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Alt 14.02.2023, 22:01   #28  
Servalan
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Thomas von Steinaecker: Geister. Roman (Frankfurter Verlagsanstalt 2008, btb 2010, S. Fischer Verlage Fischer Taschenbuch 2016)
  • enthält Comics von Daniela Kohl
    ausgezeichnet mit dem Kunstförderpreis der Stadt Augsburg 2011
Zitat:
Im letzten Kapitel scheint Jürgens Begehren nach der Schwester auf überraschende Weise gestillt zu werden – von einer Berliner Comiczeichnerin namens Cordula, die eines Tages mit ihm Kontakt aufnimmt. Cordula identifiziert sich mit Ulrike; hat nach ihrem Vorbild eine fiktive Figur erfunden und lässt diese Figur alles erleben, was sie selbst erlebt. Die Comics haben längst eine große Fangemeinde im Internet, als Jürgen sie erstmals zu Gesicht bekommt. Für ihn ist die Begegnung mit Ute – wie die Figur heißt – und der Zeichnerin wie eine Erlösung: Die Comic-Welt bietet ihm eine Art Seelen-Speisung, ermöglicht es ihm, ein Stück Jugend nachzuholen. Aus Jürgen wird der „Comic-Jürgen“: Wie die Fans wartet er sehnssüchtig auf die nächste Folge über „Jürgenmans“ Beziehung mit Ute – während ihm sein reales Leben endgültig entgleitet. Doch was heißt hier schon real, wo Leben und Fantasie nach Art eines Möbiusbandes vereint sind.
Den Comic-Part an Steinaeckers Roman hat auch diesmal die Münchner Grafikerin Daniela Kohl beigesteuert: Bildergeschichten, die an den Minimalismus des Amerikaners Chris Ware erinnern, eingebettet in die ganz aus personaler Sicht erzählte, sich sprachlich eng an das Bewusstsein des Protagonisten anschmiegende Geschichte. Die Wirkung dieses Text-Bild-Hybridwerkes ist verblüffend: eine Emotionalisierung, wie man sie lange nicht mehr erlebt hat.
(Oliver Pfohlmann für literaturkritik.de 2009)
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