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Alt 30.07.2015, 10:47   #1  
Servalan
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Standard Die zweite Chance: Serien, die übersehen wurden

Während manche Serien wie Midsomer Murders (Inspector Barnaby) eigentlich ständig irgendwo laufen, gibt es Serien, die im deutschen Sprachraum keine reelle Chance bekommen. Was in manchen Ländern als Klassiker gilt und sich prima als Anlaß zum Smalltalk eignet, weil jeder die Serie kennt, läuft hierzulande noch lange nicht. In dieser Hinsicht zählen sie zur Landeskunde und helfen dabei, die Mentalität des Landes einzuschätzen.

Teilweise finden sich echte Perlen darunter. Diese Serien gibt es meist nur in der Originalfassung oder sie stehen online irgendwo bereit. Damit das Gespräch nicht zu rätselhaft wird, schlage ich vor, die Serie so vorzustellen, daß sie erkennbar wird: Credits zu Cast und Crew, Links.

Einige Serien rufen bei mir Stirnrunzeln hervor und ich frage mich: "Was soll das?" Ein reiner Empfehlungsthread soll das nicht werden. Das Alter der Serie spielt keine Rolle.
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Alt 30.07.2015, 11:30   #2  
Servalan
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Standard Trauma

USA 2009-2010, NBC, 1 Staffel, 18 Episoden zu je 43 min
DVD: Playback, (FSK) ab 15
https://de.wikipedia.org/wiki/Trauma_(Fernsehserie)
https://en.wikipedia.org/wiki/Trauma_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt1445201/

Der Creator Dario Scardapane war selbst Rettungssanitäter (EMT-Paramedic) und wurde von NBC gebeten, eine Serie zu dem Thema zu schreiben. Jede Folge begleitet drei Teams bei ihren Einsätzen in San Francisco. Das Konzept der Serie basiert auf der Idee, daß die sechs Helden selbst traumatisiert sind. Der Grund dafür ist ein mißlungener Rettungseinsatz, bei dem zwei Helikopter kollidierten, wobei einige Retter nur durch Glück oder Zufall überlebten. Die eigentliche Handlung setzt ein Jahr nach diesem Prolog ein und begleitet die Sanitäter durchs Jahr.

Besonders die ersten drei Episoden gleichen eher einer Mischung aus Stunt-Show und der Der siebte Sinn-Clips. Jede Episode besteht häufig aus mehreren Einsätzen, allerdings häufen sich zu Beginn Großeinsätze, bei denen die Verletzten nach Schweregrad sortiert werden (Triage).
Mit der vierten Episode bekommt die Serie allmählich einen Rhythmus, und die Figuren erhalten langsam Konturen. Am besten hat mir die vorletzte Episode ("Sweet Jane") gefallen, bei der jeder über seinen ungewöhnlichsten Einsatz erzählen darf. Was mich bewogen hat, mir Trauma zuzulegen, war die Besetzung: Cliff Curtis, Derek Luke, Aimee Garcia, Kevin Rankin spielen sonst eher Nebenrollen in Filmen oder anderen Serien.

Die drei Teams:
  • Auf dem Helikopter: Reuben "Rabbit" Palchuck (Cliff Curtis) glaubt nach den Unfall, er wäre unzerbrechlich. Der Maori sitzt als Sanitäter hinten, am Steuer sitzt Marisa Benez (Aimee Garcia), eine kriegserfahrene Militärpilotin, die ihren zivilen Job als Rente empfindet und mit Rabbit heftige Probleme hat.
  • Erster Wagen: Glenn Morrison (Taylor Kinney) ist der Neue, der das Mobbing im Probejahr durchhalten muß - er darf nur fahren. An seiner Seite sitzt Nancy Carnahan (Anastasia Griffith). Optisch bilden beide ein Paar aus All-American Girl und All-American Guy. Nancy ist jedoch die Tochter des ehemaligen Leiter der Notfallstation, die mit dem Nachfolger ihres Vaters ein ziemlich enges Verhältnis hat. Ihr Verlobter war der verunglückte Helikopter-Pilot Asher "Rotor" Reynolds. Sie stammt aus einer Ärztefamilie und überschreitet schon mal ihre Kompetenzen, wenn sie jemanden retten kann.
  • Zweiter Wagen: Cameron Boone (Derek Luke), der EMT-Paramedic, ähnelt einer Huxtable-Figur. Der Familienvater flirtet gerne, gefährdet damit seine Ehe und bekommt erst spät heraus, daß sein Buddy Tyler Briggs (Kevin Rankin) schwul ist.
Ärzteserien sind eigentlich nicht mein Ding. Aber von den Notfallärzten bekommen die Teams immer wieder gesagt, daß die Sanitäter sich nur die ersten fünf Minuten um den Verletzten kümmern sollen. Hinter der Schleuse in den OP-Trakt endet ihre Kompetenz. Die ersten Folgen haben einen Emmerich-Touch. Die Stunts sind gutgemacht.
Gesamteindruck: passables Mittelfeld - je nach Folge 6.0/10.0 bis 9.0/10.0
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Alt 30.07.2015, 13:38   #3  
falkbingo
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Ich muss natürlich noch nachnominieren :
The Big Bang Theory
How I Met Your Mother
Gilmore Girls
Friends
Die schmuggel ich dann mit rein.
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Alt 31.07.2015, 12:39   #4  
Servalan
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Standard Apparitions

Großbritannien 2008, BBC One / BBC HD, 1 Staffel, 6 Episoden zu je 60 min
Creator und Drehbuch: Joe Aherne
https://en.wikipedia.org/wiki/Apparitions_(TV_series
http://www.imdb.com/title/tt1140939/
http://twistedtalesevents.blogspot.d...na-jowett.html

Der britische Father Jacob Myers ist der Luther unter den Geisterjägern. Seine Anweisungen bekommt der römisch-katholische Priester aus dem Vatikan, wo er der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse unterstellt ist. In deren Auftrag soll er untersuchen, ob sich Wunder bestätigen lassen und die Kandidaten selig- respektive heiliggesprochen können. Allerdings versteht sich auch auf Exorzismus und kämpft gegen Dämonen, wenn es sein muß.
Bei seinem ersten Fall geht es um Mutter Theresa. Mit deren Wundern sind Ereignisse um den indisch-stämmigen Vimal verknüpft, einen schwulen Theologie-Studenten aus Father Jacobs Bekanntenkreis, der als Kind durch ein Gebet an Mutter Theresa von seiner Lepra geheilt wurde. Allerdings scheint Mutter Thereas Tod auch ein Dämon freigesetzt zu haben, der in London in ein Neugeborenes gefahren ist. Father Jacobs gerät zwischen die Fronten von Gut und Böse.
Mit jeder Episode verschlechtert sich Father Jacobs' Bilanz: In seiner Umgebung kommen etliche Leute um und jemand in Rom schürt den Verdacht, daß der Wunderermittler eigentlich ein Vertreter Satans sein muß. Im Finale steht er deswegen im Kreuzfeuer der kirchlichen Behörden, seines Freundes- und Bekanntenkreises sowie seines dämonischen Erzfeindes Astaruth ...

Father Jacob wird von Martin Shaw gespielt, dem wuschelköpfigen Polizisten Doyle in dem britischen Krimi-Klassiker CI5 - The Professionals / Die Profis (ITV 1977-1983) und Inspector George Gently (BBC seit 2007) in der gleichnamigen Retro-Serie.
Neben der brillanten Story gehört die Besetzung zu den Stärken: Neben britischen Charakterköpfen wie John Shrapnel und Rick Warden sticht unter den italienischen Gastrollen Luigi Diberti (als undurchsichtiger Monsignore Vincenzo) hervor. Als schmieriger, feiger und korrupter Politiker Ettore Salimbeni kam er Commissario Cattani (Michele Placido) in La piovra / Allein gegen die Mafia in die Quere.

Eigentlich wäre das eine Premium-Serie, hat aber nie eine würdige Verbreitung gefunden. Bei dem Vorspann muß ich ständig an die Weeping Angels aus dem Dr Who-Universum denken.

10.0/10.0

Geändert von Servalan (31.07.2015 um 12:46 Uhr)
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Alt 01.08.2015, 12:07   #5  
Servalan
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Standard Black Mirror

Großbritannien 2011-2014, Channel 4, 3 Staffeln, 7 Episoden, Gesamtlänge: 6 x 42 min (60 mit Werbung) + Special 73 min (90 mit Werbung)
Creator und Drehbuch: Charlie Brooker, Produktion: Zeppotron für Endemol UK
Deutsche Erstausstrahlung: RTL Crime, jetzt auf Netflix
https://de.wikipedia.org/wiki/Black_..._(Fernsehserie)
https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Mirror_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt2085059/
http://www.wired.com/2015/06/geeks-guide-black-mirror/

Zu den Fans der Serie gehören Stephen King und Robert Downey Jr., der eine Episode für das Kino neu verfilmen will. Der youtube-Kanal von Channel bietet kurze Interviews mit dem Schöpfer Charlie Brooker an, in denen er die Hintergründe erläutert.

Der Titel zum Beispiel setzt die dunklen Flächen gehärteten Glases eines ausgeschalteten Monitors mit "Schwarzen Spiegeln"* gleich. Im Gegensatz zu den gefeierten Formaten, die über eine Staffel eine fortlaufende Geschichte erzählen, handelt es sich hierbei um eine Anthologie. Deswegen kann theoretisch jede Episode für sich stehen, zusammen ergibt sich aber eine Dystopie, die irgendwann zwischen dem Hier und Jetzt und der nahen Zukunft liegt. Auch wenn alle Episoden sehenswert sind, schwankt die Qualität beträchtlich. Darüber hinaus decken die Episoden diverse Genres ab: (Polit-) Satire, schwarzer Humor, Thriller, Gesellschafts- und Medienkritik.

Die Serie besteht aus zwei Staffeln zu je drei Episoden und einem längeren Weihnachtsspecial, in dem eine Rahmenerzählung drei kleinere Episoden umfaßt. Produziert wurde sie vom biritschen Ableger des holländischen Unterhaltungsmultis Endemol, wodurch einige Episoden besonders pikant werden.

Gesamtnote: 9.5/10.0
Meine Lieblingsepisoden (10.0/10.0): Das Leben als Spiel / 15 Million Merits (E0102), Böse neue Welt / White Bear (E0202) und Die Waldo Kandidatur / The Waldo Moment (E0203).

*"Schwarze Spiegel" (1951) ist auch der Titel einer ebenfalls dystopischen Erzählung des deutschen Ausnahmeschriftstellers Arno Schmidt.(1914-1979).

Geändert von Servalan (01.08.2015 um 14:10 Uhr)
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Alt 01.08.2015, 14:54   #6  
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Standard Berkeley Square: The Life and Times of Three Edwardian Nannies

Großbritannien 1998, BBC, 1 Staffel, 10 Episoden x 48 min
Creator: Suzanne van de Velde und Deborah Cook
DVD: Acorn Media UK, Freigabe: PG (das entspricht FSK 12 mit einigen Episoden FSK 16)
https://en.wikipedia.org/wiki/Berkel...are_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt0157216/
http://www.hamleyhall.de/british_tv/...ey_square.html
http://www.wunschliste.de/serie/berk...re/shop/&typ=3

Bislang ist die Serie im deutschsprachigen Fernsehen noch nicht gelaufen, und je länger das Warten dauert, desto geringer werden die Chancen.
Die Serie hat durchaus ihre Gänsehautmomente, die mir den Atem verschlagen haben, aber insgesamt prägt solides Handwerk das Geschehen. Wie bei jeder historischen Serie haben Kostüme und Ausstattung hohes Gewicht, die mit Kamera, Schnitt und Beleuchtung exzellent inszeniert werden. Über die Schwächen der Stories kann der gediegene Stil hinwegtäuschen.

London 1902. Mit der Krönung Edwards VII steht das Ereignis des Jahres, während die drei jungen Frauen Hannah Randall (gespielt von Victoria Smurfit), Lydia Weston (Tabitha Wady) und Mathilda "Matty" Wickham (Clare Wilkie) in der Metropole ihr Glück oder wenigstens einen Job suchen.
Hannah Randall war Zofe in Yorkshire. Dort hätte sie beinahe den Sohn ihrer Herrin und den Vater ihres Sohnes geheiratet - aber kurz vor der Hochzeit starb er bei einem Reitunfall. Sie flüchtet in den Süden, weil sie als "gefallenes Mädchen" (wie das damals hieß) neu anfangen will.
Lydia Weston ist eine resolute Farmerstochter, die das schwere Leben auf dem Acker satt hat und sich als Kindermädchen in der Stadt eine bessere Zukunft verspricht. Bei einer alteingesessenen Familie des Hochadels soll sie ihre grauhaarige Kollegin Nanny Collins (Rosemary Leach) unter die Arme greifen.
"Matty" oder "Sarge" Wickham, wie sie von ihrer Familie genannt, kommt aus dem Ghetto East London und hat sich ihren Aufstieg hart erarbeitet. Im Gegensatz zum Landei Lydia Weston, die manchmal den Bauerntrampel geben muß (ähnliche Klischees wie im Comic Bécassine), kennt sich "Matty" in der Stadt aus.
Für den Trubel sorgen Captain Mason (gespielt von William Scott-Masson), ein Schwerenöter und Libertin, der sich durch die Betten der Oberschicht schläft; der Faustkämpfer Ned Jones (James O'Hara), der untertauchen muß, weil ihn die Polzei wegen Mordes sucht; sowie Lydia Weston mit ihrem gefälschten Empfehlungsbrief, die im verrufenen Viertel Limehouse ihr Baby der polnischstämmigen Mrs Bronowski (Etela Pardo) anvertrauen muß.

In den besten Momenten erinnerte mich die Serie an Werke von Arthur Schnitzler oder Stanley Kubricks Eyes Wide Shut. Als unerreichtes Vorbild schimmert noch der Klassiker Upstairs, Downstairs / Das Haus am Eaton Place durch, manche Szenen sind bühnenhaft und theatralisch inszeniert. Zu den Pluspunkten zählt eine zurückgenommene Musik, so daß Gefühle dem Publikum nicht aufgedrängt werden.
Abgesehen von der schwachen Randall-Story werden düstere Szenen, die mehr in Richtung Ripper Street als in Richtung Downton Abbey gehen, ausgespart und das Finale besteht in einem Feuerwerk aus Cliffhangern.

Gesamtnote: 8.0./10.0

Zur DVD: Magere Austattung: kaum Extras , kein Schnickschnack , Kapitelwahl bei den Episoden - 5.0/10.0

Geändert von Servalan (23.11.2015 um 22:13 Uhr)
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Alt 02.08.2015, 15:39   #7  
Servalan
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Standard 55 Degrees North (anderer Titel: The Night Detective)

Großbritannien 2004+2005, BBC1, 2 Steffeln, 14 Episoden x 60 min
Creator und Drehbuch: Timothy Prager
https://en.wikipedia.org/wiki/55_Degrees_North
http://www.imdb.com/title/tt0397756/
http://www.bbc.co.uk/programmes/p00tj5v6/episodes/guide
http://www.fernsehserien.de/55-degre...taffel-2/10107
http://www.wunschliste.de/serie/55-degrees-north

Als Christopher Ecclestone seine Rolle als Revierleiter in Cracker / Für alle Fälle Fitz bekam, hätte er fast die Krise bekommen, weil er meinte, es gäbe schon genug Krimiserien im britischen Fernsehen. Zu seinem Leidwesen ist die Beliebtheit jedoch ungebrochen. Das liegt wahrscheinlich daran, daß jede Serie ihre eigene Note, ihren eigenen Tonfall besitzt.

"55 Grad Nord" bezieht sich auf die Position, von der aus ermittelt wird: Gemeint ist hiermit Newcastle upon Tyne, eine windgepeitschte Metropole im Nordosten Englands (Tyne and Wear county).
Der Londoner Detective Sergeant Nicky Cole (gespielt von Don Gilet) wird dorthin strafversetzt, weil er als Whistleblower einen Fall von Korruption aufgedeckt und das Nest seiner Kollegen beschmutzt hat. Weil er kein Weißer ist und einen großen Schlitten fährt, wird er in der ersten Szene von zwei weißen Polizisten angehalten, die ihn schikanieren wollen. Cole (der Name spricht für sich) läßt alles an sich abprallen und läßt seine Kollegen ins Leere laufen, ohne sich als Cop erkennen zu geben.
Sein Vorgesetzter bestraft ihn für sein unbotmäßiges Verhalten in London, indem er Cole auf unbestimmte Zeit zur Nachtstreife verdonnert. Seine schwierigen Familienverhältnisse erleichtern ihm nicht gerade den Job: Coles Schwester hängt in London an der Nadel, deshalb hat er ihren Sohn Matty (Jaeden Burke) unter seine Fittiche genommen. Coles eigener Onkel Eroll Hill (George Harris), ein Immigrant der ersten Generation aus Trinidad und Tobago vervollständigt die Männerwirtschaft.
Bei seinen Fällen kommt er regelmäßig mit der Staatsanwaltschaft (Crown Protection Service - CPS) zusammen, wo er des öfteren der Anwältin Claire Maxwell (Dervla Kirwan) begegnet, mit der nach einigen Kabbeleien anbandelt.

Die erste Staffel (6 Episoden) ist wirklich ein Knaller. Schon in der ersten Episode gibt es eine längere Verfolgungsjagd zu Fuß durch ein dreidimensionales Labyrinth von Treppen, Brücken, Tunneln, Hinterhöfen und Nebenwegen. Vom Stil sind das toughe actionreiche Dramen, die hierzulande wohl ein FSK 16 bekommen würden. Die Kameraführung ist exzellent, das Noir gewagt.
Dagegen bricht die zweite Halbstaffel (4 Episoden) regelrecht ein. Krampfhaft wird die Serie auf ein familiengerechtes Format zurechtgestutzt (FSK 12). Teilweise wird eine peinliche Padagogik bemüht, und sozialkritische Gardinenpredigten verderben den Genuß. Mehr Holzhammer als Zeigefinger.
Der Rest der 2. Staffel (4 Episoden) scheint wieder an die ersten Staffeln anknüpfen zu wollen. Aber der Pep ist raus. Handwerklich sind die Episoden in Ordnung, und der oberlehrerhafte Duktus gehört der Vergangenheit an. Verglichen mit anderen britischen Serie wird das obere Mittelfeld erreicht.

Gesamtnote: Staffel 1: 10.0/10.0 , Staffel 2.1: 6.0/10.0 , Staffel 2.2: 8.0/10.0

Geändert von Servalan (12.08.2015 um 10:16 Uhr)
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Alt 04.11.2015, 19:01   #8  
Servalan
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Standard The Woman in White

Großbritannien 1982, BBC, 1 Staffel, 5 Episoden à 55 min
nach dem gleichnamigen Roman (1859) von Wilkie Collins, bearbeitet von Ray Jenkins
http://www.imdb.com/title/tt0133324/
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Frau_in_Weiß
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Woman_in_White

Wilkie Collins' Roman zählt zu den Klassikern des Schauerromans und gehört im britischen Königreich zum literarischen Kanon. Deswegen wird der Stoff für jede Generation neu bearbeitet, und Adaptionen für Radio, Bühne oder als Fernsehserie stapeln sich bis unter die Decke.

Als der Roman erschien, gehörte er zwar zu den populären Bestsellern, wurde von feindseligen Kritikern aber derb verrissen. Während Wilkie Collins' andere Werke eher etwas für Anglisten sind, hat er mit diesen Roman seinen Namen geprägt. Diese BBC-Verfilmung hat ebenfalls ihre Fans.

Natürlich finden sich hier sämtliche Zutaten, die alsbald zum Klischee für das Genre geworden sind: Doppelgänger, italienische Geheimbünde, verzwickte Erbschaftsangelegenheiten, Mordkomplotte, gefälschte Dokumente und Personen, die im "Irrenhaus" gefangen gehalten werden ...
Nach einem starken Einstieg folgt in der Verfilmung zunächst eine längere ruhige Passage, bei der das Publikum mit den Hintergründen vertraut gemacht wird. Für jüngere Zuschauer könnten die ersten anderthalb Episoden zu lahm sein, ansonsten wird hier klassisches Erzählkino mit großartigen Schaupielern geboten: Ian Richardson, Jenny Seagrove, Diana Quick, John Shrapnel, Alan Badel. Als die einzelnen Steine des Mosaiks langsam ein Bild ergeben, kippt mit der Stimmung auch das Bild und die Sache gewinnt deutlich an Fahrt.

8.0/10.0

Geändert von Servalan (04.11.2015 um 19:11 Uhr)
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Alt 05.11.2015, 18:02   #9  
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Standard Zwei Possen aus der deutschsprachigen Provinz

Bislang hat diese Rubrik eine Schlagseite in Richtung Großbritannien, aber auch andere Länder haben schöne Töchter Serien. Sehr häufig spielen lokale Dialekte eine wichtige Rolle (in den Synchronfassungen geht diese Ebene verloren), und gerade in diesem Falle erweist sich die gemeinsame Sprache eher als Hindernis.

Etwas Lustiges vom Lande, aufgelockert durch ein paar Krimielemente und einen Haufen skurriler Figuren, das scheint die Leichteste aller Übungen zu sein. Doch der Eindruck täuscht.
Die beschauilichen Städtchen Twin Peaks (im Bundesstaat Washington) und Cicely (in Alaska - Northern Exposure / Ausgerechnet Alaska) geben den Ton in der Liga an und sind auch heute noch kaum zu toppen. Lilyhammer zeigt, was möglich ist.

Meuchelbeck
WDR 2015, 1 Staffel, 6 Episoden zu je 48 min
(Creator) Stefan Rogall (Drehbuch), Erik Haffner und Klaus Knoesel (Regie)
http://www1.wdr.de/fernsehen/film_se...serie-100.html
http://www.kino.de/film/meuchelbeck-...ffel-6-folgen/

Rogall kann einen Grimme-Preis vorweisen. Deshalb vertraute ihm der WDR im Rahmen einer Programmoffensive an, eine Serie zu entwickeln, die mit der internationalen Konkurrenz mithalten kann. So richtig geglückt ist der Versuch trotzdem nicht. Wenn ich keine Kritik mit entsprechender Vorwarnung gefunden hätte, wäre ich wohl zu früh ausgestigen.
Die beiden ersten Folgen dröppeln eher mäßig daher wie durchwachsene Episoden einer mittelmäßigen Regionalkrimiserie: zäh, zu viele Klischees und zu wenige peppige Ideen. Ab der dritten Folge bessert sich das, aus den blassen Pappkameraden werden lebendige Figuren. Obwohl die Serie etliche Klassen unter Northern Exposure oder Lilyhammer liegt, zeigt das Finale, welches Potential in der niederrheinischen Saga steckt.
Wer sich auf Meuchelbeck einlassen will, sollte sich zuerst mit einigen Szenen aus der 2. Hälfte der Staffel motivieren - oder die ersten beiden Episoden weglassen (was davon wichtig ist, erklärt sich später aus dem Zusammenhang).

Gesamtnote: 4.5/10.0 (Episoden 1 + 2), 6.5/10.0 (Episoden 3 - 5), 9.0/10.0 (Episode 6)


Braunschlag
ORF 2012, 1 Staffel, 8 Episoden zu je 45 min
(Creator) David Schalko (Drehbuch, Produktion und Regie), John Lüftner (Produktion)
https://de.wikipedia.org/wiki/Braunschlag

Braunschlag ist ein Kaff in Niederösterreich, einen Katzensprung von der tschechischen Grenze entfernt und eigentlich bankrott. Bürgermeister Gerry Tschach (Robert Palfrader) und sein Kumpel, der Discothekenbesitzer Richard Pfeisinger (Nicholas Ofczarek, als Burgschauspieler ein Star in Österreich) wollen den Tourismus mit einer gefakten Marienerscheinung anheizen. Damit nimmt das Chaos seinen Lauf ...

In Deutschland lief die Serie nur in den Spartensendern RTL Crime und 3sat. Der österreichische Akzent ist nicht zu überhören, verleiht der Serie wie einem Wolf-Haas-Roman erst den richtigen grantelnden Schmäh. Synchronisiert ginge da eine Menge verloren.
Ein großes Publikum wird wohl das US-Remake der Serie bekommen, wenn die ABC-Version an den Start geht. Schade. Der Serie wünsche ich von Herzen, daß sie vom großen Publikum entdeckt wird.

Gesamtnote: 10.0/10.0

Geändert von Servalan (05.11.2015 um 20:37 Uhr)
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Alt 05.11.2015, 20:32   #10  
Ringmeister
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Braunschlag läuft aktuell auf 1Festival.

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 11.11.2015, 11:51   #11  
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Standard Arthur Conan Doyle's Sherlock Holmes (USA 1939-1946)

Universal / 20th Century Fox, 14 Filme (schwarzweiß) mit einer Länge von 58 bis 72 min
mit Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Dennis Hoey (Inspector Lestrade), Mary Gordon (Mrs. Hudson)
https://en.wikipedia.org/wiki/Sherlo...39_film_series

Vor Benedict Cumberbatch galt Basil Rathbone als DER Sherlock Holmes schlechthin.
Sein Bild hat Generationen geprägt, und wie in der BBC-Serie wurden die Geschichten in die Gegenwart geholt - also in die späten 1930er, frühen 1940er Jahre.
Produziert wurde die Kino-Serie (vor dem Durchbruch des Fernsehens) möglichst günstig, was auffällt, wenn mal eine Episode wie "Pursuit to Algiers" (1945) mißlingt. Und wenn das Drehbuch durchwachsen ist, wird Dr. Watson zum onkelhaften Sidekick, der manchmal eine arg lange Leitung hat. Wenn das Drehbuch gut ist (wie bei "Dressed to Kill"), wird er zum ebenbürtigen Partner mit Minderwertigkeitskomplex.

Meine DVD-Box mit fünf Episoden aus der Spätphase ("The Secret Weapon" oder "Sherlock Holmes and the Dancing Men", "Dressed to Kill", "Pursuit to Algiers", "The Woman in Green" und "Terror By Night") bietet eine bunte Mischung. Insgesamt dreimal mißt sich Holmes mit seinem Erzfeind Prof. Moriarty (mal dargestellt von Lionel Atwill, mal von Henry Daniell) und einmal schlägt er dabei auch die unvermeidlichen Nazis.

Mich haben die Filme an klassische Comics wie Tim und Struppi oder Blake und Mortimer erinnert, zumal die Episoden in etwa Albenlänge haben. Gewisse Motive finden sich in Film und Comics: die Hypnose-Spirale, ein ferngelenkter Colonel, Schatten im finsteren Limehouse-Viertel, eine Bahnfahrt von London nach Edinburgh ...
Ähnlich wie Mr. Steed und Emma Peel verkörpern Holmes und Dr. Watson britische Lebensart, und selbst die Schurken haben Haltung und Lebensart. Hier fluchen nur Seeleute, zwielichtige Handlanger und andere abgerissene Gestalten. Außerdem erweisen Mark Gatiss und Steven Moffat in ihrer BBC-Serie Rathbone & Co. die eine oder andere augenzwinkernde Hommage.

Meine Charts: "Dressed to Kill" 10.0/10.0, "The Secret Weapon", "The Woman in Green" und "Terror By Night" 9.0/10.0, "Pursuit to Algiers" 6.0/10.0

Geändert von Servalan (12.11.2015 um 13:12 Uhr)
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Alt 15.11.2015, 16:39   #12  
Servalan
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Standard Welt am Draht (Bundesrepublik Deutschland 1973)

WDR, 1 Staffel, 2 Folgen, insgesamt 204 min
Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder und Fitz Müller-Scherz, nach dem Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouyé, Regie: Rainer Werner Fassbinder
https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Draht
2010 wurde auf der Berlinale eine restaurierte Fassung vorgestellt, die auch als DVD erschien.
http://www.imdb.com/title/tt0070904/
http://www.fassbinderfoundation.de/

Ist das wirklich eine Serie oder bloß ein Spielfilm mit Überlänge? Darüber läßt sich streiten, und ich verstehe jeden, der meint, der deutsche Fernsehklassiker wäre hier fehl am Platz. Aber meine Entscheidung hat viel mit der Programmpolitik der Sender zu tun, die sich in 50 Jahren erheblich gewandelt hat.
In den 1970er Jahren vertraten die wenigen öffentlich-rechtlichen Sender einen Bildungsauftrag und verstanden sich als Filiale der Volkshochschule in den heimischen Wohnzimmern. Damals flimmerte die Verfilmung unter dem Label "Fernsehfilm in zwei Teilen" über die Mattscheibe", weil die bildungsbürgerliche Intendanz jeden Serienbegriff mied wie der Teufel das Weihwasser. Ungeachtet ihrer wirklichen Qualitäten waren Serien per se als minderwertige, billige Unterhaltung verrufen. Heute wäre wohl das Gegenteil der Fall, und derselbe Stoff wäre als dreiteilige Miniserie (zu je 60+ min) vermarktet worden.

Mittlerweile findet sich in Rezensionen, Beiträgen oder Aufsätzen standardmäßig der Vergleich zur Matrix-Trilogie der Wachoswkis. Das liegt wohl in erster Linie daran, daß heute jeder (zumindest dem Namen nach) Matrix kennt und weniger an Welt am Draht.
Was die Stimmung, die Art des Erzählens und des Schauspielens angeht, gleicht der Science-Fiction-Film um virtuelle Räume, Simulakren und Realität mehr Mamoru Oshiis Avalon – Spiel um dein Leben | アヴァロン (Japan / Polen 2001) oder Wild Palms.
Sowohl Oshii als auch Fassbinder scheren sich einen Dreck um klassische Dramaturgien: Ähnlich wie der Ermittler Fred Stiller (gespielt von Klaus Löwitsch) muß sich das Publikum in eine fremde, auf den ersten Blick unverständliche Welt hereinfinden. Ähnlich wie bei Oshiis zwölfminütigem Prolog wird zunächst nur eine seltsame Faszination vermittelt, während die eigentlich Story mit Verzögerung stattfindet.

Obwohl Fassbinder in Übersee zu den Exponenten des deutschen Nachkriegskinos gehört und geschätzt wird, kann ich mir vorstellen, daß viele Jüngere von dem intellektuellen Autorenfilmer mit seinen Ambitionen abgeschreckt werden. Aber Fassbinder hatte keine Berührungsängste: Vor der Kamera seines Freundes Wolf Gremm spielte er zum Beispiel den Kommissar in Kamikaze 1989 (BRD 1982, nach dem Roman von Per Wahlöö).
Wer will, kann Fassbinders Herkunft vom Theater noch erkennen, allerdings versteht er es (vor allem im zweiten Teil) auch, Action und Spezialeffekte ins Bild zu setzen.
Die Kulisse bilden in erster Linie reale Gebäude, die damals futuristisch und heute nostalgisch fremdartig wirken. Ähnlich beeindruckend hat der blutjunge Steven Spielberg in THX 1138 alltägliche Kulisse bis zur Abstraktion verfremdet.

Der Stoff hätte das Potential für ein Remake als Premium-Serie.

Geändert von Servalan (18.02.2020 um 17:02 Uhr)
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Alt 15.11.2015, 17:13   #13  
Kaschi
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Teufelsmoor

ARD-Regionalprogramm 1983, 6 Teile.

Autorin: Elke Loewe

http://www.fernsehserien.de/teufelsmoor
http://www.fernsehserien.de/teufelsm...enguide/0/3081

"Teufelsmoor" war eine plattdeutsche Serie aus dem NDR-Regionalprogramm. Die Spielhandlung beginnt in Folge 1 mit der Besiedlung und Kolonisierung des Teufelsmoors, nördlich von Bremen, am Beispiel der Moorbauernfamilie Kähding. Jede Folge hat eine in sich abgeschlossene Handlung; die nächste Episode spielt jeweils rund 50 Jahre später in der folgenden Generation der Kähdings. Die Ängste, Nöte, die Plackerei und Menschenschinderei bei der Moorarbeit, der Franzosenkrieg, der Zweite Weltkrieg, der langsame Einzug der Technik, der Raubbau am Moor - sehr gut gemacht! Eine eindrucksvolle Zeitreise im Eiltempo. Die letzte Folge driftet dabei ins Skurrile ab: eine Science-Fiction-Folge aus dem Teufelsmoor! Sie spielt im Jahre 1992 - das war Anfang der 80er Zukunftsvision. Das Teufelsmoor ist demnach zum militärischen Sperrgebiet geworden, der Kähding-Hof, wie alle anderen auch, aufgegeben. Nur ein Opa der Kähdings, schon etwas durcheinander, hat sich dort heimlich eingenistet, ohne daß irgendwer was von ihm weiß, und schreibt seinem nach Australien ausgewanderten Sohn, daß es immer schwerer wird, den Hof instand zu halten - jetzt, wo wieder Krieg ist ... Währenddessen knallen Panzer und Raketen rund um den Hof herum - über dem Gelände, das von Generationen mit Leib und Seele beackert worden ist. Starkes Stück!
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Alt 17.11.2015, 15:07   #14  
Servalan
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Standard Kavanagh QC (Großbritannien 1995 - 2001)

Central Television für ITV, 6 Staffeln, 27 Episoden, davon 25 zu 90 min und zwei Specials zu 120 min
(Creator) Ted Childs (Exevutive Producer)
https://en.wikipedia.org/wiki/Kavanagh_QC
http://www.fernsehserien.de/kavanagh-qc

Wer bei Silk auf den Geschmack gekommen ist und eine ähnliche Anwaltsserie mit britischen Touch sucht, dem könnte Kavanagh QC gefallen.

Kronanwalt James Kavangh stammt aus dem Arbeitervorort Bolton, der im Speckgürtel von Greater Machester liegt. Deshalb verteidigt er lieber "kleine Leute", kämpft gegen Diskrimierungen und Vorurteile, als den Staat und damit die Anklage zu vertreten. Manchmal lassen ihn seine Kollegen in der Kanzlei spüren, daß er nicht in einer Metropole oder der Oberschicht aufgewachsen ist.
Parallel läuft das Privatleben eines reifen Mannes ab, dessen erwachsene Kinder allmählich flügge werden und das Elternhaus verlassen. Der plötzliche Krebstod seiner Ehefrau Lizzie erwischt ihn hart.

Die Serie habe ich entdeckt, weil John Thaw (1942-2002) zu den Helden meiner Kindheit gehört. Sein "harter Hund" DCI Jack Regan aus der Serie The Sweeney / Die Füchse war der Jimmy McNulty seiner Generation: Ein Detektiv, dem die Fälle mehr bedeuten als irgendwelche Intrigen, um Karriere zu machen. In einer Episode durchkreuzt er ein fadenscheiniges Manöver, bei dem sein Vorgesetzter einen Politiker decken will, und muß die Konsequenzen tragen: Beförderungen kann er sich fortan abschminken. Philip Glenisters DCI Gene Hunt in Life on Mars und Ashes to Ashes steht in dieser Tradition.
Das deutsche Publikum dürfte ihn zuletzt in der Oxford-Krimi-Serie Inspector Morse in der Hauptrolle gesehen haben. Im Laufe seiner Jahrzehnte langen Karriere hat er ständig Polizisten und Kriminalisten gespielt: Das begann in jungen Jahren als Militärpolizist in der Serie Redcap, in den 60er Jahren verkörperte er einen Bobby mit Alkoholproblem in Z Cars, bevor er sich in The Sweeney als Star in Film, Fernsehen und auf der Bühne etablierte.
Kavanagh QC dokumentiert ähnlich wie der Tatort einen Einblick in Alltag, Geschichte und Gesellschaft. Jeder Fall wird zu einem Mosaikstein in einem zeitgeschichtlichen Werk.

Meines Wissens ist die Serie nie in Deutschland gelaufen. Schade.
Vielleicht schließt einer der Streamingdienste die ärgerliche Lücke.

Geändert von Servalan (17.11.2015 um 15:12 Uhr)
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Alt 20.11.2015, 18:37   #15  
Servalan
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Standard The Escape Artist / Der Anwalt des Teufels

Großbritannien 2013, BBC One, 1 Staffel, 3 Episoden zu je 60 min
(Creator) David Wolstencroft, Matthew Read (BBC Executive Producer)
deutsche Ausstrahlung 2014 bei VOX, deutsche Videofassung bei Studiocanal
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Anwalt_des_Teufels
http://www.fernsehserien.de/der-anwalt-des-teufels
http://www.serienjunkies.de/news/anw...tik-58419.html
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Es...ist_(TV_series)

Noch eine Anwaltsserie, noch mehr Kronanwälte.
Für viele Fans wird David Tennant immer der 10. Doctor (aus Dr Who) bleiben, obwohl sein Alec Hardy (in Broadchurch) ein richtiger Bruch ist: Der Pillen schluckende Ermittler mit vielen Geheimnissen ist eben keine Identifikationsfigur für Jugendliche und Erwachsene.

Seine Rolle des Kronanwalts Will Burton, der von seinen Kollegen mit Houdini verglichen wird, weil er seine Mandanten in schier aussichtslosen Fällen vor dem Knast rettet, markiert einen Zwischenschritt zwischen seinen bekanntesten Rollen. Schon die ersten Einstellungen im Taxi und im Kindergarten zeigen, in welcher moralischen Grauzone Burton QC sich bewegt. Denn was er im Fond des Taxis klingt wie das krumme Geschäft eines Gangster, aber Burton signalisiert dem Fahrer: "Ich bin Anwalt. Ich rede mit meinem Mandanten. Ich darf das."

Die Szene im Kindergarten bildet gewissermaßen den Prolog: Burtons Part ist es, das Beste für seine Mandanten zu erreichen, auch wenn er weiß, daß diese schuldig sind. Wie einem Zauberer gelingt es ihm, scheinbar wasserdichte Beweise zu entkräften.
Burtons neuer Mandant ist der Mörder Liam Foyle, der keinen Hehl aus seiner Tat macht. Obwohl Burton ein mulmiges Gefühl hat und Foyle nicht leiden kann, erreicht er einen Freispruch. Als Foyle ihm die Hand entgegenhät, verweigert Burton ihm den Handschlag.
Daraufhin beginnt Foyle Burtons Familie zu stalken, bevor der Burtons Frau Kate in ihrem eigenen Haus ermordet. Diesmal verteidigt Burtons Kollegin Maggie Gardner Foyle, der Burton nachstellt, sobald er wieder frei ist.

Beim deutschsprachigen Publikum fiel die Serie durch:
Zitat:
Am Samstag den 15. März 2014 wurde die Serie in einem Block auf VOX ausgestrahlt. Dort waren die Quoten eher schlecht, insgesamt 1,29 Millionen Zuschauer sahen die Serie.
Zugegeben, sie gehört keinesfalls zu den Serien, die jemand gesehen haben muß.
Das Ensemble (Tennant, Toby Kebbell als Superschurke und Sophie Okonedo) kann über die Schwächen des Drehbuchs nicht hinwegtäuschen. Insgesamt bleiben am Schluß zuviele Fragen offen, die mehr als genug Stoff für eine zweite Staffel geboten hätten. Kebbell porträtiert einen Bösewicht wie aus einem Bilderbuch, der einfach nur abgrundtief böse ist. Im Gegensatz zu Andrew Scotts hypnotischem Jim Moriarty habe ich mich bei Foyle immer gefragt, warum der so böse geworden ist.


-------------------------------------------------------------
@Kaschi: Guter Beitrag. Bitte mehr davon.
An die Serie erinnere ich mich jetzt wieder. Die hat mich auch beeindruckt. Komischerweise schwirrt von Teufelsmoor nicht mal ein Schnipsel (Vorspann oder einzelne Szenen) im Internet herum. Die Chancen auf eine Wiederholung dürften leider ziemlich gering sein.

Geändert von Servalan (20.11.2015 um 19:16 Uhr)
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Alt 21.11.2015, 15:36   #16  
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Standard Nicolas Winding Refn's Pusher-Trilogy

Pusher - Du hast keine Chance – nutze sie! + Pusher II - Respect + Pusher III - I'm the Angel of Death!
Dänemark 1996 + 2004 + 2005, 106 min + 100 min + 104 min, FSK 16 (I + II), 18 (III)
(Creator) Nicolas Winding Refn (Drehbuch und Regie), Jens Dahl (Drehbuch I + II)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_(1996)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_II
https://de.wikipedia.org/wiki/Pusher_3
https://en.wikipedia.org/wiki/Pusher_(film_series)
https://www.youtube.com/watch?v=X6m9B-xk3sk (Trailer auf YouTube)
https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolas_Winding_Refn

Spätestens seit Drive (USA 2011) mit Ryan Gosling und Carey Mulligan dürfte der Name des dänischen Regisseurs Cineasten in aller Welt geläufig sein. Winding Refns Trilogie über Rivalitäten unter Drogengangs in Kopenhagen wurde von Kritikern mit Scorseses GoodFellas und der HBO-Prestige-Serie The Sopranos verglichen. In Dänemark gehört das Mafia-Epos zu den Filmklassikern (abseits der Dogma-Schiene), teilweise lief die Trilogie in deutschen Programmkinos. Weil die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein die Trilogie ebenfalls schätzt, lief die Trilogie im Kommunalen Kino Kiel in der "Pumpe" (koki), und einige Exemplare der DVDs schwirren in Videotheken herum.

Wer Gomorrha nach Roberto Saviano oder The Wire geschätzt hat, wird auf seine Kosten kommen.

Winding Refn stammt aus einer Familie, bei der Arbeit mit Film Alltag war:
Zitat:
Der Sohn der dänischen Kamerafrau Vibeke Winding und des Filmregisseurs und Cutters Anders Refn wuchs ab dem achten Lebensjahr in den USA auf.
Ursprünglich sollte der erste Teil bloß ein Kurzfilm an der dänischen Filmschule werden, wurde aber dann sein Debüt als abendfüllender Spielfilm. Dabei sollte es eigentlich bleiben, denn Winding Refn wandte sich anderen Projekten zu. Leider erlitt mit denen Schiffbruch. Die Teile II und III entstanden 2004 aus blanker Not, weil er seinen finanziellen Ruin abwenden mußte.

Drehbuchautor und Regisseur Winding Refn ist farbenblind, was sich in der farblichen Gestaltung niederschlägt. Die Gangs haben unterschiedliche Nationalitäten und reden in ihrer Muttersprache, so daß ein großer Teil der Trilogie Schwedisch, Serbokroatisch, Albanisch, Makedonisch oder Polnisch untertitelt ist. Mit Kim Bodnia (Frank in I), Mads Mikkelsen (Tonny in I + II) und Zlatko Buric (Milo in II + III) prägen drei künstlerische Schwergewichte die Szene. Ziemlich ausführlich widmet siich III der blutigen Beseitung einiger Leichen - gewisse Ähnlichkeiten mit Walter Whites und Jesse Pinkmans ähnlichem Problem in der ersten Staffel von Breaking Bad sind frappierend.

Immer wieder eine Entdeckung wert.

Geändert von Servalan (18.02.2020 um 17:04 Uhr)
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Alt 22.11.2015, 00:02   #17  
Brisanzbremse
Mott (viel zu früh verstorben)
 
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Sherlock Holmes
Universal / 20th Century Fox, 14 Filme (schwarzweiß) mit einer Länge von 58 bis 72 min
mit Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Dennis Hoey (Inspector Lestrade), Mary Gordon (Mrs. Hudson)
https://en.wikipedia.org/wiki/Sherlo...39_film_series
Diese Filmserie habe ich geliebt, seit sie mir als Halbjugendlichem um 1982/83 erstmals über den Weg gelaufen ist (weshalb es von meiner Seite aus auch keiner "zweiten Chance" bedarf). Dazu gleichermaßen beigetragen haben die einprägsamen Visagen der beiden Hauptdarsteller, deren kongeniale (DDR!)-Synchronstimmen (Niklas/Bohl), die horrormäßig atmosphärische Regie und die geniale Titelmelodie der Universal-Filme (die beiden Erstlinge von Fox sind außer Konkurrenz). Am besten sind übrigens die früheren Filme, wie "The Scarlet Claw", "Pearl of Death", "SH Faces Death" oder "Spider Woman". Viel Spaß damit beim Neuentdecken (dürften im englischsprachigen Original alle bei Youtube und Co zu finden sein).

Tatsächlich fühle ich mich diesen Filmen so verbunden, dass jetzt auch die deutsche Wikipedia einen Artikel dazu hat. Gänzlich quellenunbelegt (da fehlt's mir irgendwie am nötigen Know-how) wird er bis zur nächsten Löschdiskussion wohl noch da sein.

P.S.: Wer ist Benedict Cumberdings?

Geändert von Brisanzbremse (22.11.2015 um 00:09 Uhr)
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Alt 23.11.2015, 15:57   #18  
Servalan
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Standard Ein Mann will nach oben

Bundesrepublik Deutschland mit Österreich und Schweiz 1977, Charmier-Film Berlin für ZDF / ORF / SRG 1978, 1 Staffel, 13 Episoden zu je 60 min
Idee: Karl Wittlinger, nach dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada (1941, erschienen 1953), Regie: Herbert Ballmann
mit Mathieu Carrière (Karl Siebrecht), Ursela Monn (Rieke Busch), Rainer Hunold (Karl „Kalli“ Flau), Günter Strack (Ernst Gollmer), Karl-Michael Vogler (Bodo von Senden), Harald Juhnke (Franz Wagenseil)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Mann_will_nach_oben
http://www.fernsehserien.de/ein-mann-will-nach-oben
http://www.steffi-line.de/archiv_tex..._mann_oben.htm

Berlin 1909. Der junge Karl Siebrecht kommt in Hauptstadt des wilhelminischen Kaiserreichs, um dort sein Glück zu machen. Allerdings hat er seinen eigenen Kopf und sagt, was er denkt. Deswegen verliert seinen ersten Job ebenso fix, wie er ihn ergattert hat, nämlich am selben Tag.
Mit der schulpflichtigen Rieke Busch, eine kesse Berliner Göre, und dem abgehalfterten Matrosen Kalli Flau findet sich ein Trio, das sich die Welt erobern will. In den nächsten Jahrzehnten versuchen sie sich in diversen Branchen: vom Fuhrgeschäft zwischen den Kopfbahnhöfen, einer Kneipe im Wedding, Schwarzhandel nach dem Weltkrieg bis zum Flugzeugbau. Die Zeiten sind hart, und Berlin verändert sich stetig.
Während Falladas Roman 1931 endet, weicht die Fernsehfassung besonders zum Schluß deutlich davon ab und schließt schon 1925.

Ursela Monn und Ilja Richter parodieren die Fallada-Verfilmung in einem Disco-Sketch 1978:
https://www.youtube.com/watch?v=uf6zqnSp8pg (3:34 min)

Fallada (1893-1947) war lange Zeit vergessen, geriet aber 2009 in die Schlagzeilen, als sich ein anderer Roman (Jeder stirbt für sich allein, 1947) aus seiner Feder in den USA und Großbritannien zum unerwarteten Bestseller entwickelte. Die Ausgabe des kleinen britischen Verlagshauses Melville House Publishing gelangte sogar in die Top 50 des Jahres.
Fallada, eigentlich Rudolf Ditzen, wird zur Neuen Sachlichkeit gerechnet und steht als Klassiker in der zweiten Reihe, wo er im Schatten seines us-amerikanischen Gegenparts John Dos Passos (Manhattan Transfer, Amerika-Trilogie) verblaßt. Durch die Wiederentdeckung in Übersee kam zu einem kleinen Boom, der aber mittlerweile wieder verflogen ist.
In den 1960er und 1970er wurde zahlreiche Romane Falladas für das Fernsehen bearbeitet, wo sie hohe Einschaltquoten erzielten. Nach der Wikipedia wurde die Serie zuletzt 2002/2003 auf 3sat wiederholt; eine DVD-Box erschien 2007.

Ein Mann will nach oben zählt zu jenen Fernseherlebnissen, an die mich gut erinnern kann. Mein Vater zog Heimwerken den besten Sendungen vor, aber die Mischung aus leicht verpatzter Aufsteigerstory und Zilles Milljöh begeisterte unsere ganze Familie. Dem blutjungen Rainer Hunold gelang sein Durchbruch, und bald darauf wurde er in Ein Fall für Zwei zur festen Größe auf der Mattscheibe.
Vor dem Erfolg von Serien wie The Paradise (BBC nach Èmile Zolas Au Bonheur des Dames, 1883) und der Diskussion über Stadtentwicklung (Gentrifizierung) bietet der ZDF-Klassiker einen historischen Einblick für alle Interessierten.

Geändert von Servalan (10.12.2015 um 00:28 Uhr)
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Alt 29.11.2015, 19:36   #19  
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Standard Sedwitz

Bundesrepublik Deutschland 2015, Neue System Agentur Germany (NSA) für BR und MDR, 1 Staffel, 6 Episoden zu je 28 min
(Creator) Paul Harather (Drehbuch und Regie) und Stefan Schwarz (Drehbuch)
http://www.daserste.de/unterhaltung/...itz/index.html
http://fortsetzung.tv/2015/09/03/leb...-programmrand/

Wir schreiben das Jahr 1988. Der Kalte Krieg teilt die Welt in zwei Hälften. Ohne recht zu ahnen, was mit ihm geschieht, erbt Ralle Pietzsch, Offizier der DDR-Grenztruppe im geteilten Kaff Sedwitz, einen Schlüssel vom "Pilzesammler", einem hohen Funktionär. Mit dem Schlüssel läßt sich der Trafo 257 am Grenzzaun öffnen, und der verbirgt einen Geheimgang in den Westen.
Weil sich sein Sohn einen Zauberwürfel (Rubik's Cube) wünscht, probiert Ralle Pietzsch sein Sesam-öffne-dich aus ... prompt nehmen die Verwicklungen ihren Lauf.

Das Urteil der Presse war durchwachsen, und zur Zeit dümpelt die Serie in den Mediatheken vor sich hin. Für mich war das endlich war das endlich eine historische Serie, bei der ich mich wegen der Geschichtslektionen mit der Brechstange (das fast obligatorische Cameo von "Einheitskanzler Kohl") fremdschämen mußte.

Ätmosphäre steht über irgendwelchen Erbsenzählereien, und die haben Harather und Schwarz brillant getroffen. Beide Seiten des Eisernen Vorhangs bekommen ihr Fett weg. Denn fernab der politischen Zentren gibt es einiges, was die Leute in der Provinz verbindet. Auf den ersten Blick wirkt die Rollen des Ensembles leicht vertrottelt, doch das hat einen tieferen Sinn.

In meinen Augen schlummert hier eine Schwejkiade, die bei Jüngeren Interesse an den Hintergründen wecken kann. Durch den genialen Einsatz von Musik (Ralles Tochter will unbedingt "Ronny's Pop Show" sehen) wird die Zeit für alle, die das miterlebt haben, wieder lebendig.
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Alt 09.12.2015, 17:18   #20  
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Standard Cape Wrath / Meadowlands

Großbritannien / USA 2007, Ecosse Films für Channel 4 und Showtime, 1 Staffel, 7 oder 8 Episoden, 75 min + 6 x 45 min, Altersfreigabe: ab 18 (BFI)
(Creators) Robert Murphy (Drehbuch), Matthew Arlidge (Executive Producer)
https://en.wikipedia.org/wiki/Cape_Wrath_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt0865546/
http://www.fernsehserien.de/meadowlands-stadt-der-angst
http://www.tv.com/m/shows/meadowlands/

Unter dem Titel Meadowlands – Stadt der Angst lief die Serie 2009 bei RTL Crime (Pay-TV), wurde aber meines Wissens bisher nicht im Free-TV ausgestrahlt. Obwohl sich die Kritiken überschlugen und die Serie mit Lost verglichen oder als David Lynch light beschrieben, blieb es bei nur einer Staffel.
Weil sich das Ende des Finale mit der Pointe einer früheren Episode beißt (um es gelinde auszudrücken), wäre ausreichend Potential für eine Fortsetzung vorhanden. Die dicht erzählte Staffel leidet jedoch daran, daß sie schier vor Ideen, Einfällen und Skurrilitäten platzt.

Cape Wrath (Kap des Zorns) heißt der nordwestlichste Punkt der schottischen Highlands. Der Leuchtturm bildet das Ende einer historischen Wandertour, denn wo dort die Hochsee beginnt, mußten sich die Wikinger entscheiden, ob sie weiterfahren oder umkehren wollten.
Meadowlands liegt im US.Bundesstaat New Jersey und gilt nach einer Urban Legend als größter Friedhof der Mafia. Das erzählt Regisseur Duane Clark jedenfalls im Audiokommentar der DVD.

Das blitzend saubere, piekfeine Meadowlands wirkt wie ein Resort aus einem Disney-Park oder einer Werbeanzeige. Alles irgendwie zu glatt, zu pastellfarben und zu nett, um wahr, schön und echt zu sein.
Weil die Brogans im Zeugenschutzprogramm sind, finden sie sich dort wieder: Der Nachtklubbesitzer Danny Brogan (David Morissey - bekannt aus der AMC-Serie The Walking Dead), seine Frau Evelyn (Lucy Cohu) und seine beiden Kinder, das 17jährige Zwillingspärchen Zoe (Felicity Jones) und Mark (Harry Treadaway).
Hier soll die Vergangenheit ruhen, und die Brogans sollen sich in die Community eingliedern.
Allerdings findet Danny Brogan rasch heraus, daß sämtliche Einwohner im Zeugenschutzprogramm sind: Alle haben ein früheres Leben als Zeugen, Täter oder Opfer. Bevor Danny Brogan sich versieht, eskaliert die Situation und er hat Blut an seinen Händen. Mit dem Polizisten DS Bernard Wintersgill ist nicht zu spaßen, und Dannys Betreuerin Samantha Campbell scheint ihm auch nicht immer die Wahrheit zu sagen.

Zwei Dinge hindern Cape Wrath / Meadowlands daran, ein größeres Publikum zu finden: Einerseits die verdiente Altersbeschränkung. Die intensive Serie enthält grenzwertige Szenen, die einen Teil des Publikums überfordern, während sie gleichzeitig die Grenzen der Wahrnehmung verschiebt. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien lief die Serie in der Spätschiene (22.00 Uhr).
Beim Marketing dürfte der Lost-Vergleich mehr geschadet als genützt haben. Roberts erzählt, daß Robert Murphy American Beauty bei der Konzeption im Sinn gehabt hatte. In letzter Konsequenz liegt Meadowlands näher an Lars von Triers Dogville als an Twin Peaks.

9.5/10.0

Geändert von Servalan (10.12.2015 um 00:32 Uhr)
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Alt 02.01.2016, 12:27   #21  
Servalan
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Standard Capital City

Großbritannien 1989/1990, Euston Films für ITV, 2 Staffeln, 23 Episoden zu je 50 min
Creator: Andrew MacLear, Executive Producer: Andrew Brown
https://en.wikipedia.org/wiki/Capital_City_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt0098760/
http://www.wunschliste.de/serie/capital-city

Im Kielwasser von Oliver Stones Wall Street entstand diese Serie über eine Handvoll Trader in der Finanzmetropole City of London. Wer nach Ashes to Ashes mag und eine Serie sucht, die das Lebensgefühl der Thatcher-Ära als Gegenwart verkörpert, dem empfehle ich Capital City. Die Gentrifizierung mit den Kernstücken der Docklands und Notting Hill läuft im Hintergrund ab.

Informationstechnisch befinden wir uns bei der Shane-Longman Bank, 8 Gracewell Street, London EC2 noch in der Steinzeit: Im Raum der Investmentbroker gilt MS-DOS als das Höchste der Gefühle. Fax und Telex rattern wie seit Urzeiten, und ein Mobiltelefon ist etwas Besonderes.
Außerdem betont diese Show ein breites Ensembles, das trotz der Yuppie-Ambitionen noch von Pfadfinder-Tugenden geprägt ist und die Jagd um Profit durch menschelnde Soap-Elemente mildert. Die Atmosphäre gleicht in vielem frühen Kenneth-Branagh-Filmen oder den Kinohits von Anthony Minghella.

Daß die Serie nach zwei Staffeln allmählich in Vergessenheit geriet, hängt auch mit dem Ruf der Trader und Broker zusammen. Zu Beginn von Thatchers Regierung konnten die meist blutjungen Bankangestellten noch als Katalysator einer aufbühenden Wirtschaft präsentiert werden, als hungrige Visionäre, die scheinbar unmögliche Träume Realität werden lassen. Der nonkonformistische Max Lubin, der Pferdeschwanz trägt, setzt sich in einer Episode vehement für Christo ein, der die Kreidefelsen von Dover verhüllen will.
John Bowe verkörpert den erfahrenen Leonard Ansen, den Boss der Investabteilung (Director of Banking Activities), der den Laden zusammenhält und nach außen verteidigt. Wenn seine ehrgeizigen und rücksichtslosen Untergebenen Jimmy Destry, Lee Wolf, Sylvia Roux-Teng und Wendy Foley über die Stränge schlagen, bremst er ihre Ambitionen.
Anfang der 90er Jahre blätterte mit den ersten Bankenskandalen der Lack, und der Stern der Trader und Broker sank stetig. Irgendwann eignete sich diese Branche nicht mehr zur Identifikation.

Thames Television bewarb diese Serie großzügig mit einer teuren Pressekampagne, wobei die fiktive Shane-Longman Bank zur Marke ausgebaut wurde. Bei der Darstellung des beruflichen Alltags nimmt sich Capital City gewisse Freiheiten heraus, weshalb ihr Mängel in der Recherche von Experten aus dem Finanzbereich vorgeworfen wurde. Im Rückblick sollte diese künstlerische Freiheit nicht ins Gewicht fallen, schließlich handelt es sich um eine Unterhaltungsserie.
Dallas und Denver-Clan haben mich eher kaltgelassen. Capital City hingegen gehörte für mich damals zum Pflichtprogramm.
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Alt 04.01.2016, 16:19   #22  
GreatScifi
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Standard Raumstation Unity

Ich möchte eine Science Fiction Serie besteuern, die nur ein einziges mal im deutschen TV gelaufen ist, aber durchaus mehr verdient hätte:
Raumstation Unity (GB, BRD)
1997 bis 1998
2 Staffeln in insgesamt 27 Episoden
https://de.wikipedia.org/wiki/Raumstation_Unity
http://www.greatscifi.de/raumstation-unity.html

Ich zitiere mich mal zumindest teilweise selbst:
"Leider ist die Show nicht allzu bekannt geworden, was wohl auch daran liegt, dass sie meines Wissens erst ein einziges Mal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die erste Folge lief am 23.11.1998 eben auf VOX. 26 Episoden lang erfreute uns die internationale Crew um die schottische Kommandantin Kathryn McTiernan, dem amerikanischen 1. Offizier Walter B. Shannon, der deutschen Wissenschaftlerin Henrietta Eschenbach, der Südamerikanerin Paula Hernandez, dem Inder Dr. Kaveh Homayuni und dem Osteuropäer Dusan Kashkavian mit neuen Abenteuern. In den zwei abgedrehten Staffeln drehte sich fast alles um das zwischenmenschliche Zusammenleben auf der ersten internationalen kommerziellen Raumstation Space Island One."

Die Serie ist visuell, wie drehbuchtechnisch m.E. absolut gelungen. Ich wüsste nicht, dass sie irgendwo online steht oder käuflich zu erwerben ist. Ich habe seinerzeit alles aus dem TV aufgezeichnet und die Kopien später digitalisiert.
GreatScifi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.01.2016, 16:50   #23  
Hulk1104
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Zitat:
Zitat von GreatScifi Beitrag anzeigen
...die nur ein einziges mal im deutschen TV gelaufen ist
Das vermisse ich bisher bei einigen Serien.
Sollte es hier nicht um Serien gehe, die "eine zweite Chance" (lt. Thread Titel) verdient hätten ?
Hier werden teilweise Serien genannt, die bisher nie im "normalen" dt. TV zu sehen waren, bundesweit natürlich, nicht nur Hessen, Berlin etc.
Heutzutage kann man dank Internet auch Originalserien streamen bzw. anderweitig erlangen - das gibt es allerdings erst seit einigen Jahren.

Ich finde für diese "Serienvorschläge" der unbekannten Art sollte ein Extra Thread eingerichtet werden da eine "2. Chance" zuerst eine "1. Chance" haben müsste. Über die Qualität der genannten Serien möchte ich aus Unkenntnis nicht urteilen
Hulk1104 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.01.2016, 18:03   #24  
Servalan
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Theoretisch hast du recht. Ein Thread muß aber regelmäßig bestückt werden, damit er funktioniert. Wenn alles feinsäuberlich ausklabüstert wäre, also zwei Threads, hätte ich Sorge, daß die nach und nach allmählich einschlafen.
Wenn wochenlang Funkstille herrscht, verliert ein Thread an Attraktivität.

Wenn es einén Mod für "Film und DVD" gibt, könnte der oder die nach einer Frist den existierenden Thread splitten. Mein Okay hätte der Mod.

Die zweite Chance habe ich ihn genannt, weil mir die Serien irgendwie vorliegen: Entweder im Programm, online oder als DVD/BluRay-Box. Auf dem einen oder anderen Weg sind die Serien erhältlich, dennoch sind sie unter dem Radar geblieben.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2016, 09:37   #25  
GreatScifi
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Das ist ein gut nachvollziehbares Argument.

Zu "Welt am Draht" hätte ich btw. (in der Hoffnung, niemand fühle sich auf den Schlips getreten) eine Anmerkung,: eigentlich handelt es sich hier nicht um eine Serie im eigentlichen Sinn, sondern einen zweiteiligen Fernsehfilm. "Unter dem Radar" war er eigentlich nie wirklich, oder ist es zumindest seit Jahren nicht mehr. Es stimmt natürlich, dass er nach seiner TV Aufführung viele Jahre nicht mehr gezeigt wurde. doch hat er nachhaltigen Eindruck bei Publikum und Kritikern hinterlassen, wie eigentlich alle Fassbinder-Werke. Inzwischen ist er öfter im TV gelaufen und es gibt zwei verschiedene DVD Versionen zu rund 8, bzw. 15 Euro zu kaufen.
GreatScifi ist offline   Mit Zitat antworten
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