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02.06.2009, 19:11 | #1 |
Mitglied
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Beiträge: 1.175
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Erzählen ist ja so schön. Mach ruhig weiter.
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03.06.2009, 05:33 | #2 |
Gast (nicht registriert)
Beiträge: n/a
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Das Interessante an der Rubrik könnte durchaus sein: dieses "damals war's"!
Wann ist "damals"??? Bei der sehr gemischten Altersstruktur versteht ja hier im CGN darunter jeder etwas anderes. Die Zeit um 1964 (wie im letzten Beitrag von Falkbingo) - da fühlte ich mich schon mächtig erwachsen. Ich trug stolz das Fangeisen ähhh...den Verlobungsring und dachte damals noch mächtig schwarz/weiss; Toleranz war seinerzeit nicht dominierend in meinen Gedankengängen. Ich war mir sicher, dass ich voll durchblicke. Es war wohl doch noch ein weiter Weg bis zur "Menschwerdung". Damals: das war für mich die Zeit mit Mecki und Lurchi. Wohl so um die Jahre 1954 ´bis 58... Da waren wohl die meisten der CGN-Leser noch auf dem "Seerosenteich". (Tja - so'n Quatsch wurde einem früher erzählt) Neue Schuhe gab es ja nicht so oft und es gab im Vorfeld immer Palaver. Vater mahnte meine Mutter: "Kaufe der Doris stabiles Schuhwerk und nicht solche "Trittchen", lass Dich nicht wieder von ihr einwickeln." Hm - das waren dann nicht die besten Voraussetzungen für ein halbwegs modisches Schuhwerk. Ich bekam dann was "Stabiles" Marke Wanderschuh - na super! Die meist häßlichen Schuhe waren unwichtig - schön war allerdings, dass es die Lurchi-Heftchen geschenkt gab. Und weil ich immer lieb und freundlich die Verkäuferin gefragt habe, gab es gleich mehrere Exemplare: die waren nun mein ganzer Stolz (ganz im krassen Gegensatz zu den klobigen Tretern) Geändert von die erste (03.06.2009 um 09:31 Uhr) |
03.06.2009, 15:15 | #3 |
Moderatorin Internationale Comics
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Irgendwann in den frühen 1970ern (mein Damals)
Damals ging ich noch in die Grundschule; es muß das erste oder zweite Schuljahr gewesen sein. Ich langweilte mich hoffnungslos, weil ich schon vor meiner Einschulung lesen und schreiben konnte. Mein Vater putzte Klinken für einen Versicherungskonzern und meine Mutter schmiß den kleinen Schuhladen in einem Vorort von Neumünster, der die ganzen Vertriebenen auffangen sollte. Dort gab es zwei Kindergärten, einen kirchlichen und einen von der Gemeinde - in letztgenanntem verbrachte ich einige Jahre meiner frühen Kindheit. Ständig ermahnte mich meine Mutter zur Rücksicht; ich solle die anderen Kinder auch mal vorlassen, denn wenn es um Gedichte aufsagen, Gelerntes memorieren und andere Kunststückchen ging, war ich in meinem Element. Brav gehorchte ich der Obersten Direktive meiner Erziehungsberechtigten und schwieg fortan: Ich schaute zu, wie die Mädchen und Jungs verlegen rumdrucksten, obwohl ich es (meist) besser wußte.
Tja, und dann gab es den Gemeindearzt, der das Urteil abgab, ob ich schulfähig sei oder nicht. Das Verfahren zur Klärung des Sachverhalts hatte was von der klassischen Methode des Sockenkaufs, deren Größe ja durch ein Vergleichen mit der geballten Faust verglichen konnte. In Sache Schule lief so: Das Kind mußte sich einem Arm über den Kopf an das Ohr auf der anderen Seite fassen. Gelang das, gab's grünes Licht; falls nicht, bedeutete rot das Drehen einer Ehrenrunde. Wäre es nach meinen Eltern gegangen, ich wäre mit fünf eingeschult worden, weil da schon Grundkenntnisse in Rechnen und Schreiben hatte. Ein weiteres Jahr ist ärgerlich; aber mit sechs wiederholte sich das blöde Spiel der dämlichen Erwachsenen. Eine beliebte Methode der elterlichen Strafe war Stubenarrest, den ich zum ersten Mal in voller Härte auskosten durfte, als ich mit einem Fußball ein Fenster in der Küche zertrümmert hatte. Damals war ich so naseweis, daß ich mir ausrechnete: Das würde nicht das einzige Mal bleiben. Also traf ich Vorsorge, damit mein Exil nicht allzu trübsinnig ausfiel und schaffte mir Bücher an - den Anfang meiner privaten Bibliothek. Dabei haßte ich nichts mehr als Kinder- und Jugendbücher oder "pädadgogisch wertvoll" deklariertes Zeug; sowas schreckte mich ab und verstaubte ungelesen. Ansonsten war ich nicht wählerisch, dafür war ich altklug und naseweis. Soviel nur, damit der Hintergrund nicht zu unrealistisch wirkt: Ich hatte Ferien oder war ein Feiertag mit verlängertem Wochenende. Jedenfalls übernachtete ich zwei- oder dreimal an anderen Ende der Stadt. Als Lektüre hatte ich Gustav Schwabs Klassiker Sagen des klassischen Altertums dabei, bei denen ich nach 130 Seiten das Gefühl hatte, nur Anfänge zu lesen, während mir ein Ende ständig vorenthalten wurde. Bevor nun am Samstagmittag die Laden zum Wochenende schlossen, wollte meine Oma ihrem Gast was Gutes tun und ging zu einem Pavillion am Kuhflecken (der heißt in dem Nest tatsächlich so!), Stil 1950er Jahre in Nierensteinform. Dort erstand sie mir ein Bessy-Heft. Eine Geschichte mit Ende! Und nächste Woche gab's die nächste! Ich war begeistert! ... aus den Heften wurde eine Sammlung. |
04.06.2009, 03:33 | #4 |
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Aber die Bessy-Hefte sind doch inhaltlich wirklich nicht so weit von der Kinder-und Jugendliteratur entfernt?
Na - vielleicht hat man Dir nie was Interessantes aus dieser Kategorie angeboten? Das schreibt eine, die in Ihrer Kindheit ganze Berge von Kinderbüchern (aus der Schulbibliothek) geschmökert hat. Ich hab bei dem Schultest übrigens wohl mein Ohr gefunden, jedenfalls durfte ich schon mit 5 Jahren den Schulranzen durch die Gegend tragen. Gewiss nicht, weil ich so ein geistiger Überflieger war - nee, ich wollte einfach nicht mehr in den Kindergarten. Also versuchten es die Eltern, ob es der Göre in der Schule besser gefällt und dann endlich das morgendliche "Theater" aufhört.... Und richtig: Schule fand ich gut (keine Sorge - die Begeisterung schwand proportional zu den Schuljahren) Das war nun mein damals von 1951 und ich würde mich wundern, wenn es einen Beitrag gibt, der eine frühere Zeit beschreibt Je älter man wird, um so mehr "Damalse" (das ist ganz bestimmt die korrekte Mehrzahl) hat man im Angebot... Damals als Kind, damals als Teenager, damals als junge Frau, damals als Mutter, damals in Berlin, damals im Verlag - die Reihe kann ermüdend lang fortgesetzt werden Es scheint also zu befürchten, dass ich hier noch mehrfach schreibe, obwohl ich letztlich in Sachen Comicsammeln nicht übermäßig viel beitragen kann. Geändert von die erste (04.06.2009 um 04:06 Uhr) |
04.06.2009, 13:13 | #5 | ||||
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Zitat:
Und die Schulbibliothek hatte dermaßen obskure Öffnungszeiten, daß ich nur ein- oder zweimal dort was ausgeliehen habe. Auf dem Gymnasium im Schulzentrum war die Bibliothek ein finsterer, ewig verschlossener Raum, der wohl nur für Lehrpersonal gedacht war. Zitat:
Zitat:
Schule: Die Grundschule habe ich quasi nebenbei gemacht; und danach kam es vor allem auf die Lehrer an. Die Noten habe ich (außer in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern) als Willkür empfunden, die von der launischen Gunst einiger Leute abhing, die sich verstanden fühlen mußten. Sobald mich ein Thema begeisterte, war ich ebenfalls Feuer und Flamme; allerdings hat mir die Schule auch Bereiche vergällt. Von der ersten bis zur letzten Stunde versuchten diverse Lehrer, mir jedesmal aufs Neue die Formeln zum Induktionsstrom beizubringen, womit sie mein bescheidenes Interesse dafür hoffnungslos abtöteten - ging es um Optik oder anderes war ich wieder hellwach. |
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04.06.2009, 10:46 | #6 |
Master of Desaster
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04.06.2009, 13:19 | #7 |
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Nein, ganz im Gegenteil, ich liebe es.
Ich schreibe selbst gern. Zu "damals war´s" fällt mir nur eine Gschichte ein, die überhaupt nichts mit Comics zu tun hat. Ich weiß nicht ob es euch dann noch interessiert. Außerdem ist es nichts für zarte Gemüter und überhaupt nicht lustig. Es war so ziemlich das gefährlichste, das ich je erlebt habe. |
04.06.2009, 13:41 | #8 |
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Hallo RedRose - nur nicht so schüchtern: Ran an die Tastatur und tippen, es war damals - also paßt die Story ins Thema (man muss das ja alles nicht so verbissen sehen!)
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04.06.2009, 13:45 | #9 |
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Vorsicht - ekelig
@Servalan:
Dein "Schulschicksal" deckt sich gewiss mit den Erfahrungen, die wir alle gemacht haben - ein Unterricht und ein Bewertungssystem, das jedem Kind gerecht wird, das gibt es ganz einfach nicht. Da heißt: da muss man durch (und vielleicht doch einfach mal die Formeln für Induktionsstrom lernen , man kann sie dann ja ziemlich schnell wieder von der Festplatte löschen). Noch kurz zum Kindergarten: Ansonsten fand ich den ziemlich dufte - doch ein Erlebnis hat mir das alles vermiest: Alle Kleinen haben immer zusammen Mittag gegessen, einer Lütten hat es wohl nicht geschmeckt. Wir mußten sitzen bleiben, bis das Mädel aufgegessen hat - das hat gedauert.... Sie hat sich dermassen gequält, dass sie gleich wieder erbrochen hat. Jetzt die Krönung: das mußte sie dann auch essen - würg.... Ab diesem Zeitpunkt wollte ich da nicht mehr hin (wohl immer mit der Angst, dass mir das auch passiert) Die Kindergärtnerinnen waren damals in dem Kindergarten richtige Drachen. Geändert von die erste (04.06.2009 um 13:52 Uhr) |
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