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Alt 13.06.2012, 00:03   #49  
zwergpinguin
Moderator Tessloff Verlag
 
Benutzerbild von zwergpinguin
 
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Standard Grandville

Als ich das Titelbild sah, dachte ich; o weh schwarz/weiß und hölzerne Bilder. Aber kaum aufgeschlagen musste ich alles revidieren. Die farbigen Bilder von Bryan Talbot nahmen mich sofort mit auf eine abenteuerliche Reise in eine Parallelwelt in der Napoleon bei Waterloo gewonnen hat und England nach langem Freiheitskampf als Sozialistische Republik Britannia mit Frankreich über eine riesige Kanalbrücke verbunden ist. Und Englisch wird nur noch auf dem Land gesprochen.

Leigh-Otter ein britischer Diplomat wird tot aufgefunden. Auf den ersten Blick Selbstmord, in Wirklichkeit Mord, wie Detective Inspector LeBrock von Scotland Yard (Anspielung auf Master Brock= Meister Grimbart dem Dachs in der Fabel) in bester Sherlock Holmes Manier beweist. Zusammen mit seinem Assistenten Detective Sergeant Roderick Ratzi sucht er die Mörder, eine Imperiale Killertruppe, in Grandville der größten Stadt der Welt. Wer aufpasst Dem begegnen unterwegs verschieden Figuren aus der Comicwelt; in England z.B. Rupert Bear, im Hotel Becassine und ein bekannter Page. Hier werden die Menschen Teignasen genannt und sind ein Stamm von haarlosen Schimpansen. Auch das Interieur ist sehenswert. So z.B. J.L. Davids adaptiertes Gemälde: "Napoleon überquert die Alpen am Großen St. Bernard" und die Poster vom Folies Bergère. Hier „Verrückten Schäferin“ genannt wo die großen Sarah Blaireau auftritt.
Einer der Zeugen die er sucht ist ein Terrier namens Milou, der im Opiumrausch von Mondlandungen, Goldenen Krabben und Kapitän Havoc träumt.
Auf seiner Jagd nach den Hintergründen des Mordes greift Bryan Talbot die Verschwörungstheorien des 11. September auf. In Paris wurde der Robida Tower von angeblichen Anarchisten durch ein Sprengstoffbeladenes Luftschiff zerstört. Worauf ein gewisser Jean-Marie Lapin die nächsten Wahlen gewann.
Und das Finale ist ein furioses „Feuerwerk“, das jedem Actionfilm das Wasser reichen kann.
Dieses Steampunk-Epos erster Sahne ist eine Hommage an J.J. Grandville, den französischen Altmeister der anthropomorphen Karikatur, dem SF-Illustrator Albert Robida, Sir Arthur Conan Doyle und Quentin Tarantino.
Wie sagte Bryan Talbot über die Welt von Grandville "like Jules Verne and Sherlock Holmes directed by Quentin Tarantino—with animals!"

Von Grandville erschien im Dezember 2010 Band 2: Mon Amour und Band 3: Bete Noire ist kurz vor dem Druck.
http://www.bryan-talbot.com

Bryan Talbot, am 24. Feb. 1952 in Wigan, Lancashire, geboren, begann seine Comic-Karriere in der Britischen Underground-Szene der 1970er Jahre, z.B. in der Trilogie „Chester P. Hackenbush“, „The Adventures of Luther Arkwright“ u.a.. Später arbeitete er an US-Serien wie Hellblazer, Sandman, Batman, Judge Dredd mit. Eigene Werke sind Alice in Sunderland undHeart of Empire.
In Deutschland erschienen u.a. Sandman bei Speed, Feest und Panini; Die Geschichte von einer bösen Ratte bei comicplus.

Grandville 1
http://www.schreiberundleser.de
Zeichnung & Szenario: Bryan Talbot
€ 24,80 | gebunden | Farbe | 104 Seiten
ISBN: 978-3-941239-87-6
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