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Alt 21.01.2012, 21:16   #297  
Burma
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Standard Arte

Ergänzung zu #270:

http://www.weser-kurier.de/Artikel/F...he-Comics.html

Weser-Kurier, 21.1.2012, von Katharina Raab

Zitat:
Sex in the Comics
Schlüpfrige Bildchen? Von wegen! Erotische Comics sind ganz große Kunst, findet zumindest ARTE.

In den 70er-Jahren boomte das Geschäft mit der Erotik. Pornos wurden salonfähig dank sexueller Revolution, und auch der erotische Comic gedieh. Aktuell erlebt die sexy Welt der Sprechblasen eine Wiedergeburt - im künstlerischen und kommerziellen Sinne. Zeit also für eine lustvolle Werkschau, findet ARTE und geht dem knisternden Kulturphänomen auf den Grund. Mit "Sex in the Comics" (2011) gewährt die französische Dokumentaristin Joelle Oosterlinck einen Blick in eine aufregend kreative Künstlerszene. Ein herrlich freizügiger Film über ein reizvolles Comeback.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt - weder in der Kunst noch im Bett. Was im gewöhnlichen Porno meist recht plakativ umgesetzt wird, findet im erotischen Comic eine schöpferisch mannigfaltige Entsprechung. Stumpf ist nichts, wenn Comiclegenden wie Robert Crumb, Milo Manara oder Ralf König ihre Fantasien in Fenstersequenzen und Sprechblasen bannen.

Vor allem der Italiener Manara, der in den 70-ern einen Überraschungserfolg nach dem anderen feierte, erlebte in den letzten Jahren ein großes Comeback. Doch nicht nur Klassiker werden heute neu aufgelegt, auch eine frische Autorengeneration, darunter auch Aude Picault, recycelt, zitiert und findet neue grafische Ausdrucksformen, die die Fantasie anregen, aber auch mit beißender Ironie die Lachmuskeln stimulieren.

Auf ihren Spuren wandelt die Regisseurin. Schauplatz des prickelnden Panoptikums ist das weltweit größte Comicfestivals, das "Festival International de la Bande Dessinée" im französischen Angoulême. Reiseführerin ist Molly Crabapple, eine talentierte Nachwuchsillustratorin aus New York. Die sexy Fachfrau nimmt man der 27-Jährigen ohne Weiteres ab. Crabapple packt Erotisches nicht nur in Sprechblasen, das Ex-Model tanzt auch in Burlesque-Shows.

Verweilen wird Oosterlinck an dieser neckischen Oberfläche jedoch nicht ausschließlich. Es geht tief hinein ins kulturwissenschaftliche Dickicht. Und so wird der erwachsene Comic vor allem als symptomatisches Phänomen verhandelt. Im Zentrum stehen Fragen nach der gesellschaftlichen Rolle des erotischen Comics. Was sagt die Lust auf Lüsternes über uns aus? Schlüpfrig ist nichts an Oosterlincks Film, der den Moralapostel im Schrank lässt und sich ganz offen an der Heftchen-Kunst ergötzt. Schließlich war und ist das erotische Bilderbuch in erster Linie eines: ein wunderbares Instrument der Subversion.

Informationen zur Sendung:Sex in the Comics, ARTE, 28.01.2012, 22:00 Uhr, Produzent:NDR

Geändert von Burma (25.01.2012 um 05:59 Uhr)
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