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Alt 08.11.2023, 13:34   #241  
Servalan
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  • Isabel Allende: La casa de los espíritus (Plaza & Janés Editores S.A. 1982) | Das Geisterhaus. Roman (Suhrkamp 1984, Aufbau Verlag 1985)
  • Das Geisterhaus | The House of the Spirits (Deutschland / Dänemark / Portugal 1993, Neue Constantin Film, Spring Creek Productions, House of Spirits Film und Costa do Castelo Filmes), Drehbuch und Regie: Bille August, 141 min, FSK: 12
Mit literarischen Debüt wurde Isabel Allende sogleich zu einem Star in der Literaturszene. Sie begann als engagierte Journalistin und Frauenechtlerin, die in Chile Kolumnen betreute, Filmkritiken schrieb und im Fernsehen beliebte Sendungen moderierte. Nach dem Militärputsch 1973 floh sie zunächst nach Venezuela und später in die USA. Ihr Roman entwickelte sich aus einem Brief, dem sie ihrem 1981 verstorbenen Großvater schrieb.
Ihr Debüt wurde ein Weltbestseller. In der Bundesrepublik Deutschland war der Titel 1984 und 1985 29 Wochen lang auf Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Bis 1987 wurden laut Verlagsangaben wurden in Deutschland 500.000 Exemplare verkauft. Dieselbe Übersetzung erschien auch 1985 in der DDR.
Mit dem Magischen Realismus erfüllt Allende ein Klischee lateinamerikanischer Literatur. In der Originalausgabe wird der Name des Landes nicht erwähnt, obwohl für das Publikum ersichtlich ist, dass es sich um 50 Jahre chilenischer Geschichte handelt, die hier als Geflecht dreier Familien erzählt wird.
Der Erfolg forderte seinen Tribut in Form von zwei Fortsetzungen, die natürlich nicht verfilmt wurden. 1998 erschien der Roman Hija de la fortuna | Fortunas Tochter, der wieder auf einen Platz der Spiegelbestsellerliste wanderte. Um das zweite Prequel, Retrato en sepia | Porträt in Sepia (2000), blieb es vergleichsweise still.

Die internationale Produktion unter der Obhut von Bernd Eichinger glänzte mit einer Starbesetzung, opulenten Landschaftsaufnahmen, eindrucksvollen Bauten und prächtiger Ausstattung. Dabei lag der Schwerpunkt der 40-Millionen-Dollar-Produktion auf dem Melodram der drei Generationen, das zwar von Gewalt durchsetzt ist, in dem das politische Geschehen jedoch bis zum Finale eher im Hintergrund schwelt. Mit dem Fokus auf dem Liebesschmerz wurde in erster Linie ein weibliches Publikum angesprochen, während die Kritik den Film teilweise heftig verriß.
Eichinger liefert gehobene Unterhaltung, für die er sich nicht zu schämen braucht, obwohl der Film die Komplexität der Vorlage deutlich strafft und glättet, wenn nicht gar verwässert. Für meinen Geschmack war er ein wenig anstregend und zu seicht.

Geändert von Servalan (09.11.2023 um 10:06 Uhr)
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