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Alt 09.05.2023, 17:19   #226  
Servalan
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  • Patrick Süskind: Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders (Diogenes 1985, Taschenbuchausgabe bei Diogenes 1994)
  • Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders | El perfume: historia de un asesino | Le Parfum, histoire d'un meurtrier | Perfume: The Story of a Murderer (Deutschland / Spanien / Frankreich 2006, Constantin Film Produktion, VIP 4 Medienfonds, Davis-Films, Rising Star, Nouvelles Éditions de Films und Castelao Producciones), Drehbuch: Andrew Birkin, Bernd Eichinger und Tom Tykwer, Regie: Tom Tykwer, 147 min, FSK: 12, JMK: 14
Das Parfum ist mit 20 Millionen verkauften Exemplaren in 48 Sprachen ein Weltbestseller, der 1987 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde. Binnen acht Wochen erreichte er die 100.000 Exemplare, die es für den Status als Bestseller brauchte. Einer der größten Bucherfolge des deutschsprachigen Literaturmarktes zeigte sich in der Spiegel-Bestsellerliste, denn dort hielt sich der Roman 470 Wochen (neun Jahre), davon 449 Wochen ununterbrochen. Der Erfolg ist schon unbestritten.
Der Roman macht es sich leicht, sein Publikum zu verführen, denn eine auktoriale Stimme erzählt chronologisch die derb-drastische Geschichte des Jean-Baptiste Grenouille. Es gibt keine literarischen Hürden, um in die Geschichte hineinzukommen, und Süskind liebt es zu fabulieren, bleibt aber bei der Stange und schafft handlungsreich Abwechslung. Dabei nutzt unterschiedliche Genremuster für anspruchsvolle Unterhaltung. Der historische Künstlerroman verzichtet auf die übliche Küchenpsychologie, vielmehr präsentiert er sich als Reigen bitterböser Pastiches und zeichnet dabei ein unvorteilhaftes Gesellschaftspanorama mit märchenhaften Einsprengseln.
Den Roman habe ich damals gelesen, wahrscheinlich die erste Taschenbuchausgabe von Diogenes, die ich als Pageturner weggesuchtet habe. Süskind weiß schon, welche Knöpfe er drücken muß, um das Lesen zu einem Vergnügen zu machen. Ich kann ihn nur empfehlen. Süskind erzählt trotz aller Fabulierlust ökonomisch, ohne sich in Angeberprosa zu verlieren. Der verspielte Charakter beeindruckt, zumal Süskind auf Welterklärungen und Sinnvermittlung verzichtet. Grenouille lebt hier das absurde Schicksal einer genialen Inselbegabung, der jedoch an einem unerreichbaren Ziel grotesk scheitert.

Wie nicht anders zu erwarten, gelang der Verfilmung der durchschlagende Erfolg an den Kinokassen. Der europäische Blockbuster lockte mehr als 11,6 Millionen Zuschauer in die Lichtspielhäuser, allein in Deutschland waren es 5,589 Millionen Besucher. Weltweit spielte der Film 135 Millionen US-Dollar ein. Am wichtigen Startwochenende setzte er sich an den Spitzenplatz der Charts. Weitere Auszeichnungen wie der Bambi folgten.
Dennoch war die Verfilmung keine leichte Geburt. Zwar interessierten sich zahlreiche renommierte internationale Regisseure dafür, aber Patrick Süskind zögerte jahrelang. Erst 2001 veräußerte er die Filmrechte für geschätzte zehn Millionen Euro an die deutsche Filmgröße Bernd Eichinger. Die Vorproduktion zog sich weitere zweieinhalb Jahre hin. Der Produzent träumte davon, Leonardo DiCaprio oder Orlando Bloom in der Hauptrolle zu sehen, letztlich wurde es aber relativ unbekannte Brite Ben Whishaw, also ein frisches Gesicht für das breite Publikum. Dafür glänzen die Nebenrollen mit Prominenz wie Dustin Hoffman und Alan Rickman.
Bei der Ausstattung wurde erwartungsgemäß geklotzt. Die Kamera schwelgt in Farben und Texturen, so daß der Underdog Grenouille durch die Fülle an Eindrücken überwältigt wird. Whishaw verkörpert Grenouille als einfachen Menschen, der sich selbst eher hilflos ausgeliefert ist, während er sein Talent zu einem Genuß für sich selbst umzumünzen versucht.
Im Gegensatz zum Roman verknappt der Film und fokussiert auf das Motiv des Serienmörders junger Mädchen. Nebenstränge und Arabesken werden gestrafft oder gleich weggelassen. Der Film zeigt das vorbürgerliche 18. Jahrhundert als rücksichtslosen Kampf von jedem gegen jeden; der eigene Vorteil steht dabei im Vordergrund und kriminelles Verhalten gehört zum Alltag. Wer den Film zu realistisch betrachtet, wird sich an einigen Logiklöchern stören; doch die können geflissentlich übergangen werden, denn meiner Meinung nach handelt es sich um einen phantastischen Film, einen gelungenen phantastischen Film.
Einzelne Szenen wie das Bacchanal kostet die Eichinger-Version plastisch aus, wodurch die Verfilmung ihre filmischen Stärken hat und für sich allein stehen kann.
Beim ersten Sehen hat er mir sehr gut gefallen. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihn mir ein weiteres Mal zu gönnen.

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Alt 10.05.2023, 09:29   #227  
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Der Produzent träumte davon, Leonardo DiCaprio oder Orlando Bloom in der Hauptrolle zu sehen, letztlich wurde es aber relativ unbekannte Brite Ben Whishaw, also ein frisches Gesicht für das breite Publikum.
Das war das einzige, was mich bei der Verfilmung doch etwas irritiert hat. Süßkind hat seinen "Helden" ja eher als unattraktiv, bestenfalls unauffällig beschrieben. - Und nun kommt da so ein "Schönling" daher.
Aber wenn das stimmt, was Du über Eichingers Träume schreibst, hätte es ja noch "schlimmer" kommen können.
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Alt 10.05.2023, 12:53   #228  
Servalan
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Süskinds Protagonist hat ja einen sprechenden Namen: Jean-Baptiste Grenouille hieße übersetzt Johannes der Täufer Frosch, also nur die wenigsten halten wohl Frösche für schön. Aber sein Stigma ist der Umstand, daß er keinen Eigengeruch hat, weshalb er ein Außenseiter bleibt. Hinzu kommt sein exzellenter Geruchssinn, zumal er in einer geruchsintensiven Zeit lebt.
Diese beide Elemente machen seine Mentalität und seinen Charakter aus.
Außerdem ist er nicht die hellste Kerze auf der Torte, sondern eher ein Simplicissimus.

Ich glaube nicht, daß Süskind sich Grenouille als häßlich vorgestellt hat, vielleicht eher als Dutzendgesicht, das in der Masse untergeht.
Das geht aber im Film nicht. Der Protagonist sollte ja leicht erkennbar sein, ohne daß da umständlich nachgeholfen werden müßte. Insofern finde ich Whishaw als frisches Gesicht eine gute Wahl, zumal er schauspielern kann. Grenouille hat vergleichsweise wenig Text für einen Protagonisten, aber Whishaw ist kein kantiger Charakterkopf, dazu war er zu jung ...
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Alt 11.05.2023, 17:52   #229  
Servalan
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  • Robert Schneider: Schlafes Bruder. Roman (Reclam Verlag Leipzig 1992)
  • Schlafes Bruder (Deutschland 1995, Senator Film Produktion), Drehbuch: Robert Schneider, Regie: Joseph Vilsmaier, 127 min, FSK: 12
Bei Süskinds Parfum mußte ich unweigerlich an zwei andere Erfolgsromane aus dem deutschsprachigen Raum denken, weil die etwas gemein haben: Alle drei drehen sich um das Schicksal besonders begabter Männer und sind hierzulande Millionenseller geworden. Da scheint wohl beim Publikum ein Nerv getroffen worden zu sein.
Der erste und früheste der drei Bestseller ist Sten Nadolnys Die Entdeckung der Langsamkeit (Piper 1983) über den englischen Kapitän und Polarforscher John Franklin. Obwohl der kommerzielle Erfolg mit 1,8 Millionen Exemplaren in über 20 Sprachen bis 2017 vergleichsweise bescheiden daherkommt, wird er als Hochliteratur geadelt, denn Sten Nadolny gewann 1980 mit einem Kapitel aus seinem unveröffentlichten Roman das Wettlesen am Wörthersee, also den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Wegen des Themas, sprich dem Kampf gegen Kälte und Eis, ist er bis heute unverfilmt.
Dagegen ging es bei Schlafes Bruder relativ fix.
Diesen Roman habe ich mir in einer gebundenen Sonderausgabe im Schuber gegönnt, die aber relativ günstig gewesen muß, oder ich habe sie mir Second Hand besorgt, denn mein Verlangen hielt sich in Grenzen. Bei dem Thema mußte ich immer an Wilhelm Buschs Onepager über den Virtuoso denken. Der Österreicher Schneider faßt sich mit 200 Seiten relativ kurz, schildert das frühe 19. Jahrhundert in einem abgelegenen Bergtal jedoch in einer altertümlichen Kunstsprache. Einerseits war er gewissermaßen ein Nachzügler, andererseits ist der Held weder ein Entdecker noch ein Kreativer, vielmehr ist Elias nur ein Interpret, wenn auch ein genialer.
Ich fand den Roman mittelprächtig, zumal ich mich nicht gelangweilt habe. Mir kam er bloß ziemlich gekünstelt vor. Diese Distanz spiegelt sich auch in der Kritik Robert Schneider, dessen zweites Buch vom Feuilleton regelrecht genüßlich geschlachtet wurde. Schneider hat zwar noch weitere Romane veröffentlicht, allerdings bleibt die Resonanz bescheiden.

Joseph Vilsmaier fing als Kameramann an, bevor er Regisseur wurde und gewissermaßen ein Markenprodukt entwickelte. Sein Fokus liegt dabei auf Heimatfilmen vor bayrischer Kulisse oder auf deutscher Zeitgeschichte mit Prominenten wie Marlene Dietrich oder den Comedian Harmonists. Handwerklich hat er passable Qualität geliefert und sich damit einen Namen gemacht, obwohl die Kritik eher verhalten reagierte. Schlafes Bruder paßt somit in sein Beuteschema.
Vilsmaier zeigt das einsame Bauerndorf Eschberg als eine romantisierte Idylle, in der die armen Bewohner in bescheidenen Verhältnissen leben. Weitgehend läuft das in Optik eines Fernsehfilms von der Stange, lediglich Elias' großer Moment beim Orgelwettbewerb in Feldberg wird als Money Shot inszeniert. Möglicherweise liegt es daran, daß das Drehbuch auch von Schneider stammt, daß die Großproduktion an der Oberfläche bleibt und ein pittoresk fotografiertes Bergdrama zeigt, nach dem heute wohl kein Hahn mehr kräht.

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Alt 17.05.2023, 15:29   #230  
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  • Douglas Adams: The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy (Pan Books 1979) | Per Anhalter durch die Galaxis (Rogner & Bernhard 1981)
  • The Hitchhiker's Guide to the Galaxy | Per Anhalter durch die Galaxis (Großbritannien 1981, BBC Two), Drehbuch: Douglas Adams und John Lloyd, Regie: Alan J.W. Bell, 152 min in 6 Episoden, FSK: 12
  • The Hitchhiker's Guide to the Galaxy | Per Anhalter durch die Galaxis (Großbritannien 2005, Touchstone Pictures, Spyglass Entertainment, Hammer & Tongs Productions und Everyman Pictures), Drehbuch: Douglas Adams und Karey Kirkpatrick, Regie: Garth Jennings, 110 min, FSK: 6, JMK: 6
Bevor ich zum Whovian wurde, war mein erster Kontakt die britische Serie, die damals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Mir gefiel die humoristische Low Budget Science Fiction, weil sie etliche Genreklischees aufs Korn nahm und skurrile Charaktere hatte.
Abgesehen von Douglas Adams' Legende, die er um die Entstehung gesponnen hat, war das ja ursprünglich keine Literatur, sondern ein Hörspiel. Die Nähe zur klassischen Dr Who-Serie zeigt sich im verspielten Do-It-Yourself-Charme der Kulissen und Effekte, und Dr Who hat eine große Stärke im Audiobereich.
Douglas Adams hat bei allen Verfilmungen - bis zu seinem frühen Tod - mitgemischt, wobei der offensichtlich die Schwächen und Stärken von Verfilmungen gut genug kannte, um sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Ob die Serie aus den 1980ern heute noch überzeugt, das weiß ich nicht; ich kann mir vorstellen, daß ihr der Zahn der Zeit arg zugesetzt hat. Heute müßte ich wahrscheinlich einen nostalgischen Blick auf das Werk werfen, denn technisch hat sich in 40 Jahren einiges getan.

In einer Buchhandlung fand sich eines Tages eine gebundene Gesamtausgabe der Trilogie in fünf Bänden und einer Kurzgeschichte, und das zu einem derart günstigen Preis, daß ich zugreifen mußte. Denn die kultige Space Opera wollte ich eigentlich immer schon mal lesen, aber den Kauf verschob ich immer wieder, weil mir Besseres dazwischenkam. Bevor ich mich versah, hatte ich das komplette Werk in der Originalsprache, und dann hielt mich nichts mehr, Arthur Dents Abenteuer im All ratzfatz zu verschlingen. Die prachtvolle Ausgabe mit Lesebändchen empfand ich der literarischen Qualität angemessen.
Die ersten drei Romane entfachten meine Begeisterung, danach erlahmte sie etwas, da ich einen gewissen Schematismus verspürte. Dennoch war das eine Enttäuschung auf hohem Niveau, und vom Scheitern finde ich Adams meilenweit entfernt. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch.

Als der Spielfilm 2005 in die Kinos kam, gehörte ich zu den ersten Besuchern. Einerseits erwartete ich wegen der begrenzten Laufzeit weniger als in der Serie oder in den Kultbüchern, andererseits begeisterte mich Martin Freeman als Arthur Dent. Rückblickend muß ich zugeben, daß für die Verfilmung die besten Stellen aus der Vorlage herausgepickt wurden. Diese Fassung hat sicherlich dazu beirgetragen, daß 42 und Deep Thought heute Teil der poupulären Kultur und Teil des Alltags geworden sind.
Ich glaube, der könnte mich heute erneut begeistern.
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Alt 17.05.2023, 16:21   #231  
Nante
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Ich hatte in den 80ern mal zwei (unvollständige) Folgen der Serie zu sehen bekommen. Von daher war mir der "Anhalter" zumindest ein Begriff.

Nach 1990 habe ich mir dann die (damals noch) vier Bände gekauft. Band 1-3 wie bei Dir, Teil vier na, ja. Als dann später Teil fünf rauskam, war die Enttäuschung perfekt. Das ganze war ein etwas unwürdiges Ende.
- OK, abgehakt, die ersten Bände, eher ja Büchlein, nehme ich immer noch gern in die Hand, was vor allem an dem irrsinnigen Sprachwitz liegt.

Darum war ich dann bei der Verfilmung auch schon skeptisch, ob man das umsetzen könne. - Tja, und meine Erwartungen wurden noch unterboten.

Eigentlich hatte ich mit dem Film schon nach wenigen Minuten abgeschlossen, als die Diskussion von Artur mit dem Mann vom Bauamt genau vor der Pointe abgebrochen wurde. Und so ging es weiter.

Ohne Kenntnis der Bücher wäre der Fim vielleicht erträglich, aber so ziehe ich die total altmodische BBC-Serie allemal vor.
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Alt 01.06.2023, 14:56   #232  
Servalan
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  • Truman Capote: Breakfast at Tiffany’s (Random House 1958) | Frühstück bei Tiffany (Limes Verlag 1959)
  • Breakfast at Tiffany’s | Frühstück bei Tiffany (USA 1961), Drehbuch: George Axelrod, Regie: Blake Edwards, 110 min, FSK: 16 bzw. geschnittene Fassung: FSK: 12
Mittlerweile ist die öffentliche Person Truman Capote mit einen guten Handvoll Filme und Comics gewürdigt worden, denn er war wesentlich mehr als ein Enfant terrible, das die gehobene Gesellschaft provoziert und herausgefordert hat.
Das zeigt sich auch in seinem Kurzroman über das Partygirl Holly Golightly in der Upper East Side des Big Apple. Eigentlich wäre das eine klassische Novelle in ihrer ursprünglichen Definition, eine unerhörte Begebenheit, die auf wenigen Seiten erzählt wird. Die Backstory der Hauptfigur, die als Minderjährige in den Südstaaten zwangsverheiratet wurde, ist schon starker Tobak. Und ob Lulamae Barnes' Flucht in die Großstadt an der Ostküste wirklich eine Befreiung ist, läßt Capote in der Schwebe. Letztlich wandelt sie mit ihren Sugardaddys und ihren Connections zur Mafia auf einem gefährlichen Pfad. Der Kurzroman hat bezeichnenderweise ein offenes Ende. Insofern übt Capote hier deftige Gesellschaftskritik.

Roman und Film sind zwei Paar verschiedene Schuhe, die beide auf ihre Weise höchste Qualität versprechen, dennoch gibt es deutliche Unterschiede, zumal die Verfilmung deutlich harmloser daherkommt.
Dafür sorgt zum einen das Casting mit Audrey Hepburn, die die Edelprostituierte nonchalant und ziemlich erwachsen spielt. Hinzu kommt als Signature Track die Musik von Henry Mancini, die mir im Ohr geblieben ist - und das meine ich in positiver Weise. Mancini vertrat den Standpunkt, ein Soundtrack müsse keineswegs laut sein, um sich durchzusetzen; und ich bin der Meinung, daß er recht hat. Die Kirsche auf dem Ganzen ist die prächtige Ausstattung mit dem Kleinen Schwarzen, dem Schmuck und den Partys. "Moon River" ist trotz Hepburns begrenztem Stimmvolumen - oder gerade deshalb? - zum Klassiker geworden.
Wenn ich ihn heute wiedersehen würde, wüßte ich nicht, wie ich auf Mickey Rooneys Yellowfacing reagieren würde. Es kann sein, daß mir diese Darstellung eines Japaner sauer aufstoßen würde. Das wäre mein einziger Punktabzug von der Bestnote.
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Alt 04.06.2023, 18:55   #233  
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  • Heinrich Mann: Der Untertan (Kurt Wolff Verlag 1918)
  • Der Untertan (Deutsche Demokratische Republik 1951), Drehbuch: Wolfgang Staudte und Fritz Staudte, Regie: Wolfgang Staudte, 109 min, FSK: 12 (früher 16)
Heinrich Mann steht im Schatten seines Bruders Thomas Mann, der als das größere literarische Schwergewicht etabliert ist; dennoch ziehe ich persönlich Heinrich Mann ihm vor. Was literarische Tricks und Kniffe, Raffinesse und Finesse angeht, mag Thomas der bessere gewesen sein, aber er war auch der Abgehobenere und Weltfremde. Heinrich Mann bleibt er den erzählerischen Traditionen verhaftet und bleibt formell auf der sicheren Seite, sein Vorzug liegt aus meiner Sicht in seiner Bodenständigkeit und seinem Gespür, eine Mentalität in Worten auf den Punkt genau getroffen zu haben.
Der Untertan ist unbestritten ein Meisterwerk der Literatur des 20. Jahrhunderts, der einen Zeitgeist porträtiert und darüber hinaus zeitlos ist. Denn Leute, die ihr Fähnchen in den Wind hängen, jede Mode mitmachen, nach oben buckeln und nach unten treten, die gibt es heute, und in Zukunft wird es sie auch noch geben. Ich weiß nicht, ob der von Diederich Heßling verkörperte typisch deutsch ist, mir scheint er eher ein Verteter der menschlichen Spezies schlechthin.
Heinrich Mann fokussiert zwar auf eine spezifische historische Situation, Preußen unter Kaiser Wilhelm II., trifft aber einen gewissen Habitus, der sehr verbreitet ist. Ich sehe Mann in der Tradition der besten Werke von Zola. Seine satirischen Spitzen haben die Qualität des Simplizissimus.

Soweit ich weiß, gehörte die Verfilmung von Wolfgang Staudte lange Zeit zur Schullektüre; leider gehörte ich nicht zu den Glücklichen, den Prestigefilm der DEFA habe ich erst vor wenigen Tagen in der Mediathek gesehen. Nach allem, was ich über den Film wußte, war ich neugierig und hegte hohe Erwartungen. Vor Ewigkeiten hatte ich mal die Denkmalszene in einer Serie mit filmischen Kabinettstückchen gesehen, das war es dann auch schon.
Einige Wochen früher habe ich Oberst Redl in der arte-Mediathek gsehen, weil ein Geschichtsyoutuber den als den besten historischen Film anpries; in seiner Rezension meinte, der Film von István Szabó sei die k.u.k.-Version von Der Untertan. Jetzt, da ich beide Filme kenne, finde ich den Vergleich treffend, wenngleich es doch deutliche Unterschiede gibt.
Diederich Heßling ist ein Student, ein Fabrikant und ein Schwadroneur, all das hängt eine Stufe niedriger als der verhängnisvolle Spionageplot in Oberst Redl. In seiner Entstehungszeit war der Stoff dennoch brisant, umso mehr als er jenseits des Eisernen Vorhangs in der Sowjetzone entstand. Deshalb war er in der Bundesrepublik zunächst fünf Jahre lang verboten und kam erst in einer gekürzten Fassung in die Kinos. Bis 1971 dauerte dieses Verdikt, dann lief auch die vollständige Fassung in Westdeutschland.
Weil ein Erzähler raffend Heßlings Kindheit aus dem Off kommentierte, dachte ich, das ginge im restlichen Film weiter, doch ich wurde glücklicherweise enttäuscht. Zunächst hatte ich Sympathien für den kindlichen Diederich, besonders wenn er an Kotzbrocken wie den geckenhaften Studenten bei den Göppels geriet, aber die verflogen rasch, sobald sich Heßling in der schlagenden Verbindung dem Korpsgeist anpaßte und immer mehr selbst zum Arschloch wurde. In den Szenen mit seiner Familie erinnerte er mich nach dem Tod seines Vaters an eine Blaupause für Ekel Alfred Tetzlaff.

Geändert von Servalan (11.07.2023 um 13:03 Uhr)
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Alt 04.06.2023, 20:14   #234  
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Ich gehörte zu "den Glücklichen", bei denen der Roman in der Schule Pflichtlektüre war. Im Gegensatz zu einigen anderen Werken war das aber wirklich Glück!

Der Film steht für mich als fast eigenständiges Werk neben dem Buch, ähnlich wie "Der blaue Engel" neben "Professor Unrat".

Staudte konnte den Film mit dem Wissen um den Ausgang zweier Weltkriege drehen, während Mann den Roman ja noch vor dem Ausbruch von WK I beendete.

Darum fehlen im Film vor allem viele Stellen aus dem letzten Drittel, in denen die Auseinandersetzung des wilhelminischen Aufsteigers Heßling mit dem altliberale Bürgertum in Gestalt eines 48er Revolutionärs, des "alten Herrn Buck" noch viel ausführlicher geschildert wird.
Und auch das aus Sicht von H. Mann verhängnisvolle Paktieren von rechts und links gegen die liberale Mitte konnte natürlich damals in einem DEFA-Film nicht so deutlich wiedergegeben werden.

Werner Peters aber ist DER Pluspunkt des Films. So schön wie seine Filmfigur kann man den Roman-Heßling einfach nicht hassen!
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Alt 06.06.2023, 13:34   #235  
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  • Gerhard Holtz-Baumert: Wer heißt schon Alfons Zitterbacke? Die lustigen Geschichten eines Pechvogels (Der Kinderbuchverlag Berlin 1972, Franz Schneider Verlag 1974)
  • Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück (Deutschland 2019), Drehbuch: John Chambers und Anja Flade, Regie: Mark Schlichter, 88 min, FSK: 0, JMK: 0
Das Büchlein habe ich in meiner Grundschulzeit gelesen. Ich habe ein ganzes Regal mit Schneider-Büchern, und das war eben eines davon. Aus meiner naiven Sicht damals erzählte das die Geschichte eines Jungen von nebenan; ich kam nicht mal auf den Gedanken, daß ich es hier mit einem Klassiker der DDR-Kinderliteratur zu tun hatte, also daß der Stoff eigentlich drüben spielte. Aus meiner Sicht als Erwachsener wundert es mich, wie einfach und sorglos die Literatur eines SED-Funktionärs auf dem westlichen Buchmarkt präsentiert wurde. Für mich war das nämlich ein Schneider-Buch wie alle anderen.
Alfons Zitterbacke hatte schon etwas von einem jungen Slapstickhelden, was ich sympathisch fand. Ich mochte das Buch, auch weil es nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger daherkam und Spaß versprach.
Bei dem Buch der Serie muß es sich um den ersten Band der Serie aus dem Jahr 1958 handeln, doch den habe ich damals als in der Gegenwart spielend empfunden. In der DDR sind ja weitere Bände erschienen, zuletzt einer 1995, aber Schneider hat meines Wissens keine Folgebände veröffentlicht.

Der Film spielt in Halle, also in der ehemaligen DDR, und in der Gegenwart, darin geht es um Alfons Zitterbackes Traum, Astronaut zu werden, und sein Hobby Raumfahrt. Aus der Sicht von Alfons lernen wir sein Umfeld kennen: seine Eltern, seine Freunde, seine Lehrer, die Direktorin und seine Feinde. Das ist schon ordentlich gemacht; ich fand ihn handwerklich in Ordnung, obwohl er mich jetzt nicht vom Hocker gerissen hat. (Ich gehöre ja auch nicht mehr zum Zielpublikum.)
Ich nehme an, der Film soll die junge Generation für Naturwissenschaft und Technik begeistern, weshalb Checker Tobi und Alexander Gerst prominente Gastrollen bekommen haben. Alfons Zitterbacke ist kein Pilot Pirx, aber seine selbstgebastelten Modelle und Entwürfe versprühten einen gewissen Charme, der authentisch wirkte.
Mein persönlicher Höhepunkt war die Szene mit den Eltern bei der Direktorin, als Alfons von der Schule verwiesen wird. Darin gibt es eine Rückblende mit seinem Vater Paul in der Uniform der Jungen Pioniere der DDR, der mit Reißzwecken einen Fauxpas begeht und sich so als der eine Generation jüngere Alfons Zitterbacke herausstellt. Bei der konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Inzwischen gibt es eine filmische Fortsetzung, die für den Erfolg der Umsetzung spricht.

Geändert von Servalan (06.06.2023 um 13:42 Uhr)
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Alt 06.07.2023, 17:41   #236  
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  • Stefan Zweig: Schachnovelle (Pigmalión 1942)
  • Schachnovelle (Deutschland / Österreich 2021), Drehbuch: Eldar Grigorian, Regie: Philipp Stölzl, 112 min, FSK: 12, JMK: 14
Obwohl der Film sich nicht als freie Bearbeitung der Vorlage positioniert, liegen hier zwei verschiedene Geschichten in unterschiedlichen Medien vor.

Zweigs Novelle zeigt, wie zwei gegensätzliche Charaktere miteinander real konfrontiert werden: Auf der einen Seite der amtierende Schachweltmeister Mirko Czentovic, ein Idiot Savant mit einer Inselbegabung, eben dem Schachspiel, und dem durch die Gestapo traumatisierten Dr. B., einem Vermögensverwalter des österreichischen Adels und Klerus, der sich durch das Schachspiel im Hotel Metropol von seiner Gefangenschaft abgelenkt hat. Der kultivierte, intelligente und eloquente Bürger aus der Oberschicht liefert das faszinierendere Profil, obwohl er letztlich ein gebrochener Mann ist.

Die Verfilmung nimmt sich Freiheiten heraus, indem sie aus Dr. B. die eindeutige Hauptfigur Dr. Josef Bartok macht, der vor seiner Frau Anna den Aufstieg der Nazis auf die leichte Schulter nimmt. Als es nach dem Anschluß Österreichs für ihn kritisch wird, ist es für ihn zu spät. Er versucht noch, belastende Dokumente zu verbrennen, wird dabei jedoch von der Gestapo unterbrochen, festgenommen und ins Hotel Métropole verschleppt, wo er zunächst isoliert und dann verhört wird.
Parallel gibt es künstlich wirkende Szenen auf einem Passagierdampfer. Er reist als Max van Leuwen, entdeckt jedoch schon auf dem Pier seine Frau Anna und geht mit ihr aufs Schiff. Von der langen Haft gezeichnet, ist seine Wahrnehmung gestört und er vermischt Vergangenes und Neues.
Die fehlende Ablenkung bringt Bartok in der Haft an den Rand der Verzweiflung. Eines Tages kann er durch einen Zufall ein Buch ergattern, doch bei dem handelt sich nicht um Belletristik, sondern um ein Schachbrevier. Mangels besserer Alternativen fuchst sich Bartok in das Schachspiel ein, formt aus Brot Schachfiguren und spielt unermüdlich gegen sich selbst.
Auch auf dem Passagierdampfer findet ein Schachspiel statt. Der Reeder Owen McConnor spielt gegen einen seltsamen Mann, der sich als Schachweltmeister Mirko C. herausstellt. Bei der Partie berät Bartok ungefragt McConnor, um ihn vor einer Niederlage zu bewahren und damit er noch ein Remis herausschlagen kann. McConnor ist beeindruckt und versucht, Bartok zu einem Spiel mit dem Schachweltmeister herauszufordern.
Eher widerwillig geht Bartok auf das Angebot und die 20.000 Dollar Preisgeld ein, aber je näher die entscheidende Partei rückt, umso mehr vermischen sich die beiden Erzählebenen ...
Mir gefällt der Film fast besser als die Vorlage, zumal er seinen Protagonisten psychologisch ausgefeilt vorstellt. Die Interpretation hat ihre Stärken, denn optisch ist sie stimmig umgesetzt, und das Casting zeigt sich von seiner besten Seite. Das Drama kuliminiert schlüssig zu einem niederschmetternden Höhepunkt.
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Alt 20.07.2023, 17:33   #237  
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  • Lutz Seiler: Kruso. Roman (Suhrkamp 2014)
  • Kruso (Deutschland 2018, UFA Fiction, MDR und ARD Degeto für Das Erste), Drehbuch: Thomas Kirchner, Regie: Thomas Stubner, 100 min, FSK: 12
Lutz Seiler erwarb sich zunächst als Lyriker einen Ruf, später folgten Erzählungen, so daß der Literaturbetrieb für sein Romandebüt Kruso schon entsprechend hohe Erwartungen aufbauen konnte. Denn seit 1999 sammelt Seiler fleißig Literaturpreise und war auch Stipendiat in der renommierten Villa Massimo in Rom. Ursprünglich plante er einen anderen Roman, in dem ein Hiddensee-Kapitel lediglich als Rückblende vorkommen sollte; doch das entwickelte ein Eigenleben. Die ersten Entwürfe datieren auf 2011, und den eigentlich vorgesehenen Termin zur Abgabe seines Manuskriptes versäumte Seiler, weil er noch vor Ort recherchierte.
Für sein Romandebüt erhielt Seiler 2014 den Deutschen Buchpreis, inzwischen ist er in 22 Sprachen übersetzt worden. Ziemlich rasch wurde der Stoff mehrfach für das Theater bearbeitet. Der anspruchsvolle Roman des bedeutenden Schriftstellers findet sich als Lektüreempfehlung auch in Lehrplänen wider, allerdings nur für interessierte Schüler der gymnasialen Oberstufe.

Der Roman behandelt den Sommer 1989 auf der abgelegenen Ostseeinsel Hiddensee, die von vielen Bürgern der DDR als Basis für eine Flucht nach Dänemark in den freien Westen angesehen wird. Aufgrund dieser Tatsache war der Strand von den Grenztruppen entsprechend strikt abgesichert, und viele verloren bei der Flucht übers Meer ihr Leben.
Seiler nutzt diesen Hintergrund, um eine utopische Idylle mit phantastischen Elementen zu inszenieren, in denen die Freiheitssuchenden zu Schiffbrüchigen werden, denen der Guru Kruso in der Gaststätte "Zum Klausner" sie durch ein dreitägiges Ritual auffängt. Kruso bewahrt die Schiffbrüchigen vor einer tödlichen Flucht, indem er ihnen eine geistige Freiheit nahebringt.
Auf den knapp 500 Seiten ist die Handlung dürftig, während literarische Anspielungen und weitere Bedeutungsebenen den Sprachrhythmus bestimmen. In gewisser Weise trifft hier ein Roman vom Typ Der Zauberberg auf das Genre des Wenderomans, denn die Flucht vieler DDR-Bürger zunächst über die offene Grenze in Ungarn bestimmt die historische Atmosphäre.

Die Verfilmung orientiert sich natürlich am Handlungsverlauf und bietet ein stimmiges Casting. Insgesamt wirkt der Film jedoch eher wie eine grobe Zusammenfassung des Stoffes, ein Exposé, und bleibt als eigenständiges Werk ziemlich schwach. Die Landschaft hat gewisse Schauwerte, die einzelnen Episoden folgen jedoch fast schon gehetzt aufeinander, und mit dem Wissen um den Untergang der DDR liefert das melancholische Buddy-Movie um Kruso und den liebeskranken Ed eine Tragödie mit Ansage.
Ich vermisse bei der filmischen Version das Gefühl von Dauer, und viele der Nebenfiguren bleiben erschreckend blaß. In gewissen Szenen wie beim Abwasch schwelgt der Film in visueller Opulenz, es fehlt aber das Durchhaltevermögen. Der Film ist nicht schlecht, aber empfehlen mag ihn nicht, dazu scheitert er audiovisuell an zu vielen Hürden.

Geändert von Servalan (20.07.2023 um 18:05 Uhr)
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Alt 18.10.2023, 17:21   #238  
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  • Ron Jones: "Take as Directed", in: CoEvolution Quarterly 1976 bzw. "The Third Wave", in: No Substitute for Madness: A Teacher, His Kids, and the Lessons of Real Life (Island Press 1981)
  • Todd Strasser unter dem Pseudonym Morton Rhue: The Wave (Dell 1981) | Die Welle. Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging (Otto Maier Verlag 1984)
  • The Wave (USA 1981, T.A.T. Communications Company für ABC), Drehbuch: Johnny Dawkins nach den Begebenheiten von Ron Jones, Regie: Alexander Grasshoff, 44 min
  • Die Welle (Deutschland 2008, Rat Pack Filmproduktion, Constantin Film, B.A. Produktion, Celluloid Dreams und Medienfonds GFP), Drehbuch: Dennis Gansel und Peter Thorwarth, Regie: Dennis Gansel, 107 min, FSK: 12, JMK: 12
  • Wir sind die Welle (Deutschland 2019, Rat Pack Filmproduktion, Sony Pictures Film und Fernseh Produktion für Netflix), Idee: Dennis Gansel, Drehbuch: Jan Berger, Ipek Zübert, Kai Hafemeister, Thorsten Wettcke und Christine Heinlein, Regie: Anca Miruna Lăzărescu und Mark Monheim, 1 Staffel in 6 Teilen à 45-54 min
Die Vorlage zählt zu den Legenden einer Schullektüre, und das grundlegende Experiment des Lehrers Ron Jones 1967 in den USA hat mittlerweile fast mythische Züge bekommen. Der Stoff erfreut sich ungebrochen seiner Popularität und findet in immer neuen Formen sein Publikum, darunter auch ein Musical. Das Buch von Morton Rhue wurde 2,5 Millionen mal verkauft, sicher häufig in Klassensätzen. Wahrscheinlich liegt das am Setting, der Schule, die sich gewissermaßen selbst thematisiert. Nicht zuletzt geht es ja auch um den Verdruß, das Thema Nationalsozialismus für den Unterricht zu bearbeiten, wobei das pädagogische Konzept eine zerstörerische Eigendynamik entwickelt hat.
Ich selbst habe das Buch nicht gelesen, halte ihn als Klassiker aber für so allgemein bekannt, daß wohl jeder weiß, was damit gemeint ist. Insofern hat der Stoff ein eigenes Leben entwickelt, denn er prägt auch diejenigen, die ihn nur vom Hörensagen kennen.

Die Verfilmung von 2008 mit Jürgen Vogel, Frederick Lau, Max Riemelt, Cristina do Rego, Liv Lisa Fries und anderen steht gerade in der ARD Mediathek. Bei mir hat er einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Zum einen finde ich die Modernisierung in die damalige deutsche Gegenwart gelungen, und der Film verströmt eine Atmosphäre wie das Highschool Genre aus den USA, wobei die Schülerschaft schon recht stereotyp herüberkommt. Einzelne Szenen gefallen mir besser als der gesamte Film, der handwerklich eher bieder wirkt.
Der Einstieg mit dem anarchistischen Lehrer Rainer Wenger, der sich auf die anstehende Projektwoche freut, kommt locker daher. Dass sich Wenger eher notgedrungen auf das Thema Autoritarismus einlassen muß, sorgt für eine innere Spannung, die den Film unterstützt.
Letztlich hat Dennis Gansel damit ein Werk für den Schulunterricht abgeliefert, ob ihm das nun gepaßt hat oder nicht. Damit einher geht eine entsprechende Drastik, um Dinge plastisch wirken zu lassen. Dass die Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums aus allen Schichten stammen, kommt wie ein Ideal rüber, weniger wie ein Ausschnitt aus der Wirklichkeit. Wie ein Thesen-Tatort wirkt der Film nicht, eher wie ein Laborversuch. Und die Message, bei der jedes Gemeinschaftsgefühl per se mit Faschismus kurzgeschlossen wird, finde ich zu flach.
Inzwischen sind 15 Jahre vergangen, in denen sich die Welt weitergedreht hat. Nicht nur MySpace und die gezeigte Homepage sind technisch veraltet, das gesamte Konzept finde ich zu simpel: keine Auseinandersetzung, sondern eine billige Ausrede. Der Film kann sicher zu Diskussionen anregen, die besser sind als er selbst.
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Alt 21.10.2023, 16:24   #239  
Servalan
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  • Heinrich Böll: "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen", in: Frankfurter Hefte (Verlag J.H.W. Dietz Nachf. 1955)
  • Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (Bundesrepublik Deutschland 1964, Deutsche Verlags- und Fernseh GmbH für Hessischer Rundfunk), Drehbuch: Dieter Hildebrandt, Regie: Rolf Hädrich, 46 min, FSK: ohne Altersbeschränkung
Obwohl Heinrich Böll 1972 den Nobelpreis für Literatur erhielt und als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit gilt, hatte ich persönlich mit ihm immer Probleme. Ich habe den Eindruck, dass er sich fürchtete, mißverstanden zu werden, und deshalb immer mit angezogener Handbremse schrieb. Als ob er Angst davor hatte, literarisch zu scheitern, falls er von seinem Plan abwich. Für meinen Geschmack kommt er recht bieder daher, mehr eine Art Wallraff-Reportage als ein Sprachkunstwerk. Sein berechtigtes Anliegen schimmert wie eine Skizze durch den fertigen Text. Trotz allem gestehe ich ihm handwerkliche Qualitäten zu, aber ich würde mich nicht wundern, wenn er für die nächsten Generationen allmählich zu einem Schriftsteller aus der zweiten Reihe wird.
Viele Nachkriegsautoren haben mit den Produktionen für den Rundfunk ihren Lebensunterhalt bestritten, und auch Böll wird den Betrieb gekannt haben. Insofern hat er schon den Mut, die Hand zu beißen, die ihn füttert. Im Fokus stehen jedoch die Kontinuitäten, die die 1950er Jahre mit der Zeit des Nationalsozialismus verbinden. Das verspottete Subjekt, der Intellektuelle Bur-Malottke, steht in der Hackordnung ziemlich weit oben und darf eigene Entscheidungen treffen, die die Subalternen wie Doktor Murke dann ausbaden müssen.

Bölls Kurzgeschichte ist sprachlich dicht am Kabarett, deshalb halte ich es für folgerichtig, wenn ein junger Kabarettist wie Dieter Hildebrandt den Stoff für die Mattscheibe bearbeitet und die Hauptrolle mimt. Weil die Verfilmung nicht auf 90 Minuten aufgebläht wurde, wirkt sie in der Kürze pointiert; nur die komische Schnulze im Tonstudio finde ich absolut überflüssig. Mit Dieter Hildebrand, Heinz Schubert und Dieter Borsche habe ich vertraute Gesichter wiedererkannt.
Für eine Fernsehproduktion empfand ich die Verfilmung mutig, teilweise mußte ich an Tati denken, besonders wenn die Besichtigungsgruppe der Geistlichen durch den Goldsaal dackelt. Die Musik von Peter Thomas unterstützt den Eindruck, hier quasi ein Dokument der Nierentischära vor sich zu haben. Insgesamt muß ich sagen, dass ich die Verfilmung besser finde als die Vorlage.

Geändert von Servalan (21.10.2023 um 17:16 Uhr)
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Alt 06.11.2023, 12:48   #240  
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  • Jens Sparschuh: Der Zimmerspringbrunnen. Ein Heimatroman (Kiepenheuer & Witsch Verlag 1995)
  • Der Zimmerspringbrunnen (Deutschland 2001, Senator Film und Relevant Film), Drehbuch: Kathrin Richter und Ralf Hertwig, Regie: Peter Timm, 94 min, FSK: 6
Wenige Jahre nach der Wiedervereinigung gelang Jens Sparschuh mit seinem Roman ein kleiner Bestseller. Mit dem ehemaligen Angestellten der Kommunalen Wohnungsverwaltung Hinrich Lobek einen liebenswert sympathischen Chaoten, der sich nur mühsam mit den neuen Lebensumständen arrangiert. Diese Charakterstudie war Teil einer Welle in Romanen und Filmen wie Good Bye, Lenin!, in denen das deutschsprachige Publikum positiv gezeichnete Ossis kennenlernen durfte. Dabei spielte der Alltag in der untergegangenen DDR jenseits der Stasi eine wichtige Rolle, eine Sehnsucht nach einer verlorenen Vergangenheit, die kalauernd zur Ostalgie verklärt wurde.
Sparschuh nutzt seinen übersichtlichen Plot über die Karriere Lobek in einer westdeutschen Firma zu einem feinsinnigen Kommentar und liefert so ein Dokument der Nachwendezeit.

Die Verfilmung konzentriert sich auf die Charaktere und vermeidet auf die Weise die ärgerlichsten Klischees deutscher Filmkomödien. Der Humor ist eher feinsinnig, keine Figur wird bloßgestellt und die leichte Satire befindet sich irgendwo zwischen Ephraim Kishon und Loriot. Mit nur 41.805 Besuchern an der Kinokasse darf der Film als veritabler Flop bezeichnet werden, obwohl er Besseres verdient hätte. Mittlerweile ist ein gewisses Grundwissen über die damaligen historischen Umstände notwendig, um ihn entsprechend würdigen zu können, das heute nicht mehr bei jedem vorliegt. Ich finde, dass sich die Komödie trotz ihres Alters gut gehalten hat.
Schön finde ich auch die Schlußpointe: Lange Zeit liefert Lobek das Bild eines harmlosen Sonderlings, der den Anstoß von Dritten braucht, um zur Höchstform aufzulaufen. Als er eine Beförderung ablehnt, erinnert er mich an Franquins Gaston, aber in Wirklichkeit hat Lobek es faustdick hinter den Ohren. Sein Schachzug mit der Gewinnbeteiligung an dem von ihm entworfenen Erfolgsmodell zeigt, dass er im kapitalistischen Westen angekommen ist und das System zum eigenen Vorteil zu nutzen weiß.
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Alt 08.11.2023, 14:34   #241  
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  • Isabel Allende: La casa de los espíritus (Plaza & Janés Editores S.A. 1982) | Das Geisterhaus. Roman (Suhrkamp 1984, Aufbau Verlag 1985)
  • Das Geisterhaus | The House of the Spirits (Deutschland / Dänemark / Portugal 1993, Neue Constantin Film, Spring Creek Productions, House of Spirits Film und Costa do Castelo Filmes), Drehbuch und Regie: Bille August, 141 min, FSK: 12
Mit literarischen Debüt wurde Isabel Allende sogleich zu einem Star in der Literaturszene. Sie begann als engagierte Journalistin und Frauenechtlerin, die in Chile Kolumnen betreute, Filmkritiken schrieb und im Fernsehen beliebte Sendungen moderierte. Nach dem Militärputsch 1973 floh sie zunächst nach Venezuela und später in die USA. Ihr Roman entwickelte sich aus einem Brief, dem sie ihrem 1981 verstorbenen Großvater schrieb.
Ihr Debüt wurde ein Weltbestseller. In der Bundesrepublik Deutschland war der Titel 1984 und 1985 29 Wochen lang auf Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Bis 1987 wurden laut Verlagsangaben wurden in Deutschland 500.000 Exemplare verkauft. Dieselbe Übersetzung erschien auch 1985 in der DDR.
Mit dem Magischen Realismus erfüllt Allende ein Klischee lateinamerikanischer Literatur. In der Originalausgabe wird der Name des Landes nicht erwähnt, obwohl für das Publikum ersichtlich ist, dass es sich um 50 Jahre chilenischer Geschichte handelt, die hier als Geflecht dreier Familien erzählt wird.
Der Erfolg forderte seinen Tribut in Form von zwei Fortsetzungen, die natürlich nicht verfilmt wurden. 1998 erschien der Roman Hija de la fortuna | Fortunas Tochter, der wieder auf einen Platz der Spiegelbestsellerliste wanderte. Um das zweite Prequel, Retrato en sepia | Porträt in Sepia (2000), blieb es vergleichsweise still.

Die internationale Produktion unter der Obhut von Bernd Eichinger glänzte mit einer Starbesetzung, opulenten Landschaftsaufnahmen, eindrucksvollen Bauten und prächtiger Ausstattung. Dabei lag der Schwerpunkt der 40-Millionen-Dollar-Produktion auf dem Melodram der drei Generationen, das zwar von Gewalt durchsetzt ist, in dem das politische Geschehen jedoch bis zum Finale eher im Hintergrund schwelt. Mit dem Fokus auf dem Liebesschmerz wurde in erster Linie ein weibliches Publikum angesprochen, während die Kritik den Film teilweise heftig verriß.
Eichinger liefert gehobene Unterhaltung, für die er sich nicht zu schämen braucht, obwohl der Film die Komplexität der Vorlage deutlich strafft und glättet, wenn nicht gar verwässert. Für meinen Geschmack war er ein wenig anstregend und zu seicht.

Geändert von Servalan (09.11.2023 um 11:06 Uhr)
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Alt 08.03.2024, 16:06   #242  
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  • Victor Hugo: Les Misérables (A. Lacroix, Verboeckhoven & Ce. 1862) | Die Elenden (Manz 1862; erste vollständige deutsche Fassung Verlag Volk und Welt 1983)
  • Les Misérables 6 Folgen bzw. 8 Folgen (Großbritannien 2018-2019, BBC Studios, WGBH Boston, Lookout Point und CZAR TV), Drehbuch: Andrew Davies, Regie: Tom Shankland, 360 min
Was heute die Serien sind, das waren im Europa des 19. Jahrhunderts die Feuilletonromane, ellenlange Fortsetzungsromane in Zeitungen und Zeitschriften. Damals beklagten vor allem die Herrschaften die Romansucht des Dienstpersonals, und in der Hinsicht war Paris das, was heute New York ist, das Herz der internationalen Presse.
Den Maßstab setzte in hochliterarischer Sicht Honoré de Balzac mit seiner 90 Bände umfassenden Comédie Humaine; der absolute Blockbuster war jedoch Eugène Sue's Les mystères de Paris (1842-1843) | Die Geheimnisse von Paris, was andere Schriftsteller als sportliche Herausforderung empfanden. Einige dieser Nachahmer stachen das Vorbild aus und sind bis heute Teil der Populärkultur: Da wäre zum einen Alexandre Dumas' Le Comte de Monte-Cristo | Der Graf von Monte-Christo und zum anderen Victor Hugos Bestseller Les Misérables.
All diese Romane vereint die - wie sich das im 19. Jahrhundert nannte - soziale Frage, um den Zusammenhalt der Gesellschaft, bei der das prekäre Leben der Unterschicht, der Arbeiter und Proletarier, im Mittelpunkt stand. Das war ein künstlerisch neuer, provozierender Akt, eine ästhetische Revolution, denn gewöhnliches Leben wurde vorher abgelehnt, weil es nicht die entsprechende dramatische Fallhöhe aufwies. Jetzt bekamen die Armen, die Arbeiter, die Prosituierten und die Kriminellen ihren Platz in der Literatur, der von ihrer Umgangssprache geprägt, dem ansonsten verachteten Argot, dem Jargon der Gauner und Strauchdiebe.
Hugo spannt dabei historisch den Bogen von der Schlacht bei Waterloo 1815 bis zum Juniaufstand der Republikaner 1832 in den Straßen von Paris. Realistisch geschilderte Szenen mischen dabei mit romantischen Liebesintrigen und Abenteuern, sodass sich gesellschaftlich relevante Themen zu einem süchtig machenden Stil verdichten. Wahrscheinlich deshalb gab es in Deutschland häufig nur gekürzte Übersetzungen; die erste vollständige Fassung erschien 1983 bezeichnenderweise in einem Verlag der DDR.
Die Urheberrechte sind mittlerweile abgelaufen, und wer will, kann den Stoff adaptieren. Davon wird ausgiebig Gebrauch gemacht, weshalb heute die Auswahl groß ist: Neben dem bekannten Musical gibt es etliche Verfilmungen, entweder für das Kino und das Fernsehen, Bühnenfassungen, Comics und Hörspiele. Der britische Literaturwissenschaftler David Bellos nennt ihn deswegen in seinem Sekundärband den Roman des Jahrhunderts.

Die ziemlich werkgetreue BBC-Miniserie von 2018 mit Dominic West und David Oyelowo wurde von der Kritik begeistert aufgenommen, und mir hat sie so gut gefallen, dass ich sie jederzeit erneut ansehen würde. Denn einerseits nimmt sich die Serie die Zeit, um die Figuren kennenzulernen, andererseits behandelt sie diese mit Respekt. Die Regie führt die Schauspieler großartig, weshalb sie mich mit ihren Leistungen auf der Mattscheibe überzeugen konnten. Es gab Szenen, da war ich zu Tränen gerührt.
Das Drehbuch ordnet den Stoff prächtig und lässt ihn atmen, so dass kleinste Szenen zu Kabinettstückchen werden, etwa wenn der entlassene Jean Valjean dem Kind Petit-Gervais 40 Sous raubt und diese Missetat kurz darauf bitterlich bereut. Szenenbild und Kameraführung sind kinoreif. Bei der Besetzung hatte ich zunächst befürchtet, sie wäre unter anderem mit David Oyelowo in der Rolle von Valjeans Nemesis Javert zu woke, aber damit hatte ich mich selbst aufs Glatteis begeben.
Um ein Fazit zu ziehen: eine vorbildliche Literaturverfilmung. Meine Hochachtung vor dieser Glanzleistung.

Geändert von Servalan (09.03.2024 um 15:06 Uhr)
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Alt 08.03.2024, 17:04   #243  
Nante
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An dem Stoff haben sich ja vor allem französische Schauspielerlegenden abgearbeitet, sei es Gabin, Belmondo oder Depardieu.

Ich kenne nur die TV-Version der Verfilmung mit Lino Ventura aus den 80ern. Damals recht beeindruckend aber heute könnte ich mir das wohl nicht mehr geben.

Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.
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Alt 08.03.2024, 18:10   #244  
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Was heute die Serien sind, das waren im Europa des 19. Jahrhunderts die Feuilletonromane, ellenlange Fortsetzungsromane in Zeitungen und Zeitschriften.
Das ist glaube ich nicht ganz richtig, auch wenn die Fortsetzung eine wichtige Rolle spielte. Keines dieser Werke ist allerdings darauf angelegt, immer weiterzugehen. Das war immer eine Erzählung von einem Anfang zu einem Ende.
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Alt 08.03.2024, 19:54   #245  
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Hier muß man, denke ich, zwischen den abgeschlossenen Serien und den Endlos-Soups unterscheiden. Für erste trifft der Vergleich von Servalan durchaus zu.

Im übrigen hatte zumindest Dumas d.Ä. keine Hemmungen, erfolgreiche Romane weiter auszuspinnen und dabei auch großzügig über Logiklöcher hinweg zu sehen. So z.B. im Zyklus "Memoiren eines Arztes", aus dem heute fast nur noch Teil 2 "Das Halsband der Königin" bekannt ist. Auch Auferstehungen von den Toten a la Bobby Ewing sind keine Erfindung unserer Zeit.

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Alt 08.03.2024, 20:03   #246  
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Ich mußte zuerst an Karl May denken. Der hatte richtiges Serienpersonal, sowohl im Wilden Westen als auch im Orient. Trotzdem hat der immer in sich abgeschlossene Romane produziert. Man kann jeden Roman für sich lesen. Es ergibt sich kein Mehrwert daraus, daß man alle Old-Shatterhand-Romane hintereinander weg liest.
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