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10.03.2013, 03:05 | #1 |
Moderator Sprechblase
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Bin grad am Lesen der Sip Conway-Hefte und ganz überrascht, wieviele Erinnerungen da hochsteigen. Die meisten der 11 Abenteuer hatte ich wohl doch als Kind gelesen. Seither habe ich kaum mehr hineingeschaut.
Es scheint mir damals aber Spaß gemacht zu haben. Und vieles dürfte mich erstaunlicherweise beeindruckt haben – wohl, weil ich zum ersten mal im Leben damit konfrontiert wurde: Kurare-Gift, Las Vegas, Rauschgift – geschmuggelt in Figuren zur Tarnung... sowas prägt sich ein. Dabei müssten diese textlastigen Krimis doch eigentlich zu anspruchsvoll für einen elfjährigen Knirps wie mich gewesen sein? War es aber nicht. Kinder sind keine schlechten Leser. Sie nehmen alls so intensiv wahr. Was mir auch wieder hoch kam: dass ich den Zeichenstil damals gar nicht so übel fand. Also toll nicht, aber Ehrt hatte etwas Kraftvolles an sich, das gefiel mir. Obwohl er natürlich nicht mit meinen Lieblingszeichnern Wäscher und Nickel (von denen ich selbstverständlich keine Namen kannte) konkurrieren konnte. Doch auch von Ehrt gab´s etliche Cover, die ich richtig gern hatte, wie z.B. jenes von "Die Spur führt nach Mexiko". Auf jeden Fall hatte Ehrt, bei allen zeichnerischen Schwächen, die man auch als Kind wahrnimmt, etwas, das viele wesentlich besseren Zeichner nicht haben: Unverwechselbarkeit. Noch ein witziges Detail. In dem Mexiko-Heft steht: "El Paso hatte sich seit den Achziger Jahren zu einer ansehnlichen Stadt im Mittelwesten Amerikas entwickelt." Offenbar war es noch in den 60ern nicht ungewöhlich, von den 80ern zu reden, wenn man die 80er des 19. Jahrhunderts meinte. Vielleicht fällt es mir heute, mit all dem Background des Lebens, sogar schwerer, diese staubtrockenen Krimis zu lesen, als damals. Ich finde es recht mühsam. Aber man kommt schon rein. Ehrt hatte sich bei den Storys Mühe gegeben. Der staunende Blick eines Kindes... das ist schon etwas sehr Wertvolles. Wir sollten versuchen, ihn uns ein bisschen zu bewahren. (Sissys Kommentar: "Ich hab genug von großen Kindern.") |
10.03.2013, 08:16 | #2 | |
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Zitat:
Da eksnew mit Infos recht zimperlich ist, habe ich angefangen, Ehrts Werdegang bei Lehning nachzuvollziehen. Er muss wohl vor dem Mauerbau nach Berlin gekommen sein; sein erstes Auftreten ist das als Zeichner der Tarzan-Titelbilder (ab 1960). Wie später bei Winnetou, hat er auch hier Helmut Nickel abgelöst. 1962 ist sein Job gesichert, als Lehning aus Frankreich eine Reihe von s/w-Serien einkauft (Ivanhoe, Brik, Lancelot, Marco Polo), für die er Titelbilder braucht. 1963 darf Ehrt dann seinen ersten "eigenen" Comic zeichnen, nämlich die Karl-May-Orientabenteuer. Seine ersten Zeichnungen sind saumäßig, aber er bessert sich. 1965, als er von Nickel Winnetou übernimmt, ist er zeichnerisch schon fortgeschritten. Allerdings hangelt er sich über Figurendarstellungen durch den Stoff, vom Ambiente und der Ethnologie seiner Comics hat er - ganz im Gegensatz zum Vorgänger - keinen Schimmer. Dass er Nickel - und auch Wäscher - als direkte Vorlage begreift, sieht man nicht nur an den Comicseiten auf dem Foto von ihm, es ist überall zu spüren. Sip Conway ist sein dritter eigener Comic. Wieder einmal kann ich Gerhards Begeisterung überhaupt nicht nachvollziehen - Sip Conway ist (ohne direkte Vorlage gezeichnet) deutlich schlechter als die Karl-May-Seiten und inhaltlich völlig hanebüchen. Wieder einmal fehlt jegliches Ambiente; Ehrt ersetzt es durch Versatzstücke "seiner Vorstellung" der bereisten Länder. Ende 1967 war dann Schluss mit dem Zeichnen für Lehning; es war auch bald Schluss mit dem Lehning Verlag. Ehrt war jetzt Mitte 50 - was hat er anschließend gearbeitet? Vielleicht könnt ihr diesen kurzen Abriss erweitern und kommentieren. Hat Ehrt eigentlich andere Comics gelettert als seine eigenen? eckrt Geändert von underduck (10.03.2013 um 10:19 Uhr) Grund: Namensvermutung gestrichen |
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10.03.2013, 09:24 | #3 |
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Ehrt soll Cover der Lehning-Romanheftserie "Rosa Roman" gestaltet haben. Von wann sind die? Vor 1960?
eckrt |
10.03.2013, 09:42 | #4 |
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Hier ist ein Hinweis von 1957-59 aus der Ecke Varieté, mit Nennung von Harry Ehrt:
http://www.zvab.com/displayBookDetai...paign=eurobuch eckrt |
10.03.2013, 10:23 | #5 |
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Lieber eck@rt,
bitte keine Vermutungen wie Namen in dieses Thema streuen. Es macht keinen Sinn eine Gruppe von Menschen mit diesem doch recht seltenen Nachnamen jetzt z.B. einem Telefon-Terror auszusetzen. Der Name wurde darum von mir aus deinem Beitrag gelöscht. |
10.03.2013, 12:08 | #6 | |
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Zitat:
Aufgrund des aktuellen freudigen Anlasses, möchte allerdings zur Eröffnung des Ehrt-Themas gern verschiedene Statements von Leuten abdrucken, die Ehrt positiv gegenüberstehen. Das sei mir bitte gestattet. Bitte genau lesen! Ich selbst bin alles andere als ein Harry Ehrt-Fan. Du bist es wahrscheinlich mehr als ich, Eckart, da du ja (besonders in einem früheren Posting) zumindest einen Teil seiner Karl May-Adaptionen so sehr gelobt hast, was ja auch in Ordnung ist (wenn du erlaubst, möchte ich auch von dir ein Statement abdrucken. Ist das okay?). Aber ich habe nun mal auch persönliche Erinnerungen, und die sind nicht bloß negativ. Ich hab sie aufgeschrieben, weil ich mir dachte, sie könnten andere interessieren. Wie gesagt: wichtig ist, die emotionale Ebene von der sachlichen möglichst zu trennen. Qualitativ sehe ich nicht viel Unterschied zwischen Ehrts Karl May-Comics und Sip Conway. Man sollte da nicht zuviel hineininterpretieren. Und wir wissen auch nicht, ob Ehrt nicht auch bei Conway von irgendwo abgezeichnet hat. Gratuliere, Eckart, dass du schon mit Erfolg angefangen hast, Ehrts Lebensweg ein bisschen nachzuvollziehen!! Ja, Ehrt hat nicht nur seine eigenen Comics gelettert. Spontan fallen mir jetzt die Abenteuer der Weltgeschichte-Bearbeitungen in den Ivanhoe-Heften ein. Übrigens hat Ehrt auch noch eine vierte Serie gezeichnet: Old Surehand. Dabei war er der dritte Zeichner, zuvor waren zwei Unbekannte. Geändert von Gerhard Förster (10.03.2013 um 12:26 Uhr) |
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10.03.2013, 12:31 | #7 | |
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Zitat:
Old Surehand läuft für mich unter Winnetou (so wie Schatz im Silbersee), als Synonym für Karl-May-West-Abenteuer. eckrt |
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11.03.2013, 11:39 | #8 |
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Hier mal die beiden verkleinerten und komprimierten Bilder, die durch den heutigen Scan-Kontakt entstanden sind:
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11.03.2013, 17:19 | #9 |
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Zwei neue Fotos von Ehrt. Harry als Tanzparodist... Der Mann hatte zweifellos ein interessantes, nicht alltägliches Berufsleben... Diese stückweisen Enthüllungen sind ja richtig spannend.
Um die Stimmung ein bisschen anzuheizen, sende ich Underduck vier Cover von Harry Ehrt zum Reinstellen (Brik, Ivanhoe, Marco Polo und Sip Conway), die für mich als Kind Kaufanreize waren und mit so mancher positiven Erinnerung verbunden sind. Muss sagen, auch wenn ich nicht gerade der große Harry Ehrt-Fan bin, sie gefallen mir immer noch. |
11.03.2013, 17:52 | #10 | |
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Zitat:
eckrt Geändert von eck@rt (11.03.2013 um 18:00 Uhr) |
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