Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 26.03.2006, 19:26   #23  
comicbaer
Mitglied
 
Benutzerbild von comicbaer
 
Ort: Berlin
Beiträge: 565
Standard Brian Michael Bendis & Michael Gaydos, Alias Vol. 1

Die Comicserie Alias war Bendis´ erster großer Marvel-Streich und erschien in Marvels neuem Imprint MAX (dass Comics für ältere Leser veröffentlicht). Zusammen mit dem Comic-Künstler Michael Gaydos schuf er eine Krimiserie, die, abseits der üblichen Mainstream-Comics, konsequent auf Spannung und Charakterzeichnung, statt auf überquellende Action, Gore und übliche Superheldenklischees, setzte. Dabei darf die Comicserie jedoch nicht mit der gleichnamigen TV-Serie verwechselt werden.

Die achtundzwanzig erschienen Ausgaben wurden auch in vier schönen kartonierten Comicbüchern veröffentlicht. In Kürze erscheint auch noch eine voluminöse HC-Ausgabe, die sämtliche Hefte in einem Band präsentiert.

Vol. 1 beinhaltet die Ausgaben 1-9, sowie Vorwort von Jeph Loeb und David Macks Titelbilder.

Jessica Jones ist die Hauptfigur in Alias. Sie ist eine ehemalige drittklassige Superheldin gewesen, die sich aus dem kostümierten Abenteuergeschäft zurückgezogen hat, um als Privatdetektivin ihr Auskommen zu finden. Sie raucht zuviel, hat ein Alkoholproblem und einen Minderwertigkeitskomplex. Mithin ist sie die perfekte Anti-Heldin.

Bei einer ihrer Ermittlungen stößt sie auf die wahre Identität eines Helden und deckt dabei eine Verschwörung auf, die bis in die höchsten Ränge reicht. Um zu überleben muss sie all ihre Intelligenz, ihren Witz und Charme aufbieten. Denn um Freunde um Hilfe zu bitten, hat sie bereits zu viele Brücken hinter sich abgerissen.

Bendis´ Geschichten sind oftmals dialogreich und statisch und es bedarf schon eines gewissen Durchhaltewillens, um Spass daran zu finden. Wer sich aber auf die Geschichte einläßt, wird mit einem Comic par exellence belohnt. Bedingt durch die Figur Jessica Jones erinnert Alias auch an Bendis´ Opus magnum Jinx.

Irritierend (zumindest für einen Vertreter meiner Generation) ist natürlich der hemmungslose Gebrauch des Wortes F... in all seinen Variationen. Es leitet nicht nur das Vorwort von Jeph Loeb, sondern auch die lesenswerte Story ein und beendet schließlich diese auch wieder. Gespannt darf man hier auf eine deutsche Übersetzung sein.

Wer sich bereits bei den Schimanski-Tatorten an dem Wort Scheiße gestörrt hat, der sollte Alias nicht unbedingt lesen. Für alle anderen Comicfreunde ist dies eine der lesenswertesten Comicserien aus den letzten Jahren.

Geändert von comicbaer (26.11.2007 um 20:18 Uhr) Grund: Titel von buecherbaer in comicbaer geändert
comicbaer ist offline   Mit Zitat antworten