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Alt 04.08.2017, 14:10   #36  
Servalan
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Die Anwälte Staffel 1 Episoide 7 (Folge 7) "Selbstjustiz" (Deutschland, Studio Hamburg zunächst für RTL, später von ARD 2006), Headwriter und Creator: Marc Terjung, Drehbuch: Tim Krause, Regie: Züli Aladağ, 44 min

Kunst spielt in der Serie eine untergeordnete Rolle. Während sich Klienten aus allen Schichten einfinden, ist das Umfeld der angesehenen Kanzlei in Hamburg in der gehobenen Gesellschaft angesiedelt. Gemälde von alten Meistern bis zur zeitgenössischen Moderne finden sich immer mal wieder im Bildhintergrund. Kunst gehört zum Ambiente, keiner der Juristen und Juristinnen pflegt künstlerische Ambitionen.

In deutschen Gerichtssälen sind Filmen und Fotografieren untersagt. Die erste Folge "Leben und Tod" weist mehrfach auf diesen Umstand hin, indem sie im Publikum einem Zuschauer über die Schulter schaut. Der zeichnet mit flinker Hand die beteiligten Personen in aussagekräftigen Posen.

Häufig werden drei Fälle pro Folge inszeniert, die entsprechend pointiert dargestellt werden. Obwohl der Creator Marc Terjung auf Anwaltsserien spezialisiert ist, setzte RTL Die Anwälte nach einer Folge ab. Die flott geschnittenen Folgen orientieren sich an Vorbildern aus den USA, und die erste Hälfte bietet vorzügliche Episoden. In der zweiten Hälfte soll es jedoch menscheln, aber das überzeugt nicht und so kommt es hie und da zu Leerlauf.
Der Tonfall ist deutlich ernster als in den klassischen deutschen Anwaltsserien Liebling Kreuzberg und Der Dicke. Einige Fälle orientieren sich an berühmten Kriminalfällen wie zum Beispiel am Fall Monika Weimar.

Der Fall mit Bildender Kunst liefert eine skurrile Note, obwohl die Bezüge zur Realität erkennbar bleiben. Falls es ein konkretes Vorbild gibt, wahren alle Beteiligten Stillschweigen.
Zu den wichtigsten Mandanten der Kanzlei Blum-Franzen-Britten gehört der Reedereibesitzer Johannes Karst. Der hat seinen Freund Jörn Esche als Mäzen unterstützt und ihm beispielsweise Ausstellungen finanziert. Als Karst ein Porträt für die Ahnengalerie seiner Reederei benötigt, bittet er er Esche darum. Der hat sich künstlerische Freiheit ausbedungen, so daß Karst das Werk erst nach Ablauf der Frist sieht. Weil das Porträt den Reeder als sitzenden Akt zeigt, fotografiert Karst das Bild auf seinem Handy und läßt einen anderen Künstlern die fehlende Kleidung einfügen.
Daraufhin verklagt Esche den Reeder wegen Urheberrechtsverletzung an und fordert, das Bild wieder in den ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Andernfalls fordert er 150.000 € Schadenersatz.
  • Die Pose des (unfreiwilligen) Männerakts ist deutlich von Francis Bacon (1909 - 1992) und Lucian Freud (1922 - 2011) inspiriert.
  • Modell für die Beziehung zwischen dem hanseatischen Mäzen und dem Künstler könnte die Familie Reemtsma und ihre Förderung von Horst Janssen (1929 - 1995) gewesen sein.

Geändert von Servalan (21.05.2022 um 22:51 Uhr)
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