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Alt 17.04.2018, 19:42   #1  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
(...) weil ich grade die Otto Binder-Biografie von Bill Schelly lese.
Ist hier etwas off topic, aber ich kann nur ein für die Otto-Binder-Biographie vergeben. Ich kannte Captain Marvel eigentlich nur aus dem Williams-Shazam-Heft (damals am Wühltisch für 30 Pfennige abgegriffen), und das fand ich als Kind sowas von bescheuert. Das Buch von Bill Schelly hat mir richtig die Augen geöffnet, wie bedeutend der ursprüngliche Captain Marvel in der Comic-Historie eigentlich ist.
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Alt 17.04.2018, 22:55   #2  
Horatio
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Die Spinne 13 war mein allererster Spider-Man-Comic.

Zitat:
Zitat von Phantom Beitrag anzeigen
Ist hier etwas off topic, aber ich kann nur ein für die Otto-Binder-Biographie vergeben. Ich kannte Captain Marvel eigentlich nur aus dem Williams-Shazam-Heft (damals am Wühltisch für 30 Pfennige abgegriffen), und das fand ich als Kind sowas von bescheuert. Das Buch von Bill Schelly hat mir richtig die Augen geöffnet, wie bedeutend der ursprüngliche Captain Marvel in der Comic-Historie eigentlich ist.
Stimmt!

Das Williams-Shazam-Heft hatte ich auch seinerzeit erstanden.

Ich hatte zudem 1977 in einem Frankreich-Urlaub auch ein französisches Shazam-Taschenbuch gekauft (Nr. 13, Collection Flash). Dank Schellys Buch kenne ich nun die Entstehungsgeschichte des dort auftauchenden "Mr. Mind".

Das Comiclettering in diesem Taschenbuch ist bemerkenswerterweise in der gleichen Schrift wie im deutschen Williams-Shazam-Heft und in den ersten Williams-Marvels.
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Alt 18.04.2018, 22:11   #3  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 15

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 13
2) Tales to Astonish # 86

Story-Titel:
1) Die Missetaten von Mysterio!
2) Der Zorn des Kriegsfürsten Krang

Original-Storytitel:
1) The Menace of Mysterio!
2) The Wrath of Warlord Krang

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Jerry Grandenetti / Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Jetzt meldet sich Remo (Reinhard Mordek) wieder zu Wort. Anlaß seines recht wirren Editorials ist, daß aufgrund der Reduzierung von 36 auf 32 Seiten etliche redaktionelle Seiten bei den Marvels weggefallen sind. Remo erklärt das wolkig mit technischen Gründen – ab der zehnten Produktion sollen sie aber alle wieder erscheinen. Irgendwie geht es aber auch darum, daß er mehrmals neue Serien angekündigt hatte. Das mußte, wie er sagt, auch wegen der technischen Probleme verschoben werden, obwohl die Fans bergeweise Briefe geschrieben hätten. Zum Trost gab’s nun ein neues Preisausschreiben – na super. Ganz zum Schluß rückt er damit heraus, daß der Verlag über seine Kunden gern etwas mehr erfahren möchte: Alter, Bildung, Beruf des Vaters, finanzielle Verhältnisse, Anzeigenaffinität. Damit kommen wir doch gleich einen großen Schritt weiter…

Mysterio ist eine Figur, die nach dem ersten Eindruck besser ins Umfeld von Dr. Strange als in die Nachbarschaft der Spinne zu passen scheint. Schon bevor er erstmals auftritt, gibt es in dieser Story bereits Mysterien: Die Spinne scheint Einbrüche und Raubüberfälle zu begehen. Peter Parker ist verunsichert: Begeht er diese Verbrechen tatsächlich, vielleicht im Schlaf? Er will psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, schreckt aber dann doch davor zurück, weil er dem Psychiater am Ende vielleicht seine Geheimidentität enthüllen müßte. Dann stellt sich aber heraus: Mysterio war im Spinnenkostüm unterwegs.

Mysterio hütet seinerseits eine Geheimidentität. Er ist damit zwar nicht der erste in der Serie (vorher gab es das Chamäleon, Dr. Doom, Electro und auch den Boß), aber der erste, der das thematisiert. Angeblich will er seine Familie vor der Unterwelt schützen, tatsächlich aber wohl verschleiern, daß er über keine magischen Kräfte verfügt, sondern vielmehr eine Art FX-Spezialist ist. Das stellt sich aber erst nach den schon traditionellen zwei Begegnungen mit der Spinne heraus. Zuerst entkommt die Spinne nur knapp den unheimlichen Waffen Mysterios (wieder eine gefühlte Niederlage), dann geht sie besser vorbereitet in den Kampf. Es läuft darauf hinaus, daß Mysterio zwar den Spinnensinn „abschalten“ kann, die Spinne ihm aber diese Fähigkeit nimmt und ihn darauf niederringt. Zwischendurch bringt sie ihn dazu, ihr einen Vortrag zu halten (klassischer Fehler von Superschurken), wodurch wir erfahren, daß er Kinotricks perfektionierte, um damit als Zauberer zu erscheinen. Später bleiben seine Tricks nach meiner Erinnerung undurchschaubarer.

Ansonsten erleben wir ein paar originelle Szenen aus der Alltagswelt mit. Peter macht Betty klar, daß er sich von ihr seinen Lebensstil nicht vorschreiben läßt. Sie wollte ihn dazu bringen, mit dem Fotografieren der Spinne aufzuhören. Liz Allen hat eine neue Frisur, schäkert mit Peter und erteilt Flash eine Abfuhr. Jameson versucht schon wieder, sich mit dem Gegner der Spinne zu verbünden, um sie zu erledigen (was schon einige Male schiefgegangen ist). Die Schlußszene finde ich nur mäßig witzig: Jameson tröstet sich durch Peters Fotos darüber hinweg, daß die Spinne erneut nicht den Kürzeren gezogen hat. Er will ihm großzügig „die Hälfte dessen zahlen, was die Bilder wert sind“. Aber die Spinne erscheint in seinem Büro und hängt JJJ an der Decke auf. Die Soap-Elemente bringen hier kaum etwas Neues; das haben Lee und Ditko noch nicht im Griff.

Wiederum hat die Redaktion stillschweigend bei der „Spinne“ eine Seite gekürzt und bei „Aquarius“ vier. Auf dem Cover sind der Submariner sowie sein Gegner Krang recht prominent eingefügt. Ein paar Dinge sind also noch verbesserungsfähig: Neben den empfindlichen Kürzungen und dem Umbau der Cover auch der Mangel an redaktionellen Nachrichten (wie auch von Remo angesprochen). Auch wenn es damals noch nicht üblich war, im letzten Bild das nächste Abenteuer anzukündigen, hätte ich das an der Stelle der Williams-Redaktion getan, denn es steht die Premiere des Grünen Kobold bevor.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2018, 16:36   #4  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 16

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 14
2) Tales to Astonish # 87

Story-Titel:
1) Der Grüne Kobold
2) Der Augenblick der Wahrheit!

Original-Storytitel:
1) The Green Goblin
2) Moment of Truth

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett / ungenannt: Marie Severin und die Inker John Romita, Frank Giacoia, Dick Ayers

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee




Ausgerechnet beim Debüt des Grünen Kobolds, des wohl wichtigsten Gegenspielers der Spinne, erlaubt sich die Redaktion eine Kürzung von drei Seiten. Allerdings wird wieder sinnwahrend gekürzt, weggelassen werden nur Details des Kampfs gegen den Kobold und gegen den Hulk. Das spricht nicht für eine ungemein gehaltvolle Story, ist aber dennoch ärgerlich. Dafür erleben wir diesmal die „Aquarius“-Episode in voller Länge. Ob die Redaktion immer noch darüber nachdachte, wie man 21 Seiten Haupt- und elf Seiten Zweitstory auf 32 Seiten inklusive Umschlag unterbringt? Vermutlich war tatsächlich auch diese Ausgabe schon produziert, als die Entscheidung fiel, den Heftumfang zu reduzieren. Ab der zehnten Produktion ist Besserung versprochen.

Wir sehen zu Beginn eine dunkle Gestalt, die allerlei technisches Equipment zusammenbastelt, um zum Grünen Kobold zu werden. Auch aus der wahren Identität des Bosses (Foswell) hatte Marvel ja ein großes Geheimnis gemacht, wie überhaupt das Thema in dieser Phase sehr wichtig ist – denken wir an die Gefahr, dass Peter in den beiden Octopus-Ausgaben enttarnt wird. Der Kobold holt nun zunächst die drei Vollstrecker ins Boot, und er hat einen irren Plan: Er will Hollywood dazu bringen, einen Film über die Spinne, die Vollstrecker und ihn zu drehen, wobei die Spinne nicht merken soll, dass sie es mit echten Supergangstern zu tun hat.

Die Spinne begegnet dem Kobold zufällig beim Herumschwingen, und statt einer Prügelei wird sie in das Filmprojekt eingeweiht und beißt an, weil sie die Gage gut gebrauchen kann. Natürlich bekommt Peter auch wieder einen Fotoauftrag vom Daily Bugle. Als sich die Kostümierten auf dem Set treffen, wird klar, dass die Spinne in eine Falle getappt ist. Sie flieht in eine Höhle. Der Ochse, einer der Vollstrecker, verschließt den Eingang mit einem Felsbrocken. Der Kampf geht weiter, und die Spinne zieht die Vollstrecker im Dunkeln einen nach dem anderen aus dem Verkehr. Aber jetzt mischt sich der Hulk ein, der sich just in dieser Höhle versteckt hält. Es sieht so aus, als hätte die Spinne gegen ihn keine Chance, aber in Wirklichkeit lenkt sie ihn so, dass er den Höhleneingang freisprengen kann. Das Duell mit dem Kobold wird also vertagt.

Aus der Filmgage wird freilich nichts: Der Produzent hat vom Auftauchen des Hulk erfahren und will nun lieber ihn unter Vertrag nehmen (eine satirische Volte). Peter wird mit Spesen abgespeist. Der Kreis schließt sich: Der geheimnisvolle Grüne Kobold kehrt in seinen Unterschlupf zurück und nimmt die Maske ab (aber so, dass der Leser sein Gesicht nicht erkennen kann). Er schmiedet neue Pläne gegen die Spinne. Der ganzen Geschichte fehlt es allerdings sehr an einer nachvollziehbaren Motivation. Die Vollstrecker wollen sich an der Spinne rächen, klar. Aber sie sind zu Nebenfiguren degradiert. Der Grüne Kobold ist einfach durch sein Auftreten ein neuer Gegner der Spinne. Bei ihm wird ständig signalisiert: Wir erklären euch alles später. Zwischendurch wird immerhin die Liebesgeschichte mit Betty weiterverfolgt. Liz Allen macht beim Peter-Bashing nicht mehr mit und bewundert ihn für sein Wissen und seinen Fleiß, was Flash Thompson natürlich auf die Palme bringt. Betty wittert ihrerseits sofort Gefahr von einer Nebenbuhlerin. Tante May und Jonah Jameson haben ihre üblichen Auftritte – er als Knauser, sie als besorgte Übermutter.

Aller Anfang ist schwer, könnte man sagen. Stan Lee und Steve Ditko könnte man bescheinigen, dass sie einen Riecher für das Potenzial der Figurenkonstellation Spinne – Kobold haben. Das muss aber noch fast ganz entwickelt werden. Bemerkenswert ist immerhin, dass der Grüne Kobold vom ersten Panel an seinen gültigen Look hat; es fehlen höchstens noch die Kürbisbomben. Das Cover gehört zu den wenig aussagekräftigen. Die Spinne hängt unvorteilhaft an der Decke der Tropfsteinhöhle, und der Kobold ist zu sehr an den Rand gerückt. Ganz im Hintergrund sieht man noch die Vollstrecker herumkrabbeln. Die Williams-Redaktion hat den eingeblendeten Hulk durch Aquarius ersetzt. Dieser spektakuläre Gaststar wird hier nur durch eine kleine Bemerkung auf der Splashpage unter den Credits angekündigt..

Geändert von Peter L. Opmann (23.04.2018 um 16:41 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.04.2018, 20:31   #5  
thetifcat
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Kann auch schon wieder Geschichte sein. DC hat jetzt ihre fünfundneunzig Neustarts alle zusammengepackt. So mussten gleich zwei gleichzeitige Superman zusammenschmelzen, aber die Storys der zig. Neubeginn Superman gleich auch noch gültig sein. Das ist noch schlimmer als der Doc-Spiderman. Da steigst Du nur noch unter Drogen durch oder einfach mit der rosaroten DC Brille. Bin ja mal gespannt wie sie ihre Grüne Laternen Irrsinn da auch nur ansatzmäßig sinnig hinbekommen wollen.
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Alt 16.04.2018, 20:57   #6  
Peter L. Opmann
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Na gut, deshalb befasse ich mich hier ja mit der "Spider-Man"-Serie von 1963, als die Storys vielleicht noch etwas unbeholfen, dafür aber schön übersichtlich waren.

Bis ich mir "Die Spinne" # 15 anschauen kann, wird's aber wohl ein paar Tage dauern.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2018, 01:12   #7  
Horatio
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Ich habe diesen ganzen DC-Gültigkeits- und -Ungültigkeits-Quark und diese ganzen "Weltenkrisen" nie kapiert. Das ist doch alles nur Fiktion und da sind Unstimmigkeiten ganz natürlich. Im Silver Age hat man fröhlich wild drauflos fabuliert und das hat auch den Lesern Spaß gemacht. Das alles nachträglich krampfhaft in Einklang bringen zu wollen, ist mMn total bestusst.

Ja, am Anfang ist alles immer schön übersichtlich. Auch bei der SPINNE. Und dann kommen die ganzen Crossover mit anderen Serien, mehrere parallele Spider-Man-Serien, Team-Ups etc. und irgendwann steigt man auch da nicht mehr durch. Macht auch nix.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2018, 09:44   #8  
FrankDrake
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
und irgendwann steigt man auch da nicht mehr durch. Macht auch nix.
Es scheint aber immer noch genug Käufer / Leser zu geben die dort zugreifen, bei mir hatte Peter dann ab "Stunde Null" oder wie das hieß dann verloren.

Gebraucht verkaufen lassen sich die Dinger dann auch nur für kleines Geld.

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FrankDrake ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2018, 15:24   #9  
thetifcat
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Was die breite Masse wirklich will, erleben wir doch gerade in diesen Zeiten, auf allen Sektoren. Die breite Masse bekamm damals genau das was es wollte - C ON D O R. Und der machte dann Geld mit Marvel.
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Alt 03.05.2018, 17:00   #10  
Peter L. Opmann
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Vielleicht kann man's so sehen, daß Williams damals schon in Ansätzen etwas versucht hat, was erst vor kurzem in Mode gekommen ist: Gesamtausgaben.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2018, 17:46   #11  
thetifcat
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Das passt gut Peter Und dann noch in der richtigen Form. Das hat bei Marvel niemals wieder ein Verlag versucht. Da haben Wäscher Fans es wirklich besser.
thetifcat ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.05.2018, 10:46   #12  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 20

Erscheinungstermin: 10/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 18
2) Tales to Astonish # 90

Story-Titel:
1) Das Ende der Spinne
2) ohne Titel (Und siegen wird Byrrah!)

Original-Storytitel:
1) The End of Spider-Man!
2) To be beaten by Byrrah!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



„Diese Geschichte ist wahrlich der Knüller der Marvel-Saison.“ Solche und ähnliche Sprüche liest man in praktisch jeder Ausgabe. Doch ich muß sagen: Bisher ist mir diese Episode zwar nicht besonders aufgefallen (obwohl ich sie irgendwann auch mal gelesen habe). Doch Lee und Ditko tun hier tatsächlich einiges, um gewohnte Superhelden-Klischees in Frage zu stellen. Offiziell kämpft die Spinne hier gegen den Sandmann (tauchte erstmals in „Spinne“ # 6 auf), aber eigentlich gerät Peter Parker hier von einer Schwierigkeit in die andere. Er steht so unter Druck, daß er hier kaum als Spinne auftritt; das Konzept „Superhelden mit Problemen“ wird erstmals richtig ernst genommen. Ich sehe die Ausgabe als Gegengewicht zu „Spinne“ # 8; im Kampf gegen den lernfähigen Roboter war das humoristische Potential der Serie voll ausgeschöpft worden, jetzt wird alles herausgeholt, um tragische Verstrickungen zur Geltung zu bringen.

Tante May ist schwer herzkrank. Sie ist zwar aus dem Krankenhaus zurückgekehrt, braucht aber Peters pflegerischen Beistand und teure Medikamente. Das bedeutet, daß Peter dringend Geld auftreiben muß (ein amerikanisches Problem, wo viele Menschen zu dieser Zeit nicht krankenversichert waren), und er wagt nicht mehr, als Spinne auf Verbrecherjagd zu gehen, weil Tante May außer ihm niemanden hat (das stimmt freilich eigentlich nicht; es gibt ja die fürsorgliche Anna Watson, die hier seltsamerweise Watkins heißt – aber völlig unglaubwürdig ist die Sache nicht).

Zunächst wird die Situation der vorherigen Ausgabe aufgegriffen: Die Spinne war vor dem Grünen Kobold abgehauen (in Wirklichkeit war sie ins Krankenhaus zu Tante May geeilt). Das war ein gefundenes Fressen für J. J. Jameson. Das ganze Heft hindurch weidet er sich an diesem Versagen und ist so guter Laune, daß ihn seine Angestellten kaum wiedererkennen. In der Öffentlichkeit wird breit diskutiert, was mit der Spinne los ist, aber die meisten neigen dazu, Jameson zu glauben. Inzwischen bleiben die Bemühungen der Spinne, an Geld zu kommen, erfolglos. Ein Sammelbildproduzent hat kein Interesse an einer Bilderserie, und die Industrie kauft auch nicht das besonders reißfeste Netz, weil es sich nach kurzer Zeit von selbst auflöst. Was nun? Tante Mays Arznei ist beinahe erschöpft.

Eingestreut werden die Probleme zwischen Peter und Betty Brandt. Betty ist nun soweit, daß sie mit Peter Schluß machen will (was allerdings nicht richtig erklärt wird). Als er sich mit ihr aussprechen will, geht sie nicht ans Telefon. Stattdessen beginnt sie, einen anderen Typen zu daten (der dem Leser allerdings nicht näher vorgestellt wird). Und hinzu kommen auch noch Probleme mit Flash Thompson. Er faßt den Plan, noch einmal als Spinne aufzutreten (wie schon in „Spinne“ # 7) und sich von der echten Spinne retten zu lassen, wenn einer der Supergegner auftauchen sollte. Klingt wie: Ich nehme jetzt Strichnin, und dann gehe ich zum Arzt. Aber Flash ist ein solch hirnrissiger Plan durchaus zuzutrauen.

Flash legt sich zwar nur mit drei Autoknackern an, wird aber von ihnen übel verdroschen, und Peter überläßt es zwei Polizisten, ihn zu retten. All die Probleme enden erst, als der Doktor Tante May bescheinigt, wieder gesund zu sein. Peter hatte das Spinne-Kostüm schon in den Mülleimer geworfen (ein Motiv, das später noch häufiger vorkommt); jetzt zieht er es wieder an. Er hat erkannt, daß er die Pflicht hat, seine Superkräfte zum Guten zu nutzen (siehe die allererste Episode: „Mit großer Kraft kommt große Verantwortung“), und will das nun wieder entschlossen tun. Die nächste Ausgabe wird aber nur in wolkigen Worten angekündigt.

Eine Spinne-Episode ohne großen Kampf (wenn auch nicht ohne Action). Der Sandmann tritt eher alibihaft auf und hat auch nur eine Nebenrolle. Woher er kommt und was er vorhat, spielt hier keine Rolle. Ansonsten nichts als Querelen wegen Tante Mays Krankheit, mit Betty, mit Flash, mit Jameson – hier sind das keine bloßen Versatzstücke, sondern man spürt das Bemühen, das äußerste an Tragik aus der Story herauszuholen, wenn auch nicht alles wirklich logisch aufgebaut und gut erzählt ist. Es war für die damalige Zeit sicher ein Wagnis, eine solche Geschichte zu präsentieren, die so manche Erwartungen unterläuft und düpiert.

Noch ein Blick auf die Leserbriefseite dieses Monats. Bemerkenswert fand ich schon als Kind den Brief eines 14jährigen, der sich an der sensationsheischenden Sprache der Marvels stört, was er für eine reine Marketingmasche hält. Ansonsten fünfmal Lob und einmal Kritik (wieder ein Leser, der die Hefte mit den alten HIT-Comics vergleicht).
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2018, 07:10   #13  
Marvel Boy
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Zitat:
Zitat von thetifcat Beitrag anzeigen
Was die breite Masse wirklich will, erleben wir doch gerade in diesen Zeiten, auf allen Sektoren. Die breite Masse bekamm damals genau das was es wollte - C ON D O R. Und der machte dann Geld mit Marvel.
War es das was die Masse wollte?
Oder war es einfach nur bezahlbar für die Kid's? Okay, das war Williams auch.
Und wenn du die breite masse heute fragst was sie will, so sind das wohl keine Comics, so wenig wie von denen noch an Kiosken oder in Supermärkten zu finden sind.
Liegt das vieleicht am Preis?! Und / oder Qualität?
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Alt 07.05.2018, 09:02   #14  
Peter L. Opmann
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Ich will diese Diskussion nicht abwürgen, aber mir geht's hier nicht darum, was die optimale Veröffentlichungsform von Marvel-Comics in Deutschland wäre; mir geht's auch nicht darum, ob Condor zu viel Geld verdient hat. Ich möchte die Williams-Veröffentlichungen mit etwas zeitlichem Abstand noch einmal betrachten und so distanziert wie möglich neu einschätzen.

Mich haben die Williams-Marvels als Kind und Jugendlicher sehr angesprochen. Vor allem als Kind habe ich das meiste als gegeben hingenommen; heute fallen mir natürlich Mängel sehr viel stärker auf. Ich kann vielleicht auch etwas besser einschätzen, was die Redaktion mit ihrem Konzept eigentlich bezweckte und inwiefern sie diese Ziele erreichen konnte.

Ich bin noch nicht sicher, ob Leute wie Reinhard Mordek, Kirsten Isele oder Hartmut Huff selbst in gewissem Sinn Marvel-Fans waren oder ob sie ihren Job bei einer Illustrierten oder einem Rätselmagazin genauso gemacht hätten.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2018, 10:36   #15  
FrankDrake
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen

Mich haben die Williams-Marvels als Kind und Jugendlicher sehr angesprochen.
Mich auch aber schon kurz vor Ende der Spinne bei Williams liess das Interesse an den Comics sehr stark nach (Die Bravo war dann spannender und als Lehrling waren Comics dann komplett out).

So wie mir wird es auch vielen anderen Babyboomern gegangen sein, da hat es dann für Klaus Recht halt nicht mehr gereicht.

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Alt 07.05.2018, 22:43   #16  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 21

Erscheinungstermin: 10/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 19
2) Tales to Astonish # 91

Story-Titel:
1) Die Spinne schlägt zurück
2) Vor den Toren lauert der Tod!

Original-Storytitel:
1) Spidey strikes back!
2) Outside the Gates waits Death!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Daß „Spinne“ # 20 eine aus dem Rahmen fallende Ausgabe war, wird jetzt unterstrichen, denn all die Superhelden-Bataillen, auf die Lee und Ditko verzichteten, werden nun nachgeholt. Zwei Dinge sind mir besonders aufgefallen: Die Begegnungen und Konflikte im Leben von Peter Parker laufen nun nicht mehr so klischeehaft ab wie bisher. Aber der Kampf der Spinne im Bündnis mit der menschlichen Fackel gegen Sandmann und die Vollstrecker wird nicht mal ansatzweise irgendwie hergeleitet oder begründet, sondern findet statt wie ein Fußball-Bundesliga-Spiel: Es ist angesetzt, es geht über die Bühne. Insgesamt eine recht unterhaltsame Episode, auch wenn mich Peter Parkers Privatleben mehr interessiert als seine Auseinandersetzung mit irgendwelchen Supergegnern, die gerade in der Gegend sind.

In der letzten Ausgabe war die Spinne kaum in Erscheinung getreten, war sogar vor ihren Feinden zurückgewichen, weil die kranke Tante May wichtiger war. Erwartungen an Superheldencomics waren unterlaufen worden – dabei ist offenbar auch Lee und Ditko mulmig geworden. Nun wird Action im Übermaß angekündigt, das, was die Fans womöglich vermißt haben. Die Spinne nimmt sich ein paar Bankräuber vor, die sie eben auf frischer Tat ertappt hat. Sie merken als erste, daß Jamesons Behauptung, die Spinne sei ein Feigling, nicht ganz stimmt. Hübsch: Der Zeitungsverleger schickt sich gerade an, dazu einen Vortrag zu halten, da wird ihm die Nachricht überbracht. Er verschwindet durch die Hintertür.

Die Fackel, erschöpft auf dem Heimweg ins Baxter Building, geht den Vollstreckern in die Falle. Der Sandmann ist bei ihnen und erstickt am Ende ihre Flammen. Da hören sie, daß die Spinne wieder auf Verbrecherjagd ist. Kurz darauf hat sie ihren Unterschlupf schon entdeckt und nimmt den Kampf auf, der aber nach kurzer Zeit unterbrochen wird, weil Polizisten das Versteck stürmen. Daß ihr Kumpel Fackel in der Gewalt der Vollstrecker ist, erfährt die Spinne vorerst nicht. Kurz darauf quetscht sie aber einen Unterweltler aus, der es ihr bereitwillig erzählt.

Eine Falle? Das ist letztlich für alle Beteiligten egal, denn die Spinne stöbert Sandmann und die Vollstrecker in einem alten Lagerhaus auf, stürzt sich erneut in den Kampf und befreit die Fackel. Nur weil sich beide im Spinnennetz verheddern, kann Sandmann türmen, wird aber kurz darauf von zwei Polizisten überwältigt. Wie zu Beginn die Fackel ist auch er nun zu fertig, um die Polizisten niederringen zu können. So weit, so gut. Man merkt, die Story bildet nur ein dürres Gerüst für eine Menge Kampfszenen – das war ja zu Beginn schon angekündigt worden.

Szenen aus dem Privatleben von Peter Parker sind diesmal wieder nur eingestreut, aber – wie erwähnt – nicht mehr so schematisch angelegt wie in früheren Ausgaben. Flash bekommt von Liz mal wieder einen Korb und streitet sich darauf ein wenig mit Peter herum. Der zeigt hier deutlich, daß er vor Flash keine Angst hat. Betty stellt Peter ihren Bekannten Ned Leeds vor; mit ihm will sie Peter eifersüchtig machen. Der reagiert aber erstmal ziemlich cool. Jonah hat nun wieder gewohnt schlechte Laune, staucht seine Belegschaft zusammen und wirft Peter aus der Redaktion.

Bei den letzten Ausgaben habe ich es nicht extra erwähnt, aber Williams kürzt die „Spider-Man“-Story seit einigen Ausgaben jeweils um zwei Seiten. Diesmal werden einfach die letzten beiden Seiten weggelassen, die zeigen, wie Peter Jonah Fotos vom Kampf der Spinne gegen die Vollstrecker verkauft und anschließend von einem Gangstertyp beschattet wird; ein Verbrecherboß, dessen Gesicht man nicht sehen kann, kommt auch noch ins Bild. Das ist so etwas wie ein Vorspiel zur nächsten Ausgabe und beinahe schon ein Cliffhanger. Früher hat Williams eher bei der Action gekürzt als an Stellen, wo die Geschichte vorangetrieben wird. Vielleicht hat man gezögert, das wegzulassen, was groß angekündigt wird: Action.

Wie man gesehen hat, wird hier gar nicht versucht, eine sinnvolle Handlung zu konstruieren. Abgesehen von ein paar kleinen Nebenhandlungen sehen wir, wie die Spinne und die Fackel auf Sandmann und die Vollstrecker treffen und sie besiegen – nicht mehr und nicht weniger. Aber das macht sich nicht negativ bemerkbar. Abgesehen davon, daß das reines Lesefutter ist, stört mich an der Episode wenig. Tiefergehendes, Nachdenkliches, Überraschendes sucht man freilich vergeblich.

Wiederum gibt es ein Editorial von Remo. Er klagt über den wenigen Platz, der ihm zur Verfügung steht. Tatsächlich scheint es aber so zu sein, daß ein Editorial geschrieben werden muß und er kein gescheites Thema hat. Also beschreibt er, wie bei Marvel Comics produziert werden – die besondere Arbeitsteilung zwischen Autor und Zeichner. Allgemein ist das recht laiengerecht erklärt, nur setzt er den Begriff „Redakteur“ voraus – der hat mir als Kind garantiert nichts gesagt. Wie in den „Items“ auf der US-Redaktionsseite (mit „Stan’s Soapbox“) werden kurze Nachrichten zu einzelnen Serien und Mitteilungen an die Leser ergänzt. Eine weitere Seite ist dem Thema Handlettering gewidmet; hier werden die Leser aufgefordert, einmal selbst eine Comicseite zu lettern, um zu erleben, wie viel Arbeit das ist (nachvollziehbar, da Lettering in deutschen Comics sonst völlig unüblich war). Und es gibt auch wieder eine Leserbriefseite; interessanterweise nehmen Schreiber auf andere Leserbriefe Bezug, und nach wie vor wird viel mit den HIT-Comics verglichen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2018, 12:04   #17  
jakubkurtzberg
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Marvel Gesamtausgaben in halbwegs vernünftiger Form kriegen leider nur die Franzosen hin...

Für mich wäre das (un-)vernünftigste eine Hardcover-Reihe mit je einer Seite aus der Marvel Masterworks-Softcoverserie und der dazugehörigen Hit Comics-Version gegenüber. Das Gleiche dann nochmal mit Williams und aufgefüllt mit jeweiligen Erstausgabe (Condor/Panini/Hachette, je nachdem).
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2018, 16:31   #18  
Horatio
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Hä? Nichts mehr über Aquarius?

Geändert von Horatio (18.05.2018 um 16:37 Uhr)
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Alt 18.05.2018, 19:12   #19  
Peter L. Opmann
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Hä? Nichts mehr über Aquarius?
Richtet sich die Frage an mich? Ich lese zwar die Williams-Hefte "Die Spinne" nochmal, aber ich habe bisher nie etwas über "Aquarius" geschrieben, abgesehen davon, wenn die Storys gekürzt wurden.

Habe aber festgestellt, daß es ein !Aquarius"-Fan bei Williams anfangs nicht so leicht hatte. Teils wurde viel gekürzt, teils sind sogar ganze Ausgaben ausgelassen worden. Ich habe aber auch nicht getestet, ob man der Story trotzdem noch folgen kann - vermutlich nur eingeschränkt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2018, 07:13   #20  
jakubkurtzberg
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Den Sub-Mariner liest man besser in den farbigen Hit Comics. In irgendeiner Nuff-Nummer hab ich das beschrieben. Erst als die Stories bei Williams zweigeteilt erschienen ging es. Irgendwo gab's noch ne vertauschte Seite, danach war alles in Ordnung.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2018, 07:59   #21  
Peter L. Opmann
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Ein Freund hat mir noch einen kurzen Kommentar zur Eigenanzeige mit den bsv-Comics geschickt:

Zitat:
Die Anzeige mit den alten Gold Key (bsv) -Serien hat mch damals auch interessiert, zumal ich die wenigsten davon kannte. Selbst "Blackhawk" war mir damals noch fremd. Das war das Tolle und Seltsame damals: es gab noch so viel zu entdecken.
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Alt 21.05.2018, 20:52   #22  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 25

Erscheinungstermin: 1/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 23
2) Tales to Astonish # 93

Story-Titel:
1) Der Kobold und die Gangster
2) Der Monarch und das Monster

Original-Storytitel:
1) The Goblin and the Gangsters!
2) The Monarch and the Monster!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Die Story mutet relativ kompliziert an, ist sie aber eigentlich nicht. Wieder mal wird die Idee aus „Spinne“ # 12 aufgenommen, die Spinne gegen ein Gangstersyndikat antreten zu lassen. Und erneut wird der Grüne Kobold mit der Unterwelt in Verbindung gebracht. In dieser Phase sind aber Gangster weder für die Spinne noch für den Kobold ernstzunehmende Gegner, weshalb der Grundkonflikt insgesamt in Frage steht.

In der Ditko-Ära ergeht es Gangstern übler als Indianern, die in durchschnittlichen Western reihenweise niedergemäht werden. Man kann in beiden Fällen lediglich annehmen, daß es das ist, was das Publikum sehen wollte. Der Grüne Kobold will nun sogar eine solche Gangsterbande übernehmen. Vermutlich will er sich einfach zur Ruhe setzen und sie mit ihren dunklen Geschäften für sich arbeiten lassen. Ansonsten ist schwer nachzuvollziehen, warum er überhaupt eine Gangsterbande braucht. In der Superheldenwelt sind solche Typen jedenfalls nutzlos.

Der Grüne Kobold, dessen Geheimnis noch nicht ergründet ist, taucht bei Lucky Lobo auf, um seine Geschäfte zu übernehmen. Mit Bomben und Blitzen setzt er dessen Leibwache außer Gefecht, zieht sich dann aber fürs Erste zurück. Er verrät uns noch, daß er alle Verbrecherorganisationen unter seine Kontrolle bringen will. Daß er Lucky Lobo in die Suppe spuckt, kommt in den Zeitungen aber zunächst positiv rüber. Es scheint, als gehöre er nun zu den Guten. Peter Parker fragt sich: Was geht da vor? Inzwischen versetzt der Kobold Luckys Bande schon wieder in Angst und Schrecken. Die Spinne kommt dazu und nimmt den Kampf auf, aber nur gegen die Bande – der Kobold hofft, daß sie sich gegenseitig fertigmachen.

Schließlich erfährt die Spinne von Lobo, daß der vom Kobold unter Druck gesetzt wurde. Also heftet sie sich an dessen Fersen und nimmt gegen ihn den Kampf auf. Sie hat zwar leichte Vorteile, verfehlt ihn aber am Ende im Sprung und landet, da ihr Netz zuende ist, unsanft auf einem Hochhausdach. Der Kobold macht sich aus dem Staub und will das Kommando über Lobos Bande übernehmen, sobald der festgenommen worden ist. Im Radio ist zu aber hören, daß (wenig überraschend) die gesamte Organisation eingebuchtet wurde. Sein Plan ist also vorerst gescheitert.

Ein ziemlich naives Bild der Unterwelt wird da entworfen. Das mag auch daran liegen, daß die Straßen in New York 1965 noch nicht allzu unsicher waren und Gangsterbanden für die Leser noch etwas ziemlich Abstraktes waren. Die Geschichte wirkt aber auch wegen zahlreicher privater Probleme von Peter Parker verwickelt. Anfangs kann er in den Kampf zwischen Kobold und Lobo nicht eingreifen, weil er sein Kostüm gewaschen hat und es nicht rechtzeitig trocken wird. Mit Betty gibt es neue Probleme, weil sie Post von Ned Leeds aus Europa bekommen hat, aber Peter versehentlich nichts davon erzählt, obwohl der den Brief gesehen hat. Jonah Jameson stellt Frederic Foswell wieder ein, der in „Spinne“ # 12 als „Big Boss“ aufgetreten und dafür ins Kittchen gewandert war. Foswell liefert nun die Beweise, mit denen Lucky Lobo verknastet werden kann. Es bleibt aber offen, was seine Motive sind. Und ein hübsches Detail: Mitten im Kampf gegen Lobos Leute greift die Spinne zum Telefon und erzählt Tante May, sie müsse sich keine Sorgen machen. Und am Ende muß die Geschichte wieder auf die Schnelle ins Düstere gedreht werden: Peter kann diesmal zwar mit seiner Situation soweit zufrieden sein, hat aber die Vorahnung, daß ihm Gefahr droht. Nach wie vor gibt es aber keine direkte Ankündigung der nächsten Ausgabe (die den Titel tragen wird „Die Spinne spinnt!“).

Dank nur sechs Seiten „Aquarius“ gibt es wieder mehrere redaktionelle Seiten: Monats-Checkliste, Vorschau, Leserbriefseite (mit einem Brief von Gabriel Nemeth, der sich als Kenner der US-Marvels ausweist), einer Jubiläumsseite (ein Jahr Williams-Marvels) ohne besonderen Informationsgehalt und einer neuen Eigenwerbung, diesmal für das Marvel-Briefpapier, das es offenbar wirklich gegeben hat. Das Cover hatte wohl im Original einfach eine weiße Hintergrundfarbe.

Geändert von Peter L. Opmann (21.05.2018 um 20:57 Uhr)
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Alt 24.05.2018, 18:04   #23  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ansonsten ist schwer nachzuvollziehen, warum er überhaupt eine Gangsterbande braucht. In der Superheldenwelt sind solche Typen jedenfalls nutzlos.
[...]
Er verrät uns noch, daß er alle Verbrecherorganisationen unter seine Kontrolle bringen will.
Eben! Des Kobolds Plan ist, die Herrschaft über das organisierte Verbrechen zu übernehmen. Der Boss der Bosse zu werden. Der König des Verbrechens.

Übrigens, wer sich für Zahlen interessiert, hier sind die Verbrechensstatistiken für „The Naked City“, von 1965 bis 2016:
http://www.disastercenter.com/crime/nycrime.htm

Geändert von Horatio (24.05.2018 um 18:18 Uhr)
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Alt 24.05.2018, 20:32   #24  
Peter L. Opmann
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Mir ging dazu folgendes durch den Kopf:

In den 1950er Jahren hatte es in den USA eine Welle von relativ realistischen Crime-Comics gegeben - "Crime does not pay" und ähnliches, wo drastisch gezeigt wurde, was Kriminelle tun können. Und zusammen mit den Horror-Comics hatte der Comics Code vor allem diesem Genre den Garaus gemacht.

Vielleicht sieht man in "Amazing Spider-Man" eine sehr weichgespülte Verbrecherwelt mit Gangstern, die höchstens noch gefährlich aussehen, aber nie wirklich Gewalt anwenden, sondern nur verprügelt werden, weil Marvel (speziell Stan Lee) einen gewaltigen Respekt vor den Konsequenzen zu harter Crime-Comics hatte.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.05.2018, 21:18   #25  
Horatio
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Ja, vielleicht ist das ein Echo, ein später Ausläufer der Gangster-Comics der Pre-Code-Ära. Auch bei Kirby kommen ja bei den FV typische Mobster vor, wie aus den Gangsterfilmen der Dreißiger.

Organisiertes Verbrechen war seinerzeit wohl immer noch ein publikumswirksames Thema. Im US-Fernsehen lief von 1959 bis 1963 höchst erfolgreich die Serie "The Untouchables" mit Robert Stack als Eliot Ness (im deutschen TV dann auch, unter dem Titel "Chicago 1930").
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