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Alt 28.10.2014, 16:38   #18  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Standard Comics in Belgien

Der Bericht ist mittlerweile zwei Jahre alt, dennoch finde ich ihn wegen der Zahlen aufschlußreich. Leider wird nirgendwo eine Quelle angegeben, die sich nachprüfen läßt. Ich nehme an, die Interviewten haben diese Daten genannt, und dann sind die im Raum stehen geblieben.

Quelle: Albert Möller: Europas Comic-Hauptstadt Brüssel. In Belgien sind die gezeichneten Geschichten genauso Kulturgut wie Pommes und Schokolade, Weltzeit-Beitrag vom 23.07.2012
http://www.deutschlandradiokultur.de...icle_id=216183

Zitat:
Und diese Begeisterung hält bis heute an. Allein im vergangenen Jahr sind schätzungsweise 7000-8000 neue belgische Comichefte auf den Markt gekommen. Im Durchschnitt zwanzig pro Tag. So viele waren es noch nie zuvor. Beeindruckend für ein Land mit gerade mal 10 Millionen Einwohnern. Aber so eine florierende Comicszene hat auch einen großen Nachteil:
""Das heißt auch, dass es für einen jungen Comic-Autor jetzt ganz schlimm ist, um von den Comics zu leben. Man könnte sagen: Der Kuchen ist heutzutage viel größer, aber die Stücke sind sehr, sehr klein. Man muss immer kämpfen, um sein Brot zu verdienen. Man hat nicht viel Sicherheit. Und außerdem ist es auch ein sehr einsamer Beruf.”"
[...]
Simon Spruyt muss den Lichttisch erst mal freiräumen. Ein bisschen unaufgeräumt ist es in seinem Studio. Überall liegen Stifte, Federhalter und jede Menge Papier. Künstlerisches Chaos. Simon ist einer von rund 800 hauptberuflichen Comiczeichnern in Belgien. Gerade arbeitet der 34-Jährige an seinem neuen Buch. Dabei schraffiert er mit Bleistiften, zeichnet klare Umrisse mit Tusche und koloriert seine Bilder mit Wasserfarben.
Simon zeichnet Comics für Kinder und Erwachsene. Dafür hat er schon mehrere Preise bekommen. Besonders gern beschäftigt er sich mit historischen Stoffen. Das erfordert viel Recherche. Denn ihm ist wichtig, dass die Fakten stimmen und die Erzählung authentisch ist. Neben seinem Arbeitstisch stapeln sich die Geschichtsbücher. Recherchieren, skizzieren, kolorieren - das alles hört sich nach einem ziemlich einsamen Dasein an.
""Das finde ich ja so fantastisch an meinem Job, dass ich alleine arbeiten kann. Aber meine sozialen Kontakte funktionieren schon noch. Ich muss ja zum Beispiel auch mit meinen Auftraggebern reden. Für mich ist das schon sehr wichtig. Anders könnte einem die Einsamkeit schon auf die Nerven gehen. Dann würde ich am Ende noch so ein bärtiger Eremit werden, der ich ja eh schon fast bin.”"
Gelernt hat Simon Spruyt an der Kunsthochschule Sint-Lukas in Brüssel. Seinen Abschluss hat er im Fach "Illustration und Comics” gemacht. Es ist eine von sechs belgischen Schulen, an denen Comiczeichnen ein offizieller Studiengang ist. Auch das eine belgische Spezialität. Aber eine gute Ausbildung ist noch kein Garant für ein festes Einkommen:
""Es hilft, dass meine Freundin ein regelmäßiges Einkommen hat. Mein Einkommen ist ungefähr genauso hoch, aber bei mir ist halt das Risiko da, dass ich von einem Tag auf den anderen plötzlich nichts mehr verdiene. Ich arbeite nicht nach einem festen Vertrag, sondern nach Aufträgen, die ich bekomme. Aber es geht schon.”"
Das meiste Geld kommt über Illustrationen für Magazine und Zeitungen rein. An einem eigenen Buch verdient Simon, wenn es hochkommt, gerade mal 2000 Euro. Verschwindend gering, wenn man bedenkt, dass die Arbeit von mehreren Monaten darin steckt.
Dennoch könnte er sich keinen anderen Job vorstellen:
""Ich habe einfach von Kindesbeinen an sehr gern gezeichnet. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich damit auch Geld verdienen kann. Das war so eine Leidenschaft von mir, dass ich dann einen Vollzeit-Beruf draus gemacht habe. Der kommerzielle Aspekt von dem Ganzen hat mich eigentlich immer ein bisschen gestört, dass man damit auch noch Geld verdienen muss. Aber ich kann eigentlich nicht klagen. Ich mache hier meinen Traumjob, und ich kann davon leben.”"
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