Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 15.06.2010, 22:33   #178  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.318
Blog-Einträge: 3
Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Meine indisch-angelsächsische Beute habe ich nach drei Tagen durchgelesen.
Die beiden Serien, Devi und the snake woman tragen den Namen des indischen Schauspielers und Regisseurs Shekhar Kapur; die erste lief unter dem Imprint Shakti (indisch für Energie und gleichbedeutend mit weiblich), während die zweite Serie unter dem Imprint director's cut lief. the snake woman ist praktisch die Bronze Age-Version von Devi, zugleich ist die zweite Serie weniger indisch und stärker amerikanisch.

(Anti-)Heldin ist Jessica Peterson, eine Kunststudentin in Los Angeles mit Asperger-Syndrom (leichtem Autismus), die sich mit ihrer Freundin aus Sandkastentagen, der koreanischstämmigen Jin, ein Apartement teilt. Zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts jobbt Jess in der Kneipe Bad Karma (Holzhammer!); und zu Beginn der Serie zieht in die Nebenwohnung ein junger Mann namens Raj ein. Als Jess auf ihrem Nachhauseweg fast vergewaltigt wird, wehrt sie sich instinktiv und tötet ihren Angreifer. Sie ist verwirrt, weil sie sich nach ihrem Blutrausch wohl fühlt und weiter töten will ...
Gegen ihren Willen erkennt sie nach und nach, daß sie die Wiedergeburt einer weiblichen Naga ist, einer Schlangengöttin, die 1769 (in einer anderen Ausgabe 1767) einen indischen Tempel bewacht hat. 1765 hatte sich eine Truppe von Söldnern der East India Company zusammengefunden, um in der Kolonie reich zu werden: Sie rauben, morden, plündern und brandschatzen, wobei der eine oder andere umkommt. 1767/69 entdecken die restlichen 68 in einem Dschungeltempel Reichtümer, die sie an sich reißen, indem sie unter Tieren und Menschen ein Massaker anrichten. Als sie die weibliche Schlange erschlagen, wird diese in einem Baby wiedergeboren. Von da an beginnt ein Kreis der Wiedergeburten: Innerhalb eines Lebens muß die Snake Woman das Massaker gerächt und alle 68 wiedergeborenen Plünderer getötet haben, sonst fängt der Kreislauf wieder von vorne an.

Auch graphisch hat die Serie durch einen hohen Schwarzanteil, gedeckte Farben und einen urbanen Hintergrund starke Ähnlichkeit mit Alan Moores Miracleman/Marvelman-Zyklus. the snake woman ist deshalb erzählerisch wesentlich schwächer als Devi, obwohl der lineare Erzählfluß durch Rückblenden in Stilbrüchen und Perspektivwechsel aufgebrochen wird. Handwerklich ist die Serie in Ordnung, ihr fehlt aber das entscheidende Quäntchen des Einzigartigen.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten