charlie Bood, ein Schwede, der 1952 mit seiner Frau für einige Jahre nach Deutschland übergesiedelt war. Sie war eine Opernsängerin und tourte durch Deutschland. Er war Grafiker und entdeckte bald sein Interesse an Karikaturen und an Comics. Als die Engagements seiner Frau beide nach Hamburg führten, kontaktierten ihn die Verleger Glöss und Danehls. Diese wollten sich am hiesigen Comicmarkt beteiligen. Bood war der Zeichner, den sie für realistische Serien brauchten, Bob Heinz hatten sie bereits unter Vertrag. Es entstand das Magazin-Heft „Horrido“. Boods erste Serie war eine Geschichte um den Germanen Tilo zur Zeit Julius Cäsars´. Nicht zufällig, denn historische Geschichten interessierten ihn schon immer. Daran angelehnt etablierte Bood eine zweite Reihe, die zwar in der Jetztzeit spielte, aber auf geschichtlicher Basis beruhte: Ralf, so der Titelheld, war der erwachsene Sohn eines Archäologen und bereiste mit ihm Kontinente auf der Suche nach bisher unbekannten, nicht entdeckten Artefakten und versteckten Schätzen (u.a. fanden sie das bisher nicht aufgefundene Grab des Dschingis Khan). Eine Sonderheft Reihe wurde bald gestartet, die erste Nummer war von Heinz (Cowboy Jerry), das zweite Heft von Bood (Ralf der junge Entdecker). Eine Weile lief alles gut, aber wie es bei kleinen Verlagen meist so läuft, vor allem bei denen, deren Basis sehr schmal ist, irgendwann warfen die Verleger das Handtuch. Bood wurde über Heinz, mit dem er befreundet war, von Lehning kontaktiert und bekam die Abenteuer der Weltgeschichte zur alleinigen Betreuung.




*Auch die hatten natürlich ihren Abgabeterminstress, selbstverständlich.
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Alt 26.06.2016, 12:40   #143  
Matthias
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Sehr schön aufbereitet, Detlef. Die Danehl's-Kolibri (Basil, Jerry Gray) fristen ja
-trotz horrender Preise - in der Sammlerszene ein Schattendasein.
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Alt 26.06.2016, 14:07   #144  
Detlef Lorenz
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Bis auf Alan Frank, der ist durch den Nachdruck der INCOS inkusive des Abschlusses mit den zusätzlichen Heften 6 und 7 wenigstens mal wieder ins Gespräch gekommen.


Da es nur ein Liliput-Heft ist, dachte ich, eine kleine Abbildung würde reichen
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Alt 26.06.2016, 15:36   #145  
user06
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Wäschers Bild von der Entführung Helenas in “Troja“ ist für die damalige Zeit ganz schön gewagt...
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Alt 27.06.2016, 18:02   #146  
Matthias
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Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Bis auf Alan Frank, der ist durch den Nachdruck der INCOS inkusive des Abschlusses mit den zusätzlichen Heften 6 und 7 wenigstens mal wieder ins Gespräch gekommen.
Ja, nachdem ein Sammlerfreund aus dem hiesigen Raum und ich über Jahre hin immer mal wieder bei der INCOS nachgefragt haben, ist dann endlich dieser Nachdruck erschienen. Wir hatten schon gar nicht mehr dran geglaubt.
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Alt 02.07.2016, 18:37   #147  
Detlef Lorenz
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Nummer 33


Columbus, Der Entdecker der neuen Welt





Kolumbus hat, bevor er seine erste Fahrt nach „Indien“ antreten konnte, einige europäische Königshöfe abgeklappert. Niemand wollte seine Geschichte von der Fahrt nach Westen um nach Osten zu gelangen, für bare Münze nehmen. Allerdings nicht, weil die Erde für eine Scheibe gehalten wurde, sondern weil Er den Umfang der Kugel als wesentlich geringer angab, als er tatsächlich war!? Seit dem Altertum ist bekannt und unter Gelehrtenkreisen und selbst von der Kirche akzeptiert, das die Erde eine Kugel ist. Kolumbus reklamierte für sich aus der Karte von Paolo dal Pozzo, mit dem er korrespondierte, einen wesentlich geringeren Abstand von Europa nach Ostasien (was in der Regel mit Indien bezeichnet wurde). Als weiteren Hinweis führte er den antiken Geografen Ptolemäus an, der Eurasien in Ost-West-Ausrichtung als halb so groß wie die gesamte Erdbreite angab. Tatsächlich sind es nur 130° statt 180°. Anders ausgedrückt, vermutete er einen Abstand von 4.500 Kilometer bis Japan (Zipangu), der in Wirklichkeit 20.000 Kilometer betrug. Viele Gelehrte an den Königshöfen wussten allerdings um die wahre Ausdehnung und beschieden ihm ihre Ablehnung (seit Eratosthenes um 240 v.d.Z. den Umfang um nur ~ 4% falsch berechnet hatte). Also musste die Wasserfläche zwischen Europa und Indien, ohne Amerika dazwischen, von einer solchen Ausdehnung sein, dass sie mit den damaligen Schiffen und auch lange danach, nicht passierbar sei. Kurz und gut, irgendwann gelang es ihm jedoch die gute Laune Isabellas von Kastilien auszunutzen, die sie unmittelbar nach der Vertreibung der letzten maurischen Eroberern vom europäischen Kontinent hatte und bekam 3 Schiffe zur Verfügung.






Die Geschichte im Heft sieht auf den ersten Bildern einen nachdenklichen Kolumbus, dem „bald die Einsicht kommt: die Erde ist eine Kugel.“ >>Donnerwetter!<< da hatte er aber eine Eingebung, die es in sich hatte. Schade, dass hier bereits eine Überhöhung Kolumbus` angenommen wurde, die so keine Grundlage besaß. Eine Seite später sieht man ihm beim portugiesischen König, der aber lieber seine Seeleute rund um Afrika schickte, und die dann auch tatsächlich Indien als erste erreichten (siehe Heft 13). Jahrelang hielt er sich dann bei Isabella auf, die ihn hinhielt. Erst als er nach Frankreich abreisen wollte, hatte sie erbarmen, bzw. wollte niemand anderen die Möglichkeit einer eventuell doch erfolgreichen Reise nach Indien zu gönnen. Die dann geschilderten Probleme entsprechen den bekannten Erlebnissen. Am 12. Oktober gehen sie vor San Salvador an Land, Kolumbus glaubt in Indien zu sein. Dort findet er nicht das Gold, was er glaubte zu finden, auch keine Gewürze oder sonstige Reichtümer. Dann geht die Santa Maria defekt und muss aufgegeben werden. Eine Siedlung wird gegründet, die Rückreise geht grade so gut. Er wird dann zwar mit Ehren überhäuft, aber die mitgebrachten Schätze entsprechen nicht den Erwartungen der Majestäten. Weitere Reisen folgen, Zusammenstöße mit den Kariben, der Untergang der gegründeten Kolonie, Missgünstige schwärzen ihn an. Er wird seines Amtes enthoben. Zurück in Spanien „erhebt sich Isabella tief bewegt und befiehlt, seine Ketten zu lösen.“ Nun kann Kolumbus noch eine 4. Reise unternehmen, auf der er (mittel-)amerikanisches Festland betritt. Unbeirrt glaubt er Indien gefunden zu haben. Isabella stirbt, Ferdinand, ihr Gatte, hält sich nicht an die Versprechen und etwas vereinsamt stirbt er und erlebt nicht mehr, wie 1507der neue Kontinent von Martin Waldseemüller nach Americo Vespucci auf der ersten Karte mit den östlichen Umrissen Amerika genannt wird.

So weit, so gut. Der Comic ist von Charlie Bood anschaulich, detailliert , allemal sogar mehr als die für Horrido und im Großen und Ganzen historisch korrekt beschrieben und gezeichnet. Hier streiten sich allerdings heutzutage schon „Gelehrte“: mancher behauptet, Bood hätte nicht allein gezeichnet und getextet. Woher auch immer dieses Wissen stammt, mir hat er in einem Gespräch versichert, die Story und die Zeichnungen völlig allein gestaltet zu haben. Lediglich ein Text am Ende des Heftes über „Die Entdeckung des Erdballs“ scheint von W. Knoop zu stammen, das Kürzel am Ende des Artikels - kp. - deutet auf den Redakteur der Hefte hin. Bood selbst wird nirgends erwähnt, auch nicht im Impressum. Auf der vorletzten (Comic-)Seite hat er seinen Namen untergebracht.






Beim Betrachten der Abbildungen wird so mancher auf den Gedanken kommen, diese und die folgenden Heftgeschichten überhaupt nicht zu den Comics zu zählen. Schon Prinz Eisenherz kämpft ja um Anerkennung, hier wie da gibt es keine Sprechblasen und so gut wie keine Dialoge. Viele Textklötze ergänzen die Bilder, oder soll man sagen, die Bilder begleiten den Text. Da kann sich jeder aber selbst seinen Reim draus machen und seine Ansichten und Meinungen dazu hier vielleicht mal posten.
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Alt 02.07.2016, 21:23   #148  
underduck
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Dann ist Mosaik aber auch kein Comic.
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Alt 03.07.2016, 11:35   #149  
Detlef Lorenz
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In der Tat, So was kann dabei rauskommen, wenn Definitionen zu eng gesetzt werden
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Alt 04.07.2016, 11:45   #150  
Pickie
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Beim Betrachten der Abbildungen wird so mancher auf den Gedanken kommen, diese und die folgenden Heftgeschichten überhaupt nicht zu den Comics zu zählen. Schon Prinz Eisenherz kämpft ja um Anerkennung, hier wie da gibt es keine Sprechblasen und so gut wie keine Dialoge. Viele Textklötze ergänzen die Bilder, oder soll man sagen, die Bilder begleiten den Text. Da kann sich jeder aber selbst seinen Reim draus machen und seine Ansichten und Meinungen dazu hier vielleicht mal posten.
Denke schon, dass sich auch in diesem Fall die Bilder und der Text ergänzen. Für mich sind diese Kombinationen aber schwer lesbar (und daher - dank besserer Alternativen - uninteressant).

Für den Lesefluss und das spezielle (Comic-)"Leseerlebnis" optimal ist es dagegen, wenn die Textbestandteile ([kurze] Erklärungen, Sprache und Geräusche) mit den Bildern eng verbunden werden.
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