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Alt 31.12.2016, 01:46   #102  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Sobald die Chose läuft und das erste Manuskript endlich als eigenes Buch erscheint, hast du recht.
Hier geht es jedoch um den mühsamen Weg dorthin, also das graue Feld zwischen ernsthafter Hobbyschreiberei und dem Vertrag mit einem (Haus-) Verlag oder einer Agentur.
Dadurch relativiert sich der Begriff neu, schließlich müssen mehrere Monate oder Jahre überbrückt werden, bis das Debüt in den Handel kommt.

Meine ersten Auftritte fanden auf regionaler Ebene statt. Wie groß das Publikum im einzelnen ist, hängt vom Einzugsgebiet des Veranstaltungsortes ab: In dichtbesiedelten Gebieten und Millionenstädten ist das Einzugsgebiet größer als in Kleinstädten oder auf dem Land.

Dadurch waren die möglichen Locations begrenzt.
Grob gesagt unterteilte sich das Publikum in zwei Gruppen: Einerseits gab es die arrivierten Spielstätten mit dem Nimbus der Hochkultur (Literaturhaus, Buchhandlungen und Hochschulen zum Beispiel Kunsthochschulen). Das Pubilkum dort hatte entsprechend hochgesteckte Erwartungen.
Die alternativen Bühnen und Spielorte im Off-Bereich besaßen teilweise ein schmuddliges Ambiente oder verfolgten explizeit eine politische Agenda. Dort waren Experimente möglich, das Publikum war jünger und erwartete eher etwas in Richtung Avantgarde, Spaß oder Satire.

Meine ersten Lesungen waren Gruppenlesungen: Entweder von Autorengruppen selbst auf die Beine gestellt, Open Mikes oder thematische Lesungen mit zwei oder drei anderen Antorinnen oder Autoren.
Den Anlaß lieferte die jeweils neueste Ausgabe einer Literaturzeitschrift oder eine Anthologie. Die erschien drei- bis viermal pro Jahr.
Wenn mehrere Leute auf der Bühne sitzen, bietet sich andererseits die Chance zu abwechslungsreicheren Lesungen an, zum Beispiel Rollenprosa mit verteilten Sprecherinnen und Sprechern. So etwas sollte mal ausprobiert werden, weil da Rollen selbst mit ungeschulten Sprecher deutlich akzentiert werden als bei einer Solo-Lesung.

Letztlich gehört auch eine gewisse Präsenz in der Szene dazu.
Falls ich nicht gelesen habe, war ich wenigstens im Publikum - soweit sich das einrichten ließ.
Bei solchen buntgemischten Lesungen gibt es am Ende zwei oder drei Slots für ein Open Mike. Die augenzwinkernde Schöpfingsgeschichte Lego® (siehe "Kurzgeschichten {Showthread]") habe ich bei solch einer Gelegenheit aus der Tasche gezogen und zum besten gegeben. Die Herausgeber der Zeitschrift haben mir die förmlich aus der Hand gerissen.
In der nächsten Ausgabe erschien sie dann schwarz auf weiß ...

Geändert von Servalan (31.12.2016 um 16:29 Uhr)
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