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Alt 02.08.2015, 15:39   #7  
Servalan
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Standard 55 Degrees North (anderer Titel: The Night Detective)

Großbritannien 2004+2005, BBC1, 2 Steffeln, 14 Episoden x 60 min
Creator und Drehbuch: Timothy Prager
https://en.wikipedia.org/wiki/55_Degrees_North
http://www.imdb.com/title/tt0397756/
http://www.bbc.co.uk/programmes/p00tj5v6/episodes/guide
http://www.fernsehserien.de/55-degre...taffel-2/10107
http://www.wunschliste.de/serie/55-degrees-north

Als Christopher Ecclestone seine Rolle als Revierleiter in Cracker / Für alle Fälle Fitz bekam, hätte er fast die Krise bekommen, weil er meinte, es gäbe schon genug Krimiserien im britischen Fernsehen. Zu seinem Leidwesen ist die Beliebtheit jedoch ungebrochen. Das liegt wahrscheinlich daran, daß jede Serie ihre eigene Note, ihren eigenen Tonfall besitzt.

"55 Grad Nord" bezieht sich auf die Position, von der aus ermittelt wird: Gemeint ist hiermit Newcastle upon Tyne, eine windgepeitschte Metropole im Nordosten Englands (Tyne and Wear county).
Der Londoner Detective Sergeant Nicky Cole (gespielt von Don Gilet) wird dorthin strafversetzt, weil er als Whistleblower einen Fall von Korruption aufgedeckt und das Nest seiner Kollegen beschmutzt hat. Weil er kein Weißer ist und einen großen Schlitten fährt, wird er in der ersten Szene von zwei weißen Polizisten angehalten, die ihn schikanieren wollen. Cole (der Name spricht für sich) läßt alles an sich abprallen und läßt seine Kollegen ins Leere laufen, ohne sich als Cop erkennen zu geben.
Sein Vorgesetzter bestraft ihn für sein unbotmäßiges Verhalten in London, indem er Cole auf unbestimmte Zeit zur Nachtstreife verdonnert. Seine schwierigen Familienverhältnisse erleichtern ihm nicht gerade den Job: Coles Schwester hängt in London an der Nadel, deshalb hat er ihren Sohn Matty (Jaeden Burke) unter seine Fittiche genommen. Coles eigener Onkel Eroll Hill (George Harris), ein Immigrant der ersten Generation aus Trinidad und Tobago vervollständigt die Männerwirtschaft.
Bei seinen Fällen kommt er regelmäßig mit der Staatsanwaltschaft (Crown Protection Service - CPS) zusammen, wo er des öfteren der Anwältin Claire Maxwell (Dervla Kirwan) begegnet, mit der nach einigen Kabbeleien anbandelt.

Die erste Staffel (6 Episoden) ist wirklich ein Knaller. Schon in der ersten Episode gibt es eine längere Verfolgungsjagd zu Fuß durch ein dreidimensionales Labyrinth von Treppen, Brücken, Tunneln, Hinterhöfen und Nebenwegen. Vom Stil sind das toughe actionreiche Dramen, die hierzulande wohl ein FSK 16 bekommen würden. Die Kameraführung ist exzellent, das Noir gewagt.
Dagegen bricht die zweite Halbstaffel (4 Episoden) regelrecht ein. Krampfhaft wird die Serie auf ein familiengerechtes Format zurechtgestutzt (FSK 12). Teilweise wird eine peinliche Padagogik bemüht, und sozialkritische Gardinenpredigten verderben den Genuß. Mehr Holzhammer als Zeigefinger.
Der Rest der 2. Staffel (4 Episoden) scheint wieder an die ersten Staffeln anknüpfen zu wollen. Aber der Pep ist raus. Handwerklich sind die Episoden in Ordnung, und der oberlehrerhafte Duktus gehört der Vergangenheit an. Verglichen mit anderen britischen Serie wird das obere Mittelfeld erreicht.

Gesamtnote: Staffel 1: 10.0/10.0 , Staffel 2.1: 6.0/10.0 , Staffel 2.2: 8.0/10.0

Geändert von Servalan (12.08.2015 um 10:16 Uhr)
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