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Alt 04.03.2018, 12:40   #3959  
Peter L. Opmann
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Dies ist nun meine letzte FV-Besprechung - ich gehe dann zu "Die Spinne" über (siehe "Spider-Man revisited"). Vorher will ich aber noch ein Gesamtfazit der 100 FV-Ausgaben ziehen. Das kommt dann in den nächsten Tagen.

FV # 100: Mich hat damals irritiert, daß die Marvels plötzlich auch Glanzpapier hatten. Dies war die erste Ausgabe der „Fantastischen Vier“ mit dem neuen, besseren (?) Papier. Daß die Williams-Comics bis dahin nicht wie „Micky Maus“, „Silberpfeil“ oder „Tom Berry“ aussahen, hat mir gefallen. Das grauere, brüchigere, aber auch griffigere Papier der Marvels trug zu einer alternativen Anmutung bei – vielleicht habe ich damals schon gedacht: Ich lese etwas anderes als was alle lesen. Wenn ich mich recht erinnere, hatten die ersten „Rächer“-Ausgaben dieser Produktion innen noch das alte Papier; das mußte wohl erst aufgebraucht werden. Die Williams-Redaktion hatte schon recht: Das matte Papier war drucktechnisch jedenfalls dem der Original-Marvels bei weitem überlegen.

Wir erleben nun das Finale der seltsamen Aquarius-Magneto-Allianz gegen die FV. Leider fällt das etwas enttäuschend aus, die Macher hatten sich eigentlich eine ziemlich verzwickte Kampfkonstellation ausgedacht: Magneto verbündet sich mit Aquarius, verfolgt aber hinter dessen Rücken seine eigenen Aggressions-Pläne. Aquarius schlägt sich auf die Seite der FV. Magneto bekommt aber sowohl Sue Richards als auch Namors Gefährtin Dame Dorma in seine Gewalt und kann die Bedingungen diktieren. Nun schlägt Reed vor, Aquarius soll sich zum Schein wieder mit Magneto zusammentun. Das ist etwas unglaubwürdig, denn Magneto müßte wissen, daß er mit der Bedrohung Dormas sich auch ihn zum Feind gemacht hat.

Es spielt aber gar keine Rolle, denn Reed konstruiert unbemerkt eine Maschine (ein Kniff, den wir in der Vergangenheit schon öfter gesehen haben), mit der er Magneto unschädlich machen kann. Sie arbeitet nach seinen Worten wie ein Spiegel, der die Magnetkräfte „reflektiert“ und Magneto in einen Energiekegel einschließt, bis er von der US-Armee abgeholt werden kann. Lassen wir mal außer acht, daß magnetische Wellen nicht so einfach umgelenkt werden können. Dies ist der Kern der Geschichte und alles darum herum nur Beiwerk. Schön dargestellt ist lediglich, wie Magneto mit Namors Truppen nach New York kommt und die Stadt einnimmt, was US-Präsident Nixon zur Weißglut bringt. Da Magneto aber mit seinen Magnetkräften alle US-Streitkräfte lahmlegen kann, bleibt dem Staatsoberhaupt (damals noch nicht durch die Watergate-Affäre belastet) gar nichts anderes übrig, als Reed weiter freie Hand für Gegenmaßnahmen zu lassen.

Nebenbei sehen wir einen Fluchtversuch von Sue (den Magneto abwehrt), eine Begegnung von Ding mit Atlantis-Truppen, bei der er mit einer Betäubungswaffe flachgelegt wird, und eine Luftschlacht der Fackel gegen ein Atlantis-Fluggerät, in der er die Oberhand behält. Das alles hat aber für den Verlauf der Story keine Bedeutung – liefert nur ein wenig Action, bevor Reed mit seiner Magnetumkehr-Maschine anrückt. Die Schlußseite trägt überdeutlich die Handschrift von Stan Lee; Reed philosophiert ausführlich über den Nachholbedarf der Menschen an Toleranz (er spricht sogar wörtlich von „Brüderlichkeit“). Die Sprüche von Ding lassen hier dagegen an Witzigkeit etwas zu wünschen übrig. Mich würde interessieren, ob John Romita ähnlich wie Jack Kirby die Story teilweise selbst entwickelt hat und Stan Lee nur die groben Linien vorgab und anschließend die Dialoge schrieb. Da kann man freilich nur mutmaßen.

Romita zeichnet erneut stark an Kirby orientiert. Wenn man genau hinsieht, kann man aber schon sehen, daß dies kein Kirby-Artwork ist. Die strenge Panelaufteilung hält Romita auch nicht ein. Die Zeichnungen gefallen mir auf jeden Fall deutlich besser als die Story, die im Grunde eine Mogelpackung ist.
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