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Alt 17.01.2017, 09:28   #184  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 47


Goldrausch in Kalifornien, J. A. Sutter, vom Millionär zum Bettler







In diesem Heft wird diesmal – dem begrenzten Platz geschuldet wieder sehr verkürzt und mit einigen Fragezeichen versehen – die Lebensgeschichte von Johann August Sutter geschildert. Sutter wurde 1803 in Kandern, am südwestlichen Zipfel von Baden geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er aber in der Schweiz, in Basel und in Burgdorf. Sutter heiratete 1826 Annette Dübold, vier Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Ein Tuchwarengeschäft ging rasch in Konkurs und außerdem verdächtigte man ihn an einem Betrug an der Firma seines Vaters beteiligt zu sein. 1834 floh er aus der Schweiz, lies dabei Frau und Kinder zurück und setzte sich über Frankreich in die USA ab. Einen sogenannten Abstecher nach Hawaii (im Heft völlig unterschlagen) folgte über Sitka/Alaska, das zu diesem Zeitpunkt noch russisch war, die Wiedereinreise nach Amerika und schließlich nach Kalifornien (noch zu Mexico gehörend). Das war 1839, während die Comic-Story sich mit einen großen Teil des Trecks von Sutter 1838 quer durch die Gebiete westlich des Mississippi aufhielt. Probleme mit Indianern, Büffeln und klimatische Probleme ziehen sich über etliche Seiten hin. Schließlich sieht man Sutter in Monterey, der damaligen Hauptstadt der Provinz, beim Gouverneur Alvarado. Dieser gibt ihm die Erlaubnis, sich Land auszusuchen und zu kolonisieren. Mit einigen Getreuen und Hilfskräften macht er sich auf den Weg, den Sacramento River stromaufwärts. Diese >>Hilfskräfte<< setzen sich u.a. aus >>Kanaken<< zusammen. Sie werden im Comic auch so genannt, aber es erfolgt keine Erklärung , um was es für Landsleute es sich handelt. Sutter hatte von seinem Abstecher nach Polynesien von dort Einwohner mitgenommen, ob freiwillig oder wie auch immer, jedenfalls nennen sich diese selbst Kanaken, was schlicht >>Menschen<< bedeutet.

An einem Platz, der später Sacramento heißen wird (und zur Hauptstadt Kaliforniens emporsteigt), treffen sie auf Indianer. Sutter erklärt ihnen, dass sie nichts von ihm zu befürchten haben werden, im Gegenteil, er will ihnen helfen, ihr Leben durch intensive Landwirtschaft zu verbessern. Hier liegt Bood nun völlig falsch, denn die Auflagen des Gouverneurs sahen vor, die ortsansässige indianische Bevölkerung zu vertreiben. Daran hat sich Sutter gehalten und bald war sein >>Neu-Helvetien<<, wie er sein Siedlungsgebiet nannte, völlig Indianerfrei.








Oben abgebildete Szene hat mich völlig verwirrt und am den Quellen des Comicautoren zweifeln lassen. Erst einmal gab es keine Indianer in Sutters Neu-Helvetien, weit und breit überhaupt keine mehr, und wenn doch, wie kam Bood darauf, sie beim Essen am Schweinetrog zu zeigen und: „Wie eine Herde Schweine lärmend und schmatzend räumen sie die Tröge sauber aus. An manchem klaren Frühlingstag kann sich der Koch viel Arbeit ersparen. Dann schickt er seine (?) Stammesgenossen in die grünen Wiesen hinaus, wo sie sich an einem besonderen süßen Kleeblatt sattessen.“ zu schildern. Das ist schon mehr als grenzwertig, abartig! ist die treffendere Bezeichnung.








Am 28. Januar 1848 kommt James Marshall, ein Zimmermann von einer der neuen Mühlen zu Sutter und zeigt kleine Goldkörner, die im Bach bei der Mühle zu Tage getreten sind. Sutter versucht noch, diesen Fund geheim zu halten, weil er weiß, was ansonsten passieren würde, aber der Gang der Dinge ist nicht aufzuhalten. Selbst in den damaligen Internetlosen Zeiten sprechen sich solche Neuigkeiten in aberwitziger Geschwindigkeit rund um den Erdball herum. In kurzer Zeit treffen Goldsucher in Scharen auf Neu-Helvetien ein und wühlen das Unterste nach Oben. Ein Beispiel für die Gier nach dem Golde und deren Auswirkungen zeigt die in kürzester Zeit fertig gestellte Eisenbahnverbindung in der Nähe des heutigen Panamakanals, der die Passage von der Ostküste der USA nach Kalifornien um 2-3 Wochen verkürzte. Sutter versuchte sich gegen die ungezügelte Zuwanderung zu stemmen, aber er erhielt vor Gericht kein Recht, weil der damalige Gouverneur Alvarado im zwar erlaubt hatte, sich Land zu suchen, aber die Besitzurkunden dazu wurden nie in ein Grundbuch eingetragen.

Etwas abseits vom Goldtrubel, der seinen Besitz in Neu-Helvetien völlig verwüstete, versuchte er mit der Hook-Farm einen Neuanfang. Seine Frau und Kinder ließ er nachkommen, aber er faste nie wieder richtig Fuß. Schließlich ging er nach Washington und versuchte in jahrelangen Prozessen das auf seinem Land gefundene Gold vom Staat ersetzen zu lassen, vergebens. Eine Rente sollte ihm dann doch zugestanden werden, aber auch das verzögerte sich und so starb er 1880 arm und Mittellos und hätte doch um ein Haar der reichste Mann der Welt werden können.

All das hat Bood recht flott zu Papier gebracht, inhaltlich einiges allerdings fragwürdig und sehr, sehr gekürzt. Auf der zweiten Umschlagseite ist ein von ihm gezeichnetes Portrait Sutters abgebildet. Darunter steht: Johann Heinrich Sutter. Wer hier den August durch Heinrich vertauscht hat, wird sich wohl nicht mehr ergründen lassen. 

Die Seiten 3, 4 und 32 zeigen eine Erzählung aus einem Goldrausch am Pikes Peak in Iowa. Interessant daran erscheint mir nur der Name der Felsenformation, den es gibt einen Comic in wenigen Exemplaren, der dort in den 1940er Jahren von deutschen Kriegsgefangenen gezeichnet und gedruckt wurde.

Die Nachbestellliste auf der Seite 32 gibt nunmehr nur noch das Heft Nummer 9 als tiefste Ausgabe an.

Die dritte Umschlagseite ist dem nächsten Heft gewidmet: >>Der Löwe von Flandern<<, das von dem Bestreben der Franzosen Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts handelt, das Land Flamen (heute Bestandteil Belgiens) an sich zu reißen.

Ein Sioux-Indianer-Häuptling ist von Wäscher auf der allerletzen Seite als Reklamebeitrag von Peligom-Alleskleber abgebildet. Warum in einem Heft über Kalifornien ein Sioux herhalten muss … na ja, immerhin sieht der recht malerisch aus.

Unter dem Titel >>Der Kaiser von Kalifornien<< drehte Luis Trenker 1938 mit sich in der Hauptrolle einen Spielfilm. Die Aufnahmen dazu wurden sogar in den USA an den richtigen Stellen hergestellt.
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