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Alt 13.04.2012, 17:32   #1  
Detlef Lorenz
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gold01 Pecos Bill

Nanu? wird sich mancher beim Lesen des Titels denken, will jetzt der Lorenz in Konkurrenz zu Gerhard Försters lange angekündigter und ab April/Mai 2012 in der Sprechblase endlich startender Artikelreihe über den Westernhelden gehen.

Mitnichten! es handelt sich um eine neue Art der Zusammenarbeit, auf einer anderen Ebene als sonst üblich. Seine Texte in der Sprechblase und meine Beiträge hier in der COMIC WELT sollen sich ergänzen – es wird also eine intermediale Zusammenarbeit zwischen Papier und Internet geben. Natürlich werden teilweise inhaltliche Überschneidungen vorkommen, schließlich hat nicht nur jeder seine Sichtweisen und Vorstellungen, die Texte sind auch parallel entstanden. Eine Zusammenführung ausschließlich in der Sprechblase wäre wegen der vorgenannten Problematik allerdings recht schwierig geworden.

Insgesamt wäre es mir in der gedruckten Form in der Sprechblase schon lieber gewesen (war auch mal so geplant), hier aber kann ich spontaner reagieren, schneller auf die Leser eingehen – sofern Nachfragen erfolgen, oder Ergänzungen einfließen lassen. Vermissen werde ich zwar das gedruckte Zusammenspiel der grafischen Gestaltung von Text und Bild, aber einiges an Illustrationen wird ebenfalls die Texte begleiten. Außerdem plagt mich hier nicht der permanente Platzmangel in der Sprechblase, ich kann das Thema so gestalten, wie ich es für nötig halte; z. B. die im Anschluss an dieses Vorwort folgende Einführung in die amerikanischen Wild-West-Mythen und ihrer „Helden“ .

Um die Zusammenarbeit deutlicher heraus zu stellen, werde ich passenderweise auf die Sprechblase verweisen, vor allem, wenn es um Themen geht, die vorzugsweise der Gerhard behandelt. Im Gegenzug erfolgt in den kommenden Sprechblasen ein Hinweis auf diese Artikelserie im CGN.




Auf der Rückseite des Tarzan Heftes Nummer 8 vom Mondial Verlag erschien im April 1953 Werbung für die noch im selben Monat startende Westernreihe Pecos Bill. Rechts unten ist der Text „In der Gewalt der Mumien-Menschen“ zu erkennen. Das hat nichts mit Pecos Bill zu tun, sondern ist der Titel des nächsten Tarzan-Heftes.

Schon mal vorweg möchte ich mich hier bei meinem Freund Peter Pohl aus Wien bedanken. Er hat eine umfangreiche Pecos Bill Sammlung und vor allem die italienischen Originalhefte. Großzügig überließ er mir Abbildungsmaterialien, übersetzte aus dem italienischen und war stets mit Rat und Tat behilflich.

Und noch ein Hinweis: In die folgenden Texte habe ich Anmerkungen eingefügt, die aber leider erst am Ende erklärt werden. D. H. für den Abschnitt der „Legenden“ (ungefähr fünf Fortsetzungen) erfolgen die Erläuterungen komplett an deren Schluss; für den Comic-Teil werde ich das noch ändern und sie jeweils am Ende des Beitrages bringen.

Nun viel Spaß mit Pecos Bill, dessen Artikelserie am Montag beginnt!
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Alt 16.04.2012, 10:44   #2  
Detlef Lorenz
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P E C O S B I LL der Held von Texas


Die Legende:

Der amerikanische Wilde Westen ist ohne seine „Helden“ und „Schurken“ unvorstellbar. Sie waren es, die die Geschichte des Westens geprägt haben - jedenfalls in der Historie, wie sie uns die Medien präsentieren. Es waren Menschen unterschiedlichster Prägung: zum Einen die realen Helden, die ihr durchaus abenteuerliches Leben in späteren Jahren erfolgreich vermarktet haben und folgerichtig ins Showbusiness abwanderten. William F. Cody ist hier wohl der erfolgreichste Vertreter dieser Zunft. In jungen Jahren hatte er sich als Ponyexpressreiter seine ersten Sporen verdient, später erwarb er sich als Scout für die Armee Lorbeeren. Zu seinen Spitznamen Buffalo Bill kam er aber erst durch das massenhafte Abschlachten der nordamerikanischen Bisons für die Arbeiter des transkontinentalen Eisenbahnbaues und seiner Selbstbeweihräucherung. In eigenen Wild West Shows, in Romanen und - später - in Filmen wurde er noch zu Lebzeiten glorifiziert. Die Comics setzen diesen Trend bis in die Neuzeit ungebrochen fort.




Die Illustrierte Filmbühne Nr. 892 zeigt den Streifen „Buffalo Bill Der Weisse Indianer“ („Buffalo Bill“, von 1944). Die Hauptrollen spielen immerhin so bekannte Darsteller, wie Joel McCrea (Buffalo Bill), Maureen O`Hara als seine Frau, Linda Darnell als Indianerin Schimmerndes Sternenlicht, Anthony Quinn als Häuptling Gelbe Hand und Thomas Mitchell als Net Buntline, als der Reporter, der Buffalo Bill in Romanen berühmt gemacht hat. In diesem Streifen wird er als:“ … der sympathischste Held Amerikas …“ glorifiziert!
Es bedurfte dann des satirischen Streifens „Buffalo Bill und die Indianer“ („Buffalo Bill and the Indians“, von 1976), um am Lack des „sympathischsten Helden“ zu kratzen und ihn als „pompösen Scharlatan“ zu entlarven – so der Text im Filmprogramm Neuer Film-Kurier Nr. 182. Die Darsteller sind hier Paul Newman als Titelheld, Harvey Keitel als Neffe, Geraldine Chaplin als Annie Oakley (ihr Leben gab die Vorlage für das Musical „Annie get your gun“) und Burt Lancaster in der Rolle des Net Buntline – um nur die bekanntesten zu nennen.

Zu den realen Berühmtheiten des Westens gehören auch Menschen, die erstaunliches geleistet und erlebt haben, denen ihr Ruhm aber nicht zu Kopf stieg. Kit Carson ist ein prägnantes Beispiel, er ist der bodenständige „Held“ schlechthin. Als Scout, Entdecker und Soldat stand er an vorderster Stelle bei der Eroberung und Besiedlung des Westens durch die landhungrigen europäischen Einwanderer. In Amerika ist er genau so bekannt wie Buffalo Bill, seine realen Taten überstrahlen die des Büffeljägers bei weitem. Als Carson City steht sein Name nicht von ungefähr für die Benennung der Hauptstadt Nevadas. Er war nacheinander mit einer Indianerin und einer Mexikanerin verheiratet – beides nicht selbstverständlich, selbst heutzutage in den USA nicht. Dass sein Leben später für die größten Teils frei erfundenen Abenteuergeschichten im Roman, im Film, im Comic, die Titelfigur abgab, minderte seinen Ruhm keineswegs. Im Gegensatz zu Buffalo Bill war er wohl nicht aktiv an seiner Legendenbildung beteiligt.




Das Titelbild zeigt das Heft Texas Nr. 19 vom Alphons Semrau Verlag, in dem die Abenteuer von Kit Carson und Buck Rodgers erschienen. Die Comic-Abbildung ist aus dem Heft Nr. 20 „Wettlauf mit dem Tod“ und zeigt eine äußerst dynamische Szene, sogar mit Signum des Zeichners.


Natürlich gehören auch Vertreter der indianischen Urbevölkerung in den Reigen der Helden und Schurken. Sie genossen zu ihren Lebzeiten noch eine eher negative Berühmtheit, wurde von ihnen damals doch meistens nur im Zusammenhang mit Massakern an Farmern und siegreichen, blutigen Gefechten gegen die US-Kavallerie berichtet. Erst Mitte bis Ende des zwanzigsten Jahrhundert setzte eine differenziertere Betrachtung der Indianer ein: Namen wie Metacomet, Tatanka Yotanka (Sitting Bull), Hinmaton-yalatkit (Chief Joseph) oder Geronimo bekamen als Freiheitskämpfer, „edle Wilde“, aber einfach auch nur als Menschen, die für ihre Lebensrechte eintraten, eine ausgewogenere Presse.




In der fabelhaften Roman-Serie des Pabel-Verlages „Die Rothaut“ widerfährt den Indianern in ihrem Überlebenskampf gegen die weißen Eindringlinge endlich einmal Gerechtigkeit. Egal ob Metacomet um 1680 in Neu-England, oder zweihundert Jahre später Geronimo im Südwesten, hier wurden die amerikanischen Ureinwohner in ihrer tatsächlichen Rolle als tragische Verlierer der Geschichte dargestellt.


Daneben gibt es auch die sanften Helden, die nicht ständig mit der Flinte in der Hand herumliefen und Mensch und Tier abknallten; einer der bedeutendsten ist John Chapman, berühmt geworden unter dem Namen Johnny Appleseed. Als einer der wenigen Menschen schien er mit Weißen und Roten gleich gut ausgekommen zu sein und er erwarb sich Respekt und Zuneigung auf beiden Seiten. Sein Nickname war Programm, Johnny Appleseed wanderte sein Leben lang durch den Westen, stets die Taschen voller Apfelkerne. Wo er sich eine Weile niederließ, pflanzte er die Samen ein und sorgte so für die rasche und massenhafte Verbreitung dieser Obstbäume (1).






Walt Disney stellte Johnny Appleseed in einem Kurzfilm vor, der in Deutschland in einer „Micky Maus Parade“, das war eine Zusammenstellung mehrerer Kurzfilme zu einer Spielfilmlänge, lief (Illustrierte Film-Bühne Nr. 6506).
Im „Bildermärchen“ Nr. 28 vom BSV-Verlag gab es eine - ebenfalls - kindlich gerechte Darstellung des Lebens von John Chapman. Besonders herausgestellt wurden seine Tierliebe und sein Gerechtigkeitssinn für die Weißen und Indianer.

Fortsetzung folgt …

(Ich werde erst heute abend wieder den Computer anschalten, deshalb passiert meinerseits bis dahin hier nichts.)
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Alt 17.04.2012, 10:56   #3  
Detlef Lorenz
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Eine weitere Kategorie sind die für die Unterhaltungsindustrie komplett erfundenen Helden. Hier ragen mindestens zwei auch im deutschen Sprachraum bekannte Namen heraus: es waren der schon zur Stummfilmzeit zu Ruhm gekommene Schauspieler Tom Mix, dessen Name später auch für Westernromane und -comics vermarktet wurde (2).




In der Comicreihe Tom Mix, nach Deutschland von einem schwedischen Verlag gebracht und nach US-Vorlagen zusammengestellt, gab es die Abenteuer von Tom Mix - und dem Peitschenschwinger Lash Larue, Buffalo Bill, Falkenauge, Ritter Roland - zu lesen. Auf dem Titelbild von Nr. 13 ist im Hintergrund das Pferd des Titelhelden, Tony, zu sehen. Bemerkenswert an Tom Mix ist auch sein riesiger Hut, der heutzutage leicht antiquiert wirkt.


Clarence E. Mulford ersann bereits 1904 die Figur des Hopalong Cassidy und führte sie zu literarischem Ruhm. Auch dieser fand seinen Weg zu den Comics und zum Film, hier verbunden und wohl auf ewig gleichgesetzt mit der Person des Schauspielers William Boyd. Während die Romane einen harten, kompromisslosen Hopalong Cassidy zeigen, waren seine Abenteuer in den Filmen eher etwas für die die ganze Familie (was haben wir in den Fünfzigern Willam Boyd und George „Gabby“ Hayes [Windy] zugejubelt, wenn sie den Outlaw zu Strecke gebracht hatten).



Das deutsche Vorkriegsfilmprogramm Illustrierter Film-Kurier Nr. 3023 zeigt auf der Titelseite Willam Boyd in dem Streifen „In der Maske des Bruders“ („Silver on the Sage“, von 1939). In der schönen Bildmontage der dritten Seite sind die Hautprotagonisten zusammen zu sehen: außer dem weißen Pferd Cassidys, Topper, sind unten noch George „Gabby“ Hayes und, rechts, Russell Hayden in der Rolle des Lucky Jenkins zu sehen, der in den Romanen einen wichtigen Part innehat.




„Hopalong Cassidy und der junge Wolf“ („Hopalong Cassidy Returns“), aus der Heyne-Cassidy Taschenbuch-Reihe, meint nicht Hopalong mit „jungem Wolf“, sondern Lucky Jenkins, der hier die tragende Rolle spielt.




Die Comicgeschichten sind auf Deutsch im größeren Umfang in den Phantom-Heften des Aller Verlages nachzulesen. Wunderschön nostalgisch gezeichnet, mit tollen Farben, aber leider durch ihren Umfang von nur ca. zehn Seiten inhaltlich kurz und bündig.




Ähnliches kann auch für die Hopalong Cassidy-Hefte innerhalb der BSV-Reihe Sheriff Klassiker gesagt werden, kurze knappe Abenteuer, farblich aber nicht so brillant wie vorstehende Reihe.



In der Reihe Kasperle vom Zauberkreis Verlag gibt es in den Heften 1 – 9 eine Komplette Daily-Story über Hopalong Cassidy von Dan Spiegel, nicht so „bunt“ wie in den vorgenannten Serien, aber mehr der Romanvorlage ähnelnd.


Dann sind da noch die mythischen Helden und ihre Geschichten, so etwas wie die Nibelungen des Wilden Westens. Zwei ihrer prominentesten Vertreter sind Paul Bunjan (3) und Pecos Bill. Sie sind wohl die bekanntesten ihrer Art und man dichtete ihnen sogar eine persönliche Freundschaft an. Paul Bunjan ist der Widerpart zu Johnny Appleseet … während der eine Bäume pflanzte, rodete der riesige Holzfäller ganze Landstriche ratzekahl. In Paul Bunjan kulminierte der „Ruhm“ der Lumberjacks im 19. Jahrhundert riesige Gebiete der USA für die Urbarmachung entwaldet zu haben. Dass sie damit übertrieben hatten, zeigten die gewaltigen und notwendigen Aufforstungsaktionen in den zwanziger und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts um der Bodenerosion entgegen zu wirken.




Der Titel des Heftes aus der BSV-Reihe „Bilder Märchen“ zeigt den riesigen Paul Bunjan – warum so riesig? Wahrscheinlich konnten die Menschen es sich nicht anders erklären, wie es möglich war, in derart kurzer Zeit so viele Wälder gerodet zu haben.

Das Comicbild zeigt ein Beispiel aus diesen unglaublichen Abholzungsorgien: Paul Bunjan überlegt nur kurz, stellt sich eine Mannschaft zusammen … und wenige Wochen später war Nord Dakota Wald frei. Immerhin ist dieser US-Bundesstaat noch halb so groß wie Deutschland (357 020 qkm)!

Fortsetzung folgt … endlich mit dem Hauptthema
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Alt 17.04.2012, 11:32   #4  
Armin Kranz
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Sehr guter Artikelreihe. Macht einfach Spaß zu lesen und noch das ein oder andere Zu erfahren.

@ Detlev
heißt es "Oberholzfäller" oder "Überholzfäller", habe da leichte Leseprobleme.

_______________________
Grüße aus der Bibliothek

Geändert von Armin Kranz (17.04.2012 um 13:41 Uhr)
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Alt 17.04.2012, 12:23   #5  
Schlimme
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Der Wikipedia-Artikel über den sagenhaften Holzfäller:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Bunyan
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Alt 17.04.2012, 14:37   #6  
Detlef Lorenz
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Zitat:
Zitat von Armin Kranz Beitrag anzeigen
@ Detlev
heißt es "Oberholzfäller" oder "Überholzfäller", habe da leichte Leseprobleme.
Da steht "Oberholzfäller" - obwohl "Überholzfäller" nicht so verkehrt ist, wenn man die Mengen an Holz in Betracht zieht, die bei diesen Abholzungsaktionen "über" waren!
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Alt 18.04.2012, 23:35   #7  
Detlef Lorenz
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Natürlich stehen die vorgenannten Beispiele nur stellvertretend für einen viel größeren Kreis von zum Teil sagenhaften Persönlichkeiten und es sollte auch nur als Einstimmung für die Geschichte um den „größten Helden des Westens“, Pecos Bill, dienen:

Die ersten Geschichten um Pecos Bill wurden von Edward O´Reilly im Century Magazin 1916 veröffentlicht. Eine Zusammenfassung aller Erzählungen erfolgte dann 1923 in dem Buch Saga of Pecos Bill. Am bekanntesten wurde aber schließlich das Buch „Pecos Bill: The Greatest Cowboy of all Time“ von James C. Bowman von 1938.




Eine sehr schöne deutsche Ausgabe davon kam in Wien bereits 1948 beim Alexa-Verlag heraus. Links das Deckelbild, rechts eine Farbseite mit der "Planwagenszene" und der Innentitel.

Zur Versorgung der rasch angewachsenen Bevölkerung in den USA, besonders im Osten, wurden Mitte des neunzehnten Jahrhunderts immer größere Mengen an Fleisch benötigt. Die texanischen Farmer reorganisierten die vorhandene Rinderhaltung und lieferten die benötigten Mengen für die Schlachthöfe in Chicago. Dabei übernahmen sie die Erfahrungen der ortsansässigen spanisch/mexikanischen Rancheros und entwickelten sie weiter. Pecos Bill gilt dabei sinnbildlich als der Stammvater der Cowboys, des amerikanisierten Vaquero (wie der Weidereiter noch heute in den lateinamerikanischen Staaten genannt wird). Er, Pecos Bill, legte die Grundlagen für die moderne Rinderzucht in Texas, in einem Land, in dem sowieso alles als am Größten gilt.(4) U. a. entwickelte Pecos Bill die moderne Form des Lasso, mit seiner sich selbst zuziehenden Schlinge, mit dem er selbst bald eine derartige Fertigkeit erreichte, dass er einen Tornado einfangen und ihn abreiten konnte.




Dies allerdings verärgerte den Tornado, er tobte und heulte und versuchte vergebens Bill abzuschütteln, bis seine Kraft erlahmte. Dabei verwüstete der Tornado die Gegend derart, dass sie noch heute trostlos und öde ist. Die Menschen nennen sie seither Staked Plains, oder auf Spanisch Llano Estacado und die ist auch in Deutschland spätestens seit Karl May bekannt. Abbildung aus Bildermärchen Nr. 28, dort ist es die Zweitgeschichte nach Johnny Appleseed. Pecos Bill wird hier allerdings „Texas Bill“ genannt.

Dann versuchte Pecos Bill sich sogar an einer neuartigen Weideform, die einem Perpetuum mobile verdammt nahe kam. Ein runder, spitz zulaufender Berg, der knapp viertausend Meter hohe Pinnacle Pike, einem Zuckerhut ähnlich, brachte ihn auf folgendem Gedanken: „Es gibt dort unendlich viel buschiges Gras und eine Unmenge frischer Quellen. Yes, und das Klima können sie sich auch aussuchen (das Vieh). Wenn es den Rindern in der Sonne zu heiß wird, brauchen sie nur auf die andere Seite des Berges herum zu gehen und können im Schatten Ruhe finden. Ist ihnen zu kalt, werden sie mit Leichtigkeit einen sonnigen Weidegrund finden. Ist das Wetter in niedriger Höhe zu warm, kletter sie höher hinauf, wo es milder ist. Unter den vielen Arten von Wetter wird selbst der nervöseste Stier eines finden, das ihm behagt. Tobt der Sturm auf dem Nordabhang, findet das Vieh auf dem Südabhang Schutz, und kommt der Sturm zufällig von Süden, dann können wir uns darauf verlassen dass sich die Rinder vor dem tosenden Wind schon auf die richtige Stelle des Berges zurück ziehen werden.“(5) Mit Stacheldraht sollte diese gigantische Weide eingezäunt werden, womit Pecos Bill so nebenbei auch zum Erfinder der eingezäunten Viehkoppel wurde. Dieses an sich geniale Konzept scheiterte lediglich daran, dass es selbst in Texas nicht genügend Viertausender Berge gibt, um alle texanischen Rinder unter zu bringen. Am Rande sei noch vermerkt, dass Paul Bunjan den Pinnacle Peak abgeholzt hatte…

Die texanische Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss rühmt sich, in ihren Mauern das erste Rodeo veranstaltet zu haben; sie übersehen dabei natürlich, dass der eigentliche Ruhm Pecos Bill gebührt, der diese Zusammenkünfte für die Cowboys ins Leben gerufen hat. Um deren dauernden Streitigkeiten den Nerv zu ziehen („ich kann am schnellsten ein Kalb einfangen ... ich kann den wildesten Mustang zureiten... ich kann einen Prärieschoner am geschicktesten lenken...“), die meist in wüsten Schlägereien und Schießereien ausarteten, rief er ein Fest ins Leben, bei dem die Cowboys ihre Fertigkeiten im Rahmen von Wettkämpfen messen konnten. So nebenbei wurden auch Erfahrungen ausgetauscht, alte Freunde wieder getroffen, um Pferde und Frauen gestritten - und zu guter Letzt meist doch geprügelt und geschossen.




Das ist der Eingang zur Rodeo-Arena in der Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss. Einen Hinweis auf dem „Helden von Texas“ habe ich hier allerdings nicht gefunden …

Fortsetzung folgt …
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Alt 20.04.2012, 09:34   #8  
Detlef Lorenz
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Wer war nun dieser Pecos Bill, dieser Tausendsassa des amerikanischen Westens, wo kam er her und wo ging er hin? Gleich anderen Pionieren zog es die Familie “Bill“ in den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts nach Texas, von dem an der Ostküste, aber auch in Europa (6), wahre Wunderdinge erzählt wurden. Wald, Weideflächen, Wasser und Land, alles sollte im Überfluss vorhanden sein. Die einheimische indigene Urbevölkerung wurde meist nur am Rande erwähnt und dann vertrieben und vernichtet wo immer sie sich den landhungrigen Eindringlingen entgegenstellten. Die seit gut einhundert Jahren vorhandene spanisch/mexikanische Bevölkerungsgruppe hatte sich mit den Indianern einigermaßen arrangiert und stellte schon auf Grund ihrer geringen Anzahl keine Existenzbedrohend für diese dar. Die Lateinamerikaner sahen aber, genau wie die Indianer, die massenhafte Einwanderung der „Gringos“ eher skeptisch entgegen – die bald einsetzenden Unabhängigkeitsbestrebungen vom Mutterland Mexiko seitens der Neuankömmlinge gaben ihnen in ihrem Argwohn schließlich recht.




Das unglaubliche an dieser Episode um „The Alamo“* aus dem texanischen Unabhängigkeitskampf ist für mich, dass es sich wohl tatsächlich weitgehendst so abgespielt hat, wie im Film geschildert.
Im unteren Bild sehen wir den Tod des „historischen“ Davy Crockett, gespielt von John Wayne. Im Vergleich dazu ist der „Comicheld“ eine Witzfigur, wie wir später sehen werden.

Die Abbildungen sind einer Souvenir-Bildschrift entnommen, diese erschien beim „Bildschriftenverlag“!
*The Alamo: wäre bei Interesse ein eigenes Thema in LORENZ´ COMIC WELT!?

Vater, Mutter, der kleine Bill und siebzehn (!) weitere Geschwister saßen nun in ihrem Prärieschoner und holperten dem Rio Pecos entgegen. Zu diesem Zeitpunkt hieß unser zukünftiger Held natürlich noch nicht Pecos Bill, sondern bekam seinen berühmten Namen erst später ... sagt die Legende, sowie alles was hier schon über ihn geschrieben steht und was noch folgt. Bei der Überquerung des Flusses schaukelte der Wagen so stark, dass ein Kind hinten runter fiel. Es wurde aber vorerst nicht bemerkt, denn zum einen machte alles natürlich einen Riesenkrach: das Plätschern des Wasser, das Rumpeln und Poltern des Wagens und natürlich auch der Lärm, den achtzehn, oder auch nur siebzehn Kinder veranstalten können. Und eben durch diese quirlige Menge der Kinderschar in der Enge des Wagens fiel eines weniger vorerst nicht auf. Erst als abends gestoppt und sich alle zum Abendessen versammelten, wurde Pecos Bill vermisst. Alles suchen half anschließend nichts, das Kind blieb verschollen.




So sieht die Szene mit dem herausfallenden kleinen Pecos Bill bei Disney aus. Entnommen ist das Bild aus „Eine kleines Disney-Buch“, erschienen im Delphin-Verlag.

Pecos Bill war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt und damit sozusagen aus dem Gröbsten heraus. Er strolchte ein wenig umher und traf dann auf einen weisen alten Coyoten, dem Anführer des örtlichen Rudels. Beide „beschnupperten“ sich, fanden sich sympathisch und Klein Bill lebte von nun an für mehr als zehn Jahre als „Adoptiv - Coyote“ auf der texanischen Prärie. Das Rudel nannte ihn Cropear (7), nach seinen struppigen roten Haaren. Pecos Bill lernte nun wie ein Coyote zu leben und zu heulen, bald kannte er alle Tricks und Schliche dieser intelligenten Hundeart. Er verstand es rasch, sich nicht nur mit den Coyoten zu verständigen, sondern alle Tiersprachen der Prärie wurden ihm eigen. Das kommt einem natürlich aus den Dschungelbüchern Rudjard Kiplings vertraut vor, die ein paar Jahre vor der Veröffentlichung der ersten Pecos Bill Story erschienen waren; aber bitte, wer war der Erste, denn schon zweitausendsiebenhundert Jahre vorher hatte eine Wolfsmamma zwei Kinder großgezogen: im Kapitolinischen Museum in Rom ist die antike Plastik zu bewundern, die eine Wölfin zeigt, an deren Zitzen Romulus und Remus saugen.




Hier sehen wir zwei unterschiedliche Darstellungen derselben Situation im Leben des Pecos Bill bei den Wölfen. Oben die Disney-Version, unten die der Mondial-Comicreihe.

Das ging so über zehn Jahre. Während Bill mit den Coyoten über die Prärie fegte, wurde Texas besiedelt, die ersten Longhorn-Rinder eingeführt und versucht eine ökonomisch sinnvolle Massentierhaltung zu etablieren. Da entdeckte Bill mitten im wogenden Gräsermeer einen Reiter. Zuerst war er skeptisch über dieses seltsame Wesen, das sich zudem noch als zwei entpuppte, als der Reiter von seinem Pferd stieg. Vorsichtig stellte der Reiter zu Pecos Bill Kontakt her. Bill verstand ihn zu seinem eigenen Erstaunen (das, was er die ersten vier Jahre erlernt hatte, kam plötzlich wieder an die Oberfläche). Natürlich war sein Wortschatz des einen Vierjährigen, aber so nach und nach lernte er bei ihren folgenden häufigeren Treffen sich mit dem merkwürdigen Wesen richtig zu unterhalten. Ein großer Schock für ihn war die Feststellung, dass er selbst gar kein Coyote war, sondern ein Mensch, wie sein Gegenüber. Ihr beider Spiegelbild auf einer Wasseroberfläche überzeugte ihn, so wie Tarzan auf die Wasseroberfläche eines Teiches sein Anderssein gegenüber seinen „Affenbrüdern“ schmerzlich erkennen musste. Als nächstes stellte sich heraus, dass es sich nicht um irgendeinen Cowboy handelte, sondern das sich zufällig zwei Brüder in den Weiten der Prärie getroffen hatten. Ihre Eltern hatten sich damals in der Nähe niedergelassen, wobei „in der Nähe“ auf texanisch natürlich „Meilen um Meilen entfernt“ bedeuten kann, weshalb dieses Zusammentreffen auch erst jetzt stattfinden konnte. Nach einigen Wochen war Pecos Bill bereit, seinem Bruder zu folgen und unter seinesgleichen zu leben. Seine Adoptivfamilie vergaß er allerdings nie, besuchte sie so oft wie möglich und versuchte auch, die Coyoten vor den Nachstellungen der Menschen zu schützen.




In dieser Illustration aus dem „Alexa-Buch“ werden Pecos Bill die Haare geschnitten, nachdem er zu den Menschen zurückgekehrt ist.

Fortsetzung folgt …

Geändert von Lothar (20.04.2012 um 15:49 Uhr)
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Alt 20.04.2012, 10:09   #9  
Xury
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Der "Pecos Bill"-Disneyfilm wurde beim ersten Kinobesuch meines Lebens ("Das Dschungelbuch") als Vorfilm gezeigt. Unvergesslich für mich die Szene des Tornadofangs, bei dem Bill sich freihändig - nur mit der Zunge, die sich wie ein Teppich einrollt - eine Zigarette rollt (deshalb wird der Film heute wohl nicht mehr gezeigt).

An den Hintergründen vom Alamo bin ich selbstverfraglich sehr interessiert.
Xury ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2012, 09:26   #10  
Detlef Lorenz
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Nach einer Eingewöhnungszeit, in der es natürlich auch Streitigkeiten gab, wurde Pecos Bill zum Vormann der Cowboys. Seine Stärke, die Ausdauer, seine Intelligenz, sein Gerechtigkeitssinn, sein Ideenreichtum, all das akzeptierten die Männer und kürten ihn zum „Größten Cowboy Aller Zeiten“. Pecos Bill wurde ihr Mentor, und wie schon weiter oben geschildert, verbesserte er nicht nur die Rinderzucht als solche, auch das Cowboyleben wurde durch seine Innovationen umgekrempelt und effektiver.

Obwohl er schneller und ausdauernder als ein Pferd laufen konnte, benötigte er trotzdem eines, allein schon, um sich mit den Cowboys in der Prärie auf „Augenhöhe“ unterhalten zu können. Es gab da ein Pferd, das noch nie jemand zu zähmen imstande gewesen war, allein sein Name wirkte furchterregend: Widow Maker, also Witwenmacher. Nun, wie man sich denken kann, Pecos Bill und Widow Maker wurden bald die besten Freunde und arbeiteten fortan trefflich zusammen.






Die Namen des Pferdes - von links nach rechts: Pegasus, Jimmy, Sturm - sind genauso legendär, wie seine Fähigkeiten. Nicht nur, dass es hoch bis zum Mond springen und so schnell über Wasser reiten konnte, dass es nicht unterging, hatte es, wie so viele Pferde in der Unterhaltungsindustrie, fast menschliche Intelligenz.

Zu einem richtigen Cowboy gehört eine zünftige Frau und auch hier kam für Pecos Bill nur die Außergewöhnlichste in Frage. Slue-Foot Sue (8) fegte eines Tages wie ein Wirbelwind in Pecos Bills Leben; sie tanzte und sang der Cowboymannschaft freche Lieder vor, dass ihre Mutter errötete und ihr Vater sie tadelte. Sie forderte Bill auf, ihr das Reiten der wildesten Broncos zu lehren und erwarb durch ihr keckes Verhalten sein Herz. Ihr größter Wunsch wurde es Widow Maker zu reiten, kaum dass sie ihn gesehen hatte. Pecos Bill wollte natürlich nicht, dass sein Pferd den Zweitnamen Widower Maker erhielt und er gestattete es nicht. Am Tag ihrer geplanten Hochzeit erschien Sue nicht in ihrer Cowboykluft sondern als Braut in einem Atlaskleid mit weitem Reif, der von einer stählernen Sprungfeder gehalten wurde. Selbstbewusst und eigensinnig wie sie war, hatte sie es sich natürlich in den Kopf gesetzt Widow Maker trotz des Verbotes zu reiten und das noch vor ihrer Trauung. Bevor die Hochzeitsgesellschaft nun richtig begriff was geschah, schwang Sue sich auf das Pferd und ... wurde vom ihm hoch in die Luft geschleudert. So hoch, dass sie dem Mond (9) ausweichen musste. Als sie zurück auf die Erde stürzte gab ihr die Sprungfeder des Kleides einen erneuten Schwung und das Ganze wiederholte sich mehrere Tage lang. Nachdem die Kraft der Feder langsam abnahm, schaffte es Pecos Bill sie mit seinem Lasso einzufangen, die Hochzeit wurde daraufhin erst einmal verschoben, Sue bat darum.







In der Fassung von James C. Bowman wird Slue-Foot Sue von der Sprungfeder ihres Hochzeitkleides bis zum Mond geschleudert, während in der italienischen Comicfassung (hier aus dem Mondial Heft Nr. 2) Meg Leichtfuß - d. i. Slue-Foot Sue – von „Sturm“ auf den Mond getragen wird und dort noch immer sitzt und wartet …

Der Legende zufolge verschwand Pecos Bill eines Tages spurlos aus dem Gesichtskreis seiner texanischen Freunde und Familie, angeblich weil er nach einer Rauferei in Kansas City von der Polizei gesucht wurde, aber tatsächlich weil die Zivilisation im gesamten Westen Einzug gehalten hatte. Er und Widow Maker fühlten sich eingeengt zwischen den wachsenden Städten und den eingezäunten Weiden (die doch seine Erfindung waren!). Pecos Bill, Widow Maker und Slue-Foot Sue lebten hinfort in einem geheimen Hidden Valley und haben sich ihre eigene Cowboymannschaft großgezogen ... obwohl es Gerüchte gibt, dass der Held von Texas sich zu den unsterblichen Himmelsreitern gesellt hat – (10)

In den Geschichten von Pecos Bill zeigt sich beispielhaft die rasante Entwicklung der Viehwirtschaft im Westen, hier speziell in Texas. Von einer lokal begrenzten und auf die unmittelbare Umgebung bezogenen Rinderhaltung ging es in wenigen Jahren über zu einer die ganze Nation mit Fleisch versorgenden Landwirtschaft. Innovationen auf dem Lande ermöglichten im Zusammenhang mit dem raschen Ausbau des Eisenbahnnetzes die Ernährung vor allem der Städte im Osten. Pecos Bill steht symbolisch für Entwicklungen, Erfindungen und Pioniergeist der Menschen im Wilden Westen und das mit Humor und schier unerschöpflicher Tatkraft.


(1)Eine sehr prosaische Lebensbeschreibung ist in Bildermärchen Nr. 28 dargestellt. In diesem Heft befindet sich zusätzlich die Zweitstory Texas Bill und das ist niemand anderes als Pecos Bill.

(2)Mit 15.000,- € im aktuellen Comic Preiskatalog (2012) ist Tom Mix Heft 8 / 1954 neben der Micky Maus Nr. 1/1951 das teuerste deutsche Comicheft. Es aber aus der Hitliste der Einhundert teuersten Hefte ganz herausgenommen worden, da es nie öffentlich im Handel verkauft wurde.

(3)Nachzulesen in Bildermärchen Nr. 61

(4)Vergleiche dazu Carl Barks: Dagobert Duck, The Fabulos Tycoon (Das gibt es nur in Texas), US 23/4, MM 37/1959

(5)Zitiert aus Pecos Bill Der Grösste Cowboy Aller Zeiten, von James Cloyd Bowman, Alexa-Verlag Wien, 1948.

(6)Texas war im neunzehnten Jahrhundert eines der bevorzugten Auswandererziele für deutschstämmige Emigranten. Viele Städtenamen weisen noch heute darauf hin.

(7)Im Buch des Alexia Verlages wird dies mit Krummohr übersetzt, es dürfte sich aber tatsächlich um die Bezeichnung für einen Bürstenhaarschnitt, eine sogenannte Meckifrisur handeln. Der damalige Übersetzer A. L. Jansen war mit seinem Krummohr wohl selbst nicht so ganz glücklich, denn meist wurde Pecos Bill später im Text weiterhin Cropear genannt.

(8)Slue bedeutet schwenken/drehen und Slue –Foot ist wohl ein leichtfüßiger Wirblewind - so in etwa jedenfalls.

(9)In der Comicserie landet sie auf dem Mond und Pecos Bill wartet noch immer sehnsüchtig auf sie … und vergnügt sich derweilen mit Klein Mary –





(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.

In den Großband-Heften des BSV-Verlages, hier die Nummer 6, aus dem der Bildausschnitt stammt, heißt „Sue“ mal wieder Sue (wie bei den Italienern) und es ist aber nicht Slue-Foot Sue, sondern Klein Mary, die natürlich nicht „Klein“ mit Vornamen heißt, sondern komplett Mary Morgan.


Fortsetzung folgt … mit der Pecos Bill-Comic Serie des Mondial-, bzw. des Mondadori Verlages.
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Alt 23.04.2012, 18:29   #11  
Hinnerk
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.


Bei den Griechen liegst du vielleicht falsch, könnten auch die Germanen sein: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd


Wodans wilde Jagd von F.W.Heine

Geändert von Hinnerk (23.04.2012 um 18:38 Uhr)
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Alt 23.04.2012, 23:33   #12  
Detlef Lorenz
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Die gute Frau Holle - wer hätte das gedacht

Ich hatte spontan an griechische Typen gedacht, die z. B. aus Strafe Felsbrocken einen Berg hinauf rollen müssen und kurz vor dem Gipfel rollt das Ding wieder runter und die Prozedur wiederholt sich tagtäglich aus Neue: Sisyphos hieß der Arme.

Aber das von Hinnerk hier vorgestellte Beispiel ist natürlich viel dichter an den Ghostriders, ich würde sogar sagen: sie sind es - wieder was gelernt

Gut gemacht, Hinnerk
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Alt 24.04.2012, 10:25   #13  
Xury
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Zitat von Hinnerk Beitrag anzeigen
(...) Wodans wilde Jagd (...)
Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz?
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Alt 24.04.2012, 11:06   #14  
Detlef Lorenz
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Es gab mal "Lützows wilde verwegene Jagd" - aber die war wohl in einer Donald-Geschichte, als T, T & T mit Holzpferden durch das Haus tobten und Donald nervten
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Alt 24.04.2012, 18:54   #15  
Pilgrim
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Ich hab`s ja nicht so mit Western, abgesehen von einem bißchen BSV Pflichtmaterial wie Tex Willer, Sheriff Klassiker, Pecos Bill etc. aber dieses Thema hier ist hochinteressant und mit den diversen Bildern perfekt in Szene gesetzt. Respekt, ich habe mich bestens unterhalten und gebildet
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Alt 24.04.2012, 19:55   #16  
perry
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Ich sehe das genauso wie Pilgrim. Durch die Sheriff Klassiker bin ich zum Western-Fan mutiert. Der Sprung von den Superhelden auf das Western Thema tut mal richtig gut. (was nicht bedeutet das ich Spidey und Co. vergessen werde!)
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Alt 24.04.2012, 21:32   #17  
guenkos
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Zitat:
Zitat von Xury Beitrag anzeigen
Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz?
Da verwechselst Du vielleicht etwas.
Ich habe eine Szene vom Anfang seiner Laufbahn in Erinnerung, als er als Knappe auf der Suche nach Gawain in die Fänge einer verführerischen Hexe geriet.
Die gaukelte ihm Visionen vor von den Göttern, die auf der Regenbogenbrücke nach Walhalla reiten.
Kann auch sein, dass ich jetzt die Gauklerin verwechsle und dass es ein heidnischer Priester war. Meine Eisenherz-Literatur ist leider mehr als lückenhaft. Noch lückenhafter als mein Gedächtnis.
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Alt 24.04.2012, 21:53   #18  
zwergpinguin
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Das war die Hexe Horrit (und keineswegs verführerisch ) und es war ein Schlachtengetümmel und kein Ritt über den Regebogen.

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Alt 24.04.2012, 22:37   #19  
Detlef Lorenz
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Ich glaube, guenkos bringt hier zwei Szenen durcheinander, bzw. vermischt sie in seiner Erinnerung:

Die schöne und verführerische Fee (oder Hexe) war Morgana, die (Halb-) Schwester von König Artus, die Gawain in den Seiten 56 - 63 entführt hatte, also sehr früh in der Eisenherz Saga.

Die zweite Szene, die mit dem Regenbogen und Walhalla, fand dann hunderte von Seiten später statt: Seite 828 zeigt Eisenherz bei einen Druiden, der dem Prinzen dieses Phantasiegebilde vorgaukelt.
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Alt 24.04.2012, 22:46   #20  
zwergpinguin
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Da hast du recht.
Hatte mich zusehr darauf
Zitat:
Ich habe eine Szene vom Anfang seiner Laufbahn in Erinnerung
bezogen.

So stimmt es auch mit der Hexe und dem heidnischen Priester.

zwergpinguin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2012, 06:54   #21  
guenkos
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Ich glaube, guenkos bringt hier zwei Szenen durcheinander, bzw. vermischt sie in seiner Erinnerung:

Die schöne und verführerische Fee (oder Hexe) war Morgana, die (Halb-) Schwester von König Artus, die Gawain in den Seiten 56 - 63 entführt hatte, also sehr früh in der Eisenherz Saga.

Die zweite Szene, die mit dem Regenbogen und Walhalla, fand dann hunderte von Seiten später statt: Seite 828 zeigt Eisenherz bei einen Druiden, der dem Prinzen dieses Phantasiegebilde vorgaukelt.
Vollkommen richtig! Jetzt, wo Du es sagst ...

Aber Morgana gaukelte ihm doch auch etwas vor, ich erinnere mich da an Bilder von Monstern, oder waren die echt?
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Alt 25.04.2012, 08:20   #22  
Xury
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Jau, ist richtig.
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Alt 25.04.2012, 09:11   #23  
Detlef Lorenz
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Zitat:
Zitat von guenkos Beitrag anzeigen
Aber Morgana gaukelte ihm doch auch etwas vor, ich erinnere mich da an Bilder von Monstern, oder waren die echt?
Auch das waren Traumgebilde, hervorgerufen durch Halluzinogene, die Morgana in den Wein des Prinzen gemischt hatte

Geändert von Detlef Lorenz (25.04.2012 um 16:50 Uhr)
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Alt 25.04.2012, 11:34   #24  
guenkos
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Ah ja ... so viel also zu Prince Pecos ...
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Alt 25.04.2012, 22:12   #25  
Detlef Lorenz
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Spätestens Anfang nächster Woche (Montag/Dienstag) geht es wieder mit "Prinz Pecos von Texas" weiter
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