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Alt 17.08.2017, 22:11   #1  
Peter L. Opmann
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Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Ich mache dir mal ein Beispiel –
Dieses Bild, "Mariä Tempelgang", kommt mir auf den ersten Blick nicht bekannt vor. Die Komposition ist schon etwas zweifelhaft, da gebe ich Dir recht.

Woran ich mich erinnere - aber es ist wie gesagt 30 Jahre her - sind sehr breite Formate (fast wie Cinemascope) mit Einblicken in Räume, wo man als Betrachter hineingezogen wird, Räume, die extrem tief sind und in denen sich Dramatisches abspielt, in einer ganzen Reihe von Ebenen.

Wenn man nahe herangeht, meint man außerdem, daß Tintoretto ein früher Impressionist war. Ich sagte ja, mir kam er wie ein Barockmaler vor. Der malt keine Stoffe mehr mit feinsten Pinseln altmeisterlich aus, sondern erzeugt mit groben Strichen einen Farbeindruck, der erst in einigen Metern Entfernung zu wirken beginnt. Das ist das, was ich nie konnte. Ohne Begrenzungslinien bin ich verloren - das war wohl auch der Comiceinfluß, den mein Lehrer identifizierte und den er nicht mochte.

...aber jetzt darf auch mal wer anders eine Frage stellen.
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Alt 17.08.2017, 22:43   #2  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
(...) Ohne Begrenzungslinien bin ich verloren - das war wohl auch der Comiceinfluß, den mein Lehrer identifizierte und den er nicht mochte.(...)
Na ja, jedes Gemälde hat in der Skizzierungsphase harte, abgegrenzte Linien.
Die Kunst ist es dann, diese verschwinden zu lassen in dem man Figuren etc. dreidimensional ausgestaltet. Das ist Technik die man lernen kann.
Voraussetzung ist allerdings gut zeichnen zu können.

Zum Thema Zeichenlehrer – da gibt es m.M.n. zwei verschiedene Typen – die einen wollen, dass du ihnen das lieferst, was sie gerne sehen, dann bist du in ihren Augen gut.
Die anderen schauen sich erstmal an, in welche Richtung du dich bewegst, und unterstützen dich dann in dem was du machst.
Ich vermute mal, dein Lehrer gehörte zur ersten Kategorie.

Eine andere Frage – tja, wer war eurer Meinung nach wichtiger – Roy Lichtenstein, oder die ganzen Comic-Künstler die er abgezeichnet hat?
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2017, 07:34   #3  
eck@rt
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Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Eine andere Frage – tja, wer war eurer Meinung nach wichtiger – Roy Lichtenstein, oder die ganzen Comic-Künstler die er abgezeichnet hat?
Die Frage ist doch einfach zu beantworten: a) Roy Lichtenstein hat keine Comics abgemalt. b) die Comics, die er als Vorlagen genommen hat, waren nicht die besten. Keiner würde sie mehr kennen, wenn sie nicht Vorlage für RL gewesen wären. c) Lichtenstein und die Comiczeichner bewegen sich in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen (Äpfel und Birnen). d) Lichtenstein hat unglaublich viel Einfluss ausgeübt, in alle grafischen Bereiche hinein.

Neue Frage: Wer war wichtiger, Mondrian oder Lichtenstein? Und was hat das mit Comics zu tun?

eckrt

Geändert von eck@rt (18.08.2017 um 07:43 Uhr)
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Alt 19.08.2017, 07:34   #4  
G.Nem.
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Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
Die Frage ist doch einfach zu beantworten: a) Roy Lichtenstein hat keine Comics abgemalt. (...)
Nette Spitzfindigkeit! Ja genau, er hat keine Comics im Sinne von Bildsequenzen abgemalt, sondern einzelne Comic-Bilder.

Zitat:
Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
b) die Comics, die er als Vorlagen genommen hat, waren nicht die besten. Keiner würde sie mehr kennen, wenn sie nicht Vorlage für RL gewesen wären.
Okay, wenn der Bekanntheitsgrad einer Vorlage der Masstab für Kunst ist, dann kann man's einfach mal so stehen lassen.

Zitat:
Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
c) Lichtenstein und die Comiczeichner bewegen sich in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen (Äpfel und Birnen).
Nein, das tun sie nicht, denn beide bedienen sich des Bildes.
Ob dieses Bild auf einen Apfel gedruckt, oder auf eine Birne gemalt wird, ist egal, denn es bleibt das Bild.

Zitat:
Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
d) Lichtenstein hat unglaublich viel Einfluss ausgeübt, in alle grafischen Bereiche hinein.
Um Kunst zu produzieren genügt es also nach der Roy-Lichtenstein-Methode sich eines Details aus einem Bild eines anderen (wenig bekannten) Künstlers zu bemächtigen und es vergrössert abzumalen???? Doll!
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Alt 19.08.2017, 08:44   #5  
eck@rt
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Zitat:
Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Nein, das tun sie nicht, denn beide bedienen sich des Bildes. Ob dieses Bild auf einen Apfel gedruckt, oder auf eine Birne gemalt wird, ist egal, denn es bleibt das Bild.
Nein, das eine ist ein Vorgang innerhalb der sogenannten Bildenden Kunst, das andere ist ein Ausschnitt aus einem Werk der Bildliteratur. Du würdest ja auch nicht sagen, Robert Indianas "Love" sei mit Segals "Love Story" vergleichbar, nur weil beide dieselben Buchstaben verwenden.

Zitat:
Um Kunst zu produzieren genügt es also nach der Roy-Lichtenstein-Methode sich eines Details aus einem Bild eines anderen (wenig bekannten) Künstlers zu bemächtigen und es vergrössert abzumalen???? Doll!
Nein, um Kunst zu produzieren, musst du wie Lichtenstein eine gute Idee haben, zur richtigen Zeit geboren sein und vor allem den richtigen Galeristen haben, der allen wichtigen Kunstbeflissenen erzählt, welche Zukunft du hast, und der dir auf dem Markt einen Kunstwert verschafft.

eckrt
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Alt 19.08.2017, 09:00   #6  
Peter L. Opmann
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Wenn ich mich mal einmischen darf:

Ich finde es erstaunlich, daß moderne Kunst immer noch Skandal machen kann durch den Reflex: Der kann doch nix! Einfach ein Detail aus dem Werk eines wenig bekannten Künstlers vergrößern - das hätte doch meine Oma auch gekonnt! Naja, man kann so ein Kunststück halt nicht mehr wiederholen, wie etwa Peter Paul Rubens eine Menge Bilder malen konnte, die die meisten Betrachter alle so nicht hingekriegt hätten. Aber der Pop-Art-Künstler, der einmal neu hinsieht auf die Wirklichkeit und sagt: Das könnte einen neuen Sinn ergeben, wenn ich einem Stück Gebrauchsgrafik Aufmerksamkeit widme, indem ich es auf eine große Leinwand bringe, der leistet durchaus etwas für die Kunst. Nur, das zu wiederholen, bringt natürlich nichts mehr (außer Kohle).
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Alt 19.08.2017, 10:51   #7  
Detlef Lorenz
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Einfach ein Detail aus dem Werk eines wenig bekannten Künstlers vergrößern - das hätte doch meine Oma auch gekonnt!
Nun mische ich mich mal ein

Deine Bemerkung, die Oma hätte das auch gekonnt und ich gehe mal davon aus, dass sie es gekonnt hätte, ist doch ebenfalls ein Knackpunkt und erinnert mich an einen Text, den ich gestern für einen anderen Beitrag geschrieben habe: Der Unterschied ist nämlich der, dass SIE es nicht gemacht, der KÜNSTLER es dagegen getan hat.

(Der andere Beitrag hat mit Kolumbus zu tun, dem nach seiner Rückkehr - von Neidern - vorgeworfen wurde, die Neue Welt hätte jeder entdecken können, sie war ja da. Der Unterschied ist auch hier, Kolumbus hat es getan - aber das nur mal am Rande.)

Kunst bedeutet für mich, völlig egeal ob bildender, musikalischer, textlicher, gebauter, usw. ein Werk, welches ich bewundern kann und selbst so nicht hinbekommen würde. Kunst kommt halt und so sehe ich das, von können und da kann der "Nichtkönner" noch so viel üben, er schaffts halt nicht. Wenn ein "Künstler", um zur bildenden zurück zu kommen, die Perspektive versaut, die Anatomie verzerrt, dann denke ich: "na ja, er hat sich bemüht ... mehr aber nicht" (und damit nicht sammelwürdig). Natürlich sollte mir das Motiv auch zusagen, sonst macht das keinen Sinn. Und ja, manchmal helfen sogar Kritiker, auch Galeristen, mich auf bestimmte neue Werke aufmerksam zu machen. Vielleicht gefallen sie mir ja tatsächlich, oder auch nicht.
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2017, 09:14   #8  
G.Nem.
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Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
(...)Nein, um Kunst zu produzieren, musst du wie Lichtenstein eine gute Idee haben, zur richtigen Zeit geboren sein und vor allem den richtigen Galeristen haben, der allen wichtigen Kunstbeflissenen erzählt, welche Zukunft du hast, und der dir auf dem Markt einen Kunstwert verschafft.
Das ist genau der Knackpunkt den ich auch meine. Anerkannte Kunst wird es erst dann, wenn Kunst-Experten es zu einem wertvollen Kulturbeitrag adeln und es damit preislich in ungeahnte Höhen steigt.
Ob die Idee von Lichtenstein gut war, spielt dabei eigentlich keine Rolle.

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Wenn ich mich mal einmischen darf: (...)
Wieso einmischen? Wir diskutieren hier doch alle miteinander oder?

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ich finde es erstaunlich, daß moderne Kunst immer noch Skandal machen kann durch den Reflex: Der kann doch nix! Einfach ein Detail aus dem Werk eines wenig bekannten Künstlers vergrößern - das hätte doch meine Oma auch gekonnt! (...)
Mit Verlaub, dass habe ich überhaupt nicht gemeint und auch nicht geschrieben. Natürlich kann Lichtenstein etwas und er hatte auch eine Idee dazu plus die richtigen Kritiken zur richtigen Zeit. Aber das macht für mich nicht Kunst aus, denn Kunst kann überall sein (also eher vom Beuys'schen Standpunkt aus betrachtet), und in den Augen von Kulturbeauftragten völlig nichtig. Beuys hat richtig gut provoziert und die Augen vieler geöffnet, und das hat Lichtenstein meiner Meinung nach nicht gemacht.
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Alt 19.08.2017, 10:23   #9  
Peter L. Opmann
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Mit Verlaub, das habe ich überhaupt nicht gemeint und auch nicht geschrieben.
Sorry, klang so.
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Alt 19.08.2017, 07:37   #10  
G.Nem.
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Neue Frage: Wer war wichtiger, Mondrian oder Lichtenstein? Und was hat das mit Comics zu tun?
Meiner unmassgeblichen Meinung nach Mondrian.
Gewichtung von grafischen und farblichen Elementen unter anderem nach den Prizipien des goldenen Schnittes, was im Ideal-Fall auch bei der Gestaltung von Comic-Seiten Anwendung findet.
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
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