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Alt 24.01.2017, 08:44   #186  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 49

Ferdinand Magellan, Der erste Weltumsegler








Allein schon der Untertitel – Der erste Weltumsegler – ist historisch völlig daneben: Nach knapp 2/3 der Strecke wurde Ferdinand auf den Philippinen umgebracht. Er kann also nicht als erster die Welt umsegelt haben! Die wenigen Überlebenden dieser waghalsigen Expedition, von ursprünglichen ~ 240* Männern der fünf Schiffe erreichte nur ein Schiff, die Victoria, und 18 Mann! Spanien wieder. Wenn überhaupt, könnte man diese Leute als die ersten Weltumsegler bezeichnen. Von den Philippinen nach Spanien zurück und das mit anfangs 47 Europäern und 13 Ostindern, und letztlich weiteren Unglücksfällen und Krankheiten, portugiesischen Überfällen und Behinderungen, so das nur 18 Mann insgesamt übrig blieben, ist schon eine Meisterleistung. Zudem haben sie eine Ladung Gewürze, die auf der Gewürzinsel** Tidore eingetauscht wurden, heil zurückgebracht. Diese erziehlten einen derartigen Umsatz, dass die Kosten der gesamten Expedition noch übertroffen wurde. Damit war das Handelsmonopol der Portugiesen in die Schranken gewiesen und eins der Hauptziele der Reise erreicht.








Das andere Ziel war endlich der praktische Beweis, dass die Erde eine Kugel ist. So ganz neu war diese Theorie ja nicht, schon den alten Griechen war die Kugelgestalt der Erde eine Selbstverständlichkeit: ein impler Beweise war das Alpenglühen; die Sonne war untergegangen aber sie beschien eine Weile hohe Berggipfel. Oder der runde Erdschatten, während einer Mondfinsternis, konnte ja nur von einer Kugel erzeigt werden. Mathematische Beweise habe ich schon im Kolumbus-Heft (Nummer 33) aufgezeigt.

Magellan war Portugiese und seine Taufname war Fernao de Magalhaes. Erste Seeerfahrungen bekam er 1505 bis 1512 während mehrerer Eroberungszüge in Ostindien. 1513 wurde Magalhaes beim illegalen Handel mit den Mauren erwischt und fiel in Ungnade. Dieses Ereignis, das ihn zum Umzug nach Spanien veranlasste, wird im Heft verschwiegen (warf wohl ein zu düsteres Licht auf den ersten Weltumsegler). Dort wurde die Verweigerung des portugiesischen Königs, eine Reise nach Indien auf dem westlichen Wege zu finden – was schon Kolumbus angetrieben hatte - als Grund für seinen Wechsel nach Spanien angeführt. Karl V, König von Spanien und des Heiligen Römischen Reiches willigt ein, als er von einer wahrscheinlichen Durchfahrt im südlichen Südamerika hörte (möglicherweise die Mündung des Rio Del La Plata) und der Name von Martin Behaim als Zeugen genügten Karl zur Bewilligung der Expedition.

Am 10. August 1519 begann in Sevilla die Reise mit den 5 Schiffen Trinidad, San Antonio, Conception, Victoria und der Santiago. Erstes Ziel sind die Kanaren, dann zu den Kapverden über den Südatlantik nach Brasilien. Die Portugiesen versuchten inzwischen die Fahrt zu verhindern, es gelang ihnen aber nie. Schon bei dieser Überfahrt gab es Probleme zwischen den spanischen Kapitänen und dem portugiesischen Oberbefehlshaber. Sie unterstellen ihm, einen falschen Kurs zu wählen, der sie zu viel Zeit kosten würde. Kurzerhand lies Magellan Juan de Cartagena, den Wortführer, einkerkern. In einer Bucht, in der heutzutage die Stadt Rio de Janeiro liegt, wird ein erster längerer Aufenthalt eingelegt. Weiter geht die Fahrt bis zum Mündung des Rio de la Plata. Groß ist die Enttäuschung, als der riesige Einschnitt sich nur als Mündung eines Stromes herausstellt. Weiter geht die Fahrt nach Süden. Mitte September wird ein Kap erreicht, dass Magellan Cabo Virgenes (Kap der Jungfrauen) benennt, im Heft steht etwas von 11 000 Jungfrauen. Das geht auf die Legende (Märchen) der Heiligen Ursula zurück.***

Als eine Überholung der Schiffe unumgänglich schien und das Wetter immer unwirscher wurde, beschloss Magellan eine Überwinterung. Allerdings führte die schlechter werdende Ernährungslage zur Meuterei, die er mit Waffengewalt rasch beendete. Die Rädelsführer wurden hingerichtet, einige weitere wurden ausgesetzt, als die Schiffe weiterfuhren. Zwischendurch wurden nun Wegerkundungen durchgeführt, der eines der Schiffe, die Santiago, einen Schiffbruch zum Opfer fiel (wird im Heft nicht erwähnt).
An einem Kap, das wegen des Datums Kap der 11 000 Jungfrauen (angeblich) benannt wird, legt Magellan erneut eine längere Pause ein. Auch hier werden Schiffe zu Vorerkundung ausgeschickt. Ein Ergebnis dieser Erkundungsfahrten ist, dass gleich um die Ecke des Kaps eine Wasserstraße beginnt, die anscheinend Richtung Westen führt – letztlich tatsächlich die langersehnte Durchfahrt zum westlichen Meer und die später als Magellanstraße in den Atlanten verewigt wird. Von den beiden ausgesandten Schiffen kehrte die San Antonio nicht zurück, die Besatzung hatte beschlossen, nach Hause zurück zu kehren.







Mit nur drei Schiffen ging die Entdeckungsfahrt weiter, in den Stillen Ozean hinein. Dieser wurde spontan so genannt, weil die bisherigen ständigen Stürme abflauten. Nun hatte das kleine Geschwader das unglaubliche Pech, durch einen Ozean zu segeln, der von einer unglaublichen Anzahl von kleinen und größeren Inseln schier übersät ist und trotzdem bekamen sie keine einzige zu Gesicht! Fast 4 Monate lang sahen sie kein Land, Hunger, Krankheiten, Durst waren ihre ständigen Begleiter. Mindestens 19 Männer starben. Endlich erreichten sie die Inselgruppe der Mariannen. Zwar war nun die Ernährungslage gesichert, aber diebische Bewohner stahlen nach kurzem Kontakt alles was nicht niet- und nagelfest war, inklusive einem Beiboot. Am nächsten Tag gingen die Matrosen an Land, die Einwohner verschanzten sich zwar, aber „einige Gewehrsalven vertrieben sie jedoch.“ Die bei dieser Aktion getöteten Einwohner vergaß der Texter der Heftgeschichte zu erwähnen. Etwas später segeln sie durch das Gewirr des Archipels, das von Magellan Philippinen genannt (nach dem Sohn Karls V) und in Besitz der spanischen Krone genommen wird.

Frage, welcher der beiden folgenden Textpassagen könnte historisch sein, welcher wird wohl aus dem Heft stammen?

„Auf der Insel Cebu bittet der Häuptling Zula Magellan um Hilfe gegen einen anderen Häuptling.“
„Auch Cebu unterwarf sich der Herrschaft Karls V. Der Häuptling der Nachbarinsel Mactan lehnte jedoch eine Oberherrschaft und Missionierung ab. Magellan versucht daraufhin die Insel gewaltsam zu unterwerfen.“

Auf jeden Fall ging das Unternehmen schief, die Spanier flüchteten und Magellan verlor sein Leben. Sein Leichnam blieb auf der Insel. Hier endet jetzt die Erzählung im Heft, in wenigen Sätzen wird die Rückkehr der Überlebenden beschrieben. Magellans Leistung wird noch einmal herausgestellt, die Kugelgestalt der Erde ist jetzt endgültig praktisch bewiesen. Und erneut, sie war im Grunde schon demonstriert, als der vom Anfang der Expedition mit dabei gewesene Sklave Magellans und Dolmetscher auf der Philippinen-Insel Homonhon an Land ging: diese war seine Heimat und damit war er der erste Weltumsegler!

Kann hier jemand einen ungefähren Währungsvergleich vom spanischen Maravedi des 16ten Jahrhunderts zum heutigen Euro nennen; noch besser wäre allerdings zur Deutschen Mark der 1950er Jahre. Im Heft ist als bewilligte Summe der geplanten Reise „240 000 Mark“ genannt. Als Gesamtbetrag habe ich 8 680 500 Maravedi gefunden. Und ob dieses Verhältnis zueinander passt, würde mich interessieren.

Im selben Jahr 1519, als Magellan zu seiner Weltumsegelung aufbrach, landete Hernando Cortez an der Ostküste Mexikos und eroberte mit wenigen Leuten das große Aztekenreich.

Die 2te Umschlagseite zeigt Magellan in seiner Kajüte vor einem Globus mit einem Stechzirkel in der Hand.

Die Seiten 3 und 4 schildern die Bedeutung der Kartographie im Rahmen der Entdeckungsfahrten der Europäer (von K. E. Krack). Ein kurzer Bericht von zwei eisenhaltigen Inseln bei Island, die einen Kompass magnetisch beeinflussen können, ist ebenfalls auf der vierten Seite zu finden.

Auf der Seite 32 befindet sich ein kleines Lexikon, das Begriffe aus diesem Heft in alphabetischer Reihenfolge auflistet und erklärt.

Die Vorschau zeigt noch immer das Heft 57 mit dem Kabel zur neuen Welt.
Das Thema der nächste Ausgabe „Richard Löwenherz“ wird auf der Umschlagseite drei vorgestellt. Das hatten wir schon einmal mit dem dritten Heft.

Endlich gibt es auch die beliebte Peligom-Reklame-Ausschneidebilder wieder, diesmal könnte es ein Patagonier sein, denen die Entdecker dieses Heftes im südlichen Südamerika begegneten.

*Andere Quellen sprechen von 250 Mann Besatzungen, im Heft ist gar von 265Seeleuten die Rede **Heute nennt man sie Molukken. ***Die Zahl 11.000 geht möglicherweise auf einen Lesefehler zurück. In den frühen Quellen ist gelegentlich von nur 11 Jungfrauen die Rede. Deshalb hat man wohl behauptet, dass die Angabe „XI.M.V.“ statt als „11 martyres virgines“ fälschlich als „11 milia virgines“ gelesen wurde. Zu besseren Verständnis sei erwähnt, das die Römer in Texten gerne Abkürzungen verwendeten, die im Frühmittelalter schon nicht mehr richtig gelesen werden konnten/wollten.
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