|
10.02.2017, 23:12 | #1 |
Smooth Operator (verstorben)
Ort: Und er war viel besser als man glaubt
Beiträge: 50
|
Ich hab das jetzt mit "Klassiker, Evergreens und Kabinettstückchen" zusammengeführt (und überprüft, dass die Beiträge so noch Sinn ergeben) und umbenannt. Falls jemand einen griffigeren Titel hat, nur her damit.
|
11.02.2017, 07:01 | #2 |
Mitglied
Beiträge: 4.983
|
Generell müsste in D/Ö/S die Trennung von Hoch- und Trivial-Literatur in den Köpfen aufgehoben werden.
Das sehe ich immer nur in zarten Ansätzen, aber nicht in der breiten Masse. Grade in meinem direkten Umfeld, also mit Normal-Menschen die mit Co/Gra-No/Ma nur in normalen Buchhandlungen oder an Zeitschriftenständen in Berührung kommen. |
11.02.2017, 12:37 | #3 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Aus der Froschperspektive sieht das meiste riesig aus.
Verglichen mit unseren Nachbarländern werden auch Kinos deutlich seltener besucht. Schweizer und Franzosen gehen meines Wissens dreimal öfter ins Cineplex oder Arthouse-Kino. Ich glaube, die Kollegen von der 8. Kunst laborieren da selber an einem Minderwertigkeitskomplex. Einerseits wollen sie ihren hohen Status behalten und beißen eufersüchtig jede mögliche Konkurrenz weg. Andererseits ist über mehr als hundert Jahre eine Rivalität herangewachsen, die von Generation zu Generation weiter gegeben wird: In der Filmvorführrung der Brüder Lumière im Grand Café 1895 sehen heute noch viele die Geburtsstunde des Films; im selbem Jahr erschien R.F. Outcaults The Yellow Kid. Dabei hege ich den Verdacht, daß der wirkliche Rivale des Films inzwischen Games geworden sind. Deren Reputation hat sich ja deutlich verbesssert. Allein wegen der Masse an Titeln, am Umsatz und dem jungen Publikum (15 bis 35 Jahre, das Wunschpublikum der Werbeindustrie) sehe ich in Games ein Leitmedium. Scott McClouds Idee von der endlosen Leinwand (im virtuellen Raum des Cyberspace) hat ihn auch zu einem Idol im IT-Bereich werden lassen. Vielleicht sehen solche Filmwissenschaftler, auf die du oben anspielst, Comics als ein lästiges Übel und eine Zeitverschwendung. Wenn die sich zu Comics bloß rasch was anlesen, um es irgendwo zitieren zu können, ansonsten aber das Medium meiden, schleifen sich Gewohnheiten ein. Dann wird reflexhaft zugebissen (schöne Grüße von Pawlow!). Den Umstand halte ich für ein Symptom, die Ursache liegt tiefer. Die meisten Leute sind nach ihrem Tageswerk müde und wollen entspannen, also darf es nicht zu anspruchsvoll sein. Til Schweigers Erfolgsfilme mit ihrem Millionenpublikum werden vom Feuilleton ebenfalls kritisch beäugt. Beim Film merken die Leute nämlich nicht, wie ihre Wahrnehmung leise Höchstleistungen vollbringt. Sie genießen es, in fremde Welten einzutauchen und mitzufiebern oder mitzuschmachten. Dabei kann ich mich noch erinnern, wie die Presse bei Highlander förmlich aufjaulte. Russell Mulcahys Werk sei eine platte Mischung aus Werbeclip und MTV-Musikvideo. Im Rückblick wirkt diese Klage grotesk. Solche Blockbuster führen ein- oder zweimal pro Generation vor, wie sich das Sehen im besonderen und die Wahrnehmung im allgemeinen ändern. Wer schon mit Blade Runner und Terminator nüscht anfangen konnte, ist mit Inception und James Camerons Avatar überfordert - und wendet sich irgendwann vom Kino ab. In meinem Bekanntenkreis habe ich mehrfach den Spruch gehört, ihnen seien Comics zu anstrengend. Diejenige wüßte nicht, was sie zuerst lesen solle, den Text oder das Bild - also lassen sie das mit den Comics ganz. Geändert von Servalan (11.02.2017 um 15:29 Uhr) |
11.02.2017, 16:55 | #4 | |
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Zitat:
Weder "Highlander", noch "Blade Runner" waren große Publikumserfolge als sie herauskamen sondern galten zunächst sogar als Flops. Beide Filme haben erst später ihren Kultstatus entwickelt, aber als "Blockbuster"-Beispiele fürs Massenpublikum taugen sie nicht. |
|
11.02.2017, 18:30 | #5 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Ähem, was hast du nur mit den Blockbustern? Natürlich kannst du jeden Satz aus dem Zusammenhang reißen und deine zwei Cents dazu geben. Wenn du meinen Post insgesamt betrachtest, solltest du bemerkt haben, daß es mir nicht um Blockbuster ging.
(Nur wer nix macht, macht keine Fehler! Aber Funkstille gefällt underduck & Co. bestimmt nicht.) Mir ging es darum, wie Sehgewohnheiten geprägt werden. Das kann mit Blockbustern geschehen. Wenn die Fanbasis aber eine kritische Masse erreicht, die ständig am Herumwuseln ist und dem Kinoflop über längere Zeit im Gespräch hält - dann wird ein Kultfilm daraus. Und der kann auch Sehgewohnheiten prägen. Mir ging es eher um den Generationsunterschied: Wer in jungen Jahren Blade Runner oder Highlander im Kino gesehen hat, der hat sich meist eine eigene Meinung gebildet. Über den Verriß im Feuilleton hingegen haben dieselben Leute verständnislos den Kopf geschüttelt. Diese Generation sitzt heute in den Redaktionsstuben und bringt ihre Meinung unters Volk. Die holen ihre Begeisterung von gestern nach, indem jetzt Inception und Avatar feiern. Zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre später (also 2035 bis 2040) dürften sie den Draht zu ihrem Publikum verlieren. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Irgendwann verlieren sie den Anschluß. Dann schütteln die jungen Leute verständnislos ihre Köpfe - und für das Publikum sind das alte Säcke, deren beste Zeit vorbei ist ... |
11.02.2017, 20:10 | #6 | |||
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Zitat:
Zitat:
Du bastelst Dir eben immer gerne irgendwelche Theorien oder Argumenttionsketten zusammen in denen eines nicht zum Anderen passt und die keiner gründlicheren Betrachtung standhalten. Zitat:
Geändert von Eldorado (11.02.2017 um 20:54 Uhr) |
|||
12.02.2017, 09:39 | #7 |
Mitglied
Beiträge: 4.983
|
Zum Thema Medienpräsenz – die bayerische Filmförderung gibt alle zwei Monate ein Print-Magazin 'Film-News' mit Berichten zu ihrer Arbeit heraus > genaue Infos dazu unter www.fff-bayern.de
In der aktuellen Ausgabe 1/2017 werden wie immer im Schlußteil geförderte Film-Projekte gelistet. Aktuell der Kinofilm YAKARI der sich als Animation in Produktion befindet. An der Produktion beteiligt sind die Fa. WunderWerk zusammen mit Dargaud Media und Universum Film. Dort wird mit keinem Wort erwähnt, dass es sich um eine Comic-Vorlage handelt und von wem diese stammt. So sieht's aus. |
12.02.2017, 10:20 | #8 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.005
|
|
12.02.2017, 11:42 | #9 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
Von der Größe her ist diese Hauptstadt eines Flächenlandes eine mittlere Kleinstadt, und doch gab es hier in den 1990ern neben dem späteren Cinemaxx und dem Kommunalen Kino drei oder vier weitere kleine Kinos. Außerdem läuft an der Universität im Semester dauernd eine Reihe mit bekannten Filmen (von der Feuerzangenbowle über Rocky Horror Picture Show bis zu Blade Runner). Wer wollte, bekam in diesem Provinzkaff alle zwei oder drei Jahre die Möglichkeit, sich Blade Runner auf der Leinwand reinzuziehen. Und wenn mal wieder eine besser rekonstruierte Fassung von Metropolis einen Filmstart bekam, konntest du sicher sein, irgendwo Blade Runner im Kino zu finden. Deshalb glaube ich, daß das kein Einzelfall gewesen ist. In Tübingen, Stuttgart oder Bremen zum Beispiel kann ich mir die Situation ähnlich vorstellen. Die stille Post in den Seminarräumen der Unis und Kunsthochschulen läuft ja fernab der Presse. Aber da entstehen solche Favoriten, die als Referenzen für künftige Autoren und Künstler ihre Wurzeln schlagen. Allerdings habe ich in meiner Zeit im Kommunalen Kino mitbekommen, daß hier vieles anders läuft als in den Metropolen Hamburg, München oder Köln-Rhein-Ruhr. Berlin war noch einmal ein Sonderfall: Was dort an der Kinokasse funktionierte, fiel hier hier an der Förde durch (Bollywood, Asiatisches Kino, Anime). Umso mehr fallen mir daher Filme auf, die dann doch mit Verspätung ihr Publikum finden. Bei den Animes zum Beispiel hat das unglaublich lange gedauert. Da blieben trotz Miyazakis Berlinaleerfolg die Ränge leer. |
|
17.02.2017, 19:24 | #10 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
In dem Post, auf den du anspielst, habe ich mich unglücklich ausgedrückt, aber ich wollte einen neunmalklugen, wasserdichten Kommentar vermeiden. Das hätte wahrscheinlich Stunden gedauert, bis ich den perfekt editiert hätte. In Kino wie es keiner mag (Ullstein populäre Kultur 1984) hat Rolf Giesen meinungsfreudig über "die Schlechtesten Filme der Welt" (so der Untertitel) abgelästert. Sein drastischer Rant trifft den Kern der Sache, obwohl er sich in manchen Details arg verschätzt. Die Filmförderanstaltsleichen mit ihrer Handvoll Besucher, die spätestens nach einer Woche wegen mangelnden Publikums aus den Schachtelkinos flogen - ja, das waren echte Flops. Weil häufig Öffentlich-Rechtliche Fernsehsender das Zeug mitfinanziert hatten und haben, wird die pflichtgemäße Ausstrahlung in die tiefste Nacht verschoben. Giesen mokiert sich zum Beispiel über einen österreichischen Bodybuilder, der trotz seines starken Akzents in den USA ein Filmstar werden wollte. Schwarzeneggers Erfolg als fünfmaliger Mister Universum und siebenmaliger Mister Olympia ist für ihn bloß ein peinlicher Witz. Arnies Anfänge vor der Kamera in Pumping Iron und Conan verreißt er genüßlich. - Nun ja, da hat sich Rolf Giesen geirrt, heute ist Arnie ein Star von Weltrang. Allerdings gibt es ein breites Mittelfeld: Also Filme, die ihr Publikum erst mit teilweise erheblicher Verzögerung finden. Aus meiner Sicht sind das Filme, bei denen Kinobetreiber noch Potentiale sehen und die wenigen Kopien in Open-Air-Programmen, im Sommerprogramm oder in Sonderschienen wiederholt einsetzen. Ob das alles Kultfilme sind, bezweifle ich. Aber Flops sind das genau so wenig. |
|
17.02.2017, 20:42 | #11 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.594
|
Es läßt sich kaum ermessen, wie einflußreich "Blade Runner" ist - bis heute. Der Look dieses Films war völlig neu und wurde und wird immer wieder kopiert. Manche sagen, es sei erstaunlich, wie gut die Macher die heutige Kultur, speziell an der Westküste, der USA vorhergesehen haben. Die allgegenwärtige Werbung, die Vermischung von amerikanischem und ostasiatischem Lebensstil, die Schäbigkeit der Zukunft. Ich glaube, "Blade Runner" hat dem Genre Science Fiction einen Blattschuß gesetzt ("den Todesstoß versetzt" würde es wohl nicht ganz treffen), denn man glaubt seither nicht mehr, daß die Zukunft besser wird.
Der Ruf dieses Films breitet sich bis heute langsam, aber stetig aus. Im Kino hat er sein Geld nie eingespielt, aber es kamen ja dann Video und DVD; damit wurde er zu einem Riesenerfolg. Als Philip-K.-Dick-Fan bin ich in einem Zwiespalt. Der Roman, der dem Film zugrundeliegt, "Do Androids dream of Electric Sheep?", ist voller logischer Fehler und insgesamt wohl ein Werk, das der Autor schnell zusammengebastelt hat, um etwas Geld zu verdienen. Aber er ist trotzdem gut geschrieben. Die Eingangsszene, in der Rick Deckart versucht, seine Frau dazu zu bewegen, ihre Gefühle manipulieren zu lassen, ist grandios. Aber Ridley Scott und seine Drehbuchautoren Fancher und Peoples haben genau das Richtige getan, indem sie sich aus dem Buch nur ein paar Kernmotive herausgegriffen und daraus etwas Neues gemacht haben. |
17.02.2017, 23:13 | #12 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Na ja, in den 1980er Jahren hat sich der Gedanke einer schäbigen Zukunft zumindest in der Science Fiction durchgesetzt: Die britische New Wave beginnt ja schon den 1960er und 1970er Jahren. Mir fallen Namen wie J.G. Ballard, Brian Aldiss und John Brunner ein. Durch William Gibsons Neuromancer und Neal Stephensons Snow Crash entwickelte sich aus diesen Dystopien allmählich der Cyberpunk.
Blade Runner war 1982 gewissermaßen der früheste Vorbote. Als Stars konnten Ridley Scott, Harrison Ford und Rutger Hauer eine gewisse Aufmerksamkeit garantieren, aber ihre Profile waren noch nicht scharf genug, um jenseits von Gut und Böse zu sein. Und die FSK 16 sorgte dafür, daß ein möglicher Teil des Publikums draußen bleiben mußte. Was es an Vergleichbarem gab, befand sich unter dem Radar: In der ersten Staffel des 7. Doctors Sylvester McCoy gibt es eine vierteilige Episode, "Paradise Towers" (BBC 1987). Drehbuchautor Stephen Wyatt hat sich dafür etliche Anleihen bei J.G. Ballards berühmtem Roman High-Rise (1975) erlaubt - gewissermaßen eine familienfreundliche Version davon. Den entscheidenden Drive dürfte Die totale Erinnerung – Total Recall (USA 1990, Regie: Paul Verhoeven) mit Arnold Schwarzenegger und Sharon Stone gegeben haben. Zu dem Zeitpunkt hatte Arnie schon ein höheres Gewicht als Harrison Ford in Blade Runner. Diese Story hat damals einen Nerv getroffen. In den 1990er war ständig die Rede davon, daß in der Science Fiction jetzt die Weltraumopern in eine Innerlichkeit umschlagen. Stichwort: "From Outer Space (in)to Innerspace". Total Recall verwandelte dieses Schlagwort in eine actionreiche Geschichte, bei der das Publikum diesen Wechsel durch Arnold Schwarzenegger durchlebt. Dort wurde das Beste aus beiden Welten geboten. Moebius' Sternenwanderer / Edena-Saga wirkt dagegen ziemlich verkopft und abgehoben. Total Recall hingegen erreichte trotz des Cyberspace-Themas Leute, denen der spirituelle Klimbim am Allerwertesten vorbeiging. Geändert von Servalan (18.02.2017 um 01:28 Uhr) |
18.02.2017, 02:12 | #13 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.005
|
Und woher weiß man das? Ich wage das zu bezweifeln. Die Produktionskosten sind nicht bekannt, sollten sich aber in vergleichbaren Höhen bewegt haben ("Alien" hat 11 Mio. gekostet, teurer war "Blade Runner bestimmt, aber mit dem Vierfachen konnte man das wohl produzieren). Das Einspielergebnis wird bei boxofficemojo mit 32,868,943$ angegeben, da sind aber die Einnahmen außerhalb der USA nicht erfaßt.
Vorbote von was? Ich hab mir 1984 in Vorbereitung auf "Der Schrecken der Galaxis" alles an SF-Filmen angeschaut, das damals im Kino lief (und damals konnte man wirklich alles im Kino sehen, da es zum Wochenende immer Doublefeatures zu bestimmten Themen gab). Und vor "Blade Runner" gab es nicht nur "Star Wars", sondern auch "Alien", "Das schwarze Loch", "Outland", "Mutant – Das Grauen im All" und "Der Android". Nicht zu vergessen "2001" und "Silent Running". Geändert von Mick Baxter (18.02.2017 um 02:31 Uhr) |
18.02.2017, 07:59 | #14 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.594
|
Mit meinen Behauptungen stütze ich mich vor allem auf den Dokumentarfilm "Dangerous Days", der aus acht jeweils halbstündigen Teilen besteht.
Wenn ich schreibe, "das war der erste Film...", meine ich damit nicht, daß es vorher nichts Vergleichbares gab (immer schwierig, nichts zu übersehen), sondern daß "Blade Runner" eben den Trend setzte. |
18.02.2017, 11:46 | #15 | |
Moderatorin Internationale Comics
|
Ein wichtiger Vorbote des Cyberpunk: dystopische Welten mit Anleihen bei der Schwarzen Serie und den expressionistischen Stummfilmen der Weimarer Republik, die von ebenso mächtigen wie bösartigen Konzernen beherrscht werden. Außerdem funktioniert nicht alles wie vorgesehen, so daß die Technik im wahrsten Sinne des Wortes ein Eigenleben entwickelt. Paul Meehan nennt dieses SF-Subgenre Tech Noir.
Dark Star fiel zu sehr in den Bereich Komödie, um wirklich in diese Tradition zu passen. Mit Spielbergs Minority Report (USA 2002) war das Mainstream geworden, und zudem ergab sich im Rückblick das Subgenre der P.K.Dick-Verfilmung. Zitat:
Geändert von Servalan (06.03.2017 um 22:31 Uhr) |
|
18.02.2017, 10:20 | #16 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.005
|
Immerhin sollte man berücksichtigen, daß "Blade Runner" zweimal in die Kinos kam (einer der ersten "Director's Cut".
|
18.02.2017, 10:52 | #17 |
Nachrichten
Beiträge: 20.740
|
"Blade Runner" war 1982 in den USA auf Platz 27 der meistgesehen Filme:
http://www.boxofficemojo.com/yearly/...yr=1982&p=.htm In Westdeutschland lag "Blade Runner" auf Platz 21: http://www.insidekino.com/DJahr/D1982.htm In Frankreich auf Platz 17: https://fr.wikipedia.org/wiki/Box-office_France_1982 In Italien auf Platz 13 (1982/83): http://www.hitparadeitalia.it/bof/boi/boi1982-83.htm |
18.02.2017, 14:36 | #18 | |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.594
|
Zitat:
|
|
18.02.2017, 15:05 | #19 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Dafür spricht, daß das Genre Science-Fiction und Fantasy Anfang bis Mitte der 1980er Jahre noch nicht mehrheitsfähig war.
Bei Minority Report war das 2002 nicht mehr der Fall. Als Spielberg-Film mit dem Star Tom Cruise sprachen die Leute an, die mit diesem Genre eigentlich nichts am Hut hatten. Die gingen da rein, um den Film ihres Idols gesehen zu haben. Die wären auch reingegangen, wenn Spielberg mit Cruise das Telefonbuch verfilmt hätte. Ähnlich wie bei Comics wird SF und Fantasy gerne nachgesagt, das wäre Weltfluchtliteratur, die mit dem wahren, echten, wirklichen Leben nichts zu tun hat. Platte, billige Unterhaltung mit Spezialeffekten aus dem Rechner. Das Genre wurde als Nische süffisant belächelt und nicht ernstgenommen. Solche Vorurteile legen die Leute nicht von jetzt auf gleich ab. Bis das Publikum erkannte, daß es um die Grenzen des Menschlichen, die Grenzen des Menschseins und der menschlichen Erkenntnis ging, das dauerte. |
18.02.2017, 15:42 | #20 | ||
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Zitat:
Eine Enttäuschung also, wenn auch kein totaler Flop, den fuhr Scott mit seinem nächsten Film "Legende" ein. Beide Ergebnisse zusammen führten dann auch dazu, dass er einige Jahre keinen größeren, mit teuren Effekten versehenen Film mehr anvertraut bekam. Man kann aber im Zeitalter alternativer Fakten sicher auch "Blade Runner" zu einem von Anfang an allgemein gefeierten Kinohit umdeuten, dessen Bedeutung sämtlichen späteren Kulturredakteuren natürlich sofort klar war. Ridley Scott selbst hat daran allerdings eine andere Erinnerung: Zitat:
Vielleicht ja auch ein dezenter Hinweis darauf, dass "der Superchecker" schon weiß worüber er hier redet. http://filmszene.de/filmszene-specia...r-ridley-scott |
||
18.02.2017, 15:51 | #21 | ||
Moderatorin Internationale Comics
|
Zitat:
Zitat:
|
||
18.02.2017, 16:48 | #22 |
Mitglied
Ort: Hamburg
Beiträge: 4.669
|
Ich hatte auch die starke Prägung der damaligen Rezipenten angezweifelt.
Aber gut, lassen wir das und einigen uns darauf, dass der Film halt weder ein Blockbuster noch ein absoluter Flop war. Und die Funkstille haben wir hier ja erfolgreich verhindert. |
30.03.2017, 15:53 | #23 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Aus Neugier habe ich mir die DVD zugelegt. Allerdings war ich skeptisch. Der David-Balfour-Vierteiler beruht ja auf zwei verfilmten Romanen. Deswegen dachte ich, der doch verhältnismäßig schmale Roman um Kapitän Flints Schatzinsel wäre etwas zu dünn für die Länge. Ich war positiv überrascht: Für sein Alter hat sich der Film erstaunlich gut gehalten. Die Umsetzung der einzelnen Etappen und das Coming-of-Age (wie das heute heißen würde) von Jim Hawkins ist gut gelungen. Natürlich bleibt es ein Film aus den 60ern und etliches entspricht nicht mehr heutigen Sehgewohnheiten. Mir gefällt er. Michael Ande habe ich als Schauspieler eigentlich nie richtig ernst genommen, der war eben der Assistent vom Alten. In der Rolle des Jim Hawkins hat er mich überzeugt. Wegen seiner Größe und seines Alters zur Drehzeit galt er zunächst als Fehlbesetzung, aber bei mir kam etwas anderes an. Ein hochgewachsener Schlaks mit brünettem Kraushaar, solche Helden scheint Stevenson gemocht zu haben. Auf mich wirkte er in den ersten Einstellungen fast wie ein Doppelgänger von Ekkehardt Belle, dem späteren David Balfour. Geändert von Servalan (30.03.2017 um 19:31 Uhr) |
30.03.2017, 16:38 | #24 |
Mitglied
Ort: Hessen
Beiträge: 5.594
|
Ich habe mir den Vierteiler vor relativ kurzer Zeit (ein, zwei Jahre) auf youtube angeschaut. Ich habe ihn auch in meiner Kindheit mal gesehen, hatte aber nicht so deutliche Erinnerungen daran wie etwa an den "Seewolf". Bei mir darf ein Film ruhig auch etwas altmodisch sein.
Die Vorlage von R. L. Stevenson ist meiner Ansicht nach sehr unterschätzt, jedenfalls außerhalb des angelsächsischen Raums. Eine ganz vorzügliche Abenteuererzählung und noch mehr als das. Wie man das zu einem Kinderbuch erklären konnte, ist mir rätselhaft. Leider kenne ich "Treasure Island" nur als Kinderbuch, und viel mehr von Stevenson habe ich leider auch nicht gelesen, Muß ich unbedingt mal korrigieren. |
30.03.2017, 19:27 | #25 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Die Schuldige an dem harten Urteil trägt einen berühmten Namen: Virginia Woolf und ihr Ehemann Leonard haben Stevenson aus dem Kanon ausgeschlossen. Und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hat niemand gewagt, das sakrosankte Verdikt zu revidieren.
In angelsächsischen Schulen wurde er als Schund verachtet, und bis 2000 wird Stevenson sogar in literarischen Nachschlagewerken und Anthologien komplett übergangen (sprich: totgeschwiegen). Erst in den letzten Jahrzehnten ist er zu neuen Ehren gekommen. Neben Sir Henry Ridder Haggard (der Erfinder von Allan Quatermain) zählt Stevenson jetzt zu den Gründervätern des "Zeitalters der Geschichtenerzähler" (The Age of the Story Tellers), teilweise wird er in den Rang seiner Zeitgenossen Henry James und Joseph Conrad erhoben. Die negative Presse konnte seiner Beliebtheit beim Publikum rund um den Globus nichts anhaben. Auf der Rangliste der UNESCO, die die meist übersetzen Werke verzeichnet: Index Translationum, steht er auf Platz 26 - und damit vor Oscar Wilde und Edgar Allan Poe. Klingt in meinen Ohren danach, daß Leserinnen und Leser sich lieber ihr eigenes Urteil bilden - als blind einem Rezensenten zu folgen. Gefällt mir. |
|
|
|