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Alt 25.07.2021, 17:56   #61  
Phantom
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Noch ein paar Gedanken zu Conan #3:

Im Gegensatz zu Euch gefällt mir das (Original-)Cover nicht so sehr. Dieser Gott im Hintergrund wirkt doch mit diesem Gesichtsausdruck überhaupt nicht bedrohlich. Eher wie ein alter Tattergreis. Dann gefällt mir auch nicht, dass da gelogen wird: im Heft hat der "grey god" nie eine Frau in der Hand, aber vor allem kämpft Conan nicht gegen diesen Gott. Am Cover steht aber "Conan vs. the grim grey god".

Schon klar, das ist Marketing, man will das Heft verkaufen. Trotzdem muss man den Leser nicht hinters Licht führen. Ich erinnere mich auch an manche "cliff hanger" bei den Flash-Gordon- oder Zorro-Serials, wo man am Ende sieht, wie der Held über eine Klippe stürzt, Cut, Fortsetzung folgt. Und zu Beginn der nächsten Episode sieht man etwas anderes, der Held stürzt gar nicht über die Klippe, sondern hält sich im letzten Moment irgendwo fest, was dem Ende der vorherigen Episode eindeutig widerspricht. Auch hier verstehe ich die Motivation, trotzdem fühlte ich mich immer verschaukelt. Man kann das auch geschickter lösen. Das gleiche gilt für Cover-Motive.

Die Story und graphische Darstellung im Heftinneren finde ich dagegen grandios, wenn man berücksichtigt, dass es sich um ein Mainstream-Marvel-Heft von 1970/71 handelt. Ich lese die Geschichte im Essential (schwarz-weiß), kann also nicht mit Condor vergleichen (meine Taschenbücher sind in irgendeinem Karton weggepackt; kann man die heute überhaupt noch öffnen, ohne dass sie sich in Einzelteile auflösen?).

Mir gefallen die vielen kleinen und/oder schmalen Panels, die Smith verwendet; er benutzt ungewöhnliche Perspektiven, mal von schräg unten, im nächsten Panel von weit oben; viele Panel sind auch ohne Worte, wirken wie eingefroren, etwa die einzelnen Bilder, bevor die Tragödie der Schlacht losbricht (und dazu der Text "... this is the day the ravens drink blood"; wenn das nicht Gänsehaut macht). Dazu noch zwei Männer-Frauen Beziehungen, ein Verrat, Könige, die alle ins Unglück stürzen und sich gegenseitig töten, alles fast wie in einer Shakespeare-Tragödie.

Conan tötet auch wieder (seinen früheren Peiniger und auch den Verräter, auch wenn man das wie immer nicht explizit sehen darf), ist aber eigentlich nicht wirklich Handelnder, sondern eher Beobachter. Trotzdem: das Heft hat mir gut gefallen.

Noch ein Zitat (Seite 8): "Back to your knitting, woman". It's a man's world!

Geändert von Phantom (25.07.2021 um 18:04 Uhr)
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