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17.08.2017, 18:35 | #1 |
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Ich mache dir mal ein Beispiel – es gibt viele – das Gemälde Mariä Tempelgang –
siehe unter > https://s-media-cache-ak0.pinimg.com...00cb1c0deb.jpg Die Perspektive der Treppe ist nicht vorhanden. Fast wie eine glatte, linierte Wand die sich nach oben windet. Die oberen Treppenstufen müssten eigentlich in Untersicht zu sehen sein. Die Lichtquellen sind völlig willkürlich gesetzt. Woher kommt das Licht? Vom Himmel? Von Links? Von Rechts? Jede Figurengruppe wird anders bestrahlt. Die Kompositionen der Figurengruppen stehen alle für sich, haben keinen Bezug zueinander. Vermutlich hat Tintoretto in seiner Werkstatt unterschiedliche Modelle zu unterschiedlichen Zeiten antanzen lassen und sie dann eben ins Bild gruppiert.. Z.B. die Figuren im Vordergrund (Frau und Kind) wirken viel kleiner als die Figuren im mittleren, linken Bereich auf der Treppe. Dort scheinen zwei Riesen zu sitzen. Die Proportionen sind also völlig verschoben. Der Rest des Bildes ist Theaterkulisse, in den oberen Rängen lümmeln ein paar Apostel über die Balustrade. Das alles ist übrigens keine Geschmacksfrage, sondern einfach Technik. Er konnte zweifelsohne sehr gut malen, aber der Rest – hinterfragungswürdig. Wundert mich nicht, dass ihn Tizian rausgeworfen hat. |
17.08.2017, 22:11 | #2 |
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Dieses Bild, "Mariä Tempelgang", kommt mir auf den ersten Blick nicht bekannt vor. Die Komposition ist schon etwas zweifelhaft, da gebe ich Dir recht.
Woran ich mich erinnere - aber es ist wie gesagt 30 Jahre her - sind sehr breite Formate (fast wie Cinemascope) mit Einblicken in Räume, wo man als Betrachter hineingezogen wird, Räume, die extrem tief sind und in denen sich Dramatisches abspielt, in einer ganzen Reihe von Ebenen. Wenn man nahe herangeht, meint man außerdem, daß Tintoretto ein früher Impressionist war. Ich sagte ja, mir kam er wie ein Barockmaler vor. Der malt keine Stoffe mehr mit feinsten Pinseln altmeisterlich aus, sondern erzeugt mit groben Strichen einen Farbeindruck, der erst in einigen Metern Entfernung zu wirken beginnt. Das ist das, was ich nie konnte. Ohne Begrenzungslinien bin ich verloren - das war wohl auch der Comiceinfluß, den mein Lehrer identifizierte und den er nicht mochte. ...aber jetzt darf auch mal wer anders eine Frage stellen. |
17.08.2017, 22:43 | #3 | |
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Zitat:
Die Kunst ist es dann, diese verschwinden zu lassen in dem man Figuren etc. dreidimensional ausgestaltet. Das ist Technik die man lernen kann. Voraussetzung ist allerdings gut zeichnen zu können. Zum Thema Zeichenlehrer – da gibt es m.M.n. zwei verschiedene Typen – die einen wollen, dass du ihnen das lieferst, was sie gerne sehen, dann bist du in ihren Augen gut. Die anderen schauen sich erstmal an, in welche Richtung du dich bewegst, und unterstützen dich dann in dem was du machst. Ich vermute mal, dein Lehrer gehörte zur ersten Kategorie. Eine andere Frage – tja, wer war eurer Meinung nach wichtiger – Roy Lichtenstein, oder die ganzen Comic-Künstler die er abgezeichnet hat? |
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18.08.2017, 07:34 | #4 | |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Zitat:
Neue Frage: Wer war wichtiger, Mondrian oder Lichtenstein? Und was hat das mit Comics zu tun? eckrt Geändert von eck@rt (18.08.2017 um 07:43 Uhr) |
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19.08.2017, 07:34 | #5 | |||
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Ob dieses Bild auf einen Apfel gedruckt, oder auf eine Birne gemalt wird, ist egal, denn es bleibt das Bild. Um Kunst zu produzieren genügt es also nach der Roy-Lichtenstein-Methode sich eines Details aus einem Bild eines anderen (wenig bekannten) Künstlers zu bemächtigen und es vergrössert abzumalen???? Doll! |
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19.08.2017, 08:44 | #6 | ||
Moderator Deutsche Comicforschung
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eckrt |
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19.08.2017, 09:00 | #7 |
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Wenn ich mich mal einmischen darf:
Ich finde es erstaunlich, daß moderne Kunst immer noch Skandal machen kann durch den Reflex: Der kann doch nix! Einfach ein Detail aus dem Werk eines wenig bekannten Künstlers vergrößern - das hätte doch meine Oma auch gekonnt! Naja, man kann so ein Kunststück halt nicht mehr wiederholen, wie etwa Peter Paul Rubens eine Menge Bilder malen konnte, die die meisten Betrachter alle so nicht hingekriegt hätten. Aber der Pop-Art-Künstler, der einmal neu hinsieht auf die Wirklichkeit und sagt: Das könnte einen neuen Sinn ergeben, wenn ich einem Stück Gebrauchsgrafik Aufmerksamkeit widme, indem ich es auf eine große Leinwand bringe, der leistet durchaus etwas für die Kunst. Nur, das zu wiederholen, bringt natürlich nichts mehr (außer Kohle). |
19.08.2017, 09:14 | #8 | |
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Zitat:
Ob die Idee von Lichtenstein gut war, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Wieso einmischen? Wir diskutieren hier doch alle miteinander oder? Mit Verlaub, dass habe ich überhaupt nicht gemeint und auch nicht geschrieben. Natürlich kann Lichtenstein etwas und er hatte auch eine Idee dazu plus die richtigen Kritiken zur richtigen Zeit. Aber das macht für mich nicht Kunst aus, denn Kunst kann überall sein (also eher vom Beuys'schen Standpunkt aus betrachtet), und in den Augen von Kulturbeauftragten völlig nichtig. Beuys hat richtig gut provoziert und die Augen vieler geöffnet, und das hat Lichtenstein meiner Meinung nach nicht gemacht. |
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19.08.2017, 07:37 | #9 | |
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Zitat:
Gewichtung von grafischen und farblichen Elementen unter anderem nach den Prizipien des goldenen Schnittes, was im Ideal-Fall auch bei der Gestaltung von Comic-Seiten Anwendung findet. |
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