SOKO Stuttgart Staffel 10 Episode 22 (Folge 242) "Vermächtnis" (Deutschland 2019, Bavaria Fiction in Zusammenarbeit mit ZDF Enterprises), Drehbuch: Tim Krause und Rainer Ruppert, Dramaturgin: Nicole C. Buck, Regie: Steffi Doehlmann, 44 min
2009 startete der siebte Ableger der
SOKO 5113 mit dem Spielort Stuttgart, mittlerweile lief die 13. Staffel über die Monitore. Vom Konzept her wird hier eine deutsche
CSI-Variante geboten, in der Spezialisten in üppig ausgestatteten Büros und Laboren vertrackte Mordfälle lösen. In einer Zeit der Kürzungen und Budgetierungen verleiht das den Krimis einen leichten Science Fiction-Touch, bei dem ein Asperger-Autist im Team dazugehören muß.
Neben dem Atelier des Künstlers bildet die Staatsgalerie Stuttgart, eines der wichtigsten Kunstmuseen Baden-Württembergs und eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Deutschlands, den Schauplatz dieses Kunstkrimis. Die postmoderne Neue Staatsgalerie, also der 1984 eröffnete Erweiterungsbau des Architekten Sir James Frazer Stirling (1926 - 1992), wird mehrmals ins Bild gesetzt.
Außerdem versteht sich die Staatsgalerie als Institution, die kunstgeschichtliches Wissen an ein breites Publikum vermittelt, indem sie begleitende Programme zu Ausstellungen bietet. Dabei wird auch mit den Medien Fotografie und Film gearbeitet. Für die finanzielle Absicherung sorgen unter anderem öffentliche Gelder.
Vor diesem Hintergrund empfinde ich den bissigen Krimi über die Kunstbranche als mutiges Statement, das sich in einem eindrucksvollen Kurzfilm niedergeschlagen hat.
Nach drei Jahren langen Wartens findet in der Neuen Staatsgalerie die Vernissage der neuen Ausstellung des gefeierten Anselm Pollak statt, bei der sogar die Ministerin anwesend ist. In deren Mittelpunkt steht sein Gemälde "Wolke Sieben". Pollak selbst ist jedoch unzufrieden mit sich selbst und absolviert die Veranstaltung widerwillig und angeekelt. Er klinkt sich früh aus und verschwindet in sein mit Codeschloß gesichertes Atelier. Dort wird er an Morgen von seiner Kunstagentin Lydia Kleeve gefunden, die zur wöchentlichen Routinebesprechung bei ihm vorbeigeschaut hat.
Eigentlich sieht alles nach Selbstmord aus, zumal der sensible Künstler depressiv war und reichlich psychoaktive Substanzen im Körper hat. Allerdings fehlen sowohl die Tatwaffe als auch Hülse und Projektil.
Pollaks wurden für 150.000 bis 200.000 Euro gehandelt, sind nach seinem Tod mindestens Doppelte wert, das Gesamtwerk entspricht damit einem zweistelligen Millionenbetrag. Diesen Nachlaß erbt seine junge Tochter Jasmin, der jedoch bis zu ihrer Volljährigkeit von einer Stiftung verwaltet wird.
Der Kreis der Verdächtigen ergibt sich leicht: Einerseits ist da seine Agentin Lydia Kleeve, die bei jeder ihrer Vermittlungen 30 % Provision erhält. Dann gibt es den Mäzen und Sammler Niels Reinhoff, der 40 Pollaks sein eigen nennt, von denen 20 in der Staatsgalerie ausgestellt sind. Für den Geschäftsmann sind Gemälde lukrative Investitionen, obwohl er Kunst und Künstler eher kühl und distanziert gegenübersteht. Schließlich Melinda Rehm, die festangestellte Kuratorin der Staatsgalerie, die Pollak zum internationalen Durchbruch verhelfen wollte und davon träumt, ihr Museum zu einem der wichtigsten in Europa zu machen. Und zu guter Letzt gerät Jasmins Mutter, Anja Pollak, in den Fokus, zumal Anselm Pollak mit einer anderen Frau zusammen gewesen sein soll.
Anja Pollak wird durch eine Risiko-Lebensversicherung über 750.000 Euro belastet, die bei Selbstmord allerdings nicht ausgezahlt wird.
Bei ihrer Ermittlung stößt die SOKO auf Absprachen von Kleeve, Rehm und Reinhoff unmittelbar vor Ausstellungen, bei denen Kunstkritiker bestochen wurden. Reinhoff wiegelt Kritik ab, das sei im Kunstmarkt üblich. Während Anselm Pollak noch vor fünf Jahren ein unbedeutender Künstler war, der am Hungertuch genagt hat, hätten von seinem Aufstieg alle profitiert.
Bei einer Untersuchung im Atelier gerät der Raum plötzlich unter Schwarzlicht. Auf diese Weise entdeckten die Kommissare ein Triptychon von unsichtbaren Bildern, die in der Reihenfolge ihres Entstehens Einblick in die Psyche des Künstlers geben, der sich offenbar in einen Käfig eingesperrt fühlte. Im Motiv der Wolke sehen die Ermittler zunächst einen plumpen Symbolismus, doch dann kommt ihnen das Gemälde "Wolke Sieben" in den Sinn. Mit richterlichem Beschluß wird es in der Staatsgalerie als Beweisstück gesichert.