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Alt 10.08.2016, 12:56   #1  
Servalan
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Lillian Ross: Film. Eine Geschichte aus Hollywood (Greno 10|20 Band 32)
Originaltitel: Picture, Greno Verlag 1987, Rineheart 1952, erschien ursprünglich als Artikelserie im The New Yorker, 332 Seiten

Wenn ich der englischen Wikipedia glauben darf, weilt die hochbetagte Dame (stolze 97 oder 98 Jährchen) noch unter uns Lebenden.

Lillian Ross hat von 1945 bis zu ihrer Rente für das renommierte Magazin The New Yorker vor allem Artikel, Rezensionen und Interviews über das Filmgeschäft geschrieben. Letztes Jahr erschien ein Buch über ihre Erfahrungen in der Redaktion, Reporting Always: Writing for The New Yorker (Scribner 2015).

Die Reportagereihe sollte wohl eine Art Fortbildung für die damals junge Journalistin werden. Sie sollte mal hinter die Kulissen schauen, um sich mit den Gepflogenheiten der Branche vertraut zu machen.
Denn das Thema bildet die Verfilmung von Stephen Cranes Bürgerkriegsroman The Red Badge of Courage / Die rote Tapferkeitsmedaille durch John Huston (MGM 1951).

Der Antikriegsfilm des damals berühmten Regisseurs John Huston (Der Schatz der Sierra Madre, Die Spur des Falken, African Queen) erwies sich als Flop, weshalb das Studio die erste Fassung radikal kürzen ließ.
Für einen Blick hinter die Kulissen ist das ein Glücksfall.

Ross bleibt die ganze Zeit über dicht an Huston und der Filmcrew. Sie bereitet ihr Material durch etliche Dialoge für das Publikum auf, wodurch die Atmosphäre der späten 1940er, frühen 1950er Jahre spürbar wird. Stilistisch ist das weniger ein Making-of als ein eigenständiges Werk.

Über die Graue Eminenz D.W. Griffiths werden die Parallelen zwischen einem militärischen Feldzug und dem Großunternehmen Filmemachen betont. Die Aufnahmen unter freien Himmel und im Studio sind eine Materialschlacht, bei der Schützengräben ausgehoben werden, Massen von Pferden und Komparsen koordiniert und choreographiert werden.

Bis die letzte Klappe fällt, macht Huston die Nächte durch, um das Drehbuch mit den Autoren zu diskutieren und neue Fassungen zu erarbeiten. Das alte Hollywood der Studios war harte Knochenarbeit.

Lohnt sich.

Geändert von Servalan (27.12.2016 um 19:54 Uhr)
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Alt 10.08.2016, 15:58   #2  
Servalan
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Friedrich Knilli, Knut Hickethier und Wolf Dieter Lützen (Hrsg.): Literatur in den Massenmedien - Demontage von Dichtung? (Reihe Hanser Medien RH 221), Carl Hanser Verlag 1976, 214 Seiten, Preis: 14,80 DM

Die blaue Reihe aus dem Hanser Verlag galt in den 1970er Jahren so ziemlich als das Beste, was es zum Thema gibt. Die Preise lagen allerdings im höheren Bereich, weshalb ich sie mir von meinem bescheidenen Taschengeld nicht leisten konnte. Zugelegt habe ich mir den Band später Second Hand während meines Studiums.

Knilli und Hickethier haben in der alten Bundesrepublik Film und Fernsehen in die klassische Literaturwissenschaft geschmuggelt und so über einige Jahrzehnte das Fach Medienwissenschaft im deutschen Unibetrieb etabliert.
Höhepunkte der blauen Hanser-Reihe waren die Monographien über wichtige Regisseure, aber das Thema Literaturverfilmungen mußten natürlich auch verhandelt werden, und da kam niemand ums Fernsehen herum. Entsprechend breit finden sich NDR, WDR und ZDF in den gewählten Stoffen wieder.
Daß der Film in der gehobenen und höheren Kultur als Parvenü scheel angesehen wurde, zeigt sich deutlich in den vermittelten Vorurteilen:
  • Der Bildungskanon von Goethe bis Mann wird hart verteidigt. Bücher gelten per se als wertvoller als Film und Fernsehen.
  • Literaturverfilmungen sind immer schlechter als ihre hochwertigen Vorlagen.
  • Aus mittelmäßigen Büchern können gute Filme werden, aber umgekehrt ist das unmöglich.
  • Film und Fernsehen werden als pädagogische Hilfsmittel betrachtet, um das Publikum zum Lesen der Originale zu erziehen (ähnlich wie der Classics Illustrated-Ansatz).
Die Beiträge lesen sich sehr verstaubt. Kabinettstückchen sind zwei Beiträge von Bertolt Brecht und Siegfried Lenz.
Amüsant finde ich die Schlußfolgerung von Jens Malte Fischer, der de Sades Die 120 Tage von Sodom für unverfilmbar hält. Damit die Verfilmung für das Publikum eine vergleichbar verstörende Zumutung wird wie für die gequälten Figuren, meint er, müsse eine Verfilmung auch 120 Tage nonstop dauern ...

Geändert von Servalan (10.08.2016 um 16:12 Uhr)
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Alt 10.08.2016, 16:28   #3  
Peter L. Opmann
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Schön, daß dieser Thread offenbar als sinnvoll und fortsetzungswürdig angesehen wird.

Ich habe mich mit Film nicht wissenschaftlich beschäftigt. Von 1985 bis etwa 1994 habe ich mich - mitunter - als Filmkritiker betätigt, und weil ich eine Zeitlang mit dem Gedanken spielte, diese Arbeit zu intensivieren, habe ich mir auch eine kursorische Filmbibliothek zugelegt.

Ich habe hier sozusagen das Gegenbuch gegen den Drehbuchautor William Goldman, der behauptete, Autorenfilme seien ein Unsinn:

Barbara Bronnen/Corinna Brocher: Die Filmemacher. Der neue deutsche Film nach Oberhausen. Gütersloh 1973
Es handelt sich um lauter Interviews, und zwar mit Werner Herzog, Jean-Marie Straub, Vlado Kristl, George Moorse, Volker Schlöndorff, Manar Gosov, Edgar Reitz, Peter Schamoni, Johannes Schaaf, Volker Vogeler, Werner Schroeter, Rainer Werner Fassbinder, Reinhard Hauff, Peter Lilienthal, Uwe Brandner, Christian Ziewer/Klaus Wiese, Alexander Kluge. Leider sind keine Filmemacherinnen vertreten. Es fehlen Leute wie Klaus Lemke oder May Spils. Trotzdem fand ich die Interviews teilweise sehr aufschlußreich und interessant.
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Alt 16.08.2016, 13:51   #4  
Servalan
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Was fallen dir (oder anderen, die hier mitlesen) denn für Titel ein?
Gelungene Literaturverfilmungen, die auf gelungenen Vorlagen basieren, fallen mir schon einige ein. Das sind mehr ein halbes Dutzend, aber insgesamt bleibt das Feld recht übersichtlich.
Geschmäcker sind verschieden, deshalb gehe ich davon aus, daß wir nicht immer einer Meinung sind - "und das ist auch gut so!"

Hier mein erster Vorschlag:
  • Truman Capote: In Cold Blood. A True Account of a Multiple Murder and Its Consequences (Kaltblütig. Wahrheitsgemäßer Bericht über einen mehrfachen Mord und seine Folgen) - Random House 1965 (offiziell 1966)
  • In Cold Blood (Kaltblütig), USA 1967, Drehbuch und Regie: Richard Brooks, 134 min, FSK: 16
Ehrlich gesagt, neben Truman Capote sieht David Simon ziemlich blaß aus.
Jedesmal wenn ich das Buch durchblättere und die Zeilen überfliege, erfaßt mich der Sog und ich bin wieder in der Geschichte.

Der Film liegt um Klassen über den besten Stahlnetz- oder Dragnet-Folgen. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, fand ich ihn verstörender als Psycho.

Wie tief sich der Stoff mittlerweile ins Bewußtsein verankert hat, zeigen ja die Werke, die über Capote und die Killer entstanden sind: der Film mit Philip Seymour Hoffman und Catherine Keener von 2005, der von 2006 mit Toby Jones und Sandra Bullock, die Graphic Novel von Oni Press und die Fernseh-Miniserie von 1996 mit Sam Neill und Anthony Edwards ...

Geändert von Servalan (17.08.2016 um 14:40 Uhr)
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Alt 16.08.2016, 19:38   #5  
Servalan
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Am 15. September läuft tschick nach Wolfgang Herrndorfs Bestseller in den deutschen Kinos an (Trailer 1, Teaser Trailer ).

Fatih Akin hat den vergnüglichen Lesestoff als wilde Mischung zwischen Jack Kerouac und J.D. Salinger verfilmt. Der Roman gehört zum Besten, was in den letzten Jahrzehnten an deutschsprachiger Literatur entstanden ist.
Beim Casting scheint Akin das richtige Händchen gehabt zu haben. Trotzdem mußte ich bei dem Tschick-Darsteller an Hark Bohms Filme mit dem jungen Tayfun Bademsoy denken (Indianerjunge Tschetan zum Beispiel).

Auf jeden Fall wünsche ich tschick ein großes Publikum.

Geändert von Servalan (16.08.2016 um 21:23 Uhr)
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Alt 29.08.2016, 15:44   #6  
Xury
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
(...)Trotzdem mußte ich bei dem Tschick-Darsteller an Hark Bohms Filme mit dem jungen Tayfun Bademsoy denken (Indianerjunge Tschetan zum Beispiel)(...)
Bisschen spät, aber verwechselst du da nicht etwas? (Dschingis Bowakow?)
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Alt 31.08.2016, 10:19   #7  
Servalan
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Stimmt. Wo gehobelt wird, fallen Späne.
Ich frage mich, woran das liegt? Entweder daran, daß sich Dschingis Bowakow irgendwann ziemlich rar gemacht hat - oder an Tayfun Bademsoys Dauerpräsenz auf der Mattscheibe. - Na ja, ich meinte Dschingis Bowakow.


Le Carrés The Night Manager hat mir gefallen.
Allerdings hat mich Tom Hiddleston in seinem Auftreten an Daniel Craigs James Bond 007 erinnert. Die große Frage wird wohl sein: Bleibt Jonathan einer von den Guten? Oder wechselt er die Seiten?
Olivia Colmans Rolle weckt bei mir Erinnerungen an George Smiley in König, Dame, As, Spion. Und das Zermatt-Kapitel war eine superleckere Hommage an Alfred Hitchcocks Ashenden-Verfilmung in den Schweizer Alpen.
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Alt 29.05.2017, 09:49   #8  
Servalan
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Ähem ...
Wenn wir in dem Stil weiterdiskutieren, zerschießen wir den Thread.
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Schön, daß dieser Thread offenbar als sinnvoll und fortsetzungswürdig angesehen wird.

Ich habe mich mit Film nicht wissenschaftlich beschäftigt. Von 1985 bis etwa 1994 habe ich mich - mitunter - als Filmkritiker betätigt, und weil ich eine Zeitlang mit dem Gedanken spielte, diese Arbeit zu intensivieren, habe ich mir auch eine kursorische Filmbibliothek zugelegt.
Eigentlich wollte ich mich über Jack Finney und die Körperfresser unterhalten.
Der hat genug geschrieben. Es gibt mehr als genug andere Stoffe, die ihn wieder ins Gespräch bringen können.

Falls ich etwas erwähne, das verwechselt werden kann, baue ich vor und nenne einen bkannten Namen. Daß derjenige dafür besondere Leistungen vorweisen muß, finde ich seltsam. Wenn jeder seine Döntjes einbringt,geht der rote Faden verloren. Und aktenzeichenmäßig die Allerweltsdaten zu zitieren, finde ich langweilig.

Ich dachte, dir (oder jemand anders) fiele etwas ein, das die Körperfresser beerben und weiterentwickeln könnte.
Bei den Verfilmungen der Mangaserie Ring (auch im Gore Verbinski-Remake) läuft es ja in der Regel tödlich ab. In der Hinsicht wäre der sanfte Druck zum Dabeisein in The Circle eine Verbesserung.
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Alt 29.05.2017, 10:46   #9  
Peter L. Opmann
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Tut mir leid.

Wenn ich die "Körperfresser" von 1978 gesehen hätte, hätte ich auch was dazu gesagt.

Aber "Futureworld" habe ich gesehen, und diesen Film finde ich sehr interessant. Einerseits billig zusammengeschustert und abgeschmackt (AIP eben), andererseits doch irgendwie gelungen. "Soylent Green" hatte dagegen schon Kunstanspruch.
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Alt 19.08.2016, 05:46   #10  
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Bis die letzte Klappe fällt, macht Huston die Nächte durch, um das Drehbuch mit den Autoren zu diskutieren und neue Fassungen zu erarbeiten. Das alte Hollywood der Studios war harte Knochenarbeit.
Wobei man sich als Außensteher fragt, warum die das Drehbuch nicht VORHER fertigstellten (ähnliche Geschichten werden ja auch von Curtiz und "Casablanca" und Billy Wilder ["Some like it hot"] erzählt).

Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
[*]Aus mittelmäßigen Büchern können gute Filme werden, aber umgekehrt ist das unmöglich.
Daß aus guten Büchern mittelmäßige Filme werden, halte ich durchaus für möglich. Und was "gut" ist, ist ja durchaus Ansichtssache. Ich halte sowohl Buch als auch Film von "Jurassic Park" für gut (kann man wohl auch von "Der dritte Mann" behaupten), aber natürlich genießt der Roman nicht den Ruf wie "Die Buddenbrooks". Hinderlich ist bei einer Verfilmung sicherlich der Umfang. Bei "Krieg und Frieden" muß natürlich mehr gekürzt werden (wenn es nicht eine 13-teilige Fernsehserie wird) als bei "Der Malteser Falke", der praktisch 1:1 umgesetzt wurde.

Wenn der Bereich "Verfilmen" auch als Intention reicht, würde ich "Das Handbuch zum Drehbuch" von Syd Field empfehlen. Darin werden auch Passagen aus den Drehbüchern zu "China Town" und "Die Sensationsreporterin"/"Absence of Malice") abgedruckt, die man also mit dem fertigen Film vergleichen kann. "Die Sensationsreporterin" hab ich kürzlich wieder gesehen und fand ihn eher langweilig.

Geändert von Mick Baxter (19.08.2016 um 06:06 Uhr)
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Alt 19.08.2016, 11:50   #11  
Peter L. Opmann
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Der dritte mann ist ein sonderfall. Das ist nicht ein verfilmtes buch, sondern es gab ein Original Drehbuch von Graham greene. Und hinterher hat er aus diesem Drehbuch noch eine Art kurzroman gemacht.

Tschuldigung für die katastrophale rechtschreibung. Ich tippe auf einem geliehenen handy.
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Alt 20.08.2016, 21:38   #12  
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Der dritte mann ist ein sonderfall. Das ist nicht ein verfilmtes buch, sondern es gab ein Original Drehbuch von Graham greene. Und hinterher hat er aus diesem Drehbuch noch eine Art kurzroman gemacht.
Also ähnlich wie "Es geschah am hellichten Tag"/"Das Versprechen", wobei Dürrenmatts Drehbuch noch überarbeitet wurde (während Greene tatsächlich der alleinige Autor war). Dafür wurde die Roman-Adaption erneut (und zwar mehrfach) verfilmt, zuletzt von Sean Penn.
Mick Baxter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2016, 11:59   #13  
Servalan
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Das nicht fertige Drehbuch sehe ich als vor allem bei Studioregisseuren als Trick, sich einen Freiraum zu schaffen und zu erhalten. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß sich die Crew und die Besetzung dadurch entspannter fühlen. Denn in diesem Fall honoriert der Regisseur ihre Beiträge und verteidigt sie indirekt gegen die Produktion.

Einerseits gibt es wohl die Perfektionisten, die mit ihren Ergebnissen nie zufrieden sind und immer wieder etwas finden, das unbedingt noch mit in den Film muß.
Die merkwürdige Stille um Meisterregisseur Orson Welles fällt in dieses Schema: Der hat ja nicht Däumchen gedreht, sondern ein Filmprojekt nach dem nächsten gestemmt - aber keines erreichte das Publikum. Diese Phase wurde erst posthum gewürdigt.

Auf der anderen Seite dürfte dieses Verhalten zutiefst menschlich sein.
Soweit ich das mitbekommen habe, läuft das mit den Abschlußarbeiten an der Universität genau so. Die Copyshops klagen über diese Praxis, beißen aber notgedrungen in den sauren Apfel ...
Einer Kommilitonin im Fach Soziologie habe ich mal geholfen. Am Montag in aller Herrgottsfrühe sollte sie ihre Arbeit abgeben. Vom Freitag davor bis zur letzten Minute haben wir das Wochenende durchgemacht: hier korrigiert, da ergänzt und dort etwas umgestellt oder hervorgehoben.

Geändert von Servalan (07.01.2022 um 23:54 Uhr)
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Alt 19.08.2016, 14:38   #14  
Peter L. Opmann
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Manche Filme hätte Orson welles sicher liebend gern fertiggestellt. Aber in Hollywood hatte er es sich mit allen Studios verscherzt, und in Europa konnte er für das, was er wollte, nicht genug Geld auftreiben.

(Mann, ich will meine Tastatur zurück!)
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Alt 19.08.2016, 15:01   #15  
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Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
Hinderlich ist bei einer Verfilmung sicherlich der Umfang. Bei "Krieg und Frieden" muß natürlich mehr gekürzt werden (wenn es nicht eine 13-teilige Fernsehserie wird) als bei "Der Malteser Falke", der praktisch 1:1 umgesetzt wurde.
Solche Projekte gibt es ja: Die BBC-Serie The Paradise / The Paradise – Haus der Träume (2012-2013) dauert insgesamt knapp sechzehn Stunden. In zwei Staffeln zu je acht Episoden wurde Émile Zolas Roman Au Bonheur des Dames / Das Paradies der Damen (1884, 11. Band des Rougon-Macquart-Zyklus) auf den Bildschirm umgeschrieben.

Die Serie floppte zwar, aber die ITV/Masterpiece-WGBH-Serie Mr Selfridge erzählt eine ähnliche Geschichte über die Anfänge der Kaufhäuser. Diese Serie basiert auf einem anderen Buch, nämlich der Biographie von Lindy Woodhead: Shopping, Seduction & Mr Selfridge (Random House 2013).


Der Pionier in dieser Hinsicht dürfte Rainer Werner Fassbnder mit seiner inzwischen legendären Verfilmung von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz (S. Fischer Verlag 1929) durch Bavaria und RAI für den WDR 1980 gewesen sein. Über 14 Folgen lief die Serie insgesamt 930 Minuten (15 1/2 Stunden) lang. 2007 lief die restaurierte Fassung auf der 57. Berlinale, gleichzeitig erschien auch eine DVD-Box.

Geändert von Servalan (19.08.2016 um 23:13 Uhr)
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