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Alt 20.07.2016, 18:13   #3391  
Peter L. Opmann
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Man hätte das schon in der Marvel Database oder beim Coverbrowser sehen können, aber mir ist jetzt erst aufgefallen, daß das Originalcover etwas anders aussieht als das von Williams. Ich bin nicht sicher, ob es nicht doch richtig war, das Hintergrundfoto wegzulassen, denn der Kontrast von Schwarz-weiß-Raster und Farbzeichnung kommt nur bei gutem Druck zur Geltung, und Williams hatte nun keinen Glanzumschlag mehr – im Gegenteil, es gab vorübergehend dieses ziemlich graue Papier.

Die Story selbst krankt in meinen Augen daran, daß die Linie der Palastrebellion bei Submariner und die des Eingreifens der Fantastischen Vier nicht richtig zusammengeführt werden. Die FV bleiben zu sehr Randfiguren. Man kann wohl nachvollziehen, daß Dame Dorma aus Angst vor dem Usurpator Attuma (klingt wohl nicht zufällig wie Attila) Hilfe zu holen versucht, aber das Duell Namors mit Attuma wäre wohl nicht anders ausgegangen, wenn die FV nicht dabei gewesen wären. Das Eifersuchtsmotiv – wen liebt Sue Storm nun wirklich? – wird hier auch ziemlich klein gespielt. Letztlich ist das keine FV-Story, sondern eine Submariner-Story.

Andererseits wird das große Drama in Atlantis auch nicht richtig ausgebreitet, weil die Serie eben nicht „Submariner“, sondern „Fantastische Vier“ heißt. Man kann die Motive und Hintergründe des Verrats von Dorma nur andeutungsweise nachvollziehen. Dadurch fragt man sich am Ende wie Michi Diers: Warum vergibt Namor ihr so schnell? Die Antwort lautet vermutlich schlicht und einfach: Weil die 20 Seiten fast voll sind. Und warum Attuma putscht, wird auch nicht näher beleuchtet (wahrscheinlich deshalb, weil er so abgrundtief böse und abgefeimt ist, aber einen reflektierenden Leser stellt das nicht zufrieden). Das Drama von Attumas Rebellion gegen Aquarius haben dann Roy Thomas und John Buscema in den ersten „Submariner“-Ausgaben weit besser inszeniert (auch in „Tales to Astonish“ # 88 und 89 kommt das schon einmal vor).

Stan Lee sucht also offenbar immer noch nach dem richtigen Konzept für seine Erfolgsserie – wenn auch ihm bereits ein paar durchaus beachtliche Ausgaben gelungen sind. Grafisch bleibt die Serie auf hohem Niveau. Chic Stone setzt die Dramatik in Jack Kirbys Bleistiftzeichnungen eindrucksvoll um; die Seiten waren für mich sehr angenehm zu betrachten. Die Häschenohren am Helm von Attuma sind eher ein Fehlgriff, stören aber auch nicht extrem. Allerdings finde ich den Namor auf dem Cover, der in dieser Pose später ungezählte Male nachgedruckt wurde, recht steif. Der Kopf sitzt nicht richtig auf den Schultern, das linke Bein ist unglücklich verkürzt, und die Handhaltung ist auch nicht sehr originell. Vielleicht könnte man sagen: Superhelden in fantasievollen Kostümen kriegt Kirby besser hin als weitgehend nackte Heldenleiber.
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