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10.02.2017, 16:36 | #1 |
Moderatorin Internationale Comics
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Filme haben etliche Vorteile, die Comics beim besten Willen nicht toppen können. Seit dem Sterben der großen Comicmagazine ist es ziemlich unübersichtlich geworden. Interessierte Neulinge finden sich in der Masse nicht zurecht und bleiben lieber fern.
Insofern bleibt bloß noch ein winziges Fenster, in dem Comics (und Bücher) Aufmerksamkeit bekommen: nämlich dann, wenn sie in den Handel kommen und rezensiert werden. Außerdem beschleunigt sich der Turnus, in dem alte Ware remittiert wird. Früher war das ein halbes Jahr, heute bestenfalls drei bis vier Wochen. Filme können schon in der Vorproduktion Aufmerksamkeit erzeugen, indem Casting, berühmte Regisseure und andere Sachverhalte veröffentlicht werden. Bei Franchises wie James Bond 007 von den Broccolis wird das über zwei Jahre genüßlich zelebriert: Hier ein Spoiler, der neue Hauptdarsteller, der Titel, der Teaser, der Trailer ... Der Strom an Infos reißt nicht ab und läßt ein neugieriges Publikum zurück. Bei Serien wie Game of Thrones, Dr Who oder vom Sender HBO vergeht kaum ein Tag ohne neue Brocken. Durch die immer länger werdende Verwertungskette vom Kino über DVD/BluRay und weitere Franchiseprodukte wird das mögliche Publikum systematisch angesprochen. Büchern und Comics gelingt das nur, wenn ihre Autoren zu Popstars werden, die von ihren Fans unterstützt werden und über Mund-zu-Mund-Popaganda (oder fb) Leute ansprechen, die das Werk sonst nicht angerührt hätten. Wie ich das sehe, sind Lewis, Aydin und Powell (das Triumvirat von March) in den USA mittlerweile ebenso berühmt wie J.K. Rowling oder Suzanne Collins. Dadurch kippt das Marketing. Während Unbekannte mühsam auf den Markt gepusht werden müssen, zieht das Publikum auf der anderen Seite und schafft Nachfrage (pull). |
10.02.2017, 19:40 | #2 | |
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Beiträge: 4.983
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Zitat:
Die Qualität der Werke muss einfach einen Nerv treffen! |
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10.02.2017, 23:20 | #3 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Solange es um den Erfolg einzelner Werke geht, gebe ich dir recht. Der Thread dreht sich aber um das Ansehen, den Status, die Reputation eines Mediums generell. Du beklagst du ja, daß einige Torfnasen Comics immer noch als etwas Minderwertiges behandeln. Dieselben Leute trauen sich aber nicht, das Medium Film in Bausch und Bogen zu verurteilen, stattdessen mäkeln sie an einzelnen schlechten Filmen herum. Ein einzelnes erfolgreiches Buch auf weiter Flur bringt da nichts. Wenn du das Denken auf den Kopf stellen und den Leuten ihre Vorurteile aus dem Oberstübchen blasen willst, brauchst du stärkere Mittel. Das muß so tiefgreifend und nachhaltig sein wie Werthams Empörungskampagne in den 1950ern. Der Rummel um March hat meiner Ansicht nach das richtige Kaliber, um neue Grundlagen zu schaffen. In Geschichte eines Mediums gehen solche Werke nur ein, wenn sie mehrere Nerven gleichzeitig treffen. March ist gerade abgeschlossen worden, sprich: es ist vollständig. Außerdem ist es mehrfach mit der Geschichte der USA verbunden (damals MLK, heute Trump und Black Lives Matter). Mit den drei Autoren entsteht da eine gewaltige Präsenz ... Die Leute müssen den Comic nicht gelesen haben, aber sie sollten wenigstens eine Ahnung haben, wovon die Rede darin ist. Um diesen Effekt geht es mir. Geändert von Servalan (10.02.2017 um 23:30 Uhr) |
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11.02.2017, 06:52 | #4 | |
Mitglied
Beiträge: 4.983
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Na ja, hab ich wirklich das Thema gewechselt? Hier geht es doch um vom 'Schreiben zum Verfilmen'. Und die Filmindustrie leugnet oft die Comic-Vorlage.
Gerade voreingenommene Professoren an den Film-Hochschulen halten ihre Kunst für die Grösste. Zu deinem Punkt mit 'March' ... Zitat:
Das ist genau der Punkt den hier bei uns die breite Masse nicht interessieren wird. 'March' wird bei uns ein Phänomen des Feuilletons bleiben – orakle ich mal provokativ. Um einen Effekt wie bei 'Maus' zu haben, bräuchtest du einen Comic/Graphic-Novel/Manga mit weltweitem Interesse. |
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