In den letzten Monaten sind hier Comics zukurzgekommen, die auch Kunsthistorikern und Kunstinteressierten einen Mehrwert bieten. Es gibt zahlreiche experimentelle Comics, im frankophonen Raum sogar eine Tradition - erwähnen möchte ich hier die Serie
Philémon (1965-2013) von Fred oder von Francis Masse. Ein besonderes Schlaglicht möchte ich deshalb auf Comics werfen, die im deutschsprachigen Handel greifbar und präsent sind.
Zu einem Liebling der anspruchsvollen Kritik hat sich Marc-Antoine Mathieu entwickelt, der international mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Sein Opus Magnum ist die Comicserie
Julius Corentin Acquefacques, prisonnier des rêves (Delcourt seit 1990, bisher 7 Bände)|
Julius Corentin Acquefacques, Gefangener der Träume (Carlsen 1992-1995, seit 1999 bei Reprodukt, 6 Bände) in deren Mittelpunkt Julius Corentin Acquefacques steht, ein Angestellter im Ministerium für Humor. Im Rahmen einer übergreifenden Metaerzählung lotet Mathieu die Grenzen und Möglichkeiten des Comics aus, indem er in jedem Band ein ästhetisches Konzept durchspielt. Dabei wird der Comic zum Objekt, wenn es Löcher in der Seite gibt oder miteinander verbundene Seiten.
Darüber hinaus hat Mathieu etliche Einzelbände vorgelegt, die für sich stehen und seine Comicserie ergänzen. Auch in seinen Ausstellungen erkundet er auf verspielte und lockere Weise die Grenzen der Wahrnehmung.
Hinzu kommt vorhandene Sekundärliteratur auf deutsch:
- Rolf Lohse: yellow. Schriften zur Comicforschung Band 2: Ingenieur der Träume. Medienreflexive Komik bei Marc-Antoine Mathieu (Christian A. Bachmann Verlag 2009, mittlerweile 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2014), 172 Seiten
- David Beikirch und Matthias Wagner K (Hrsg.): Kartografie der Träume. Die Kunst des Marc-Antoine Mathieu (Christian A. Bachmann Verlag 2017), 112 Seiten (vergriffen)