Sammlerforen.net     
 
  www.williams-marvels.de  

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > NUFF! - Forum

Neues Thema erstellen Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 19.04.2020, 20:28   #1  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Ja, man spricht von "Dornröschenschlaf" und nicht "Schneewittchenschlaf". Allerdings wird Dornröschen schon kurz nach ihrer Geburt verflucht, wenn ich mich recht erinnere (das wollen wir bei Sue Richards nicht annehmen), während Schneewittchen erst als junge Frau durch einen vergifteten Apfel in Schlaf versetzt wird.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2020, 21:02   #2  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Der verrückte Denker ist eigentlich ein ziemlich langweiliger Schurke.
Das einzige, was bei ihm erwähnenswert war, ist seine Schöpfung „Awesome Andy“, die es bis in die She-Hulk Comics geschafft hat.

Die dauernde Erwähnung der Uhrzeit soll wohl die Genauigkeit seiner Planung unterstreichen, heutzutage wirkt das aber ziemlich nervig.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 08:26   #3  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 93




Ein so dreistes Plagiat habe ich bei den FV noch nicht erlebt. „Das Monster aus der versunkenen Lagune“ kopiert in Grundzügen den Horrorfilmklassiker „Creature from the Black Lagoon“ von Jack Arnold. Statt alles aufzuzählen, was auch in dem Film vorkommt, kann ich mir’s einfach machen: Was im Film eindeutig nicht vorkommt, sind die FV. Daß sie in die Story eingebaut sind, macht sie annehmbar, auch wenn das Ganze nicht parodistisch gemeint ist. Aber das Superhelden-Quartett spielt immerhin eine so spezifische Rolle, daß das Heft doch eine teilweise originelle Story bietet.

Wo sich das Geschehen eigentlich abspielt, bleibt unklar; man kann vermuten, daß wir uns in einer Meeresregion nahe Florida oder vielleicht auch Kalifornien befinden. Die FV sind von den US-Streitkräften losgeschickt worden, um zu klären, warum in dieser Gegend mehrmals Kriegsschiffe untergegangen sind. Gleich auf der dritten Seite ziehen sie einen Angriff des Monsters auf sich, ohne es jedoch zu sehen. Ihr futuristisches, wenn auch ziemlich kleines U-Boot-artiges Wassergefährt übersteht den Vorstoß eines vom Monster gelenkten Orcas jedoch unbeschadet – es stammt schließlich aus der Waffenschmiede von Tony Stark.

Unverrichteter Dinge kehren die FV an den Strand zurück, wo Sue mit Söhnchen Franklin zurückgeblieben ist. Das Monster beobachtet sie aus einem Felsenversteck. Als Leser folgen wir nun ihm. Versteckt in einer unterseeischen Höhle befindet sich ein Behälter mit nur noch einer Serums-Dosis, mit der es sich in einen Menschen verwandeln kann (wie das vorgeht, bleibt offen), Der Mensch hat einen Job in einem Ozeanium; er zeigt Kunststücke mit Delfinen und Walen. Die FV verfolgen den Auftritt nichtsahnend als Touristen. Doch Reed fällt auf, wie geschickt sich der Mann im Wasser bewegt.

Der Monster-Mann fühlt sich beobachtet und greift Reed erneut versteckt an. Reed engagiert ihn als Führer durch die Meereshöhlen. Die FV (wieder ohne Sue) schöpfen Verdacht, daß er sie als Lotse in eine Falle locken will. Da bricht der Mann mit einem gewaltigen Faustschlag aus dem Unterwasserfahrzeug aus. Ding, das lange die Luft anhalten kann, rettet Reed und Johnny vor dem Ertrinken. Gleich darauf laufen sie endlich dem Monster über den Weg. Es kommt zu einem kurzen Zweikampf mit Ding, bei dem sich das Monster als überraschend stark entpuppt. Fackel kann es aber mit seinen Flammen vertreiben. Zum Schluß stellen die FV das Monster bei seinem Raumschiff. Ihnen wird klar, daß es ein Außerirdischer ist, der auf der Erde notlanden mußte. Das war der Grund für die Angriffe auf US-Kriegsschiffe (wie auch auf die FV): Es fühlte sich selbst angegriffen. Jetzt kehrt es mit seiner Gefährtin ins All zurück.

Im Film ist das Monster differenzierter dargestellt. Es kommt auch ein erotisches Moment hinzu, das im Comic nur ganz kurz angedeutet wird. Insgesamt ist es eine zwischen Gut und Böse schillernde Figur. Im Comic wird ein unverstandener Außenseiter daraus. Trotzdem ist die Story recht ansprechend, weil der Kampf Gut gegen Böse hier einmal ins Leere läuft – es gibt einfach keinen gefährlichen Gegner (oder nur aufgrund eines Mißverständnisses). Andererseits ist viel Platz für die eigenwilligen Wortgefechte zwischen Reed und Ding, die Probleme von Johnny mit Crystal und seinem Star-Leben und sogar für ein wenig Familienleben mit Sue und Franklin. All das hat mit der „Creature from the Black Lagoon“ nicht das geringste zu tun und fügt sich trotzdem harmonisch in die Story ein. Noch einmal vertritt Frank Giacoia hier Joe Sinnott als Inker. Das Cover ist gut gelungen, präsentiert aber ziemlich unverfroren das geklaute Film-Monster. Auf dem Backcover ist zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mal eine Vorschau auf die nächste Monatsproduktion statt einer Anzeige.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 08:55   #4  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Plagiat ?
Natürlich.
Trotzdem passt das Monster aus der Lagune gut in das bisherige Schema hinein.
Lee und Kirby haben wohl eine Vorliebe für einsame Charaktere, weit weg von zuhause. Ein Wunder, dass sie nicht auch Lucky Luke erfunden haben.

- Der Android der Skrull, der einen verlassenen Stützpunkt bewachte
- der Maulwurf
- natürliche der silberne Surfer
- Torgo, der in der Arena kämpfte
- der Drachenmann mit seiner unglücklichen Liebe zu Sue

Die Umgebung ist dieser Ausgabe wieder sehr schön gewählt: Ulaub, Strand und Unterwasserwelt. Dazu eine lustige Szene, als Ben sich mit dem Wahl anlegte.
Die Botschaft: Verurteile nicht vorschnell, was dir fremd ist.

Das Heft hat mir wieder sehr gut gefallen.

Damals habe ich die B-Movies von Jack Arnold wie Tarantula und wie eben Das Monster aus der Lagune gerne geschaut. Es gab mal eine Zeit, da kamen die Filme im Sommer abends in den dritten Programmen. Eine schöne Zeit.

Geändert von Crackajack Jackson (20.04.2020 um 09:09 Uhr)
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 09:34   #5  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Jack-Arnold-Filme lassen sich noch heute ansehen, finde ich. Die einst innovativen Tricks muß man zwar mit etwas Verständnis goutieren, aber Arnold hat sich immerhin oft etwas einfallen lassen. Vor allem hatte er aber immer gute Drehbücher und hat sich nicht auf seine Effekte verlassen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 09:41   #6  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Ich habe da mal eine Reportage gesehen, wie sie die Filme gedreht haben.
War sehr interessant, besonders wie damals die Erotik verpackt wurde, ohne sie offen zu zeigen.
z.B.die Szene, in der das Monster zwei oder drei Meter unter der Frau schwimmt.

Romantik pur.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 11:22   #7  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Das war halt das, was erlaubt war. Im Hays-Code war genau beschrieben, was gezeigt werden durfte und was nicht. Das hat kreative Regisseure nie daran gehindert, Erotik in eine Szene zu bringen. Explizites Zeigen ist ja auch eher langweilig.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 15:28   #8  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 94




Diese Ausgabe hat mich einst, 1977, schwer beeindruckt! Mein Heft ist so zerlesen, daß ich mir überlege, es mir in besserem Zustand noch einmal anzuschaffen, auch wenn ich sonst auf Mint-Zustand keinen größeren Wert lege *). Was mich fasziniert hat, ist hauptsächlich der erzählerische Kniff, eine Vorgeschichte zu einem sehr bekannten geschichtlichen Ereignis zu konstruieren, die dieses Ereignis in einem völlig (oder zumindest etwas) anderen Licht erscheinen läßt. Den Kniff hat Stan Lee nicht erfunden, vielleicht sogar wie in der vorherigen Ausgabe irgendwo geklaut. Aber für mich war das damals etwas ganz Neues.

Beeinflußt haben mich schon auch die großspurigen Sprüche, von denen sich hier wieder mal einer auf der Splashpage findet: „Beginn eines Abenteuers, das fast unglaublich ist!“ Wobei: Für Marvel-Verhältnisse ist das auffallendes Understatement. Reed Richards empfängt eine Botschaft aus dem All, die offenbar von den Kree stammt, aber er kann mit Hilfe des Computers nur ein Wort entschlüsseln: „Ruhe“. Das ergibt keinen Sinn. Ding liest derweil nebenan die Tageszeitung: „Apollo startet! Das Meer der Ruhe ist als Landeplatz vorgesehen“ (eine Schlagzeile, die mehr oder weniger authentisch sein könnte). Das bringt Reed auf die Spur: Die Kree wollen offenbar verhindern, daß Menschen auf dem Mond landen! (Und so ist es auch.)

Wir Leser werden sogleich in den Sabotageplan der Kree eingeweiht: Ein Wächter (erstmals aufgetaucht in FV # 60) aktiviert auf einer Insel eine Maschine, die wiederum einen Vernichtungsmechanismus auf dem Mond in Bewegung setzen soll. Ob die Apollo-11-Mission gelingt, wird sich also – im Marvel-Universum – auf dieser Insel entscheiden. Schade, daß auf dem Cover der Eindruck erzeugt wird, die FV würden einen Gegner auf dem Mond bekämpfen. Obwohl sie schon auf dem Kree-Planeten und selbst im Microversum waren, sollen sie abef hier Aldrin, Collins und Armstrong nicht die Schau stehlen. Sie landen auf der Insel und suchen die feindliche Kraft, die gegen die Mondlandung arbeitet. Außerdem wird auf dem Cover suggeriert, sie würden auf dem Mond einem wohlbekannten Gegner gegenübertreten – vielleicht Dr. Doom. Auch das ist eine Irreführung. Der Wächter ist ihnen schon bekannt, aber nur ein seelenloser Roboter.

Auf etwa einer Seite fangen Lee und Kirby die Aufregung ein, die der Start von Apollo 11 damals auf der ganzen Welt – einschließlich der Sowjetunion – auslöste. Viele haben 1969 das Geschehen wohl noch am Radio verfolgt; Kirby zeigt dementsprechend ein von Schaulustigen umlagertes Schaufenster eines Elektronikladens. Jetzt folgen ein paar Seiten Klischeehandlung: Die FV kämpfen gegen den Wächter. Ding schaltet den Roboter mit einem trockenen Schwinger aus. Nun müssen die FV noch herausfinden, wie er die Mondlandung verhindern wollte. Sie stoßen auf eine Maschine, der sie sich aus irgendeinem Grund nicht nähern können (Selbstschutzmechanismus!). Auf der nächsten Seite erleben wir mit, wie die Landefähre Eagle mit Neil Armstrong an Bord ausgesetzt wird, während am ausgewählten Landeplatz auf dem Mond die unheilvolle „unbekannte Masse“ wabert.

In letzter Sekunde gelingt es Ding, die Maschine zu zerstören. Darauf fliegt die ganze Insel in die Luft – die FV können sich eben noch in Sicherheit bringen. Auch der Wächter macht sich aus dem Staub – sein Auftrag ist angeblich erfüllt. Und ein letztes Mal wird zur echten Mondlandung überblendet, und Armstrong spricht seinen berühmten Satz: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“ Ohne den Einsatz der FV, so erkennen wir, hätte es sie nie gegeben, und zumindest der Eagle wäre beim Aufsetzen auf dem Mond vernichtet worden.

Einmal mehr hält sich Lee mit den logischen Details seiner Geschichte nicht lange auf. Vor allem: Wozu überhaupt die Mondlandung, wenn Superhelden wie die FV schon seit langem den Weltraum bereisen, als würden sie zum Zigarettenautomaten an der Ecke gehen? Ein Raumflug war, wir erinnern uns, ja einer der Auslöser für die Entstehung dieses Teams. Warum setzen die Kree mit ihrem Anschlag ausgerechnet unmittelbar bei der Mondlandung an? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, den Flug von Apollo zu unterbinden? Wobei klar ist: Dramaturgisch ist es schon eindeutig wirkungsvoller, die Gefahr beim Aufsetzen des Eagle auftauchen zu lassen. Welcher Art diese Gefahr ist, wird sehr im Ungefähren gelassen. Aktivierungsmechanismus auf der abgelegenen Insel – unbekannte Masse unter der Mondoberfläche, genau an dem Punkt, wo der Eagle landet (wie konnten das die Kree vorher wissen?).

Vom Unterhaltungswert her finde ich die Ausgabe immer noch ganz nett. Es gibt ein bißchen Familienleben bei den FV, die geheimnisvolle Kree-Botschaft, von der nur ein einziges Wort zu entschlüsseln ist, die Szenen rund um die Mondlandung, die ziemlich authentisch wirken (obwohl ich das 1969 noch nicht am Fernseher verfolgt habe). Der Kampf gegen den Wächter nimmt erfreulicherweise nicht zu viel Platz weg. Den Kniff, daß die Mondlandung vorgeblich nur dank des vorherigen Einsatzes der FV möglich war, finde ich heute nicht mehr ganz so aufregend, aber ich erkenne an, daß hier wieder mal eine recht geschickt konstruierte Story auf 20 Seiten untergebracht wurde. Heute glauben die Leute ja lieber, daß die Mondlandung gar nicht stattgefunden hat – das sagt wohl einiges über den Zeitgeist 1969 im Vergleich zu heute aus. Kirby zeichnet hier sehr sorgfältig – er hat sich wohl einiger Pressefotos als Vorlagen bedient. Seine alte Methode, Panels mit Fotomaterial zu collagieren, wendet er allerdings ausgerechnet bei dieser Story nicht mehr an. Und Joe Sinnott ist wieder als Inker an Bord.

*) hab' ich dann doch nicht gemacht...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2020, 20:45   #9  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Ja, bei diesem Cover hätte ich wirklich mit einem Auftritt Galactus, des Beobachters oder zumindest der Nichtmenschen gerechnet.

Darauf wartet man vergeblich. Die FV schalten eine Maschine aus, die die erste Mondlandung boykottiert hätte.

Eigentlich passiert hier nicht viel.Mit der ersten Mondlandung kann man heutzutage keine Comicleser mehr begeistern. Die waren schon auf ganz anderen Planeten. Es ist wohl wirklich der reale geschichtliche Hintergrund, der den Reiz dieses Heftes damals bei Erscheinen ausgemacht hat.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 11:54   #10  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 95




Die vorige Ausgabe hatte einen aktuellen Anlaß (erste Mondlandung), die folgende wird die US-Nummer 100 sein. Also bleibt nichts anderes übrig, als wieder auf 20 Seiten eine komplette Story unterzubringen. Die Begegnung der FV mit den Nichtmenschen erscheint da etwas ungeschickt – da wäre wohl eigentlich wieder ein Mehrteiler fällig gewesen. Aber es ging nicht. Ich weiß nicht, ob man in dieser Zeit vielleicht auch deshalb von Mehrteilern absah, weil Jack Kirbys Weggang von Marvel schon im Raum stand und man nicht eine von ihm angefangene Geschichte von anderen Leuten fertigzeichnen lassen wollen. Möglich wär’s. *)

Mißverständnisse bei der Begegnung von Superhelden sind ein beliebtes Grundthema – jedenfalls bei Marvel. Man hat ein einfaches Motiv, warum sie aufeinander losgehen; einige Seiten lang kann munter geprügelt werden; dann wird das Mißverständnis aufgeklärt; die Helden zucken die Schultern und gehen wieder ihrer Wege. So ist das hier auch. In FV # 91 hatte Crystal Johnny verlassen und war zu den Nichtmenschen zurückgekehrt – ohne Angabe von Gründen. Vier Ausgaben später hat Johnny, die Fackel, die Nase voll und beschließt, sie wieder zu sich zu holen. Wie schon ein paarmal gesehen, lassen Lee und Kirby diese Einleitung weg, um schwungvoller in die Story starten zu können. Ding will mit seiner Freundin Alicia skifahren gehen, aber Reed und Sue halten ihn davon ab, denn Johnny ist verschwunden und braucht Hilfe gegen die Nichtmenschen.

Die Fackel spielt auf dem Flug in den Himalaya, wo die Große Zuflucht liegt, Katz‘ und Maus mit Jets und Raketen aus USA und der UdSSR; die übrigen drei geraten auf ihrer Route durch den erdnahen Weltraum in einen Meteoritenschwarm, der ihr Raumschiff beschädigt. Die Fackel dringt bei den Nichtmenschen ein (nach einer Begegnung mit dem Yeti, der offenbar auch zu den Nichtmenschen gehört) und wird als Feind behandelt. Wir hören lediglich, daß jedermann eine Audienz bei Black Bolt gewährt werden muß (seltsame Bestimmung), so daß sich die Fackel dann bald mit der Kerntruppe – Black Bolt, Triton, Karnak, Medusa und Crystal – beschäftigen kann. Erst als Reed, Sue und Ding eingreifen, läßt Johnny vom Kampf ab. Unzählige Male ist schon gesagt worden, daß ein großes Mißverständnis vorliegt. Jetzt kommt die Lösung: Gorgon taucht auf und bringt Black Bolt ein lebenswichtiges Medikament. Nach einem Herzkasper mußte Crystal sein Leben mit einer „Mikro-Schockwellen-Übertragung“ erhalten. Und sie kann auch jetzt noch nicht wieder gehen – vielleicht möchte man FV und Nichtmenschen ja noch einmal aufeinanderhetzen.

Wie die ganze Story wirkt auch der Schluß etwas gezwungen. Die Fackel muß von allen Seiten eine Moralpredigt über sich ergehen lassen; Crystal fordert „Mitleid und Verständnis“ (mit anderen Worten: Vertrauen) für sich ein. Doch was hinderte sie, ihm zu sagen, warum sie gegangen ist? Ding will die beiden wieder versöhnen und bemerkt, seinen Skiurlaub werde es jetzt doch noch machen. Man kann es auch freundlich ausdrücken: Lee und Kirby haben aus ihren 20 Seiten das Beste gemacht. Die Zeichnungen wirken in diesem Heft sehr sorgfältig. Joe Sinnott inkt teilweise mit ausgesprochen feinem Strich. Kirby dreht seine große Vereinfachung offenbar nochmal um ein paar Grad zurück. Das Cover entspricht jedoch, wie in FV # 94, nicht ganz der Story: Sowohl Black Bolt als auch Gorgon mischen hier im Kampf gegen die Fackel mit.

*) Tatsächlich hat John Romita am Ende eine von Kirby angefangene Story vollendet (Williams-FV # 100)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 14:29   #11  
jakubkurtzberg
Moderator NUFF!
 
Benutzerbild von jakubkurtzberg
 
Ort: im Norden
Beiträge: 11.440
Hat nicht auch Neal Adams einen von Kirby angefangenen THOR (Dreiteiler?) beendet, der über drei Hefte ging? Was mir immer noch gut gefällt, ist die Erklärung bei einer Sub-Mariner-Story, dass Gene Colan die Grippe gepackt hätte und Kirby deshalb zu Ende gezeichnet hat.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 14:39   #12  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Da ist ja Colan tatsächlich kurz darauf zurückgekehrt. Bei Kirby hat's dann 1970 einige Zeit gedauert, bis er wieder bei Marvel auftauchte.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 16:31   #13  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 96




Gut gemeint, aber schlecht gemacht. So lautet mein Urteil über diese Jubiläumsausgabe (FF # 100). Für solche Nummern werden ja gern entweder große Familienereignisse (Hochzeit, Geburt oder ähnliches) oder ein besonders spektakulärer Gegner bemüht oder eben, wie hier, eine Gaststar-Parade. Die Fantastischen Vier bekommen es in diesem „Heimreise mit Hindernissen“ betitelten Heft mit nicht weniger als 18 Super-Gegnern zu tun (einschließlich dem verrückten Denker und dem Puppenspieler, die das Ganze steuern, aber zuzüglich der Unterwasserarmee von Aquarius, die nicht gezählt werden kann). Jack Kirby gibt sich alle Mühe, das alles auf 20 Seiten unterzubringen; er zeichnet im Schnitt durchschnittlich fast sieben Panels pro Seite. Aber das ist dennoch nicht anders zu schaffen, als daß man den Gegner auftauchen und mit einem kurzen Gegenschlag untergehen läßt.

Das erzeugt insgesamt das Gegenteil des Effekts, den Stan Lee möglicherweise beabsichtigt hatte: Die Super-Bösewichte können gar nicht zur Entfaltung kommen; ihre Angriffe verpuffen nicht nur strategisch, sondern auch dramaturgisch. Spannung und Lesefreude halten sich bei diesem Werk doch sehr in Grenzen, auch wenn sich Lee und Kirby redlich Mühe geben, die Revue bestmöglich zu inszenieren. Vielleicht wäre die Ausgabe besser geworden, wenn sie 40 Seiten Platz gehabt hätten, aber ich fürchte, auch dann hätte die alte Regel gegolten: Weniger ist mehr. Aber man muß bedenken: Es war die erste Marvel-Superheldenserie, die Ausgabe 100 erreichte. Und wenn der Seitenumfang größer gewesen wäre, dann hätte Williams die Ausgabe womöglich ausgelassen.

Die FV werden auf der Rückreise von der Großen Zuflucht angegriffen. Ihr UFO-artiges Fluggerät stürzt irgendwo im Orient ab und ist nicht mehr brauchbar. Während das Quintett (einschließlich Sue und Crystal – nebenbei: Hieß es nicht, sie müsse weiter bei Black Bolt bleiben?) noch rätselt, was passiert ist, beginnt der Angriffsreigen. Die ersten beiden Gegner, Kang und Doktor Doom, werden einfach dadurch besiegt, daß Crystal einen Baum auf sie stürzen läßt. (Nebenbei: Kang ist ein alter Feind der Rächer; mit den FV hatte er bisher noch gar keinen Kontakt.) Dabei merken sie, daß sie es nicht mit den echten Schurken, sondern mit vom Denker nachgebildeten Androiden zu tun haben. Der Puppenspieler arbeitet indes noch an seinem FV-Gegner; wir Leser bekommen ihn vorerst nur schattenhaft zu sehen.

Die Angriffe namhafter Super-Feinde gehen inzwischen weiter. Wie gehabt, gehen alle Androiden nach ein paar Panels zu Bruch. Nur mal eben aufzählen, wer da alles auftaucht: ein Kree-Wächter, Drachenmann, Prinz Namor, der Hasser (das ist der Hate Monger, dem Williams-Leser hier zum ersten Mal begegnen), der Super-Skrull, der Geist und seine Super-Affen und die Furchtbaren Vier (diesmal allerdings zu dritt, ohne Medusa). Immerhin kann Ding zwischendurch immer mal ein paar lockere Sprüche klopfen. Da keiner der Angreifer die FV besiegen kann, aktiviert der Puppenspieler schließlich seine radioaktive Schöpfung – es ist eine Hulk-Puppe. Allerdings geht diese Aktion schon im Ansatz in die Hose, denn der Hulk läßt sich nicht instrumentalisieren und wendet sich gegen seinen Herren und den verrückten Denker. Er demoliert ihr Hauptquartier, das kurz darauf in die Luft fliegt.

Mit Mühe bekommen Lee und Kirby ein halbwegs witziges Ende hin. Die FV werden nach bestandener Schlacht von einem NATO-Flugzeug aufgelesen. Lee legt Reed Richards eine vollmundige Eigenwerbung der Sorte in den Mund, die man ihm nicht übelnehmen kann: „Wir sind immer noch das größte Team aller Zeiten!“ Wahrlich der passende Spruch zum Jubiläum, und höchstens ein bißchen übertrieben. Johnny sekundiert: „Sag‘ das ruhig nochmal.“ Und Ding unterläuft das Ganze mit der Bemerkung: „Wetten, daß er’s tut?“ Schön, nun sind die Fans mit der Ausgabe wieder ein wenig versöhnt.

Grafisch ist an dem Heft nichts auszusetzen; man betrachtet die Panels aber schon etwas unzufrieden, denn von Kirbys zuletzt immer mehr gepflegtem Bombast-Stil ist hier praktisch nichts zu sehen. Das Cover ist ein Wimmelbild, aber alle im Heft vertretenen Schurken passen trotzdem nicht drauf. Auch das Cover ist nicht schlecht gemacht, aber in ihm zeigt sich dieselbe Misere, die auch die Ausgabe insgesamt prägt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 18:29   #14  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
zu FV #95

Mir hat die Ausgabe ganz gut gefallen. Es fängt schon an mit dem Ding auf Skiern.
Tolles Bild. Überhaupt ist meist das erste Bild eines Heftes ein echter Hingucker. Das habe ich schon bei den Marvel Team Up Heften gemerkt. Da wird richtig Atmosphäre reingelegt und die Geschichte beginnt sehr entspannt.

Auch die Szene, als die drei mit ihrem Schiff, das durch einen Meteoridenschwarm (!) beschädigt wurde Zwischenstopp machen, ist mir noch im Gedächtnis geblieben.
Ben hebt das Schiff an und wirft es in die Luft und Mr. Fantastic schlingt seinen Arm um Ben um in dann in das Schiff reinzuholen.

Johnny macht seiem Namen als Hitzkopf hier alle Ehre. Ich würde sogar sagen er übertreibt es gewaltig. Immerhin sind die Fantastischen Vier mit den Inhumans, nach dem letzten Stand der Dinge, befreundet.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2020, 20:31   #15  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Zu FV #96

Sehe ich genauso wie Du

Viel zu viele Schurken

Chrystal sollte noch bei den Inhumans bleiben

Kang und die FV hatten noch nicht das Vergnügen,
Obwohl: Kang und Rama Tut sind ja irgendwie doch eine Person.

Schade, das Heft liest sich wie eine einzige Abfolge vergangener Gegner.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2020, 08:53   #16  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 97




Hier versuchen Lee und Kirby mal wieder etwas Neues, eine Story ohne Superschurken. Die FV sollen aus ihrem Hauptquartier, dem Baxter Building, vertrieben werden. Der Grund dafür ist simpel und wirklichkeitsnah: Es gibt einen neuen Vermieter (nämlich eine Mafiaorganisation), der ihnen einfach kündigt, ganz legal. Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht. Bereits in FV # 9 waren die FV pleite und damit sehr angreifbar; allerdings wurde das damals nicht heftfüllend auserzählt. Dann gab es noch FV # 31, wo die Helden gegen den Finanzmogul Gregorius Gideon antreten mußten.

Doch das ist eine riskante Sache: Wo kommt die Action her, wenn sich die FV nur gegen ihre Entmietung wehren müssen? Die Macher haben sich dazu folgendes ausgedacht: Ein Mafiaboß verfolgt die Strategie, sich streng an Recht und Gesetz zu halten, um den FV ihren Stützpunkt und ihre gesamte technische Ausrüstung wegzunehmen. Ein anderer will dagegen ihre Misere ausnutzen, um sie auszulöschen (daher auch der Teaser auf dem Cover: „Der Tod schlägt zu!“). Dagegen wehrt sich das Quartett und kann so auch gegen die Mafiagangster kämpfen. Die setzen einmal mehr Betäubungsgas ein, denn Abknallen (ungeachtet der Frage: Kann man die FV so einfach erschießen?) wäre mit dem Comics Code – und natürlich auch mit der Weiterführung der Serie – unvereinbar gewesen.

Aber was zeigt das Cover? Da werden offenbar Ding, Crystal und Johnny eingesargt. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Ausgaben wird hier nicht etwas dargestellt, was in der Story gar nicht vorkommt. Allerdings erfährt man dann beim Lesen, daß es sich nur um Behälter handelt, in denen die bewußtlosen FV (auch Reed) im Meer versenkt werden. Von den oft bemühten Betonblocks an den Beinen ist hier nichts zu sehen. Jedenfalls: Wenn man nur das Cover betrachtet, muß man wohl zu dem Schluß kommen, daß sie tot sind. Gut möglich, daß sich Lee und Kirby zuerst dieses Cover ausgedacht und sich dann überlegt haben, welche Story zu diesem Motiv passen würde.

Wir steigen mit einer kleinen Party in das Heft ein. Blickfang ist das Ding, das ganz locker zu Gitarrenklängen von Johnny tanzt, und zwar im feinen Anzug. Seine Tanzpartnerin dürfte seine Freundin Alicia sein, was aber nicht ganz klar ist. Der Pförtner des Baxter Building (der ein wenig an Briefträger Willy Lumpkin aus FV # 10 erinnert) platzt herein und bringt den Kündigungsbrief der Mafia. Ding und Johnny sind empört; Reed mahnt, Ruhe zu bewahren, und will Anwälte einschalten. Nun werden wir Zeuge eines Mafia-Treffens, das mich ein wenig an die Inszenierung in Coppolas „Der Pate“ erinnert (der jedoch erst etwa zwei Jahre später ins Kino kam). Die FV gehen in den Central Park und grübeln, wie sie aus dieser Sache herauskommen. Da sehen sie, daß ein Hubschrauber auf dem Baxter Building landet. Mafia-Gangster, die übrigens mit ihren Uniformen und Gesichtsmasken ein bißchen an Superhelden erinnern, wollen sich die Einrichtung der FV gleich unter den Nagel reißen. Die Fackel versucht, das zu verhindern, wird aber abgeschossen und betäubt.

Reed, Ding und Crystal kehren ins Gebäude zurück und bemerken im Kontrollzentrum, daß das Haus voll von Mafialeuten ist. Kurz darauf sind auch sie betäubt und werden in die Kisten gelegt (siehe Cover). Während die im Meer versinken, gelingt es Crystal als erster, sich zu befreien. Alle drei können sich ans Ufer retten. Doch wo steckt Sue, die Unsichtbare? Sie ist unsichtbar noch im Baxter Building unterwegs. Aber die Mafiabande hat einen Detektor, der ihr die Anwesenheit von Sue verrät. Am Ende zwingt der Anführer sie, sichtbar zu werden, indem er ihr Baby bedroht. In diesem Moment tauchen aber die übrigen FV auf und überwältigen die Mafiosi. Nun kommt auch der Pförtner noch einmal herein und erschießt unvermittelt den Anführer. Reed ist schockiert, findet aber sofort die Erklärung: Hinter seiner Maske verbirgt sich der andere Mafiaboß, der streng legal gegen die FV vorgehen wollte und nun seinen Komplizen exekutiert hat. Das führt zu einer sehr moralischen Schlußszene: Reed verurteilt die Gangster, die nach seiner Aussage doch niemals gegen das Recht ankommen können. Und er versichert Sue, er werde immer gegen das Verbrechen kämpfen, damit ihr Sohn nicht in Furcht aufwachsen muß. Sehr pathetisch.

Trotz mancher Mängel und Ungereimtheiten finde ich diese Episode recht gut. Wenn Lee und Kirby die Superheldenklischees vermeiden und ihre Helden in einem quasi normalen Alltag zeigen, gibt es bei mir fast immer Extrapunkte. Logische Fehler und Kurzschlüsse fallen hier nicht so sehr ins Gewicht. Allerdings kommt der Humor diesmal zu kurz. Die Mafia war offenbar ein Thema, über das man lieber keine Witze machte. Da jeglicher Bombast fehlt (keine Welteroberung, keine fast allmächtigen Supergegner), verzichtet Kirby auf großformatige Panels. Trotzdem ist die Ausgabe souverän gezeichnet (Inker ist wiederum Joe Sinnott). Davon, daß er schon kurz vor seinem Abschied von Marvel stand, ist nichts zu sehen – abgesehen davon, daß von Fortsetzungsstorys weiterhin Abstand genommen wird.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2020, 14:05   #17  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 98




Dies ist also die letzte reguläre Kirby-FV-Ausgabe. Es ist nach längerer Zeit wieder mal der Beginn eines Mehrteilers, was gegen meine Vermutung spricht, man habe so etwas wegen des drohenden Abgangs Jack Kirbys nicht mehr gemacht. Das Cover stammt allerdings von John Romita (signiert „J. R.“), der die Serie dann auch für einige Ausgaben übernahm. Dann gab es ja noch das legendäre Heft, das Kirby zeichnete und Stan Lee als zu langweilig ablehnte (im Übrigen ist das ein Hinweis darauf, wie weitgehend allein Kirby die Storys gestaltet hat und wie gering Lees Anteil daran war). Sollte es nach dieser Ausgabe entstanden sein, dann verstehe ich nicht, warum Kirby hier nicht mehr das Cover gestalten konnte. Die abgelehnte Story wäre jedenfalls der ideale Anlaß gewesen, bei Marvel die Brocken hinzuwerfen.

Ganz offensichtlich war Jack Kirby ein glanzvoller Abschied nicht vergönnt. Diese „Aquarius greift an“ betitelte Ausgabe ist bestenfalls mittelmäßig. Die FV haben hier zwei namhafte Gegner: den Submariner und Magneto. Da Aquarius ein ambivalenter Charakter ist, ist es naheliegend, daß der Konflikt durch ein Mißverständnis entsteht, und zwar durch eines, das Magneto provoziert. Etwas unmotiviert liegt der böse Mutant besinnungslos auf einer Insel, wo er von Prinz Namor gefunden und kurzerhand nach Atlantis mitgenommen wird. Magneto schlägt Aquarius sofort ein Bündnis zur Welteroberung vor, aber der ist nicht interessiert. Also fädelt Magneto seinen eigenen Plan ein. Er greift die FV mit ferngesteuerten Magnetkräften an.

Reed braucht natürlich nicht lange, um herauszufinden, daß der Angriff von Atlantis ausging. Er macht selbst eine Rakete bereit, die als Warnung dienen soll. Ding zögert nicht lange, sie abzuschießen, und kommt Reed damit zuvor, der noch gewartet hätte. Die Rakete bringt halb Atlantis zum Einsturz. Magneto steckt selbstredend Aquarius, daß die FV Urheber dieses Angriffs waren. Daß er selbst sie zuvor attackiert hat, verschweigt er tunlichst. Aquarius ist weiter nicht bereit, sich mit Magneto zu verbünden, aber er setzt seine Truppen gegen New York in Bewegung. Alarm im Baxter Building – und nächste Ausgabe: „Krieg“.

Eigentlich eine müde Story – auch sie hätte Lee Anlaß geben können, sie abzulehnen. Aber dramatisch inszeniert ist die Sache schon. Kirby hatte stets ein Händchen für elitäre Alleinherrscher mit Hang zum Despotentum, auch für fiese Intrigen im Umfeld von Regenten und monströse Welteroberungsgelüste. Die FV werden wieder zu Anfang familiär rübergebracht. Ding leidet unter einer Grippe und muß eine bittere Medizin einnehmen. Kurz darauf macht er mit einem Nieser beinahe Kleinholz aus dem ganzen Baxter Building. Die Grundstruktur dieser Story ist allerdings sehr simpel, nicht sehr originell und im Grunde langweilig.

An der Grafik ist nur wenig auszusetzen. Kirby erlaubt sich hier lediglich wieder mal ein Ganzseitenpanel mit Namor auf dem Thron und Magneto als üblem Einflüsterer im Hintergrund. Das Bild ist eine Spur zu bombastisch, die Anatomie des Fischkopfs kümmert Kirby herzlich wenig, und dem Thronsaal mangelt es an Details. Romitas erstes Cover (offenbar geinkt von John Verpoorten) ist nicht schlecht und erinnert mit seinen ornamentalen Maschinen etwas an Kirby. Mich wundert nur, daß Magneto nicht zu sehen ist, obwohl er auf dem Cover angekündigt wird. Das Heft beinhaltet wegen nur noch 19 Seiten FV eine redaktionelle Seite, auf der Neuerscheinungen aus USA vorgestellt werden: „What if“, „Tarzan“, „John Carter, Warlord of Mars“ (also zweimal Edgar-Rice-Burroughs-Stoffe) sowie „Ms. Marvel“.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2020, 17:59   #18  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
[B]
Wir steigen mit einer kleinen Party in das Heft ein. Blickfang ist das Ding, das ganz locker zu Gitarrenklängen von Johnny tanzt, und zwar im feinen Anzug. Seine Tanzpartnerin dürfte seine Freundin Alicia sein, was aber nicht ganz klar ist. .
Es ist Alicia. Sie sagt nämlich zu Ben: "Ich kann zwar nicht sehen, wie Du tanzt, doch ich spüre deinen Enthusiasmus".
Wie Alicia sieht sie dennoch nicht aus. Vlt. war sie beim Frisör und hat ihre Haare gefärbt.

Ben im Anzug sieht schon sehr gut aus.

Zur Geschichte:

Obwohl das ganz gut aufgebaut ist, kann ich die Mafia als Gegner der Fantastischen Vier nicht ernst nehmen.
Die ganze Geschichte ist etwas übertrieben. Es werden keine Kündigungsfristen eingehalten und die Mafia kann sofort in das Gefäude und legal über die Besitztümer der FV verfügen. Aber das nehme ich augenzwinkernd in Kauf.
Ich sehe auch lieber einen Bruce Wayne oder Peter Parker, der beim Einkaufen unbemerkt einen Räuber kaltstellt, als zum hundertsten Mal die Rettung der Welt.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2020, 19:34   #19  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
In dieser Geschichte wird direkt auf X-Men 63 Bezug genommen.
Das ist wohl das erste Mal, dass hier serienübergreifend erzählt wird.

Namor und Magneto machen jetzt nicht soviel her. Da ist die Sache mit der Grippe schon unterhaltsamer. Stan und Kirby mögen es, das Ding zu verkleiden, mal in Skiausrüstung, im Anzug , oder wie hier im gemütlichen Bademantel.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 10:22   #20  
jakubkurtzberg
Moderator NUFF!
 
Benutzerbild von jakubkurtzberg
 
Ort: im Norden
Beiträge: 11.440
Ob der Kirby-Ersatz Romita sr./Verpoorten nicht ein Schnellschuss war? Es betrifft ja eigentlich nur drei Hefte plus Cover, dann hat Sinnott die Zeichnungen von Romita für eine Ausgabe getuscht und im weiteren Verlauf der Serie die von John Buscema (mit wenigen Ausnahmen). Dann gab es ja noch diesen unsäglichen Mix in FF #108, bei dem die Story und Zeichnungen angepasst wurden und es deshalb teilweise Kirby und Buscema-Zeichnungen auf derselben Heftseite zu sehen sind.
jakubkurtzberg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 10:50   #21  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Das wird sich nur schwer klären lassen.

Mir ging durch den Kopf: Wenn Romita damals schon Art Director war, dann war er vielleicht verpflichtet, für Kirby einzuspringen. Damit setze ich voraus, daß Kirby wirklich Knall auf Fall gegangen ist, was wir auch nicht so genau wissen.

Buscema war jedenfalls, soviel ich gelesen habe, bei Marvel der neue Kirby - schon etwas früher. Aber vielleicht war er nicht sofort frei, um die FF zu übernehmen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 17:59   #22  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Die Fantastischen Vier # 100




Wir erleben nun das Finale der seltsamen Aquarius-Magneto-Allianz gegen die FV. Leider fällt das etwas enttäuschend aus. Die Macher hatten sich eigentlich eine ziemlich verzwickte Kampfkonstellation ausgedacht: Magneto verbündet sich mit Aquarius, verfolgt aber hinter dessen Rücken seine eigenen Aggressions-Pläne. Aquarius schlägt sich auf die Seite der FV. Magneto bekommt aber sowohl Sue Richards als auch Namors Gefährtin Dame Dorma in seine Gewalt und kann die Bedingungen diktieren. Nun schlägt Reed vor, Aquarius soll sich zum Schein wieder mit Magneto zusammentun. Das ist etwas unglaubwürdig, denn Magneto müßte wissen, daß er mit der Bedrohung Dormas sich auch ihn zum Feind gemacht hat.

Es spielt aber gar keine Rolle, denn Reed konstruiert unbemerkt eine Maschine (ein Kniff, den wir in der Vergangenheit schon öfter gesehen haben), mit der er Magneto unschädlich machen kann. Sie arbeitet nach seinen Worten wie ein Spiegel, der die Magnetkräfte „reflektiert“ und Magneto in einen Energiekegel einschließt, bis er von der US-Armee abgeholt werden kann. Lassen wir mal außer acht, daß magnetische Wellen nicht so einfach umgelenkt werden können. Dies ist der Kern der Geschichte und alles darum herum nur Beiwerk. Schön dargestellt ist lediglich, wie Magneto mit Namors Truppen nach New York kommt und die Stadt einnimmt, was US-Präsident Nixon zur Weißglut bringt. Da Magneto aber mit seinen Magnetkräften alle US-Streitkräfte lahmlegen kann, bleibt dem Staatsoberhaupt (damals noch nicht durch die Watergate-Affäre belastet) gar nichts anderes übrig, als Reed weiter freie Hand für Gegenmaßnahmen zu lassen.

Nebenbei sehen wir einen Fluchtversuch von Sue (den Magneto abwehrt), eine Begegnung von Ding mit Atlantis-Truppen, bei der er mit einer Betäubungswaffe flachgelegt wird, und eine Luftschlacht der Fackel gegen ein Atlantis-Fluggerät, in der er die Oberhand behält. Das alles hat aber für den Verlauf der Story keine Bedeutung – liefert nur ein wenig Action, bevor Reed mit seiner Magnetumkehr-Maschine anrückt. Die Schlußseite trägt überdeutlich die Handschrift von Stan Lee; Reed philosophiert ausführlich über den Nachholbedarf der Menschen an Toleranz (er spricht sogar wörtlich von „Brüderlichkeit“). Die Sprüche von Ding lassen hier dagegen an Witzigkeit etwas zu wünschen übrig. Mich würde interessieren, ob John Romita ähnlich wie Jack Kirby die Story teilweise selbst entwickelt hat und Stan Lee nur die groben Linien vorgab und anschließend die Dialoge schrieb. Da kann man freilich nur mutmaßen.

Romita zeichnet erneut stark an Kirby orientiert. Wenn man genau hinsieht, kann man aber schon sehen, daß dies kein Kirby-Artwork ist. Die strenge Panelaufteilung hält Romita auch nicht ein. Die Zeichnungen gefallen mir auf jeden Fall deutlich besser als die Story, die im Grunde eine Mogelpackung ist.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 18:03   #23  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Zusammenfassung FV # 91 – 100

Nach der Kree-Sklaven-Story gestaltet Jack Kirby keinen Mehrteiler mehr. Seine letzten Ausgaben sind von schwankender Qualität. Nicht vom Hocker reißen können mich die Storys vom Attentat bei den Vereinten Nationen, der neuerlich Angriff des verrückten Denkers, Johnnys neuer Versuch, Crystal von den Nichtmenschen loszueisen, und der Kampf gegen die New Yorker Mafia, die die Kontrolle im FV-Hauptquartier, dem Baxter Building, übernehmen will. Ganz schwach ist US-„Fantastic Four“ # 100, eine mißglückte, weil viel zu gedrängte All-Star-Superschurken-Show. Im Gedächtnis bleiben dagegen die Begegnung mit dem Monster aus der versunkenen Lagune (noch einmal ein Plagiat bei Kinoregisseur Jack Arnold) und der Einsatz der FV zur Rettung der Mission von Apollo 11 mit der ersten Mondlandung. Zwischendurch löst Frank Giacoia zweimal Joe Sinnott als Inker ab. Dann ist Jack Kirby plötzlich weg, und John Romita übernimmt (mit Inker John Verpoorten) die Serie für einige Ausgaben. Er muß einen Dreiteiler vollenden, in dem Magneto das Vertrauen von Aquarius erschleicht und mit dessen Truppen New York erobert. Kirby hat nicht aufgehört, als es am schönsten war, aber zumindest nicht lange danach.

Ich denke, man merkt im Überblick, daß da im Superheldengenre ein neuer Weg eingeschlagen wurde. Damit meine ich: „Fantastic Four“ war anfangs eher als Mysteryserie angelegt. Aber Superheldeneinflüsse spielten immer mit hinein. Da gab’s kein fertiges Rezept, und manches hat auch nicht so gut funktioniert. Bei der Serie fällt auch auf, daß es das Konzept „Superheld mit Problemen“ noch nicht so richtig gibt. Die FV sind eher eine Art „first family“; sie haben keine Probleme, sondern sie sind eine Glamourtruppe, die aber teils auch einen Alltag wie viele New Yorker hat. Und – was es auch nur hier gibt – in der Familie entwickeln und verändern sich Rollen: Wer hat das Sagen? Wer übernimmt welche Funktion? Bleiben alle längerfristig zusammen oder nicht?

Es gibt natürlich unter den ersten 100 Ausgaben ein paar ganz schön mißlungene, aber in meinen Augen sehr wenige. Wenn ich die Storys kritisiere, dann aus meinem heutigen Blickwinkel als Erwachsener. Auch die Storys, die logisch nicht aufgehen oder wo zu unwahrscheinliche und dazu unerklärte Dinge passieren, sind wohl für, sagen wir, einen Zwölfjährigen keine Enttäuschung. Da muß man dann um # 40 oder noch später einsteigen, dann sind die Ausgaben in der Regel auch für 15-Jährige geeignet. Ich als 50-Jähriger *) kann zumindest in vielen Fällen noch nachvollziehen, warum das Heft einen 15-Jährigen mitreißt.

*) heute 54
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 18:07   #24  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Noch eine Anmerkung:

An dieser Stelle habe ich seinerzeit die Lektüre abgebrochen. Die folgenden Ausgaben bis # 124 (also bis zur Einstellung bei Williams) fand ich nicht mehr so interessant. Sie waren überwiegend nicht schlecht, aber in meinen Augen hat sich die Serie erstmal nicht mehr entwickelt, sondern man hat versucht, den Ausfall von Jack Kirby möglichst zu kaschieren.

Wenn jemand anders (Crackajack?) weiterlesen und darüber schreiben möchte, habe ich aber überhaupt nichts dagegen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2020, 18:27   #25  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
Benutzerbild von Crackajack Jackson
 
Ort: Gemütliche Gartenlaube
Beiträge: 12.402
Mal sehen:

zu FV #99

Hier wird ziemlich viel aufgeboten. Eine Schlacht der Menschen gegen die Atlanter zeichnet sich ab. Der Präsident (Richard Nixon) hat einen Auftritt.
Die Atmosphäre eines kommenden Krieges wird sehr gut heraufbeschworen.

Sue bringt Franklin in Sicherheit.
Es folgt ein weiterer Besuch bei Agatha Harkness, die mehr weiß, als sie zugeben möchte.

Jetzt kämpft Namor gegen die Fantastischen Vier. Wirklich toll gezeichnet.
Schließlich zeigt Magneto sein wahres Gesicht. Er kidnappt Dorma und Sue.
Aus Feinden werden Verbündete. Magneto hat damit wahrscheinlich seinen eigenen Plan zunichte gemacht und unwissentlich den Krieg verhindert.

Das Originalheft enthält Leserbriefe von Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Kollins - den Astronauten von Apollo 11.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Neues Thema erstellen Antwort

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > NUFF! - Forum


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:05 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz